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Das Buch Wir sind nicht nur von dieser Welt von Hoimar von Ditfurth 1921 1989 aus dem Jahr 1981 geht der Frage nach wie die Evolutionstheorie mit religiosen Auffassungen vereinbart werden konne Inhaltsverzeichnis 1 Definitionen 2 Die Misere 3 Evolution als Schopfungsakt 3 1 Das Bose in der Schopfung 3 2 Der Gang der Schopfung 3 3 Die Schonheit in der Schopfung 3 4 Der kosmische Rahmen der Schopfung 4 Das Jenseits zeitlose Ewigkeit 5 Zitate 6 Anmerkungen 7 Literatur 8 WeblinksDefinitionen BearbeitenUnter Evolution Entwicklung versteht Ditfurth nicht nur die biologische Entstehung und Entwicklung der Arten Pflanzen Tiere Mensch nach Charles Darwin sondern auch die geologische Evolution Planeten die chemische Evolution Aminosauren und die kosmische Evolution Sterne Galaxien Zentrale Botschaft der meisten Religionen ist der Glaube an ein Jenseits Die Misere BearbeitenDitfurth ist nicht der Auffassung dass die Bibel falschliege mit ihrer These der Existenz eines Jenseits Uberindividuelles Wissen wie es Religion sei beruhe auf einer Ursache einem Wissen 1 im Fall der Religion auf dem Jenseits das uber die Alltagserfahrung des Menschen hinausreiche Nur fur den heutigen Menschen mit seinen naturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erkenntnissen seien die mythologischen Bilder zwangslaufig mittelalterlich mit denen die Bibel arbeite unannehmbar geworden und mutierten zusehends zu Aberglauben 2 Jesus Christus 4 v Chr bis 30 n Chr sei niemals konkret uber Wasser gelaufen und seine Himmelfahrt sei niemals eine fahrstuhlartige Bewegung im dreidimensionalen Raum gewesen Die Menschen im Mittelalter seien sich der mythologischen Deutung der Bilder bewusst gewesen die heutigen Menschen hielten die Bilder falschlich fur bare Munze Schlimmer noch als Aberglaube sei das Gebot der Bibel an den Menschen fruchtbar zu sein sich zu vermehren und sich die Erde Untertan zu machen Dies werde im Zeitalter der Uberbevolkerung und des Raubbaus an der Natur zu todlichem Unsinn Evolution als Schopfungsakt BearbeitenDitfurth stellt wegen dieser angenommenen Unvereinbarkeit mittelalterliches Weltbild als Trager biblischer Texte vs heutiges naturwissenschaftlich gepragtes Weltbild folgenden Zusammenhang zwischen Religion und Naturwissenschaften auf Die Evolution sei der Augenblick der Schopfung Mit diesem Zusammenhang werde das Problem vermieden der Herauserklarbarkeit Gottes aus dieser Welt dem Diesseits Da wo die Welt naturlich nach Naturgesetzen funktioniere brauche es keinen Gott Wenn aber die Welt erst noch im Entstehen sich befinde Schopfung in nacendo ist Gott auch heute noch am Wirken eine heutige Gottesferne Gott schuf die Welt und seitdem funktioniert sie allein aufgrund der Naturgesetze liege also nicht vor Das Bose in der Schopfung Bearbeiten Wenn die Evolution identisch sei mit der Schopfung ist auch erklarbar geworden warum es in der Schopfung Gottes dem Diesseits das Bose den Teufel in Form von Kriegen Hunger Ignoranz gebe 3 Das Diesseits sei eben noch nicht fertig es entwickele sich noch also seien Fehler nicht nur denkbar sondern naturlich denn sonst sei das Diesseits schon perfekt geworden schon geschaffen und die Menschen wurden sich tatsachlich im Paradies im Jenseits befinden Der Gang der Schopfung Bearbeiten Wenn diese Welt also noch im Erschaffungsprozess sei wenn der Gang der Schopfung nicht vorhersehbar sei und auch nicht nur 4 nach deterministischen Gesetzen Laplacescher Damon ablaufe dann gebe es die Moglichkeit einer freien moralischen Entscheidung Verantwortung entweder gut oder schlecht zu sein Beides sei moglich Aber die manchmal bei Glaubigen anzutreffende Einstellung seine Hoffnungen ganz auf das Jenseits zu setzen und im Hier und Jetzt dem Diesseits mehr oder weniger nichts zu tun da es ja eh nutzlos sei oder Gottes Wille beruhe auf der falschen Annahme einer vermeintlichen Gottesferne Dieses Missverstandnis verleitet zu einer Strategie der Uberwindung dieser Welt zur Abkehr von ihr und hat damit die Gefahr eines sozialen und humanitaren Versagens der christlichen Kirche herbeigefuhrt und Weltflucht zur christlichen Parole werden lassen Die Schonheit in der Schopfung Bearbeiten Das Jenseits zeige sich dem Menschen nach Ditfurths Auffassung in Form der biblischen Texte und des Auftretens von Jesus Christus Mohammed 570 632 und Buddha 563 v Chr bis 483 v Chr Ein weiteres Indiz fur die Existenz des Jenseits sieht Ditfurth in der Musik Besinnliche Musik Teil der geistigen Welt sei schwer in Worte zu fassen und trotzdem irgendwie schon Und das erwarte man doch eigentlich vom Jenseits vom Paradies dass es paradiesisch schon sei und nicht bose oder problembelastet durch muhselige moralische Entscheidungen so wie das Diesseits wahrnehmbar sei Mehr als Indizien fur die Existenz eines Jenseits werde es allerdings nie geben Die Scholastik des Mittelalters habe gezeigt dass es einen Gottesbeweis nicht gebe nicht geben konne Dietrich Bonhoeffer 1906 1945 Ein Gott der ist ist nicht Denn ein Gott der sich mit innerweltlicher Logik dingfest machen lasse ware daher eben auch ein Ding in dieser Welt Der kosmische Rahmen der Schopfung Bearbeiten Die Evolution die bei Ditfurth als Schopfungsakt zu verstehen ist spielt sich nicht nur auf dem Planeten Erde ab Durch das von Naturwissenschaftlern angenommene anthropische Prinzip ist davon auszugehen dass im gesamten Kosmos Evolution stattfindet Unter dem anthropischen Prinzip 5 versteht man die feine Abstimmung samtlicher Naturkonstanten und gesetze so aufeinander dass eben eine Evolution uberhaupt stattfinden kann und nicht z B die Entwicklung schon Minuten nach dem Urknall aufhorte z B weil zu viel Wasserstoff zu Helium verschmolz und damit schon so eine Erscheinung wie die Sonne unmoglich geworden ware Nach der Drake Gleichung kann man abschatzen dass es etwa eine Milliarde Zivilisationen im Kosmos gibt unter nicht zu pessimistischen Annahmen Die Menschheit sei so sagt Ditfurth eine unter diesen Milliarden Zivilisationen Es bleibe aber fur den Schopfungsakt gleichgultig falls wir aus diesem Entwicklungsprozess ausscheiden sollten der Schopfungsakt bleibt gleich gultig Denn im kosmischen Rahmen so meint Ditfurth sei die Menschheit unbedeutend Zwei Grunde sieht Ditfurth fur ein Ausscheiden der Menschheit aus dem Schopfungsakt Der okologische Zusammenbruch der Biosphare der Erde seit den 1970er Jahren erkennbar Waldsterben und die Gefahr eines nuklearen Weltkriegs apokalyptischen Ausmasses Ditfurth sieht eine existenzielle Notwendigkeit fur ein Jenseits in der Realitat einer unausdenkbar grossen Zahl anderer Bewusstseinsformen Intelligenzen Existenzen im Kosmos Die Hoffnung auf eine endzeitliche Verwirklichung der Wahrheit in der Welt dem Jenseits aber kann sich auf die menschliche Existenz allein gewiss nicht stutzen Bis zum Ende aller Tage in ca 60 Milliarden Jahren wird die menschliche Linie der Evolution den Stempel ihrer besonderen individuellen Geschichte tragen Aber konnten sie alle zusammengenommen die ausserirdischen Bewusstseinsformen sich nicht am Ende der Zeit als gross genug erweisen die Evolution mit einem Akt der Erkenntnis abzuschliessen der die Wahrheit 6 des ganzen Kosmos begreift Das Jenseits zeitlose Ewigkeit BearbeitenAus der Perspektive des Jenseits sub aspectu aeternitatis gebe es nach Ditfurth keine zeitliche Entwicklung Evolution mehr Das Perfekte die Wahrheit konne nicht noch perfekter werden Alles alles in allem 1 Kor 15 28 sei zeitlos schon Mit anderen Worten Die Zeit spiele im Jenseits keine Rolle mehr Die Evolution habe mit dem Urknall begonnen und das sei jetzt ca 10 Mrd Jahre her Aus der Perspektive des Jenseits sei das nur ein Augenblick Deswegen heisst es bei Ditfurth auch der Augenblick der Schopfung Von diesem in Zeitlosigkeit existierenden Jenseits aus waren die in unserer Welt zeitlich aufeinanderfolgenden Ereignisse nicht notwendig auf irgendeine Weise voneinander getrennt die Entwicklungsgeschichte der unbelebten und belebten Natur ist die Form in der wir von innen die Schopfung miterleben die von aussen aus transzendentaler Perspektive in Wahrheit also der Akt eines Augenblicks ist Zitate BearbeitenNaturwissenschaft ist die Fortsetzung der Philosophie mit anderen Mitteln Das Ratsel ist nicht wie die Schopfung ablauft sondern warum sie stattfindet Anmerkungen Bearbeiten Psychische Funktionen Intelligenz Phantasie Lernfahigkeit die der Mensch anthropomorph an sein eigenes Gehirn gebunden sieht existieren im Gegenteil seit Anbeginn der Evolution in Form des geistigen Prinzips Auch hier sieht die Realitat wieder ganz anders aus als unsere von unserer Selbsterfahrung abgeleiteten Denkgewohnheiten uns glauben machen Dass das in kulturellen und religiosen Verhaltensweisen steckende Wissen intelligenter sein kann als die in individuellen Gehirnen gespeicherte Erfahrungssumme lehrt die moderne Kulturphilosophie F A von Hayek 1899 1992 hat in einem beachtenswerten Beitrag Die drei Quellen der menschlichen Werte 1979 darauf hingewiesen dass das von uns als Kultur bezeichnete System von Verhaltensregeln ursprunglich wahrscheinlich viel mehr Intelligenz als das Denken des Menschen uber seine Umwelt enthalten habe Unser Gehirn sei zwar befahigt Kultur aufzunehmen aber nicht dazu Kultur zu entwerfen Nach Ansicht des namhaften Staatsphilosophen und Nobelpreistragers gibt es also im kulturellen Bereich ein Wissen ohne Gehirn Drogen und Alkoholabhangigkeit eine Renaissance aberglaubischer Haltungen und Praktiken in vielerlei Spielarten das vor allem unter Jugendlichen verbreitete Gefuhl der Sinnlosigkeit des Lebens die Verfuhrbarkeit durch auch noch das albernste Sektenprogramm wenn es nur die Findung eines Sinns verspricht das alles sind unubersehbare Entzugserscheinungen nach Religiositat religio Berucksichtigung Anlehnung an Aberglaube Glaube trotz besseren Wissens Seit den Tagen Hiobs muss jeder glaubige Mensch mit der Frage fertig werden wie die Unvollkommenheit der Welt mit der Allmacht Gottes in Einklang zu bringen ist Hans Jonas schreibt So aber hat das Denken Reden und erscheinende Leben dieses Einen Jesus Christus dem ganzen weiteren Ablauf eine Richtung gegeben die es ohne ihn Jesus nicht genommen hatte Das Gesetz besteht nur darin dass wenn ein Stein ins Wasser fallt von da sich Wellenkreise naturgesetzlich ausbreiten Ob wann und wo einer fallen wird daruber weiss das Natur Gesetz nichts Macht oder Ohnmacht der Subjektivitat S 138 139 Ditfurth bevorzugt wegen der strategischen Unabhangigkeit des anthropischen Prinzips vom Menschen den Ausdruck biotic principle Lebensprinzip Das Universum ist nicht zu dem Zweck entstanden den Menschen nach ca 13 Mrd Jahren hervorzubringen Ditfurth stellt die These auf dass der Geist manifestiert sich im Menschen in Form von Selbst Bewusstsein sich zusammen mit der Materie und den physikalischen Energiefeldern seit Beginn der Evolution Urknall vor ca zehn Milliarden Jahren entwickeln einer Evolution unterliegen Dabei ist der Geist als psychische Grosse kategorial verschieden von den raumlich materiellen Grossen Die Erkenntnistheorie insbesondere die evolutionare Erkenntnistheorie hat herausgefunden dass der menschliche Geist Bewusstsein Verstand die Welt an sich nur unvollkommen und unvollstandig erkennt Z B erscheint das Elektron dem menschlichen Geist je nach Betrachtung einmal als Welle ein anderes Mal als Teilchen Weiter gibt es Dinge die sich dem menschlichen Erkennen vollstandig entziehen z B Radiostrahlen oder die Tatsache der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit Wir entdecken Erscheinungen hinter denen Ursachen verborgen sind die ausserhalb der von unserem Erkenntnishorizont definierten Welt liegen mussen Ich glaube dass man die Existenz des Bewusstseins das Phanomen dass wir eines Teils dieser Welt und unserer selbst bewusst geworden sind als Folge der Tatsache anzusehen hat dass wir nicht mehr ausschliesslich dieser dreidimensionalen Welt unserer Alltagserfahrung angehoren Als Folge der Tatsache dass unser Geschlecht auf seiner sich uber erdgeschichtliche Epochen hinziehenden evolutiven Wanderung wieder einmal im Begriff ist den Bereich der ihm bislang gezogenen ontologischen das Sein betreffend Grenzen zu uberschreiten In den alten Texten kommt dieser Vorgang zum Ausdruck in der Vertreibung Adam und Evas aus dem Paradies Paradies hier zu verstehen als mythologische Umschreibung fur eine ontologische Ebene in der der Fruh Mensch geborgen war in seiner instinktgesteuerten Existenz die mit dem Auftreten des menschlichen Bewusstseins durchbrochen wurde Literatur BearbeitenHoimar von Ditfurth Im Anfang war der Wasserstoff 1972 Hoimar von Ditfurth Wir sind nicht nur von dieser Welt 1981 Hoimar von Ditfurth So lasst uns denn ein Apfelbaumchen pflanzen 1985 Weblinks BearbeitenHans Kung uber Hoimar von Ditfurth Wir sind nicht nur von dieser Welt Der Spiegel 42 1981 12 Oktober 1981 Naturwissenschaft und Religion Beispiel eines Gesprachs zwischen Naturwissenschaft und Religion Auszuge aus dem Buch Zentrale fur Unterrichtsmedien im Internet Grossere Textauszuge Memento vom 24 Marz 2013 im Internet Archive bei scribd com Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wir sind nicht nur von dieser Welt amp oldid 207597293