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Das Ding an sich ist ein Begriff der in der modernen Erkenntnistheorie wesentlich von Immanuel Kants dualistischer Philosophie gepragt ist wobei er in dessen Gesamtwerk in zahlreichen teils miteinander nicht vereinbaren Bedeutungen verwendet wird Vorwiegend gilt der Terminus aber als Oberbegriff fur sogenannte intelligible Gegenstande oder fur die denkmogliche Entitat einer intelligiblen Ursache die beide dadurch bestimmt sind keine Entsprechung in der reinen folglich auch nicht in der sinnlichen Anschauung Erfahrung zu haben Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Die kantischen Definitionen 3 Rezeption und Wirkungsgeschichte 3 1 Aenesidemus 3 2 Die Position Hegels und Fichtes 3 3 Schopenhauer 3 4 Neukantianismus 3 5 Philosophische Grundlagen der Quantenmechanik 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenIn der Folge der Einfuhrung der aristotelischen Kategorien wird in der Scholastik zwischen dem unterschieden was einer Sache als akzidentale Eigenschaft und was ihr an sich also als notwendige Eigenschaft zukommt wobei an sich dem griechischen kath auto aus sich selbst heraus und dem lateinischen per se entspricht So ist der Mensch an sich notwendigerweise korperlich der Korper aber nicht per se menschlich Dabei war der scholastische Diskurs noch weithin von dem sogenannten Universalienstreit um den Nominalismus gepragt letzterer betrachtete die allgemeinen Begriffe allein als im Namen Wort befindlich also als Gedankendinge etwa die Menschheit die so wenig existiere wie die Pferdheit Die annahernd kantische Bedeutung des Dinges an sich findet sich dagegen erstmals bei Descartes der zwischen der Erscheinung von Dingen in der Einheit von Geist und Verstand und ausseren Korpern an sich unterscheidet von denen er aber anmerkt sie konnten sich der Erkenntnis gegebenenfalls erschliessen Es genugt wenn wir beachten dass die sinnlichen Wahrnehmungen nur jener Verbindung des menschlichen Korpers mit der Seele zukommen und uns in der Regel sagen wiefern aussere Korper derselben nutzen oder schaden konnen aber nur bisweilen und zufallig uns daruber belehren was sie an sich selbst sind Phil Pr II 3 Daraufhin wurde das Ding an sich eine weit verbreitete Konzeption der franzosischen Philosophie von D Alembert Element de Phil 19 Condillac Logique 5 Bonnet Essay analytique 242 und Maupertuis Lettres IV verwendet wobei Schopenhauer die Darlegungen des letzteren zu der Annahme verleiteten Kant habe den Gedanken von Maupertuis ubernommen WWuV II Doch von Frankreich aus fand das neue philosophische Modewort den Weg auch bald in die deutschsprachigen Lehrbucher der Metaphysik so dass es schon zu Kants Studienzeiten auch in Konigsberg ein Gemeinplatz der Philosophie war 1 Die kantischen Definitionen BearbeitenWie auch bei anderen Begriffen die Kant ubernimmt und neu definiert ist die Bedeutung des Dinges an sich keineswegs einheitlich Durch den Wandel des kantischen Gedankens von der vorkritischen zur kritischen Periode wird die Begriffsverwirrung in der Rezeption selbst in Fachlexika z B Eisler noch verstarkt so dass als eine chronologische Grenze der Definition zunachst die Kritik der reinen Vernunft genannt werden muss da Kant in der Dissertation von 1770 Mund sens davon uberzeugt war dass die Verstandesbegriffe die Dinge so geben wie sie sind ebd 4 was in der Transzendentalen Deduktion des kritischen Hauptwerkes methodisch zuruckgewiesen wird Ist der Begriff dort aber noch im Wesentlichen als problematisch bewertet so erhalt er im Verlauf der Formulierung der praktischen Vernunft einen zunehmend affirmativen Charakter was sich auch in Kants Verteidigung gegen den Vorwurf des Idealismus in den Prolegomena niederschlagt Im kantischen Gesamtwerk in dem die Formulierung uber hundert Mal verwendet wird lassen sich wenigstens die folgenden Konnotationen erkennen deren genaue Bestimmung dadurch weiter erschwert wird dass diese Unterbegriffe zunachst voneinander abgegrenzt dann aber gelegentlich als synonyme Zusatze etwa in Klammern teils auch ohne Bezug auf das Lemma wieder gleichgesetzt werden reines Gedankending Verstandeswesen Noumenon Gegenstand der bleibt wenn man von allen subjektiven Bedingungen der Anschauung und den Gesetzen des Erkennens absieht gedachter Gegenstand ohne raumliche Ausdehnung jenseits der Zeit und der Kausalitat KrV A 30 B 42 B 164 B 306 Gegenstande der Sinnenwelt in ihrer Beschaffenheit an sich selbst jenseits der Art wie wir sie anschauen andere Beziehung auf das Objekt KrV B 306 Convolut VII unbekannter Gegenstand hinter den Erscheinungen auch transzendentaler Gegenstand KrV A 191 B 236 Transzendentales Objekt auch Transzendentaler Gegenstand Correlatum der Einheit der Apperzeption KrV A 250 Erfahrungseinheit KrV A 108 causa sui die intelligible Ursache die Ursache aus Freiheit im Gegensatz zur Kausalitat als dem bestimmenden Merkmal der Dinge an sich in diesem Kontext auch Sachen an sich selbst Prolegomena 53 GMS BA 107 KrV B XXXI B XXXVII f A 418 A 538 541 B 566 569 allein durch die Kategorie gedachte Substanz AA IV KrV S 217 als Ausnahme realer Gegenstand in der Uberzeugung empirischer Lehren d i eines positivistischen unangezweifelten Daseins der Dinge KrV B 164 A 130 Die Bestimmungen und damit die Bedeutungen innerhalb des kritischen Gedankens sind teils erganzend teils unterscheiden sie sich aber auch ganz erheblich so sind die Noumena der ersten Bedeutung bestimmbar das transzendentale Objekt dagegen nicht Dem Letzteren kann also kein Pradikat zugewiesen werden den Noumena schon Diese stellen einen Grenzbegriff der Moglichkeit des sinnlichen Erkennens dar wahrend aber die causa sui aus einem Vernunftschluss entsteht und den Regress in der Kette der Ursachen betrifft Somit kann nur im jeweiligen Kontext entschieden werden um welche der Bedeutungen es sich handelt wobei die Exegese nicht in jedem Fall zu unstreitigen Resultaten fuhrt Wird der Terminus Ding an sich als ein von Kant de facto wenn auch nicht explizit so behandelter Oberbegriff betrachtet so ist das gemeinsame Merkmal dictum de omni et nullo der gelisteten Unterbegriffe bis auf die Ausnahme 5 aber als die Unmoglichkeit der reinen darum auch der empirischen Anschauung des Gegenstandes zu erkennen Dabei ist die Bedeutung 5 von Kant naturgemass nicht gesetzt sondern wird als apagogischer Beweis zu didaktischen Zwecken verwendet d i ware es ein Ding an sich so musste argumentum also kann es kein solches sein Bezeichnend fur die kantische Erkenntnistheorie ist folgendes Zitat aus der Kritik der reinen Vernunft Wenn wir aber auch von Dingen an sich selbst etwas durch den reinen Verstand synthetisch sagen konnten welches gleichwohl unmoglich ist so wurde dieses doch gar nicht auf Erscheinungen welche nicht Dinge an sich selbst vorstellen gezogen werden konnen Ich werde also in diesem letzteren Falle in der transscendentalen Uberlegung meine Begriffe jederzeit nur unter den Bedingungen der Sinnlichkeit vergleichen mussen und so werden Raum und Zeit nicht Bestimmungen der Dinge an sich sondern der Erscheinungen sein was die Dinge an sich sein mogen weiss ich nicht und brauche es auch nicht zu wissen weil mir doch niemals ein Ding anders als in der Erscheinung vorkommen kann 2 Gemass der grundlegenden Satzung der Kritik der reinen Vernunft die Grenzen der Moglichkeit einer Ontologie darzulegen werden die Bedeutungen des Oberbegriffes und der gelisteten Unterbegriffe in der Elementarlehre also als problematisch definiert und verwendet demnach als blosse Moglichkeiten der seinsphilosophischen Reflexion Schon in der Methodenlehre und dem dortigen Vorgriff auf die praktische Vernunft zeichnet sich aber ab dass Kant daran nicht festhalten sondern wenn auch nur um einen Grad die Konnotation des Affirmativen des Begriffes zulassen wird was nicht allein der Notwendigkeit fur die Konzeption des homo noumenon der Kritik der praktischen Vernunft entspringt sondern auch jener den transzendentalen Gedanken gegen den Idealismus im Sinne Berkeleys abzugrenzen In den Prolegomena dem Kommentar der Kritik der reinen Vernunft fur die akademische Lehrtatigkeit wird der Begriff in diesem Sinne gefasst Demnach gestehe ich allerdings dass es ausser uns Korper gebe d i Dinge die obzwar nach dem was sie an sich selbst sein mogen uns ganzlich unbekannt wir durch die Vorstellungen kennen welche ihr Einfluss auf unsre Sinnlichkeit uns verschafft und denen wir die Benennung eines Korpers geben welches Wort also blos die Erscheinung jenes uns unbekannten aber nichts desto weniger wirklichen Gegenstandes bedeutet Kann man dieses wohl Idealismus nennen Es ist ja gerade das Gegentheil davon 3 Neben dem homo noumenon ist die Formulierung des wirklichen Gegenstandes wesentlich jene mit der Kant indem er die Kritiker der einen Seite zuruckwies die der anderen herausforderte da die Wirklichkeit gemass der transzendentalen Lehre ein Verstandesbegriff und nicht auf Dinge an sich anwendbar ist Doch es heisst dort auch Der Grundsatz der meinen Idealism durchgangig regiert und bestimmt ist dagegen Alles Erkenntniss von Dingen aus blossem reinen Verstande oder reiner Vernunft ist nichts als lauter Schein und nur in der Erfahrung ist Wahrheit 4 Rezeption und Wirkungsgeschichte BearbeitenAenesidemus Bearbeiten Das Ding an sich wurde zu einem zentralen Sujet der Kritik an Kant in der das Merkmal der Unerkenntlichkeit bald dazu fuhrte die Konzeption zuruckzuweisen beginnend mit dem Idealismus Vorwurf der Gottinger Rezension und gefolgt von Gottlob Ernst Schulze Aenesidemus 1792 der auf Carl Leonhard Reinholds Briefe uber die kantische Philosophie von 1786 bis 1787 reagierte Kant hatte in der Kritik der reinen Vernunft 5 und den Prolegomena dargelegt dass Naturgesetze und Kausalitat nicht fur Dinge an sich gelten Wie die Seele nicht den Naturgesetzen unterworfen ist kann das Gedankending z B das unendliche Wesen auch nicht in einer kausalen Zeitreihe oder in der Zeit uberhaupt gedacht werden 6 Dennoch wahlte Schulze fur seine Kritik das Argument dass auf das Ding an sich als Ursache des Stoffs der empirischen Erkenntnis die Kategorie der Kausalitat nicht anzuwenden sei wobei er sich allerdings nicht direkt auf Kant sondern auf Reinhold bezog Ist das Prinzip der Caussalitat ausser unserer Erfahrung ungiltig so ist es ein Missbrauch der Verstandesgesetze wenn man den Begriff Ursache auf etwas anwendet so ausser unsern Erfahrungen und ganzlich unabhangig von den selben da seyn soll Wenn also auch die kritische Philosophie gar nicht gerade zu leugnet dass es Dinge an sich als Ursachen des Stoffs der empirischen Erkenntnisse gabe so muss sie doch eigentlich vermoge ihrer eigenen Prinzipien der Annahme einer solchen obiektiven und transscendentalen Ursache des Stoffes unserer empirischen Erkenntniss alle Realitat und Wahrheit absprechen und nach ihren eigenen Grundsatzen ist also nicht nur der Ursprung des Stoffes der empirischen Erkenntniss sondern auch deren ganze Realitat oder deren wirkliche Beziehung auf etwas ausser unsern Vorstellungen vollig ungewiss und fur uns x 7 Dabei lag der Einwand nahe dass ein Ding an sich selbst zwar nie Erscheinung ist aber doch der denkbare Grund davon sein kann und fur die Erscheinungen gilt die Kausalitat auch eine durch Freiheit Demnach mussen die Ursachen des Stoffs der empirischen Erkenntnisse selbst nicht zu den letzteren gehoren wie der freie Wille als Ursache fur ein Ereignis weder Erscheinung noch der notwendigen Kausalitat unterworfen ist In diesem Sinn unterscheidet Kant die Ursache in der Erscheinung das heisst die Ursache ist Teil der Erscheinung von der Ursache der Erscheinung 8 In die gleiche Richtung wie Schulze argumentierte auch Friedrich Heinrich Jacobi Nach ihm kommt man ohne das Ding an sich nicht in das Kantsche System hinein mit ihm kann man nicht darin bleiben 9 Die Position Hegels und Fichtes Bearbeiten Auf der anderen Seite wurde der bei Kant fur unmoglich erklarte Begriff des intellectus intuitivus also eine rein begriffliche intellektuelle Anschauung von dem von Kant selbst noch geforderten Fichte als eine Moglichkeit benutzt womit also das Problematische aufgehoben war das Ich zum Prinzip der Existenz an sich zu erheben Wissenschaftslehre 1794 4 was dazu beitrug die romantische Periode der deutschen Philosophie einzuleiten Auch Hegel erklarte Kants These dass das Ding an sich grundsatzlich nicht zu erkennen sei und nur Erscheinungen erkannt werden konnen fur eine Absage an den Wahrheitsanspruch der Philosophie Das Ding an sich bleibe so jenseits des Denkens 10 Er halt ihm entgegen dass das an sich seiende Ding selbst ein Gedankending ist und als subjektive Bedingung des Erkennens 11 damit wieder ins Denken ins Subjekt zuruckfallt 12 Er halt es fur einen sonderbaren Widerspruch Kants Die Konsequenz ware eine nicht weiter zu schliessende Differenz Das Ich bleibe so immer in seiner Subjektivitat eingeschlossen und komme nicht zum wahren Inhalt Hegels philosophisches Denken bemuhte sich darum gerade dieses Problem zu uberwinden Im Erkennen der Erscheinung ist fur Hegel schon die Wahrheit beider Momente Subjektivitat Objektivitat enthalten Doch Kant sieht dieses objektive Moment der Erscheinung nicht Erkennen ist in der Tat ihre Einheit aber bei der Erkenntnis hat Kant immer das erkennende Subjekt als einzelnes im Sinne Das Erkennen selbst ist die Wahrheit beider Momente das Erkannte ist nur die Erscheinung Erkennen fallt wieder ins Subjekt Denn es enthalt bei Kant Anm die Dinge nur in der Form der Gesetze des Anschauens und der Sinnlichkeit 13 Er wirft Kant also im Grunde vor seine Begrifflichkeiten nicht genau uberpruft zu haben Da es sich bei dem Ding an sich um eine Abstraktion von jeglichem Inhalt handele sei nichts leichter als das Ding an sich zu wissen 14 In den Antinomien der KrV Kritik der reinen Vernunft habe Kant die in sich widerspruchliche Natur der Vernunft aufgedeckt Die wahre und positive Bedeutung der Antinomien besteht nun uberhaupt darin dass alles Wirkliche entgegengesetzte Bestimmungen in sich enthalt und dass somit das Erkennen und naher das Begreifen eines Gegenstandes eben nur soviel heisst sich dessen als einer konkreten Einheit entgegengesetzter Bestimmungen bewusst zu werden 15 Schopenhauer Bearbeiten Arthur Schopenhauer machte von dem Ding an sich einen Gebrauch den Kant sicher abgelehnt hatte und grundete den Weltwillen auf diese Konzeption Der Kommentar zu dem so begrundeten kantischen Dualismus fiel wohl auch deshalb euphorisch aus Kants grosstes Verdienst ist die Unterscheidung der Erscheinung vom Dinge an sich auf Grund der Nachweisung dass zwischen den Dingen und uns immer noch der Intellekt steht weshalb sie nicht nach dem was sie an sich selbst seyn mogen erkannt werden konnen Anhang der WWuV Allerdings so fuhr Schopenhauer fort sei Kant eben nicht zu der Erkenntnis gelangt dass die Erscheinung die Welt als Vorstellung und das Ding an sich der Wille sei Wie schon Fichte und Hegel geht somit auch Schopenhauer uber den rein problematischen Gebrauch des Begriffes in der Kritik der reinen Vernunft hinaus und verwendet das Ding an sich als affirmativen also seienden Weltgrund Kant so heisst es in Die Welt als Wille und Vorstellung leitete das Ding an sich nicht auf die rechte Art ab wie ich bald zeigen werde sondern mittelst einer Inkonsequenz die er durch haufige und unwiderstehliche Angriffe auf diesen Haupttheil seiner Lehre bussen musste Er erkannte nicht direkt im Willen das Ding an sich ebd Die Philosophie des Willens auf die sich spater Friedrich Nietzsche beruft wird also methodisch durch die Setzung des Ding an sich des kosmischen Prinzips moglich Die Musik nehme aufgrund ihrer Abstraktheit ihres unmittelbaren Ausdruck des Willens und ihres mathematischen Wesens innerhalb der Kunste eine Sonderrolle ein Schopenhauer betont Musik stunde ganz abgesondert von allen andern schonen Kunsten Musik stelle zu allem Physischen der Welt das Metaphysische zu aller Erscheinung das Ding an sich dar 16 Fur Schopenhauer bildet die Musik den innersten aller Gestaltung vorhergangigen Kern oder das Herz der Dinge Dies Verhaltniss liesse sich recht gut in der Sprache der Scholastiker ausdrucken indem man sagte die Begriffe sind die universalia post rem die Musik aber giebt die universalia ante rem und die Wirklichkeit die universalia in re 17 Schopenhauers Ausfuhrungen zur Metaphysik der Musik in Parerga und Paralipomena betrachtet er als eine Auslegung der Pythagorischen Zahlenphilosophie Das ganze Wesen der Welt sei mathematisch zu definieren und durch die Musik unmittelbar erfahrbar 18 Neukantianismus Bearbeiten Entgegen einer auch heute noch anzutreffenden Lehrmeinung war es nicht der Grunder des Neukantianismus Hermann Cohen der die Konzeption des Ding an sich verwarf In seinem Hauptwerk zur kantischen Philosophie Kants Theorie der Erfahrung bekraftigte er vielmehr durchaus philologisch korrekt dass das Ding an sich als intelligible Ursache der Erscheinungen nur ein Grenzbegriff 19 sein kann und legte dar Das Gerede Kant habe die Erkenntnis zwar auf die der Erscheinungen eingeschrankt dennoch aber das unerkennbare Ding an sich stehen gelassen dieses oberflachliche Gerede wird doch nach hundert Jahren endlich einmal verstummen mussen Aber es kann nicht anders verschwinden als indem man zur Einsicht gelangt dass das Ding an sich der Ausdruck eines Gedankens ist den weder das Denken der Anschauung zu concediren noch diese jenem nachzugeben hat 20 Die Behauptung Cohen habe das Ding an sich weginterpretiert wurde dagegen erstmals in einer anonymen Rezension der Blatter fur Literarische Unterhaltung 21 erhoben bald bekraftigt von A Riehl 22 Auch im Zeitgeist der positivistischen Philosophien und der Erfolge der empirischen Wissenschaften wurde der Begriff zunehmend zuruckgewiesen unter anderem von Johannes Volkelt Immanuel Kants Erkenntnistheorie Leipzig 1879 Friedrich Harms Die Philosophie seit Kant Berlin 1876 Eduard von Hartmann Kritische Grundlegung des transcendentalen Realismus Berlin 1875 Alfred Holder Darstellung der Kantischen Erkenntnistheorie Tubingen 1874 Ernst Laas Kants Analogien der Erfahrung Berlin 1876 August Stadler Die Grundsatze der reinen Erkenntnistheorie in der Kantischen Philosophie Leipzig 1876 und Alois Riehl Der philosophische Kriticismus und seine Bedeutung fur die positive Wissenschaft Leipzig 1876 Philosophische Grundlagen der Quantenmechanik Bearbeiten Der Physiker Werner Heisenberg aussert sich 1958 ausfuhrlich zum Verhaltnis von Physics and Philosophy insbesondere auch zu Kant Fur den Atomphysiker ist das Ding an sich sofern er diesen Begriff uberhaupt gebraucht schliesslich eine mathematische Struktur 23 Auch bei Physikern wie Niels Bohr Max Planck Arnold Sommerfeld und Hans Peter Durr ist diese Auffassung nachzuweisen allerdings wahlen diese Physiker statt des Begriffs Ding an sich andere Ausdrucksweisen in denen allerdings die philosophische Betrachtungsweise Heisenbergs bestatigt wird Dieser beruft sich ahnlich wie Schopenhauer vielfach auf die Pythagorischen Zahlenphilosophie und auf die Musik Diesbezuglich bestehe eine Ubereinstimmung mit der Quantenphysik denn die moderne Physik schreitet also auf denselben geistigen Wegen voran auf denen schon die Pythagoreer und Platon gewandelt sind 24 Der eigentliche Inhalt der Musik aber erschliesst sich uns im unbewussten geistigen Aufnehmen jener rationalen Zahlenverhaltnisse In ahnlicher Weise ist die bewusste Kenntnis der mathematisch formulierten Naturgesetze die Voraussetzung fur ein aktives auf den praktischen Nutzen gerichtetes Eingreifen in die materielle Welt 25 Siehe auch BearbeitenAbbild Evolutionare Erkenntnistheorie Kantianismus Subjekt Objekt SpaltungLiteratur BearbeitenImmanuel Kant Prolegomena zu einer jeden kunftigen Metaphysik die als Wissenschaft wird auftreten konnen Johann Friedrich Hartknoch Riga 1783 Bibliotheca Augustana e Text Immanuel Kant Critik der reinen Vernunft Johann Friedrich Hartknoch Riga 1781 zweite Auflage 1787 Gutenberg e text zweite Auflage Prauss Gerold Kant und das Problem der Dinge an sich Bouvier Bonn 1974 ISBN 3 416 00989 4 Weblinks BearbeitenEintrag im Worterbuch der Philosophischen Begriffe von Rudolf Eisler 1904 Eintrag im Kant Lexikon von Rudolf Eisler 1930 Einzelnachweise Bearbeiten Metaphysica Alexandri Gottlieb Baumgarten 1739 1757 62 Kant Ausgabe der Preussischen Akademie der Wissenschaften Berlin 1900ff AA IV 178 Kant Ausgabe der Preussischen Akademie der Wissenschaften Berlin 1900ff AA IV 289 Kant Ausgabe der Preussischen Akademie der Wissenschaften Berlin 1900ff AA IV 374 Kant Ausgabe der Preussischen Akademie der Wissenschaften Berlin 1900ff AA III S 17 Kant Ausgabe der Preussischen Akademie der Wissenschaften Berlin 1900ff AA VIII S 237 Aenesidemus Berlin 1911 Seite 226 Kant Ausgabe der Preussischen Akademie der Wissenschaften Berlin 1900ff AA IV S 347 David Hume uber den Glauben oder Idealismus und Realismus ein Gesprach Breslau 1787 Seite 223 G W F Hegel Wissenschaft der Logik stw Frankfurt am Main S 37 In diesem Verzichttun der Vernunft auf sich selbst geht der Begriff der Wahrheit verloren sie ist darauf eingeschrankt nur subjektive Wahrheit nur die Erscheinung zu erkennen nur etwas dem die Natur der Sache selbst entspreche das Wissen ist zur Meinung zuruckgefallen Ebenda S 38 G W F Hegel Vorlesungen uber die Geschichte der Philosophie III stw Frankfurt am Main S 338 G W F Hegel Wissenschaft der Logik I S 26 G W F Hegel Vorlesungen uber die Geschichte der Philosophie III S 350 f Hegel Enzyklopadie I 44 S 121 G W F Hegel Enzyklopadie der Philosophischen Wissenschaften 48 Zusatz S 128 Schopenhauer Arthur 1818 1844 Die Welt als Wille und Vorstellung 2 Bde Arthur Schopenhauer Zurcher Ausgabe Werke in zehn Banden Bd 1 Der Text folgt der histor krit Ausgabe von Arthur Hubscher Zurich Verlag Hier Bd 1 52 Schopenhauer 1818 1844 Bd 1 52 Schopenhauer Arthur 1862 Parerga und Paralipomena Kleine Philosophische Schriften Zweite und betrachtlich vermehrte Auflage aus dem handschriftlichen Nachlasse des Verfassers herausgegeben von Julius Frauenstadt 2 Bd Berlin A W Hahn Hier Bd 1 S 42 44 Hermann Cohen Kants Theorie der Erfahrung Berlin 1885 S 507 Hermann Cohen Kants Theorie der Erfahrung Berlin 1885 S 518 Blatter fur Literarische Unterhaltung 2 c 15 Mai 1873 S 314 A Riehl Rezension zu H Cohen Kants Theorie der Erfahrung S 214 f Heisenberg Werner 1959 1981 Physik und Philosophie Frankfurt Ullstein S 70 Das amerikanische Original Physics and Philosophy erschien 1958 Heisenberg 1959 1981 S 54 Heisenberg Werner 1937 1984 Gedanken der antiken Natur Philosophie in der modernen Physik In Die Antike Zeitschrift fur Kunst und Kultur des klassischen Altertums 13 1185 124 Walter Blum Hrsg Werner Heisenberg Gesammelte Werke Abt C I Berlin u a Springer S 126 132 S 131f Normdaten Sachbegriff GND 4220890 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ding an sich amp oldid 238387348