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Dieser Artikel behandelt die philosophische Disziplin Metaphysik zum gleichnamigen Werk von Aristoteles siehe Metaphysik Aristoteles Die Metaphysik lateinisch metaphysica griechisch meta meta danach hinter jenseits und fysis physis Natur naturliche Beschaffenheit ist eine Grunddisziplin der Philosophie Metaphysische Systementwurfe behandeln in ihren klassischen Formen die zentralen Probleme der theoretischen Philosophie namlich die Beschreibung der Fundamente Voraussetzungen Ursachen oder ersten Begrundungen der allgemeinsten Strukturen Gesetzlichkeiten und Prinzipien sowie von Sinn und Zweck der gesamten Realitat bzw allen Seins Was sind die letzten Ursachen und Prinzipien der Welt Holzschnitt aus Camille Flammarions L Atmosphere 1888 Flammarions Holzstich Konkret bedeutet dies dass die klassische Metaphysik letzte Fragen behandelt beispielsweise Gibt es einen letzten Grund warum die Welt uberhaupt existiert Gibt es einen Grund dafur dass sie gerade so eingerichtet ist wie sie es ist Gibt es einen transzendenten Daseinsbereich Gott Gotter Weltseele usw und wenn ja was konnen wir daruber wissen Was macht das Wesen des Menschen aus Gibt es so etwas wie Geistiges insbesondere einen grundlegenden Unterschied zwischen Geist und Materie Leib Seele Problem Besitzt der Mensch eine unsterbliche Seele verfugt er uber einen freien Willen Verandert sich alles oder gibt es auch Dinge und Zusammenhange die bei allem Wechsel der Erscheinungen immer gleich bleiben Dinge der Metaphysik sind dabei so der klassische Erklarungsanspruch nicht durch empirische Einzeluntersuchungen zugangliche sondern diesen zugrundeliegende Bereiche der Wirklichkeit Der Anspruch uberhaupt Erkenntnisse ausserhalb der Grenzen der sinnlichen Erfahrung zu formulieren wurde vielfach auch kritisiert Ansatze einer allgemeinen Metaphysikkritik begleiten die metaphysischen Systemversuche von Anfang an sind insbesondere aber im 19 und 20 Jahrhundert entwickelt und oftmals als ein Kennzeichen moderner Weltanschauung verstanden worden Andererseits hat man Fragen nach einem letzten Sinn und einem systematisch beschreibbaren grossen Ganzen als auf naturliche Weise im Menschen angelegt als ein unhintertreibliches Bedurfnis verstanden Kant ja den Menschen sogar als animal metaphysicum als ein metaphysiktreibendes Lebewesen bezeichnet Schopenhauer Seit Mitte des 20 Jahrhunderts werden klassischer analytisch empiristischer und kontinentaler Metaphysikkritik zum Trotz wieder komplexe systematische Debatten zu metaphysischen Problemen von Seiten meist analytisch geschulter Philosophen gefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Einfuhrung 2 1 Themen der Metaphysik 2 2 Systematik und Methodik 2 3 Metaphysische Positionen 3 Grundbegriffe und Probleme der Metaphysik 3 1 Sein 3 1 1 Univoker und analoger Seinsbegriff 3 1 2 Verwendungsweisen von Sein 3 2 Kategorien 3 3 Transzendentalien 3 4 Individuen 3 5 Sachverhalte 3 6 Universalien 3 7 Teil und Ganzes 4 Metaphysikkritik 5 Siehe auch 6 Literatur 6 1 Klassische Texte 6 2 Metaphysikgeschichte 6 3 Systematische Einfuhrungen 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenDer Begriff Metaphysik hat seinen Ursprung in der bibliographischen Bezeichnung eines Werks des Aristoteles das aus 14 Buchern allgemeinphilosophischen Inhalts bestand Der Peripatetiker Andronikos von Rhodos 1 Jahrhundert v Chr ordnete in der ersten Aristotelesausgabe diese Bucher hinter dessen acht Bucher zur Physik ein tὰ metὰ tὰ fysika ta meta ta physika das nach neben der Physik Dadurch entstand die Bezeichnung Metaphysik die also eigentlich bedeutet das was hinter der Physik im Regal steht aber gleichzeitig didaktisch meint das was den Ausfuhrungen uber die Natur folgt bzw wissenschaftlich systematisch bedeutet das was nach der Physik kommt Welchen von beiden Gesichtspunkten man fur ursprunglicher halt ist unter Philosophiegeschichtlern umstritten Die genaue damalige Bedeutung des Wortes ist unklar Erstmals belegt ist der Begriff bei Nikolaos von Damaskus Aristoteles selber verwendete den Begriff nicht 1 Seit der Spatantike wird mit Metaphysik auch eine eigenstandige philosophische Disziplin benannt In der Spatantike und vereinzelt im Fruhmittelalter erhalt die Metaphysik auch den Namen Epoptie von griechisch schauen erfassen 2 Auf der anderen Seite wurde das Adjektiv metaphysisch besonders seit dem 19 Jahrhundert aber auch in abwertender Weise im Sinne von zweifelhaft spekulativ unwissenschaftlich sinnlos totalitar oder nicht empirische Gedankenspielerei gebraucht Einfuhrung BearbeitenThemen der Metaphysik Bearbeiten Ziel der Metaphysik ist die Erkenntnis der Grundstruktur und Prinzipien der Wirklichkeit Je nach philosophischer Position kann sich Metaphysik auf unterschiedliche i a sehr weit gefasste Gegenstandsbereiche erstrecken Daruber hinaus stellt die klassische Metaphysik eine Grundfrage die sich etwa wie folgt formulieren lasst Warum ist uberhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts 3 Worin besteht die Wirklichkeit des Wirklichen was ist das Sein des Seienden 4 Diese Frage nach einer letzten Erklarung dessen was die Wirklichkeit als solche ausmacht ist grundsatzlicherer Art als die speziellen Einzelfragen der klassischen Metaphysik So wird in der allgemeinen Metaphysik beispielsweise gefragt wodurch ein Zusammenhang alles Seienden konstituiert wird sowie klassischerweise oft auch wie dieser Gesamtzusammenhang sinnvoll deutbar ist Im Einzelnen behandelt die klassische Metaphysik Themen wie Wie sind die Grundbegriffe und Prinzipien der Ontologie zu analysieren etwa Sein und Nichts Werden und Vergehen Wirklichkeit und Moglichkeit Freiheit und Notwendigkeit Geist und Natur Seele und Materie Zeitlichkeit und Ewigkeit usw Was entspricht den Bausteinen unserer Satze und Gedanken worauf nehmen diese Bezug wodurch werden sie wahr gemacht Wie ist beispielsweise die Beziehung zwischen Individuellem einzelnen Gegenstanden und Allgemeinem etwa der Eigenschaft rot zu sein beschaffen Kommt dem Allgemeinen eine unabhangige Existenz zu Existieren Zahlen siehe auch den Artikel Universalienproblem Wie steht es mit der Referenz von normativen und deskriptiven Wert und Seinsaussagen Wie mit religiosen Uberzeugungen Was macht diese jeweils wahr Gibt es moralische Objekte Werte Tatsachen Gibt es ein erstes Prinzip der Wirklichkeit das mit einem Gott identifizierbar ist Wie waren diese beschaffen Wie genau ware ihr Bezug zu uns beschaffen Die Metaphysik entwickelt Grundbegriffe wie Form Materie Akt Potenz Wesen Sein Substanz usw Sofern diese Grundbegriffe von allem Seienden aussagbar sind heissen sie etwa bei Aristoteles Kant und auf diese bezugnehmenden Autoren Kategorien Allerdings ist in der Interpretation teilweise unklar ob Kategorien blosse Worte oder Begriffe sind oder diesen unabhangig existierende Objekte bzw Typen von Objekten entsprechen Auf metaphysischen Konzepten bauen verschiedene philosophische Einzeldisziplinen auf mittelbar auch verschiedene Einzelwissenschaften Insofern kann die Metaphysik als grundlegend fur Philosophie uberhaupt betrachtet werden Systematik und Methodik Bearbeiten Traditionell wird die Metaphysik in einen allgemeinen metaphysica generalis und einen speziellen metaphysica specialis Zweig geschieden den ersten bildet die Ontologie der andere umfasst die rationale Theologie Psychologie und Kosmologie Die allgemeine Metaphysik hat von allen Wissenschaften die hochste Abstraktionsstufe sie fragt nach den allgemeinsten Kategorien des Seins und heisst deshalb auch Fundamentalphilosophie Sie beschaftigt sich damit was Dinge Eigenschaften oder Prozesse ihrem Wesen nach sind und in welchem Verhaltnis sie zueinander stehen Sofern sie das Seiende als Seiendes untersucht spricht man von Ontologie bzw Seinslehre Die rationale Theologie fragt nach der ersten Ursache allen Seins d h nach Gott als dem hochsten Sein und als Grund aller Wirklichkeit Diese philosophische Teildisziplin wird auch philosophische oder naturliche Theologie genannt Die rationale Psychologie beschaftigt sich mit der Seele bzw dem menschlichen Geist als einfacher Substanz Die rationale Kosmologie untersucht das Wesen der Welt d h den Zusammenhang alles Seienden im Ganzen Als Lehre des Aufbaus der materiellen Welt als einem naturlichen System physischer Substanzen fallt sie schon seit der Antike im Wesentlichen mit der Naturphilosophie zusammen Metaphysik kann verschieden vorgehen Sie ist deduktiv bzw spekulativ wenn sie von einem obersten Grundsatz ausgeht von dem aus sie schrittweise die Gesamtwirklichkeit deutet Ein solches hochstes Prinzip konnte etwa die Idee Gott das Sein die Monade der Weltgeist oder auch der Wille sein Sie ist induktiv wenn sie im Versuch die Ergebnisse aller Einzelwissenschaften in einer Gesamtschau vereint zu betrachten ein metaphysisches Weltbild entwirft Sie lasst sich aber auch als reduktiv weder empirisch induktiv noch spekulativ deduktiv begreifen wenn man sie nur als spekulative Uberhohung jener Uberzeugungen auffasst die Menschen immer schon voraussetzen mussen um uberhaupt erkennen und handeln zu konnen Eine kritische Reflexion ihrer eigenen Grundbegriffe Grundsatze und Argumentationsstrukturen gehorte ebenso von Beginn an zur Metaphysik wie eine Abgrenzung gegenuber den ubrigen philosophischen Disziplinen und zu den Einzelwissenschaften Physik Mathematik Biologie Psychologie usw Metaphysische Positionen Bearbeiten Hauptartikel Geschichte der MetaphysikGrundbegriffe und Probleme der Metaphysik BearbeitenSein Bearbeiten Univoker und analoger Seinsbegriff Bearbeiten Wesensmetaphysik bei Thomas von AquinVon entscheidender Bedeutung fur die Aussagen der jeweiligen Metaphysik ist der zugrunde gelegte Seinsbegriff In der Tradition gibt es dabei zwei grundsatzlich verschiedene Ansatze In einem univoken Seinsverstandnis wird Sein als das aller allgemeinste Merkmal beliebiger Dinge genannt Seiendes oder Entitaten verstanden Es ist das was allen Seienden nach Abzug der jeweils individuellen Eigenschaften immer noch gemeinsam ist dass sie sind oder anders ausgedruckt dass ihnen allen Sein zukommt vgl ontologische Differenz Dieser Seinsbegriff fuhrt zu einer Wesensmetaphysik Wesen essentia bezieht sich hier auf Eigenschaften etwa das was einen jeden Menschen zu einem Menschen macht Sein existentia auf die Existenz So unterscheidet beispielsweise Avicenna sowie in seiner Rezeption etwa der fruhe Thomas von Aquin pragnant und bekannt in De ente et essentia In einem analogen Seinsverstandnis wird Sein als das verstanden was allem zukommt wenn auch auf je verschiedene Weise Analogia entis Das Sein ist das worin einerseits alle Gegenstande ubereinkommen und worin sie sich zugleich unterscheiden Dieses Seinsverstandnis fuhrt zu einer dialektischen Seinsmetaphysik Der Gegenbegriff zum Sein ist hier das Nichts da nichts ausserhalb des Seins stehen kann Sein wird hier als Fulle verstanden Ein Beispiel fur diesen Ansatz liefert die Spatphilosophie des Thomas von Aquin Summa theologica Verwendungsweisen von Sein Bearbeiten In der ontologischen Tradition gilt das Sein als der zentrale Grundbegriff Grundsatzlich konnen drei Verwendungsweisen des Begriffs Sein unterschieden werden die sich bereits bei Platon finden 5 Existenz cogito ergo sum Identitat Kant ist der Verfasser der Kritik der reinen Vernunft und Pradikation Peter ist ein Mensch 6 In der traditionellen Ontologie wird auch die Frage diskutiert wie sich das Sein zum Seienden verhalt Martin Heidegger spricht hier von der ontologischen Differenz die fur den Unterschied zwischen Sein und Seiendem steht 7 8 Die gelaufigste Verwendung des Wortes ist ist die Verwendung im Sinne der Pradikation Nach klassisch aristotelischer Auffassung die bis ins 19 Jahrhundert bestimmend geblieben ist bezieht das Wort ist verstanden als Kopula der Aussage das Pradikat auf das Subjekt In Orientierung an dieser sprachlichen Form kommt Aristoteles zu seiner Ontologie wonach die Welt aus Substanzen und deren Attributen besteht In diesem Modell wird durch das Pradikat einem Individuum eine allgemeine Eigenschaft zugesprochen In der Analytischen Philosophie wird das ist des Aussagesatzes nicht mehr als Kopula verstanden sondern als Teil des Pradikats In diesem Verstandnis steht das ist fur eine bestimmte Verbindung die Beziehung die das Individuum mit der Eigenschaft verbindet Exemplifikation Im Zentrum der Betrachtung steht der Satz als Ganzes der sich auf einen Sachverhalt bezieht Kategorien Bearbeiten Unter Kategorien griechisch kategoria eigentlich Anklage spater Eigenschaft oder Pradikat versteht man ontologische Grundbegriffe mit denen man Grundmerkmale des Seienden kennzeichnet Da das Verb kategorein ins Lateinische ubersetzt praedicare lautet heissen Kategorien gerade auch im Mittelalter Pradikamente Nach Aristoteles lasst sich eine Reihe allgemeinster ontologischer Begriffe ausmachen denen zugleich hochste Gattungen des Seienden entsprechen er nennt diese Kategorien und unterscheidet ihrer zehn darunter die Substanz die Quantitat die Qualitat Relationen raumliche und zeitliche Lokalisierung u a Zweck der Kategorisierung ist es Strukturen in der Wirklichkeit aufzuzeigen und logische Fehler in der Beschreibung des Seienden aufzudecken und zu vermeiden Mit Kategorien werden die Bausteine aus denen die Welt als Ganzes oder in ihren Teilen Domanen zusammengesetzt ist klassifiziert Sie sind vollstandig disjunkt und insofern im Gegensatz zu den Transzendentalien keine allgemeinen Grundmerkmale alles Seienden Die aristotelische Kategorienlehre ist bis in die Gegenwart pragend fur zahlreiche ontologische Ansatze und wird auch heute noch von einigen Metaphysikern fur fruchtbar gehalten z B in der formalen Ontologie 9 Transzendentalien Bearbeiten Autoren der lateinischen Scholastik des Mittelalters bezeichnen mit dem Ausdruck Transzendentalien lateinisch transcendentalia von transcendere ubersteigen solche Begriffe die allem Seienden zukommen und daher die einteilenden Kategorien umgreifen Wahrend Kategorien nur von bestimmten Seienden ausgesagt werden kommen alle Transzendentalien jedem Seienden zu werden aber von unterschiedlichen Seienden in unterschiedlicher Weise ausgesagt Analogielehre Als Transzendentalien gelten meist das Wahre verum das Eine unum und das Gute bonum haufig auch das Schone pulchrum In der klassischen Ontologie galten diese Transzendentalien untereinander als austauschbar Was in hochstem Masse gut war galt zugleich auch als in hochstem Masse wahr und schon und umgekehrt Im 13 Jh wurde kontrovers diskutiert wie diese transzendentalen Begriffe zu verstehen sind 10 In der modernen Ontologie finden sich weitere Transzendentalien wie Wirklichkeit Aktualitat Existenz Moglichkeit Ahnlichkeit Identitat oder Verschiedenheit Differenz Individuen Bearbeiten In der Ontologie ist Individuum das Unteilbare auch Einzelding engl particular ein Grundbegriff der nicht durch andere ontologische Begriffe definiert ist So haben Individuen zwar Charakteristika man verwendet sie aber nicht zur Charakterisierung Somit besitzen Eigennamen von Individuen keinen pradikativen Charakter Man kann zwar uber Sokrates etwas aussagen aber Sokrates nicht als Pradikat verwenden Weiter sind Individuen dadurch charakterisiert dass sie nicht zur selben Zeit an verschiedenen Orten sein konnen Multilokalitat gibt es nur fur Eigenschaften Zum Dritten sind Individuen nach Gottlob Frege gesattigte Entitaten das heisst sie sind Objekte die in sich abgeschlossen sind keiner weiteren Benennung bedurfen Eine wichtige Unterscheidung innerhalb der Individuen ist die von physischen Individuen Gegenstande Korper und nicht physischen Individuen Abstrakta Beispiele fur letztere sind Institutionen Melodien Zeitpunkte oder Zahlen wobei der ontologische Charakter von Zahlen umstritten ist Diese konnen auch als Eigenschaften aufgefasst werden Fur die Ontologie ebenfalls problematisch ist die Einordnung der in der Philosophie des Geistes diskutierten mentalen Zustande und die damit verbundenen Inhalte der Begriffe Bewusstsein Geist Seele siehe auch Qualia und Dualismus Ontologie Daneben wird zwischen abhangigen und unabhangigen Individuen unterschieden Ein Individuum ist abhangig wenn es nicht existieren kann ohne dass ein bestimmtes anderes Individuum existiert Beispiele hierfur sind etwa ein Schatten oder ein Spiegelbild Ob auch ein Lacheln als abhangiges Individuum zu betrachten ist oder ob es sich hierbei um eine reine Eigenschaft handelt ist wiederum umstritten Unabhangige korperliche Individuen nennt man in der Ontologie auch Substanz Ousia Umstritten ist weiterhin ob und inwieweit Eigenschaften die in einer Substanz realisiert sind als eine besondere Form von Individuen als Eigenschaftsindividuen 11 aufzufassen sind So kann man das Weiss im Bart des Sokrates als einen Namen fur ein bestimmtes einmaliges Vorkommen auffassen Weitere Beispiele sind die Korpergrosse eines bestimmten Menschen oder die Geschwindigkeit eines bestimmten Autos jeweils zu einem bestimmten Zeitpunkt Eigenschaftsindividuen werden manchmal auch als Tropen bezeichnet Sie sind Akzidenzien einer Substanz haben also immer einen Trager und sind immer abhangig Sachverhalte Bearbeiten Sachverhalte sind strukturierte Entitaten die sich auf Konstellationen in Raum und Zeit beziehen die sich aus Individuen Eigenschaften und Relationen zusammensetzen Sofern Sachverhalte in der Wirklichkeit eine Entsprechung haben spricht man von Tatsachen Fur realistische Ontologen haben Aussagen uber Sachverhalte eine Entsprechung in der Wirklichkeit die die Aussagen als Wahrmacher zu Tatsachen erheben 12 Ludwig Wittgenstein hat im Tractatus logico philosophicus eine Ontologie skizziert die ganz auf Sachverhalten beruht Kernsatze Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen nicht der Dinge 1 1 Was der Fall ist die Tatsache ist das Bestehen von Sachverhalten 2 Der Sachverhalt ist eine Verbindung von Gegenstanden Sachen Dingen 2 01 Das Bestehen und Nichtbestehen von Sachverhalten ist die Wirklichkeit 2 06 Die Art und Weise wie die Gegenstande im Sachverhalt zusammenhangen ist die Struktur des Sachverhaltes 2 032 Die Form ist die Moglichkeit der Struktur 2 033 Es gibt eine Reihe von Ontologen so etwa Reinhardt Grossmann die Sachverhalte zu den grundlegenden Kategorien der Welt zahlen Bei Uwe Meixner der im ersten Schritt zwischen den Kategorien der Objekte und Funktionen unterscheidet sind die Sachverhalte neben den Individuen eine grundlegende Form der Objekte In Sachverhalten werden Eigenschaften und Relationen exemplifiziert 13 Andererseits hat etwa Peter Strawson bestritten dass Tatsachen neben den Dingen eine Realitat in der Welt haben 14 Weil der Begriff der Tatsache nicht ausreichend geklart ist zog Donald Davidson den Schluss dass Theorien die auf dem Begriff der Tatsache beruhen selbst als nicht ausreichend geklart anzusehen sind 15 Zu den Vertretern die Sachverhalte als grundlegende Konstituenten der Welt halten zahlt David M Armstrong 16 Universalien Bearbeiten Im Gegensatz zu Individuen und Sachverhalten sind Universalien raumlich und zeitlich nicht gebunden Man kann vier Arten von Universalien unterscheiden Zum einen werden darunter Eigenschaften gefasst die einem Gegenstand zukommen konnen wie die Rote in einer Billardkugel Eigenschaftsuniversalien Zum zweiten gibt es Begriffe mit denen Individuen als Arten und Gattungen zusammengefasst werden etwa Sokrates Mensch Saugetier Lebewesen Substanzuniversalien Den dritten Fall die Relationen hat Aristoteles noch unter den Eigenschaften erfasst Man kann die Beziehung ist Vater von als Merkmal einer Person auffassen durch das sie in einer Beziehung zu einer anderen steht Bertrand Russell hat dies als Monismus bezeichnet und abgelehnt Fur ihn und in der Folge fur die meisten Ontologen ist eine Relation aRb eine den Individuen externe Beziehung R die zwischen den Individuen a und b besteht 17 Eigenschaften werden in Individuen Relationen in Sachverhalten exemplifiziert Sie haben ein Vorkommen in einem bestimmten Objekt Zum vierten schliesslich gibt es nicht pradikative Universalien die den Charakter eines Objektes und nicht den einer Eigenschaft haben wie etwa die Platonischen Ideen Beethovens Neunte die Schildkrote als Gattung oder das hohe C Solche Typenobjekte types konnen raumlich und zeitlich mehrfach vorkommen Es gibt verschiedene Auffuhrungen von Beethovens Neunter und verschiedene Notendrucke Typenobjekte konnen nicht durch ein Adjektiv ausgedruckt werden Man kann nicht sagen schildkrotig Von Anbeginn an bestand das Problem wie man das was mit diesen Allgemeinbegriffen bezeichnet wird ontologisch einordnen soll Universalienproblem Dabei stehen sich Positionen gegenuber die auf verschiedene Weisen den Universalien eine eigene Realitat zusprechen Universalienrealismus oder aber solche die eher der Uberzeugung sind dass Universalien rein begriffliche mentale Produkte sind mit denen bestimmte Merkmale von Einzeldingen z B aufgrund von Ahnlichkeit oder anderen Kriterien einen Namen erhalten Nominalismus Eine modernere Bezeichnung fur Universalien ist abstrakte Gegenstande Hierdurch soll vor allem klargestellt werden dass auch Typenobjekte wie die Zahl Pi in die Betrachtung einbezogen werden 18 Teil und Ganzes Bearbeiten Die Teil Ganzes Beziehung Mereologie wird auf verschiedenen Ebenen diskutiert So ist der Kopf des Sokrates ein Individuum das ein raumlicher Teil des Individuums Sokrates ist Weil es zum Wesen des Sokrates gehort einen Kopf zu haben wird der Kopf ein essenzieller Teil des Sokrates genannt Es gibt aber auch Gruppenindividuen plurale Individuen wie die Berliner Philharmoniker die Hauptstadte der EU oder die drei Musketiere die jeweils aus mehreren einzelnen Individuen bestehen Dabei hat die Teil Ganzes Beziehung unterschiedlichen Charakter Scheidet ein Musiker bei den Berliner Philharmonikern aus oder tritt ein weiterer Staat der EU bei so verandert sich der Charakter des Gruppenindividuums nicht auch wenn die numerische Identitat sich verandert hat Scheidet hingegen einer der drei Musketiere aus der Gruppe aus so erlischt der Charakter dieser Gruppe Hier sind einzelne Individuen als Teile gruppenkonstitutiv fur das Ganze Ein bekanntes Beispiel fur Probleme die sich aus der Teil Ganzes Beziehung ergeben ist das aus der Antike stammende Gedankenexperiment vom Schiff des Theseus Topologische Begriffe wie Rand und Zusammenhang lassen sich mit mereologischen Mitteln untersuchen woraus die Mereotopologie entsteht Anwendungen finden sich unter anderem im Bereich der Kunstlichen Intelligenz und der Wissensreprasentation Weil die Teil Ganzes Beziehung fur verschiedene Entitaten ein zutreffendes Merkmal ist kann man sie auch zu den Transzendentalien rechnen Einen wichtigen Beitrag dazu leisteten die Quantenphysiker und Wissenschaftsphilosophen Werner Heisenberg Das Teil und das Ganze und Carl Friedrich von Weizsacker Metaphysikkritik Bearbeiten Hauptartikel Metaphysikkritik Die Metaphysik war seit ihrer Entstehung insbesondere jedoch seit dem 17 Jahrhundert grundsatzlicher Kritik ausgesetzt Haufig vertraten Kritiker der Metaphysik eine Variante der Position die Fragen der Metaphysik seien mit den ihr zur Verfugung stehenden Mitteln nicht in adaquater Weise zu beantworten Wahrend die Kritik im 17 und 18 Jahrhundert vor allem mit Bezug auf die Abhangigkeit menschlicher Erkenntnis von empirischen Gegenstanden als Erkenntnisobjekten argumentierte sind seit Ende des 19 Jahrhunderts Aspekte der gultigen Verwendung der Sprache als Medium philosophischer Erkenntnis ins Zentrum der Metaphysikkritik geruckt Als zentraler Autor der Metaphysikkritik wird haufig Kant angesehen der Ende des 18 Jahrhunderts argumentierte die Grundbegriffe mittels derer Metaphysik betrieben wurde besassen keine Gultigkeit fur die Gegenstande der Metaphysik Er forderte jedoch nicht das Ende der Metaphysik sondern trat fur eine Philosophie ein die auf einer grundsatzlichen kritischen Reflexion ihrer Methoden aufbaut Siehe auch BearbeitenMeta OntologieLiteratur BearbeitenPhilosophiebibliographie Metaphysik Zusatzliche Literaturhinweise zum ThemaWeitere Literatur findet sich auch bei Metaphysikkritik Klassische Texte Bearbeiten Platon Phaidon vor 347 v Chr Politeia ca 370 v Chr Symposion ca 380 v Chr u a Aristoteles Metaphysik Aristoteles 4 Jahrhundert v Chr Plotin Enneaden 3 Jahrhundert n Chr Thomas von Aquin De ente et essentia um 1255 deutsch Uber das Sein und das Wesen Summa theologica ca 1265 1273 Francisco Suarez Disputationes Metaphysicae 1597 Rene Descartes Meditationes de prima philosophia 1641 Baruch de Spinoza Ethica ordine geometrico demonstrata 1677 Gottfried Wilhelm Leibniz Monadologie 1714 Immanuel Kant Kritik der reinen Vernunft 1781 1787 Johann Gottlieb Fichte Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre 1794 1795 Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling System des transzendentalen Idealismus 1800 Georg Wilhelm Friedrich Hegel Wissenschaft der Logik 1812 1816 Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften 1817 Arthur Schopenhauer Die Welt als Wille und Vorstellung 1819 1844 Martin Heidegger Sein und Zeit 1927 Alfred North Whitehead Prozess und Realitat 1929 Jean Paul Sartre Das Sein und das Nichts Versuch einer phanomenologischen Ontologie 1943 dt 1952 Jose Ortega y Gasset Der Mensch ist ein Fremder Schriften zur Metaphysik und Lebensphilosophie Vorlesungen dt 2008 ISBN 3 495 48104 4 Theodor W Adorno Meditationen zur Metaphysik in ders Negative Dialektik Dritter Teil III Frankfurt M 1966 Metaphysikgeschichte Bearbeiten Jorg Disse Kleine Geschichte der abendlandischen Metaphysik Von Platon bis Hegel 3 Auflage WBG Darmstadt 2007 ISBN 3 534 15501 7 Gut verstandliche Einfuhrung in die wesentlichen Etappen der Geschichte der Metaphysik Heinz Heimsoeth Die sechs grossen Probleme der abendlandischen Metaphysik und der Ausgang des Mittelalters Darmstadt 1958 Wilfried Kuhn Einfuhrung in die Metaphysik Platon und Aristoteles Felix Meiner Verlag Hamburg 2017 Willi Oelmuller Ruth Dolle Oelmuller Carl Friedrich Geyer Diskurs Metaphysik 2 Auflage Schoningh Paderborn u a 1995 ISBN 3 506 99371 2 Auswahl klassischer Texte der Metaphysikgeschichte mit allgemeiner Einfuhrung Wilhelm Risse Metaphysik Grundthemen und Probleme Munchen 1973 Heinrich Schmidinger Metaphysik Ein Grundkurs Kohlhammer Stuttgart u a 2000 3 Aufl 2010 ISBN 978 3 17 021350 0 Systematisch historische Einfuhrung am Kritizismus Kants orientiert mit Passagen aus Originaltexten und zum Schluss einen eigenen Entwurf vorlegend Systematische Einfuhrungen Bearbeiten David M Armstrong Universals An Opinionated Introduction Boulder Westview Press 1989 ISBN 0 8133 0772 4 Sehr klare Einfuhrung mit Schwerpunkt Universalienproblem Tim Crane Katalin Farkas Hrsg Metaphysics A Guide and Anthology Oxford 2004 ISBN 0 19 926197 0 Nutzliche Sammlung klassischer und jungerer Texte Peter van Inwagen Metaphysics 2 Auflage Westview Press Boulder 2002 ISBN 0 8133 9055 9 Friedrich Kaulbach Einfuhrung in die Metaphysik 5 Auflage WBG Darmstadt 1991 ISBN 3 534 04853 9 Systematische Einfuhrung auf gehobenem Niveau Jaegwon Kim Ernest Sosa Hrsg Metaphysics An Anthology Blackwell Malden 1999 Umfangreiche und nutzliche Sammlung wichtiger Texte Michael J Loux Metaphysics A Contemporary Introduction 2 Auflage Routledge London 2002 Hervorragende Einfuhrung in die neuere systematische Metaphysik Edward J Lowe A Survey of Metaphysics Oxford University Press Oxford 2002 ISBN 0 19 875253 9 Neben Loux eine der besten Einfuhrungen in zeitgenossische Debatten Friedo Ricken Hrsg Lexikon der Erkenntnistheorie und Metaphysik Beck Munchen 1984 ISBN 3 406 09288 8 Artikel zu Einzelfragen von deutschen Dozenten Edmund Runggaldier Ch Kanzian Grundprobleme der Analytischen Ontologie Schoningh Paderborn 1998 Ted Sider John Hawthorne Dean Zimmerman Hrsg Contemporary Debates in Metaphysics Blackwell 2007 ISBN 1 4051 1229 8 Stellt in jedem Kapitel zwei Aufsatze gegensatzlicher Positionen in einer Debatte gegenuber Robert C Koons Timothy H Pickavance Metaphysics The Fundamentals Wiley Blackwell 2015 ISBN 978 1 4051 9573 7 Paperback ISBN 978 1 118 32866 8 eBook Weblinks Bearbeiten Wiktionary Metaphysik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Epoptie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikiquote Metaphysik Zitate Peter van Inwagen Eintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und Parameter 3 und nicht Parameter 2 Edward Craig Metaphysics in E Craig Hrsg Routledge Encyclopedia of Philosophy London 1998 R Eisler Metaphysik im Worterbuch der philosophischen Begriffe 1904 J B Lotz W Brugger Allgemeine Metaphysik 3 Auflage Munchen 1967 nach neuscholastischer Methode Jan A Aertsen Die Transformation der Metaphysik im Mittelalter Information Philosophie 2008 Christian Thies Vorlesungsskripte Memento vom 12 Oktober 2006 im Internet Archive Philipp Keller Wenn Sachen einander brauchen Themen der zeitgenossischen Metaphysik Seminarunterlagen Memento vom 28 September 2009 im Internet Archive Sami Pihlstrom The Return of Metaphysics PDF 272 kB Problems with Metaphysics as a Philosophical Discipline METAPHYSICA internationale Zeitschrift zur Metaphysik und Ontologie mit umfangreichen Downloads Einzelnachweise Bearbeiten Heinrich Schmidinger Metaphysik Ein Grundkurs Kohlhammer Stuttgart u a 2000 ISBN 3 17 016308 6 S 13 Heinrich Schmidinger Metaphysik Ein Grundkurs S 14 Dies ist nach Martin Heidegger die Grundfrage der Metaphysik vgl z B Was ist Metaphysik Auch diese beiden Wendungen gehen auf Heideggers Wortwahl zuruck vgl etwa Grundprobleme der Phanomenologie GA 24 137 Die antike Philosophie interpretiert und versteht das Sein des Seienden die Wirklichkeit des Wirklichen als Vorhandensein und 152 was die Wirklichkeit des Wirklichen konstituiert die Ideen sind nach Platon selbst das eigentlich Wirkliche Sophistes 237a 263e Vgl Albert Keller Sein In Handbuch philosophischer 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