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Dieser Artikel behandelt den abstrakten Begriff Nichts zu weiteren Bedeutungen siehe Nichts Begriffsklarung Mit Nichts wird in der Alltagssprache ein universelles abstraktes Konzept bezeichnet das verschiedene Bedeutungsaspekte besitzt Es kann jedoch daruber gestritten werden ob diese Bundelung der Aspekte eine gemeinsame linguistische Quelle hat oder ob es sich dabei zum Teil um Homonyme handelt die auf fehlerhaften Umgang mit den Regeln der Oberflachengrammatik zuruckzufuhren waren Verschiedene Aspekte sind Die Negationspartikel nicht dient zur sprachlichen Negation von Aussagen oder Satzelementen Das Indefinitpronomen nichts bedeutet nicht irgend etwas kein Ding keine Sache nicht das Mindeste Die Nominalphrase das Nichts bezieht sich auf das Gegenteil des Seins die Negation und Abwesenheit des Seins das Nichtsein eine absolute Leere oder allgemeine Unbestimmtheit In der formalen Logik tritt nichts ausschliesslich in Gestalt des so genannten negierten Existenzquantors x displaystyle neg exists x auf Damit wird dem Umstand Rechnung getragen dass nichts im Gegensatz zu das Nichts kein Eigenname oder Nominator ist Daher sind z B Nichts existiert d i Es ist nicht der Fall dass etwas existiert und Das Nichts existiert keineswegs synonym Das Substantiv Nichts kann zudem bezogen werden auf Etwas Abwesendes dessen Anwesenheit erwartet wurde nihil privativum Etwas Wesenloses Nichtiges nicht Greifbares Etwas dem doch der eigentliche Inhalt das innere Sein und Leben fehlt der blosse Schein Ebenso kann damit eine Person oder Sache als unwert unbedeutend gehaltlos und nichtig etikettiert werden In vielen Kulturen wird Schwarz mit dem Nichts assoziiert Das gemeinsame der substantivischen Verwendungen ist dass eine Bestimmung z B der Wert irrelevant klein ist oder null betragt oder eine Sache deren Existenz oder Anwesenheit erwartet wurde sich als fiktiv oder abwesend herausstellt Inhaltsverzeichnis 1 Philosophiegeschichte 1 1 Vorsokratik 1 2 Platon 1 3 Spatantike und Mittelalter 1 4 Nihil privativum 1 5 Rationalismus Satz vom Grund 1 6 Kant 1 7 Hegel 1 8 Trendelenburg und Dilthey 1 9 Heidegger versus Carnap 1 10 Sartre Nichts als Freiheit 1 11 Bloch Philosophie des Noch Nicht Seins 1 12 Derrida Nichts als Schweigen 2 Buddhismus 3 Naturwissenschaften 4 Mathematik und Informatik 5 Siehe auch 6 Trivia 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweisePhilosophiegeschichte BearbeitenDie verschiedenen Bedeutungsaspekte von Nichts wurden in der Philosophie nicht immer klar unterschieden Daher ist der Frage ob sich Nichts denken lasst oder nicht und wenn ja wie in der Philosophiegeschichte auf sehr unterschiedliche Arten nachgegangen worden Der Umgang mit dieser Frage kann in verschiedenen philosophischen Disziplinen geschehen Nichts kann als Thema der Metaphysik und Ontologie behandelt werden z B bei Platon im Gedenken der creatio ex nihilo oder in Hegels Metaphysik des Absoluten Nichts kann aber auch als existentielle Erfahrung philosophisch beschrieben werden z B bei Martin Heidegger oder Jean Paul Sartre oder die Spuren von Nichts konnen als sprachphilosophische und logische Phanomene wie Verneinung oder Falschheit analysiert werden Gelegentlich wird dabei das Nichts selbst negiert so ist die Unmoglichkeit des Nichts in der Natur ein Grundsatz der Naturphilosophie des Aristoteles horror vacui Vorsokratik Bearbeiten Die Frage nach dem Nichts beschaftigt die westliche Philosophie seit ihrem allerersten vorsokratischen Anfang Der griechische Philosoph Parmenides von Elea behandelt das Thema in dem einzigen von ihm erhaltenen Fragment seinem Lehrgedicht Uber die Natur Wohlan so will ich denn verkunden Du aber nimm mein Wort zu Ohren welche Wege der Forschung allein denkbar sind der eine Weg dass das Seiende ist und dass es unmoglich nicht sein kann das ist der Weg der Uberzeugung denn er folgt der Wahrheit der andere aber dass es nicht ist und dass dies Nichtsein notwendig sei dieser Pfad ist so kunde ich Dir ganzlich unerforschbar Denn das Nichtseiende kannst Du weder erkennen es ist ja unausfuhrbar noch aussprechen 1 Aus diesen Zeilen lasst sich die Handlungsanweisung entnehmen sich nicht mit dem Nichtseienden zu befassen und alle Aufmerksamkeit stattdessen allein dem Seienden zukommen zu lassen Es ist namlich unmoglich uber das Nichtseiende zu sprechen da im selben Moment als man von diesem etwas aussagt dessen Sein wieder voraussetzt Ausserdem sind Sein und Denken aquivalent Uber das Nichts kann man demnach nicht nachdenken Auf diese Weise entsteht eine Definition der Aufgabe von Wissenschaft lohnende Forschung kann alles zum Thema haben nur nicht das Nichts Der Spruch des Parmenides von Elea gilt als erste Formulierung abstrakter metaphysischer Reflexion im antiken Griechenland und dient Platons Dialog Sophistes als Ausgangspunkt Platon Bearbeiten Platon relativiert die Position des Parmenides vom absoluten Nichts In dem Dialog Sophistes bestimmt er das Nichts als Nichtseiendes und dieses schliesslich in einer langeren Argumentationskette als Verschiedenheit Dabei werden funf hochste Kategorien Ideen entwickelt die irreduzibel sind und an denen alle anderen Ideen teilhaben Durch die Teilhabe an diesen funf Ideen wird alles andere erst was es ist ohne mit den funf Ideen identisch zu sein Die funf Ideen sind Sein Ruhe und Bewegung Identitat und Verschiedenheit Jede dieser Ideen ist mit sich selbst identisch und hat teil an den anderen Ideen Durch die Verschiedenheit wird die Moglichkeit des Nichtseins aufgemacht Die Idee der Ruhe ist mit sich selbst identisch aber verschieden von den anderen vier Ideen Sie hat Anteil z B an der Idee des Seins sie ist jedoch nicht die Idee des Seins Die Idee der Verschiedenheit eroffnet also die Moglichkeit des Nichtseins Spatantike und Mittelalter Bearbeiten In der fruhchristlichen Philosophie stellt sich das Problem bei der Diskussion der gottlichen Schopfung sie kann nach Augustin nur ex nihilo aus dem Nichts erfolgt sein denn alles andere ware keine Schopfung sondern lediglich eine Umwandlung Tertullian differenziert zwei Sprechweisen a nihilo von nichts her ohne eigene Ursache und Ex nihilo das Nichts als Substanz dies fuhrt nach Tertullian zur Gnosis Nikolaus von Kues versteht unter dem Nichts die alteritas die Andersheit die je spezifisch zu einem moglichen Sein angelegt ist Nihil privativum Bearbeiten In der fruhen Neuzeit unterschied man verschiedene Aspekte des Nichts Unter dem Begriff des nihil privativum wird das Nichts etwa als eine spezifische Abwesenheit von Etwas oder als Mangel definiert Dabei handelt es sich um eine logische Entgegensetzung die dem Negierten einen geringeren ontologischen Status zuweist Dunkelheit ist nur die Abwesenheit von Licht das Bose nur die Abwesenheit des Guten und so weiter Dieser aus dem Platonismus stammende Gedanke spielt auch in der Theodizee eine Rolle Rationalismus Satz vom Grund Bearbeiten Im Rationalismus haben sowohl Leibniz als auch Wolff das bereits von Cicero formulierte Prinzip Nichts geschieht ohne Grund lat nihil sine causa fit De divinatione 2 61 im Satz vom zureichenden Grund als massgebliches metaphysisches Prinzip bestimmt Bei Leibniz heisst es nichts geschieht ohne dass es eine Ursache cause oder wenigstens einen bestimmenden Grund raison determinante gibt d h etwas das dazu dienen kann a priori zu begrunden weshalb etwas eher existiert als nicht existiert und weshalb etwas gerade so als in einer anderen Weise existiert 2 Die logische Bedeutung in Bezug auf den Begriff des Nichts diskutierte Wolff wie folgt Wo etwas vorhanden ist woraus man begreifen kann warum es ist hat das einen zureichenden Grund 29 Derowegen wo keiner vorhanden ist da ist nichts woraus man begreifen kann warum etwas ist nemlich warum es wirklich werden kann und also muss es aus Nichts entstehen Was demnach nicht aus Nichts entstehen kann muss einen zureichenden Grund haben warum es ist als es muss an sich moglich sein und eine Ursache haben die es zur Wirklichkeit bringen kann wenn wir von Dingen reden die nicht notwendig sind Da es nun unmoglich ist dass aus Nichts etwas werden kann so muss auch Alles was ist seinen zureichenden Grund haben warum es ist 3 Kant Bearbeiten In der transzendentalen Analytik der Kritik der reinen Vernunft fugte Immanuel Kant am Schluss des Anhangs eine kleine Betrachtung uber den Gegensatz von Moglichkeit und Unmoglichkeit in Bezug auf die Kategorien hinzu Jeder Klasse der Kategorien entspricht auch ihre Negation Danach ist Nichts gemass der Kategorientitel Quantitat Qualitat Relation und Modalitat zu unterscheiden in Gedankending Mangel an Etwas reine Anschauung oder blosse Form und Unding vgl nebenstehende Tafel Nichts als 1 Leerer Begriff ohne Gegenstand ens rationis 2 3 Leerer Gegenstand eines Begriffs Leere Anschauung ohne Gegenstand nihil privativum ens imaginarium 4 Leerer Gegenstand ohne Begriff nihil negativum Abb Tafel der Eintheilung des Begriffs von Nichts Darstellung ahnlich Immanuel Kant AA 000003 III 233 4 Die ens rationis ist dabei eine Fiktion ein widerspruchsfreier Begriff von einem Gegenstand der nicht in der Erfahrung gegeben werden kann vgl auch Noumenon Es steht auf dem 1 Platz der in den anderen Tafeln der Urteilsformen der Verstandesbegriffe der Quantitat zugeordnet ist vielleicht weil ihm keine Grosse in der Anschauung entsprechen kann Mit dem nihil privativum ist eine Deprivation eine Abwesenheit oder ein Mangel einer Qualitat die prinzipiell erfahrbar ist gemeint Bsp Finsternis als Mangel an Licht es steht auf dem fur Qualitaten reservierten Platz Die leere Anschauung ohne Gegenstand erlautert Kant am Beispiel der Anschauungsformen Raum und Zeit es steht zu vermuten dass auch geometrische Figuren leere Formen etc unter diesen Begriff fallen Hier wird nicht wie unter 2 eine bestimmte Qualitat verneint sondern etwas ohne Substanz vorgestellt Da Substanz unter den Kategorientitel der Relation fallt steht die ens imaginarium an diesem Ort Zuletzt folgt das Unding oder nihil negativum die Vorstellung eines Gegenstands unter einem widerspruchlichen Begriff oder mit einer unmoglichen Form wie z B das Penrose Dreieck Man siehet dass das Gedankending n 1 von dem Unding n4 dadurch unterschieden werde dass jenes nicht unter die Moglichkeiten gezahlet werden darf weil es bloss Erdichtung obzwar nicht widersprechende ist dieses aber der Moglichkeit entgegengesetzt ist indem der Begriff sogar sich selbst aufhebt Beide sind aber leere Begriffe Dagegen sind das nihil privativum n 2 und ens imaginarium n 3 leere data zu Begriffen Wenn das Licht nicht den Sinnen gegeben worden so kann man auch keine Finsternis und wenn nicht ausgedehnte Wesen wahrgenommen worden keinen Raum vorstellen Die Negation sowohl als die blosse Form der Anschauung sind ohne ein Reales keine Objekte Immanuel Kant AA 000003 III 233 5 KrV B 328Hegel Bearbeiten Das Nichts ist fur Hegel der Gegenbegriff zum Sein Er beginnt seine Wissenschaft der Logik mit den drei Bestimmungen Sein Nichts Werden Sein reines Sein soll als unbestimmtes Unmittelbares verstanden werden Da das reine Sein unbestimmt sein soll kann es keine Qualitat haben keine irgendwie geartete innere Komplexitat es konnen auch keine Beziehungen zu anderen Dingen oder Gedanken bestehen Die Unmittelbarkeit des reinen Seins betont noch einmal dass das reine Sein keinen ausseren Bedingungen unterliegt keine Ursache hat sondern einfach nur es selbst ist Der Gedanke des reinen Seins erweist sich somit als vollkommen leer und das was in diesem leeren Gedanken gedacht wird ist eigentlich nichts Die Bestimmungen vom reinen Sein und vom reinen Nichts erweisen sich als dieselben und auch der Gedanke vom reinen Nichts ist mit dem Gedanken vom reinen Sein identisch Dies reine Sein ist nun die reine Abstraktion damit das Absolut Negative welches gleichfalls unmittelbar genommen das Nichts ist Hegel Enzyklopadie 87 Kerngedanken dieses Zitats sind Das reine Sein ist fur Hegel reine Abstraktion Aus dieser Eigenschaft lasst er folgen dass das Sein das Absolut Negative sei Ist das Sein das Absolut Negative so ist es Nichts Trendelenburg und Dilthey Bearbeiten Friedrich Adolf Trendelenburg bestritt in direkter Opposition zu Hegel dass im reinen Denken eine Brucke zwischen Sein und Nichts zum Werden hergestellt werden konne In dieser fur die Dialektik Hegels grundlegenden Beziehung sah Trendelenburg einen versteckten Ruckgriff auf die Anschauung den Hegel negierte oder ubersah Das reine Sein sich selbst gleich ist Ruhe das Nichts das sich selbst Gleiche ist Ruhe Wie kommt aus der Einheit zweier ruhender Vorstellungen das bewegte Werden heraus Nirgends liegt in den Vorstufen die Bewegung vorgebildet ohne welche das Werden nur ein Sein ware Da sowohl das reine Sein als auch das Nicht Sein ausdruckt so kann folgerichtig die nachste Aufgabe des Denkens wenn die Einheit beider gesetzt werden soll nur die sein eine ruhende Vereinigung zu finden Wenn aber das Denken aus jener Einheit ein Anderes erzeugt tragt es offenbar dies Andere hinzu und schiebt die Bewegung stillschweigend unter um Sein und Nicht Sein in den Fluss des Werdens zu bringen Aus dem Sein einer zugestandenen Abstraktion und dem Nichts einer ebenfalls zugestandenen Abstraktion kann nicht urplotzlich das Werden entstehen diese concrete das Leben und den Tod beherrschende Anschauung 6 Trendelenburgs Schuler Wilhelm Dilthey stellte in gleicher Weise in Bezug auf Hegels System kritisch fest Aber jede Metaphysik dieser Art ist von vornherein durch einen inneren Widerspruch in ihrer Grundlage gerichtet Das uber unsere Erfahrung Hinausliegende kann nicht einmal durch Analogie einleuchtend gemacht geschweige denn bewiesen werden wenn dem Mittel der Begrundung und des Beweises dem logischen Zusammenhang die ontologische Gultigkeit und Tragweite genommen wird 7 Heidegger versus Carnap Bearbeiten Nach Martin Heideggers Vortrag Was ist Metaphysik gehoren das Nichts und das Sein zusammen Sie sind nicht dasselbe aber sie bedingen sich und gehoren zusammen Erst durch das Nichts offenbart sich das Sein als eine Befremdlichkeit oder als das Andere Deutlich spurbar ist dieses Nichts in der Stimmung der Angst nicht in der Furcht vor etwas Bestimmtem sondern in der tiefen in uns verborgenen Angst vor oder wegen Nicht ganz unbestimmt aber auch nicht in Worten fassbar eben die Angst vor dem Nichts In einer solchen Angst ist einem alles gleichgultig und zwar gleichermassen gleichgultig Ob Tisch oder Stuhl Tod oder Leben es hat keine Relevanz Eine merkwurdige Ruhe durchzieht einen fast wie in der Stimmung der Langeweile die dem Sein am spurbar nachsten ist und doch nicht ganz Dieser kleine von uns gefuhlte Unterschied zwischen den beiden Stimmungen wieder nicht in Worten fassbar aber als etwas Fehlendes fuhlbar ist das Nichts In prominenter Weise warf Rudolf Carnap als Vertreter des logischen Empirismus Wiener Kreis und der mittleren analytischen Philosophie dem Existentialismus Martin Heideggers vor er wurde den Begriff Das Nichts falschlich so verwenden als ob er fur eine bestimmte Entitat stunde Rudolf Carnap tadelte diesen Punkt bei Heidegger in seinem Aufsatz Uberwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache Die Annahme der Begriff Das Nichts habe einen Inhalt beruht Carnap zufolge auf einer Verwechslung von logischer und grammatischer Struktur von Begriffen und Satzen Die analytische Sprachphilosophie versucht zu zeigen dass Nichts einfach nur als Nicht etwas verstanden werden kann und muss so dass keine derartige Umformung moglich ist Ihre Analyse ist also vor allem als Metaphysikkritik gemeint Nach Carnap beruhen samtliche Satze uber das Nichts auf sprachlicher Verwirrung Zwar sei die Bildung des Substantivs das Nichts syntaktisch korrekt Satze die den Ausdruck beinhalten fallen aber in die Klasse der sinnlosen Satze da sie keinen empirischen Gehalt haben und unmoglich verifiziert werden konnen Der Verifikationismus gilt zwar als gescheitertes Projekt Carnaps Analyse des Nichts die ursprunglich vor allem gegen Heideggers Sein und Zeit gerichtet war ist jedoch in der analytischen Philosophie zum Konsens geworden Heidegger wies diese Angriffe selbst zuruck Aus seiner Sicht sei es dogmatisch Logik und Sprachanalyse als einzige philosophische Methoden zuzulassen Sein Existenzialismus von 1927 versucht daher die Rolle von Logik und Sprache innerhalb des gesamten menschlichen Daseins zu relativieren In seinem Vortrag Was ist Metaphysik hielt Heidegger dem logischen Empirismus vor dass die modernen Wissenschaften auf logischen Prinzipien beruhten ohne das Nichts zu thematisieren Der logische Empirismus habe sich als Wissenschaftsphilosophie daher auf einen begrenzten Erkenntnisbereich des Seienden der einer methodischen Welterschliessung Wissenschaft zuganglich ist zu beschranken Heidegger gibt zu dass Wissenschaften das Nichts nur als Negation eines Seienden als Mangel vorstellen konnen und mussen was aber nicht dem phanomenologischen Charakter des Nichts als Nichts gerecht wurde Auch Richard Honigswald reagierte auf die Handhabung des Begriffs durch Heidegger mit einer polemischen Kritik Unvergleichlich wie es nun einmal ist brutet das Nichts trostliche Angst verbreitend indem es so lautet der nahe liegende und gerade darum uberraschende Ausdruck nichtet Es ist darum ursprunglicher als das Nicht und die Verneinung Indessen solche Einsichten entziehen sich wie man bei naherer Betrachtung erkennt jedem Bedenken Sie liegen gleichsam jenseits seiner Bedingungen und Kompetenzen Denn Bedenken bedeuten immer Fragen wieweit nun Fragen bis in die unheimlichen Tiefen des Nichts uberhaupt herabreichen lasst sich grundsatzlich nicht ausmachen 8 Sartre Nichts als Freiheit Bearbeiten Jean Paul Sartre bestimmt in seinem Werk Das Sein und das Nichts den Menschen als die Form des Seins die das Nichts in die Wirklichkeit bringt und sich dadurch von allem anderen bewusstlosen Sein unterscheidet Aus der Bewusstheit die der Mensch uber die Moglichkeit des Nicht Seins hat leitet er die Fahigkeit der Negation ab Damit ist die Fahigkeit gemeint sich von bestimmten Zukunfts und Vergangenheitsbildern zu distanzieren Durch diese Fahigkeit der Negation hat der Mensch die Freiheit sich in die Zukunft zu entwerfen und aus der Vergangenheit zu losen Diese Freiheit verstarkt sich noch da der Mensch auch die Form der eigenen Gegenwart negieren kann ich bin das was ich sein werde und somit auch nicht von dieser abhangig ist bzw festgelegt wird Das Nichts ist nach Sartre die Freiheit die dem Menschen gegeben ist und die nicht abgelehnt werden kann Sartre verweist in seinem Werk Das Sein und das Nichts ausserdem darauf dass das Nichts eigentlich nicht durch Seinsbegriffe zu erfassen ist Der transzendente Begriff des Nichts kann laut Sartre aufgrund der Nichtexistenz eines Inhaltes nur annahernd verdeutlicht werden z B in der Grenzziehung zwischen einem Moment und dem folgenden Versuchten wir uns hier eine Grenze vorzustellen seien wir dazu nicht in der Lage und genau hier fanden wir das Nichts Bloch Philosophie des Noch Nicht Seins Bearbeiten Eine differenzierte Philosophie des Nichts findet sich auch bei Ernst Bloch Unter der Kategorie des Noch Nicht Seins fasst Bloch die verschiedenen Formen der menschlichen Erfahrung des Mangels als Ausdruck einer fundamentalen Nichtigkeit einer Gegenwart in der allerdings Tendenzen auf ein mogliches volles Sein angelegt sind Derrida Nichts als Schweigen Bearbeiten In seiner Kritik an Foucaults Deutung des descartschen Cogito entwickelt Jacques Derrida Cogito und die Geschichte des Wahnsinns In Die Schrift und die Differenz auch eine Bestimmung von Nichts Nichts ist die wahnsinnige Unbestimmtheit jenseits der von ihr befreiten cogito Erfahrung welche als feste Basis Gewissheit uber unsere eigene Existenz gibt jedoch nicht uber selbige hinaus Aufgrund des Wesens des Nichts kann uber es nicht gesprochen werden da die Sprache Ausdruck der Vernunft ist welche dem Nichts gegenubersteht und es in Schach halt Nichts offenbart sich also ausschliesslich im Schweigen Buddhismus BearbeitenDer buddhistische Begriff Shunyata Sanskrit jap 空 ku bedeutet Leere oder Leerheit Eine Gleichsetzung von Shunyata Mahayana und Nichts Nihilismus wird ublicherweise vermieden Der japanische Philosoph Keiji Nishitani bildet eine Ausnahme Ihm zufolge gelinge bei genauer Kenntnis der westlichen und ostlichen Philosophie eine Paralleldarstellung von Nihil und Shunyata in existentialistischer Sprache In der Ubersetzung von Buchern die Ubungen im Zen Buddhismus beschreiben werde insofern auch vom Nichts gesprochen Im Ideal sei dies die Praxis einer nicht vorhandenen Anhaftung Der vielfach verwendete Begriff Nirvana sei durch Fehlubersetzung mit dem Nichts gleichgesetzt bedeute aber in etwa verweht Hans Waldenfels findet in seiner Analyse des Nichts einen Widerspruch Wenn wir sehen dass wir nichts sehen wird das Nichts insofern zweideutig als wir wo wir nichts sehen doch etwas sehen das wir aussagen konnen Denn entweder ist die Erfahrung des Nichts die Erfahrung eines nihilistischen Nichts oder die Erfahrung absoluter Verborgenheit Wesentlich fur die Erfahrung des Nichts ist dass wir absolut unfahig sind zu entscheiden ob sie das eine oder das andere ist Die Zweideutigkeit entzieht sich folglich menschlicher Manipulation 9 Siehe auch Mu Philosophie und Das Absolute Das absolute Nichts der Kyōto SchuleNaturwissenschaften BearbeitenWahrend in der Zeit von Otto von Guericke und seinem Versuch mit den Magdeburger Halbkugeln vielen bereits die Abwesenheit von Luft als Nichts galt wurde heute niemand mehr das Vakuum im Sinne eines materiefreien Raumes als Nichts betrachten Selbst wenn es gelange ein hundertprozentiges Vakuum zu schaffen in dem weder materielose Wellen noch wechselwirkende Felder vorkamen so ware dieser Raum dennoch nicht vollig leer da sich permanent Teilchen und Antiteilchen wenn auch in virtuellen Zustanden bilden und sofort wieder vernichten Dieses als Vakuumfluktuation bezeichnete Phanomen wurde durch den resultierenden Casimir Effekt 1958 experimentell bestatigt Seit dem 20 Jahrhundert wird mit dem Begriff Nichts eher die dem menschlichen Verstand nicht zugangliche Abwesenheit jeglichen Seins also auch von Raum und Zeit verstanden Das im Rahmen der Allgemeinen Relativitatstheorie formulierte heutige Standardmodell der Kosmologie legt die Entstehung von Raum und Zeit in den Urknall Deren heutige Eigenschaften verlieren jedoch ihre Gultigkeit wenn man bei einer zeitlich ruckwarts gerichteten Annaherung an den Urknall in die Nahe der Planck Zeit kommt Der Begriff des Nichts im Sinne eines vor dem Urknall wird aus diesen Grunden von der heutigen Naturwissenschaft nicht verwendet sondern als physikalisch sinnlos betrachtet In Astronomie und Physik spricht man im Zusammenhang mit dem Urknall von einer Singularitat Mathematik und Informatik BearbeitenDie Zahl Null wird mit dem Nichts in Verbindung gebracht aber auch negative Zahlen konnen als Ausdruck eines Mangels verwendet werden Die naturlichen Zahlen konnen nach John von Neumanns mengentheoretischem Modell jedoch aus der leeren Menge und einer einfachen Mengenbildungsregel konstruiert werden In diesem Modell reprasentiert die leere Menge die kein Element Nichts enthalt die Null wahrend die Eins die Menge ist welche die leere Menge Null enthalt Die Null ist demnach nicht Nichts sondern vielmehr die Menge die Nichts enthalt Zudem bezeichnet in der abstrakten Algebra die Null das neutrale Element Nullelement einer additiv Operator Plus geschriebenen Verknupfung sodass jedes damit verknupfte Element auf sich selbst abgebildet wird Ein mit Nichts verknupftes Element wird dagegen erst gar nicht abgebildet Im Kontext von Datenbanken bezeichnet man den Wert einer Zelle die kein Zeichen enthalt als Nullwert oft dargestellt als NULL aus der englischen Sprache Der Nullwert entspricht also dem Nichts im Sinne von keine Information und keineswegs dem Zahlenwert 0 zero oder deutsch null In der Informatik spielt auch der Begriff None eine wichtige Rolle und kann ahnlich wie Null als eine Form des Nichts betrachtet werden Es ist jedoch entscheidend zu betonen dass None und Null identisch sind In diversen Programmiersprachen wird None teilweise aber auch Null NULL oder NIL verwendet um auszudrucken dass eine Pointervariable noch auf kein gultiges Objekt zeigt Die Ternare Logik der Datenmanipulationssprachen kennt ausser den Begriffen TRUE und FALSE noch UNKNOWN fur nicht bestimmt Nichtnumerische Daten benotigen als Distanzhalter Leerzeichen auch als SPACE oder BLANK bezeichnet Um sie von anderen unsichtbaren Zeichen zu unterscheiden bieten Textprogramme die Option Leerzeichen durch einen Punkt zu kennzeichnen Siehe auch BearbeitenAbsolutes Nichts absolutes und relatives Nichts Nichts Roman Jugendbuch von Janne Teller PlenismusTrivia Bearbeiten nbsp Gedenkstein an das NICHTS in KyritzNichts wird in Deutschland mit zwei Gedenktafeln gewurdigt Sowohl in Kyritz auf dem Markt Dieser Stein erinnert an den 14 02 1842 Hier geschah um 10 57 Uhr NICHTS als auch in Schwerte Genau an dieser Stelle ereignete sich am 15 Mai des Jahres 1785 uberhaupt gar nichts 10 In einem Sketch von 1974 stellte Ernst Hilbich die Vorzuge eines Schnapses mit Namen Nichts vor 11 In der Folge wurde tatsachlich ein solcher auf den Markt gebracht mit entsprechenden Spruchen auf dem Etikett sagen Sie Ihrer Frau einfach sie hatten Nichts getrunken Selbst heute ist ein Kummel dieses Namens erhaltlich Literatur BearbeitenParmenides Fragment Uber die Natur online Jacques Derrida Cogito und die Geschichte des Wahnsinns In Die Schrift und die Differenz Suhrkamp Frankfurt am Main 2000 Thomas von Aquin Uber Seiendes und Wesenheit Lateinisch Deutsch mit Einleitung Ubersetzung und Kommentar herausgegeben von Horst Seidl Hamburg 1988 Nichts In Walter Brugger Harald Schondorf Hrsg Philosophisches Worterbuch Alber Freiburg im Breisgau 2007 ISBN 978 3 495 48213 1 Markus Wirtz Geschichten des Nichts Hegel Nietzsche Heidegger und das Problem der philosophischen Pluralitat Alber Freiburg Munchen 2006 ISBN 3 495 48132 X Joji Yorikawa Das System der Philosophie und das Nichts Studien zu Hegel Schelling und Heidegger Alber Freiburg im Breisgau 2005 ISBN 3 495 48159 1 Hisaki Hashi Die Dynamik von Sein und Nichts Dimensionen der vergleichenden Philosophie Lang Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 631 50561 2 Ludger Lutkehaus Nichts Abschied vom Sein Ende der Angst Haffmans Zurich 1999 6 Auflage Haffmans bei Zweitausendeins Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 86150 544 4 Walter G Neumann Die Philosophie des Nichts in der Moderne Sein und Nichts bei Hegel Marx Heidegger und Sartre Die Blaue Eule Essen 1989 ISBN 3 89206 330 3 Rudolf Carnap Logische Syntax der Sprache Springer Wien 1934 2 Auflage 1968 Henning Genz Die Entdeckung des Nichts Rowohlt Hamburg 1999 ISBN 3 499 60729 8 Ute Guzzoni Nichts Bilder und Beispiele Parerga Dusseldorf 1999 ISBN 3 930450 39 9 John D Barrow The Book of Nothing Vacuums Voids and the Latest Ideas about the Origins of the Universe Vintage Books Reprint 2002 ISBN 0 375 72609 8 Marco S Torini Apophatische Theologie und gottliches Nichts Uber Traditionen negativer Begrifflichkeit in der abendlandischen und buddhistischen Mystik In Tradition und Translation Zum Problem der interkulturellen Ubersetzbarkeit religioser Phanomene De Gruyter Berlin u a 1994 S 493 520 Jim Holt Gibt es alles oder nichts Eine philosophische Detektivgeschichte Ubersetzung Hainer Kober Rowohlt Reinbek 2014 ISBN 978 3 498 02813 8 Fridugisus De substantia nihili et tenebrarum Brief uber das Wesen des Nichts 12 nach 804 im Auftrag Karls des Grossen Erstdruck Lucca 1761 Hartwig Schmidt Nichts und Zeit Metaphysia dialectica urtumliche Figuren Felix Meiner Verlag Hamburg 2007 ISBN 978 3 7873 1840 7 Dirk Cursgen Zwischen Verstand und Vernunft Kants Thesen uber das Nichts Epubli Berlin 2020 ISBN 978 3 7531 0288 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Nichts Zitate nbsp Wiktionary Nichts Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Eintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und weder Parameter 2 noch Parameter 3 Harald Lesch Warum ist nicht nichts Hilmar Alquiros Nothingness and Being Abgerufen im 1 Januar 1 Einzelnachweise Bearbeiten Die Fragmente der Vorsokratiker Griechisch und Deutsch von Hermann Diels Band 1 Berlin 1922 S 151 zeno org Gottfried Wilhelm Leibniz Theodizee 44 zit nach der dt frz Suhrkamp Ausgabe 1999 S 273 Christian Wolff Vernunftige Gedancken von Gott der Welt und der Seele des Menschen auch allen Dingen uberhaupt Band 1 1738 S 16 30 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000003 III 233 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000003 III 233 KrV B 348 Friedrich Adolf Trendelenburg Logische Untersuchungen Band 1 3 Auflage 1870 S 38 Wilhelm Dilthey Schlussbetrachtung uber die Unmoglichkeit der metaphysischen Stellung des Erkennen In Einleitung in die Geisteswissenschaft Band 1 1883 abgedruckt in Das Wesen der Philosophie Reclam Stuttgart 1984 S 138 Richard Honigswald Grundfragen der Erkenntnistheorie Tubingen 1931 neu herausgegeben Meiner Hamburg 1997 S 62 Hans Waldenfels Faszination des Buddhismus Zum christlich buddhistischen Dialog Matthias Grunewald Verlag Mainz 19982 ISBN 3 7867 0988 2 S 35 Gerd Otto Rieke Bei den Denkmalen der Nichtigkeiten Thuringische Landeszeitung 15 Mai 2021 Reise Seite ohne Seitenzahl 1 Ernst Hilbich in Am laufenden Band Karl Maurer Um 800 Karl der Grosse ordnet an dass die in der Landessprache uberlieferten Heldenlieder in seiner Palastschule in Aachen aufgezeicnet werden In Eine neue Geschichte der deutschen Literatur Berlin University Press Berlin 2007 ISBN 978 3 940432 12 4 S 35 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nichts amp oldid 238083907