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Der Raum ist eine Art Behalter fur Materie und Felder in dem sich alle physikalischen Vorgange abspielen 1 Dieses bewusst etwas unprazise Verstandnis des Begriffes Raum ist seit Isaac Newton allgemein verbreitet und wurde erst durch Einstein infrage gestellt Dem entspricht dass man in der menschlichen Erfahrung ja schon immer weiss was der Raum ist z B dass er durch die drei zueinander orthogonalen Dimensionen Lange Breite und Hohe bestimmt ist Raum ermoglicht allen materiellen Objekten eine Ausdehnung er selbst existiert als grundlegendes Ordnungsmodell a priori vor den darin vorhandenen Objekten nach heutigem Verstandnis aber nur in Relation zu ihnen Wenn der Raumbegriff in diesem Sinne gebildet wird hat es keinen Sinn von einem leeren Raum zu sprechen Das Problem in der Physik bei der Grossenbestimmung des Weltraumes besteht darin dass man nur Raume vermessen kann deren Grenzen man kennt Nimmt man eine Grenzenlosigkeit bzw Unendlichkeit des Raumes an ist mit grosser Wahrscheinlichkeit vorhersehbar dass die jeweils gegebenen Mittel zur Vermessung nicht ausreichend sind Gleiches muss unter Wahrung der wissenschaftlichen Vorsicht fur die eventuelle Entdeckung immer kleinerer Elementarteilchen und ihrer Zwischenraume angenommen werden 2 Zur physikalischen Beschreibung werden formale Eigenschaften verschiedener mathematischer Raume meistens des euklidischen Raumes benutzt Der Begriff des Raums hat sich in der Geschichte der Physik stark gewandelt Inhaltsverzeichnis 1 Der Raumbegriff im Altertum 2 Raum in der klassischen Mechanik 3 Raum und Zeit 3 1 Modifikationen des Raumbegriffes 3 2 Moderne Theorien zur Raumzeit 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDer Raumbegriff im Altertum BearbeitenIm Vorderen Orient war die Bildung von Langen Flachen und Volumenbegriffen immer abhangig von anthropozentrischen Gesichtspunkten wie der Menge des Saatguts fur eine zu bestellende oder der Arbeitsleistung fur eine zu bearbeitende Flache Die Pythagoraer erkennen zuerst die Existenz einer Leere zwischen benachbarten Dingen verwechseln diese Leere jedoch noch mit Luft pneuma apeiron Archytas von Tarent unterscheidet wohl als erster zwischen dem Raum oder Platz topos einerseits und dem Stoff andererseits Der Raum ist also vom Korper unabhangig er verfugt jedoch uber gewisse Krafte Bei den fruhen Atomisten wie Leukipp und Demokrit ist der Raum reine Ausdehnung ohne Einfluss auf die Bewegung des Stoffes Allerdings umfasst er nur die Zwischenraume zwischen den Atomen Erst Lukrez 3 formuliert eindeutig dass die Korper einen Ort im Raum haben der quasi ein unendliches Gefass fur Korper darstellt Fur Platon ist der Raum inhomogen wegen seiner lokalen geometrischen Verschiedenheiten Fur Aristoteles ist der Ort eines Korpers seine aussere Begrenzung Lucken die nicht von Korpern erfullt sind und eine Durchdringung von Korpern gibt es nicht Das steht allerdings im Widerspruch zu seiner Lehre von dem kontinuierlichen funften Korper aus dem der Himmel geformt wird dieser wurde von den Spharen der Planeten gestort Die Ursachen der Bewegungen der Korper sind allein in der geometrischen Struktur des Raumes zu suchen heute wurde man das als dynamische Feldstruktur bezeichnen der einen Mittelpunkt die Erde ein Oben und ein Unten hat Die Bewegungen der Elementarteilchen hangen nach Aristoteles nur von den raumlichen Bedingungen nicht von dem ab was wir heute als Masse bezeichnen Der Raum ist lediglich die Summe aller Orte der Korper er ist daher nicht unendlich Bis zum 14 Jahrhundert blieb die Auffassung des Aristoteles das Vorbild fur die meisten Raumtheorien 4 Allerdings gab es immer wieder Kritik daran Fur Aristoteles Schuler Theophrastos von Eresos ist der Raum nicht real er ist eine reine Ordnungsbeziehung zwischen den Korpern Fur die Stoiker wird die materielle Welt die in einem leeren Raum ruht durch eine innere Kohasion zusammengehalten es gibt keine praferierte Richtung im Raum Raum und Zeit waren im Altertum vollig heterogene nicht aufeinander bezogene Wesenheiten Zenon hat wohl als erster erkannt dass sie im Begriff der Geschwindigkeit aufeinander bezogen sind Auch die Geometrie des Raumes war im Gegensatz zu Geometrie der Ebene nur sehr schwach entwickelt und verfugte uber wenig fixierte Fachausdrucke vermutlich auch uber keine Vorstellung von Raumkoordinaten wofur letztlich wohl die Unvereinbarkeit der Euklidischen Geometrie mit dem endlichen anisotropen in seinen Eigenschaften von der Richtung abhangigen Universum des Aristoteles verantwortlich war 5 Raum in der klassischen Mechanik BearbeitenIn der klassischen Mechanik gilt die Raumdefinition von Isaac Newton Der Raum ist absolut unveranderlich und unbeeinflusst von den physikalischen Vorgangen die sich in ihm abspielen Der Raum ist euklidisch und dreidimensional Dieser unendliche unbewegliche fur alle Korper durchdringbare keine Qualitaten oder Formen aufweisende durch keine Kraft trennbare Raum ist fur das 18 Jahrhundert das Mass aller Abstande und Geschwindigkeiten ja als Werk Gottes 6 Die Dimensionen eines Raumes entsprechen den von ihm realisierten kartesischen Koordinaten ublicherweise angegeben in x y und z Richtung Man bezeichnet diese als Raumkoordinaten und die durch sie aufgespannten Dimensionen als Raumdimensionen wobei keine Raumdimension einem Punkt eine Raumdimension einer Geraden oder Kurve und zwei Raumdimensionen einer Flache entsprechen Die Bestimmung des Bezugspunktes eines Koordinatensystems benotigt reale Objekte Meistens wird dazu der Schwerpunkt einer grossen Masse wie der Erde oder der Sonne genommen Raum und Zeit Bearbeiten Hauptartikel Raumzeit Modifikationen des Raumbegriffes Bearbeiten Die Entdeckung dass die Lichtgeschwindigkeit fur alle Beobachter gleich ist erforderte eine Modifikation des Raumbegriffes Albert Einstein leistete in seiner Speziellen Relativitatstheorie die Vorarbeit so dass Hermann Minkowski Raum und Zeit zu einem gemeinsamen Gebilde der Raumzeit zusammenfassen konnte Damit ist der Raum nicht mehr absolut sondern vom Beobachter genauer dem Inertialsystem abhangig Dies aussert sich zum Beispiel in der Lorentzkontraktion der zufolge relativ zueinander bewegte Beobachter fur dasselbe Objekt eine unterschiedliche Lange messen In der Speziellen Relativitatstheorie ist der Raum zwar vom Beobachter abhangig nicht jedoch von den physikalischen Vorgangen in ihm Er ist immer noch fur jeden Beobachter euklidisch Das andert sich in der Allgemeinen Relativitatstheorie In dieser wird die Gravitation durch die Krummung der Raumzeit beschrieben welche auch eine Krummung des Raumes bedeutet Die Geometrie der Raumzeit hangt vom Energie Impuls Tensor also von den im Raum vorhandenen Teilchen und Feldern ab Der Raum ist daher nur noch lokal euklidisch Im Rahmen der Kosmologie gemass den Friedmann Gleichungen ergibt sich die Krummung des Universums aus seiner Energiedichte Konnte man die Krummung exakt messen dann konnte man auch die genaue Grosse des Universums berechnen Der dafur in Betracht kommende Krummungsparameter liegt allerdings so nah bei Null dass bisher auch ein flaches oder hyperbolisches und somit unendlich grosses Universum nicht auszuschliessen ist W k 1 W 0 displaystyle Omega k 1 Omega approx 0 nbsp Moderne Theorien zur Raumzeit Bearbeiten Die Kaluza Klein Theorien und Stringtheorien die zum Ziel haben die Gravitation mit den anderen Grundkraften zu vereinigen fugen der Raumzeit zusatzliche Dimensionen hinzu Diese zusatzlichen Dimensionen sind allerdings nicht wie die bekannten 4 Raum Zeit Dimensionen ins beinahe unendliche ausgedehnt vielmehr sind sie von einer Ausdehnung von weniger als einem Atomkern durchmesser Zusatzlich nimmt man an dass sie periodisch aufgerollt sind bzw dass sie als zusatzliche Freiheitsgrade z B die sogenannte Quintessenz in die vorhandene Raumzeit hineinfliessen Ein Ziel dieser Theorien ist den Raum mit seinen Eigenschaften nicht als etwas Gegebenes zu postulieren sondern ihn in einer umfassenden Theorie gemeinsam mit den bekannten Grundkraften und Elementarteilchen zu begrunden Eine abweichende Meinung wird durch die konstruktivistische Protophysik dargestellt in der Geometrie und Chronometrie durch Normen fur die Messinstrumente bestimmt wird Siehe auch BearbeitenInertialraumLiteratur BearbeitenKlassikerUlf Heuner Hrsg Klassische Texte zum Raum Berlin Parados 2006 ISBN 3 938880 05 8 Nick Huggett Hg Space from Zeno to Einstein MIT Press 1999 Auswahl kurzer klassischer Texte in engl Ubers Jorg Dunne Stephan Gunzel Hrsg Raumtheorie Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften Frankfurt a M Suhrkamp 2006 ISBN 3 518 29400 8 Stephan Gunzel Hrsg Texte zur Theorie des Raums Reclam 2013 WissenschaftsgeschichteMax Jammer Das Problem des Raumes die Entwicklung der Raumtheorien Darmstadt Wiss Buchges 1960 Deutsche Ausgabe der 1 Auflage von Concepts of Space Max Jammer Concepts of Space the history of theories of space in physics Vorwort von Albert Einstein 3 A New York Dover Publ 1993 Sendker Werner Bernhard Die so unterschiedlichen Theorien von Raum und Zeit Der transzendentale Idealismus Kants im Verhaltnis zur Relativitatstheorie Einsteins Osnabruck 2000 ISBN 3 934366 33 3 Systematische DarstellungenRoman Sexl Herbert Kurt Schmidt Raum Zeit Relativitat Braunschweig 1991 ISBN 3 528 27236 8 Carlo Rovelli What is Time What is Space Di Renzo Editore 2006 ISBN 88 8323 146 5 Horst Volz Weltbeschreibung Raum Zeit Temperatur und Information Aspekte Standpunkte Debatten Shaker Verlag Aachen 2018 ISBN 978 3 8440 6323 3 siehe auch die allgemeine Literatur unter Philosophie der Physik WissenschaftstheorieEinzelnachweise Bearbeiten Albert Einstein Vorwort zu Max Jammer Das Problem des Raumes Darmstadt 1960 S XIII ff Was ist Unendlichkeit aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 26 Mai 2002 https www br de mediathek video sendungen alpha centauri alpha centauri unendlichkeit 2002 x100 html tab bcastInfo amp jump tab Lukrez De rerum natura I 963 976 Max Jammer 1960 S 12 22 Max Jammer 1960 S 26 Max Jammer 1960 S 139 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raum Physik amp oldid 237222709