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Dieser Artikel beschaftigt sich mit dem philosophischen Begriff der Existenz Fur den gleichnamigen Film von David Cronenberg siehe eXistenZ Das Wort Existenz lateinisch existentia Bestehen Dasein bezeichnet in der Philosophie das Vorhandensein eines Dinges ohne nahere Bestimmung ob es sich um einen materiellen oder ideellen Gegenstand handelt In der Existenzphilosophie und im Existentialismus wird der Begriff oft synonym fur menschliches Dasein gebraucht Umgangssprachlich bezeichnet Existenz auch die wirtschaftliche Lebensgrundlage eines Menschen zum Beispiel in Form eines wirtschaftlichen Betriebes Handelsgeschaft Anwaltskanzlei oder Ahnliches In der Pradikatenlogik wird mit Existenz die Voraussetzung fur eine Pradikatszuweisung gekennzeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsherkunft und Bedeutung 2 Mathematik Logik 3 Evolutionsbiologie 4 Philosophie 4 1 Begriffsgeschichte in der Philosophie 4 2 Semantische Existenz 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBegriffsherkunft und Bedeutung BearbeitenDas lateinische existo ich existiere geht seinerseits wieder auf das griechische existemi ek histemi zuruck und wird oft mit dem ahnlich lautenden exeinai verwechselt welches tatsachlich sein bedeutet existemi hingegen bedeutet auslegen aufstellen herausstehen also raumlich vorhanden sein In einem philosophischen Zusammenhang taucht der Begriff der Existentia erstmals bei Marius Victorinus um 360 als Ubersetzung des griechischen Hyparxis auf und wird dabei der Substantia griechisch Ousia gegenubergestellt Wahrend Existentia das reine Vorhandensein von etwas bezeichnet wird im Gegensatz dazu das Wesen eines Dinges mit Essenz Essentia benannt Mathematik Logik BearbeitenIn der klassischen Mathematik hat man fur den Beweis der Existenz eines mathematischen Objekts einen Existenzbeweis mehrere Moglichkeiten die explizite Angabe dieses Objekts eine Anleitung zur Konstruktion aus schon existierenden Objekten der Beweis dass die Annahme der Nichtexistenz dieses Objekts zu einem Widerspruch fuhrt ein indirekter Existenzbeweis In anderen Konzeptionen der Mathematik Intuitionismus konstruktive Mathematik wird der indirekte Existenzbeweis durch Herbeifuhrung von Widerspruchen aus der Annahme der Nichtexistenz abgelehnt wenn unendlich viele Objekte zu untersuchen sind siehe tertium non datur Danach existiert ein Objekt nur dann wenn es explizit angegeben wird oder wenn ein Algorithmus angegeben werden kann mit dem es sich beim Intuitionismus in endlich vielen Schritten konstruieren lasst In der modernen Diskussion der Grundlagen der Mathematik wurde im Grundsatz die Fragestellung des Universalienstreits wieder aufgenommen Die Annahme der eigenstandigen Existenz von Zahlen und geometrischen Figuren in der klassischen Mathematik wird als Platonismus bezeichnet und entspricht der Position des Realismus bei den Universalien Der Konstruktivismus hat seine Entsprechung in der Vorstellung des Konzeptualismus Die axiomatische Mathematik Hilberts hingegen betrachtet Mathematik als rein formale Schopfung des Menschen Formalismus und entspricht damit dem Nominalismus Evolutionsbiologie BearbeitenAls Existenz Existence of Evolution bezeichnete man in der Evolutionsbiologie ein grundlegendes Theorem nach dem es die Evolution uberhaupt gibt Der Begriff ist aufgrund seiner trivialen Aussage heute nicht mehr gebrauchlich war aber zu Darwins Zeiten uberaus bedeutsam Die Existenz der Evolution wurde auch schon vor Darwin angenommen darunter von Jean Baptiste de Lamarck Darwin konnte sie aber durch seine Beobachtungen erstmals belegen und damit eine erweiterte und konsistente Theorie entwickeln Doch Darwin starb an Krebs bevor er seine Forschungen beenden konnte Philosophie BearbeitenIn der Philosophie gibt es grundsatzlich drei Arten von Existenzen Notwendige Existenz Ist die Existenz die die Ursache fur alles Andere ist und allem zu Grunde liegt Sie wird in manchen Philosophien auch Gott genannt Nicht notwendige Existenz All die Existenzen auf die andere Existenzen nicht angewiesen sind Unmogliche Existenz Existenzen die im Widerspruch zur Notwendigen Existenz stehen Beispiel in einer Philosophie die als notwendige Existenz einen allmachtigen Gott sieht ware ein Stein der schwerer ist als Gott ihn heben konnte Dieser kann nicht existieren und auch der Allmachtige kann ihn nicht erschaffen obwohl er alles kann denn die Existenz dieses Steines ist unmoglich sprich im Widerspruch zu der Allmachtigkeit Gottes Philosophisch betrachtet wird die Existenz mit der Frage gestellt Ist etwas da nur weil wir es wahrnehmen Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht Wenn man einen Gegenstand sieht kann man ihn sich einbilden Diese eventuelle Einbildung kann durch das Benutzen anderer Sinnesorgane scheinbar widerlegt werden Eine scheinbar sichere Moglichkeit eine Nichtexistenz auszuschliessen ist die Befragung eines anderen Menschen Es gibt jedoch die Moglichkeit dass sich in jedem Menschen die gleichen biologischen Prozesse abspielen die ihn einen Gegenstand wahrnehmen lassen obwohl dieser gar nicht existiert Ein weiteres Phanomen diesbezuglich sind psychische Krankheiten Wenn ein schizophrener Mensch sein Gegenuber fragt ob ein Gegenstand existiert um wie im ersten Fall seine Wahrnehmung zu verifizieren spricht er womoglich mit einem Menschen den er sich eingebildet hat Somit kann nicht davon ausgegangen werden dass das Objekt nicht auch eingebildet ist In Weiterfuhrung dieses Gedankens ist es nur moglich sich seiner eigenen Existenz bewusst zu sein Hierbei ist es nicht nachweisbar ob ein Universum bzw eine Welt ausserhalb des eigenen Bewusstseins real ist oder existiert Nur die eigene Existenz ist dann sicher jedoch nicht die Existenz von Menschen der Umwelt und dem Universum an sich da man sich nur seiner eigenen Existenz in Bewusstseinsform intuitiv sicher sein kann Selbst die eigene Existenz als Mensch ist somit nicht nachweisbar da man lediglich das eigene Bewusstsein als mit Sicherheit existent wahrnehmen kann Siehe auch Solipsismus Begriffsgeschichte in der Philosophie Bearbeiten In der Philosophie des Mittelalters wurde die Existenz als Tatsache nicht naher betrachtet Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag beim Wesen der Dinge ihrer Essenz als der Moglichkeit der existierenden Dinge wahrend das reale Bestehen eines Sachverhaltes mit Subsistenz im Sinne eines ontologischen Realismus wiedergegeben wurde Ahnlich war die Sichtweise in der Philosophie des Rationalismus Descartes Spinoza Leibniz wo der Grund fur die Existenz eines Dings in seiner Essenz angenommen wurde Das Denken oder die Definition von Dingen fuhrt zu ihrer Existenz Eine veranderte Bedeutung erhalt die Existenz eines Gegenstandes im Empirismus sowie in der Lehre von den zwei Stammen der Erkenntnis bei Kant indem aus der Erfahrung den Dingen bei Kant als Erscheinung eine eigene Existenz zugemessen wurde siehe Ding an sich Im Gegensatz dazu sah Hegel die Einheit von Wesen und Erscheinung von Essenz und Existenz als das an was die Wirklichkeit ausmacht Vor allem Kierkegaard wandte gegen Hegel ein dass das individuelle unableitbare Leben des einzelnen Menschen auf seine Existenz beschrankt ist Das Selbst ist ein Verhaltnis das sich nur zu sich selbst verhalt und nicht in einem anderen zum Beispiel Absoluten aufgeht Mit dieser Sicht gilt Kierkegaard als Begrunder der Existenzphilosophie Heidegger nahm in Sein und Zeit diese Bestimmung der Existenz auf Das Sein selbst zu dem das Dasein sich so oder so verhalten kann und immer irgendwie verhalt nennen wir Existenz Sein und Zeit 12 Ausgehend von den lateinischen Wortradikalen ex sistere definiert Heidegger die Existenz auch als das Sein desjenigen Seienden das offen steht fur die Offenheit des Seins in der es steht indem es sie aus steht 1 Noch weiter verscharft wurde diese Sicht im Existentialismus Jean Paul Sartres fur den die Existenz dem Wesen der Essenz vorausgeht der Mensch allein auf sich verwiesen ist also nur uber die Perspektive der Subjektivitat verfugt Der Begriff Existenz ist vom Heidegger schen Begriff Existenzialien zu unterscheiden Semantische Existenz Bearbeiten Die reale Existenz ist entweder als physische durch Sinneserfahrungen belegbar oder als psychische Existenz uns durch innere psychische Wahrnehmung gegeben Diese ist jeweils nur in unserem Bewusstsein nicht in der Aussenwelt und dennoch insofern realer als die physische als wir sie unmittelbar untruglich wahrnehmen und somit weniger bezweifeln konnen als jene 2 Daruber hinaus fuhrt Rafael Ferber noch einen Begriff der semantischen Existenz fur die Bedeutung abstrakter Worter ein Da die Bedeutungen der Worter in die Semantik gehoren haben Abstrakta keine reale aber semantische Existenz 3 Semantische Existenz definiert Ferber so dass die Bedeutung des Ausdrucks von dem Existenz ausgesagt wird Beispiele keinen erfahrbaren Bezugsgegenstand mehr in der Realitat hat sondern selber zum Bezugsgegenstand wird 4 Semantische Existenz ist eine vom Menschen geschaffene entstanden durch die menschliche Fahigkeit die entsprechenden abstrakten Ausdrucke zu bilden Sie konnen beliebig vermehrt werden Dem Reich der semantischen Tatsachen ist keine andere Grenze gesteckt als die dass sie sich nicht logisch widersprechen durfen Klassen und Hierarchien von Klassen haben nur eine semantische Bedeutung da wir sinnvoll daruber sprechen konnen Keine semantische Existenz hat dagegen ein rundes Quadrat da wir davon nicht sinnvoll sprechen konnen 5 Der Begriff der semantischen Existenz ermoglicht das Problem fiktiver Dinge wie auch des Nichts anzugehen Fiktive Dinge vorausgesetzt sie sind logisch moglich konnen obwohl es sie nicht gibt semantisch existieren insofern wir von ihnen logisch widerspruchsfrei sprechen konnen Ebenso gibt es das Nichts wenngleich nicht realiter so doch semantisch Diese Gegenstande existieren nicht in der Aussenwelt aber doch als Sinn des Ausdrucks Damit ist der Sinn von Namen fur fiktive Dinge vergegenstandlicht Der Unterschied zwischen realen und fiktiven Gegenstanden besteht so wesentlich darin dass der Kontext in dem sie existieren anders ist Doch sei auch die reale Welt kontextabhangig namlich vom Kontext der artspezifischen menschlichen Erfahrung Ferber unterscheidet damit drei Welten die reale physische die reale psychische und die semantische Welt 6 Siehe auch BearbeitenMeta Ontologie Quantor Satz vom ausgeschlossenen DrittenEinzelnachweise Bearbeiten Martin Heidegger Was ist Metaphysik Vittorio Klostermann Frankfurt 101969 S 15 zu Stw Existenz als metaphysischer Begriff Rafael Ferber Philosophische Grundbegriffe Eine Einfuhrung C H Beck Munchen 1994 S 126 143 Rafael Ferber Das normative ist das Sein Gottes und die Leibniz Schellingsche Frage in Zeitschrift fur die Philosophische Forschung 42 1988 S 371 396 Zitiert nach Rafael Ferber Philosophische Grundbegriffe Eine Einfuhrung C H Beck Munchen 1994 S 139 Fn 146 bzw S 217 f Rafael Ferber Philosophische Grundbegriffe Eine Einfuhrung C H Beck Munchen 1994 S 140 Rafael Ferber Philosophische Grundbegriffe Eine Einfuhrung C H Beck Munchen 1994 S 141 143 Rafael Ferber Philosophische Grundbegriffe Eine Einfuhrung C H Beck Munchen 1994 S 153 158 Weblinks Bearbeiten Wikiquote Existenz Zitate Wiktionary Existenz Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Michael Nelson Eintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und Parameter 3 und nicht Parameter 2 Textauszug Sartre mit erlauternden Grafiken Memento vom 5 August 2013 im Internet Archive Rafael Huntelmann Existenz und Moglichkeit PDF 549 kB METAPFYSCA Sonderheft 2 1 Roll Dettelbach 2002 Volker Peckhaus Uber Oskar Beckers Kritik am Formalismus Thomas Schumacher christliche Existenz PDF 475 kB Normdaten Sachbegriff GND 4015968 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Existenz amp oldid 233580873