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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Evolution Begriffsklarung aufgefuhrt Unter Evolution von lateinisch evolvere herausrollen auswickeln entwickeln versteht man im deutschsprachigen Raum in erster Linie die biologische Evolution Darunter wird die von Generation zu Generation stattfindende allmahliche Veranderung der vererbbaren Merkmale einer Population von Lebewesen und von anderen organischen Strukturen z B Viren verstanden Das Lehr und Forschungsgebiet der Evolution wird als Evolutionsbiologie bezeichnet und unterliegt wie viele andere Wissenschaften einem kontinuierlichen Erkenntnisfortschritt Hierzu konnen insbesondere neue Einsichten durch die Entdeckung neuer Fossilien oder die Anwendung neuer Forschungsmethoden beitragen Das Themenfeld der Evolution wurde zuweilen unterteilt in die Evolutionsgeschichte in der die Veranderungen der Lebewesen im Laufe der Erdgeschichte beschrieben werden und bei dem es Uberlappungen mit der Palaontologie gibt sowie in die Evolutionstheorie die naturwissenschaftliche Erklarungen Hypothesen und Theorien fur das Gesamtphanomen der Evolution entwickelt Die beiden Ansatze sind heutzutage in der Wissenschaft innig miteinander verwoben und befruchten sich wechselseitig Wissenschaftler beschaftigen sich ebenfalls im Rahmen der theoretischen Biologie mit der biologischen Evolution Die theoretische Biologie als interdisziplinares Teilgebiet der Biologie entwickelt mathematische Modelle und fuhrt statistische Hypothesentests und Laborexperimente durch um den Erkenntnisgewinn zu fordern Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Grundlagen 2 1 Vererbung 2 2 Genetische Variabilitat 2 3 Homologie 2 4 Analogie 3 Evolutionsfaktoren 3 1 Mutation 3 2 Rekombination 3 3 Selektion 3 4 Gendrift 4 Entwicklung biologischer Komplexitat 5 Rekonstruktion des Evolutionsablaufs 5 1 Fossile Uberlieferung 5 2 Phylogenetische Systematik 5 3 Vergleichende Biogeographie 5 4 Vergleichende Embryonalentwicklung 6 Offentliche Wahrnehmung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte Hauptartikel Geschichte der Evolutionstheorie Stammbaum Darstellung der irdischen Organismen auf Basis molekularer Merkmale 1 Die drei Domanen sind farblich getrennt dargestellt blau Bakterien grun Archaeen rot Eukaryoten Die Merkmale der Lebewesen sind in Form von Genen codiert die bei der Fortpflanzung kopiert und an die Nachkommen weitergegeben werden Durch Mutationen entstehen unterschiedliche Varianten Allele dieser Gene die zur Entstehung veranderter oder neuer Merkmale fuhren konnen Diese Varianten sowie Rekombinationen fuhren zu erblich bedingten Unter schie den in Form der genetischen Variabilitat zwischen Individuen Evolution findet statt wenn sich die Haufigkeit bestimmter Allele in einer Population die Allelfrequenz im Genpool andert und die entsprechenden Merkmale in der Population dadurch seltener oder haufiger werden Dies geschieht entweder durch naturliche Selektion unterschiedliche Uberlebens und Reproduktionsrate aufgrund dieser Merkmale durch sexuelle Selektion oder zufallig durch Gendrift Charles Darwin im Alter von 51 Jahren kurz nach der Veroffentlichung des Buches On the Origin of Species Alfred Russel Wallace etwa 1895Der entscheidende Bruch mit dem fruheren Konzept konstanter typologischer Klassen oder Typen der Biologie kam mit der Theorie der Evo lution durch naturliche Selektion die von Charles Darwin und Alfred Russel Wallace in Form von im Laufe der Zeit veranderlichen Populationen formuliert wurde Diese Bedeutung der Variabilitat und der durch naturliche Selektion in Gang gehaltene Prozess bei Lebewesen wurden dann erstmals ausfuhrlich und fundiert von Charles Darwin in seinem 1859 erschienenen Buch The Origin of Species dargestellt Um 1900 wurden die Prinzipien der Ver er bung be kannt da die fruheren Untersuchungen von Gregor Mendel nicht weiter beachtet worden waren und um 1910 die Bedeutung der Chromosomen Dadurch schienen sich die Konzepte des Darwinismus der die Veranderungen hervorhob und der Genetik die die statische Weitergabe von Merkmalen lehrte einander zu widersprechen Erst ab den 1930er Jahren konnten die Selektionsprozesse mit den mendelschen Regeln zur Vererbung in Ubereinklang gebracht werden woraus sich die Synthetische Theorie der Evolution entwickelte Sie definierte Evolution als die zeitliche Anderung der relativen Allelhaufigkeiten Allelfrequenzen in einer Population 2 Durch ihre deskriptiven und kausalen Aussagen wurde diese Theorie zum zentralen organisierenden Prinzip der modernen Biologie und lieferte eine fundierte Erklarung fur die Entstehung der Vielfalt des Lebens auf der Erde 1944 lieferten die Arbeiten von Oswald Avery und seinen Kollegen ein starkes Indiz dafur dass DNA der Trager genetischer Informationen ist denn bislang hatte man eher Proteine im Verdacht entsprechende Informationen zu beherbergen Zusammen mit der Entschlusselung der Struktur der DNA durch Rosalind Franklin James Watson und Francis Crick im Jahr 1953 wurde die physische Basis der Vererbung geklart Seitdem ist auch die molekulare Genetik ein zentraler Bestandteil der Evolutionsbiologie 3 GrundlagenVererbung Hauptartikel Genetik Gregor Mendel zeigte anhand von Erbsen dass Vererbung in eng definierten diskreten Einheiten erfolgt indem Merkmale von der Elterngeneration an die Nachkommen vererbt werden und dass diese Merkmale diskret sind Wenn ein Elternteil runde und der andere faltige Erbsen hatte dann zeigte der Nachwuchs nicht ein Gemisch sondern entweder runde oder faltige Erbsen Mendel wies ausserdem nach dass die Merkmale der Eltern in einer genau definierten und vorhersagbaren Weise an die Nachkommen vererbt wurden namlich nach den mendelschen Regeln Seine Forschungen waren die Basis fur das Konzept der diskreten erblichen Merkmale der Gene 4 Mendels Arbeiten beantworteten die lange offene Frage warum Merkmalsvarianten in Populationen stabil bleiben Im Nachhinein muss man feststellen dass es ein grosser Zufall war dass er lauter diskrete Merkmale gewahlt hatte denn bei vielen anderen Merkmalen etwa bezuglich der erreichten Pflanzenhohe waren komplexere genetische und auch umweltbedingte Einflusse aufgetreten Spatere Forschungen enthullten die physische Basis der Gene und identifizierten die DNA als das genetische Material Gene wurden neu definiert als spezifische Regionen der DNA DNA wird von Lebewesen als Chromosomen gelagert Ein bestimmter Ort auf einem Chromosom wird als Genlocus oder kurz Locus bezeichnet die Variante einer DNA Sequenz auf einem bestimmten Locus bezeichnet man als Allel Die Kopie der DNA erfolgt nicht perfekt und Anderungen Mutationen der Gene produzieren neue Allele und beeinflussen daher die Merkmale die von diesen Genen kontrolliert werden Diese einfache Beziehung zwischen einem Gen und einem Merkmal liegt in vielen Fallen vor komplexe Merkmale zum Beispiel die Widerstandsfahigkeit gegen Krankheiten werden jedoch von vielen zusammenwirkenden Genen polygen kontrolliert 5 Die Struktur eines Ausschnittes einer DNA DoppelhelixGenetische Variabilitat Hauptartikel Genetische Variation Die genetische Variabilitat oder Variation resultiert aus Mutationen der DNA der Wanderung von Individuen zwischen Populationen dem Genfluss und der Durchmischung von Genen bei der sexuellen Fortpflanzung Rekombination Bei einigen Lebensformen wie Bakterien und Pflanzen wird Variabilitat auch durch die Mischung des genetischen Materials zwischen Arten durch horizontalen Genfluss und Hybridisierung erzeugt 6 7 Trotz all dieser Variabilitat verursachenden Prozesse sind die meisten Bereiche der DNA einer Art das Genom bei allen Individuen einer Art identisch 8 Vergleichsweise kleine Anderungen des Genotyps des Merkmale codierenden Teiles des Genoms konnen jedoch erhebliche Auswirkungen auf den Phanotyp die Gesamtheit der genetisch bedingten Merkmale eines Individuums vereinfacht ausgedruckt auf das genetisch bedingte aussere Erscheinungsbild haben Zum Beispiel betragt der Unterschied der DNA Sequenzen von Schimpanse und Mensch nur funf Prozent 9 10 Der Phanotyp resultiert aus der Interaktion seiner individuellen genetischen Ausstattung seines Genotyps mit der Umwelt Die Variabilitat der vererbbaren Merkmale innerhalb einer Population reflektiert also die Variabilitat des Genoms innerhalb dieser Population Die Frequenz einzelner Merkmalsvarianten kann in einer Population schwanken und in Relation zu anderen Allelen des Gens grosser oder kleiner werden Alle evolutionar wirksamen Krafte agieren indem sie diese Anderungen der Allelfrequenzen in die eine oder andere Richtung fordern Die Variabilitat eines Merkmals verschwindet wenn ein Allel eine feste Frequenz erreicht wenn es also entweder aus der Population verschwindet oder wenn es alle anderen fruher vorhandenen Allele ersetzt hat 11 Homologie Hauptartikel Homologie Biologie Organe der Saugetiere wie Wirbelsaule Augen Verdauungskanal Lungen ahneln denen anderer Wirbeltiere Diese Gemeinsamkeiten basieren auf der Abstammung von gemeinsamen Vorfahren Diese Ahnlichkeiten werden in der Biologie als Homologie bezeichnet Fossile Skelettfunde bieten die Moglichkeit Homologien zu erkennen und dadurch Hinweise auf eine gemeinsame Abstammung zu erlangen Im Verlauf der Evolution haben viele Organismen ihre Lebensweise verandert Durch genetische Variabilitat und naturliche Auslese fand ein Funktionswandel von Organen statt Dadurch kam es zu einer Angepasstheit des Baues an die jeweilige Funktion Analogie Hauptartikel Analogie Biologie Analoge Organe weisen verschiedenen Grundbauplane auf dennoch besitzen sie Ahnlichkeiten die von ihrer Abstammung unabhangig sind Der Grund dafur ist die Anpassung an gleiche Funktionen Ein Beispiel dafur ist die Grabhand des Maulwurfs und die Grabschaufeln der Maulwurfsgrille denn sie sind sich sehr ahnlich Wahrend die Hand des Maulwurfs ein Knochenskelett aufweist liegt bei der Maulwurfsgrille ein Aussenskelett aus Chitin vor Maulwurf und Maulwurfsgrille besitzen unterschiedliche Bauplane ihrer ausserlich ahnlichen Gliedmassen Analoge Ahnlichkeiten sind stammesgeschichtlich unabhangig voneinander lassen jedoch Ruckschlusse auf ahnliche Umweltbedingungen und Lebensweisen zu Evolutionsfaktoren Hauptartikel Evolutionsfaktor Als Evolutionsfaktoren bezeichnet man in der Biologie Prozesse durch die der Genpool die Gesamtheit aller Genvariationen in einer Population verandert wird Dies erfolgt uberwiegend durch Veranderungen der Allelfrequenzen im Genpool der Population Diese Prozesse sind die zentrale Ursache fur evolutionare Veranderungen Die wesentlichen Evolutionsfaktoren die den Genpool Gesamtheit aller Genvarianten in einer Population verandern sind Mutation Rekombination Selektion und Gendrift Mutation Hauptartikel Mutation Duplikation eines Abschnittes eines ChromosomsMutationen konnen im Korper an irgendeiner Stelle ausserhalb der Keimbahn also ausserhalb von Fortpflanzungszellen auftreten und heissen dann somatische Mutation Diese haben im Gegensatz zu den Keimbahnmutationen keinen direkten Einfluss auf die nachfolgenden Generationen hochstens indirekt wenn die somatische Mutation die Fitness des Tragerorganismus beeintrachtigt und dadurch die Weitergabewahrscheinlichkeit der eigenen Gene statistisch reduziert ist Keimbahnmutationen sind Mutationen die an die Nachkommen uber die Keimbahn vererbt werden konnen sie betreffen Eizellen oder Spermien sowie deren Vorlaufer vor und wahrend der Oogenese bzw Spermatogenese Auf den Tragerorganismus in dem sie stattfinden haben sie normalerweise keinen Einfluss Mutationen und ihre Wirkungen sind feststellbar So kann zum Beispiel die Entstehung neuartiger Enzyme in Mikroorganismen aufgrund der kurzeren Generationszeit im Zeitraffer beobachtet werden Beispiele fur neu entstandene Enzyme sind die Nylonasen Rekombination Hauptartikel Rekombination Genetik Rekombinationen sind Neuanordnungen von bestehenden Genen Sie konnen im Rahmen der vermutlich phylogenetisch alteren parasexuellen Rekombination bei Prokaryoten und einigen Pilzen auftreten aber auch im Rahmen der sexuellen Fortpflanzung Bei letzterer die typisch fur fast alle Pflanzen und Tiere ist unterscheidet man die Intrachromosomale Rekombination durch Neukombination von Allelen innerhalb von Chromosomen als Folge des Crossing overs anlasslich der 1 Reifeteilung und die Interchromosomale Rekombination durch Neukombination ganzer Chromosomen im Chromosomensatz Selektion Hauptartikel Selektion Evolution Selektion tritt auf wenn Individuen mit fur das Uberleben und die Fortpflanzung vorteilhaften Merkmalen mehr Nachwuchs produzieren konnen als Individuen ohne diese Merkmale Auf diese Weise konnen fur die Population im Laufe der Generationen insgesamt verbesserte Anpassungen an die Umweltbedingungen entstehen Im Rahmen solcher Merkmalsanderungen kann sich eine Art auch im Rahmen der Artbildung in neue Arten aufspalten Die normale Selektion lauft zwischen Individuen unterschiedlicher Spezies ab und wird auch als naturliche Selektion bezeichnet Ein Sonderfall ist die durch den Menschen eingesetzte kunstliche Selektion oder Zucht die beispielsweise fur die zahlreichen Hunderassen verantwortlich ist Sobald Haushunde in der freien Wildbahn uberleben mussen was in vielen Landern der Erde ein verbreitetes Phanomen ist setzen sich durch naturliche Selektion bald nur bestimmte Genotypen durch Die Hunde werden relativ einheitlich in der Grosse in Farbcharakteristiken und im Verhalten da sich die extremeren angezuchteten Eigenschaften in naturlicher Umgebung als nachteilig erweisen und die entsprechenden Hunde zu geringerem Fortpflanzungserfolg kommen lassen Der Schwanz eines mannlichen Pfaus ist ein klassisches Beispiel fur ein sexuell selektiertes Merkmal Ein Spezialfall der Selektion bzw der naturlichen Selektion ist die sexuelle Selektion die intraspezifisch also innerhalb einer Art wirkt Die Selektion auf Merkmale deren Prasenz direkt mit dem Kopulationserfolg durch bevorzugte Partnerwahl korreliert ist 12 Durch sexuelle Selektion evolvierte Merkmale sind besonders bei den Mannchen von Tieren verbreitet Obwohl diese Merkmale die Uberlebenswahrscheinlichkeit einzelner Mannchen reduzieren konnen z B durch behindernde Geweihe durch Paarungsrufe oder leuchtende Farben ist der Reproduktionserfolg solcher Mannchen im Normalfall hoher 13 Helfersysteme und Eusozialitat stellen weitere Spezialfalle dar Bei mehr als 200 Vogelarten und etwa 120 Saugerarten findet man soziale Strukturen bei denen ein Teil der Individuen zumindest zeitweise auf eine eigene Reproduktion verzichtet und stattdessen Artgenossen bei deren Reproduktion unterstutzt Dies steht in scheinbarem Widerspruch zu Darwins Thesen Untersuchungen dieser Helfersysteme haben jedoch gezeigt dass diese Hilfe meist umso starker erfolgt je naher die Helfer mit dem aufzuziehenden Nachwuchs verwandt sind 14 Da ein Teil des Genoms von Helfer und aufgezogenem Fremdnachwuchs identisch ist erreicht der Helfer also trotz Verzicht auf eigene Reproduktion eine Weitergabe eines Teils seines Genoms Da die Selektion hier nicht mehr auf der Ebene des Phanotyps sondern des Genotyps ansetzt hat Richard Dawkins fur diese und ahnliche Falle den Begriff des egoistischen Gens gepragt 15 Bei eusozialen Insekten wie beispielsweise Ameisen und Sozialen Faltenwespen verzichtet der grosste Teil der Weibchen lebenslang auf eine eigene Fortpflanzung Eusozialitat ist fur diese Weibchen nicht mit einer verringerten evolutionaren Fitness verbunden da sie aufgrund einer genetischen Besonderheit Haplodiploidie mit ihren Schwestern naher verwandt sind als mit potentiellen eigenen Nachkommen Bei der Aufzucht von Schwestern geben sie also einen grosseren Teil ihres Genoms weiter als bei der Aufzucht eigener Tochter 16 Gendrift Hauptartikel Gendrift Gendrift ist die Anderung von Allelfrequenzen von einer Generation zur nachsten die geschieht weil die Allele einer Generation von Nachkommen statistisch gesehen eine Zufallsstichprobe der Allele der Elterngeneration darstellen und deren Auswahl daher auch einem Zufallsfehler unterliegt Selbst wenn keine Selektion stattfindet tendieren Allelfrequenzen dazu im Verlauf der Zeit grosser oder kleiner zu werden bis sie schliesslich die Werte 0 oder 100 erreichen Fixierung des Allels Schwankungen der Allelfrequenzen in aufeinanderfolgenden Generationen konnen daher durch reinen Zufall dazu fuhren dass einzelne Allele aus der Population verschwinden Zwei getrennte Populationen mit anfanglich gleichen Allelfrequenzen konnen daher durch zufallige Schwankungen in zwei unterschiedliche Populationen mit einem unterschiedlichen Satz von Allelen auseinanderdriften 17 Ob naturliche Selektion oder Gendrift den grosseren Einfluss auf das Schicksal neuer Mutationen haben hangt von der Grosse der Population und der Starke der Selektion ab 18 Naturliche Selektion dominiert in grossen Populationen Gendrift in kleinen Schliesslich hangt die Zeit die ein Allel benotigt um in einer Population durch Gendrift eine feste Frequenz zu erreichen bis also 0 oder 100 der Individuen der Population das Allel tragen von der Populationsgrosse ab bei kleineren Populationen geschieht dies schneller 19 Die Grosse einer Population genauer die effektive Populationsgrosse hat daher einen grossen Einfluss auf den Verlauf der Evolution Wenn eine Population beispielsweise durch einen genetischen Flaschenhals eine vorubergehend sehr niedrige Populationsgrosse geht verliert sie damit auch einen grossen Teil ihrer genetischen Variabilitat Die Population wird insgesamt gleichartiger und verliert viele seltene Varianten Solche Flaschenhalse konnen durch Katastrophenereignisse Klimaschwankungen durch Wanderungen oder Teilung von Populationen sowie naturlich durch einen anthropogenen Belastungsdruck verursacht werden Entwicklung biologischer KomplexitatEin wichtiges Ergebnis des Evolutionsprozesses ist die Entwicklung biologischer Komplexitat 20 Die Evolution hat einige bemerkenswert komplexe Organismen hervorgebracht Allerdings ist ein numerischer Grad der Komplexitat in der Biologie sehr schwer zu definieren oder zu messen Als mogliche Messgrossen wurden beispielsweise Eigenschaften wie der Genomgrosse Anzahl der Gene Anzahl der Zelltypen oder die Morphologie vorgeschlagen 21 22 23 Normalerweise haben Organismen die eine hohere Reproduktionsrate als ihre Konkurrenten haben einen evolutionaren Vorteil Um sich schneller vermehren und mehr Nachkommen produzieren zu konnen konnen sich Organismen in Richtung grosserer Einfachheit entwickeln da sie dann weniger Ressourcen zur Fortpflanzung benotigen Ein gutes Beispiel sind Parasiten wie der Malariaerreger Plasmodium und Mykoplasmen diese Organismen verzichten auf Eigenschaften die durch den Parasitismus uberflussig geworden sind 24 Eine Abstammungslinie kann auch Komplexitat einbussen wenn ein bestimmtes komplexes Merkmal in der Umgebung einfach keinen Selektionsvorteil bietet Selbst wenn der Verlust dieses Merkmals keinen Selektionsvorteil bedeutet kann durch das Merkmal durch eine Anhaufung von Mutationen verloren gehen wenn diese neutral sind keinen unmittelbaren Selektionsnachteil bedeuten 25 Passive und aktive Trends in der Komplexitat Die Organismen im Anfangszustand sind rot dar ge stellt Von einem aktiven Trend spricht man wenn vereinfachende Mutationen einen selektiven Nach teil bedeuten Bei einem passiven Trend ist das nicht der Fall mit der Zeit entsteht zwar immer hohere Komplexitat diese wird aber von immer weniger Arten getragen Gabe es in der Evolution wie im 19 Jahrhundert weithin angenommen einen aktiven Trend zur Komplexitat Orthogenese 26 dann waren zu erwarten dass der haufigste Wert der Modus der Komplexitat unter den Organismen im Laufe der Zeit aktiv zunimmt 27 Eine Zunahme der Komplexitat kann aber auch durch einen passiven Prozess erklart werden Unter der Annahme dass sich die Komplexitat rein zufallig andert ohne im teleologischen Sinn eine bestimmte Richtung zu bevorzugen und dass es eine Mindestkomplexitat gibt nimmt die durchschnittliche Komplexitat der Biosphare im Laufe der Zeit zu Dies beinhaltet eine Zunahme der Varianz aber der Modus andert sich nicht 27 Es gibt dann zwar auch eine Tendenz dass im Laufe der Zeit einige Organismen mit immer hoherer Komplexitat entstehen dies betrifft aber einen immer kleineren Prozentsatz der Lebewesen 23 Einige wenige Lebewesen entwickeln sich gelegentlich nach rechts und verlangern so den rechten Schwanz in der Komplexitatsverteilung Einige bewegen sich auch nach links stossen aber ganz links schliesslich an eine Grenze die durch Minimalanforderungen des Lebens siehe etwa Minimalgenom gegeben ist 28 29 Haufigkeitsverteilung zellularer Organismen in Abhangigkeit von deren Komplexitat im Prakambrium und heute Die linke Wand der minimalen Komplexitat zeigt die durch das Minimal genom gegebene untere Grenze an Diese Darstellung erfolgt auf der Grundlage palaontologischer Beobachtungen Stephen J Gould 28 23 ahnlich in der s w Ausgabe 29 Im passiven Fall ist jeder Anschein einer Evolution die von sich aus aktiv teleologisch zu immer komplexeren Organismen fuhrt darauf zuruckzufuhren dass sich die Wahrnehmung des Menschen auf die wenigen grossen komplexen Organismen am rechten Ende der Komplexitatsverteilung den Menschen selbst und andere hohere Tiere und Pflanzen konzentrieren und einfachere und viel haufigere Organismen ignorieren vgl Mikrobielle Dunkle Materie ausser naturlich in der Fruhzeit der Erde als es nur Lebewesen mit einfacher Organisation gab Das passive Modell sagt voraus dass die Mehrheit der Arten mikroskopische Prokaryoten sind was durch Schatzungen von 106 bis 109 rezenten Prokaryotenspezies 30 im Vergleich zu Diversitatsschatzungen von 106 bis 3 106 fur die Eukaryoten komplex zellularen Organismen Protisten Pflanzen Pilz und Tiere inkl dem Menschen 31 32 bestatigt wird Die Prokaryoten Bakterien und Archaeen sind bis heute am haufigsten und erfolgreichsten geblieben und der Modus hat seine bei diesen Organismen gelegene Position nicht mehr verandert 28 29 23 Die von Stephen J Gould et al zunachst nur fur zellulare Organismen dargestellte Verteilung lasst sich im Ubrigen auf der linken Seite noch ein Stuck fortsetzen indem man auch Viren in Betracht zieht Die minimale Organisationsgrosse linke Mauer der Viren ist noch um einiges geringer als die der zellularen Organismen Dies geschieht aber unter Preisgabe der Unabhangigkeit von Wirtsorganismen Wichtig ist dass die zu erwartende Vielfalt in diesem Bereich nochmals grosser ist als bei den Prokaryoten Der Modus der Verteilung verschiebt sich weiter nach links 33 Rekonstruktion des EvolutionsablaufsDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Die rekonstruierbaren Ablaufe der irdischen Evolution die Richtungen die sie einschlug und die zeitlichen Einordnungen sind auf Basis des Fossilberichts sowie der Analyse rezenter Muster und Prozesse rekonstruierbar Die ehemals abgelaufenen Prozesse bezuglich Richtung zeitlicher Einordnung und Evolutionsgeschwindigkeit sind umso sicherer rekonstruierbar je mehr unabhangige Indizien beitragen konnen das historische Geschehen zu erhellen Grundsatzlich wird vom Aktualismus fur den Ablauf geologischer und biologischer Prozesse der Vergangenheit ausgegangen das heisst von der Annahme dass die biologischen okologischen und geologischen Prozesse in der Vergangenheit nach den gleichen oder ahnlichen Prinzipien abgelaufen sind wie sie heute beobachtet und gemessen werden konnen Hierzu konnen auch Experimente durchgefuhrt werden die bis zu einem gewissen Grad auf Prozesse in der Vergangenheit projiziert werden konnen Bei Formen die keine oder fast keine Fossilien hinterlassen haben wozu fast alle Prokaryoten sowie die Mehrzahl der eukaryotischen Einzeller gehoren daneben auch alle skelettfreien sonstigen Organismen wie Wurmer Quallen Nacktschnecken usw konnen meist nur Vergleiche aus der rezenten heutigen Fauna oder Flora angestellt werden bei gleichzeitiger kritischer Plausibilitatsprufung der daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen Hier werden die Rekonstruktionen der zuruckliegenden Ablaufe vor allem auf Basis der molekularen Ahnlichkeit nach dem Analyseverfahren der phylogenetischen Verwandtschaft vorgenommen Das Prinzip der molekularen Uhr kann helfen die Abzweigungspunkte der verschiedenen Verwandtschaftslinien Kladen ungefahr zu datieren Auch Prozesse der Koevolution beispielsweise die ehemalige Aufnahme von Bakterien in Archaeen Zellen die dort vor vielleicht zwei Milliarden Jahren Abschatzung schwierig zu den Mitochondrien und zu den Chloroplasten als Endosymbionten einer eukaryotischen Zelle geworden sind konnen praktisch nur aus rezenten Daten uber molekulargenetische Ahnlichkeiten sowie Ahnlichkeiten im Stoffwechsel und in der Struktur der Endosymbionten erschlossen werden Am haufigsten sind skeletttragende Meeresformen als Fossilien zu finden deutlich seltener Arten aus dem Festland von Binnengewassern Flussen Seen Sehr wenige Fossilien hat man ublicherweise aus Gebirgsregionen aus Moor und Quellgewassern sowie auch generell aus ehemaligen Trockenzonen der Erde da eine Einbettung und ein Erhalt an solchen Stellen generell eher unwahrscheinlich ist Fossile Uberlieferung Hauptartikel Evolutionsgeschichte Fossil eines Archaeopteryx Hinweise auf den zeitlichen Rahmen der Evolutionsablaufe geben die Fossilien die mor pho lo gisch untersucht werden konnen aus denen aber vielfach auch biologisch okologische Eigen schaf ten wie die besiedelten Lebensraume Bewegungsweisen oder manchmal sogar das Sozialverhalten z B wenn sie in Rudeln bzw Schwarmen auftreten ablesbar sein kann Entsprechend der vertikalen Aufeinanderfolge fossilfuhrender Gesteinsschichten lassen sich Gemeinschaften fossiler Lebewesen gemass dem Prinzip der Stratigraphie in eine zeitliche Reihenfolge bringen Wahrend dies zunachst nur Informationen uber das relative Alter erbringt welche Fossilien waren fruher welche spater lasst sich mit Hilfe geeigneter radiometrischer Methoden in den Gesteinen und oder den darin enthaltenen Fossilien eine Absolutdatierung vornehmen Geochronologie Das Alter der Fossilien gibt Auskunft daruber wann im Verlauf der Stammesgeschichte einzelner Gruppen sowie der Lebewesen insgesamt bestimmte Innovationen und Aufspaltungsereignisse adaptive Radiationen auftraten Durch datierbare Fossilfunde ist zum Beispiel bekannt dass bis auf wenige Ausnahmen wie z B Cloudina 34 alle Gruppen skeletttragender Tiere in einem engen Zeitfenster im fruhen bis mittleren Kambrium vor etwa 540 bis 500 Millionen Jahren erstmals auftraten 35 Wie weit dies durch biologische Innovationen hervorgerufen wurde oder wie weit sich die Umweltbedingungen derart anderten dass nunmehr Skelettbildungen und ablagerungen chemisch physikalisch moglich wurden ist weiterhin eine nicht abschliessend geklarte Frage Fossile Ubergangsformen Mosaikformen und Missing Links sind ein von Untersuchungen an rezenten Lebewesen unabhangiger Beweis fur die Verwandtschaft zwischen systematischen Grossgruppen Beruhmte Beispiele dafur sind gefiederte Dinosaurier Archaeopteryx und die Vogel der Jehol Gruppe als Ubergangsformen von den nicht fliegenden Amnioten umgangssprachlich Reptilien bzw klassische Dinosaurier korrekt Nicht Vogel Dinosaurier genannt beides paraphyletische Einheiten und den modernen Vogeln 36 sowie Panderichthys Tiktaalik und Ichthyostega als Ubergangsformen zwischen Knochenfischen und Landwirbeltieren 37 Im gunstigsten Fall ist der Ubergang zwischen der ursprunglichen und der daraus abgeleiteten Gruppe durch eine Abfolge von Fossilfunden belegt die mit abnehmendem Alter der neuen Gruppe morphologisch immer ahnlicher werden Evolutionare Trends sind in vielen Fallen innerhalb systematischer Gruppen gut dokumentiert so z B bei den pferdeartigen Saugetieren Aus vielzehigen fuchsgrossen laubfressenden Formen im Alttertiar sind uber mehrere Zwischenstufen die heutigen Pferde hervorgegangen Schliesslich dokumentiert die fossile Uberlieferung Ab und Zunahmen in der Diversitat systematischer Gruppen Faunenschnitte sind Massenaussterben bei denen in geologisch gesehen kurzen Zeitraumen die Zahl fossil uberlieferter Taxa stark reduziert wurde und manche Grossgruppen vollig verschwanden oder in ihrer Vielfalt stark abnahmen Bekanntester wenngleich nicht grosster Faunenschnitt ist das weitgehende Aussterben der Dinosaurier mit Ausnahme der Gruppe der Vogel und weiterer Grossgruppen am Ende der Kreidezeit Die freigewordenen okologischen Nischen konnten in der Folgezeit im Rahmen einer Radiation durch die Saugetiere und die modernen Vogel eingenommen werden Ein Uberblick uber das Auftreten der Tier und Pflanzenstamme wird unter Evolutionsgeschichte prasentiert Phylogenetische SystematikDer Merkmalsvergleich der Organismen im Rahmen der biologischen Systematik zeigte dass die Merkmale nicht in beliebigen Kombinationen auftreten sondern in einem System abgestufter Ahnlichkeiten Dabei lassen sich Merkmalsgruppen gegeneinander abgrenzen anhand derer die rezenten Organismen in Gruppen Taxa Einzahl Taxon zusammengefasst klassifiziert und hierarchisch geordnet werden konnen Skelett eines Bartenwals Das c kennzeichnet die Rudimente der Hinterbeine ein Merkmal das die Abstammung von landlebenden Saugern belegt Dass dies moglich ist wurde von Darwin als starkes Indiz fur eine gemeinsame Abstammung aller Lebewesen gewertet Damit diese Gruppierungen Sys temati sierungen die tatsachlichen Verwandtschafts verhaltnisse wiedergeben phylogenetische Systematik wurde als zentrales Kriterium die Homologie von Merkmalen eingefuhrt das heisst dass die Ahnlichkeit nur dann einen Aussage wert hat wenn die entsprechenden Merkmale oder Organe auf die gleichen ursprunglichen Merkmale zuruckzufuhren sind Die teilweise durch ihre Sukkulenz ahnlich aussehenden Kakteen Amerikas und Wolfsmilchgewachse Afrikas zeigen analoge Bildungen Ihre oft ahnliche Erscheinungsform ist kein Hinweis auf eine engere Verwandtschaft und Abstammung von einem gemeinsamen Vorfahren Ein Sonderfall homologer Merkmale sind morphologische Merkmale oder sogar Verhaltensweisen die fur ihre heutigen Trager keinen erkennbaren Zweck mehr erfullen Rudimente beispielsweise die Reste des Hinterbeinskeletts bei Riesenschlangen und Walen In beiden Fallen weisen diese Rudimente auf die Abstammung von vierbeinigen Tieren Echsen bzw Paarhufern hin Reste fruherer funktionierender Gene die heute offensichtlich funktionslos sind findet man im Genom beispielsweise bei manchen Pseudogenen Vergleichende Biogeographie Die Verbreitung von Taxa liefert in vielen Fallen Hinweise fur evolutionare Entwicklungen Viele Taxa haben geografische Verbreitungen die allein durch die heutigen lokalen okologischen Verhaltnisse oder Anpassungen nicht zu erklaren sind Dies gilt insbesondere fur Endemiten Ein bekanntes Beispiel fur Reliktendemiten sind die Lemuren ein Taxon innerhalb der Feuchtnasenaffen Lemuren waren im Tertiar in Nordamerika und Eurasien weit verbreitet sind heute aber auf Madagaskar endemisch Sie wurden von den spater evolvierten und offensichtlich konkurrenzstarkeren Trockennasenaffen Haplorhini uberall verdrangt und konnten sich nur auf Madagaskar halten das aufgrund einer zwischenzeitlich erfolgten geographischen Isolation von Trockennasenaffen nicht besiedelt werden konnte Verschiedene DarwinfinkenEbenso wichtig fur die Evolutionsbiologie sind Entstehungsendemiten Beruhmtestes Beispiel sind hier die Darwinfinken Familie Emberizidae auf den Galapagosinseln 965 km vor der Kuste Ecuadors Auf der Inselgruppe vulkanischen Ursprungs deren alteste Insel vor funf bis zehn Millionen Jahren entstand entwickelten sich aus einer vom Festland verdrifteten Vorgangerart durch adaptive Radiation 14 verschiedene Arten in drei Gattungen Dabei anderten sich vor allem die Schnabelform das Federkleid und die Grosse der Vogel Charles Darwin sammelte die unterschiedlichen Arten 1836 auf seiner Weltreise Vergleichende Embryonalentwicklung Karl Ernst von Baer hat als erster erkannt dass fruhe Entwicklungsstadien verwandter Organismen einander ahnlicher sind als die ausgewachsenen Individuen Ernst Haeckel formulierte auf Basis dieser Erkenntnisse dass die Ontogenese die Evolution Phylogenese eines Lebewesens rekapituliert Biogenetische Grundregel Diese Regel wird heute jedoch als zu starke Vereinfachung betrachtet Wiederholt werden nicht die Adultstadien sondern die fruhen Embryonalstadien der jeweiligen Vorformen einer Art Das kann dadurch erklart werden dass evolutionare Neuentwicklungen immer auf bestehende Arten und damit auf bestehende Organsysteme aufbauen Daher schliesst die Entwicklung die Ontogenese des Individuums einer Art auch die vorher jeweils bereits vorhandenen Schritte mit ein Beispiele einer solchen Wiederholung sind das Auftreten eines Kiemendarms und von Kiemenspalten bei allen Wirbeltierembryonen Dies belegt dass alle heutigen Wirbeltiere von Fischen abstammen Bartenwalembryonen bilden Zahnanlagen wahrend die adulten Individuen keine Zahne mehr haben was darauf hinweist dass sich die Bartenwale aus Zahnwalen entwickelt haben Offentliche WahrnehmungDass eine Evolution im Sinne eines evolutiven Artenwandels und im Zusammenhang mit regelmassigen Aussterbeereignissen auftrat wurde seit jeher von einzelnen Personen oder von einem mehr oder weniger grossen Teil der Bevolkerung in Abrede gestellt wobei es lediglich in der fruhen Phase auch um wissenschaftliche Argumente ging Uberwiegend geht es um grundsatzliche Haltungen auf Basis eines vollig anders konzipierten Weltbildes das haufig auch den Planeten Erde selbst als nur einige tausend Jahre alt betrachtete Manchmal wurden Einzelaspekte wie ein ein oder mehrmaliges Massenaussterben das dann als mit den religios inspirierten Sintflutberichten in Einklang gebracht wird akzeptiert nicht aber andere Komponenten und Konsequenzen Wo das Prinzip der Evolution anerkannt wurde wurden Teilaspekte davon in den letzten etwa 150 Jahren aber auch losgelost von ethischen Prinzipien als Mandat und Maxime eines politischen Handelns in der menschlichen Gesellschaft interpretiert und gefordert Besonders im Fokus stand das Konzept eines universellen und auch die menschlichen Gesellschaften und Rassen umfassenden Kampfes ums Uberleben der aus dem Selektionsgedanken abgeleitet wurde und zur Haltung im Sozialdarwinismus fuhrte Eine besondere Bedeutung erlangte in diesem Zusammenhang auch die Idee der Eugenik die ab dem letzten Viertel des 19 Jahrhunderts im angelsachsischen Bereich popular wurde und dort beispielsweise die Einwanderungspolitik mit bestimmte Nach Ubernahme der zugrunde liegenden Theorien und Ansichten auch in andere Staaten und in deren politische Fuhrungen kam es vor allem in Deutschland zu den radikalsten und folgenschwersten Auswirkungen zur Zeit des Nationalsozialismus 1933 1945 Aufgrund des damit verbundenen Massenmordes wurde Evolution und die damit zusammenhangende Theorie langere Zeit speziell im deutschen Sprachraum wissenschaftlich uberwiegend ausgeblendet und wenig bearbeitet Wesentliche der modernen Forschungsentwicklungen fanden uber Jahrzehnte nur noch im angelsachsischen Bereich statt Eine grundsatzliche Gegnerschaft des Prinzips einer Evolution irdischen Lebens speziell soweit auch die Spezies bzw Gattung Mensch selber samt ihren Eigenschaften wie Bewusstsein und geistiger Kreativitat in die Betrachtung einbezogen werden wurde langere Zeit und wird erneut seit einigen Jahrzehnten verstarkt von wissenschaftsskeptischen Bevolkerungsgruppen vertreten Sie halten eine allein den Naturgesetzen unterworfene Entwicklung zu einem Wesen wie dem Menschen fur entweder grundsatzlich unvereinbar mit ihrem Weltbild oder fur so unwahrscheinlich dass sie eine ubergeordnete lenkende Instanz einen Gott postulieren der entweder die Arten erschaffen hat oder mindestens den Ablaufprozess eingeleitet oder gelenkt hat Diese fundamentale Kontroverse ist in Europa vor allem durch die Auswirkungen um den Streit uber die Vermittlung der Evolutionstheorie im schulischen Biologieunterricht mancher US Bundesstaaten bekannt geworden Die entsprechenden Vertreter argumentieren haufig mit dem exakten Wortlaut der Schopfungsgeschichte wie sie im alten Testament formuliert ist und folgen ihm wortgenau Diese Skepsis bezuglich der Ergebnisse der Evolutionstheorie wird als Kreationismus bezeichnet Eine Spezialform des Kreationismus ist die US amerikanische Intelligent Design Idee Die katholische Kirche ausserte sich wiederholt zur Evolutionstheorie so Papst Pius XII in seiner Enzyklika Humani generis Papst Johannes Paul II auf der Vollversammlung der Papstlichen Akademie der Wissenschaften und Papst Benedikt XVI in seiner Predigt zur Amtseinfuhrung Die Evolutionstheorie wird heute vom Vatikan als vereinbar mit dem christlichen Glauben bezeichnet 38 siehe auch Theistische Evolution Der Wiener Erzbischof und Kardinal Christoph Schonborn sprach sich mit dem Satz Evolution kann wahr sein fur eine grosse Koalition von Biologie und Theologie aus Das Bibelverstandnis des Kreationismus sei nicht jenes der katholischen Kirche 39 In der fruhislamischen wissenschaftlichen Blutezeit sind teilweise in Anlehnung an griechische Vorbilder darunter namentlich Aristoteles Tierbeschreibungen und auch Gedankengange formuliert worden die bereits an die evolutionsbiologischen Diskussionen des 19 Jahrhunderts erinnern darunter lamarckistische Umwelteinflusse auf die Evolution aber auch uber einen Kampf ums Dasein wurde spekuliert was an Charles Darwin erinnert Prominenter Vertreter war Al Dschahiz im 9 Jahrhundert aus Basra im heutigen Sudirak Im derzeitigen durch stark divergierende Stromungen gekennzeichneten Islam gibt es keine einheitliche Meinung daruber ob und in welchem Masse Evolution mit der Religion vereinbar sei eine evolutionsskeptische Haltung ist relativ weit verbreitet 40 In etlichen islamisch gepragten Landern ist eine grosse Mehrheit der Menschen auch davon uberzeugt dass sich die heutige Spezies Homo sapiens nicht evolutionar entwickelt hat sondern statisch ist und von Gott Allah erschaffen wurde 41 Die literaturtheoretische Schule des Russischen Formalismus griff um 1915 das Prinzip der biologischen Evolution auf ubertrug es auf die Literaturgeschichte und entwickelte das Konzept der Literarischen Evolution LiteraturRichard Dawkins The Selfish Gene Reissued in new covers Oxford University Press Oxford 1999 ISBN 0 19 286092 5 dt Das egoistische Gen Douglas J Futuyma Mark Kirkpatrick Evolution 4 Auflage Sinauer 2017 ISBN 978 1 60535 605 1 Ulrich Kutschera Evolutionsbiologie 3 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8252 8318 6 Ernst Mayr Artbegriff und Evolution Parey Verlag Hamburg 1967 Ernst Mayr Das ist Evolution Goldmann Munchen 2005 ISBN 3 442 15349 2 Volker Storch Ulrich Welsch Michael Wink Evolutionsbiologie 3 Auflage Springer Spektrum Verlag Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 32835 0 Weblinks Commons Evolution Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Evolution Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Evolution im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Evolutionsbiologie in Deutschland Umfassende Seite mit Literaturempfehlungen Texten und weiteren Links AG Evolutionsbiologie Internetbibliothek mit zahlreichen Texten und ausgewahlter Fachliteratur zur Evolution sowie Literaturempfehlungen Evolution Zufall und Zwangslaufigkeit der Schopfung Audiomitschnitte der offentlichen Ringvorlesung an der Universitat Gottingen im Wintersemester 2007 08 Henry Gee Rory Howlett and Philip Campbell 15 evolutionary gems PDF 357 kB Artikel uber 15 Falle der aktuellen Forschung die die Darwin sche Evolutionstheorie belegen nature 2009 doi 10 1038 nature07740 www talkorigins org Englischsprachige Sammlung der haufigsten Missverstandnisse bezuglich der Evolutionstheorie und wie Wissenschaftler darauf antworten Geheimnisse der Evolution Leben im Wasser Dokumentation ZDFinfo abgerufen am 18 Januar 2022 Synchronfassung ZDF 2019 Ein Film von Pierre Francois Gaudry Unter Mitwirkung von Guillaume Lecointre Sarah Gabbot Gavin Young Bradley Smith Andrew Gillis John Long und Patrick Tschupp Geheimnisse der Evolution Leben an Land Dokumentation ZDFinfo abgerufen am 19 Januar 2022 Synchronfassung ZDF 2019 Ein Film von Pierre Francois Gaudry Unter Mitwirkung von Vera Weisbecker Mihaela Parlicev Guillaume Lecointre Bradley Smith Heather Smith Michel Laurin William Parker Antoine Balzeau Sergio Almecija Henrik Kaessmann und Josh Griffiths Einzelnachweise F D Ciccarelli T Doerks C von Mering C J Creevey B Snel P Bork Toward automatic reconstruction of a highly resolved tree of life In Science Band 311 Nr 5765 2006 S 1283 1287 PMID 16513982 A Stoltzfus Mutationism and the dual causation of evolutionary change In Evol Dev Band 8 Nr 3 2006 S 304 317 zum Beispiel Ulrich Kutschera und Karl J Niklas The modern theory of biological evolution an expanded synthesis In Naturwissenschaften Band 91 Nr 6 2004 S 255 276 doi 10 1007 s00114 004 0515 y Helen Pearson Genetics what is a gene In Nature Band 441 Nr 7092 2006 S 398 401 doi 10 1038 441398a Richard Mayeux Mapping the new frontier complex genetic disorders In The Journal of Clinical Investigation Band 115 Nr 6 2005 S 1404 1407 doi 10 1172 JCI2542 James A Draghi Paul E Turner DNA secretion and gene level selection in bacteria In Microbiology Band 152 Nr 9 2006 S 2683 2688 doi 10 1099 mic 0 29013 0 James Mallet Hybrid speciation In Nature Band 446 Nr 7133 2007 S 279 283 doi 10 1038 nature05706 R K Butlin T Tregenza Levels of genetic polymorphism marker loci versus quantitative traits In Philosophical Transactions of the Royal Society B Biological Sciences Band 353 Nr 1366 1998 S 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doi 10 1002 bies 10192 PMID 12447974 M Mitchell Waldrop N Dewar Zeichnungen Language Disputed definitions Complexity In Heidi Ledford Hrsg Nature 455 Jahrgang Nr 7216 23 Oktober 2008 S 1023 1028 doi 10 1038 4551023a PMID 18948925 englisch a b c d Giuseppe Longo Mael Montevil Randomness Increases Order in Biological Evolution Hrsg Michael J Dinneen Bakhadyr Khoussainov Andre Nies Computation Physics and Beyond Lecture Notes in Computer Science LNTCS Band 7160 Springer Berlin Heidelberg 2012 ISBN 978 3 642 27653 8 S 289 308 doi 10 1007 978 3 642 27654 5 22 englisch Online SemanticScholar Randomness Increases Order in Biological Evolution Siehe insbes Fig 2 Evolution der Komplexitat nach Stephen J Gould Diese Darstellung erfolgt auf der Grundlage palaontologischer Beobachtungen Pascal Sirand Pugnet Carole Lartigue Marc Marenda Daniel Jacob Aurelien Barre Valerie Barbe Chantal Schenowitz Sophie Mangenot Arnaud Couloux Beatrice Segurens Antoine de Daruvar Alain Blanchard Christine Citti Being Pathogenic Plastic and Sexual while Living with a Nearly Minimal Bacterial Genome In PLOS Genet 3 Jahrgang Nr 5 18 Mai 2007 S e75 doi 10 1371 journal pgen 0030075 PMID 17511520 PMC 1868952 freier Volltext Heather Maughan Joanna Masel C William Birky Jr Wayne L Nicholson The roles of mutation accumulation and selection in loss of sporulation in experimental populations of Bacillus subtilis In Genetics 177 Jahrgang Nr 2 1 Oktober 2007 S 937 948 doi 10 1534 genetics 107 075663 PMID 17720926 PMC 2034656 freier Volltext Michael Ruse Monad to man the Concept of Progress in Evolutionary Biology Harvard University Press 1996 ISBN 978 0 674 03248 4 S 526 529 Webarchive a b Sean B Carroll Chance and necessity the evolution of morphological complexity and diversity In Nature 409 Jahrgang Nr 6823 22 Februar 2001 S 1102 1109 doi 10 1038 35059227 PMID 11234024 bibcode 2001Natur 409 1102C a b c Stephen Jay Gould The Evolution Of Life On Earths In Scientific American Oktober 1994 via brembs net Siehe insbes Fig 2 Progress Does Not Rule Dazu Cosmic Evolution Emergence Auf Palaeos de Zugriff am 6 August 2022 Siehe insbes die Abb Bruno Contestabile The Biological Evolution of Pain 2007 Akt Stand 2021 Siehe Fig 4 a b c Stephen Jay Gould Full House The Spread of Excellence from Plato to Darwin Harmony Books USA 1996 244 Seiten ISBN 978 0517703946 Three Rivers Pr 1997 S 171 Dazu Stephen Jay Gould The Interview Staggering our certainties about humanity s place at the top of the heap Interviewer Scott Rosenberg Abschrift Auf salon vom 23 September 1996 Patterns of evolution types of evolution 4 Progressive evolution Auf Overall Science vom 27 Mai 2018 Abb Aharon Oren Prokaryote diversity and taxonomy current status and future challenges In Philos Trans R Soc Lond B Biol Sci 359 Jahrgang Nr 1444 29 April 2004 S 623 638 doi 10 1098 rstb 2003 1458 PMID 15253349 PMC 1693353 freier Volltext Robert Mccredie Ma y R J H Beverton How Many Species In Philosophical Transactions of the Royal 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Modell erwartet wird H Hua Z Chen X Yuan L Zhang S Xiao Skeletogenesis and asexual reproduction in the earliest biomineralizing animal Cloudina In Geology Band 33 Nr 4 2005 S 277 280 kambrische Explosion Review in S Conway Morris The fossil record and the early evolution of the metazoa In Nature Band 361 Nr 6409 1993 S 219 225 Review Artikel zum Dinosaurier Vogel Ubergang M A Norell X Xu Feathered dinosaurs In Annual Review of Earth and Planetary Sciences Band 33 2005 S 277 299 F Zhang Z Zhou G Dyke Feathers and feather like integumentary structures in liaoning birds and dinosaurs In Geological Journal Band 41 Nr 3 4 2006 S 395 404 Z Zhou The origin and early evolution of birds Discoveries disputes and perspectives from fossil evidence In Naturwissenschaften Band 91 Nr 10 2004 S 455 471 Z Zhou F Zhang Mesozoic birds of china A synoptic review In Frontiers of Biology in China Band 2 Nr 1 2007 S 1 14 J A Long G C Young T Holland T J Senden E M G Fitzgerald An exceptional devonian fish from australia sheds light on tetrapod origins In Nature Band 444 Nr 7116 2006 S 199 202 Chris Irvine The Vatican claims Darwin s theory of evolution is compatible with Christianity In telegraph co uk 11 Februar 2009 abgerufen am 30 Mai 2015 englisch Schonborn fur Grosse Koalition von Biologie und Theologie Die Presse 5 Marz 2009 abgerufen am 12 Oktober 2020 SWR 2009 Islam und Darwin ein Widerspruch abgerufen am 15 Februar 2016 Memento vom 1 Marz 2016 im Internet Archive PewResearchCenter The World s Muslims Religion Politics and Society Memento vom 30 Oktober 2014 im Internet Archive 4 2013 S 132 Normdaten Sachbegriff GND 4071050 6 lobid OGND AKS LCCN sh85046029 NDL 00571035 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evolution amp oldid 235925590