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Fortpflanzung auch Reproduktion genannt ist die Erzeugung neuer eigenstandiger Nachkommen eines Lebewesens In der Regel ausser bei manchen Einzellern ist sie mit einer Vermehrung der Anzahl der Exemplare verbunden Man unterscheidet die geschlechtliche Fortpflanzung bei der sich gewohnlich zwei Geschlechter paaren und die ungeschlechtliche Fortpflanzung bei der keine Paarung erfolgt Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Geschlechtliche Fortpflanzung 3 Ungeschlechtliche Fortpflanzung 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseForschungsgeschichte Spermien als praformierte Menschen Zeichnung von Nicolas Hartsoeker 1695Die heute selbstverstandliche Vorstellung dass Lebewesen sich fortpflanzen tauchte erst gegen Ende des 18 Jahrhunderts auf Bis dahin betrachtete man die Entstehung die Zeugung eines Lebewesens als einen Schopfungsakt Dabei unterschied man die Samenzeugung wie sie beim Menschen und bei hoheren Tieren vorliegt von der Spontanzeugung durch die niedere Tiere wie etwa Schlangen oder Fliegen aus fauliger und schlammiger Materie hervorzugehen schienen In jedem Fall betrachtete man das Eingreifen des Schopfers als notwendig 1 Im 17 Jahrhundert kam die Vorstellung auf dass Menschen und hohere Tiere nicht jeweils neu gezeugt wurden sondern bereits vorgeformt praformiert seien und sich nur noch auswickeln mussten Praformationslehre Sie gewann grosse Uberzeugungskraft durch die mikroskopischen Untersuchungen von Antoni van Leeuwenhoek und Anderen die im Sperma von Menschen und Tieren Samentierchen Spermien fanden und in diesen winzige Menschlein homunculi zu sehen meinten Parallel dazu wurde vor allem durch die Experimente Francesco Redis zum Hervorgehen von Fliegen aus faulendem Fleisch deutlich dass auch solche niederen Tiere nicht spontan entstehen sondern aus winzigen Eiern Nun stellte man sich vor dass alle Lebewesen bereits ineinander geschachtelt vorhanden und bei der Schopfung zugleich erschaffen worden seien Die Entdeckung Charles Bonnets im Jahre 1740 dass weibliche Blattlause sich auch ohne Mannchen fortpflanzen konnen Parthenogenese galt als ein glanzender Beweis wenngleich sie im Widerspruch zu der Annahme stand dass die kunftigen Generationen in den Samentierchen eingeschachtelt seien 2 3 Dass Lebewesen Eigenschaften beider Eltern in sich vereinen konnen war im Falle des Maultiers schon seit der Antike bekannt und Joseph Gottlieb Kolreuter beschrieb 1761 dass dies auch bei Kreuzungen verschiedener Tabak Arten auftritt Bekannt war daruber hinaus dass Missbildungen an Nachkommen sowohl vom Vater als auch von der Mutter weitergegeben werden konnen Dies waren jedoch wenig beachtete Phanomene die man im Rahmen der herrschenden Vorstellungen nicht erklaren konnte 4 Ebenso konnten die detaillierten Untersuchungen Caspar Friedrich Wolffs 1759 uber die allmahliche Herausbildung von Kuken im Ei aus der anfangs ganz formlosen Dottermasse Epigenese die Zeitgenossen nicht uberzeugen 5 Eine neue Denkrichtung regte Johann Friedrich Blumenbach an indem er 1781 einen Bildungstrieb als eine der ersten Ursachen von Generation Nutrition und Reproduction postulierte Dieses vitalistische Konzept bot eine Alternative zu den praformistischen Vorstellungen und umfasste auch den Begriff der Fortpflanzung Reproduktion Offen blieb zunachst noch die Frage ob sich auch Menschen und Saugetiere wie andere Tiere aus Eiern oder wie es etwa Albrecht von Haller postuliert hatte aus gerinnender Menstruationsflussigkeit entwickeln bis Karl Ernst von Baer 1827 das menschliche Ei im Ovarialfollikel entdeckte 6 Oscar Hertwig 1906 Den Vorgang der Befruchtung also der Vereinigung von Eizelle und Spermium beschrieb Oscar Hertwig 1876 1878 bei Seeigeln Er verwendete Osmiumtetroxid zur Fixierung der mikroskopischen Praparate und Borax Karmin zur spezifischen Anfarbung der Zellkerne So entdeckte er beim Vergleich aufeinanderfolgender Stadien dass das Spermium mit dem Kopf in die Eizelle eintritt und seinen Kern freisetzt woraufhin sich beide Kerne aufeinanderzubewegen und vereinigen Die Kernteilung Mitose bei der die ebenfalls mit Karmin anfarbbaren Chromosomen erscheinen und gleichmassig auf die beiden Tochterzellen verteilt werden hatte bereits 1873 Friedrich Anton Schneider beschrieben 7 Eine Bedeutung oder Funktion konnte man diesen Vorgangen jedoch nicht zuschreiben Zwar hatte Gregor Mendel die Ergebnisse seiner Kreuzungsversuche bei denen er die spater nach ihm benannten Vererbungsregeln herausgearbeitet hatte schon 1866 veroffentlicht aber er fand dafur zu seinen Lebzeiten kein Verstandnis Es dauerte bis ins Jahr 1900 dass Hugo de Vries Carl Correns und Erich Tschermak nachdem sie selbst gleichzeitig aber unabhangig voneinander entsprechende Ergebnisse erhalten hatten auf diesen Vorarbeiter aufmerksam wurden Inzwischen war auch das Verhalten der Chromosomen bei der Meiose besser bekannt und 1902 wies Walter Sutton darauf hin dass das paarweise Auftreten gleichgestalteter Chromosomen etwas mit den ebenfalls paarweise vorhandenen Merkmalen in den Arbeiten Mendels und seiner Wiederentdecker zu tun haben konnte was schliesslich Theodor Boveri 1904 explizit als Chromosomentheorie der Vererbung formulierte 8 Boveri Correns und Andere nahmen jedoch an dass der Zellkern bzw die Chromosomen nur eine eher untergeordnete Funktion bei der Vererbung hatten und das Zytoplasma die Hauptrolle spiele Dagegen erarbeiten Thomas Hunt Morgan und Hermann Joseph Muller aufgrund ihrer Untersuchungen uber gemeinsam vererbte Merkmale Genkopplung Genkarten auf denen eine bestimmte Anordnung von Genen auf einem Chromosom verzeichnet war und formulierten in den 1920er Jahren die Theorie dass die Gene grundsatzlich auf den Chromosomen lokalisiert seien und das Zytoplasma nur eine sekundare Rolle spiele Die Genkarten basierten darauf dass Koppelungsgruppen getrennt werden konnen und man nahm an dass dies umso haufiger geschieht je weiter die betreffenden Gene auf dem Chromosom voneinander entfernt sind Der dem Koppelungsbruch zugrunde liegende Vorgang des Crossing over wurde 1930 31 durch Barbara McClintock und Harriet B Creighton aufgeklart Noch war allerdings keineswegs klar welche Bestandteile der Chromosomen die materiellen Trager der Erbinformation sind Man wusste Richard Altmann 1889 dass die Chromosomen basische Proteine und Nucleinsaure enthalten Letztere schien als Erbmaterial kaum in Frage zu kommen weil sie nur aus Zucker Phosphat und funf verschiedenen Nukleinbasen besteht wahrend bei den Proteinen eine immer grossere Anzahl von Komponenten Aminosauren entdeckt wurde Erst 1953 wurde durch das Doppelhelix Strukturmodell von James Watson und Francis Crick klar dass die Desoxyribonukleinsaure DNA tatsachlich eine sehr komplexe Struktur hat Geschlechtliche Fortpflanzung Hauptartikel Geschlechtliche Fortpflanzung Die geschlechtliche oder sexuelle Fortpflanzung ist dadurch gekennzeichnet dass im Wechsel Zellkerne miteinander verschmelzen Karyogamie wobei die Zahl der Chromosomen sich verdoppelt Diploidie und bei einer besonderen Form der Kernteilung der Meiose die Chromosomenzahl wieder halbiert wird Haploidie Dieser Kernphasenwechsel fuhrt dazu dass die Chromosomen und damit die auf ihnen befindlichen Gene neu kombiniert werden Rekombination weil homologe Chromosomen bei der Meiose zufallig auf die Tochterkerne verteilt werden Dies geschieht beim Menschen wie bei allen vielzelligen Tieren sowie bei den meisten Pilzen jeweils von Generation zu Generation wahrend sich bei hoher organisierten Pflanzen Landpflanzen oder Embryophyta diploide und haploide Generationen abwechseln Die meisten Eukaryoten Lebewesen mit Zellkernen pflanzen sich zumindest gelegentlich auf sexuelle Weise fort Beim Menschen und bei hoher organisierten Tieren ist sie die einzige Form der Fortpflanzung wahrend bei anderen Eukaryoten auch eine asexuelle Fortpflanzung auftritt Im haufigsten Fall sind wie beim Menschen zwei Geschlechter vorhanden die unterschiedliche Geschlechtszellen Gameten bilden welche sich bei der Befruchtung vereinigen Vielfach besitzen Lebewesen Geschlechtsorgane beiderlei Geschlechts was als Hermaphroditismus bezeichnet wird Davon zu unterscheiden ist die Intersexualitat die Auspragung von Merkmalen beider Geschlechter die zumeist mit Unfruchtbarkeit verbunden ist 9 Wo keine Geschlechtsunterschiede bestehen wie bei Pilzen und bei vielen Algen spricht man von Paarungstypen Von diesen konnen auch mehr als zwei vorhanden sein Eine abgeleitete Sonderform bei der aus unbefruchteten Eizellen Nachkommen hervorgehen ist die eingeschlechtliche oder unisexuelle Fortpflanzung Sie wird bei Tieren als Parthenogenese bei Pflanzen als Apomixis bezeichnet und kann im Wechsel mit der zweigeschlechtlichen Fortpflanzung stattfinden wie etwa bei Blattlausen oder die einzige Form der Fortpflanzung sein wie bei den meisten Lowenzahn Arten Ungeschlechtliche Fortpflanzung Auslauferbildung beim Ganse Fingerkraut Hauptartikel Ungeschlechtliche Vermehrung Bei der ungeschlechtlichen oder asexuellen Fortpflanzung findet keine Karyogamie und keine Meiose statt der Ploidiegrad bleibt unverandert Sie tritt bei Pflanzen Algen Pilzen und Einzellern sehr haufig auf und ist bei diesen Organismen oft die primare Form der Vermehrung etwa durch Sporen Im Tierreich kommt sie nur bei relativ einfach organisierten Vertretern vor so bei Wurmern Polypen und Manteltieren 10 Weblinks Commons Reproduction Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Fortpflanzung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikiquote Fortpflanzung Zitate Lexikon der Biologie Fortpflanzung Spektrum Heidelberg 1999 Einzelnachweise Francois Jacob Die Logik des Lebenden Fischer Frankfurt Main 1972 S 27f und 32f Francois Jacob Die Logik des Lebenden Fischer Frankfurt Main 1972 S 61 75 Ilse Jahn Rolf Lother Konrad Senglaub Hrsg Geschichte der Biologie Theorien Methoden Institutionen Kurzbiographien 2 durchgesehene Auflage VEB Fischer Jena 1985 S 219f Ilse Jahn Rolf Lother Konrad Senglaub Hrsg Geschichte der Biologie Theorien Methoden Institutionen Kurzbiographien 2 durchgesehene Auflage VEB Fischer Jena 1985 S 232f Ilse Jahn Rolf Lother Konrad Senglaub Hrsg Geschichte der Biologie Theorien Methoden Institutionen Kurzbiographien 2 durchgesehene Auflage VEB Fischer Jena 1985 S 244f Ilse Jahn Hg Geschichte der Biologie 3 Aufl Nikol Hamburg 1998 S 336 338 Ilse Jahn Hg Geschichte der Biologie 3 Aufl Nikol Hamburg 1998 S 347 Ilse Jahn Rolf Lother Konrad Senglaub Hrsg Geschichte der Biologie Theorien Methoden Institutionen Kurzbiographien 2 durchgesehene Auflage VEB Fischer Jena 1985 S 463f Lexikon der Biologie Intersexualitat Spektrum Heidelberg 1999 Lexikon der Biologie asexuelle Fortpflanzung Spektrum Heidelberg 1999 Normdaten Sachbegriff GND 4017982 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fortpflanzung amp oldid 230921909