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Als Endemiten von altgriechisch ἔndhmos endemos deutsch einheimisch 1 ungenau oft auch Endemismen im Plural werden in der Biologie Pflanzen oder Tiere bezeichnet die im Gegensatz zu den Kosmopoliten nur in einer bestimmten raumlich abgegrenzten Umgebung vorkommen Diese sind in diesem Gebiet endemisch Dabei kann es sich um Arten Gattungen oder Familien von Lebewesen handeln die ausschliesslich auf bestimmten Inseln oder Inselgruppen Gebirgen in einzelnen Talern oder Gewassersystemen heimisch sind Beispiel Die Darwinfinken sind auf den Galapagosinseln endemisch da sie weltweit nirgendwo sonst vorkommen Eine Festlegung bis zu welcher Flachengrosse dieser Begriff verwendet wird gibt es nicht Fur einen ganzen Kontinent endemische Arten aber auch hohere taxonomische Einheiten finden sich etwa fur Amerika Neuwelt Spezies oder Australien Kontinentubergreifende Vorkommen finden sich dann beispielsweise in der Pflanzenfamilie der Bromeliengewachse ursprunglich in Amerika und sonst nur in einer Region Westafrikas Inhaltsverzeichnis 1 Einteilung 2 Subendemiten 3 Bedrohung 4 Inselendemiten 5 Inselgigantismus und Inselverzwergung 6 Beispiele endemitenreicher Regionen 6 1 Inseln 6 2 Gebirge und Gewasser 7 Endemiten in Deutschland 7 1 Beispiele endemischer Arten in Deutschland 8 Endemiten in Osterreich und der Schweiz 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseEinteilung BearbeitenVor allem in der Botanik ist die Unterscheidung in Palaoendemiten auch Reliktendemiten und Neoendemiten auch Entstehungsendemismus ublich Palaoendemiten sind Arten mit ursprunglich vermutlich weiterer Verbreitung die durch Anderung der Lebensbedingungen oder neue Konkurrenten in ein Reliktareal meist eine Insel oder ein Gebirge abgedrangt worden sind Ein Beispiel ware der Wurzelnde Kettenfarn Woodwardia radicans der heute in den Lorbeerwaldern der Kanarischen Inseln und in eng begrenzten Gebieten meist auf den Inseln am Mittelmeer mit ahnlich niederschlagsreichem Lokalklima vorkommt Man nimmt an dass es sich um das Reliktareal einer im Tertiar unter warmeren und feuchteren Lebensbedingungen weiter verbreiteten Art handelt Neoendemiten sind Arten die sich erst vor erdgeschichtlich kurzer Zeit aus weit verbreiteten Pflanzentaxa unter besonderen Standortbedingungen entwickelt haben Dies nimmt man zum Beispiel fur die zahlreichen Arten der Nelkengattung Dianthus auf Berggipfeln im Mittelmeerraum oder fur die zahlreichen Tragant Astragalus Arten in abgegrenzten Regionen Zentralanatoliens an Als Kuriosum kommen sogar sogenannte heimatlose Arten vor Dies sind neophytische Neo Endemiten die sich meist durch Hybridisierung erst seit wenigen hundert Jahren in ihrer neuen Heimat aus ursprunglich vom Menschen aus anderen Erdteilen eingefuhrten Arten entwickelt haben Bekannt ist dies etwa von Kleinarten der Nachtkerzen Oenothera aus dem biennis Artkomplex Subendemiten BearbeitenArten deren Verbreitungsgebiet in einer bestimmten Region ihren absoluten Schwerpunkt besitzt von dort aus aber wenig in benachbarte Regionen ubergreift werden Subendemiten genannt 2 3 Diese konnen entweder Neoendemiten oder progressive Palaoendemiten sein das sind solche die sich sekundar von einem kleinen Reliktareal wieder ein wenig ausbreiten konnten Es gibt mehr Subendemiten wenn die Bezugsregion nicht biogeographisch sondern politisch abgegrenzt worden ist da Staatsgrenzen auch sehr kleine biogeographische Regionen durchschneiden konnen Subendemiten sind fur den Naturschutz bedeutsam wenn es um die Definition nationaler Verantwortungsarten geht das sind solche bedrohten Arten fur die ein bestimmter Staat eine besondere Verantwortung fur ihr Uberleben tragt weil sich der grosste Teil ihres Bestands oder ihres Verbreitungsgebiets innerhalb seiner Grenzen befindet In einer Monographie speziell fur Osterreich wurden Subendemiten so definiert dass sich mindestens 75 Prozent der Fundorte oder der Rasterfelder einer Verbreitungskarte innerhalb der Staatsgrenzen befinden mussen 4 Ausschliesslich in der Schweiz ist neben Subendemiten 5 auch der synonyme Ausdruck Teilendemiten gebrauchlich 6 Neben den Subendemiten gibt es in zahlreichen taxonomisch unzureichend bekannten oder schlecht erforschten Organismengruppen solche Arten deren Vorkommen nur aus einem beschrankten Areal manchmal nur von der Typlokalitat nachgewiesen ist bei denen man aber annimmt das sie in Wirklichkeit weiter verbreitet sind Diese Arten werden gelegentlich Pseudoendemiten genannt 4 Beispielsweise sind in der faunistisch sehr schlecht erforschten Tiergruppe der Radertierchen aus Osterreich 760 Arten bekannt von denen 33 bisher nur in Osterreich selbst oder unmittelbaren Nachbarregionen der Alpen gefunden worden sind davon mehr als zwei Drittel nur von der Typlokalitat Nur zwei dieser Arten gelten nach Expertenschatzung tatsachlich als Sub Endemiten 7 Bedrohung BearbeitenJe kleiner der zur Verfugung stehende Lebensraum ist desto grosser ist meist die Gefahrdung der endemischen Taxa Schon geringe Veranderungen im Habitat konnen zum Aussterben des gesamten Taxons fuhren Die Anwendung des Begriffs Endemit auf politische Grenzen ist nur im Rahmen der Roten Liste gefahrdeter Arten ublich Inselendemiten Bearbeiten Darwinfinken Unterarten bilden sich als Anpassung an Lebensraume und InselnAls Inselendemiten bezeichnet man Arten welche sich an den Lebensraum einer bestimmten Insel angepasst haben Als Inselendemit ist ein Tier eine Pflanze zu bezeichnen dessen deren Vorfahren an eine Insel meist weiter vom Festland entfernt angetrieben wurden und sich da aufgrund von bestimmten abiotischen oder biotischen Umweltfaktoren der selbigen verandert haben so dass diese Tiere bzw Pflanzen infolgedessen nur auf dieser Insel heimisch sind Interessant unter diesen ist unter anderem auch dass sich bei einigen Arten besonders angepasste Unterarten gebildet haben die jeweils verschiedene Lebensraume der Insel bewohnen Die meisten dieser Unterarten gehen allerdings auf eine Art zuruck welche die Insel erreichte Interessante Beispiele hierfur sind unter anderem auch die Anolis Echsen auf den Westindischen Inseln die Finken auf einigen Pazifikinseln Galapagos Hawaii oder die Riesenschildkroten auf den Galapagosinseln Eine weitere Besonderheit unter Inselendemiten ist ein langsamer Fortpflanzungszyklus durch den die Individuenzahl der jeweiligen Arten nur langsam oder nicht ansteigen kann So konnen viele endemische Vogel nur ein Ei pro Jahr legen was sich so auswirkt wie eine Bevolkerungsregulierung in der Evolution Hier einige Beispiele fur Inselendemiten die Kleidervogel Hawaiis die Atlantisralle auf der Atlantikinsel Inaccessible die Darwinfinken der Galapagosinseln die Kiwis auf Neuseeland die Anolis Kubas die Krontaube auf NeuguineaInselgigantismus und Inselverzwergung Bearbeiten Galapagos Riesenschildkrote Chelonoidis nigra porteri ein Beispiel fur InselgigantismusBei einigen Endemiten ist es aufgrund des Nichtvorhandenseins von Fressfeinden wie Raubtieren oder anderen Bedrohungen zum Inselgigantismus gekommen Inselgigantismus kann auftreten wenn eine bestimmte Art auf eine Insel gelangt ist auf der fur sie kaum Gefahr besteht und auf der sie einen idealen Lebensraum vorfindet Infolgedessen sind auf einigen Inseln zum Teil riesige Arten entstanden Hier einige Beispiele die Moas auf Neuseeland ausgestorben die Komodowarane auf Komodo und den umliegenden Inseln die Galapagos Riesenschildkroten die Dodos auf La Reunion und Mauritius ausgestorben die Seychellen Riesenschildkroten der St Helena Riesenohrwurm moglicherweise ausgestorben die Elefantenvogel auf Madagaskar ausgestorben Insel Graufuchs Urocyon littoralis ein Beispiel fur InselverzwergungInselverzwergung jedoch tritt ein wenn innerhalb einer Art aufgrund eines geringeren Nahrungsangebotes die kleineren Exemplare durch ihren geringeren Nahrungsbedarf besser angepasst sind oder wenn bei Selektion durch Raubtiere kleinere Exemplare bessere Moglichkeiten haben sich den Beutegreifern zu entziehen Hier einige Beispiele der Homo floresiensis auf der Insel Flores ausgestorben der Insel Graufuchs auf den kalifornischen Kanalinseln Madagassische Flusspferde ausgestorben Sizilianischer Zwergelefant ausgestorben das Zwergfaultier auf der Insel Isla escudo de veraguas vor Panama Beispiele endemitenreicher Regionen BearbeitenInseln Bearbeiten Neukaledonien Hawaii Emperor Kette Galapagosinseln Kuba Sokotra der Malaiische Archipel Sumatra und Borneo Madagaskar Neuguinea und Sulawesi der Fiordland Nationalpark in NeuseelandGebirge und Gewasser Bearbeiten das Hochland von Abessinien die Usambara Berge in Tansania Baikalsee Malawisee Tanganjikasee VictoriaseeEndemiten in Deutschland BearbeitenBeispiele endemischer Arten in Deutschland Bearbeiten Die Rhonquellschnecke Bythinella compressa kommt nur in der Rhon und im Vogelsberg Hessen vor Der Badische Riesenregenwurm Lumbricus badensis ist die grosste Lumbricus Art Europas und bewohnt ein kleines Areal im Sudschwarzwald Das Bayerische Loffelkraut Cochlearia bavarica ist ein nur im sudlichen Teil Bayerns endemisch vorkommender Angehoriger der Kreuzblutengewachse Brassicaceae Das Violette Galmei Stiefmutterchen Viola guestphalica kommt weltweit ausschliesslich an einem Wuchsort im Grenzgebiet der Kreise Paderborn Hoxter und Hochsauerlandkreis vor Das Gelbe Galmei Veilchen Viola calaminaria wachst ausschliesslich auf schwermetallhaltigen Boden in der Umgebung von Aachen Der Ammersee Kilch Coregonus bavaricus ist eine seltene Fischart aus der Gattung Coregonus Er ist im bayerischen Ammersee entlang der Ortschaften Diessen Utting und Schondorf endemisch Der Schierlings Wasserfenchel Oenanthe conioides ist eine Wasser und Sumpfpflanzenart aus der Familie der Doldenblutler die endemisch im tidebeeinflussten Bereich der Unterelbe vorkommt Endemiten in Osterreich und der Schweiz Bearbeiten Hauptartikel Liste der Endemiten der Schweiz In Osterreich gibt es mit 741 Endemiten davon 575 Tier und 150 Pflanzenarten den hochsten Anteil endemischer Arten in Mitteleuropa 8 9 Das einzige endemische Saugetier Osterreichs ist die Bayerische Kurzohrmaus Siehe auch Endemische Pflanzen OsterreichsIn der Schweiz gibt es 39 Endemiten 33 Tier und 6 Pflanzenarten 10 11 Siehe auch Bearbeitenautochthone Art im aktuellen Verbreitungsgebiet entstandene Lebewesen indigene Pflanzen einheimisch in Abgrenzung zu eingewanderten Neophyten und ferner Archaophyten Literatur BearbeitenLexikon der Biologie Band 5 Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2004 ISBN 3 8274 0330 8 Weblinks Bearbeiten Wiktionary endemisch Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Westfalen regional Endemiten in WestfalenEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Gemoll Griechisch Deutsches Schul und Handworterbuch G Freytag Verlag Holder Pichler Tempsky Munchen Wien 1965 Josef Holub Vaclav Jirasek 1967 Zur Vereinheitlichung der Terminologie in der Phytogeographie Folia Geobotanica amp Phytotaxonomica 2 1 69 113 Jorg S Pfadenhauer Frank A Klotzli Vegetation der Erde Grundlagen Okologie Verbreitung Springer Spektrum Berlin und Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 41949 2 a b Wolfgang Rabitsch Franz Essl Endemiten Kostbarkeiten in Osterreichs Pflanzen und Tierwelt Herausgegeben vom Naturwissenschaftlichen Verein fur Karnten und Umweltbundesamt 2009 ISBN 978 3 85328 049 2 A Szallies S Brenneisen Reliktpopulationen von endemischen Prioritatsarten aus den Schweizer Nordalpen Schlussbericht der Feldstudie 2012 2015 ZHAW Institut fur Umwelt und naturliche Ressourcen Wadenswil 2017 39 S Pascal Tschudin Stefan Eggenberg Fabien Fivaz Michael Jutzi Andreas Sanchez Norbert Schnyder Beatrice Senn Irlet Yves Gonseth Endemiten der Schweiz Methode und Liste 2017 Schlussbericht im Auftrag des Bundesamts fur Umwelt BAFU Bern 37 S PDF Ch Jersabek Rotifera Radertiere In Wolfgang Rabitsch Franz Essl Endemiten Kostbarkeiten in Osterreichs Pflanzen und Tierwelt Herausgegeben vom Naturwissenschaftlichen Verein fur Karnten und Umweltbundesamt 2009 ISBN 978 3 85328 049 2 S 299 307 Janner 2016 Text 2 Abgerufen am 20 Marz 2023 Endemiten in Osterreich data gv at Abgerufen am 20 Marz 2023 Bundesamt fur Umwelt BAFU Zustand der Artenvielfalt in der Schweiz Abgerufen am 2 Februar 2019 Pascal Tschudin Stefan Eggenberg Fabien Fivaz Michael Jutzi Andreas Sanchez Norbert Schnyder Beatrice Senn Irlet Yves Gonseth Endemiten der Schweiz Methode und Liste 2017 2017 admin ch PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Endemit amp oldid 235695429