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Die Unterart oder Subspezies lateinisch subspecies abgekurzt subsp oder ssp ist in der biologischen Systematik die taxonomische Rangstufe direkt unterhalb der Art In der Botanik stehen unter ihr die Varietat und die Form In der Zoologie und der Bakteriologie ist die Unterart die niedrigste Rangstufe Sie stellt taxonomisch eine sekundare Kategorie dar wird also nur bei Bedarf eingesetzt und kann manchmal durch den Fachbegriff Population ersetzt werden Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Anwendung 3 Geschichte 3 1 Unterart in der Botanik 3 2 Unterart in der Zoologie 3 3 Unterart in der Anthropologie 3 4 Geographische Rassen 4 Literatur 5 BelegeDefinition BearbeitenErnst Mayr definierte die Unterart 1969 in Principles of Systematic Zoology so Eine Subspezies ist die Zusammenfassung phanotypisch ahnlicher Populationen einer Art die ein geographisches Teilgebiet des Areals der Art bewohnen und sich taxonomisch von anderen Populationen der Art unterscheiden 1 2 Wie alle anderen hierarchischen Rangstufen der biologischen Systematik ausser der Art ist die Unterart als Rang nicht objektivierbar sondern beruht auf Konvention Im Hinblick auf die vielen Falle falscher Benutzung des Terminus muss betont werden dass die Unterart eine von der Art grundverschiedene Kategorie darstellt Es gibt kein Kriterium zur Definition der Kategorie Subspezies das nicht kunstlich ware Die Unterart ist auch keine Evolutionseinheit es sei denn sie stellt zugleich ein geographisches Isolat dar 1 2 Das bedeutet nicht dass tatsachlich beobachtbare oder abgrenzbare Subspezies keine realen biologischen Einheiten waren Es ist aber zwischen verschiedenen Fachleuten oft umstritten ob die objektiven Unterschiede fur die Definition einer Unterart ausreichend sind Viele Fachleute ziehen es vor nur den Begriff Population zu verwenden Anwendung BearbeitenIn der Zoologie und in der Botanik werden Gruppen von ahnlichen Individuen als Unterarten bezeichnet wenn die Individuen der einen Gruppe einerseits offenkundig mit denen der anderen Gruppen paarungsfahig sind also ein wichtiges Kriterium der Abgrenzung von Arten nicht erfullen andererseits aber als Gruppe als Sippe hinreichend eindeutig gegen andere Gruppen Sippen abgrenzbar sind und zudem eine bestimmte geographische Unterregion des Verbreitungsgebietes der Art bewohnen Die Systematiker fuhren somit Unterarten vor allem bei besonders formenreichen Arten ein wobei eine wirklich scharfe Abgrenzung dieser infraspezifischen Taxa nicht immer gelingt Rezente Unterarten sind stets raumlich oder zeitlich unterschiedlich ausgebreitet vikariierend aber oft nicht vollig isoliert Bei Kreuzung bilden sie in der Regel fertile Bastarde abgekurzt nothosubsp oder nssp griech nothos unecht unehelich Im Uberlappungsbereich ihrer Verbreitungsgebiete Hybridisationszone sind Unterarten in der Regel durch so genannte Ubergangspopulationen miteinander verbunden Der Grund fur solche fliessenden Ubergange liegt darin dass zwischen Unterarten mit Hybridisationszonen keine Fortpflanzungsbarrieren bestehen Doch wenn eine Population von ihrer Ausgangspopulation getrennt wird dann kann sich daraus in einem stetig fortlaufenden Prozess der Artbildung eine neue Art entwickeln die dann Isolationsmechanismen zu den anderen Populationen erworben hat 3 Durch solche fliessenden Ubergange kann es viele verschiedene Formen geben Heute werden zur Abgrenzung von Unterarten in der Regel keine kontinuierlich uber die Gesamtpopulation variierenden Merkmale klinale Variation herangezogen und diese Population dadurch vollig willkurlich unterteilt sondern es werden distinkte Merkmalsunterschiede verwendet die sich im Laufe einer zeitweiligen geographischen Isolation ausgebildet haben In der biologischen Nomenklatur wird die Unterart mit einer dreiteiligen Bezeichnung dem Trinomen gekennzeichnet So steht das Trinomen Panthera leo massaicus beispielsweise fur eine heute meist nicht mehr anerkannte Unterart des Lowen In der Botanik ist noch zusatzlich die Abkurzung subsp einzufugen z B Lilium pardalinum subsp pitkinense vom Gebrauch des haufig zu findenden Kurzels ssp wird mittlerweile vom ICBN abgeraten Geschichte BearbeitenUnterart in der Botanik Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Carl von Linne verwandte den taxonomischen Begriff der Unterart nicht unterhalb der Art gab es bei ihm nur die Varietat Sie umfasste jede Abweichung vom Idealtyp der Art in seinen Arbeiten markierte er sie mit einem fuhrenden griechischen Buchstaben In seinem Werk Philosophia Botanica von 1751 definierte er die Varietat als eine umweltbedingte reversible und nicht vererbliche Abanderung des Phanotyps Die Varietat ist eine Pflanze die aus einer zufalligen Ursache verandert ist Klima Boden Warme Winde usw die daher auf geandertem Boden wieder zuruckschlagt 4 Diese Definition wandte aber auch Linne selbst nicht widerspruchsfrei an Ahnlich wie die Varietaten finden sich bei ihm auch bereits Unterarten wenngleich er den Begriff noch nicht verwandte Wie bei der Varietat fuhrte er im Anschluss an den Arteintrag Untereintrage mit einem fuhrenden griechischen Buchstaben an erganzte diese Eintrage jedoch noch um ihnen eigene Namen so beispielsweise bei Primula veris a officinalis L b elatior L und g acaulis L In diesem speziellen Fall verdeutlichte er die besondere Position der Gruppen noch per einer Anmerkung welche die Stabilitat der Merkmale und die Bedeutung geographischer Verbreitung festhalt Obschon diese Varietaten also konstant sind unterscheide ich durchaus nicht eine afrikanische von einer europaischen Art 5 So unterschied Linne inhaltlich wie formal zwar zwischen Varietaten und Unterarten im heutigen Sinn subsumierte sie aber samtlich unter dem Begriff der varietas 6 Erst sein Schuler Jakob Friedrich Ehrhart trennte Linnes Vorgehen auch sprachlich auf 1780 schrieb er in seinem Versuch eines Verzeichnisses der um Hannover wild wachsenden Pflanzen vorab dass er die Scheinarten Halbarten oder Subspecies mit dem von Linne eingefuhrten Namen angefuhrt habe und weitere neu beschreiben werde Zugleich grenzt er diese explizit von der Varietat ab indem er angibt dass er ebenso gern mit den Varietaten oder Spielarten verfahren wurde aber davon hier absehe 1784 liefert er dann die erste Definition der Unterart 7 Halbarten Scheinarten Subspecies Es sind mit einem Worte Varietates constantes oder ein Mittel zwischen Arten und Spielarten Sie unterscheiden sich von Arten dass sie in kleinen und weniger betrachtlichen Umstanden von einander abgehen und von Spielarten differiren sie dass sie sich bestandig durch den Saamen fortpflanzen und immer wieder ihresgleichen zeugen 8 Entscheidend fur den Durchbruch des Begriffs in der Botanik aber war seine Verwendung durch Christian Hendrik Persoon 1805 Konzeptionell fuhrte er den Unterartbegriff weiter den bereits Linne vertreten hatte trennte aber erstmals sowohl begrifflich wie nomenklatorisch zwischen Unterart und Varietat Anders als Ehrhart verwandte er auch keinen Alternativbegriff wie Halbart so dass erst Persoons Begriff eindeutig war In Deutschland und den von der deutschen Botanik gepragten Landern setzte sich der Begriff Unterart Subspecies anfangs durch nicht aber im franzosischsprachigen Raum dort sprach man bevorzugt von der Form Weitere Begriffe wurden geschaffen Race dauerhafte Abart keiner jedoch setzte sich durch und Begriff und Rangstufe gerieten zeitweise ausser Gebrauch 6 Verstarkt wurde dies durch die allgemeine Aufweichung taxonomischer Range im Gefolge der Veroffentlichung von Charles Darwins Die Entstehung der Arten 1859 Darwin schrieb Niemand kann eine klare Trennlinie ziehen zwischen individuellen Unterschieden und leichten Varietaten oder zwischen deutlicher ausgepragten Varietaten und Unterarten und Arten 9 Der Erfolg dieses Buches fuhrte zu einem relativen Ruckschritt in taxonomischer Hinsicht da durch seinen fliessenden und kunstlichen Artbegriff zuvor bereits errungene Abgrenzungen zwischen den Rangstufen wieder verloren gingen 10 Unterart in der Zoologie Bearbeiten Der deutsche Entomologe und Botaniker Eugen Johann Christoph Esper fuhrte dann als erster Zoologe in seiner 1781 erschienenen Dissertation De varietatibus specierum in naturae productis den Begriff der Subspecies als notwendig getrennte Rangstufe zwischen Unterart und Varietat ein 11 Er unterschied zwischen zufalligen Varietaten die er varietates nannte und wesentlichen Varietaten die er als subspecies bezeichnete 12 Der danische Ornithologe Frederik Faber formulierte 1825 ein geographisches wie morphologisches Konzept von der Art Wie bei der Varietat unterschied er gleichermassen verschiedene in sich jedoch konstante Sippen Er unterliess es jedoch dafur einen Begriff einzufuhren Faber sah das raumliche Zentrum einer Art als ihren Typusort anerkannte aber von diesem durch Wanderung entfernte morphologisch verschiedene Sippen als in sich konstant in ihren Merkmalen wodurch die Linnesche varietas nicht mehr die Art aber noch nicht griff da ja alle Vertreter weiterhin zu einer Fortpflanzungsgemeinschaft gehorten 10 Erst der Ornithologe Hermann Schlegel schuf 1844 mit der Conspecies eine der Unterart entsprechende Rangstufe definierte sie und fuhrte eine ternare Nomenklatur ein also einen weiteren Namensbestandteil zusatzlich zum die Art eindeutig benennenden Binomen 10 Unterart in der Anthropologie Bearbeiten Genetisch betrachtet Genotyp sind alle Menschen zu 99 9 identisch Obgleich bei einigen Populationen z B bei den Aborigines in Australien den Negritos in Asien oder den San in Afrika 13 eine so lange raumliche Isolation existiert dass Kriterien fur Unterarten aus zoologischer Sicht denkbar waren wird wissenschaftlich und historisch begrundet keine weitere Untergliederung der Art Homo sapiens vorgenommen 14 15 Raumliche Isolationen als Vorbedingung fur die Bildung von Unterarten herrschten fur die Menschengruppen der Vorzeit uber sehr lange Zeitraume da die Menschheit damals nur aus wenigen hunderttausend Individuen bestand In dieser Zeit entstanden einige neue korperliche Merkmale aufgrund der evolutionaren Anpassungen an die jeweiligen Umweltbedingungen z B Epikanthus Falte unterschiedliche Hautfarben Lactosetoleranz Pfefferkornhaar Im Laufe der Geschichte wuchs die Zahl der Menschen jedoch exponentiell so dass sich die verschiedenen Populationen begegneten und in vielfaltiger Weise wieder vermischten Dies ist die Ursache dafur dass die genetischen Unterschiede zwischen einzelnen Menschen einer Population heute haufig deutlich grosser sind als zwischen verschiedenen Populationen 13 16 17 Insbesondere der Humangenetiker Cavalli Sforza hat diese Tatsache beim Menschen umfangreich untersucht und belegt Siehe auch Population Anthropologie und Rassentheorie Geographische Rassen Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Mit der Zeit nahm die Fulle der gesammelten und beschriebenen Lebewesen enorm zu was dazu fuhrte dass immer mehr innerartliche Unterschiede zu Tage traten Die Variationen selbst ihre Bandbreite und die Frage nach den Ursachen weckten das Interesse der Forscher Fortan sammelte man nicht mehr nur einzelne sorgfaltig ausgewahlte Exemplare die vielleicht besonders prachtig anschaulich oder typisch schienen sondern ganze Serien an den verschiedensten Fundorten und verglich sie miteinander Dabei stellte sich heraus dass die gesammelten Stucke einander besonders ahnlich waren wenn sie vom selben Ort oder aus derselben Region stammten wohingegen die Verschiedenheit besonders ausgepragt war wenn Serien weit auseinander liegender Lokalitaten miteinander verglichen wurden Auf ihren ausgedehnten Reisen im 18 und 19 Jahrhundert fanden die Forscher immer weitere Populationen die sich in allen moglichen Details von dem unterschieden was man bislang fur den Typus der jeweiligen Art hielt Als man erkannte dass geographische Variationen etwas vollig anderes sind als das was bislang als Rassen oder Varietaten bezeichnet wurde versuchte man das auch terminologisch zum Ausdruck zu bringen Auf bestimmte Teilareale des Gesamtareals der Art beschrankte Populationen mit abweichender Merkmalsauspragung phanotypische Gruppen oder Morphe die sich bestimmten geographischen Lokalitaten zuordnen liessen wurden im Unterschied zu den bislang als Varietaten oder Rassen bezeichneten Taxa als geographische Rassen geographische Varietaten und spater als Unterarten bezeichnet Etwa bis Ende des 19 Jahrhunderts galt die Unterart als eine taxonomische Einheit ahnlich der Morphospezies jedoch von niederem taxonomischem Rang sie wurde nach wie vor vollig typologisch behandelt Viele Autoren benutzten die Termini Subspezies und Unterart ahnlich unkritisch und unspezifisch wie zuvor schon Rasse oder Varietat und bezeichneten damit beliebige unterscheidbare Einheiten die weniger verschieden waren als Arten Dabei vernachlassigten sie die schon von Pallas und Esper herausgearbeitete wesentliche Komponente des neuen Begriffes die zumindest teilweise geographische Isolation Unterarten sind allopatrisch und allochron Literatur BearbeitenRudolf Schubert amp Gunther Wagner Botanisches Worterbuch 11 Auflage Ulmer Stuttgart 1993 ISBN 3 8252 1476 1 Ernst Mayr Grundlagen der zoologischen Systematik Parey Berlin 1975 ISBN 3 490 03918 1 2 uberarbeitete Neuauflage Ernst Mayr Peter D Ashlock Principles of Systematic Zoology McGraw Hill College 1991 ISBN 0 07 041144 1 Ernst Mayr Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt Springer Berlin 2002 ISBN 3 540 43213 2 Ernst Mayr Artbegriff und Evolution Parey Hamburg 1967 Belege Bearbeiten a b Ernst Mayr Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt S 232 a b Ernst Mayr Grundlagen der zoologischen Systematik S 45 Vgl hierzu Ernst Mayr Das ist Evolution Munchen 2011 S 217 Zitiert nach Ernst Mayr Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt S 231 Varietates licet constantes b et g non specie distinguo uti nec Maurum ab Europaeo Zitiert nach Hans Peter Fuchs Historische Bemerkungen zum Begriff der Subspezies In Taxon 7 2 1958 S 46 a b Hans Peter Fuchs Historische Bemerkungen zum Begriff der Subspezies In Taxon 7 2 1958 S 44 52 A O Chater R K Brummitt Friedrich Ehrhart Subspecies in the Works of Friedrich Ehrhart In Taxon 15 3 1966 S 95 106 Friedrich Ehrhart Botanische Bemerkungen In Hannover Mag 11 168 176 1784 No one can draw any clear distinction between individual differences and slight varieties or between more plainly marked varieties and subspecies and species C Darwin The Origin of Species 1 Auflage London S 469 a b c K Senglaub Neue Auseinandersetzungen mit dem Darwinismus In Ilse Jahn Hrsg Geschichte der Biologie 3 Auflage 2000 ISBN 3 8274 1023 1 S 564 566 T Borgmeier Basic questions of systematics In Systematic Zoology 1957 Bd 6 S 63 Ernst Mayr Artbegriff und Evolution S 268 a b Gary Stix Wie hat sich die Menschheit ausgebreitet In Spektrum der Wissenschaft Spektrumverlag Heidelberg September 2009 Deutsche Zoologische Gesellschaft Jenaer Erklarung In Friedrich Schiller Universitat Jena Friedrich Schiller Universitat Jena Deutsche Zoologische Gesellschaft September 2019 abgerufen am 26 Marz 2020 Biologen in unserer Zeit Zur Rassenfrage 1996 abgerufen am 8 Juli 2021 deutsch Luigi Luca Cavalli Sforza Gene Volker und Sprachen Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation Hanser Munchen Wien 1999 Harald Haarmann Kleines Lexikon der Volker Von Aborigines bis Zapoteken Becksche Reihe Munchen 2004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unterart amp oldid 234465023