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Population bezeichnet in der Anthropologie Menschenkunde und Humanbiologie eine Gruppe von Menschen die aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte miteinander verbunden sind eine Fortpflanzungsgemeinschaft bilden und zur selben Zeit in einem abgegrenzten raumlichen Gebiet wohnen Nach dem italienischen Populationsgenetiker Cavalli Sforza gibt es mehrere Unterschiede zur biologisch definierten Population 1 Die Grenzen einer Population werden weitgehend willkurlich gezogen und orientieren sich nicht selten an Staaten oder Ethnien Population wird auch gleichbedeutend zur sozialwissenschaftlichen Bezeichnung Bevolkerung verwendet Erster Schultag in Upernavik 2007 Das aussere Erscheinungsbild tauscht eine Einheitlichkeit der Bevolkerung Gronlands vor Inhaltsverzeichnis 1 Rasse Unterart oder Population 1 1 Rasse 1 2 Unterart 1 3 Population 2 Geografische Abgrenzung der Homo sapiens Populationen 2 1 Interpretation nach Cavalli Sforza 2 2 Besonderheiten 3 Eneolithische Populationen der alten Welt 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseRasse Unterart oder Population Bearbeiten Die Khoisan im Suden Afrikas gelten aufgrund langer Isolation von allen anderen Populationen als alteste Volksgruppe der Welt 2 Population ist nicht einfach eine synonyme Bezeichnung die statt der biologischen Begriffe Rasse oder Unterart verwendet wird Es handelt sich um eine grundsatzlich verschiedene Betrachtungsweise Daher wird im Folgenden eine genauere Unterscheidung der Begrifflichkeiten beschrieben Rasse Bearbeiten Hauptartikel Rasse Die Bezeichnung Rasse legt grundsatzlich die Vorstellung von qualitativen Unterschieden nahe wie es von der Nutztier Zucht bekannt ist Im Gegensatz zu der vom Menschen bewusst gezielten Auslese bestimmter Merkmale der Tiere die oft auf Kosten der Fitness gehen und dann zu Geschopfen fuhren kann deren korperlicher Zustand mehr oder weniger degeneriert ist fuhrt die naturliche Evolution grundsatzlich zu einer verbesserten Anpassung der Lebewesen Daher wird der Rasse Begriff auch in der Biologie heute vermieden Man spricht hier stattdessen von Varietaten und Unterarten Subspezies 3 Es mag irritieren dass man die alten Rassebezeichnungen dennoch in humangenetischen Studien findet Hier wurden die Grenzen der Populationen bewusst nach den Rassentheorien gezogen um diese anschliessend zu widerlegen So konnte zum Beispiel die grundlegende Theorie von den drei Grossrassen Mongolide Europide und Negride widerlegt werden Cavalli Sforza schreibt in diesem Zusammenhang Naturlich muss man die zu untersuchenden Populationen so auswahlen dass man interessante Ergebnisse erhalt 4 Unterart Bearbeiten Hauptartikel Unterart Die Unterart Subspezies ist in der biologischen Systematik die taxonomische Rangstufe direkt unterhalb der Art Eine Untergliederung des heutigen Homo sapiens in Unterarten ist aus zwei Grunden nicht sinnvoll Eine solche Gliederung wurde scharf abgegrenzte weitgehend isolierte Menschengruppen mit klar unterscheidbaren Merkmalen suggerieren Das Erbgut der Menschen ist jedoch nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum allergrossten Teil identisch Von den drei Milliarden Nukleotiden der menschlichen DNA stimmen 99 9 bei allen Menschen uberein Auch die fliessenden Ubergange bei den restlichen drei Millionen Sequenzen lassen keine klare Abgrenzung zu Es bestunde die Gefahr die Unterarten mit den aufgegebenen Rassen gleichzusetzen Population Bearbeiten In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen Aspekt der Sprachwissenschaft Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Eine Population ist ein Synonym fur die Bevolkerung eines bestimmten Gebietes oder gemass einer willkurlichen Abgrenzung Die Merkmale nach denen diese Abgrenzung gewahlt wird sind je nach Zielsetzung verschieden In den statistischen Wissenschaften bezeichnet die Population die Menge aller Merkmalstrager 5 6 mit ubereinstimmenden Identifikationskriterien sachlich raumlich und zeitlich 7 Demnach muss eine Population nicht durch ein bestimmtes geografisches Gebiet wie etwa einen Staat bestimmt sein In der Deklaration von Schlaining gegen Rassismus Gewalt und Diskriminierung erklarte eine Gruppe von Wissenschaftlern 1995 dass sich die Unterscheidung von genetisch abgrenzbaren Populationen aufgrund jungster Fortschritte der Molekularbiologie als unhaltbar erwiesen hat 8 Der Anschein klar abgrenzbarer Unterschiede zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft dem man im Alltag leicht erliegen kann entsteht durch den Prozess der intuitiven Kategorisierung der ein universeller Bestandteil unseres Denkens ist Darin liegt auch die Ursache fur das Gefuhl das Schwarzafrikaner oder Asiaten alle gleich aussahen Europaischstammige Menschen zahlen sie unwillkurlich zur Kategorie der Anderen siehe Cross Race Effect 9 10 Die Diskrepanz zwischen der Verschiedenheit in der ausseren Erscheinung und der Gleichformigkeit der genetischen Ausstattung erklaren Luca Cavalli Sforza und sein Bruder Francesco 1994 in ihrem Buch Verschieden und doch gleich folgendermassen Die Gene die im Verlauf der Evolution auf das Klima reagieren beeinflussen die ausseren Merkmale des Korpers weil die Anpassung an das Klima vor allem eine Veranderung der Korperoberflache erforderlich macht die sozusagen die Schnittstelle zwischen unserem Organismus und der Aussenwelt darstellt Eben weil diese Merkmale ausserlich sind springen die Unterschiede zwischen den Rassen so sehr ins Auge dass wir glauben ebenso krasse Unterschiede existierten auch fur den ganzen Rest der genetischen Konstitution Aber das trifft nicht zu Im Hinblick auf unsere ubrige genetische Konstitution unterscheiden wir uns nur geringfugig voneinander 11 Die Bruder Cavalli Sforza waren massgeblich fur die Anwendung des Populationsbegriffes auf den Menschen Populationsgenetische Studien ergaben dass etwa 85 der genetischen Variation innerhalb der Populationen zu finden sind 12 13 Dagegen sind die genetischen Unterschiede zwischen den Populationen verschiedener Kontinente mit etwa 6 bis 10 vergleichsweise gering Bei diesen Prozentangaben ist ausserdem zu bedenken dass es sich nur um eine quantitative Bewertung handelt Im Vergleich dazu sind die Genome von Mensch und Schimpanse zu 98 5 identisch Die Genaktivitat spielt hier eine zusatzlich Rolle 14 Das zeigt sich insbesondere bei der Sprachentwicklung und beim Spracherwerb die um beim Beispiel des Vergleichs zu bleiben nur beim Menschen in dieser Form stattfinden Hinzu kommt dass auch die fruher vermeintlich rassenspezifischen Unterschiede zwischen den Populationen bei genauerer Untersuchung der geografischen Verbreitung keine klaren Grenzen erkennen lassen Die Ubergange zwischen den Rassen sind mit wenigen Ausnahmen wie z B der australischen Aborigines fliessend Geografische Abgrenzung der Homo sapiens Populationen Bearbeiten Stammbaum des modernen Menschen Homo sapiens nach Cavalli Sforza Stand 1988 Aus Populationen konnen theoretisch Unterarten und schliesslich neue Arten entstehen wenn sie isoliert voneinander sind Die Ausbreitung des Menschen uber die Erde hat in der Ur und Fruhgeschichte zu solchen isolierten Populationen gefuhrt Evolutionare Anpassung an die veranderten Klima und Umweltbedingungen an andere Nahrungsmittel oder Krankheitserreger fuhrte bei den meist recht kleinen Gruppen zur Ausbildung neuer Merkmale wie Haut Haar und Augenfarbe Korpergrosse Mongolenfalte Schweissproduktion Laktosetoleranz und einigem mehr Die moderne Humangenetik erlaubt es heute anhand der genetischen Unterschiede zu berechnen wann neue Populationen entstanden sind und wie sie sich ausgebreitet haben Dabei wurde herausgefunden dass sich wahrscheinlich die menschliche Evolution in den letzten 40 000 Jahren beschleunigte weil die gestiegene Populationsgrosse der Menschheit insgesamt sowie neue Umwelteinflusse durch die Einwanderung in vorher unbesiedelte Raume und durch die Erfindung von Kulturtechniken wie den Ackerbau neue Ansatze fur das Wirken der naturlichen Selektion bereitstellte 15 Die Bevolkerungszahlen wuchsen permanent und mit der Zeit fanden immer mehr Vermischungen vormals isolierter Populationen statt so dass heute keine klaren Grenzen mehr zu erkennen sind Demnach wird der Begriff Population in Bezug auf den Menschen heute in aller Regel nur noch als willkurliche Abgrenzung verstanden die vor allem fur Forschungszwecke vorgenommen wird Wahrend Cavalli Sforza zum Beispiel in Europa nur Sarden Europaer Iraner und Samen unterscheidet grenzt Jun Z Li in seiner Studie aus dem Human Genome Diversity Panel einer Sammlung von Erbinformationen von rund 1 000 Individuen aus 51 Populationen 2008 Adygen Russen Orkadier Orkney Franzosen Basken Italiener Sarden und Toskaner voneinander ab 16 Alle Untersuchungen kommen allerdings zu dem Schluss dass die grosste genetische Vielfalt innerhalb der Populationen Sud und Ostafrikas herrscht und die kleinste bei den indigenen Amerikanern Diese Tatsache wird als eindeutiger Beleg fur die Out of Africa Theorie gesehen die postuliert dass Homo sapiens ursprunglich aus Ostafrika stammt Die von Cavalli Sforza untersuchten Populationen in Klammern gesetzte Populationen werden im Buch erwahnt aber im Stammbaum nicht berucksichtigt vermutlich aus Grunden der Vereinfachung Interpretation nach Cavalli Sforza Bearbeiten Als Resultat der umfangreichen Forschungen von Luigi Luca Cavalli Sforza entstand ein Stammbaum von 38 menschlichen Populationen und ihrer jeweiligen genetischen Verwandtschaft oder der Zeit an dem die Trennung von der Ursprungspopulation stattfand Die fliessenden Ubergange auf der Weltkarte machen deutlich dass eine Abgrenzung von Populationen fast immer willkurlich ist Die Karte entstand durch die Einfarbung der geografisch verorteten Populationen mit Hilfe einer Regenbogen Farbskala auf die die Zahlen zur jeweiligen genetischen Differenz umgerechnet wurden Cavalli Sforza selbst hatte sich dabei auch an sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen zum Beispiel von August Schleicher und Merritt Ruhlen orientiert 17 Besonderheiten Bearbeiten In vielen Teilen der Welt gibt es Besonderheiten welche teilweise Episoden einer sehr starken Mischung der Populationen uber die Jahrhunderte zeigen So ergaben Analysen der mitochondrialen DNA im mutterlichen Erbgang vererbt und von Haplogruppen des Y Chromosoms im vaterlichen Erbgang vererbt bei den israelischen Drusen einer Religionsgemeinschaft die in schwer zuganglichen Berggegenden des Nahen Ostens lebt und die heute fast nur endogam heiraten durch ein Team von israelischen und US amerikanischen Wissenschaftlern anhand der hohen genetischen Verschiedenheit bei gleichzeitiger Abweichung von benachbarten Gruppen dass die in mundlicher Tradition weitergegebene Information die Drusen gingen ursprunglich auf die Mischung einiger untereinander nicht verwandter Gruppen zuruck wohl korrekt ist 18 Eneolithische Populationen der alten Welt Bearbeiten Schematische Karte der eneolithischen Verbreitung von Sammler und Jagergruppen genetisch spezifiziert Die Archaogenetik versucht anhand von DNA Resten aus Skelettfunden menschlichen Populationen der Vorgeschichte zu rekonstruieren Im besonderen Masse wurden diese fur den eurasischen Raum untersucht So konnen etwa fur die Kupfersteinzeit Eneolithikum folgende Areale spezifiziert werden 19 20 21 22 Westliche Sammler und Jager Kaukasische Sammler und Jager Iranisches Neolithikum Ostasien Nordostasien Westsibirische Sammler und Jager Anatolisches Neolithikum Ostliche Sammler und JagerSiehe auch BearbeitenAusbreitung des Menschen Kulturareale Kulturkomplex oder Kulturprovinz Gebiet mit verschiedenen Ethnien mit ahnlicher Kultur Kulturraum derzeitiges Verbreitungsgebiet einer eingrenzbaren Kultur Kulturkreis veraltete Bezeichnung mit nationalsozialistischer Bedeutungsuberlagerung Literatur BearbeitenLuigi Luca Cavalli Sforza Gene Volker und Sprachen Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation Hanser Munchen 1999 ISBN 3 446 19479 7 Besprechung auf Spektrum de Gary Stix Wie hat sich die Menschheit ausgebreitet In Spektrum der Wissenschaft September 2009 S 58 65 Redakteur des Scientific American PDF 1 3 MB 8 Seiten auf spektrum de Weblinks BearbeitenUlrich Kattmann Lexikon der Biologie Menschenrassen In Spektrum de 1999 Einzelnachweise Bearbeiten Luigi Luca Cavalli Sforza Gene Volker und Sprachen Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation Hanser Munchen 1999 S 232 Nadja Podbregar Evolution Die Khoi San Das alteste Volk der Welt In Welt de 20 September 2012 abgerufen am 4 September 2019 Bernhard Streck Hrsg Worterbuch der Ethnologie Hammer Wuppertal 2000 ISBN 3 87294 857 1 S 199 203 Luigi Luca Cavalli Sforza Gene Volker und Sprachen Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation Hanser Munchen 1999 S 25 39 42 43 44 und 232 Peter Pflaumer Joachim Hartung Barbara Heine Statistik fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Deskriptive Statistik 3 Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2005 ISBN 978 3 486 57779 2 S 13 Peter P Eckstein Repetitorium Statistik 6 Auflage Gabler 2006 S 4 Georg Bol Deskriptive Statistik Lehr und Arbeitsbuch 6 Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2004 ISBN 3 486 57612 7 S 9 15 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Deklaration von Schlaining Gegen Rassismus Gewalt und Diskriminierung Juni 1995 S 2 4 Abschnitt 2 Zur Obsoletheit des Begriffes der Rasse PDF 29 kB 9 Seiten auf aspr ac at Memento vom 12 Oktober 2012 im Internet Archive Klaus Jonas Wolfgang Stroebe Miles Hewstone Hrsg Sozialpsychologie 6 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 41090 1 S 519 Meldung Physiognomie Warum Europaer Afrikaner nur schwer unterscheiden In Welt de 22 August 2007 abgerufen am 4 September 2019 Luigi Luca Cavalli Sforza Gene Volker und Sprachen Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation Hanser Munchen 1999 S 203 Richard Charles Lewontin Confusions about Human Races In Is Race Real Webforum Social Science Research Council 7 Juni 2006 abgerufen am 4 September 2019 englisch Lynn B Jorde Stephen P Wooding Genetic Variation Classification and Race In Nature Genetics Band 36 2004 S 28 33 englisch Volltext doi 10 1038 ng1435 Jurgen Markl Herausgeber Biologie Lehrbuch fur die Oberstufe Klett Verlag Stuttgart 1 Auflage 2011 online John Hawks Eric T Wang u a Recent acceleration of human adaptive evolution In PNAS Proceedings of the National Academy of Sciences USA Band 104 Nr 52 26 Dezember 2007 englisch Volltext doi 10 1073 pnas 0707650104 Jun Z Li u a Worldwide Human Relationships Inferred from Genome wide Patterns of Variation In Science Band 319 2008 S 1 100 1 104 Kirsten Brodde Linguistik und Molekulargenetik fuhren zu einem gemeinsamen Stammbaum der Menschen Ahnensuche in Sprachen und Genen In Die Zeit Nr 2 3 Januar 1992 online auf Zeit de Liran I Shlush Doron M Behar u a The Druze A Population Genetic Refugium of the Near East In PLOS ONE 7 Mai 2008 englisch Volltext doi 10 1371 journal pone 0002105 Mathieson et al 2018 Narasimhan et al 2018 Lazaridis et al 2018 Damgaard et al 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Population Anthropologie amp oldid 235595265