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Franzose ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter Franzose Begriffsklarung aufgefuhrt Franzosen sind eine romanischsprachige Titularnation im Westen Europas 1 2 Zusammen mit anderen romanischsprachigen und nicht romanischsprachigen Minderheiten bilden sie das Staatsvolk Frankreichs Einige Minderheiten in Frankreich sehen sich in ethnischer Hinsicht als Bretonen Okzitanier 3 Elsasser Katalanen Basken oder Korsen Sie beanspruchen damit fur ihre jeweilige Gruppe den Status einer eigenen ethnischen Gruppe und grenzen sich auf diese Weise von der Titularnation der Franzosen im ethnischen Sinne ab Vielfach handelt es sich aber auch um Mehrfachidentitaten 1 Inhaltsverzeichnis 1 Franzosische Ethnogenese 1 1 Moderne Mythen uber antike Vorfahren 1 2 Vermischungen der Volkerwanderungszeit 1 3 Nation und Nationalstaat im Mittelalter 1 4 Nationalbewusstsein der Neuzeit 2 Hundert Millionen Franzosen 2 1 Assimilationspolitik 2 2 Franzosische Union und Franzosische Gemeinschaft 2 3 Geburtenrate und Immigration 2 4 Religion 2 5 Sonstige Einwanderung 3 Bevolkerungsgruppen franzosischer Abstammung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseFranzosische Ethnogenese BearbeitenSiehe auch Geschichte Frankreichs Moderne Mythen uber antike Vorfahren Bearbeiten Vercingetorix wirft Caesar seine Waffen zu Fussen Der franzosische Nationalmythos beginnt bereits mit den Kelten Gallier jenem indoeuropaischen Stamm der sich am fruhesten gelost hatte und am weitesten nach Westen vorgedrungen war und in den funf Jahrhunderten bis zur Eroberung durch Caesar seit 58 v u Z eine eigene Kultur entwickelt hatte Zu den machtigsten Stammen gehorten die Arverner im Gebirgsland der Auvergne und die Aduer zwischen Saone und Loire 4 5 6 Die indoeuropaischen Kelten hatten zuvor die Urbevolkerung z B Ligurer in den Suden abgedrangt nur ein Zweig der Iberer die Aquitaner hat sich bis heute in geringen Resten in den westlichen Talern der Pyrenaen erhalten Der Name Gascogne vasconia erinnert an die fruhere weitere Ausbreitung der Basken die in Frankreich aber nicht wie in Spanien ihre nationale Sonderstellung bewahrt haben Nach der romischen Eroberung hatte sich der Grossteil des keltischen Adels akkulturisiert bzw assimiliert grosse Teile der keltischen Bevolkerung waren daraufhin mit Romern zu einer galloromanischen Bevolkerung verschmolzen oder zumindest vermischt und romanisiert Sie genossen romische Burgerrechte und waren spatestens im 4 Jahrhundert christianisiert worden Gallien wurde rasch romanisiert nach zwei Generationen fugten gallische Edle ihrem keltischen einen romischen Namen hinzu Vercingetorix im romanisierten Gallien ein keltischer Barbar wurde vergessen und erst im 19 Jahrhundert wiederentdeckt 7 Ein Nationaldenkmal fur den legendaren Gallierfursten Vercingetorix wurde erst 1864 von Napoleon III errichtet seine trotzige Kapitulation vor Caesar wurde nach der franzosischen Niederlage im Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 zum nationalen Mythos uberhoht Vermischungen der Volkerwanderungszeit Bearbeiten Chlodwigs Taufe nach der Schlacht von Zulpich als frankisch galloromanische SymbioseDie christianisierte galloromanische Bevolkerung wurde im Zuge der Volkerwanderung im Sudosten zunachst von Burgundern im Sudwesten von Westgoten und allesamt schliesslich von salischen Franken auch toxandrischen Franken unterworfen Dieser Stamm hatte sich um 420 von den ripuarischen Franken um Koln gelost und soll der Legende nach unter Faramund in das heute belgische und nordfranzosische Gebiet gewandert sein Der Sieg der Franken uber die Alemannen in der Schlacht von Zulpich wurde spater im Louvre als Beginn der franzosischen Geschichte herausgestellt Die Franken waren ihrerseits allerdings selbst ein buntes Gemisch freier Stamme Gegenuber sechs bis zehn Millionen unterworfener Galloromanen zahlte die Oberschicht der frankischen Eroberer nur einige Hunderttausend 8 mit der katholischen Taufe des Frankenkonigs Chlodwigs um 500 verband sie sich mit dem einheimischen Adel allmahlich bildete sich eine neue Mischbevolkerung heraus Zu den germanischen Volkern der Volkerwanderung kamen ab dem 10 Jahrhundert noch die Normannen in der Normandie hinzu Bei diesen zeigte sich die Assimilationsfahigkeit der galloromanischen Mehrheit am deutlichsten Innerhalb weniger Generationen waren die Normannen ganz in ihr aufgegangen und francophone Normannen eroberten England sowie Suditalien Die ebenfalls im Rahmen der Volkerwanderung erst im 5 Jahrhundert eingewanderten nichtromanischen keltischen Bretonen behielten ihre kulturelle Eigenart und Identitat hingegen bis heute bei Im Zuge der Ausbildung eines katholischen Universalreiches unter Karl dem Grossen hatte die galloromanische Kultur eine kosmopolitische Pragung erhalten Nach der Teilung des Reiches 843 zeigte sich zum ersten Mal die Einheit der galloromanischen Nation im Aufkommen der neuen Sprache 4 Im Norden und Osten fiel der Grossteil des einstigen Siedlungsgebiets der germanischen Franken bei der Reichsteilung an das Ostfrankenreich das spatere Deutschland im Westfrankenreich das spatere Frankreich dominierte das Galloromanische Bis ins 10 Jahrhundert wurde jedoch zumindest ideell sowohl von karolingisch westfrankischen als auch von ostfrankischen Herrschern an der Reichseinheit festgehalten die Entstehung des ersten franzosischen Staates wird daher von den meisten Historikern erst mit der Konigskronung Hugo Capets 987 angesetzt Nation und Nationalstaat im Mittelalter Bearbeiten Martin von Tours ist Schutzpatron von 3 700 Gemeinden Frankreichs 400 Gemeinden tragen seinen Namen 9 Der Kreuzfahrer Ludwig IX wurde 1297 heiliggesprochen Jeanne d Arc wurde 1456 rehabilitiert 1920 heiliggesprochen Die Vermischung von Franken und Galloromanen war von Nord nach Sud in unterschiedlich intensivem Masse erfolgt Im Suden gab es noch eine Zeitlang burgundische und gotische im Norden und Osten frankische Siedlungsreste Zudem bildete Sudfrankreich noch um 1000 eine romanische Sprachbrucke eher nach Spanien Okzitanier Katalanen als nach Nordfrankreich Diese Unterschiede wurden durch die zwischenzeitliche Schwache des Pariser Konigtums gegenuber regionalen Herzogen und spater gegenuber englischen Konigen gefordert Im Ergebnis mehrerer Schlusselereignisse des Mittelalters bildete sich schliesslich eine franzosische Nation bzw ein fruher Nationalstaat heraus durch den kombinierten Angriff des deutschen Kaisers Heinrich V und des englischen Konigs Heinrich I 1124 entstand erstmals ein franzosisches Nationalgefuhl 10 seit 1140 Historia Karoli Magni et Rotholandi setzte sich Francia statt Gallia als Selbstbezeichnung des gesamten Konigreichs durch 11 Andre Maurois setzt die Geburt der nationalen Gemeinschaft mit dem Sieg bei Bouvines 1214 an 12 wahrend der Kreuzzuge kampften Nordfranzosen und Sudfranzosen gemeinsam 13 ihr Anfuhrer Ludwig der Heilige 1270 wurde zum franzosischen Nationalheiligen mit dem Albigenserkreuzzug bzw der Eroberung der Grafschaft Toulouse wurde die religiose kulturelle und staatliche Einigung abgeschlossen die Sudfranzosen standen fortan unter der Herrschaft der Nordfranzosen das Zusammenwachsen zu einer gesamtfranzosischen Nation begann 14 der Gallikanismus trug zur Herausbildung einer von Rom unabhangigen katholischen Nationalkirche bei im Hundertjahrigen Krieg behauptete Frankreich seine nationale Unabhangigkeit gegenuber einer englischen Dynastie ein franzosischer Nationalstaat entstand 15 16 das durch den Hass auf die englischen Truppen in breiten Bevolkerungskreisen umfassend belebte Nationalgefuhl fuhrte zur Herausbildung einer franzosischen Nation 17 Jeanne d Arc 1431 wurde neben Ludwig zur Nationalheiligen in gegenseitiger Abgrenzung voneinander entstand neben der franzosischen so auch die englische Nation die Gefahr eines burgundischen Gegenreiches wurde durch die Aufteilung des burgundischen Erbes abgewendet und der franzosische Nationalstaat abgerundetVor dem Hintergrund einer moglichen Spaltung der Nation in Katholiken und Hugenotten hatte der Dichter Pierre de Ronsard in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts die erst im Mittelalter erfundene Figur des Francus in seinem Nationalepos verewigt einen vermeintlich von dem antiken Helden Hektor abstammenden Urahn der franzosischen Konige und hatte somit eine Legende erfunden die die franzosische Nation sowohl von Troja als auch von Rom abstammen liess 18 Nationalbewusstsein der Neuzeit Bearbeiten Ballhausschwur in Versailles Die Freiheit fuhrt das Volk Julirevolution von 1830 Zur endgultigen Herausbildung eines Nationalbewusstseins kam es bei den Franzosen infolge der Franzosischen Revolution ab 1789 Die Nation definierte sich nicht im ethnischen Sinn als Abgrenzung von Nachbarvolkern sondern im demokratischen Sinn als Vertreter des Volkswillens und somit als souveraner Gegenspieler gegen ein absolutes Konigtum Nicht die Einwohner von Paris oder die franzosischsprachigen Katholiken sondern die Delegierten des Dritten Stands proklamierten sich daher zur Nationalversammlung Ballhausschwur Die Nation wurde eine Staatsnation sie bestand nicht primar aus ethnischen Franzosen sondern aus Citoyen bzw dem Wahlvolk mit staatsburgerlichen Rechten und republikanischen Idealen Die nicht franzosischsprachigen Staatsburger wurden allerdings durch die Wehrpflicht und spater durch die Schulpflicht bzw die damit verbundene obligatorische Verwendung und Verbreitung der offiziellen Amtssprache assimiliert und franzosisiert das Hochfranzosische verdrangte z B das Okzitanische fast vollig Das mit dem Papsttum geschlossene Konkordat von 1801 bestatigte die Mehrheitsstellung des Katholizismus und fuhrte gleichzeitig die Trennung von Staat und Religion ein bis 1905 mit dem Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat der Laizismus gesetzlich festgelegt wurde Das neue Selbstbewusstsein des sich auf die romische Republik z B Brutus berufende Burgertums das schliesslich in der Hinrichtung des Konigs 1793 kulminierte griff in den Revolutionskriegen auch auf die franzosische Bauernschaft uber die damals 90 der Bevolkerung ausmachte und entwickelte sich zu einem Sendungsbewusstsein Die Grande Nation sah sich fortan als Vorkampfer fur Demokratie und Freiheit und die Einigung Europas unter franzosischer Vorherrschaft was auch nach der Niederlage Napoleons anhielt Julirevolution von 1830 Februarrevolution 1848 Pariser Kommune 1871 Studentenrevolte 1968 Marianne wurde zum Symbol der Freiheit und zum idealistischen Prototyp der franzosischen Frau Napoleon I allerdings hatte schon 1799 das romisch republikanische Vorbild durch das romisch imperiale Vorbild Caesar ersetzt und eine franzosische Vorherrschaft wie schon unter Karl dem Grossen und dem Sonnenkonig Ludwig XIV angestrebt Als Reprasentant der Volkssouveranitat kronte sich Napoleon zum Kaiser der Franzosen empereur des Francais nicht zum Kaiser von Frankreich Das 50 Millionen Einwohner Kaiserreich schloss Millionen Deutsche Niederlander Italiener und Kroaten als franzosische Staatsburger ein Die bourbonische Restauration bemuhte sich die burgerlich freiheitlich republikanischen Ideale durch religios monarchistische Inhalte zu ersetzen so wurden die 1823 zur Niederschlagung der liberalen Revolution in Spanien einfallenden bourbonischen Truppen als die 100 000 Sohne des heiligen Ludwig bezeichnet die Dominikanische und Jesuitische Mission in Ubersee wurde gefordert Doch spatestens seit der Orientkrise bzw der Rheinkrise von 1840 kam wieder eine nationalistische Note hinzu die religiose Komponente geriet spatestens mit dem Ende der Monarchie und der franzosisch spanischen Intervention zugunsten des Papstes in Rom ins Hintertreffen Ab 1852 propagierte Napoleon III zudem Panlatinismus So entstand auch auf kolonialistischem Gebiet ein zivilisatorisches und missionarisches Sendungsbewusstsein welches nach der Niederlage im Deutsch Franzosischen Krieg auch einen revanchistischen Chauvinismus hervorbrachte und kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1919 in einem erneuten franzosischen Hegemonieanspruch uber Europa fuhrte Eine Erneuerung des franzosischen Nationalbewusstseins auf der Rechten bewirkte in der Nachkriegszeit der Gaullismus Anstelle der katholisch konservativen oder faschistischen Ideen trat ein positiver Bezug auf die Errungenschaften der Franzosischen Revolution und in deren Gefolge der republikanischen Staatsform und des Laizismus und die Leistungen der Resistance der beiden modernen Grundungsmythen Frankreichs 19 Im Selbstverstandnis der Franzosischen Republik ist die franzosische Nation keine ethnische Gruppe die franzosische Verfassung lehnt den Gedanken an eine uber die Staatsburgerschaft hinausgehende ethnische Zuordnung ab 20 Dem stehen nationalistische bzw rassistische Auffassungen entgegen die franzosischen Staatsburgern die aus Gebieten ausserhalb des europaischen Frankreich stammen aufgrund ihrer Hautfarbe Religion oder ethnischen Herkunft die Zugehorigkeit zur franzosischen Nation absprechen Hundert Millionen Franzosen BearbeitenBereits 1868 hatte der amerikanophile Publizist und Frankreichs spaterer US Botschafter Lucien Anatole Prevost Paradol seinen Kaiser Napoleon III auf Frankreichs Bedeutung im Mittelmeerraum hingewiesen und gemahnt dass es bis zu 100 Millionen Franzosen auf beiden Seiten des Mittelmeeres bedurfe um einem weltpolitischen Hegemonieanspruch gegenuber angelsachsischen deutschen und russischen Rivalen ausreichend Geltung zu verschaffen Die koloniale Expansion nach Marokko und Tunesien sollte Lebensraum und Volkskraft fur ein entsprechendes Bevolkerungswachstum bereiten 21 Zum Zeitpunkt seiner grossten Ausdehnung zwischen den beiden Weltkriegen hatte das Zweite Franzosische Kolonialreich etwa 45 Millionen Einwohner das franzosische Mutterland France metropolitaine zahlte etwa 40 Millionen wahrend der Erbfeind Deutschland bzw das zusammenhangende Siedlungsgebiet der Deutschen in Mitteleuropa etwa 80 Millionen Einwohner zahlte Bis 1960 war die Bevolkerung Frankreichs auf knapp 46 Millionen angestiegen doch hatte Frankreich inzwischen einige Kolonien verloren Syrien Libanon 1943 46 Indochina 1953 54 Franzosisch Indien 1949 56 Marokko und Tunesien 1956 57 Guinea 1958 Die Bevolkerung der verbliebenen Kolonien war auf knapp 54 Millionen gewachsen 22 Assimilationspolitik Bearbeiten Felix Eboue mit de Gaulle 1940 Bereits 1848 bzw 1871 hatte Frankreich Algerien und 1916 die vier wichtigsten Stadte des Senegal Quatre Communes zu integralen Bestandteilen Frankreichs erklart ein Teil der Einwohner erhielt franzosische Burgerrechte mit denen vor allem auch die Wehrpflicht verbunden war So wurde Blaise Diagne der Burgermeister von Dakar in die franzosische Nationalversammlung gewahlt wahrend Hunderttausende Algerier und Senegalesen in beiden Weltkriegen auf franzosischem Boden fur Frankreich kampften und fielen Insgesamt 1 5 Millionen zusatzliche Soldaten hielt Frankreich so in seinen Kolonien in Reserve 23 Im Rahmen einer Assimilationspolitik band Frankreich starker als etwa Grossbritannien Belgien oder Portugal einheimische Eliten in die Verwaltung seiner Kolonien ein um das kolonialistische System zu erganzen und zu verschleiern So gab es auf Guadeloupe bzw im Tschad erstmals einen schwarzafrikanischen Gouverneur Felix Eboue der sich dann 1940 als erste franzosische Kolonie dem Freien Frankreich um General Charles de Gaulle anschloss und damit die Tradition des republikanischen Frankreich gegen die der konservativen Restauration unterstutzte Der ehemalige Kolonialminister Jacques Stern warb fur die Assimilation der farbigen Franzosen Doch die der einheimischen Bevolkerung gewahrten Burgerrechte blieben zunachst eingeschrankt und wenigen vorbehalten die laizistische Republik enthielt z B der Mehrheit der algerischen Muslime die vollen Burgerrechte vor was letztlich zum Scheitern der Assimilationspolitik mit beitrug 24 Nach 1945 versprach die Franzosische Vierte Republik eine gleichberechtigte Integration neben Algeriern und Senegalesen wurden 1945 alle Einwohner der Kolonien formal gleichberechtigte Citoyens doch erst 1957 ersetzte das allgemeine Wahlrecht eine die Einheimischen der Kolonien benachteiligende Wahlrechtsordnung 25 Franzosische Union und Franzosische Gemeinschaft Bearbeiten An die Stelle des Kolonialreichs trat 1946 eine Union francaise Franzosische Union zwischen dem Mutterland und den in autonome Tochterrepubliken umgewandelten verbliebenen Kolonien 1958 dann die Communaute francaise Franzosische Gemeinschaft Bereits die Volksfrontregierung Leon Blum hatte 1937 eine solche Union angestrebt Aussenpolitik Verteidigung Finanzwesen langfristige Wirtschaftsplanung strategische Rohstoffe die Kontrolle des Justiz und des Bildungswesens sowie der Kommunikationssysteme sollten unter Zustandigkeit der Union bzw der Gemeinschaft bleiben Statt Staatsburgerschaften der einzelnen Mitgliedsrepubliken gab es nur die Staatsburgerschaft der Union die allerdings nicht identisch mit der franzosischen Staatsburgerschaft war Amtssprache war Franzosisch 26 Die Flagge der Frankophonie symbolisiert die funf Kontinente Das Kolonialreich ist tot An seiner Stelle errichteten wir die Union Frankreich bereichert geadelt und vergrossert wird morgen 100 Millionen Burger und freie Menschen besitzen Pierre Cot 27 Frankreich hat seinen Traum eines Imperiums von 100 Millionen Franzosen nicht aufgegeben Ralph Bunche 28 Doch 1960 brach die angestrebte Gemeinschaft von 100 Millionen frankophonen Staatsburgern endgultig zusammen die autonomen Republiken wurden unabhangige Nationalstaaten Algerien folgte 1962 Bis 1980 losten sich auch noch die Komoren Dschibuti und Vanuatu von Frankreich Zumindest einen ideellen und ansatzweise auch wirtschaftlichen Zusammenhalt versuchen Frankreich Kanada Belgien und die ehemaligen Kolonien seit 1970 in der Frankophonie weiterhin zu pflegen 29 Geburtenrate und Immigration Bearbeiten Dennoch wurde das Schlagwort von Hundert Millionen Franzosen auch in der Folgezeit immer wieder von franzosischen und afrikanischen Politikern aufgegriffen und neu abgewandelt Eine alternative Deutung kam dem Nachkriegsplan de Gaulles und Michel Debres zu durch zahlreiche staatliche Vergunstigungen und Erleichterungen die Geburtenrate bzw das Bevolkerungswachstum Frankreichs zu fordern 30 Dies war auch eine Erfahrung aus der militarischen Niederlage gegen Nazi Deutschland 1940 Schon das Vichy Regime unter Marschall Petain hatte eine Steigerung der Geburtenrate damals die niedrigste in Europa zu erreichen versucht eine Politik die in der Nachkriegszeit begunstigt durch zunehmenden wirtschaftlichen Wohlstand beibehalten wurde ab ca 1960 verstarkt durch Einwanderung Es mussen 100 Millionen Franzosen sein Wenn das nicht durch Geburten zustande kommt dann durch Einwanderung Michel Debre 31 Tatsachlich haben zwischen 14 32 und 15 33 Millionen 22 23 der heute 64 Millionen Einwohner Frankreichs einen Migrationshintergrund deren Elternteile und Vorfahren sind aber grosstenteils Einwanderer aus anderen europaischen Landern Seit der Unabhangigkeit der Kolonien sind in mehreren Wellen Millionen nordafrikanische und westafrikanische Einwanderer in das ehemalige Mutterland gekommen als Kinder von Unionsstaatsburgern haben viele von ihnen laut Gesetz Anspruche auf die franzosische Staatsburgerschaft Viele Immigranten wohnen in seit den 1970er Jahren entstandenen Neubausiedlungen in der Banlieue am Rande der franzosischen Grossstadte Die Integration dieser Immigranten ist bisher nur unvollstandig gelungen was Unbehagen uber Einwanderung und Uberfremdungsangste unter den einheimischen Franzosen fordert die u a zu Wahlerfolgen rechtsextremer Parteien wie des Front national fuhrten Nach Ansicht des britischen Historikers und Autors Paul Johnson wurde die franzosische Nation sollte sie denn jemals 100 Millionen erreichen zur Halfte aus nordafrikanischen Muslimen bestehen Dem musse Westeuropa durch hohere Geburtenraten entgegenwirken polemisierte Johnson 2006 in der Jewish World Review 34 Dezidierter hatte sich bereits Adolf Hitler in Mein Kampf geaussert als er Frankreich wegen seiner Assimilationspolitik als vernegert geisselte 35 Doch auch der satirische Simplicissimus hatte schon 1904 die franzosische Kolonialpolitik als Rassenvermischung karikiert Erst 1995 wurde die inhaltslos gewordene Communaute auch formaljuristisch aufgelost Alle ehemaligen Mitgliedstaaten Frankreich und die Tochterrepubliken einschliesslich Togo und Kamerun zusammen hatten zu diesem Zeitpunkt bereits fast 200 Millionen Einwohner die ehemaligen Staaten der Union sogar uber 330 Millionen Weltweit gibt es jedoch nur etwa 131 Millionen frankophone Muttersprachler etwa 60 Millionen davon in Afrika Haarmann In jenen 32 Staaten der Welt in denen Franzosisch Amtssprache ist leben 88 Mio Muttersprachler 36 Frankreich hat heute etwa 64 Millionen Einwohner 94 davon sind franzosische Staatsburger MSN Encarta Fur 86 36 bzw 88 Haarmann von ihnen ist Franzosisch die Muttersprache Religion Bearbeiten Die Mehrheit der Bevolkerung ist katholisch wobei die Angaben von 51 Le Monde des religions uber 64 Auswartiges Amt 37 und 75 Fischer Weltalmanach 2010 bis 88 CIA 38 reichen Etwa 5 Millionen 8 sind Muslime vor allem aus Nord und Westafrika Daneben gibt es 1 3 Protestanten und Juden der Rest sind vor allem Atheisten und Konfessionslose Nach einer Studie des PewResearch Center aus dem Jahr 2008 bezeichnet sich nur eine Minderheit von 37 der Franzosen als religios darunter 9 als sehr religios Beides sind unter den untersuchten Staaten die niedrigsten Werte Die Studie offenbart zudem Vorurteile gegenuber Muslimen und Juden 39 Die nichtkatholischen Franzosen waren bereits durch die Hugenottenkriege bis 1598 bzw durch die Aufhebung des Edikts von Nantes durch das Edikt von Fontainebleau 1685 faktisch ausgeschlossen und vertrieben worden Francophone Schweizer die mehrheitlich calvinistisch bzw reformiert sind bezeichnen sich daher selbst selten als Franzosen Die katholischen Wallonen gelten jedoch als Franzosische Gemeinschaft Belgiens Bis 1960 hatten katholische Christen etwa 45 und Muslime uber 30 der 100 Millionen Franzosen ausgemacht uber 30 Millionen Muslime und 10 Millionen Christen allein in den afrikanischen Tochterrepubliken vor 1958 Verlust Marokkos Tunesiens und Guineas war der Anteil der Muslime noch hoher Hinzu kamen die Buddhisten aus Indochina Sonstige Einwanderung Bearbeiten Im 19 und 20 Jahrhundert kamen viele Einwanderer aus Osteuropa Westasien und Indochina unter anderem Polen Armenier und Libanesen die in der Bevolkerung aufgingen Beruhmte Beispiele sind hier Marie Curie und der armenischstammige Chansonsanger Charles Aznavour 4 Schon seit dem Ende des 19 Jahrhunderts kamen zahlreiche Italiener seit den 1960er Jahren auch Portugiesen als Gastarbeiter ins Land und blieben oft auch dauerhaft italienische Vorfahren hat u a die Fussballlegende Michel Platini Vor allem im Suden Frankreichs siedelten sich nach der Niederlage der Linken im Spanischen Burgerkrieg zahlreiche politisch verfolgte Spanier und Katalanen an Rotspanier u a der Vater von Raymond Domenech Auch als Soldner in der Fremdenlegion haben zahlreiche Auslander die franzosische Staatsburgerschaft erworben Siehe auch Einwanderung Einwanderung nach FrankreichBevolkerungsgruppen franzosischer Abstammung Bearbeiten Erstes grun und zweites blau Kolonialreich Der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane war hugenottischer Abstammung Bereits im 17 und 18 Jahrhundert hatten franzosische Auswanderer Kolonien in Ubersee gegrundet die Siedlungen bestanden auch nach dem Verlust des Ersten Kolonialreichs 1763 fort Nachfahren franzosischer Auswanderer sind in Kanada die Quebecois 40 die Akadier 41 und die frankophonen Kanadier Franko Kanadier der anderen Provinzen zusammen uber 7 Millionen frankophone Muttersprachler 36 Die Staatsburger der Vereinigten Staaten die franzosische Vorfahren haben nennt man Franko Amerikaner Ein Grossteil sind Franzosische Kanadier die in der Industrialisierung nach Neuengland eingewandert sind Zudem gibt es von franko kanadischen Auswanderern abstammende Cajuns und frankophone Kreolen im US Bundesstaat Louisiana wo eine Mehrheit der US Amerikaner dieses Staates franzosische bzw kreolische Vorfahren hat 42 aber nur noch 4 7 Franzosisch als Muttersprache sprechen 43 Insgesamt haben 9 616 700 US Amerikaner 2 8 franzosische oder kreolische und weitere 2 184 200 0 6 franko kanadische Vorfahren 44 doch nur noch 1 355 800 0 5 sprechen Franzosisch und weitere 629 000 0 2 kreolisch als Muttersprache Von diesen Franzosisch Muttersprachlern beherrschen nur 21 8 Englisch gegenuber 43 3 der Kreolen 45 Zudem leben 600 000 franzosische Staatsburger als Auslander in den USA 46 Daneben gibt es viele Ethnien die teilweise franzosischer Herkunft sind wie die Metis in Nordamerika indianischer Abstammung Kreolen der Karibik und Afrikas franzosischer und afrikanischer Abstammung in der Karibik auch indianische Wurzeln und die Europolynesier franzosischer und polynesischer Abstammung Ein Gefuhl der Nahe und Verbundenheit empfinden viele Franzosen gegenuber anderen frankophonen Nationen und Ethnien auf der Welt wie den belgischen Wallonen den Schweizer Romands oder den kanadischen Quebecois Letztere werden oft als Cousins bezeichnet was jenseits des Atlantiks als abwertend empfunden wird Zwischen Romands und Wallonen leben noch 120 000 franzosische Staatsburger in Belgien und 75 000 in der Schweiz Weitere 300 000 Franzosen leben in Italien 46 hinzu kommen 200 000 frankophone Valdostaner im italienischen Aostatal Auch nach Deutschland kamen franzosische Einwanderer die mit der Zeit assimiliert wurden Eine wichtige solche Einwanderergruppe waren im 17 und 18 Jahrhundert die Hugenotten die ausser in den Niederlanden und England und deren Kolonien auch in der Schweiz und in den protestantischen deutschen Staaten vor allem in Brandenburg Preussen Zuflucht fanden 47 Der Anteil der Hugenotten in Berlin machte um 1700 etwa 20 um 1800 etwa 10 und um 1900 noch gut 1 aus 48 Siehe auch Geschichte KanadasSiehe auch BearbeitenAcademie francaise Franzosische Sprachpolitik NegritudeLiteratur BearbeitenHarald Haarmann Kleines Lexikon der Volker von Aborigines bis Zapoteken Google Books ab S 132 Detlev Wahl Lexikon der Volker Europas und des Kaukasus Rostock 1999 S 74 83 Willi Stegner Taschenatlas Volker und Sprachen Klett Gotha 2006 S 47 H Koller B Topfer Frankreich Ein historischer Abriss 2 Bande Berlin 1973 Gunther Fuchs Hans Henseke Das Franzosische Kolonialreich Berlin 1988 Jacques Stern The French Colonies Past and Future New York 1944 S 25 26 Hermann Kinder Werner Hilgemann dtv Atlas zur Weltgeschichte Teil 1 Munchen 1996 Einzelnachweise Bearbeiten a b Detlev Wahl Lexikon der Volker Europas und des Kaukasus Rostock 1999 S 21 f Willi Stegner Taschenatlas Volker und Sprachen Seite 47 Klett Gotha 2006 Ostal d Occitania a b c Diercke Landerlexikon Augsburg 1989 ISBN 3 89350 211 4 Eric Gailledrat Les Iberes de l Ebre 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Herfried Munkler Die Deutschen und ihre Mythen Berlin 2009 S 9 text Artikel 1 der Franzosischen Verfassung vom 4 Oktober 1958 Frankreich ist eine unteilbare laizistische demokratische und soziale Republik Sie gewahrleistet die Gleichheit aller Burger vor dem Gesetz ohne Unterschied der Herkunft Rasse oder Religion Sie achtet jeden Glauben Heinz Gollwitzer Vom Zeitalter der Entdeckungen bis zum Beginn des Imperialismus Gottingen 1972 S 487ff Fischer Weltalmanach 2010 Frankfurt am Main 2009 S 11 14 Entwicklung der Welt seit 1960 Heinrich Loth Hrsg Geschichte Afrikas Band 2 Berlin 1976 S 70 und 166f Herbert Luthy Das uberseeische Frankreich Ein Kolonialreich in der Krise In Der Monat 14 1949 S 175 186 Franz Ansprenger Geschichte Afrikas Munchen 2007 S 93 97 Christian Mahrdel Hrsg Geschichte Afrikas Band 3 Berlin 1983 S 130 141 100 Millionen Franzosen In Der Spiegel Nr 17 1947 S 11 online 26 April 1947 Die Entkolonisierung der franzosischen Territorien Memento vom 7 Juni 2007 im Internet 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