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Die Schlacht bei Bouvines fand am 27 Juli 1214 bei der Ortschaft Bouvines zwischen Lille und Tournai statt Der Ort gehorte damals zu der Grafschaft Flandern die ein Teil des Konigreichs Frankreich war und liegt heute im franzosischen Departement Nord der Region Hauts de France Schlacht bei BouvinesDarstellung des Reiterkampfes zwischen Konig Philipp II Augustus und Kaiser Otto IV in Bouvines Spatmittelalterliche Miniatur aus den Grandes Chroniques de France Paris Bibliotheque nationale de France Ms fr 2813 fol 253v Datum 27 Juli 1214Ort Sudostlich von Lille Frankreich bei Bouvines in FlandernAusgang Franzosischer SiegFolgen Philipp machte Englands Hoffnung auf Ruckeroberungen nordlich der Loire zunichte Otto IV verlor sein Kaisertum an den Staufer Friedrich II KonfliktparteienFrankreich Englander Welfen FlamenBefehlshaberPhilipp II August Otto IV Truppenstarke7 000 8 000 Mann 8 000 9 000 MannVerlusteunter 1 000 Mann davon nur wenige Ritter vermutlich mehr als 1 000 darunter 170 Ritter zahlreiche GefangeneZiele Um Gebiete zuruckzugewinnen die der franzosische Konig erobert hatte ruckte Johann von Suden heran seine Verbundeten darunter der Welfe Otto IV stiessen im Norden vor In dieser Schlacht standen sich ein Heer des franzosischen Konigs Philipps II August und ein englisch welfisches Heer unter der Fuhrung Kaiser Ottos IV gegenuber Sie endete mit einem Sieg von Philipp II Sie war die einzige Schlacht des Mittelalters in der sich der Romisch deutsche Kaiser und der Konig von Frankreich personlich auf dem Schlachtfeld gegenuberstanden Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen 1 1 Frankreich gegen Plantagenet 1 2 Der deutsche Thronstreit 2 Der Weg nach Bouvines 3 Aufmarsch 3 1 Das Heer des franzosischen Konigs 3 2 Das Heer des romisch deutschen Kaisers 3 3 Ausrustung 3 4 Schlachtordnung 4 Die Schlacht 4 1 Eroffnung des Kampfes 4 2 Angriff des franzosischen Fussvolkes 4 3 Der Konig als Ziel 4 4 Gefangennahme des Grafen von Flandern 4 5 Entscheidung im Zentrum 4 6 Letzte Kampfe 5 Nach der Schlacht 6 Folgen 6 1 Staufer und Deutschland 6 2 Plantagenets und England 6 3 Kapetinger und Frankreich 7 Quellen 8 Rezeption 8 1 Der Mythos 8 2 Die Schlacht ausserhalb Frankreichs 8 3 Erinnerung 9 Literatur 10 Weblinks 11 AnmerkungenUrsachen BearbeitenFrankreich gegen Plantagenet Bearbeiten nbsp Konig Philipp II August und Konig Johann Ohneland besiegeln den bruchigen Frieden von Le Goulet 1200 mit einem Kuss Darstellung aus den Chroniques de Saint Denis 14 Jahrhundert Der Konflikt zwischen dem Konig von Frankreich und dem Konig von England war weniger ein nationaler Gegensatz zwischen Frankreich und England sondern zwischen dem franzosischen Konigtum Kapetinger und seinen Vasallen aus dem Hause Plantagenet Seine Ursache ist letztlich der Zerfall des Konigtums der Karolinger und der Dynastiewechsel zu den Kapetingern vom 9 bis 10 Jahrhundert In dieser Zeit zerfiel das westfrankische Reich in eine Vielzahl von faktisch souveranen Lehnsfurstentumern unter denen die Konige als Herren der Ile de France nur eine von vielen waren Ihre den Fursten ubergeordnete Position wurde lediglich von dem feudalstaatlichen Gedanken getragen indem der Konig an der Spitze der Lehnspyramide stand und die Fursten ihm als lehnsnehmende Vasallen untertan waren Faktisch aber waren viele dieser Fursten so machtig dass sie die Oberhoheit der Konige allenfalls formal anerkannten und letztlich eine eigenstandige Politik betrieben die im Zweifelsfall auch gegen den Konig selbst gerichtet sein konnte Verscharft wurde dieser Zustand als im Jahr 1066 der Herzog der Normandie seinen Eroberungszug nach Britannien unternahm und zum Konig von England gekront wurde Das so entstandene anglonormannische Reich stellte den weiteren Zusammenhalt des franzosischen Lehnsverbandes erstmals in Frage indem ihm mit der Normandie eines seiner grossten Furstentumer zu entgleiten drohte Diese Lage spitzte sich in der Mitte des 12 Jahrhunderts weiter zu als die aus dem Anjou stammenden Plantagenets das anglonormannische Reich ubernahmen und es mit dem Erwerb des Furstentums Aquitanien zum sogenannten angevinischen Reich ausbauten Sie beherrschten somit den gesamten Westen und Suden Frankreichs und waren zugleich als Konige Englands die Oberherren der britischen Insel wahrend das franzosische Konigtum in ihrem Schatten zu zerfallen drohte Konig Philipp II von Frankreich stellte sich dieser drohenden Entwicklung entgegen und versuchte die Macht der Plantagenets zu zerschlagen indem er ihre innerdynastischen Konflikte zu seinem Vorteil auszunutzen suchte Gegenuber seinem Hauptrivalen Richard Lowenherz war er dabei aber stets militarisch unterlegen erst dessen uberraschender Tod 1199 brachte die entscheidende Wende Richards jungerem Bruder Johann Ohneland gelang es nicht seine Autoritat gegenuber seinen eigenen Vasallen aufrechtzuerhalten Gleichzeitig konnte Philipp II mit lehnsrechtlichen Mitteln gegen ihn vorgehen nachdem Johann seinerseits mehrfach die Bestimmungen des franzosischen Feudalrechts verletzt hatte Im Jahr 1202 erklarte Konig Philipp II ihn per Gerichtsurteil aller seiner Territorien in Frankreich verlustig und setzte diesen Beschluss bis zum Jahr 1204 erfolgreich militarisch um Das angevinische Reich wurde zerschlagen und zugleich konnte Philipp II den Ausbau des franzosischen Konigtums zur alleinigen gesetzgebenden und herrscherlichen Gewalt in seinem Konigreich ausbauen Diese Entwicklung aber wurde mit den Ereignissen im Vorfeld der Schlacht im Jahr 1214 noch einmal in Frage gestellt nbsp Pfalzgraf Otto von Wittelsbach erschlagt Philipp von Schwaben Miniatur aus der Sachsischen Weltchronik Norddeutschland erstes Viertel des 14 Jahrhunderts Berlin Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz Ms germ fol 129 fol 117vDer deutsche Thronstreit Bearbeiten nbsp Otto IV und Papst Innozenz III begegnen sich vor den ankommenden Schiffen Friedrichs II Die Darstellung stammt aus der Werkstatt des Diebold Lauber und bezieht sich auf den Romzug Ottos IV 1209 In dem durch die Doppelwahl Philipps von Schwaben und Ottos IV ausgelosten deutschen Thronstreit waren alle massgebenden Machte Westeuropas verwickelt Der Plantagenet Johann Ohneland galt dabei als Verbundeter seines welfischen Neffen Otto von Braunschweig durch dessen Konigtum in Deutschland er Frankreich umklammern konnte Dies wiederum machte Konig Philipp II zum Verbundeten seines staufischen Namensvetters mit dessen Hilfe er einer Umklammerung zu entgehen hoffte 1 Trotz der Bevorzugung des Welfen durch den Papst schien sich die franzosisch staufische Sache nach mehreren militarischen Erfolgen Philipps von Schwaben durchzusetzen bis der Staufer im Jahr 1208 in Bamberg einem Attentat zum Opfer fiel Damit schien die Entscheidung gefallen zu sein Mehrere staufische Parteiganger in Deutschland erkannten nun Otto IV als rechtmassigen Konig an Der zog 1209 nach Rom um vom Papst die Kaiserkrone zu empfangen Das anschliessende Handeln Kaiser Ottos IV fuhrte aber zu einer erneuten Veranderung der Lage indem er unmittelbar nach seiner Kronung Unteritalien eroberte und damit eine Wiederaufnahme der staufischen Italienpolitik betrieb Dies zwang Papst Innozenz III zum Umdenken in seiner Haltung gegenuber dem Welfen den er 1210 exkommunizierte Der Papst nahm Kontakt mit Konig Philipp II von Frankreich auf der die Chance nutzte um der drohenden Umklammerung seines Konigreiches doch noch zu entgehen Zusammen unterstutzten sie in Deutschland die Abfallbewegungen staufisch gesinnter Fursten die 1211 in Nurnberg den jungen sizilianischen Konig Friedrich II von Hohenstaufen zum Konig wahlten Kaiser Otto IV kehrte darauf nach Deutschland zuruck um seine Autoritat wiederherzustellen Aber nur ein Jahr spater betrat Friedrich selbst in Konstanz deutschen Boden im November 1212 erfolgte in Vaucouleurs die Erneuerung der franzosisch staufischen Allianz 2 Im April 1213 hatte sich Konig Philipp II zu einem offensiven Vorgehen gegen den vom Papst gebannten Johann Ohneland entschieden und ein Heer in Boulogne versammelt um eine Invasion in England zu wagen Der Angriff musste jedoch abgesagt werden nachdem sich Johann dem Papst unterworfen hatte Stattdessen zog Philipp gegen Flandern dessen Graf Ferrand wie auch der Graf Rainald von Boulogne Renaud de Dammartin sich gegen ihn erhoben hatten Beide Grafen wurden zur Flucht nach England genotigt wo sie im Fruhjahr 1214 gegenuber Johann Ohneland huldigten und damit bezogen auf den Konig von Frankreich Felonie Hochverrat begingen Johann Ohneland hingegen erkannte in diesem Abfall eine Chance durch ein offensives Vorgehen gegen Philipp II seine verloren gegangenen Besitzungen auf dem Festland zuruckzugewinnen Der Weg nach Bouvines BearbeitenMit seinem Neffen Kaiser Otto IV vereinbarte Johann einen kombinierten Angriff auf Frankreich der das kapetingische Konigtum endgultig vernichten und damit die Entscheidung in Frankreich und Deutschland zu Gunsten ihrer Sache bringen sollte Ihr ursprunglicher Plan sah einen Angriff aus zwei Richtungen vor Im Fruhjahr landete Johann mit einem Heer an der Kuste der Saintonge marschierte durch das Poitou eroberte das bretonische Nantes und drang darauf in das Anjou vor Dadurch sollte Philipp von Paris weg in den Sudwesten gelockt werden um einen Einmarsch Ottos uber den Nordosten Flandern und die Eroberung von Paris zu ermoglichen Der Plan schien zunachst zu gelingen denn Philipp eilte Johanns Invasion im Februar 1214 entgegen Ottos Heer stand jedoch nicht rechtzeitig bereit Philipp erfuhr von Ottos drohender Invasion beliess sein Heer in der Obhut seines Sohnes Prinz Ludwig kehrte nach Paris zuruck und organisierte die Aufstellung eines zweiten Heeres mit dem er gegen den Kaiser ziehen wollte Anfang Juli 1214 hatte Otto endlich sein Heer in der Kaiserpfalz Aachen zusammengezogen und begann seinen Marsch nach Flandern Am 12 Juli erreichte er Nivelles wo am 21 Juli die Kontingente der Grafen von Flandern und Boulogne sowie ein englisches Kontingent unter dem Graf von Salisbury zu ihm stiessen Zu diesem Zeitpunkt aber hatte Johann schon am 2 Juli 1214 bei Roche aux Moines eine schwere Niederlage gegen den Prinzen Ludwig hinnehmen und sich in den Suden zuruckziehen mussen wo er fortan an einem weiteren Vormarsch gehindert wurde Am 23 Juli hatte Philipp seine Rustungen beendet und von Peronne aus seinen Marsch nach Flandern begonnen Am 25 Juli uberquerte er die bei Bouvines gelegene Brucke uber die Marque und lagerte an deren rechtem Ufer Philipp befand sich damit bereits auf feindlichem Gebiet denn der grosste Teil Flanderns stand mit seinem Grafen gegen ihn Am 26 Juli konnte Philipp nach kurzem Kampf in Tournai einziehen Kaiser Otto der inzwischen Valenciennes erreicht hatte wurde dadurch auf das franzosische Heer aufmerksam und erreichte am Morgen des 27 Juli das nur sechs Meilen sudlich von Tournai gelegene Mortagne Philipp wollte sofort zum Angriff ubergehen wurde aber von seinen Ratgebern zu einer Ruckzugsbewegung nach Lille umgestimmt wodurch ihnen der Weg in das franzosische Kernland offen bleiben sollte nbsp Angefuhrt von ihrem Konig marschieren die franzosischen Ritter dem Feind entgegen Darstellung aus denn Chroniques de Saint Denis 14 Jahrhundert Um den Ruckzugsort Lille noch erreichen zu konnen hatte Philipp sein Heer ein zweites Mal uber die Brucke von Bouvines fuhren mussen da sie kilometerweit die einzige Moglichkeit war das breite sumpfige Flusstal der Marque zu uberqueren das zwei Hochebenen voneinander trennt Philipp befand sich an diesem Tag in einer prekaren Lage da sich sein Fussvolk bereits am linken Ufer der Marque befand die Reiterei noch nicht womit er sich fur den Fall eines Uberraschungsangriff in einer nachteiligen Position befand Da setzten sich der Vizegraf von Melun und der Bischof von Senlis mit einer Abteilung leichter Reiterei und Armbrustschutzen zu einem Erkundungszug vom Heer ab In etwa drei Meilen Entfernung entdeckten sie das Heer des Kaisers worauf der Bischof eilends den Konig vor der Gefahr warnte Die Mehrheit der Barone liess sich davon jedoch nicht umstimmen da sie glaubten der Kaiser wurde zuerst nach Tournai ziehen Inzwischen aber hatte der Kaiser die Position des Vizegrafen von Melun erreicht der sich sofort in den Kampf sturzte und dadurch den weiteren Vormarsch Ottos aufhielt Durch den entstandenen Kampflarm wurde nun auch der Rest des franzosischen Heeres von der nahen Gefahr uberzeugt Philipp befahl die schleunige Umkehr seines Fussvolks und die Aufstellung des Heeres zur Schlacht Otto der so um das Uberraschungsmoment gebracht wurde liess sein Heer anhalten und uber die gesamte Ebene zwischen Bouvines und Tournai Aufstellung beziehen Um die Mittagsstunde des 27 Juli 1214 standen sich beide Heere auf einer 1 5 km breiten Front gegenuber Es war ein Sonntag ein geheiligter Kirchentag an dem seit fast 200 Jahren die Waffenruhe Gottes Sonntagsfrieden galt Das Vergiessen von Blut war an solch einem Tag ebenso verboten wie sexueller Verkehr und Handel Geistliche Wurdentrager waren in solchen Fallen dazu ermachtigt die Exkommunikation gegen die Friedensbrecher auszusprechen Der englische Chronist Roger of Wendover berichtete dass der Graf von Boulogne seinen Verbundeten von einem Kampf an diesem Tag abgeraten haben soll damit sie sich nicht der Beschmutzung dieses Tages durch Menschenmord und Blutvergiessen schuldig machen Der Kaiser soll ihm beigepflichtet haben habe sich aber letztlich von dem gotteslasterlichen Hugues de Boves doch zum Kampf hinreissen lassen Aufmarsch BearbeitenDer Konig von Frankreich fuhrte etwa 1 300 Ritter und ebenso viele berittene Knechte sowie etwas mehr als 4 000 Kampfer zu Fuss an Die Kavallerie des romisch deutschen Kaisers war nur etwas starker allerdings besass er ein deutliches Ubergewicht an Fussvolk Insgesamt standen etwa 4 000 Berittene und etwa 12 000 Fusskampfer auf dem Feld zwischen Bouvines und Tournai 3 Das Heer des franzosischen Konigs Bearbeiten Die Zusammensetzung der vom Konig von Frankreich gefuhrten Ritterschaft war regional homogen Die Ritter stammten hauptsachlich aus den nordfranzosischen Regionen der Picardie dem Laonnois dem Burgund und der Champagne Die Mehrheit der Ritterschaft der Ile de France befand sich auf dem gleichzeitig stattfindenden Albigenserkreuzzug Die Normandie stellte vermutlich nur ein kleines Aufgebot lediglich zwei Ritter wurden namentlich genannt Diese Provinz gehorte noch bis 1204 den Plantagenets an weshalb man wohl der Gefolgschaftstreue ihrer Ritter wenig Vertrauen schenkte Die Ritter des Anjou und der Touraine waren noch mit dem Prinzen Ludwig in die Kampfe gegen Johann Ohneland involviert teilweise sogar mit diesem verbundet oder nahmen eine abwartende neutrale Haltung ein Das Fussvolk setzte sich aus den Milizen von 16 Kommunen der Picardie und des Laonnois zusammen von denen 15 namentlich bekannt sind Noyon Amiens Soissons Beauvais Arras Montdidier Montreuil Hesdin Corbie Roye Compiegne Bruyeres Cerny Grandelain und Vailly Das Heer des romisch deutschen Kaisers Bearbeiten Kaiser Otto IV fuhrte hauptsachlich sachsische und niederlothringische Ritter an entsprechend den Regionen des Reiches aus denen sein treuester Anhang stammte Ein grosser Teil seines Heeres wurde von seinen Verbundeten gestellt Der dem franzosischen Konig abtrunnig gewordene Graf von Flandern fuhrte flamische Ritter und Kommunalmilizen ins Feld Ihm hatten sich auch einige Ritter aus dem Artois angeschlossen einer ehemaligen flamischen Provinz die nach einigen Erbstreitereien an den franzosischen Kronprinz gefallen war Unter Rainald I von Dammartin kampften weitere abtrunnige franzosische Ritter sowie Brabanzonensoldner Der Graf von Salisbury fuhrte ein Kontingent englischer Ritter an Ausrustung Bearbeiten Die Heere beider Seiten waren sowohl von Reiterkontingenten als auch aus grossen Abteilungen Fussvolk zusammengesetzt Letztere waren auf beiden Seiten deutlich uberprasent doch waren sie bedingt durch ihre leichte Ausrustung nur von geringem militarischen Wert Das Geschehen auf dem Feld von Bouvines wurde von der gepanzerten Reiterei bestimmt weshalb diese Schlacht zu den klassischen Ritterschlachten des Mittelalters gezahlt wird Die Qualitat der Ausrustung unterschied sich je nach Stand und Vermogen der berittenen Kampfer denn nicht jeder Berittene bei Bouvines war auch ein Ritter Gerade an der Wende vom 12 zum 13 Jahrhundert als sich das Rittertum in einen festen sozialen Stand einzurichten begann zu dessen Erhalt eine entsprechende finanzielle Basis vonnoten war konnten sich immer weniger Angehorige des Kleinadels die notigen Voraussetzungen fur die Erteilung der Schwertleite leisten und zogen es deshalb vor als Edelknechte in den Kampf zu ziehen Die kostspieligen waffentechnischen Entwicklungen dieser Zeit haben diesen Wandel der sozialen Stellung des Ritters zusatzlich gefordert Der Bannertrager des Konigs Galon de Montigny soll ein so armer Ritter gewesen sein dass er seinen gesamten Besitz verpfanden musste um sich fur die Schlacht eine halbwegs brauchbare Rustung leisten zu konnen Das aus Eisenringen oder Plattchen bestehende Panzerhemd Brunne bildete den gangigsten Schutz der Reiterei Die wohlhabenden Ritter und Barone konnten sich bei Bouvines bereits mit metallenen Arm und Beinkleidern die uber Hand und Fussgelenke reichten zusatzlich schutzen Der Kopf wurde durch den zylindrisch geformten Topfhelm geschutzt der das Gesicht vollstandig verdeckte und lediglich kleine Offnungen fur Sicht und Atmung besass Edelknechte und weniger vermogende Ritter trugen hingegen noch veraltete Nasalhelme Da man die Identitat der meisten Ritter auf dem Schlachtfeld kaum noch ausmachen konnte diente das Wappen dem Ritter zur eigenen Erkennung wie auch fur den Gegner Auf leichtem Stoff aufgetragen wurde das Wappen uber einen V Schild gespannt nicht selten wurde es gleich beim ersten Zusammenstoss mit dem Gegner beschadigt oder ganz zerrissen Die Bewaffnung der Ritter bestand neben der Lanze als Stosswaffe aus Schwert Messer und Streitkolben fur den Nahkampf Der Bischof von Beauvais soll lediglich mit einer Keule gekampft haben da ihm sein geistlicher Stand das Tragen ritterlicher Waffen verbat Das Fussvolk besass kaum ausreichenden Schutz Es trug einfache Lederrocke hohe Gamaschen und bestenfalls Eisenkappen Trotz seiner geringen Bedeutung fur den Schlachtverlauf stellte der gemeine Kampfer zu Fuss deshalb das Gros der Gefallenen Die einzige Waffe von Bedeutung die er besass waren mit Haken und Spitzen versehene Spiesse mit denen die Ritter von ihren Pferden gezogen wurden Diese Waffen galten deshalb als unritterlich entsprechend wurden sie in dem vom Kaplan des franzosischen Konigs geschilderten Schlachtbericht nur vom Gegner verwendet wenngleich die Nutzung solcher Waffen auch auf franzosischer Seite wahrscheinlich ist Eine spater entstandene deutsche Chronik aus der schwabischen Abtei Ursberg machte wiederum einzig den Franzosen die Verwendung dieser Waffen zum Vorwurf Schlachtordnung Bearbeiten Das franzosische Heer war in den ublichen drei Schlachthaufen formiert im Zentrum stand der Konig mit dem Lilienbanner und den Rittern seines Haushaltes deren inoffizieller Anfuhrer der kampferprobte Guillaume des Barres La Barrois war Mit dem Grafen von Bar befand sich nur ein Vertreter des hohen Adels an seiner Seite weil dieser noch zu jung das heisst unverheiratet war Die Ritterschaft stand hier in der vordersten Reihe wahrend die Fusstruppen der Kommunalmilizen mit der Oriflamme hinter ihnen Aufstellung bezogen hatten Der linke Flugel bestehend aus den wenigen Rittern der Ile de France und Normandie die von dem koniglichen Vetter Graf Robert II von Dreux angefuhrt wurden Auf dem rechten Flugel standen die Ritter aus Burgund und der Champagne unter dem Herzog Odo III von Burgund Das Heer der englisch welfischen Verbundeten war ebenso formiert im Zentrum Kaiser Otto mit seinen sachsischen Rittern und Fussknechten dazu die Kontingente der niederlothringischen Fursten An seinem linken Flugel standen die flamischen Ritter und Milizionare unter ihrem Grafen Rechts englische und franzosische Ritter unter den Grafen von Boulogne und Salisbury zusatzlich die Brabanzonen Aus den Uberlieferungen Rechnungsbuchern Gefangenenlisten und den Listen derer die als Burgen fur Losegelder standen konnten etwa 300 Personen die an dieser Schlacht teilgenommen haben namentlich identifiziert werden Bis auf vier Ausnahmen waren alle mindestens von ritterburtigem Stand und nur etwa ein Dutzend treten in den Uberlieferungen zeitgenossischer Chronisten fur den Schlachtverlauf in ein grosseres Licht Position Frankreich Kaiserliche Positionlinker Flugel nbsp Graf Robert II von Dreux nbsp Graf Peter von Auxerre nbsp Graf Wilhelm II Talvas von Ponthieu nbsp Bischof Philipp von Beauvais nbsp Bischof Robert von Laon nbsp Jean de Nesle nbsp Thomas de Saint Valery nbsp Graf Rainald von Boulogne G nbsp Graf William Longespee von Salisbury G nbsp Graf Simon von Aumale nbsp Evrard d Isque G nbsp Hugues de Boves rechter FlugelZentrum nbsp Konig Philipp II nbsp Guy II de Dampierre nbsp Graf Heinrich II von Bar nbsp Enguerrand III de Coucy nbsp Thomas de Vervins nbsp Guillaume des Barres nbsp Barthelemy de Roye Kammerer nbsp Galon de Montigny Bannertrager nbsp Pierre de Mauvoisin nbsp Girard la Truie nbsp Guillaume de Garlande nbsp Etienne de Longchamps nbsp Kaiser Otto IV nbsp Herzog Theobald I von Lothringen nbsp Herzog Heinrich I von Brabant nbsp Herzog Heinrich III von Limburg nbsp Markgraf Philipp II von Namur nbsp Graf Wilhelm I von Holland nbsp Graf Otto I von Tecklenburg G nbsp Graf Konrad von Dortmund G Zentrumrechter Flugel nbsp Herzog Odo III von Burgund nbsp Graf Walter von Saint Pol nbsp Graf Wilhelm von Sancerre nbsp Graf Heinrich V von Grandpre nbsp Graf Johann von Beaumont nbsp Graf Arnold II von Guines nbsp Bischof Guerin von Senlis Kanzler nbsp Vizegraf Adam von Melun nbsp Mathieu de Montmorency nbsp Graf Ferrand von Flandern G nbsp Robert VII de Bethune nbsp Hellin de Wavrin G nbsp Gautier de Ghistelles G nbsp Arnaud d Audenarde G nbsp Rasse de Gavre der Altere nbsp Rasse de Gavre der Jungere nbsp Eustache de Maldeghem nbsp Jean Buridan G linker Flugelweitere Teilnehmer nbsp Graf Raoul I von Soissons nbsp Graf Thomas von Le Perche nbsp Graf Johann II von Roucy nbsp Vizegraf Gottfried V von Chateaudun nbsp Guy de Senlis Grossmundschenk nbsp Walter II von Avesnes nbsp Guillaume de Tancarville nbsp Robert d Estouteville nbsp Alain de Roucy nbsp Florent de Ville nbsp Graf Walram von Luxemburg nbsp Graf Rudolf I von Eu nbsp Herve de Donzy nbsp Burkhard von Avesnes gefallen G gefangen genommenDie Schlacht BearbeitenEroffnung des Kampfes Bearbeiten Der Kampf begann mit einer Unsportlichkeit der Franzosen auf deren rechten Flugel Der Bischof von Senlis fuhrte ohne Wissen des Konigs 150 berittene Knechte gegen die Reihe der Flamen die es als unwurdig empfanden nicht von Rittern gefordert zu werden und sich deshalb zunachst in ihren Stellungen hielten Der Angriff hatte keine besondere Wirkung aber nachdem er erwartungsgemass abgewehrt worden war sturzten sich im Gegenzug einige flamische Ritter in den Nahkampf mit franzosischen Rittern Eustache de Maldeghem war der erste Ritter dieser Schlacht der getotet wurde Gautier de Ghistelles und Jean Buridan die ersten die von den Franzosen gefangen genommen wurden Anschliessend begann der offene Kampf nachdem sich der gesamte rechte Flugel der Franzosen in den Kampf gesturzt hatte Dem Herzog von Burgund wurde das Pferd unter dem Sattel getotet er kampfte mit einem neuen weiter Andere Ritter denen es ebenso widerfuhr setzten den Kampf zu Fuss fort nbsp Konig Philipp II wird am Boden liegend von seinen Feinden bedrangt Seine Ritter eilen zu seiner Rettung herbei Darstellung aus der Chronica Majora des Matthaus Paris 13 Jahrhundert Angriff des franzosischen Fussvolkes Bearbeiten Im Zentrum wurde der Kampf durch das franzosische Fussvolk begonnen das sich aus dem Rucken der Linie vor die Reihe des Konigs umpositionierte und dann begann gegen die Reihe des Kaisers vorzumarschieren Allerdings wurden die einfachen Kampfer schnell und unter grossen Verlusten von den sachsischen Rittern des Kaisers an die Linie des Konigs zuruckgeschlagen Als die koniglichen Ritter die Gefahr fur ihren Herrn erkannten bildeten sie unter der Fuhrung des Guillaume des Barres eine schutzende Mauer vor ihm um den Gegenangriff der Deutschen furor Teutonicus abzuwehren Dennoch gelang es dem sachsischen Fussvolk in dem nun entstehenden Handgemenge Lucken zu finden und drang bis zu Konig Philipp vor Mit Lanzen und Eisenhacken gelang es ihnen den Konig vom Pferd zu ziehen Aber bevor sie ihn toten konnten griffen mehrere konigliche Ritter in das Geschehen ein und toteten die Sachsen Nachdem Konig Philipp wieder im Sattel sass entwickelte sich ein Kampf zwischen seinen Rittern und denen des Kaisers Etienne de Longchamps wurde neben dem Konig getotet als sich ein Messer durch die Sehschlitze seines Helmes in seinen Kopf gebohrt hatte Der Konig als Ziel Bearbeiten Die Strategie des Kaisers und seiner Verbundeten sah vor die Wucht ihres Angriffes direkt auf Konig Philipp zu lenken um eine schnelle Entscheidung zu erzwingen Laut Briton nahmen sie dabei auch den Tod des Konigs in Kauf Graf Rainald von Boulogne orientierte dementsprechend die Stossrichtung seines Flugels zunachst auf das Zentrum des Gegners Es gelang ihm bis zum Konig vorzudringen und ihn zu bedrohen er wurde aber von einem koniglichen Ritter wieder zuruckgeworfen Ein weiteres Vorgehen Rainalds gegen den Konig scheiterte dann an seinem Gegenuber dem Grafen von Dreux der sich mit seinem Flugel zwischen ihn und das konigliche Zentrum drangte Der Graf von Boulogne bildete darauf mit seinen Fussknechten und Soldnern einen doppelten Ringwall indem er sich mehrmals zuruckzog um sich von den Anstrengungen des Kampfes zu erholen nur um sich danach wieder frisch in den Kampf werfen zu konnen nbsp Graf Ferrand von Flandern im Kampf gegen Philipp II August links der siegreiche Konig von Frankreich fuhrt den Grafen von Flandern in die Gefangenschaft rechts Darstellung aus den Chroniques de Saint Denis 14 Jahrhundert Gefangennahme des Grafen von Flandern Bearbeiten Dem Grafen von Boulogne folgend versuchte auch Graf Ferrand von Flandern sich mit seinem Flugel direkt auf das franzosische Zentrum zu werfen wurde aber letztlich vom Herzog von Burgund daran gehindert Nachdem der Kampf auf diesem Flugel einige Zeit vor allem durch Zweikampfe der Ritter untereinander gepragt wurde liess der Herzog von Burgund seine Ritter gezielt auf den Grafen von Flandern ansturmen dessen engstes Gefolge dadurch zunehmend aufgerieben wurde Dabei wurde der Herzog beinahe von Arnaud d Audenarde durch einen gezielten Messerhieb in die Sehschlitze seines Helmes getotet Letztlich gewannen die Ritter aus Burgund und Champagne die Oberhand Der Marschall des Grafen von Flandern Hellin de Wavrin wurde gefangen genommen von den gleichnamigen Brudern de Gavre der jungere getotet Graf Ferrand selbst wurde mehrfach verwundet und musste sich schliesslich auch aus Erschopfung ergeben Die flamischen Ritter nahmen darauf die Flucht auf oder orientierten sich auf die Kampfe im Zentrum Der linke Flugel des kaiserlichen Heeres loste sich dadurch allmahlich auf Entscheidung im Zentrum Bearbeiten Den Rittern Konig Philipps gelang es sich bis zur Reihe des Kaisers vorzukampfen wodurch sie ihn notigten am Kampf teilzunehmen Der Ritter Pierre de Mauvoisin konnte die Zugel des Kaisers ergreifen aber es gelang ihm nicht ihn aus dem Gewuhl des Kampfes zu ziehen Schliesslich stach Girard la Truie das Schwein mit einem Messer auf die Brust Ottos ein Der Hieb wurde allerdings von der Rustung des Kaisers abgefangen und la Truie versuchte einen zweiten Der traf allerdings das Auge des sich aufbaumenden Pferds des Kaisers das durchging und darauf tot zusammenbrach Als Otto versuchte auf sein zweites Pferd zu steigen wurde er von Guillaume des Barres bedrangt der ihn zwei Mal versuchte am Hals zu greifen Seine sachsischen Ritter konnten ihn aber vom Zugriff des Gegners bewahren und La Barrois seinerseits von seinem Pferd werfen Inzwischen hatten die Ritter Barthelemy de Roye und Guillaume de Garlande entschieden Konig Philipp aus dem Kampfgeschehen zu ziehen um ihn an einen sicheren Ort in den hinteren Reihen zu fuhren Der von sachsischen Kriegern umzingelte Guillaume des Barres wurde von Thomas de Saint Valery der mit 50 Rittern uber das Schlachtfeld gesturmt war aus seiner misslichen Lage befreit Obwohl auch Kaiser Otto wieder auf einem Pferd sass und seine Ritter die Reihen weiter hielten entschied er sich zum Verlassen des Schlachtfeldes Von mittelalterlichen Chronisten wurde diese Handlung abweichend voneinander bewertet Wahrend nahezu alle franzosischen Berichte einhellig von Flucht sprachen wurde dies in englischen und deutschen Chroniken vor allem aus dem sachsisch welfischen Raum entweder verschwiegen oder als ein erzwungener Ruckzug dargestellt nachdem die Franzosen in deutlich uberlegener Zahl einen hinterhaltigen und unritterlichen Kampf gefuhrt hatten Tendenzios sind sowohl die Berichte der Sieger wie der Besiegten doch scheint sich der Kaiser tatsachlich in Lebensgefahr befunden zu haben als er sich vom Schlachtfeld begab Otto wurde von seinen Leibrittern in Sicherheit gebracht Sie liessen den goldenen Trosswagen der von den Franzosen zerstort wurde und die Standarte mit dem Reichsadler zuruck der mit gebrochenen Schwingen erbeutet wurde nbsp Hugues de Boves flieht vom Schlachtfeld Darstellung aus der Chronica Majora des Matthaus Paris 13 Jahrhundert Letzte Kampfe Bearbeiten Auf der Seite der Kaiserlichen hielt sich der Graf von Boulogne auf seinem rechten Flugel am langsten im Kampf Als der Kaiser und die meisten seiner Ritter bereits geflohen waren zog er sich mit sechs verbliebenen Rittern in seinen Ringwall zuruck den er wie eine Burg verteidigte Aber letztlich wurden seine Manner von der Ubermacht der Franzosen niedergemacht er selbst wurde unter dem Korper seines Pferdes begraben nachdem es todlich verwundet worden war Ein franzosischer Knecht riss ihm den Helm vom Kopf und fugte ihm im Gesicht eine Wunde zu Der flamische Ritter Arnaud d Audenarde versuchte ihn aus seiner Lage zu befreien wurde dabei aber gefangen genommen Mehrere franzosische Ritter wie zum Beispiel Jean de Nesle stritten um die Gefangennahme des Grafen von Boulogne der aber ergab sich schliesslich dem Bischof von Senlis der inzwischen das Geschehen erreicht hatte Der Graf von Salisbury ein Halbbruder von Konig Johann Ohneland ergab sich dem Bischof von Beauvais Vom Heer des Kaisers blieb nach dessen Flucht nur noch eine Abteilung Brabanzonen auf dem Schlachtfeld zuruck die sich zu einer engen Mauer formiert hatte Konig Philipp beauftragte Thomas de Saint Valery und dessen 50 Ritter mit deren Bekampfung was ohne weitere Verluste hinnehmen zu mussen schnell gelang Nach der Schlacht BearbeitenDas franzosische Heer trat noch am Abend des 27 Juli den Ruckmarsch nach Paris an In dem Kampf konnte es funf Grafen und mindestens funfundzwanzig bannerfuhrende Herren des Feindes gefangen nehmen Darunter befanden sich die Grafen Rainald von Boulogne und Ferrand von Flandern die mit ihrer Huldigung an Johann Ohneland gegenuber dem Konig von Frankreich Felonie begangen hatten Nach den geltenden Rechtsnormen dieser Zeit hatte Konig Philipp II sie zum Tode verurteilen und exekutieren lassen konnen er begnadigte sie allerdings und verurteilte sie lediglich zu unbestimmter Kerkerhaft die sie in Ketten verbringen mussten Der englische Graf von Salisbury wurde von dem Bischof von Beauvais an den Grafen von Dreux ubergeben damit dieser ihn bei Johann Ohneland fur seinen Sohn Robert Gasteble eintauschen konnte der in Nantes gefangen genommen worden war Der Rest der gefangenen Ritter musste sich durch Losegeldzahlungen freikaufen 4 Nach dem Bericht des Wilhelm Brito gestaltete sich der Ruckmarsch zu einem einzigen Triumphzug In jeder Ortschaft die das Heer passierte wurde es von der Bevolkerung feierlich empfangen und der Konig bejubelt Die gefangenen Grafen von Boulogne und Flandern wurden vom Volk mit Schmahungen bedacht Zum Gedenken an den Sieg grundete der Konig bei Senlis die Abbaye de la Victoire der er sogleich einen Teil der Beute schenkte Er beurkundete dass in der Abtei immerwahrende Danksagungen fur den Sieg gesungen werden sollten Vor den Toren von Paris wurde das Heer von Vertretern der Burgerschaft des Klerus und der Studentenschaft empfangen und anschliessend in die Stadt geleitet Folgen Bearbeiten nbsp Eine Urkunde des confoederatio cum principibus ecclesiasticis datiert vom 26 April 1220Staufer und Deutschland Bearbeiten Kaiser Otto IV floh nach der Niederlage nach Koln und zog sich anschliessend in sein Hausgut nach Braunschweig zuruck Dort starb er im Mai 1218 vereinsamt und weitgehend entmachtet denn bereits nach der Schlacht von Bouvines erkannte die Mehrheit der deutschen Landesfursten den Staufer Friedrich II als ihren Konig an Nach dem Tod Ottos IV stellte die welfische Partei keinen weiteren Pratendenten auf und erkannte ebenfalls den Staufer an Der deutsche Thronstreit war damit zu deren Gunsten entschieden Konig Friedrich II der sich seit 1212 bis August 1220 in Deutschland aufhielt verdankte also Philipps Sieg die Moglichkeit tatsachlich Macht auszuuben und nicht nur ein lastiger Gegenkonig neben einem weiterhin regierenden Kaiser zu sein wie spater von 1248 bis 1254 Wilhelm von Holland neben ihm selber und danach seinem ungekronten Sohn Konrad IV 5 Erst zum September 1220 kehrte er nach Italien zuruck um sich am 22 November in Rom zum Kaiser kronen zulassen Da er auf Betreiben des Papstes gegen Otto IV aufgestellt worden war gegen das Versprechen das Konigreich Sizilien nicht mit dem romisch deutschen Reich zu vereinigen war es nur konsequent dass er in Deutschland auf Dauer eher indirekt herrschte durch formale Ubertragung von Hoheitsrechten an geistliche und weltliche Fursten und durch Einsetzung seines Sohnes Heinrich VII Wahl zum deutschen Konig am 26 April 1220 amtierend ab 1224 So verzichtete er in den kommenden Jahren auf wichtige herrschaftliche Rechte in Deutschland In der confoederatio cum principibus ecclesiasticis Bundnis mit den Fursten der Kirche von 1220 ubertrug er zunachst den geistlichen Herren und in dem statutum in favorem principum Statut zugunsten der Fursten von 1232 den weltlichen Herren wichtige Regalien d h Konigsrechte wie das Schlagen von Munzen oder die Gerichtsbarkeit Hatte Friedrichs Vater Kaiser Heinrich VI noch die Errichtung eines starken Erbkonigtums in Deutschland angestrebt bedeutete dies faktisch eine Schwachung der zentralen Konigsmacht zugunsten der landesherrschaftlichen Gewalt der deutschen Fursten Der deutsche Foderalismus der die Verfassung dieses Landes bis heute pragt fand damit seinen Anfang Plantagenets und England Bearbeiten Nachdem ihm die Nachricht von der Niederlage seines Neffen erreicht hatte ersuchte Konig Johann Ohneland durch die Vermittlung des Vizegrafen von Thouars bei Konig Philipp II die Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen Johann sass seit seiner eigenen Niederlage am 2 Juli 1214 bei Roche aux Moines im Poitou fest und wurde standig vom Prinzen Ludwig verfolgt Die Niederlage des Kaisers nahm ihm die letzte Chance den Feldzug gegen Frankreich doch noch erfolgreich beenden zu konnen Am 18 September 1214 musste er in dem in Chinon vereinbarten Waffenstillstand die Bestimmungen des bereits im Jahre 1204 geschlossenen Waffenstillstandes von Thouars bestatigen wonach er einen Verzicht auf alle franzosischen Territorien seiner Familie nordlich der Loire leisten musste Danach reiste er nach England zuruck Dort wurde er mit einer breiten Revolte seiner Barone konfrontiert die sich an den materiellen und personellen Belastungen ihres Standes fur die dynastische Politik ihres Konigs in Frankreich entzundet hatte Im Jahr 1215 war Johann bei Runnymede zur Unterzeichnung der Magna Carta Libertatum die grosse Freiheitsurkunde gezwungen in der er den Baronen weitreichende Freiheiten und politische Mitspracherechte einraumen musste nbsp Das Magna Carta Monument in RunnymedeDie Schlacht von Bouvines nahm Johann nicht nur die letzte Gelegenheit das 1204 zerschlagene Reich seiner Familie angevinisches Reich zuruckzuerobern sie brachte zugleich auch eine verfassungsgeschichtliche Entwicklung in Gang welche den weiteren Verlauf der englischen Geschichte beeinflussen sollte Neben das von Wilhelm dem Eroberer 1066 begrundeten anglo normannischen Konigtum trat nun die ihm ubergeordnete Instanz der Versammlung der Kronvasallen der sich der Konig fortan verpflichten musste seine Politik zur Diskussion vorzulegen Damit wurden die Grundlagen des englischen Parlamentarismus gelegt der nicht zuletzt auch einen bedeutenden Einfluss auf den in Amerika und dem europaischen Festland ubte Eine ebenfalls fur England entscheidende Folge der Schlacht war die allmahliche Entwicklung eines insularen Nationalbewusstseins Der hauptsachlich aus Frankreich stammende Adel der Insel und nicht zuletzt auch das Konigshaus selbst verloren im Ergebnis der Schlacht die Stammbesitzungen ihrer Familien und damit auch die ideelle Verbundenheit mit der Heimat ihrer Vorfahren Sie integrierten sich gezwungenermassen in die von ihnen seit fast 150 Jahren beherrschte angelsachsische Bevolkerung und nahmen eine eigenstandige englische Mentalitat an Kapetinger und Frankreich Bearbeiten In Frankreich begunstigte die Schlacht von Bouvines eine gegensatzliche Entwicklung Bereits vor der Schlacht war Konig Philipp II in seiner gesamten Regierungszeit darin engagiert die Krongewalt gegenuber den grossen Vasallen seines Konigreiches durchzusetzen Mit der Zerschlagung des angevinischen Reichs 1204 verhalf er diesem Bestreben schliesslich zum Durchbruch Mit dem Sieg bei Bouvines verteidigte Konig Philipp sein bis dahin Erreichtes und wehrte den letzten ernstzunehmenden Versuch der Plantagenets ab ihr verlorengegangenes Familienreich zuruckzuerobern Die folgenden Auseinandersetzungen Johann Ohnelands und dessen Sohnes Heinrich III mit ihren englischen Baronen untergruben jeden weiteren Versuch Doch erst im Frieden von Paris 1259 war Heinrich III bereit die bei Bouvines geschaffenen Tatsachen vertraglich anzuerkennen Der Sieg bei Bouvines erlaubte es Philipp II und seinen Nachfolgern eine konigliche Hochstgewalt uber alle Regionen ihres Konigreiches zu etablieren die mit der Krone ihre einzig gultige rechtliche und politische Legitimationsgrundlage besass Dem noch heute in Frankreich vorherrschenden Zentralismus wurde damit zum entscheidenden Durchbruch verholfen Die Macht der Feudalfursten wurde von nun an schrittweise eingeschrankt schon zu Philipps Zeiten war keiner der Herzoge oder Grafen machtig genug um sich noch eine Feindschaft zur Krone leisten zu konnen Der hochmittelalterliche Feudalismus der Frankreich fast 300 Jahre gepragt hatte fand damit sein baldiges Ende und sollte im weiteren Verlauf des 13 Jahrhunderts zunehmend einem monarchischen Gedanken weichen der bereits unter Philipp IV dem Schonen 1285 1314 einen fruhabsolutistischen Charakter aufwies Gleichzeitig markierte die Schlacht einen grundlegenden Wandel in den bisherigen Beziehungen Frankreichs zum romisch deutschen Reich Immer weiter entfernte man sich von der Vorstellung in dem romischen Kaiser die hochste weltliche Autoritat der christlichen Welt zu erkennen Stattdessen beanspruchte der Konig von Frankreich nun bezugnehmend auf das dynastische und rechtliche Erbe der Karolinger eine dem romischen Kaiser gleichgestellte Position Allein schon die Tatsache dass der deutsche Thronstreit von franzosischen Waffen entschieden wurde bestarkte schon Philipp II in dieser Haltung Symbolisch machte er dies deutlich indem er die erbeutete Standarte des Reichsadlers mit seinen zerbrochenen Flugeln seinem Verbundeten Friedrich II zuschickte Ein Geistlicher aus dem Kloster Petersberg bei Halle berichtete diese Szene mit dem Kommentar Seit jener Zeit wurde der Name der Deutschen bei den Galliern missachtet 6 Aber schon vor der Schlacht hatte Philipp mit der Bestatigung durch den Papst einen Oberherrschaftsanspruch des romischen Kaisertums auf Frankreich abgestritten siehe Dekretale Per Venerabilem Quellen BearbeitenEs gibt insgesamt vier zeitgenossische Berichte zur Schlacht Der umfangreichste ist der des Kaplans des franzosischen Konigs Wilhelm Brito der selbst auch Augenzeuge der Schlacht war Brito verfasste gleich zwei Beschreibungen der Schlacht einmal in der von ihm weitergefuhrten Gesta Philippi Augusti des Rigord und ein zweites Mal in seiner eigenen Verschronik Philippidos die er unmittelbar nach der Schlacht begann 7 Allerdings wird nur der Bericht der Gesta von der Fachwissenschaft siehe Duby als eine objektive Beschreibung der Ereignisse angesehen wahrend die Philippide eher der Verherrlichung Konig Philipps II dient und deutlich ubertriebene und legendenhafte Zuge annimmt Ebenfalls kurz nach der Schlacht verfassten die Monche der Abtei von Marchiennes die Ereignisse in einem Bericht De Pugna Bovinis zusammen Er wurde im 19 Jahrhundert von Georg Waitz in der Monumenta Germaniae Historica herausgegeben 8 Weiterhin sind zu nennen eine flandrische Chronik Flandria Generosa aus der Zisterzienserabtei Clairmarais bei Saint Omer die mit der Schlacht abschliesst sowie eine 1250 niedergeschriebene Geschichte der Bischofe von Luttich des Monchs Aegidius aus der Abtei Orval die einen Bericht der Schlacht enthalt der auf einem Original aus dem Jahr 1219 basiert Zur Erganzung und Korrektur von Britos Darstellung eignet sich der Bericht des anonymen Chronisten von Bethune 9 Der stand im Dienste des Barons Robert VII de Bethune welcher in der Schlacht nur knapp der Gefangenschaft entgangen war und begann in dessen Auftrag im Jahr 1220 mit der Abfassung einer Konigschronik Chronique des rois de France die bis zum Jahr 1217 datiert Der Anonymus beschrieb den Hergang der Schlacht vor allem aus der Perspektive der flamischen Ritter Den wichtigsten englischen Bericht zur Schlacht lieferte der Monch Roger von Wendover in seiner zwischen 1219 und 1225 verfassten Weltgeschichte Flores historiarum 10 Den wohl fruhsten bekannten schriftlichen Vermerk zur Schlacht hinterliess Konigin Ingeborg die verstossene Frau Konig Philipps Im Ingeborg Psalter hielt sie am 6 August 1214 in einer Randnotiz fest Sexto kalendas augusti anno Domini M CC quarto decimo veinqui Phelippe li rois de France en bataille le roi Othon et le conte de Flandres et le conte de Boloigrie et plusors autres barons trug Philipp der Konig von Frankreich in einer Schlacht den Sieg uber Konig Otto und den Grafen von Flandern und den Grafen von Boulogne und mehrerer Barone davon Ublicherweise wurden in einem Psalter nur Furbitten und Danksagungen notiert Rezeption BearbeitenSchon kurz nach der Schlacht begann dieses Ereignis in der Wahrnehmung der franzosischen Zeitgenossen einen Stellenwert von hoher nationaler Bedeutung einzunehmen Dazu beigetragen hatte die Beteiligung der nordfranzosischen Kommunalmilizen an dem Kampf und das damit eintretende Empfinden unter dem einfachen Burger an der Verteidigung des Konigreichs ebenso viel Anteil gehabt zu haben wie die Fursten und Ritter Der Sonntag von Bouvines gilt heute im nationalen Gedachtnis der Franzosen als einer der Trente journees qui ont fait la France einer der dreissig Tage an dem Frankreich entstand und damit als einer der Fixpunkte in der Entstehung eines franzosischen Nationalbewusstseins Der Mythos Bearbeiten Schnell bildete sich um die Schlacht ein nationaler Mythos heraus Den Anfang machte die Verschronik La Philippide des koniglichen Kaplans Wilhelm Brito Mit diesem Lobgesang auf die Herrschaft Konig Philipps II August wollte Brito sich und seinem Konig ein literarisches Denkmal setzen Das unmittelbar nach der Schlacht begonnene und 1224 abgeschlossene Werk umfasst 12 Gesange und annahernd 10 000 Verse Die Schlacht von Bouvines nimmt allein die letzten drei Gesange ein und bildet als ein Gottesurteil mit der Liturgie eines gerichtlichen Zweikampfes den Hohepunkt eines ewig wahrenden Kreuzzuges indem sich das Gute gegen das Bose durchsetzt Brito lasst den Konig als ewigen Racher Gottes als Helfer der Kreuzfahrer und der Kirche auftreten wahrend zugleich die Unterstutzer der Haretiker Johann Ohneland und die gebannten Abgesandten des Teufels Kaiser Otto IV verdammt werden nbsp Die Schlacht von Bouvines Darstellung aus La Toison d or des Guillaume Fillastre 15 Jahrhundert Neben der Uberhohung des Konigs unternahm Brito als erster Autor uberhaupt eine umfassende Verklarung des franzosischen Volkes das er von Gesinnung und Abstammung deutlich von anderen Volkern abgegrenzt und uber sie erhoben sehen wollte Schon im 7 Jahrhundert wurde den Franzosen von Fredegar eine Abstammung von den Trojanern beschieden Brito griff dies auf indem er Konig Philipp in den Gewandern des Aeneas gekleidet am Tag der Schlacht zu den Nachfahren der Trojaner sprechen lasst In der Schlacht stehen dann die edel zu Pferde kampfenden Sohne Galliens den finsteren Teutonen gegenuber die wie Knechte zu Fuss kampfen Auch die Flamen die immerhin dem franzosischen Konigreich angehorten wollte Brito nicht mehr zu den Franzosen zahlen da sie schliesslich eine deutsche Mundart sprechen Die Ritter Konig Johann Ohnelands bezeichnete er als Sohne Englands sofern sie auch tatsachlich von der Insel stammten Jene aber die vom franzosischen Festland aus dem angevinischen Landerkomplex stammten waren fur ihn ebenso Gallier Im Lager des Feindes erkannte Brito nur den Grafen von Boulogne als Kind franzosischer Eltern da dieser auch aus Frankreich stammte und von bosen Geistern vom rechten Pfad gelockt wurde Die Schlacht selbst habe schliesslich bewiesen dass die Deutschen den Franzosen wirklich unterlegen sind und das franzosischer Kampfesmut die deutsche Gewalt allemal bezwingt Auch lasst der Autor den Konig nicht fur ein dynastisches Erbe oder fur die blosse Niederwerfung von Haretikern kampfen sondern fur das Schicksal einer ganzen Nation Entsprechend wird der Sieg nicht als ein Ergebnis einer Tat eines Herrschers wie Caesar oder einer Stadt wie Rom gefeiert sondern durch den gesamten Leib des Konigreichs Das heisst in jeder Burg in jeder Stadt und in allen Regionen des Landes auch in den angevinischen Teilen die noch von den Plantagenets gehalten wurden habe die Bevolkerung den Sieg als eine Waffentat ihres Volkes gefeiert In dieser Beschreibung liess Brito fur einen kurzen Augenblick auch jede Standesschranke fallen welche die gesellschaftliche Ordnung des Mittelalters in Kampfer Bauern und Betenden einteilten in dem er sie alle in scharlachroter Pracht Purpur feiern lasst Bouvines blieb in Frankreich das gesamte 13 Jahrhundert hindurch in lebhafter Erinnerung Neue Beschreibungen der Schlacht wurden verfasst welche mehr noch als es die Philippide schon tat den wahren Hergang der Ereignisse verzerrt und ubertriebenen vermitteln Beispielsweise berichtete der Monch Richer von Senones in der zweiten Halfte des Jahrhunderts das Kaiser Otto IV uber 25 000 Ritter und 80 000 Fussknechte mit sich gefuhrt um schliesslich 30 000 Mann durch Kampf und Gefangenschaft verloren habe Auf franzosischer Seite hatten hingegen nur ein Ritter und ein berittener Knecht ihr Leben lassen mussen Weiterhin sei der Sieg einzig der wundertatigen Kraft der Oriflamme und ihres Tragers Galon de Montigny zu verdanken gewesen 11 Dem Franziskanerbruder Thomas aus der Toskana nach der 1278 schrieb hatten die Franzosen gegen eine zehnfache Ubermacht gekampft Ahnlich ausgeschmuckte Geschichten verfassten der anonyme Menestrel von Reims und Philippe Mouskes Noch vor dem Jahr 1250 wurden in Arras 42 Verse auf Franzosisch welche die Schlacht beschrieben in dem Torbogen der Porte Sainte Nicolas gemeisselt Das Tor ist damit eine der ersten offentlichen Gedenkstatten die auf die Schlacht hinwiesen Bevor die Verse im 17 Jahrhundert vollstandig verwitterten wurden sie einmal unvollstandig 1611 vom ortlichen Pfarrer Ferry de Locre und 1616 einmal vollstandig von dem Advokaten Antoine de Mol kopiert 12 Konig Ludwig IX der Heilige liess in Paris die Kirche Sainte Catherine du Val des Ecoliers bauen in Erinnerung an seinen Vater seinen Grossvater und den Sieg den beide bei Bouvines davongetragen hatten Die Schlacht ausserhalb Frankreichs Bearbeiten In England wurde die Schlacht trotz der damit verbundenen Niederlage Konig Johann Ohnelands weitgehend positiv aufgefasst Die mehrheitlich geistlichen Chronisten ubten hier Anerkennung fur den Sieg Philipps was nicht weiter verwundert da ihr eigener Konig noch wenige Jahre zuvor gebannt wurde und sich gewaltsam der Kloster und Kirchenschatze seines Landes angeeignet hatte Matthaus Paris der das Werk Wendovers mit seiner Chronica Majora fortgesetzt hatte bezeichnete in einer abschliessenden Ubersicht die Schlacht als eine der wenigen ruhmlichen Geschehnisse die sich seines Wissens in den letzten funfzig Jahren ereignet hatten Allerdings versuchten einige englische Berichte den Sieg der Franzosen zu schmalern Die Geschichte Wilhelm Marschalls L Histoire de Guillaume le Marechal hob beispielsweise die Hinterlist und Feigheit der Franzosen hervor und prasentierte mit dem Grafen von Salisbury den einzig wirklichen Helden der Schlacht In Deutschland erschienen die meisten Bemerkungen zur Schlacht im lothringischen Raum der bedingt durch seine damalige Grenzlage von den Ereignissen im benachbarten Frankreich und Flandern beeinflusst war Daneben erschienen im sachsischen Raum dem Zentrum von Kaiser Ottos Macht mehrere Berichte die naturgemass eine den franzosischen Berichten entgegengesetzte Version der Geschehnisse liefern So ist hier von einer Flucht des Kaisers nichts zu erfahren Auch hatte der Kaiser und seine Ritter ehrenhaft und in Unterzahl gegen listige Franzosen kampfen mussen die den Sieg nur davon getragen haben weil die dem Kaiser eine Falle gestellt hatten Aus den Fragmenten einer Chronik der Fursten von Braunschweig ist zu entnehmen dass Kaiser Otto ein wahrer Friedensfurst gewesen war der gegen seinen Willen von den Franzosen zur Schlacht herausgefordert wurde In Italien wurde die Schlacht nur in vier zeitgenossischen Berichten erwahnt darunter einmal von den Monchen von Montecassino die sich mit der Politik Kaiser Friedrichs II befasst hatten Im Frankreich sudlich der Loire wurde sie nur ganze drei Mal erwahnt in Katalonien nur einmal in einer Chronik der Abtei von Ripoll Die Aufmerksamkeit der Bevolkerung dieser Regionen lag eher bei den Schlachten von Las Navas de Tolosa und Muret Erinnerung Bearbeiten Mit dem Beginn des Hundertjahrigen Krieges in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts fing die Erinnerung an die Schlacht bei Bouvines allmahlich an zu verblassen Zwar blieb im allgemeinen Bewusstsein des franzosischen Volkes der Sieg ihres Konigs uber einen Kaiser haften aber die aktuellen Niederlagen bei Crecy und Poitiers liessen bei den Franzosen mit den Englandern ein neues Feindbild in den Vordergrund rucken wahrend man zu den deutschen Kaisern gute Beziehungen pflegte Weiterhin wurde der Ruhm von Bouvines von der Heiligenverehrung Konig Ludwigs IX und schliesslich von den grossen Triumphen des Bertrand du Guesclin und der Jeanne d Arc uber die Englander in den Schatten gestellt Im 17 Jahrhundert erweckte Bouvines bei Historikern nur leichtes Interesse Mezeray beschrieb die Schlacht in seinem 1643 erschienenen Werk auf neun Seiten Guillaume Marcel zeichnete sie 1686 in groben Zugen nach 13 Beide orientieren sich dabei lose an Britos Bericht aus der Gesta nbsp Die Fenster der im 13 Jahrhundert im gotischen Stil errichteten Kirche Saint Pierre von Bouvines wurden zwischen 1880 und 1885 unter der Leitung von Henri Delpech mit Glasmalereien versehen die Szenen aus der Schlacht zeigen Erst wahrend der Julimonarchie 1830 1848 fand die Erinnerung an Bouvines ein regelrechtes Wiederaufleben Bestimmt von der aufkommenden Romantik und durch die Tatsache dass die Verfechter des Burgerkonigtums zahlreiche Argumente aus den Schlachtberichten schopfen konnten Guizot beschrieb Konig Philipp II als den ersten franzosischen Konig welcher der Monarchie den Charakter eines verstandigen auf die Verbesserung der sozialen Verhaltnisse bedachten Wohlwollens verlieh 14 Spater hob er die Bedeutung der Kommunalmilizen fur die Schlacht hervor die mit einer dem feudalen Kriegsheer weit uberlegener Kraft den Sieg zu einem Werk des Konigs und des Volkes als Folge der Vereinigung aller Klassen machten 15 Fur den antiklerikalen Michelet hingegen schien die Schlacht keine bemerkenswerte Angelegenheit gewesen zu sein da sie nur das Bundnis zwischen Thron und Altar verstarkt habe Fur ihn war sie ein Sieg der Bigotterie und der grundherrlichen Unterdruckung Vor diesen Beiden hatte aber schon Augustin Thierry dem Guizot weitgehend beigepflichtet hatte den uberlieferten Zeugnissen einer systematischen Kritik zu unterziehen gefordert um historische Verzerrungen von der chronologischen Wahrheit zu trennen 16 1845 begann ein Archaologenkongress Plane zum Bau eines Denkmals am Schlachtort zu entwerfen 1863 wurde der noch heute stehende sechs Meter hohe Obelisk errichtet der lediglich die Zahl 1214 als Inschrift enthalt Man wollte damit Rucksicht auf das Befinden der in Frankreich lebenden Flamen nehmen da man sie mehr noch als die Deutschen als die wahren Verlierer der Schlacht betrachtete Dies anderte sich nach dem Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 Erneut wurde der deutsche Kaiser zum Hauptfeind der Franzosen und das Gedenken an die Schlacht bei Bouvines wurde von der nationalistischen Propaganda vereinnahmt in der sie nach der Schlacht um Alesia als zweite Manifestation eines franzosischen Patriotismus galt In den Schulbuchern des spaten 19 und fruhen 20 Jahrhundert wurde die Schlacht als ein Sieg des franzosischen Volkes uber das Feudalwesen beschrieben welches bis dahin unheilvolle Einflusse auf das Nationalbewusstsein ausgeubt habe Ernest Lavisse beschrieb die Schlacht in seinem 1894 herausgegebenen Cours als den ersten nationalen Sieg Blanchet und Periard bekraftigen 1901 erneut die entscheidende Rolle der Kommunen am Sieg und 1903 stellte Calvet fest dass Bouvines der erste Sieg uber die Deutschen war 17 In Deutschland selbst wurde die Schlacht als ein Beispiel einer deutsch franzosischen Erbfeindschaft herangezogen 1903 ordnete Papst Leo XIII die Uberfuhrung von Reliquien der heiligen Fulgentius und Saturnia in die Kirche von Bouvines an Im Juni 1914 wurde der Bau eines Nationalmonuments auf dem Schlachtfeld beschlossen das eine monumentale Reiterstatue Konig Philipps II enthalten sollte Damit wollte man den Deutschen nacheifern die im Vorjahr das Volkerschlachtdenkmal errichtet hatten Das Projekt scheiterte schliesslich nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wenige Wochen spater Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Bouvines als Symbol nationalistischen Denkens angesichts der aufkommenden europaischen Bewegung und der Versohnung mit Deutschland seine Bedeutung In franzosischen Schulbuchern verschwand es ganzlich lediglich in den Lehrbuchern der Gymnasien wurde die Schlacht kurz erwahnt Literatur BearbeitenDominique Barthelemy La bataille de Bouvines Histoire et legendes Perrin Paris 2018 ISBN 978 2 262 06531 7 Alexander Cartellieri Philipp II August Konig von Frankreich Band 4 Teil 2 Bouvines und das Ende der Regierung 1207 1223 Dyk Leipzig 1922 S 448 ff Georges Duby Le Dimanche de Bouvines Trente journees qui ont fait la France Bd 5 Gallimard Paris 1973 Deutsch Der Sonntag von Bouvines Der Tag an dem Frankreich entstand Wagenbach Berlin 2002 ISBN 3 8031 3608 3 Pierre Monnet Claudia Zey Hrsg Bouvines 1214 2014 Histoire et memoire d une bataille Eine Schlacht zwischen Geschichte und Erinnerung Winkler Bochum 2016 ISBN 3 89911 253 9 Mathias Mesenholler Das Leben als Kampf In GeoEpoche 94 S 24 39 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlacht bei Bouvines Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bericht des Wilhelm Brito aus der Gesta Philippi Augusti englisch Die Gesange X bis XII aus der Philippide des Wilhelm Brito englisch Bericht des Roger of Wendover aus der Flores Historiarum englisch Bericht des Anonymus von Bethune aus der Chronique des rois englisch Gefangenenliste nach Auguste Molinier MGH SS 26 S 391 ff latein Anmerkungen Bearbeiten Der Allianzvertrag datiert auf den 29 Juni 1198 Siehe Leopold Delisle Hrsg Catalogue des actes de Philippe Auguste Durand Paris 1856 S 127 Nr 535 Der Vertrag von Vaucouleurs datiert auf den 19 November 1212 Siehe Leopold Delisle Hrsg Catalogue des actes de Philippe Auguste Durand Paris 1856 S 320 Nr 1408 Zu den Zahlenangaben der Truppenstarken siehe Jan F Verbruggen De Krijgskunst in West Europa in de Middeleeuwen IXe tot begin XIVe eeuw Verhandelingen van de Koninklijke Academie voor Wetenschappen Letteren en Schone Kunsten van Belgie Klasse der Letteren Nr 20 ISSN 0770 1047 Paleis der Academien Brussel 1954 Monumenta Germaniae Historica S 391 auf mgh de Der 1228 geborene Konrad war 1237 zum Konig gewahlt worden und hatte unter Aufsicht des Reichsprokurators Erzbischof Siegfried II von Mainz fruhzeitig angefangen Regierungsgeschafte zu ubernehmen Am 5 August 1246 war er dem am 22 Mai 1246 von einer Minderheit der deutschen Fursten gewahlten Gegenkonig Heinrich Raspe militarisch unterlegen der aber im Februar 1247 starb Karl Schnith Bouvines Schlacht von 1214 In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 2 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1983 ISBN 3 7608 8902 6 Sp 522 f Wilhelm Brito De Gestis Philippi Augusti In Recueil des Historiens des Gaules et de la France RHGF Band 17 Michel Jean Joseph Brial Monumens des regnes de Philippe Auguste et de Louis VIII depuis l an MCLXXX jusqu en MCCXXVI Livraison 1 Nouvelle edition publiee sous la direction de Leopold Delisle Palme Paris 1878 S 95 101 Georg Waitz Hrsg De Pugna Bovinis In Georg Waitz Hrsg Ex rerum Francogallicarum scriptoribus Ex historiis auctorum Flandrensium Francogallica lingua scriptis Monumenta Germaniae Historica 1 Scriptores 5 Scriptores in Folio Bd 26 ISSN 0343 2157 Hahn Hannover 1882 S 390 393 Extrait d une chronique francaise des rois de France par un Anonyme de Bethune In Recueil des historiens des Gaules et de la France RHGF Band 24 Leopold Delisle Les enquetes administratives du regne de Saint Louis et la chronique de l anonyme de Bethune Teil 2 Imprimerie Nationale Paris 1904 S 767 770 Roger of Wendover s Flowers of History Comprising the History of England from the Descent of the Saxons to 1235 Formerly ascribed to Matthew Paris Translated from the Latin by John A Giles Band 2 Henry G Bohn London 1849 S 298 302 Georg Waitz Hrsg Richeri Gesta Senoniensis ecclesiae Liber III In Georg Waitz Hrsg Gesta saec XIII Monumenta Germaniae Historica 1 Scriptores 5 Scriptores in Folio Bd 25 Hahn Hannover 1880 Cap 14 16 S 293 296 Richer irrte hier da Galon de Montigny tatsachlich das konigliche Lilienbanner fuhrte Beide Transkriptionen wurden 1856 von Victor Le Clerc neu herausgegeben und sind heute im Histoire litteraire de la France Bd XXIII S 433 436 zu lesen Francois Eude de Mezeray Histoire de France depuis Faramond jusqu a maintenat 3 Bande 1643 Guillaume Marcel Histoire des origines et des progres de la monarchie francaise suivant l ordre des temps 4 Bande Paris 1686 Francois Guizot Cours d histoire moderne 1840 Francois Guizot L Histoire de la France 1883 Augustin Thierry Lettres sur l histoire de France 1827 D Blanchet J Periard Cours d histoire a l usage de l enseignement primaire 1903 C Calvet Cours 1903 50 583333333333 3 225 Koordinaten 50 35 0 N 3 13 30 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht bei Bouvines amp oldid 237288029