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Das angevinische Reich englisch Angevin Empire franzosisch Empire angevin oder Empire Plantagenet ist eine moderne Bezeichnung fur den umfangreichen territorialen Besitz des Hauses Plantagenet zur Zeit von etwa 1150 bis zur Mitte des 13 Jahrhunderts Der Besitz umfasste hauptsachlich die gesamte westliche Halfte Frankreichs sowie das Konigreich England Grosste Ausdehnung des angevinischen Reichs Besitzungen durchgehend eingefarbt Gebiete mit angevinischer Vorherrschaft kariert Inhaltsverzeichnis 1 Name des Reiches 2 Entstehung 2 1 Besitzstand und zugehorige Vasallen 3 Stammtafel der Plantagenets 4 Charakter des Reiches 5 Geschichte 5 1 Konsolidierung unter Heinrich II Kurzmantel 5 2 Richard Lowenherz gegen Philipp II August 5 3 Zusammenbruch unter Johann Ohneland 5 4 Der Vertrag von Paris 1259 6 Erbe 7 LiteraturName des Reiches BearbeitenDas franzosische Adjektiv angevin von Anjou bezeichnet die Bewohner und deren gesprochenen Dialekt aus der franzosischen Landschaft Anjou um den Hauptort Angers In der Antike siedelte dort der keltische Volksstamm der Andegaven nach denen sich die mittelalterlichen Grafen des Anjou im damaligen Latein entweder comes Andecavorum Graf der Angeviner oder comes Andegavensis Graf von Anjou nannten Das Anjou war das Stammland der Plantagenets weshalb diese Familie in England oft auch als first Angevin Dynasty bezeichnet wird in Unterscheidung zur zweiten und dritten Anjou Dynastie Der Begriff Angevin Empire selbst ist eine Wortschopfung der jungeren Geschichtsforschung und wurde erstmals von der britischen Historikerin Kate Norgate in ihrem 1887 veroffentlichten Werk England under the Angevin Kings verwendet Dabei ist allerdings die Verwendung des Terminus Empire Imperium Reich unter Historikern umstritten da wahrend des Mittelalters im engeren staatsrechtlichen Sinn nur das Heilige Romische Reich Sacrum Romanum Imperium als ein Reich zu verstehen war zumal die Plantagenets niemals uber einen kaiserlichen Titel imperator augustus verfugten der ihnen die Herrschaft uber ihren Landerkomplex legitimiert hatte Vielmehr bestand das angevinische Reich aus einer Vereinigung mehrerer Rechtstitel innerhalb der Plantagenetsfamilie Der hochste Titel den sie fuhrten war der eines Konigs von England regi Angliae mit dem allerdings ausschliesslich in England Herrschaftsrechte verbunden waren weshalb bei dem angevinischen Reich auch nicht von einem englischen Reich gesprochen werden kann ebenso wenig wie die festlandischen Gebiete englisches Hoheitsgebiet waren Fur ihre Gebiete auf dem franzosischen Festland verfugten die Plantagenets uber die jeweils zugehorenden Rechtstitel die ihre Herrschaft dort begrundeten In Frankreich wird statt von einem angevinischen vom Empire Plantagenet gesprochen Entstehung BearbeitenDie Grafen von Anjou waren franzosische Feudalfursten die bis zur Mitte des 12 Jahrhunderts zu den machtigsten Vasallen des franzosischen Konigs aufgestiegen waren Neben ihrem Stammland Anjou das sich im unteren Loiretal um Angers befand kontrollierten sie schon die angrenzenden Gebiete um Tours und Le Mans zusammen Grand Anjou genannt Das angevinische Reich verdankte seine Entstehung massgeblich zwei Ehen des Grafenhauses zuerst im Jahr 1128 jener des Grafen Gottfried V von Anjou der schon von Zeitgenossen vielleicht nach seiner Helmzier Plantagenet Ginster genannt wurde mit Mathilde der aufgrund der vorangegangenen Ehe mit dem romisch deutschen Kaiser Heinrich V Kaiserin genannten Erbin des anglo normannischen Reichs Diese Ehe brachte dem durch die beiden begrundeten Haus Plantagenet den Anspruch auf die Normandie der 1144 umgesetzt wurde und auf das Konigreich England Heinrich II Kurzmantel der Sohn des Paares heiratete 1152 die Herzogin Eleonore von Aquitanien womit deren umfangreicher Besitz der fast den gesamten Suden Frankreichs umfasste an die Familie kam Heinrich konnte zudem 1154 den englischen Thron besteigen nachdem sein Konkurrent Stephan von Blois gestorben war nbsp Frankreich in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts rot der franzosische Teil des angevinischen Reichs dunkelblau die franzosische Krondomane Besitzstand und zugehorige Vasallen Bearbeiten Grafschaft Anjou Grafschaft Vendome Grafschaft Tours Grafschaft Maine Vizegrafschaft MaineHerzogtum Normandie 1144 Grafschaft Aumale Grafschaft Alencon Grafschaft Evreux Grafschaft Perche Grafschaft Eu Grafschaft Meulan Grafschaft Mortain normannisches VexinHerzogtum Aquitanien 1152 Poitou herzogliche Domane Saintonge herzogliche Domane Grafschaft Angouleme Grafschaft Perigord Grafschaft La Marche Grafschaft Auvergne Vizegrafschaften des Limousin Limoges Turenne Comborn Ventadour Rochechouart Vizegrafschaften des Poitou Chatellerault Thouars Brosse unteres Berry Chateauroux Issoudun Grafschaft Toulouse seit 1173 in Vasallitat zu Aquitanien nbsp Das Herzogtum Gascogne und seine Vasallen um 1150 Die Grafschaft Bigorre war seit 1082 ein Vasall von Aragon die Grafschaft Comminges seit 1144 ein Vasall von Toulouse Herzogtum Gascogne 1152 Bordelais herzogliche Domane Agenais herzogliche Domane Grafschaft Armagnac Grafschaft Fezensac Grafschaft Astarac diverse Vizegrafschaften wie Lavedan Dax Tartas etc Vizegrafschaft Bearn bis 1154 danach zu Aragon Konigreich England 1154 Konigreich Schottland seit 1157 in Vasallitat zu England walisische Furstentumer seit 1163 in Vasallitat zu England Herzogtum Bretagne 1166 zuvor schon in Vasallitat zur Normandie Nantais herzogliche Domane Rennetais herzogliche Domane Vannetais herzogliche Domane Grafschaft Penthievre Vizegrafschaft RohanOstirland 1171 westirische KleinkonigeStammtafel der Plantagenets Bearbeiten nbsp Wappen der PlantagenetsGottfried V von Anjou 1113 1151 Mathilde die Kaiserin 1102 1167 Heinrich II Kurzmantel 1133 1189 Eleonore von Aquitanien 1123 1204 Heinrich der Jungere 1155 1183 Richard Lowenherz 1157 1199 Gottfried von Bretagne 1158 1186 Johann Ohneland 1167 1216 Arthur von Bretagne 1187 1203 Heinrich III 1207 1272 Konige von England bis 1485Charakter des Reiches BearbeitenDas angevinische Reich war kein in sich vereintes Staatsgefuge es entsprach vielmehr einer Zusammenfassung mehrerer Territorien die in Personalunion von einem Herrscher regiert wurden Das heisst es existierte keine einende Reichsideologie wie etwa im Heiligen Romischen Reich auch gab es keine einheitliche Reichsverwaltung noch ein besonderes Zusammengehorigkeitsgefuhl unter den Untertanen der jeweiligen Reichsteile Vielmehr besass jeder Reichsteil eine eigene Verwaltung und eigene Rechtsgewohnheiten Auch war die Herrschergewalt in den jeweiligen Territorien unterschiedlich ausgepragt War zum Beispiel die Herrschaft in England oder der Normandie mittels einer zentralisierten Verwaltung stark auf die Person des Konigs bzw des Herzogs ausgerichtet war sie in Aquitanien oder der Bretagne nur schwach ausgebildet und in erster Linie von der Gefolgschaftstreue machtiger Vasallen abhangig Ein weiteres entscheidendes Merkmal des angevinischen Reichs das massgeblich zu seinem Untergang beitrug war die Lehnszugehorigkeit seiner festlandischen Territorien zum franzosischen Konigreich Das heisst die Plantagenets waren fur diese Gebiete Vasallen der franzosischen Konige denen sie zur Gefolgschaftstreue verpflichtet waren Nicht selten nutzten die franzosischen Konige der Kapetingerdynastie ihre den Plantagenets ubergeordnete lehnsrechtliche Position um diese zu schwachen denn die Konige Frankreichs verfugten im Vergleich zu den Plantagenets nur uber ein verschwindend geringes Gebiet die Krondomane auf das sie einen direkten Zugriff besassen Die Herrschaft uber ihr Konigreich hing also ebenfalls von der Gefolgschaftstreue ihrer Vasallen zu ihnen ab Die Plantagenets in ihrer Machtfulle stellten dabei ein standiges Bedrohungspotenzial fur sie dar Die Errichtung einer starken Konigsgewalt in Frankreich konnte letztlich nur uber die Zerschlagung des Territorialkonglomerats der Plantagenets gehen Geschichte BearbeitenKonsolidierung unter Heinrich II Kurzmantel Bearbeiten Unter Heinrich II Kurzmantel erreichte das angevinische Reich seine grosste territoriale Ausdehnung Er konnte 1151 von seinem Vater neben den Stammbesitzungen der Familie um Anjou Maine und Touraine bereits das Herzogtum Normandie ubernehmen Zusammen mit seinem Vater hatte er kurz vor dessen Tod dem franzosischen Konig Ludwig VII fur diese Gebiete in Paris den Lehnseid abgelegt Dabei begann Heinrich mit der Konigin Eleonore von Aquitanien eine Beziehung die schliesslich in der Heirat mit ihr im selben Jahr mundete nachdem sich Eleonore von ihrem ersten Mann scheiden liess Damit wurden alle wesentlichen Gebiete des angevinischen Reichs in diesem Paar vereint aber zugleich auch der Beginn der Rivalitat des franzosischen Konigs und Ex Ehemanns von Eleonore zu den Plantagenet gelegt Allein schon die Hochzeit geschah ohne Einwilligung Konig Ludwigs VII als dem Lehnsherrn beider Ehepartner Zu einer Entspannung des Konfliktes kam es am 5 Februar 1156 im Vexin indem Heinrich fur alle Festlandsbesitzungen einschliesslich derjenigen seiner Frau Ludwig VII huldigte Nach dem Tod Konig Stephans 1154 konnte Heinrich dessen Nachfolge im Konigreich England antreten In seiner Eigenschaft als englischer Konig konnte er die Oberherrschaft uber die britische Insel erlangen 1157 huldigten ihm der schottische Konig und im Juli 1163 die walisischen Fursten Im Oktober 1171 setzte er nach Irland uber dessen ostliche Halfte er seiner direkten Herrschaft unterwerfen konnte und in dessen westlicher Halfte er als Oberherr anerkannt wurde nbsp Heinrich II KurzmantelAuch auf dem Festland betrieb Heinrich eine offensive Expansionspolitik Sein Hauptgegner dort war der Graf von Toulouse auf dessen Grafschaft Heinrichs Ehefrau einen Anspruch besass der schon seit Generationen in ihrer Familie erhoben wurde 1159 startete Heinrich das grosste militarische Vorhaben seiner Herrschaft um diesen Anspruch gewaltsam durchzusetzen Hier aber kollidierte er erstmals mit den Gesetzmassigkeiten des franzosischen Feudalgefuges Graf Raimund V von Toulouse wandte sich hilfesuchend an Konig Ludwig VII von Frankreich der sich in das belagerte Toulouse begab und sich Heinrich zu erkennen gab der darauf die Belagerung aufgeben musste Wenngleich Heinrich militarisch in der Lage war die Stadt zu nehmen kam fur ihn eine Gefahrdung seines Lehnsherrn nicht in Frage Eine derartige Missachtung eines auf Vertrauen und Treue basierendes Verhaltnis hatte nicht nur zu einem Bruch dieses gefuhrt sondern auch einen Prazedenzfall fur Heinrichs eigene Vasallen zur Auflosung ihrer Bindung an ihn geliefert Zu einer Aussohnung mit dem Grafen von Toulouse kam es 1173 in Limoges der dort den Plantagenets huldigte und seine Grafschaft fortan als Lehen Aquitaniens hielt Das Verhaltnis der Plantagenets zu ihren Vasallen war schon unter Heinrich II Kurzmantel nicht spannungsfrei Besonders in den Reichsteilen in denen der Lehnsadel eine traditionell starke Position gegenuber dem Lehnsherren einnahm kam es wiederholt zu Revolten des lokalen Adels gegen ihn In der Bretagne und in Aquitanien stiess er auf starken Widerstand Der aquitanische Adel an seiner Spitze die Lusignans wehrte sich vehement gegen Heinrichs Versuche die herzogliche Gewalt zu starken Dieser Widerstand aber auch Heinrichs kirchenpolitischer Konflikt mit Thomas Becket wurde stillschweigend vom franzosischen Konig gefordert der sich dadurch eine Schwachung des Plantagenet erhoffte Um den unterschiedlichen Gegebenheiten in seinen Landereien Rechnung zu tragen und um das Verhaltnis zu Konig Ludwig VII zu entspannen entschloss sich Heinrich zu einer formellen Teilung seiner Macht Dazu traf er sich in Begleitung seiner Sohne am 6 Januar 1169 in Montmirail zu einer personlichen Begegnung mit dem franzosischen Konig Dort setzte Heinrich seinen altesten Sohn Heinrich den Jungeren in Anjou Normandie und Bretagne und den zweitaltesten Richard in Aquitanien ein Alle drei huldigten anschliessend dem franzosischen Konig Heinrich fur den Gesamtbesitz und dessen Sohne fur die ihnen zugewiesenen Gebiete Die Bretagne sollte ein Jahr spater vom dritten Sohn Gottfried ubernommen werden der dafur seinem alteren Bruder Heinrich dem Jungeren huldigen musste da die Bretagne ein feudum der Normandie war Der jungste Sohn Johann erhielt in der Vereinbarung von Montmirail kein Land zugewiesen daher Ohneland er wurde erst 1177 zum Herren von Irland Dominus Hiberniae ernannt In Montmirail wurde zusatzlich eine Ehe zwischen der Prinzessin Margarethe von Frankreich und Heinrich dem Jungeren vereinbart der im folgenden Jahr zudem zum Mit Konig von England gekront wurde Trotz der Herrschaftsteilung dachte Heinrich nicht daran seine Sohne an der tatsachlichen Macht teilhaben zu lassen und bestimmte weiterhin allein die Politik seiner Familie Dies forderte den Unmut der Sohne die sich angetrieben von ihrer Mutter und unterstutzt durch Konig Ludwig VII von Frankreich und Konig Wilhelm I von Schottland im Jahr 1183 gegen ihren Vater erhoben Durch den Einsatz von Soldnerkompanien Brabanzonen konnte er jedoch sowohl auf der britischen Insel als auch auf dem Festland bis September 1184 die Rebellion niederschlagen Konigin Herzogin Eleonore nahm er gefangen und seine Sohne unterwarfen sich wieder seiner Autoritat Um sich mit dem franzosischen Konig auszusohnen wurde 1174 eine zusatzliche Ehe zwischen Richard und der Prinzessin Alice Alix von Frankreich verhandelt Damit sollte auch eine Losung in dem lang anhaltenden Konflikt uber die Besitzrechte des normannischen Vexin mit seiner strategisch wichtigen Festung Gisors gefunden werden Das Vexin befand sich seit langerem in der Hand der Herzoge der Normandie und damit seit 1144 bei den Plantagenets was die franzosische Krone aber nie anerkannt hatte Um diesen Konflikt zu entscharfen sollte das Vexin als Mitgift fur Alice gelten durch deren Ehe mit Richard der Besitzstatus des Vexin legitimiert werden sollte Allerdings ging Richard in den folgenden Jahren dem Ehebund mit Alice beharrlich aus dem Weg und lieferte damit einen weiteren Konfliktgrund mit dem franzosischen Konigshaus Im Jahr 1180 starb Konig Ludwig VII von Frankreich und seine Nachfolge trat Konig Philipp II an mit dem der Gegensatz zwischen Kapetingern und Plantagenets in eine neue Phase trat Dabei konnte Heinrich II Kurzmantel zunachst als Schutzherr des jungen Konigs auftreten der sich in einem wechselseitigen Konflikt mit seiner Mutter den Grafen von Blois Champagne und dem Grafen von Flandern um die Regentschaft befand Nachdem sich Philipp II gegen seine Gegner durchgesetzt hatte nahm er sofort die nachste Gelegenheit wahr um sich mit seinem einstigen Beschutzer auseinanderzusetzen Als Anlass dazu diente ihm der Alice Vexin Konflikt und in die Hande spielte ihm erneuter Streit unter den Plantagenets Heinrich der Jungere forderte vom Vater nachdrucklich eine Beteiligung an der Macht Um einen erneuten gewaltsamen Streit zu vermeiden forderte Heinrich II Kurzmantel seine jungeren Sohne im Fruhjahr 1183 in Le Mans dazu auf ihrem alteren Bruder zu huldigen Dies aber lehnte Richard der seit der Gefangenschaft seiner Mutter faktisch allein in Aquitanien regierte ab In dem nun ausbrechenden Bruderkampf wurde der jungere Heinrich von Konig Philipp II mit Soldnern und Geld unterstutzt wahrend Richard die Unterstutzung vom Vater erhielt Zu Richards Gegnern gesellten sich auch seine eigenen Vasallen in Aquitanien die seit seiner Herrschaft einen standigen Unruheherd fur ihn bildeten Der Kampf endete jedoch nachdem im Juni 1183 uberraschend der jungere Heinrich starb Der Konflikt wurde darauf beendet indem Heinrich II Kurzmantel am 6 Dezember 1183 in Gisors Konig Philipp II fur alle Festlandsgebiete huldigte Ein weiterer Erfolg stellte sich fur Philipp II in der Bretagne ein nachdem 1184 Gottfried an seinen Hof zog und vermutlich ihm fur sein Herzogtum huldigte Dieses Territorium ging den Plantagenets damit faktisch verloren da sich die Ehefrau Gottfrieds nach dessen Tod 1186 entschieden gegen die Familie ihres Mannes stellte Die anschliessend anstehende Nachfolgefrage um das Samterbe der Plantagenets fuhrte sogleich zu neuem Streit in dieser Familie Konig Heinrich II favorisierte dabei seinen jungsten Sohn Johann dem er die Normandie ubertragen und den er mit der Prinzessin Alice Alix verheiraten wollte Diese faktische Enterbung Richards fuhrte diesen 1187 in ein Zweckbundnis mit Philipp II gegen den Vater Philipp II konnte dadurch bedeutende militarische Erfolge im unteren Berry erreichen wo er im Mai 1187 Issoudun und am 11 August 1188 Chateauroux einnehmen konnte Am 18 November 1188 huldigte Richard in Bonsmoulins dem franzosischen Konig neben Aquitanien auch fur Anjou und Normandie das ihm noch nicht einmal gehorte wodurch er aber den endgultigen Bruch mit seinem Vater besiegelte Der erschien 1189 mit einem Heer in Frankreich um den Kampf aufzunehmen wurde jedoch schnell von seinen Feinden besiegt und floh vor seinem Sohn nach Chinon Am 4 Juli 1189 musste sich Heinrich II Kurzmantel im Vertrag von Azay le Rideau geschlagen geben und alle Eroberungen Richards und Philipps II anerkennen Zwei Tage spater starb er in Chinon Richard Lowenherz gegen Philipp II August Bearbeiten Mit dem Tod des alten Heinrich zerfiel auch das Bundnis des nunmehrigen englischen Konigs und Alleinherrschers des angevinischen Reichs Richard mit Philipp II von Frankreich Obwohl Richard am 22 Juli 1189 in Chaumont en Vexin dem franzosischen Konig fur alle Festlandsbesitzungen huldigte verweigerte er weiterhin die dringlich geforderte Ehe mit Alice womit der Streit um das Vexin weiterhin aktuell blieb Ein tiefer greifendes Zerwurfnis blieb zunachst aus da sich beide Konige zur Durchfuhrung eines Kreuzzuges zur Ruckeroberung von Jerusalem verpflichtet hatten Richard vertraute fur die Zeit seiner Abwesenheit die Regentschaft im Reich ihm nahestehenden Gefolgsleuten an In England waren dies die chief justiciars Wilhelm von Longchamp und Hubert Walter Erzbischof von Canterbury nbsp Richard LowenherzIm Verlauf des Dritten Kreuzzuges den beide Konige 1190 antraten kam es dann aber zum Bruch zwischen ihnen nachdem Richard auf Zypern Berengaria von Navarra geheiratet und damit die Verstossung der Prinzessin Alice vollendet hatte Fur den franzosischen Konig stellte diese Zuruckweisung seines Vasallen einen erheblichen Ansehensverlust dar zumal Richard auch die Forderung auf die Restitution des Vexins an Philipp II ignorierte Der Konig von Frankreich beendete im Juli 1191 seinen Kreuzzug und kehrte in die Heimat zuruck wahrend Richard noch im heiligen Land blieb um gegen Saladin zu kampfen In dieser Zeit forcierte Philipp II den Kampf gegen Richard und fand in dessen Bruder Johann einen Verbundeten Prinz Johann verfolgte wahrend der Abwesenheit seines Bruders eigene Interessen nachdem er um eine mogliche Nachfolge im angevinischen Reich bangen musste Wahrend der Uberfahrt Richards in das heilige Land hatte dieser auf Sizilien mit dem dortigen Konig Tankred von Lecce ein Abkommen geschlossen das gegen die Italienpolitik Kaiser Heinrichs VI gerichtet war In diesem Abkommen versprach Richard die Hochzeit zwischen seinem Neffen Arthur von Bretagne und einer Tochter Konig Tankreds Damit hatte Richard den Neffen zum Nachfolger im Falle einer eigenen Kinderlosigkeit designiert was die Aussichten Johanns auf die Nachfolge in Frage stellte In der Folge opponierte Johann mit der Hilfe Philipps II in England gegen die von Richard eingesetzten Regenten was zu burgerkriegsahnlichen Zustanden fuhrte Zugleich fuhrte Philipp II Feldzuge in die Auvergne und die obere Normandie durch wo er mehrere Burgen erobern konnte Richards Verhalten auf dem Kreuzzug hatte zugleich Philipps II diplomatische Position in diesem Konflikt begunstigt der zunehmend europaische Ausmasse annahm Durch das sizilianische Abkommen Richards gewann Philipp II den Kaiser als naturlichen Verbundeten und durch eine Beleidigung gegenuber dem Herzog von Osterreich wurde der zu einem Feind Richards Auf der Ruckreise in die Heimat wurde Richard im Dezember 1192 in Osterreich vom Herzog gefangen genommen und an den Kaiser ausgeliefert Die Gefangennahme seines Rivalen nutzte Philipp II im Fruhjahr 1193 zu einem Angriff auf die Normandie wo er Burgen wie Pacy Ivry und vor allem das lang geforderte Gisors einnehmen konnte In einem durch Richard ermachtigten Friedensabkommen Mantes 9 Juli 1193 bekam Philipp II alle Eroberungen bestatigt Trotz der Haft Richards konnte Philipp II nun nur indirekt gegen ihn vorgehen da er aufgrund eigener familieninterner Probleme mit dem Papst in einen Konflikt geriet Philipp II forderte stattdessen Prinz Johann in seinen Ambitionen der im Gegenzug zum Verzicht auf die obere Normandie und die Touraine sowie im Falle einer erfolgreichen Ubernahme des englischen Thrones zu einer Lehnsnahme Englands zugunsten Frankreichs bereit war Willkommen waren fur Philipp II auch die notorisch aufruhrerischen Barone in Aquitanien die ebenso die Gefangenschaft ihres Lehnsherren fur einen abermaligen Aufstand gegen ihn nutzten In der Zwischenzeit konnte Richard seine Position gegenuber dem Kaiser verbessern indem er in Deutschland vermittelnd im Konflikt zwischen Staufern und Welfen wirkte und gegenuber dem Kaiser fur das englische Regnum huldigte Die schnelle Zahlung des Losegeldes bewirkte Anfang 1194 seine Freilassung Richard zog zuerst nach England wo er schnell die offentliche Ordnung wiederherstellte doch schon im Mai 1194 setzte er in die Normandie uber um dort seinen Bruder Johann zur Unterwerfung zu zwingen der fortan loyal zu Richard blieb England das Richard nie wieder betreten sollte liess er unter der Verwaltung seiner Vertrauten zuruck deren Aufgabe in erster Linie darin bestand die finanziellen Ressourcen zu beschaffen die er zur Finanzierung seines Krieges auf dem Festland benotigte England war neben der Normandie der am besten organisierte Teil des angevinischen Reichs Vor allem Richards Vater hatte dort die Errichtung eines Verwaltungs und Steuersystems betrieben das an Effizienz im Abendland seiner Zeit unubertroffen war Und doch nahm England in der Wahrnehmung Richards nur die Rolle einer Nebenprovinz ein deren schier unerschopfliche Geldreserven die finanzielle Hauptlast fur den Kreuzzug das Losegeld an den Kaiser und eines intensiven Burgenbaus in der Normandie Chateau Gaillard trug Diese Finanzpolitik fuhrte in der Endphase von Richards Herrschaft in England erstmals zu einer breiten Ablehnung unter den Baronen und der stadtischen Bevolkerung Auf einem Konzil in Oxford 7 Dezember 1197 auf dem Richards Statthalter sowohl vom Adel und dem Klerus neue Steuerbewilligungen verlangten ubte der Bischof von Lincoln Hugh von Avalon offentliche Kritik an den Geldforderungen des Konigs Der Bischof wies darauf hin dass Klerus und Adel Englands zwar zur Verteidigung des Konigreiches verpflichtet seien nicht aber zur Beteiligung an den dynastischen Konflikten seines Konigs auf dem Festland Ungeachtet dieses offen zu Tage tretenden Mangels eines angevinischen Reichsbewusstseins setzte Richard seinen Krieg fort Um englische Belange kummerte er sich nicht mehr was den Abfall der Waliser unter Lord Rhys zur Folge hatte In Frankreich konnte Richard schnell die Oberhand uber Philipp gewinnen nachdem er ihn im Juli 1194 bei Freteval geschlagen hatte und ihm mehrere Burgen abnehmen konnte Damit notigte er Philipp am 15 Januar 1196 zu einem Frieden in Louviers in dem Richard aber auch erstmals eigene Gebietsverluste an Philipp akzeptierte Darauf versuchte Richard im April 1196 die Kontrolle uber die Bretagne zuruckzugewinnen was aber seine Schwagerin Konstanze verhinderte indem sie ihren Sohn und Richards designierten Erben Arthur an den Hof nach Paris schickte Um sich fur seinen vorrangigen Kampf gegen Philipp zu entlasten strebte Richard auch einen Ausgleich mit dem Grafen Raimund VI von Toulouse an der trotz seiner Lehnsnahme stets gegen die Plantagenets aufbegehrt hatte In einem Abkommen erkannte Richard den Grafen in seinen Besitzungen an und verheiratete ihn mit seiner Schwester Johanna die mit dem Agenais als Mitgift ausgestattet wurde Im Juni 1196 nahm Konig Philipp II den Krieg wieder auf und eroberte die starke normannische Burg Aumale Richard begegnete dieser Offensive mit einem Bundnis mit dem Grafen von Flandern um Philipp so einen Zweifrontenkrieg aufzuzwingen Seine diplomatischen Aktivitaten dehnte er auch auf Deutschland aus wo er nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI die Wahl seines Neffen Otto von Braunschweig unterstutzte Im September 1198 konnte Richard erneut seinen Rivalen Philipp in der Schlacht bei Gisors personlich schlagen Unter papstlicher Vermittlung nahmen beide Parteien erneute Friedensgesprache auf in denen unter anderem eine Ehe des franzosischen Thronfolgers mit einer Nichte Richards vereinbart wurde Bevor Richard diesen neuen Frieden ratifizieren konnte starb er unerwartet im April 1199 auf einem Feldzug gegen einen rebellierenden Vasallen in Aquitanien Zusammenbruch unter Johann Ohneland Bearbeiten Begunstigt durch die Hilfe seiner Mutter die im Juli 1199 fur Aquitanien an Philipp II gehuldigt hatte wurde Johann relativ schnell in allen Teilen des angevinischen Reichs anerkannt obwohl es aufgrund unterschiedlicher Gewohnheiten im Erbrecht zu Unsicherheiten unter den Vasallen im Bezug auf die Erbrechte Arthurs von Bretagne kam Philipp II von Frankreich nutzte den Tod Richards und das Ausbleiben des Friedensabkommens um sofort den Krieg gegen seinen einstigen Verbundeten Johann zu beginnen Dabei gelangen ihm grossere Eroberungen in der Normandie wo sich ihm die Grafen von Evreux und Meulan unterwarfen Johann selbst ging dem Kampf aus dem Weg und zog nach England wo er seine Kronung begehen wollte Dadurch erreichte Philipp eine weit bessere Verhandlungsbasis als er sie noch gegenuber Richard besass Am 22 Mai 1200 akzeptierte Johann im Vertrag von Le Goulet erhebliche Gebietsverluste in der Normandie und im Berry zugunsten Philipps erhielt aber im Gegenzug von ihm die Anerkennung in allen anderen festlandischen Besitzungen nbsp Johann OhnelandDas anschliessende Fehlverhalten Johanns lieferte dem franzosischen Konig aber einen erneuten Vorwand um militarisch und auch gerichtlich gegen Johann vorzugehen Der hatte im August 1200 mit Isabella von Angouleme die Tochter eines seiner aquitanischen Vasallen entfuhrt und geheiratet Die Braut war aber zuvor schon mit einem Spross der Lusignanfamilie verlobt gewesen die nun ihrerseits in dieser Sache an Konig Philipp II appellierten der darauf einen Lehnsprozess gegen Johann aufnahm Nachdem Johann mehreren Aufforderungen vor dem Gericht zu erscheinen nicht nachkam wurde uber ihn 1202 ein Versaumnisurteil verhangt indem er all seiner Lehen in Frankreich fur verlustig erklart wurde Zur Durchsetzung des Urteils griff Philipp auf den Prinzen Arthur von Bretagne zuruck der dem franzosischen Konig fur alle angevinischen Besitzungen in Frankreich huldigte Trotz eines Sieges uber Arthur bei Mirebeau im Juli 1202 konnte Johann den Zusammenbruch des angevinischen Reichs nicht mehr aufhalten Nachdem sich seit dem Fruhjahr 1203 in Frankreich das Gerucht uber die Ermordung des gefangenen Prinzen Arthur durch Johann verbreitete fielen in faktisch allen angevinischen Territorien die Vasallen von ihm ab und unterstellten sich der direkten Herrschaft des Konigs von Frankreich Der konnte dadurch bis zum Jahr 1204 im Handstreich das gesamte Gebiet nordlich der Loire also Normandie Anjou Maine und Touraine unter seine Herrschaft bringen Und auch in Aquitanien und Gascogne brach die Plantagenetherrschaft noch im selben Jahr in sich zusammen nachdem die Konigin Herzogin Eleonore gestorben war Obwohl Johann dort als Herzog in der Rechtsnachfolge seiner Mutter stand zeigte er diesen Gebieten nur geringes Interesse und uberliess seine dortigen Vasallen weitestgehend sich selbst lediglich im Poitou und der Saintonge wurde seine nominelle Herrschaft durch eingesetzte Seneschalle aufrechterhalten Die Gascogne wurde 1206 kurzzeitig von Konig Alfons VIII von Kastilien besetzt der das Land als Mitgift seiner Frau einer Schwester Johanns betrachtete In einem im gleichen Jahr geschlossenen Abkommen hob Alfons VIII die Besetzung wieder auf Das zu Toulouse bestehende Lehnsverhaltnis war dagegen faktisch beendet Johanns tatsachlicher Herrschaftsraum begrenzte sich aber vor allem auf das englische Konigreich um dessen Belange er sich folglich starker als sein Bruder zu kummern versuchte Neben dem Ausbau der koniglichen Verwaltung brachte er gegenuber der Peripherie des Landes die Autoritat der Krone zur Geltung Im August 1209 erneuerte er bei Norham die englische Oberherrschaft uber den schottischen Konig die seit der Regierung Richards faktisch nicht mehr wahrgenommen wurde In Irland unterwarf Johann 1210 mit ausserster Harte jene normannische Lords die sich unter Richards Abwesenheit zu selbststandige Fursten aufgeschwungen hatten Danach betrieb er die Konsolidierung seiner Herrschaft durch die Etablierung einer koniglichen Zentralverwaltung nach englischem Vorbild und durch eine systematische Stadtepolitik z B Dublin Cork Ahnlich ging Johann die Unterwerfung der walisischen Fursten an die er in mehreren Feldzugen bis 1211 zur Anerkennung seiner Oberhoheit zwang Durch den Bau eines Burgensystems sicherte er seine Herrschaft in Wales zusatzlich ab Trotz dieser Erfolge geriet Johann in den folgenden Jahren gegenuber seinen englischen Baronen zunehmend in Bedrangnis Anlass dazu gab er selbst durch eine aggressive Kirchenpolitik die ihm die Exkommunikation einbrachte und durch die Fortfuhrung der Steuerpolitik seines Bruders die ihm vorrangig zur Ruckeroberung der familiaren Festlandsgebiete diente Fur dieses Ziel engagierte er sich fur seinen Neffen Kaiser Otto IV im deutschen Thronstreit gegen die Staufer um diesen als Alliierten gegen den Konig von Frankreich zu gewinnen Zusatzlich betrieb Johann eine intensive Bundnispolitik im fur die englische Exportwirtschaft wichtigen flamisch niederlandischen Raum gegen Frankreich Diese Aktivitaten fuhrten im Gegenzug zur Parteinahme Frankreichs fur den jungen sizilianischen Konig Friedrich II von Hohenstaufen als Gegenkandidaten zum welfischen Kaiser 1213 konnte Johann eine Invasion Frankreichs in England durch eine rechtzeitige Unterwerfung unter den Papst begegnen den er als Lehnsherr Englands anerkannte und dafur vom Bann gelost wurde Darauf entschloss sich das englisch welfische Bundnis im Folgejahr zu einer grossen Offensive gegen Frankreich nachdem die Position Kaiser Ottos im Reich durch die Ankunft Friedrichs zunehmend in Frage gestellt wurde Johann landete im Fruhjahr 1214 mit einem Heer im Poitou und drang in das Anjou vor um das Stammland seiner Familie zuruckzuerobern wahrend gleichzeitig Kaiser Otto mit einem Heer in Flandern vorruckte Am 2 Juli wurde Johann bei Roche aux Moines vom franzosischen Kronprinzen Ludwig VIII dem Lowen uberrascht und in einem kurzen Kampf in die Flucht geschlagen Wenige Wochen spater am 27 Juli konnte Konig Philipp II in der Schlacht bei Bouvines den entscheidenden Sieg uber den Kaiser erringen Mit der Niederlage bei Bouvines verlor Johann die letzte Chance das Reich seiner Familie wiederherzustellen Auch in England war seine Herrschaft nun gefahrdet da sich die Barone gegen ihn erhoben In der Magna Carta 12 Juni 1215 musste er ihnen weitreichende rechtliche Zugestandnisse und eine Beteiligung an der Macht gewahren Der Versuch dieser Entwicklung entgegenzuwirken fuhrte 1216 zu einem Abfall seiner Barone die dem franzosischen Kronprinzen die englische Krone anboten Prinz Ludwig konnte im Mai 1216 in London einziehen und weite Teile Englands unter seine Kontrolle bringen Nur der Tod Johanns am 26 Oktober in Newark rettete den Plantagenets den Thron nachdem sein Sohn Heinrich III umgehend zum Konig gekront und vom Papst anerkannt wurde Anschliessende militarische Erfolge der Anhanger Heinrichs III bei Lincoln und Sandwich fuhrten im September 1216 zu einem Abzug Ludwigs Der Vertrag von Paris 1259 Bearbeiten nbsp Frankreich wahrend und nach dem Ende des angevinischen ReichsNachdem Ludwig VIII den franzosischen Thron bestiegen hatte fuhrte er 1224 einen Feldzug in das Poitou wo sich ihm die letzten Anhanger der Plantagenet ergaben Nur die Gascogne konnte durch den Prinzen Richard von Cornwall gehalten werden Der Lehnsadel Aquitaniens trat in den folgenden Jahren in ein direktes Treueverhaltnis zur franzosischen Krone womit das aquitanische Herzogtum faktisch aufgelost wurde Konig Heinrich III von England war aber nicht bereit den Verlust zu akzeptieren Nachdem ehemals angevinische Territorien an Prinzen des franzosischen Konigshauses als Apanagen vergeben wurden entschloss er sich im Jahr 1242 zu einer Offensive gegen den jungen Konig Ludwig IX den Heiligen Aber schon wenige Tage nachdem er an der Kuste der Saintonge gelandet war wurde er am 21 Juli in der Schlacht bei Taillebourg geschlagen worauf er sich nach England zuruckziehen musste Obwohl Heinrich III weiterhin auf seine Anspruche nicht verzichten wollte fand mit der Niederlage bei Taillebourg der Kampf um das angevinische Reich damit sein Ende Die nachsten Jahre waren von mehreren Waffenstillstanden zwischen England und Frankreich gepragt Ahnlich wie schon sein Vater geriet Heinrich III mit den englischen Baronen in einen Machtkampf der auch sein Engagement auf dem Festland als Ursache hatte das die Barone nicht langer bereit waren mitzutragen Schliesslich sah sich Heinrich III zu einem dauerhaften Frieden mit Frankreich genotigt Nach der tatkraftigen Vermittlung seiner Ehefrau deren Schwester mit Ludwig IX von Frankreich verheiratet war kam es am 28 Mai 1258 zur Unterzeichnung des Vertrages von Paris der den annahernd einhundert Jahre wahrenden Kriegszustand zwischen den Plantagenets und der franzosischen Krone beendete Heinrich III erkannte darin die vorangegangenen Verluste der Plantagenets an die Krone Frankreichs an wurde im Gegenzug in dem Besitz der Gascogne Guyenne bestatigt und erhielt mit der Saintonge und Teilen des Angoumois und Perigords weitere Gebiete zuruckerstattet Der Vertrag wurde anschliessend von den englischen Baronen ratifiziert und trat am 5 Dezember 1259 in Paris mit der Huldigung Heinrichs III fur seine franzosischen Besitzungen gegenuber Ludwig IX in kraft Erbe BearbeitenDie Ara des angevinischen Reichs bildete den Hohepunkt in der Geschichte des franzosischen Feudalismus der mit dem Zusammenbruch der karolingischen Herrschaft im 10 Jahrhundert seinen Anfang nahm Weder vor noch nach den Plantagenets konnte eine Familie eine solch herausragende Machtposition in Frankreich einnehmen die selbst das Konigtum in ihren Schatten stellte Dennoch nahm gerade das Angevinerreich fur die weitere Entwicklung des kapetingischen Konigtums eine entscheidende Rolle ein Trotz ihrer Schwache konnten die Kapetinger ihre Stellung an der Spitze der Lehnspyramide behaupten und damit jederzeit ihre Vasallen und damit auch die Plantagenets lehnsrechtlich belangen In den Anstrengungen zur Uberwindung der Plantagenets nahmen sie die Herausbildung einer komplexen auf ihre Dynastie zugeschnittenen Herrschaftsideologie in Angriff die zur Bildung eines Zusammengehorigkeitsgefuhls in den Regionen des gesamten franzosischen Regnums inbegriffen der angevinischen Territorien beitragen sollte Konig Philipp II seit der Schlacht von Bouvines auch Augustus genannt war der erste Kapetinger der sich rex Franciae Konig von Frankreich und nicht mehr rex Francorum Konig der Franken nannte Mit der zeitgleich einsetzenden Ruckbesinnung auf die universelle Herrschaftsauffassung Karls des Grossen schufen die Kapetinger eine zusatzliche Legitimation einer ungeteilten Herrschaft uber das franzosische Konigreich nbsp Johann Ohneland unterzeichnet die Magna Carta Historisierende Darstellung aus der Cassell s History of England Century Edition 1902 Diese Entwicklungen gingen an den Herrschern des angevinischen Reichs namentlich Heinrich II Plantagenet und Richard Lowenherz nahezu spurlos voruber Zwar versuchte besonders Richard durch eine ideelle Anknupfung an den mythischen Britenkonig Artus sein englisches Konigtum zu erhohen Excalibur Artusgrab in Glastonbury und durch die Verbindung mit der Idee einer Britannica die englische Oberherrschaft auf den Inseln zu legitimieren doch beschrankten sich diese Massnahmen auch ausschliesslich auf England und seine britischen Nachbarn Bezogen auf das Festland haben es beide Konige versaumt die strukturellen Defizite ihres Landerkomplexes durch institutionelle Reformen wie der Bildung eines einheitlichen Verwaltungsapparats und Rechtssystems zu beheben Ebenso gelang es ihnen hier nicht ein Einheitsgefuhl unter ihren Untertanen zu erreichen Die Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft beruhte einzig auf militarischer Starke mit denen sie Opponenten niederwerfen Angriffen von aussen begegnen und dynastische Interessen gegenuber ihren Untertanen durchsetzen konnten Diese Herrschaftsfuhrung erweckte bei ihren Vasallen nicht selten den Anschein einer angevinischen Despotie und begunstigte damit deren schnellen Abfall zum franzosischen Konig in den ersten Regierungsjahren Johanns Letztlich konnten die Plantagenets nur in England ihre Herrschaft erhalten wo sie ihr Uberleben erst durch eine Teilung der Macht nach dem gewaltsamen Aufbegehren ihrer Barone gewahrleisten konnten Darin liegt auch die Bedeutung des angevinischen Reichs fur die Geschichte Englands Wurde England durch die Etablierung eines franko normannischen Adels seit der Eroberung durch den Normannenherzog Wilhelm im Jahr 1066 kulturell und politisch stark vom franzosischen Festland beeinflusst schlug das Inselreich unter den ersten Plantagenetkonigen einen eigenen geschichtlichen Kurs ein Die wachsende Opposition der Barone des Konigreiches hervorgerufen durch eine bedenkenlose Ausbeutung seiner finanziellen Ressourcen fur dynastische Interessen auf dem Festland fuhrte zur Herausbildung eines politischen Selbstbewusstseins des baronialen Standes Die dem Konig in der Magna Carta abgerungenen politischen Zugestandnisse losten eine entscheidende Weichenstellung in der Verfassungsgeschichte Englands aus Und nicht zuletzt begunstigte der Zusammenbruch des angevinischen Reiches die Entwicklung einer englischen Nationalidentitat Durch den Besitz der Guyenne blieben die Plantagenets weiterhin in Vasallitat zu Frankreich wenngleich sie im weiteren geschichtlichen Verlauf vor allem als souverane Konige von England auftraten Die Auflosung dieses Lehnsverhaltnisses und der Streit uber die Verfugungsgewalt auf das Agenais das nach dem Aussterben der Grafen von Toulouse mit der franzosischen Krondomane vereint wurde legte den Anlass fur weitere Konflikte zwischen England und Frankreich die massgebliche Ursachen fur den Ausbruch des Hundertjahrigen Krieges im 14 Jahrhundert beisteuerten Literatur BearbeitenMartin Aurell L Empire des Plantagenet 1154 1224 Collection Tempus 81 Editions Perrin Paris 2004 ISBN 2 262 02282 8 Dieter Berg Die Anjou Plantagenets Die englischen Konige im Europa des Mittelalters 1100 1400 Kohlhammer Urban Taschenbucher Bd 577 Kohlhammer Stuttgart 2003 ISBN 3 17 014488 X Dieter Berg Richard Lowenherz Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2007 ISBN 978 3 534 14511 9 Jean Favier Les Plantagenets Origine et destin d un empire XIe XIVe siecles Editions Fayard Paris 2004 ISBN 2 213 62136 5 Normdaten Geografikum GND 4079778 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Angevinisches Reich amp oldid 232733785