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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Anjou Begriffsklarung aufgefuhrt Anjou ist der Name einer historischen Provinz Frankreichs mit der Hauptstadt Angers Die Region liegt am unteren Tal der Loire und ist heute vor allem als Weinbaugebiet bekannt Sie entspricht in ihrem Umfang im Wesentlichen dem heutigen Departement Maine et Loire und dem nordlichen Teil des Departements Vienne 8975 km Das Wappen des AnjouDas Wappen der Provinz entspricht dem der Herzoge von Anjou aus dem Haus Anjou Valois AnjouInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Wappen 1 2 Antike und Fruhmittelalter 1 3 Hochmittelalter 1 3 1 Die Grafschaft Anjou 1 3 2 Das angevinische Reich 1 3 3 Anjou Capet 1 4 Spatmittelalter 1 5 Neuzeit 2 Weiteres 3 WeblinksGeschichte BearbeitenWappen Bearbeiten Beschreibung In Blau mit rotem Bord drei goldene Lilien Antike und Fruhmittelalter Bearbeiten Die Region des spateren Anjou wurde ursprunglich vom keltischen Volksstamm der Andecaver bewohnt die wahrend des gallischen Krieges 58 bis 50 vor Christus des romischen Politikers Gaius Iulius Caesar dem romischen Reich unterworfen wurden Nach der Teilung Galliens durch Kaiser Augustus 17 nach Christus gehorte das Anjou der Provinz Gallia Lugdunensis an Nach dem Zerfall des romischen Reiches in der Zeit der Volkerwanderung lag das nordlich der Loire gelegene Gebiet Anjous im Herrschaftsbereich des Syagrius wahrend das Gebiet am Sudufer dem Westgotenreich angehorte Der Frankenkonig Chlodwig I besiegte nacheinander Syagrius in der Schlacht von Soissons 486 und die Westgoten in der Schlacht von Vouille 507 worauf das Anjou in das Frankische Reich eingegliedert wurde Dort war es bedingt durch die haufigen Herrschaftsteilungen der Merowinger dem Teilreich von Neustrien und nach der Teilung des Reiches unter der Dynastie der Karolinger im Vertrag von Verdun 843 dem Westfrankenreich zugehorig Hochmittelalter Bearbeiten Die Grafschaft Anjou Bearbeiten nbsp Das Anjou rot umgrenzt heutige Departementsgrenzen nbsp Schloss Montsoreau erbaut um 1000 durch Fulko III Nerra Nachdem in den Jahren 845 und 852 Angers von den Normannen geplundert worden war richtete Konig Karl II der Kahle die neustrische Mark ein und unterstellte diese Robert dem Starken dem Stammvater der Robertiner Robert fiel 866 in der Schlacht von Brissarthe und seine Sohne Odo und Robert bestiegen in den folgenden Jahren in Konkurrenz zu den Karolingern den westfrankischen Thron Roberts Sohn Herzog Hugo der Grosse setzte zur besseren Verwaltung seiner Territorien Vizegrafen als Stellvertreter ein so in Angers Ingelger der zum Begrunder des ersten Hauses Anjou wurde Dessen Sohn Fulko I der Rote nahm eigenmachtig den Titel eines Grafen an was von Herzog Hugo um 930 anerkannt wurde Raumlich wurde das Anjou im Westen von den Grafschaften Nantes und Rennes die zum Herzogtum Bretagne gehorten im Norden von der Grafschaft Maine im Osten von der Grafschaft Tours Touraine und im Suden von der Grafschaft Poitou die ein Teil des Herzogtums Aquitanien war umgeben Nachdem die Zentralgewalt der Konige nach der Thronbesteigung 987 des ersten Kapetingers Hugo Capet den die Grafen von Anjou unterstutzten immer mehr auf die Ile de France zuruckgedrangt wurde stieg das Haus Anjou zu einer dominierenden Macht in Westfrankreich auf Graf Fulko III Nerra schlug 992 in der zweiten Schlacht von Conquereuil die Bretonen und dehnte seinen Einfluss durch einen umfangreichen Burgenbau bis in die Bretagne Touraine und Maine aus Samtliche Burgen bestanden aus Stein was in der damaligen Zeit eine Besonderheit darstellte In der Schlacht bei Pontlevoy 1016 konnte er ein Vordringen des rivalisierenden Hauses Blois abwehren Gottfried II Martel erweiterte die Grafschaft 1033 nach einem Sieg uber den Herzog von Aquitanien um Moncontour Mirebeau und Loudun Er fasste in der Saintonge Fuss und siegte 1044 in der Schlacht bei Nouy erneut uber die Grafen von Blois wodurch die Grafschaft Tours fur Anjou gewonnen werden konnte Mit Graf Gottfried III dem Bartigen folgte 1060 das zweite Haus Haus Chateau Landon in der Grafschaft Anjou nach Gottfried III wurde 1068 von seinem Bruder Fulko IV dem Griesgramigen verdrangt Dessen Sohn Fulko V der Jungere konnte 1109 den Konflikt uber die Kontrolle des Maine gegen die Herzoge der Normandie fur sich entscheiden Fulko V zog in seinen spateren Jahren in das heilige Land wo er durch Heirat zum Konig von Jerusalem aufstieg und dort eine Anjou Dynastie begrundete die bis 1205 herrschte Das angevinische Reich Bearbeiten Hauptartikel Angevinisches Reich Fulko hinterliess seine Besitzungen seinem altesten Sohn Gottfried V dem Schonen Dieser hatte die Angewohnheit einen Ginsterzweig lateinisch planta genesta als Helmzier zu tragen und wurde daher Plantagenet genannt Diese Bezeichnung setzte sich unter seinen Nachkommen als Dynastiename fort die unter diesen Namen in das Zentrum der mittelalterlichen Geschichte Europas ruckten Gottfried stand durch seine Ehe mit der Erbin des anglonormannischen Reiches Mathilde am Anfang der in der modernen Forschung als angevinisches Reich Reich von Anjou bezeichneten Landeransammlung dieser Dynastie welche zu einem bedeutenden Machtfaktor im westlichen Europa wurde Im Kampf gegen Mathildes Kontrahenten Stephan von Blois unterwarf Gottfried 1144 die Normandie Beider Sohn Heinrich erweiterte den Besitz seiner Familie 1152 durch Heirat mit der Herzogin Eleonore von Aquitanien die die Herzogtumer Aquitanien und Gascogne mit in die Ehe brachte Nach dem Tod Stephans von Blois 1154 folgte er als Heinrich II diesem als Konig von England nach womit sich der Einflussbereich der Plantagenets von den Pyrenaen bis an die Sudgrenze Schottlands erstreckte nbsp Das Angevinische Reich um 1180 in rot Dabei ist zu beachten dass es sich bei diesem angevinischen Reich weder um ein englisches Reich noch um ein in sich geschlossenes Staatsgebilde handelte Die kontinentalen Besitzungen der Plantagenets waren Lehen des franzosischen Konigreiches daher die Plantagenets fur diese Gebiete Vasallen des franzosischen Konigs So huldigte zum Beispiel Heinrich II im Jahr 1156 Konig Ludwig VII dem Ex Ehemann seiner Frau fur die betreffenden Gebiete Dennoch war es das Ziel der franzosischen Konige die Macht der Plantagenets einzuschranken Dabei verstand es Konig Philipp II deren internen Familienkonflikt auszunutzen bei dem sich die Sohne mehrfach gegen den Vater Heinrich II erhoben teilweise ermutigt und unterstutzt durch deren Mutter Eleonore von Aquitanien Als deren Sohn Richard auf Betreiben der Mutter im November 1188 unter anderem auch fur Anjou Konig Philipp II huldigte loste er damit ein weiteres Mal einen Konflikt mit dem Vater Heinrich II aus Der bedrangte Heinrich musste im Vertrag von Azay le Rideau Juli 1189 erneut den franzosischen Konig als Lehnsherren anerkennen und ihm mehrere Gebiete abtreten Im Mai 1194 eroffnete Konig Philipp II einen Krieg gegen den inzwischen zum Konig gewordenen Richard I Lowenherz des Ziels dessen Territorien zu beschlagnahmen doch konnte Richard durch Siege bei Freteval 1194 und Gisors 1198 diese Offensive abwehren und Philipp zu einem demutigenden Frieden zwingen Der Tod Richards im April 1199 sollte jedoch das Ende des angevinischen Reiches einleiten Richards Nachfolger Johann Ohneland konnte einen erneuten Zugriff Konig Philipps II auf das Plantagenet Reich zuvorkommen indem er im Mai 1200 den Lehnseid fur alle Festlandsbesitzungen der Plantagenets auf den franzosischen Konig ablegte Doch wenige Monate spater heiratete Johann die aquitanische Adelige Isabella von Angouleme Deren erster Verlobter Hugo X von Lusignan klagte den englischen Konig bei dessen Lehnsherren dem franzosischen Konig der Brautentfuhrung an und gab somit Konig Philipp die Moglichkeit einen Hofgerichtsprozess gegen Johann in die Wege zu leiten Nachdem Johann mehrere Vorladungen vor diesem Tribunal nicht nachkam wurde ein Versaumnisurteil uber ihn gesprochen indem er all seiner Festlandsbesitzungen fur verlustig erklart wurde Im Juni 1202 begann Konig Philipp mit der Vollstreckung des Urteils und marschierte mit einem Heer in die Touraine und anschliessend in das Anjou ein Dabei belagerte sein Protege Herzog Arthur I von Bretagne im Juli des Jahres die eigene Grossmutter Eleonore von Aquitanien in der Burg von Mirebeau Johann befreite seine Mutter indem er das Belagerungsheer schlug und seinen Neffen gefangen setzen konnte Als Arthur ein Jahr spater in seiner Gefangenschaft starb fielen die meisten von Johanns Vasallen von ihm ab und unterwarfen sich Konig Philipp Im Oktober 1206 verzichtete Johann in einem Waffenstillstand auf alle Gebiete nordlich der Loire Der Kampf sollte dennoch weitergehen als 1208 der deutsche Konig Philipp von Schwaben ermordet wurde Daraufhin konnte sich Johanns Neffe Otto von Braunschweig als alleiniger Konig ab 1209 Kaiser in Deutschland durchsetzen Beide gingen daraufhin ein Bundnis gegen Frankreich ein Im Fruhjahr 1214 drang Johann mit einem Heer in das Anjou ein mit dem Ziel es seinem Hause zuruckzuerobern Der konigliche Seneschall von Anjou Guillaume des Roches der einst ein Gefolgsmann Richard Lowenherz war verschanzte sich in der Burg von Roche aux Moines heute Savennieres welche Johann sofort belagerte Am 2 Juli erschien Prinz Ludwig VIII mit einem Heer vor der Burg und schlug Johann nach einem kurzen Gefecht in die Flucht wenige Tage spater siegte Ludwigs Vater in der Schlacht von Bouvines uber das Heer des Kaisers Johann Ohneland leistete daraufhin in einem zu Chinon geschlossenen Vertrag erneut seinen Verzicht auf die Loiregebiete Das angevinische Reich fand damit sein Ende Die Plantagenets blieben noch bis 1485 im Besitz der englischen Krone und sollten auch in Frankreich noch einige Gebiete halten doch das Anjou wurde der Krondomane eingegliedert Anjou Capet Bearbeiten nbsp Festungswerke von Schloss Angers erbaut um 1230 durch Ludwig IX Das Anjou wurde nun von der Krone direkt regiert bis Konig Ludwig IX seinen jungeren Bruder Prinz Karl I 1246 mit der Grafschaft belehnte Ludwig IX kam damit dem Testament seines Vaters Konig Ludwig VIII nach Karl I von Anjou galt als skrupelloser Machtmensch und war einer der machtigsten Manner Europas seiner Zeit Er beendete 1266 die Herrschaft der Staufer in Unteritalien deren Konigreich von Sizilien er ubernahm Dort begrundete Karl die kapetingische Seitenlinie der Anjou die bis 1435 in Neapel regierte Weiterhin stammten von ihm die ungarischen Konige von 1301 bis 1386 ab Die Grafschaft Anjou selber sollte nicht lange bei der Dynastie verbleiben Spatmittelalter Bearbeiten Anjou ValoisAnlasslich der Hochzeit von Marguerite d Anjou der Tochter Karls II von Neapel mit dem franzosischen Prinzen Karl von Valois im Jahre 1290 wurde ihr das Anjou als Mitgift in die Ehe gegeben 1297 wurde die Grafschaft zusatzlich mit der Wurde einer Pairie ausgestattet Beider Sohn bestieg 1328 als Philipp VI den franzosischen Konigsthron und begrundete so die Dynastie Valois Dabei wurde auch das Anjou wieder mit der Krondomane vereint Konig Johann II apanagierte 1360 seinen zweiten Sohn Ludwig I mit dem Anjou welches er zugleich zu einem Herzogtum aufwertete Ebenso wie die vorangegangenen Anjous engagierte sich die von Ludwig begrundete Valois Seitenlinie von Anjou in Unteritalien nachdem er 1380 von der Konigin Johanna I von Neapel adoptiert und als ihr Gesamterbe anerkannt wurde Von Ludwigs Nachkommen bestieg allerdings nur der gute Konig le bon roi Rene kurzzeitig den Konigsthron von Neapel Nach dem Tod des letzten Herzogs Karl IV 1481 zog Konig Ludwig XI das Anjou als erledigtes Lehen wieder der Krondomane ein Der Titel eines Herzogs von Anjou wurde im weiteren Verlauf der franzosischen Monarchie an diverse konigliche Prinzen verliehen Das Anjou war in der Zeit der Valois Herzoge ein Schauplatz des Hundertjahrigen Krieges Nach der Invasion Nordfrankreichs durch Heinrich V von England siegte im Marz 1421 die Armee des Dauphin Karl VII im Verbund mit schottischen Truppen in der Schlacht von Bauge uber die Englander Das Anjou wurde in der Folge von einer langeren englischen Besetzung verschont Neuzeit Bearbeiten nbsp Die Seneschallate des Anjou im 18 JahrhundertAls Konig Philipp II nach dessen Sieg uber die Plantagenets das Anjou erstmals der Krondomane zufuhrte wurde die konigliche Autoritat in dieser Region durch einen Seneschall Senechal vertreten der seinen Sitz in Angers hatte Mit der Zeit wurden mehrere Unterseneschallate Senechaussees secondaires in Bauge Beaufort Chateau Gontier und La Fleche dem Seneschall in Angers der nunmehr die Funktion eines Oberseneschalls Senechaussee principales wahrnahm unterstellt Konig Franz I richtete um 1544 zusatzlich Seneschallate in Loudun und Saumur ein Die drei Verwaltungseinheiten waren seit 1542 gemeinsam mit den Seneschallaten der Touraine und Maine in der Generalite von Tours zusammengefasst Wahrend der Religionskriege im 16 Jahrhundert gehorte das Anjou uberwiegend der katholischen Liga an Der Herzog von Anjou der spatere Konig Heinrich III eroberte 1568 das von den protestantischen Hugenotten gehaltene Loudun und schlug diese unter dem Amiral de Coligny im Oktober 1569 in der Schlacht bei Moncontour Zwei Tage nach der Bartholomausnacht in Paris 24 August 1572 fielen in Angers mehrere Hugenotten den Massakern zum Opfer Konig Heinrich IV wies den Hugenotten in dem 1598 erlassenen Edikt von Nantes die Stadt Saumur als Sicherheitsplatz places de surete zu wo sie eine ihrer bedeutendsten Akademien grundeten Wahrend der 1789 einberufenen Generalstande war das Anjou mit 24 Abgeordneten 16 fur Angers und je 4 fur Saumur und Loudun vertreten Nach dem Ausbruch der franzosischen Revolution Juli 1789 wurden die Provinzen Frankreichs per Beschluss der Nationalversammlung 1790 durch Departements ersetzt Das Anjou wurde dabei zu seinem grossten Teil in das Departement Mayenne et Loire das spater in Departement Maine et Loire umbenannt wurde eingegliedert Das Seneschallat von Loudun und das Land um Mirebeau und Moncontour wurden dem Departement Vienne zugeteilt wo dieses Gebiet seither die westliche Halfte des Arrondissement Chatellerault bildet Die Stadt Richelieu kam zum Departement Indre et Loire Craon und Chateau Gontier zum Departement Mayenne sowie La Fleche zum Departement Sarthe Weiteres BearbeitenDas Lothringer Kreuz wird in Frankreich auch Croix d Anjou genannt Dieses Symbol war das Siegel der Valois Herzoge von Anjou die von 1431 bis 1473 auch in Lothringen regierten Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anjou Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Anjou Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Die Seite des Fremdenverkehrsamtes AnjouNormdaten Geografikum GND 4002074 5 lobid OGND AKS LCCN n84083917 VIAF 131398538 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anjou amp oldid 234752183