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Karl VII der Siegreiche franzosisch Charles VII le Victorieux der Siegreiche le Bien Servi der Wohlbediente 22 Februar 1403 in Paris 22 Juli 1461 in Mehun sur Yevre war von 1422 bis 1461 Konig von Frankreich Er war der funfte Konig aus der Linie Valois der kapetingischen Dynastie und der erste der so genannten Loire Konige Ihm gelang mit der Hilfe Jeanne d Arcs zunachst die Wende im Hundertjahrigen Krieg bevor er 1453 mit der Vertreibung der Englander aus Frankreich den endgultigen Sieg errang Frankreich wandelte sich unter seiner Herrschaft von einem grossen Lehensverband zunehmend zum Nationalstaat Karl VII Portrat von Jean Fouquet zwischen 1445 und 1450 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend Machtkampf um die Thronfolge 1 2 Heirat mit Marie d Anjou und Nachkommen 1 3 Hof zu Bourges Kriegswende durch Jeanne d Arc 1 4 Weiterer Kriegsverlauf bis zum Vertrag von Arras 1 5 Einnahme von Paris Verwaltungsreform Kirchenpolitik 1 6 Adelsverschworung Waffenstillstand mit England 1 7 Heeresreform 1 8 Agnes Sorel 1 9 Siegreiche Beendigung des Hundertjahrigen Krieges 1 10 Letzte Regierungsjahre und Tod 2 Bilder 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenJugend Machtkampf um die Thronfolge Bearbeiten Karl VII war das elfte Kind und der funfte Sohn des franzosischen Konigs Karl VI und dessen Gemahlin Isabeau de Baviere Er wuchs zu einer Zeit auf in der es in Frankreich an internen Konflikten um Einfluss am Hof des zeitweise an einer Geisteskrankheit leidenden und dann regierungsunfahigen Karl VI nicht mangelte Zunachst standen sich dabei insbesondere der jungere Bruder des Konigs Ludwig von Orleans sowie der Burgunderherzog Philipp der Kuhne und nach dessen Tod 1404 dessen Sohn und Nachfolger Johann Ohnefurcht gegenuber bis Letzterer Ludwig von Orleans 1407 ermorden liess In der Folge kam es zur offenen Konfrontation zwischen den Bourguignons der Partei der Herzoge von Burgund einerseits und den Anhangern des Hauses Orleans sowie Armagnac andererseits Konig Heinrich V von England nutzte die innerfranzosischen Spannungen zur Wiederaufnahme des Versuchs Frankreich zu erobern und errang 1415 einen bedeutenden Sieg bei Azincourt Uber die Erziehung Karls in dieser spannungsgeladenen Zeit ist wenig bekannt Am 18 Dezember 1413 fand seine Verlobung mit Marie d Anjou statt die eine Tochter des Herzogs von Anjou und Titularkonigs von Sizilien Ludwig II und der Jolanthe von Aragon war Seine Schwiegermutter Jolanthe ubte lange Zeit grossen Einfluss auf ihn aus Die beiden altesten Bruder Karls waren noch im Kindesalter verstorben und auch seine beiden darauf folgenden alteren Bruder Louis und Jean fanden einen fruhen Tod so dass er 1417 zum Dauphin avancierte Damals war er bereits Graf von Ponthieu und Herzog von Touraine und wurde von seinem Vater zusatzlich zum Herzog von Berry und Grafen von Poitou sowie zum Generalleutnant im Konigreich erhoben Er war seiner Mutter entfremdet und verband sich mit den zu dieser Zeit in Paris herrschenden Armagnacs konnte aber in der Nacht vom 28 auf den 29 Mai 1418 nur mit knapper Not den in die Hauptstadt eindringenden Bourguignons entkommen Er nahm in Bourges seine Residenz und beanspruchte den Titel eines Regenten von Frankreich fur sich Burgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons Am 10 September 1419 wurde Johann Ohnefurcht bei einem Versuch den Konflikt zwischen Burgundern und Armagnaken beizulegen auf der Yonne Brucke zu Montereau ermordet Karl war bei dieser Mordtat anwesend die nach seiner Darstellung Notwehr in einem spontan aufgeflammten Streit dargestellt habe wahrend sie nach der wohl glaubwurdigeren Behauptung der Burgunder ein wohlvorbereitetes Attentat gewesen sei Spater sollte Karl nach einem mit dem Sohn von Johann Philipp dem Guten geschlossenen Vertrag eine Strafe ableisten tat dies aber nie Philipp dessen Partei das Konigspaar Karl VI und Isabeau ergriffen hatte ging jedenfalls durch den Vertrag von Troyes 21 Mai 1420 eine Allianz mit Heinrich V von England ein Demgemass wurde der Dauphin Karl den seine Eltern verstossen hatten von der Thronfolge ausgeschlossen stattdessen sollte Heinrich V nach dem Tod Karls VI dessen Nachfolger und somit in Personalunion Konig von England und Frankreich werden Heinrich V liess Karl auch 1421 durch das Parlement de Paris des Throns verlustig erklaren Seit 1420 kamen ferner Geruchte zur Untergrabung der Stellung Karls in Umlauf die Zweifel an seiner Legitimitat wecken sollten Isabeau habe namlich einst aussereheliche Affaren so mit Ludwig von Orleans unterhalten Wahrend die verbundeten Englander und Burgunder ganz Nordfrankreich beherrschten hatte der enterbte Dauphin Teile Zentral und Sudfrankreichs unter seiner Kontrolle 1 Heirat mit Marie d Anjou und Nachkommen Bearbeiten Im April 1422 vermahlte sich Karl VII zu Bourges mit seiner bisherigen Verlobten Marie d Anjou Sie hatten folgende Kinder Ludwig XI 3 Juli 1423 30 August 1483 nachmaliger Konig von Frankreich Radegunde 1425 19 Marz 1445 Siegmund von Habsburg Tirol dem Munzreichen versprochen aber vor der Eheschliessung verstorben Johann 1426 Katharina 1428 13 Juli 1446 Herzog Karl der Kuhne von Burgund Jakob 1432 2 Marz 1438 Yolande 23 September 1434 28 August 1478 Herzog Amadeus IX von Savoyen Johanna 1435 1440 4 Mai 1482 Herzog Jean II de Bourbon Philipp 4 Februar 1436 2 Juli 1436 Marguerite Mai 1437 24 Juli 1438 Johanna 7 September 1438 26 Dezember 1446 Marie 7 September 1438 14 Februar 1439 Marie 1441 Magdalena 1 Dezember 1443 24 Januar 1495 Gaston von Foix 1444 1470 Mutter von Konig Franz von Navarra und Konigin Katharina von Navarra Karl 28 Dezember 1446 24 Mai 1472 nachmaliger Herzog von Berry Normandie Champagne und GuyenneHof zu Bourges Kriegswende durch Jeanne d Arc Bearbeiten Nach dem Tod Heinrichs V und Karls VI 1422 wurde der erst einjahrige Sohn des englischen Konigs Heinrich VI in Paris als franzosischer und englischer Konig anerkannt Der Bruder Heinrichs V Herzog Johann von Bedford nahm nun als Regent Nordfrankreichs tatkraftig die Interessen seines unmundigen Neffen am Kontinent wahr und hielt Philipp den Guten und den Herzog Johann VI von der Bretagne fest auf seiner Seite Doch auch Karl VII hatte sich trotz seiner anfanglich truben Aussichten nach dem Ableben seines Vaters am 30 Oktober 1422 in Mehun sur Yevre zum Konig proklamieren lassen Sein Hof in Bourges entwickelte sich zum Zentrum all jener einflussreichen Parteien Frankreichs die den anglo burgundischen Bundnispartnern widerstrebten Wohl mit bedingt durch traumatische Erlebnisse wie seine Flucht vor den Bourguignons aus Paris und Sorge um seine personliche Sicherheit nach den Morden an den Parteihauptern Ludwig von Orleans und Johann Ohnefurcht war Karl VII vorsichtig misstrauisch insbesondere im Umgang mit fremden Personen Ferner war er sehr fromm und aberglaubisch aber dabei im Rahmen der damaligen Zeit bleibend und an Musik und Literatur interessiert ohne deswegen spater als grosser Mazen hervorzutreten Personlicher Kriegseinsatz und Jagd waren nicht seine Sache 2 Aus politischen und okonomischen Grunden schien es Bedford geraten durch einen gezielten Angriff auf die von seinem Gegenspieler gehaltenen Gebiete moglichst rasch ganz Frankreich zu erobern Am 31 Juli 1423 bei Cravant Departement Yonne und am 17 August 1424 in der Schlacht von Verneuil Eure schwer geschlagen wurde das Heer Karls VII durch die verbundeten Englander und Burgunder hinter die Loire getrieben so dass die Feinde Karl spottweise den Konig von Bourges wo er sich meist aufhielt nannten Die Provinz Maine fiel in die Hande Bedfords doch hatten die Englander noch keine Entscheidung errungen Karl VII dem im Exil der Aufbau einer funktionierenden Administration gelang kamen interne Spannungen zwischen seinen Gegnern zustatten so der Streit des englischen Regenten Humphrey von Gloucester mit dem burgundischen Herzog wegen des Besitzes von Hennegau Holland Zeeland und Friesland Auch wenn die Englander etwa im August 1425 Le Mans einnahmen gelangen ihnen in den nachsten Jahren keine spektakularen Fortschritte Die territoriale Situation unter Karl VII im Jahre 1429 Territorien kontrolliert durch den duc de Bourgogne Philipp III Burgund Territorien kontrolliert durch Heinrich VI England Territorien kontrolliert durch Karl VII franz Charles VII Wichtige Platze kriegerischer Auseinandersetzung rotgestrichelt Uberfalle durch die englischen Truppen 1415 blaugestrichelt Wege von Jeanne d Arc nach Reims 1429Anfang 1425 verlieh Karl VII einem Bruder Herzog Johanns VI von der Bretagne und Schwager Philipps des Guten Arthur von Richemont der zu ihm ubergetreten war die Wurde eines Connetable Nachdem Karl VII 1426 zusatzlich am Attentat auf Johann Ohnefurcht Beteiligte wie Jean Louvet und Tanneguy III du Chastel aus seiner Umgebung entfernt hatte huldigte ihm der Herzog von der Bretagne Ferner fanden Ausgleichsbemuhungen mit dem Burgunderherzog statt Johann Bastard von Orleans spater Graf von Dunois besiegte 1427 den Grafen von Warwick bei Montargis und zwang die Englander zum Abzug Als aber Johann VI sich im September 1427 wieder fest den Englandern anschloss fiel der Connetable von Richemont bei Karl VII in Ungnade und wurde durch Georges de La Tremoille gesturzt Solche politischen Kampfe fanden haufig am Hof Karls VII wahrend dessen fruhen Regierungsjahren statt Laut dem Geschichtsschreiber Georges Chastellain bediente und entledigte sich der Konig unbedenklich seiner Berater 3 Im Sommer 1428 entschloss sich Bedford einen entscheidenden Militarschlag zu fuhren zu diesem Zweck Orleans die wichtigste Stadt an der Loire einzunehmen und daraufhin uber diesen Fluss vordringend allmahlich die sudfranzosischen Provinzen zu erobern Thomas Montagu 4 Earl of Salisbury bemachtigte sich der kleineren Ortschaften nahe Orleans und begann mit der Belagerung der Stadt Zwar war der von Heerfuhrern wie Johann Bastard von Orleans und La Hire verteidigte Ort gut befestigt und seine Einwohner zum aussersten Widerstand bereit doch ersturmten die Englander im Oktober 1428 die Befestigungen sudlich der Loire Trotz des Todes Salisburys gelang es ihnen die Stadt unter dem Kommando des Earl von Suffolk mit einem Belagerungsring zu umschliessen gegen den die Ausfalle der Eingeschlossenen keine Erfolge zeitigten Im Fruhjahr 1429 waren die Verteidiger bereit Orleans zwar nicht den Englandern aber Philipp dem Guten zu ubergeben was Bedford ablehnte Indessen residierte Karl VII scheinbar vollig untatig in Chinon und verbrachte seine Zeit angeblich mit uppigen Festen und zahlreichen Matressen Sein Hof schien bereit ihn ins Exil schicken zu wollen In dieser tristen Lage sprach in Chinon Jeanne d Arc vor die sich von himmlischen Stimmen beauftragt glaubte Orleans zu entsetzen und den nach ihrer Ansicht rechten Konig Frankreichs Karl VII zur Kronung nach Reims zu fuhren Ende Februar 1429 fand ihre Unterredung mit Karl VII im Schloss Chinon statt uber die beide nichts verlauten liessen Offenbar beeindruckte die charismatische junge Frau ihren koniglichen Gesprachspartner mit ihrer Siegeszuversicht und ihren Prophezeiungen Nach dem Bestehen mehrerer Prufungen wurde ihr erlaubt die Kampfe in Orleans mit zu leiten und laut der Meinung zahlreicher Beteiligter war es dem Enthusiasmus und patriotischen Kampfeseifer unter den Soldaten verbreitenden Bauernmadchen massgeblich zu verdanken dass die Englander am 8 Mai 1429 ihre Stellungen vor Orleans wieder raumen und sich zuruckziehen mussten Damit ging ein sich vor allem psychologisch auswirkender Kriegsumschwung einher Nach weiteren militarischen Erfolgen wie die Vertreibung Suffolks aus Jargeau 12 Juni und die nach einer englischen Niederlage bei Patay 18 Juni erfolgte Gefangennahme John Talbots konnte die Jungfrau von Orleans gegen vielerlei Widerstande auch die auf Breitenwirkung abzielende Kronung und Salbung Karls VII am 17 Juli 1429 in der Kathedrale von Reims durchsetzen 4 Weiterer Kriegsverlauf bis zum Vertrag von Arras Bearbeiten In der Folge schwachte sich der Einfluss von Jeanne d Arc auf Karl VII ab sie stiess an seinem Hof auch auf die Opposition einer Friedenspartei der u a La Tremoille sowie der Kanzler und Erzbischof von Reims Regnault de Chartres angehorten Zunachst zog der frisch gekronte Konig mit ihr weiter und besetzte u a Compiegne Soissons und Beauvais schloss dann aber Ende August 1429 einen Waffenstillstand mit dem Burgunderherzog der mit Bedford nicht mehr so eng verbundet war Die kriegerische Jungfrau konnte Karl VII uberreden sie einen Vorstoss gegen das von anglo burgundischen Einheiten gehaltene und im Waffenstillstand nicht inbegriffene Paris unternehmen zu lassen scheiterte aber im September dabei und verlor viel Ansehen Karl VII zog sich wieder nach Chinon zuruck Den Truppen des zur Aufrechterhaltung seiner machtigen Stellung zwischen den streitenden Konigen lavierenden Philipp dem Guten gelang es im Mai 1430 die ohne Rucksprache mit Karl VII in die bedrohte Stadt Compiegne geeilte Jeanne d Arc bei einem Ausfall aus der Stadt gefangen zu nehmen Den Englandern ausgeliefert wurde sie nach Rouen gebracht wo ein politischer und Inquisitionsprozess gegen sie stattfand Mit diesem Verfahren sollte auch Karl VII als Haretiker und Unterstutzer einer Hexe erwiesen werden Der Konig setzte indessen keinerlei Schritte zur Rettung der spater als franzosische Nationalheldin verehrten Jeanne die am 30 Mai 1431 den Feuertod erleiden musste 5 Trotz der Hinrichtung Johannas von Orleans verloren die Englander weiterhin an Boden Dazu trug ein offenbar in Frankreich im Volk bereits vorhandenes royalistisch gefarbtes pranationales Zusammengehorigkeitsgefuhl bei so dass die Englander zunehmend als auslandische Besatzer empfunden wurden wahrend der einstige Mord an Johann Ohnefurcht an Bedeutung abnahm Ausserdem machte sich die seit Jahrzehnten andauernde Uberspannung der Krafte des Inselreichs bemerkbar Im Dezember 1431 gelang es Abgesandten Karls VII ferner einen sechsjahrigen Waffenstillstand mit Philipp dem Guten auszuhandeln der somit als kriegsaktiver Bundnispartner Bedfords ausfiel Als im gleichen Monat der erst zehnjahrige Konig Heinrich VI zwecks seiner Legitimierung in Paris ebenfalls gekront wurde waren nur wenige prominente franzosische Adlige und Pralaten dabei anwesend Richemont der sich mit Karl VII versohnt hatte und Kampfgefahrte der Jeanne d Arc gewesen war fuhrte nun gemeinsam mit Johann Bastard von Orleans insbesondere in Maine einen Kleinkrieg gegen Bedford Fur Karl VII waren Zwistigkeiten an seinem Hof vor allem zwischen Richemont und La Tremoille zunachst noch hinderlich fur eine weitere Starkung seiner Position Der im Juni 1433 erfolgte Sturz La Tremoilles bewirkte eine stetigere Politik des Konigs in dessen Beraterstab nun Jolanthe von Aragon Richemont und Karl von Anjou dominierend waren Dass Bedford im Sommer 1434 eine Bauernrevolte in der bisher als sicheres englisches Gebiet betrachteten Normandie unterdrucken musste war hingegen ein weiteres Schwachezeichen der englischen Herrschaft in Frankreich Weil im Namen Heinrichs VI neue Institute fur Hochbildung gegrundet wurden sah ferner die Universitat Paris ihre wissenschaftliche Bedeutung geschmalert und uberdachte ihre bisherige Unterstutzung des englischen Konigs Schliesslich bewogen den Burgunderherzog u a die Bildung einer profranzosischen Partei an seinem Hof und der Wunsch Flanderns nach Frieden zwecks Stutzung seiner Wirtschaft dazu einem dauerhaften Ausgleich mit Karl VII gegenuber geneigter zu werden Ab Januar 1435 fanden auf hochrangiger Ebene Verhandlungen zwischen Parteigangern Karls VII und jenen Philipps des Guten statt Am 5 August 1435 begann in Arras eine grosse Friedenskonferenz bei der zwischen Frankreich Burgund und England eine umfassende Friedensregelung erzielt werden sollte Karl VII hatte als seine Vertreter den Erzbischof von Reims Regnault de Chartres den Herzog Karl I von Bourbon und Arthur von Richemont zur Verhandlungsrunde geschickt Er liess Heinrich VI die Normandie und Guyenne als franzosisches Lehen anbieten Da aber Bedford auf den englischen Anspruch auf die Krone Frankreichs nicht verzichten wollte scheiterten die Bemuhungen um einen Ausgleich zwischen Karl VII und den Englandern deren Delegation sich am 6 September von den Verhandlungen zuruckzog Bereits am 14 September starb der Herzog von Bedford welcher der fuhrende Politiker Heinrichs VI gewesen war und fur Letzteren einen unersetzlichen Verlust bedeutete Am 21 September 1435 verstandigte sich hingegen Philipp der Gute mit Karl VII im Vertrag von Arras auf die dauerhafte Beilegung ihrer Streitigkeiten Der alte Jurist Jean Tudert leistete im Namen Karls fur die Ermordung Johanns Ohnefurcht Abbitte woraufhin Philipp der Gute seine Verzeihung dieser Tat ausserte Der Burgunderherzog der Karl VII als franzosischen Konig anerkannte und mit ihm in ein Defensivbundnis gegen die Englander trat erhielt die Grafschaften Auxerre und Macon sowie weitere Territorien ferner eine relativ weitgehende Unabhangigkeit von Frankreich doch hatte er all diese Zugestandnisse in Realitat langst erreicht 6 Einnahme von Paris Verwaltungsreform Kirchenpolitik Bearbeiten Munze Karls VII 1436 Nun waren die Englander isoliert Zu diesen gingen die Pariser immer mehr auf Distanz und unterstutzten durch einen Aufstand im Fruhjahr 1436 Richemonts Eroberungsversuche der Hauptstadt Am 13 April offneten die Burger dem franzosischen Heer die Stadttore das kampflos in Paris eindringen konnte Vier Tage darauf ubergab die nur 1500 Mann starke englische Garnison auch die Bastille Die Hauptstadt war wiedererobert und Richemont verlautbarte eine Amnestie aller politischen Vergehen Allerdings standen damit die Kriegshandlungen gegen die Englander noch keineswegs vor einem baldigen siegreichen Abschluss So kampfte Humphrey von Gloucester 1436 in den burgundischen Niederlanden John Talbot eroberte 1437 u a Pontoise und wurde sogar fur Paris zur Gefahr Ausserdem zogen seit 1437 starke militarisch organisierte unter keiner Kontrolle mehr stehende Soldnerscharen der sog Ecorcheurs Schinder verheerend durch Mittel und Sudfrankreich Einer der machtigsten ihrer Anfuhrer war der aus einer kastilischen Adelsfamilie stammende Rodrigue de Villandrando der lange Zeit als Soldnerkapitan fur Karl VII tatig gewesen war Ferner kam es auch in der den Konig unterstutzenden Furstenkoalition zu Auflosungstendenzen Der Connetable von Richemont vermittelte Karl VII mehrere in den nachsten Jahren am Hof zu viel Einfluss gelangende Berater so Pierre d Amboise Pregent VII de Coetivy Jean V de Bueil und Pierre de Breze Der Konig folgte zwar generell den Empfehlungen seiner Vertrauten liess sich aber von ihnen nicht beherrschen Im Sommer 1437 marschierte Karl VII mit einem Heer vom Languedoc aus in die Ile de France zeichnete sich im Oktober personlich bei der Einnahme von Montereau Fault Yonne aus und zog am 12 November 1437 feierlich in Paris ein wobei er symbolisch den Stadtschlussel erhielt und eine Generalamnestie verkundete Er traf erste Anordnungen zur Wiedererrichtung einer funktionstuchtigen Administration So legte er den in seiner Exilzeit in Poitiers etablierten obersten Gerichtshof mit dem noch aus burgundischer Herrschaftszeit stammenden Parlement des nun wiedergewonnenen Paris zu einer neuen Institution zusammen Ebenso vereinigte er weitere grosse Behorden der Hauptstadt mit jenen seiner fruheren hochqualitativen Exilverwaltung Bei der dabei anstehenden Neubesetzung der Amter ernannte der sehr auf die Herstellung eines nachhaltigen Friedens bedachte Herrscher nicht nur eigene Vertrauensleute sondern ubernahm auch viele bedeutende Staatsbeamte aus anglo burgundischen Diensten Sein Bemuhen um inneren Ausgleich Nachsicht mit Gegnern und eine effiziente Administration die etwa Kriegssteuern zweckorientierter als fruher verwendete waren mehr noch als verbesserte militarische Techniken eine wichtige Ursache fur den letztlichen Erfolg Karls VII im Hundertjahrigen Krieg und den damit verbundenen Wiederaufstieg des franzosischen Konigtums 7 In der Kirchenpolitik musste sich Karl VII mit jenen Auseinandersetzungen befassen die zwischen Papst Eugen IV der fur die Nachfolger Petri das Recht der traditionellen papalen Vollgewalt forderte und dem Konzil von Basel das fur einen Vorrang des Konzils gegenuber dem Papst Konziliarismus eintrat ausgetragen wurden Beide Streitparteien riefen die Unterstutzung des franzosischen Konigs an Dessen Abgesandte sprachen der ohnehin franzosisch dominierten Basler Synode am 1 Juni 1436 die Ergebenheit Karls VII aus verlangten aber auch die respektvolle Behandlung des Papstes Als Eugen IV den Vorschlag der Mehrheit der Basler Konzilsvater ablehnte ein Unionskonzil mit der griechisch orthodoxen Kirche in Avignon abzuhalten nahm Karl VII grundsatzlich die Bitte des Basler Konzils an dessen ihm ubersandte Entscheidungen anzuerkennen Seit dem 1 Juni 1438 tagte dazu eine franzosische Klerusversammlung in Bourges und auf Grundlage des Berichts einer zur Umsetzung der Konzilsbeschlusse eingerichteten Kommission verkundete Karl VII am 7 Juli 1438 die Pragmatische Sanktion von Bourges In ihr waren die Beschlusse zum Teil erheblich im Sinne der Wunsche des franzosischen Monarchen und Klerus modifiziert etwa die Einflussmoglichkeiten des Papstes eingeschrankt worden Damit entstand eine gewisse Prarogative sog gallikanische Freiheiten geniessende katholische Nationalkirche die vom Heiligen Stuhl relativ unabhangig war Die so konstituierte gallikanische Kirche sollte insbesondere in personellen Fragen weitgehend unter Kontrolle des franzosischen Konigs stehen Nachdem Karl VII durch Instrumentalisierung der Basler Synode seine kirchenpolitischen Ziele erreicht hatte distanzierte er sich von ihr und erkannte den von ihr im November 1439 ernannten Gegenpapst Felix V nicht an Geschickt vermied er einen Bruch mit dem romischen Pontifex 8 Adelsverschworung Waffenstillstand mit England Bearbeiten Das Staatsverstandnis Karls VII ahnelte in vielen Punkten der spater Machiavelli zugeschriebenen Position vom Gebrauch der Machtpolitik durch den Herrscher Er strebte eine starkere Zentralisierung der Reichsverwaltung bei gleichzeitiger Verminderung der Rechte der Aristokratie an und geriet dadurch in Gegensatz zu mehreren Fursten die ihm fruher im Kampf zur Durchsetzung seines Konigtums unterstutzt und damit gerechnet hatten im Falle seines Erfolges fur ihre Hilfe gebuhrlich belohnt zu werden Durch weitreichende Amnestien gab es aber keine Kriegsbeute mehr zu holen Herzog Johann II von Alencon war fur im Krieg verlorene Besitztumer nicht entschadigt worden Herzog Karl I von Bourbon glaubte zu geringen Einfluss im koniglichen Rat zu besitzen und weitere hochrangige Manner hatten wieder andere Grunde fur Unzufriedenheit mit ihrem Monarchen Karl VII entwickelte den Plan zur Bildung einer stehenden regelmassig besoldeten Armee auf den die in Orleans einberufenen Generalstande eingingen Am 2 November 1439 wurde eine Ordonnanz beschlossen die ausschliesslich dem Konig die Aufstellung eines solchen stehenden Heeres zugestand das mittels einer von koniglichen Beamten jahrlich erhobenen ein fur alle Mal bewilligten direkten Steuer entlohnt werden sollte Ferner durfte kein Vasall auf eigentlich koniglichem Territorium eigene Soldner beschaftigen Damit wurde die Macht des Konigs auf Kosten der Aristokratie sehr gestarkt Ausserdem beschnitt Karl VII auch die Vorrechte des Adels gegenuber den unteren Klassen Nach 1439 berief der Konig die Etats generaux nicht mehr ein da er sie nicht mehr benotigte 1440 folgte ein von Karl I von Bourbon Johann II von Alencon und dem zum Grafen von Dunois erhobenen Bastard von Orleans angefuhrter Adelsaufstand die sog Praguerie der sich auch der Dauphin Ludwig anschloss Dieser Rebellion blieb vor allem deshalb der Erfolg versagt weil kein weiterer Burgerkrieg erwunscht war und Karl VII das Burgertum fur sich gewann Auf der Seite des Konigs kampften als Feldherren Richemont und Karl von Anjou Bis Juli 1440 ergaben sich alle oppositionellen Hochadligen die Verzeihung durch den Monarchen erhielten der seinerseits den jugendlichen Dauphin Ludwig durch die Ubertragung der selbstandigen Regierung der Dauphine zufriedenzustellen suchte Der Konig kampfte gleichzeitig weiterhin gegen die Englander Am 12 August 1439 gelang Richemont die Einnahme von Meaux und im nachsten Jahr konnten die Franzosen die gesamte Ile de France erobern Es kam zu neuen Verstimmungen zwischen Karl VII und Philipp dem Guten Letzterer leitete die entscheidenden Verhandlungen durch die er Karl von Orleans 1440 aus 25 jahriger englischer Gefangenschaft freibekam und sich somit verpflichtete Er fuhrte den befreiten Herzog einer sich erneut bildenden Koalition der Hauser Bourbon Alencon und Bretagne zu so dass Anfang 1442 ein neuer Burgerkrieg zu drohen schien Da konnte der Konig eine geplante dann freilich nicht zustande gekommene Vermahlung Karls von Anjou mit Maria von Geldern einer Grossnichte Philipps des Guten verkunden lassen was eine Verbesserung der Beziehungen zwischen dem Burgunderherzog und dem franzosischen Monarchen bedeutete und somit den Gegnern des Konigs den Wind aus den Segeln nahm Schliesslich erreichte Karl VII durch personliche Aussprachen mit den opponierenden Fursten denen er finanzielle Zugestandnisse machte eine Abwendung weiterer innenpolitischer Unruhen Fortschritte bei der Eroberung seiner sudlichen Reichsteile verzeichnete der Konig im Sommer 1442 So konnte er in Toulouse einziehen 1442 43 erfolgten auch franzosische Vorstosse in die Normandie und Anfang 1444 gelang dem Dauphin die Gefangennahme des mit den Englandern verbundeten Grafen Johann IV von Armagnac Nach weiteren Ruckschlagen der Feldherren Talbot und Somerset verstanden sich daher die Englander zunachst im Mai 1444 zu einem 22 monatigen Waffenstillstand Zur Bekraftigung der Vereinbarung fand die Verlobung Konig Heinrichs VI mit Margarete von Anjou einer Nichte Karls VII statt Fur die englische Seite verzichtete der als Unterhandler nach Frankreich gereiste Earl William von Suffolk nicht nur auf eine Mitgift sondern versprach auch die Ruckgabe der Besitzungen in Maine Der Waffenstillstand wurde mehrmals bis 1449 verlangert 9 Schon 1420 war es infolge des Krieges zu einer Hungersnot gekommen Nach der weitgehenden Befreiung des Landes von den Englandern waren das Land und der konigliche Hof vollig verarmt Zeitweise hatte Karl VII nur vier Taler in seiner Kasse Viele Provinzen so vor allem die Picardie waren entvolkert Der Adel plunderte das Land willkurlich aus und erhob Zolle wo immer es moglich war die marodierenden franzosischen und englischen Soldnerbanden liessen sich nicht mehr kontrollieren Paris und die Provinzialstadte mussten grosse Mengen gefluchteter Bauern aufnehmen grosse Wolfsrudel verfolgten die Menschen bis in die Stadte 10 Heeresreform Bearbeiten 1444 vermochte Karl VII endlich die durch Raub und Plunderungen in Verruf gekommenen 11 jetzt stellungslos gewordenen Soldnerverbande der Ecorcheurs Wurger Schinder loszuwerden als er einem Ersuchen des romisch deutschen Konigs Friedrich III folgte diesem Hilfstruppen gegen die Schweizer zu schicken Aus den Soldnern sollten zwei grosse Heere formiert werden mit deren einem der franzosische Konig selbst im Streit zwischen Herzog Rene I von Anjou und der Stadt Metz zu intervenieren beabsichtigte wahrend dem Dauphin die Aufgabe zufiel mit der anderen Armee durch Elsass in die Schweiz zu marschieren Diesen Zug fuhrte der Dauphin mit seinen etwa 25 000 Ecorcheurs oder Armagnacs unter grossen Verheerungen durch und schlug am 26 August 1444 unter grossen Verlusten eine sich tapfer wehrende Truppe von nur 1500 Eidgenossen bei Sankt Jakob an der Birs nahe Basel Bald schloss er aber mit den Schweizern Frieden und bediente sich ihrer Hilfe zur Unterwerfung des Elsass Die dortigen Stadte wehrten die viele Graueltaten begehenden Ecorcheurs aber ab und zwangen den Dauphin 1445 zum Abzug Auch der Feldzug Karls VII gegen Metz verlief nicht sonderlich erfolgreich er begnugte sich schliesslich im Marz 1445 mit der Besetzung von Epinal Immerhin hatte der Konig mit seinen militarischen Unternehmungen viele der unerwunschten Soldner umgebracht Auf Grundlage der Regelung von 1439 schloss Karl VII 1445 die Aufbauorganisation der regelmassig besoldeten Ordonnanzkompanien Vorlaufer stehender Heere ab Damit verfugte der Konig uber mehrere Tausend Mann standig kampfbereiter auf ganz Frankreich verteilter Truppen Auch in England fand eine Heeresreform statt bei der eine ahnliche Organisation wie in Frankreich geschaffen wurde Mit seinen Beratern wahlte Karl VII die Befehlshaber seiner Kompanien sehr sorgfaltig aus und stellte nur die fahigsten Kriegshauptleute ein Dabei kamen nicht nur bewahrte Leute des Konigs sondern auch bekannte Auslander und einheimische Adlige wie der fruher oppositionell agierende Herzog Karl I von Bourbon zum Zug Viele Aristokraten fanden die Ubernahme von Kommandoposten in der koniglichen Armee sehr attraktiv sie standen dabei aber hierarchisch streng unter dem Monarchen Auch die Auswahl der Mannschaften der Ordonnanzkompanien wurde einer scharfen Selektion unterworfen Die Zahl der Kompanien wurde bald erhoht und mit zusatzlichen Garnisonstruppen weiter verstarkt Der Konig war nun durch seine Monopolstellung bei der Wehrhoheit in einer gestarkten Position und hatte den Grundstein fur die kunftige absolute Monarchie gelegt Durch eine Ordonnanz vom 28 April 1448 wurden die Kompanien in grossem Stil durch eine aus Francs archers Freischutzen gebildete stehende Infanterie erganzt Auf je 45 Haushaltungen wurde ein Freischutze ausgesucht und mit vollstandiger Rustung versehen Er musste jederzeit zum Kriegsdienst bereit sein und genoss dafur Steuerfreiheit Diese Truppe hatte aber keine grosse militarische Durchschlagskraft Dagegen fand die Artillerie durch die Entwicklung hochwertigerer Steinbuchsen und verbesserter Pulvermischungen vermehrten sehr erfolgreichen Einsatz Jean Bureau wurde Grossmeister der Artillerie und versah Frankreich mit dem besten Geschutzmaterial 12 Agnes Sorel Bearbeiten Von 1444 bis 1450 war die aus niederem Adel stammende Agnes Sorel 9 oder 11 Februar 1450 die offizielle Geliebte Karls VII sie gilt als die erste offizielle Matresse eines franzosischen Konigs 13 Der Monarch zeigte sich gegenuber der als schon und intelligent beschriebenen jungen Dame die auf ihn jahrelang einen positiven Einfluss ausubte sehr freigebig Er schenkte ihr Landsitze und Schlosser und ernannte sie zur Ehrendame seiner Gemahlin Marie d Anjou die sich mit ihrer Konkurrentin arrangierte Mit seiner als Dame de Beaute titulierten Matresse hatte der Konig vier Tochter von denen die letzte das Sauglingsalter nicht uberlebte die anderen Tochter wurden samtlich anerkannt legitimiert und vorteilhaft verheiratet Charlotte 1434 1446 15 Juni 1477 Jacques de Breze Haus Breze Marie Marguerite 1436 1444 1473 Olivier de Coetivy Haus Coetivy Jeanne 1439 1448 nach 1467 Antoine de Bueil Kanzler des Konigs eine Tochter 3 Februar 1450 3 Februar 1450 Siegreiche Beendigung des Hundertjahrigen Krieges Bearbeiten Streitigkeiten zwischen Konig Heinrich VI und englischen Hocharistokraten sowie der Umstand dass wahrend der Periode des Waffenstillstandes die Normandie kaum in erhohte Verteidigungsbereitschaft versetzt wurde kamen Karl VII bei der Eroberung der letzten von den Englandern gehaltenen Territorien entgegen Seit 1448 kam es zu neuen Kampfhandlungen da die englischen Befehlshaber die Raumung von Maine verzogerten Im Marz 1448 eroberte der Graf von Dunois in diesem Zusammenhang Le Mans Im Fruhling 1449 ruckte er in die Normandie ein wo es schon in den letzten Jahren zu heftigem Widerstand sogar Partisanenkrieg gegen die englische Herrschaft gekommen war Die rasche Eroberung der Normandie gelang Dunois und anderen Kommandeuren daher wesentlich auch aufgrund der Unterstutzung seitens der Einwohner Die Amnestiepolitik Karls VII und das disziplinierte Auftreten seiner Ordonnanzkompanien gegenuber den haufigen Plunderungen der nur gering besoldeten Soldaten Heinrichs VI trugen Weiteres zum franzosischen Erfolg bei Ende Oktober 1449 fiel Rouen in welche Stadt Karl VII am 10 November seinen feierlichen Einzug hielt und in der dortigen Kathedrale einem vom Erzbischof von Rouen und weiteren Pralaten veranstalteten Gottesdienst beiwohnte Wahrend sich der Konig im Winter 1449 50 teilweise in Jumieges aufhielt ging der Krieg weiter Ein in die Normandie ubergesetztes von Sir Thomas Kyriell kommandiertes englisches Heer das am 15 Marz 1450 in Cherbourg landete wurde nach einem anfanglich siegreichen Gegenstoss vom Connetable von Richemont und Pierre de Breze bei Formigny am 15 April vollig aufgerieben Schliesslich war die Normandie mit der Einnahme von Caen am 1 Juli 1450 vollig unter franzosischer Kontrolle Anfang 1451 begannen die Franzosen mit der Attacke auf die 300 jahrigen englischen Besitzungen in Guyenne und der Gascogne Dort galten die Englander nicht als fremde Herren so dass sich die Unterwerfung dieses Gebietes fur die Truppen Karls VII schwieriger gestaltete Nach der Einnahme mehrerer kleinerer Festungen musste auch Bordeaux am 23 Juni 1451 kapitulieren Mit der Eroberung von Bayonne durch den Grafen von Dunois fiel am 20 August 1451 die letzte im Besitz der Englander befindliche Stadt Sudfrankreichs Das harte fiskalische Regierungssystem der Valois bewirkte aber in den zuletzt eroberten Gebieten um Bordeaux Widerstand gegen die franzosische Herrschaft So wurde bald in London um Hilfe ersucht Der Hof Heinrichs VI stattete indessen den mit der Intervention betrauten alten Feldherrn John Talbot 1 Earl of Shrewsbury mit einem Expeditionsheer von nur 9000 Mann aus Talbot landete mit dieser Armee in Guyenne und zog kampflos in Bordeaux ein Er fand bei seinem Fruhjahrsfeldzug 1453 zwar viel Zustimmung bei den Gascognern sah sich aber einer Ubermacht der Franzosen gegenuber Deren verheerender Artilleriebeschuss sicherte Karl VII den vollstandigen Sieg in der Schlacht bei Castillon 17 Juli 1453 Tausende Englander der Heerfuhrer Talbot selbst und sein Sohn fielen Die erneute Unterwerfung Sudwestfrankreichs konnte Karl VII nun in wenigen Monaten abschliessen Er liess Bordeaux als treubruchige Stadt beschiessen die sich am 19 Oktober 1453 gegen Zahlung von 100 000 Ecus unter Verlust aller Freiheiten ergeben musste Damit war der Hundertjahrige Krieg endgultig entschieden und ganz Frankreich in der Hand des Valois Herrschers Ein Friedensvertrag blieb aus da Heinrich VI geisteskrank zu werden begann und 1455 die Rosenkriege ausbrachen was den Fortgang von Friedensgesprachen hemmte Nur Calais konnten die Englander behalten weil es in einem dem Herzog von Burgund abgetretenen Territorium lag die Stadt sollte bis 1558 zu England gehoren 14 Letzte Regierungsjahre und Tod Bearbeiten Auf allen Ebenen suchte Karl VII der ein sehr effizientes Fiskalsystem besass die Prasenz seines Einflusses zu intensivieren grundete dazu u a Parlamente in Toulouse Bordeaux und Grenoble und erliess in seinen letzten zwei Regierungsjahrzehnten viele Gesetze die nicht nur das Heer sondern auch die Rechtsprechung und das Finanzsystem reformierten Fahige Berater wie der Kanzler Guillaume Juvenal des Ursins trugen zu erfolgreichen Entscheidungen des Monarchen bei Beiname le bien servi der Wohlbediente im Sinne von wohlberaten 1451 erfolgte der Sturz eines bei Hof sehr einflussreichen Mannes Jacques Cœur Dieser stammte aus dem Kaufmannsmilieu von Bourges und hatte sich ein Finanzimperium im Orient und Levantehandel aufgebaut ehe er als bedeutender Grosshandler Frankreichs 1438 zum Sackelmeister argentier des Konigs und 1442 zum Mitglied des koniglichen Rates aufstieg Er sorgte fur den laufenden Unterhalt des Hofs war dem Monarchen aufgrund seines kaufmannischen Geschicks lange unentbehrlich und erwarb sich ein riesiges Vermogen Viele Adlige waren bei ihm hoch verschuldet Da dies auch auf den Konig selbst zutraf lag es im Interesse Karls VII sich Jacques Cœurs der sich zudem viele Neider gemacht hatte zu entledigen Wohl infolge einer Intrige der Vergiftung der koniglichen Matresse Agnes Sorel angeklagt wurde er am 31 Juli 1451 verhaftet und weiterer Vergehen wie Falschmunzerei Siegelfalschung und Steuerbetrug beschuldigt Sein gesamtes Vermogen in Frankreich liess Karl VII konfiszieren und besass damit ausreichend Geldmittel zur Durchfuhrung seines Feldzuges in Guyenne 1455 konnte Cœur nach Italien fliehen starb aber bereits im November 1456 auf Chios Nebenlinien des Konigshauses und einflussreiche Geschlechter des Hochadels besassen betrachtliche Teile Frankreichs und trotz der Heeresreform weiterhin eine machtige Stellung Bedeutende Adelsfamilien die uber grosse Territorien verfugten waren die Hauser Orleans Anjou und Bourbon der machtigste Konkurrent des Konigs war aber der Burgunderherzog Zusammen mit den Herzogen von Alencon Bretagne und anderen stellten diese Geschlechter ein beachtliches Gegengewicht zur Krone dar Dennoch ging die Ara der Adelsherrschaften in Frankreich allmahlich zu Ende und die Konigsmacht wurde immer vorherrschender Als der Graf Johann V von Armagnac 1454 Anspruch auf die Grafschaft Comminges erhob musste er nach einer Militarintervention des Konigs nach Katalonien fliehen sein Besitz verfiel 1460 der Krone Ebensolches geschah mit den Gutern des Herzogs Johann II von Alencon der konspirativer Kontakte mit den Englandern bezichtigt im Mai 1456 verhaftet und 1458 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde Wahrend Philipp der Gute dem Kreuzzugsaufruf des Papstes Nikolaus V nach der Einnahme von Konstantinopel durch die Turken 29 Mai 1453 folgte liess sich Karl VII wegen des nach wie vor bestehenden Kriegszustandes mit England und seiner gespannten Beziehungen mit der hohen Aristokratie Frankreichs auf keine Teilnahme an einem entfernten Krieg ein Schlussendlich konnte Philipp der Gute seinem Eid zur croisade nicht nachkommen nicht zuletzt wegen des Wirkens Karls VII der auf das Scheitern des burgundischen Kreuzzugsprojekts hinarbeitete In Bezug auf die aufgekommenen Bestrebungen Jeanne d Arc durch den Heiligen Stuhl rehabilitieren zu lassen verhielt sich Karl VII zogernd weil er zur Aufrechterhaltung seiner koniglichen Autoritat gegenuber seinen hochadligen Rivalen eine konstante Befriedungspolitik verfolgen und seinen Einfluss auf die gallikanische Kirche wahren musste Ein Rehabilitationsverfahren hatte aber dem Papst der Bedenken gegen die Pragmatische Sanktion von Bourges geaussert hatte die Moglichkeit zur Intervention in kirchlichen Angelegenheiten Frankreichs erlaubt Schliesslich kam doch am 7 Juli 1456 die Aufhebung des Urteils von 1431 zustande doch die Angehorigen Jeanne d Arcs erhielten keine Entschadigung In seinen letzten Lebensjahren belastete Karl VII das sehr getrubte Verhaltnis zu seinem eigenen Sohn dem ehrgeizigen Dauphin Ludwig der im Marz 1451 gegen den Willen seines Vaters Charlotte von Savoyen zur zweiten Gattin genommen hatte und nicht der Aufforderung nachgekommen war bei Hof zu erscheinen wahrscheinlich auch aus Angst vor ihm abgeneigten koniglichen Beratern Ludwig missbilligte ferner das nach dem Tod Agnes Sorels offenbar sehr ausschweifende Sexualleben seines Vaters der sich eine neue Matresse Antoinette de Maignelais zugelegt hatte Nach der Flucht des Thronfolgers zum Burgunderherzog August 1456 zog Karl VII die Dauphine fur die Krondomane ein Philipp der Gute erwies Ludwig alle einem Dauphin zustehenden Ehren gewahrte ihm reichlichen Unterhalt und liess ihn auf der Burg Genappe residieren Trotz umfangreicher Korrespondenz konnten sich Vater und Sohn nicht verstandigen Seit etwa 1455 fuhlte sich Karl VII zunehmend kranker und litt seit 1458 an einer Mundinfektion die ihm die Einnahme von Mahlzeiten erschwerte Ausserdem furchtete er sich vor vermeintlichen Giftanschlagen des Dauphins und wurde gegenuber seiner Umgebung sehr misstrauisch Er starb im Alter von 58 Jahren am 22 Juli 1461 zu Mehun sur Yevre in Berry die Todesursache war sein Mundabszess 15 Karl VII wurde in der Grablege der franzosischen Konige der Kathedrale von Saint Denis beigesetzt Bei der Plunderung der Konigsgraber von Saint Denis wahrend der Franzosischen Revolution wurde sein Grab am 17 Oktober 1793 geoffnet und geplundert seine Uberreste wurden in einem Massengrab ausserhalb der Kirche beerdigt Bilder Bearbeiten Karl VII bei einem lit de justice vor dem Parlement de Paris Karl VII reicht Jesus den Kelch Konigliches Wappen von Karl VII Eigenhandige Unterschrift Karls VII auf einem Brief vom 30 Oktober 1454 Paris Archives NationalesLiteratur BearbeitenJoachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2009 ISBN 978 3 89678 668 5 S 306 360 Heribert Muller Karl VII In Joachim Ehlers Heribert Muller Bernd Schneidmuller Hrsg Die franzosischen Konige des Mittelalters C H Beck Munchen 1996 ISBN 3 406 40446 4 S 321 336 Malcolm Graham Allan Vale Charles VII University of California Press Berkeley Los Angeles 1974 Weblinks Bearbeiten Commons Karl VII Frankreich Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien www valois org Das Konigliche Haus Valois Literatur uber Karl VII im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Veroffentlichungen uber Karl VII in der Literaturdatenbank der Regesta ImperiiAnmerkungen Bearbeiten Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter S 306 312 Heribert Muller Die franzosischen Konige des Mittelalters S 321 324 Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter S 313f Heribert Muller Die franzosischen Konige des Mittelalters S 323f Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter S 314f 317f Heribert Muller Die franzosischen Konige des Mittelalters S 325 Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter S 318 325 Heribert Muller Die franzosischen Konige des Mittelalters S 324ff Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter S 325 330 Heribert Muller Die franzosischen Konige des Mittelalters S 328 Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter S 330 334 Heribert Muller Die franzosischen Konige des Mittelalters S 328f Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter S 334 336 Heribert Muller Die franzosischen Konige des Mittelalters S 329f Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter S 337 339 Heribert Muller Die franzosischen Konige des Mittelalters S 330f Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter S 340 342 Heribert Muller Die franzosischen Konige des Mittelalters S 333f Jacob Burckhardt Uber die Lage Frankreichs zur Zeit des Armagnakenzuges 1444 In ders Kulturgeschichtliche Vortrage Hrsg von Rudolf Marx Stuttgart 1959 S 5 ff Burckhardt 1959 S 10 ff Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter S 343 345 352 Heribert Muller Die franzosischen Konige des Mittelalters S 332f Kathleen Wellman Queens and Mistresses of Renaissance France Yale University Press New Haven London 2013 ISBN 978 0 300 17885 2 S 25 dies wird bestritten von Tracy Adams The Invention of the French Royal Mistress In Clare Frances Monagle Hrsg The Intellectual Dynamism of the High Middle Ages Amsterdam University Press Amsterdam 2021 ISBN 978 94 6298 593 3 S 317 336 hier S 326 332 Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter S 345 349 Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter S 350 353 358f Heribert Muller Die franzosischen Konige des Mittelalters S 332 335 VorgangerAmtNachfolgerJohann von TouraineDauphin von ViennoisHerzog von BerryHerzog von TouraineGraf von Poitou 1417 1422KrondomaneKarl VI Konig von Frankreich 1422 1461Ludwig XI Normdaten Person GND 100736416 lobid OGND AKS LCCN n50036472 VIAF 266886302 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Karl VII ALTERNATIVNAMEN Karl der SiegreicheKURZBESCHREIBUNG Konig von FrankreichGEBURTSDATUM 22 Februar 1403GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 22 Juli 1461STERBEORT Mehun sur Yevre Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl VII Frankreich amp oldid 236113450