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Der Burgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons war eine Auseinandersetzung in den Jahren 1410 bis 1419 die Frankreich das sich zusatzlich mit England im Hundertjahrigen Krieg befand verwustete Johann Ohnefurcht Inhaltsverzeichnis 1 Kontext 2 Der Burgerkrieg 2 1 Der Mordprozess 2 2 Die Armagnacs 2 3 Die Herrschaft der Bourguignons in Paris 2 4 Die Diktatur der Armagnacs und die Schlacht von Azincourt 2 5 Die Vertreibung der Armagnacs 2 6 Der Sieg der Englander 3 Das Ende des Konflikts 4 Literatur 5 AnmerkungenKontext BearbeitenDie Wurzeln des Burgerkriegs liegen in der Regierungszeit des Konigs Karl VI und dessen zeitweiliger Geisteskrankheit den Hintergrund lieferte der Hundertjahrige Krieg und vor allem dessen zweite Phase von 1415 bis 1435 aber auch das Abendlandische Schisma 1378 1417 Karl VI war spatestens seit 1393 siehe Bal des Ardents regierungsunfahig so dass das Land seitdem von einem Regentschaftsrat unter dem Vorsitz der Konigin Isabeau regiert wurde Der Herzog von Burgund Philipp der Kuhne der bereits der Regierung der Herzoge wahrend Karls Minderjahrigkeit angehort und die Heirat mit Isabeau vermittelt hatte hatte grossen Einfluss auf die Konigin der aber abnahm nachdem sich Isabeau dem Herzog Ludwig von Orleans zuwandte von dem angenommen wurde dass er ihr Liebhaber wurde Nach dem Tod Philipps 1404 verloren die Bourguignons jetzt mit dem Herzog Johann Ohnefurcht an ihrer Spitze weiter an Einfluss Wahrend Ludwig von Orleans der Bruder des Konigs neun Zehntel seiner Einkunfte aus dem Staatsschatz bezog und damit in der Lage war seinen Grundbesitz immer weiter auszudehnen wurden die Bezuge des Burgunders dessen Vater noch 200 000 Livres jahrlich bezogen hatte der aber nur der Vetter des Konigs war auf 37 000 Livres reduziert Johann Ohnefurcht fand es vor dem Hintergrund dass Isabeau und Ludwig bei der Pariser Bevolkerung ausserst unbeliebt waren nutzlich sich die Zuneigung des Volkes zu erwerben Er proklamierte ein Reformprogramm das ihn wenig Ludwig mit seiner Verschwendung staatlicher Gelder aber viel gekostet hatte Seine Demagogie brachte ihm die Unterstutzung der Universitat und des Parlements ein die bereits Reformvorschlage zur Beilegung des Schismas erarbeitet hatten und Ahnlichkeiten zwischen den kirchlichen und den politischen Problemen sahen Daruber hinaus suchte Ludwig von Orleans die Auseinandersetzung mit dem englischen Konig Heinrich IV was wiederum Johann Ohnefurcht der im Besitz der Grafschaft Flandern und damit an guten Wirtschaftsbeziehungen mit England sehr interessiert war nicht dulden konnte die flamische Wollindustrie auf Basis der englischen Wollproduktion ware durch ein Embargo vollstandig zum Erliegen gekommen Im Jahr 1405 spitzte sich der Konflikt zu Eine burgundische Armee kam Paris so nahe dass Isabeau und Ludwig die Stadt verlassen mussten Johann bemachtigte sich des Dauphins Ludwig und machte sich zum Herrn der Hauptstadt Der alte Herzog Johann von Berry einer der Onkel Karls VI aber auch Ludwigs und Johanns der sich bisher darauf beschrankt hatte sein Vermogen zu mehren und hin und wieder als Vermittler zwischen den Parteien tatig geworden war schloss sich nun der Partei Orleans an Im Oktober kam ein Friedensschluss zustande allerdings musste Johann Ohnefurcht nun feststellen dass die Einkunfte aus seinen Besitzungen allein nicht ausreichten seine Politik zu finanzieren Nach und nach schwand seine Macht Am 23 November 1407 liess er den funfunddreissigjahrigen Ludwig von Orleans von einer Gruppe von etwa funfzehn oder achtzehn Mannern ermorden als dieser nach einem Besuch bei der Konigin das Hotel Barbette in der Rue Vieille du Temple verliess 1 Der Konflikt zwischen den beiden Parteien eskalierte nun zum offenen Krieg Der Burgerkrieg BearbeitenDer Mordprozess Bearbeiten Die nach dem Mord am Herzog von Orleans von Guillaume de Tignonville Vogt von Paris angestrengten Untersuchungen brachten ans Licht dass Johann Ohnefurcht hinter der Tat stand was dieser auch eingestand Johann verliess Paris und scharte Juristen um sich um sich zu rechtfertigen am 8 Marz 1408 verteidigte der Theologe Jean Petit die Tat vor dem einberufenen Gerichtshof als Akt des Widerstands und als Tyrannenmord Am 9 Marz 1409 kam es mit dem Vertrag von Chartres zu einem Friedensschluss bei dem der Konig den Herzog von Burgund begnadigte womit die Feindseligkeiten beendet zu sein schienen Die Armagnacs Bearbeiten Im Jahr darauf wurde am 15 April 1410 in Gien die Hochzeit Karls von Orleans Ludwigs Sohn und Nachfolger mit Bonne der Tochter des Grafen Bernard VII d Armagnac und Enkelin Johanns von Berry begangen Dies bildete den Anlass fur eine Liga gegen den Herzog von Burgund Dieser traten ausser Karl und Bernard der Herzog Johann von Berry Karls Onkel und Bernards Schwiegervater Ludwig II Herzog von Bourbon und der Graf von Clermont en Beauvaisis Johann I bei Weitere Mitglieder der Liga waren Johann VI Herzog von Bretagne der Graf von Alencon Johann I aber auch der Theologe Jean Gerson der sich weniger an der Ermordung Ludwigs selbst storte sondern mehr an dessen Rechtfertigung durch Jean Petit Bernard VII ubernahm die Fuhrung der Liga die seitdem Armagnacs genannt wurden und rekrutierte in Sudfrankreich Soldaten Diese gaben dem Krieg eine bis dahin nicht gekannte Brutalitat Auf seinem Hohepunkt verwustete er die Umgebung von Paris und drang dabei bis zur Faubourg Saint Marcel im Sudosten der Stadt vor Der Vertrag von Bicetre vom 2 November 1410 der die Auseinandersetzungen offiziell beendete fuhrte nur zu einer Atempause bis zum nachsten Fruhjahr Im Fruhjahr 1411 begannen die Armagnacs damit das Beauvaisis und die Picardie zu plundern Die Herrschaft der Bourguignons in Paris Bearbeiten Am 23 Oktober 1411 drang der Herzog von Burgund mit einer Armee von 60 000 Mannern in Paris ein und griff die mit den Armagnacs verbundeten Bretonen an die sich nach La Chapelle zuruckzogen In der Nacht vom 8 auf den 9 November verliess Johann Ohnefurcht mit seinen Soldaten die Stadt durch die Porte Saint Jacques und marschierte auf Saint Cloud Dort gelang es ihm die Truppen der Armagnacs zu stellen und vollstandig zu schlagen Anschliessend verfolgte er Orleans und seine Verbundeten und belagerte sie in Bourges bis eine konigliche Armee am 11 Juni 1412 vor der Stadt aufmarschierte Die Armagnacs hatten in der Zwischenzeit 8 Mai 1412 einen Bundnisvertrag mit den Englandern abgeschlossen Die Bourguignons hatten ahnliche Verhandlungen nicht abschliessen konnen Dieser Vertrag wurde durch den Vertrag von Auxerre vom 22 August wieder aufgehoben In diesem verpflichteten sich Armagnacs und Bourguignons nicht mit auslandischen Machten zusammenzugehen Da die Englander im September dennoch im Cotentin landeten musste ihr Abzug durch den Vertrag von Buzancais erkauft werden In Paris konnte der Herzog von Burgund seine Position gleichzeitig starken indem er im Januar 1412 die nach dem Aufstand der Maillotins 1382 abgeschaffte Prevote des marchands inklusive ihrer alten Privilegien wiederherstellte und sich die Unterstutzung der gut organisierten Metzger und kleinen Handwerker durch Geld und Wein erkaufte Es entwickelte sich eine Reformbewegung die die Generalstande dazu brachte am 26 Mai 1413 eine Verfugung zu erlassen deren Zusammentreffen mit dem Aufstand der Cabochiens 27 April bis 2 August zum Symbol des burgundischen Triumphs und schliesslich des Scheiterns der Volksbewegung wurde Die Gegenerhebung der Pariser Burger 2 August bis 4 August unter Jean Jouvenel fuhrte dazu dass Johann aus der Stadt floh siehe Vertrag von Pontoise Die Diktatur der Armagnacs und die Schlacht von Azincourt Bearbeiten nbsp Die Schlacht von AzincourtNachdem die Pariser Burger die Cabochiens und die Burgunder vertrieben hatten ubernahm Bernard d Armagnac die Herrschaft in der Stadt und richtete eine Diktatur ein 1414 Als wenig spater 1415 die Englander die Feindseligkeiten wieder aufnahmen blieben die Bourguignons neutral zumal Bernard d Armagnac ihre Anwesenheit in der franzosischen Armee nicht wunschte Am 25 Oktober 1415 wurden die Franzosen in der Schlacht von Azincourt von Heinrich V vernichtend geschlagen wobei ein grosser Teil der franzosischen Fuhrungsschicht getotet wurde Die Vertreibung der Armagnacs Bearbeiten Erst zweieinhalb Jahre spater wurde die Herrschaft der Armagnacs in Paris beendet Bereits im Februar lief Konigin Isabeau zu den Burgundern uber und errichtete mit Hilfe burgundischer Fachleute eine Gegenregierung in Troyes In der Nacht vom 28 auf den 29 Mai 1418 wurde schliesslich Paris mit Unterstutzung der Handwerker und der Universitat durch Perrinet Leclercs durch das Offnen der Porte de Buci dem burgundischen Offizier Jean de Villiers de L Isle Adam ausgeliefert Es folgten drei Tage Mord und Totschlag mit rund 1000 Opfern Dem koniglichen Vogt der Stadt Tanneguy du Chastel einem Parteiganger der Armagnacs gelang es gerade noch den 15 jahrigen Dauphin Karl den spateren Konig Karl VII in eine Decke gewickelt aus der Stadt zu bringen Am 12 Juni machte sich der Pariser Mob uber die verbliebenen Armagnacs her und jetzt war auch Bernard VII unter den Opfern Der Sieg der Englander Bearbeiten Beide Parteien traten jetzt in Verhandlungen mit den Englandern ein Johann Ohnefurcht bot dabei dem englischen Konig die franzosische Krone an Fur den Dauphin Karl wurde es nun zwingend sich den Bourguignons anzunahern um deren Bundnis mit den Englandern zu verhindern Johann Ohnefurcht wiederum der weiterhin in finanziellen Noten war obwohl er einen grossen Teil des Konigreichs in seiner Hand hatte stimmte nach einem fur ihn gunstigen Friedensschluss einem Treffen mit dem Dauphin zu dem weitere Termine folgten Am 10 September 1419 wurde er beim letzten dieser Treffen auf der Brucke von Montereau Fault Yonne von Tanneguy du Chastel und Jean Louvet ebenfalls Parteigangern der Armagnacs die die Annaherung zwischen den beiden Parteien ablehnten ermordet Dieser Mord der den an Ludwig von Orleans vergessen machte beendete sofort die Friedensbemuhungen Philipp der Gute der neue Herzog von Burgund schloss nun das Bundnis mit den Englandern das sein Vater bislang vermieden hatte Karl VI und Isabeau von Bayern fugten sich Im Vertrag von Troyes vom 21 Mai 1420 erklarte Isabeau auch im Namen ihres nicht mehr handlungsfahigen Ehemanns ihren Sohn den Dauphin Karl VII fur unehelich und verheiratete ihre Tochter Katharina mit Heinrich V Jener wurde gleichzeitig von Karl VI adoptiert bekam die Normandie und die Guyenne ohne eine zukunftige Lehenspflicht zugesprochen und wurde in seiner neuen Funktion als zukunftiger Erbe und Adoptivsohn als Regent von Frankreich eingesetzt Heinrich V wurde damit de facto Herrscher von Frankreich England und Frankreich wurden in Personalunion vereinigt 2 Karl VII wurde des Mordes an Herzog Johann Ohnefurcht angeklagt und geachtet Heinrich V verstarb jedoch bereits zwei Jahre spater 31 August 1422 so dass sein wenige Monate zuvor geborener Sohn Heinrich VI 6 Dezember 1421 Konig von England und Frankreich wurde Der Vertrag von Troyes wurde von Karl VII und den Armagnacs zuruckgewiesen wahrend der englische Regent der Herzog von Bedford ihn im Namen Heinrichs VI durchzusetzen versuchte die Auseinandersetzung kulminierte in der Belagerung von Orleans bei der das Eingreifen Jeanne d Arcs den Wendepunkt im Hundertjahrigen Krieg herbeifuhrte Das Ende des Konflikts BearbeitenWahrend die Burgunder bis in die dreissiger Jahre hinein die Armagnacs verfolgten versuchte Karl VII die Englander und die Burgunder auseinanderzubringen Philipp der Gute spurte bald dass er in der ganzen Auseinandersetzung nichts gewonnen hatte sondern alles den Englandern zufiel Diese wiederum allen voran der Herzog von Bedford der 1423 eine Schwester Philipps geheiratet hatte merkten dass die Franzosen eher den Bourguignons nahestanden als ihnen Erst am 21 September 1435 zufallig eine Woche nach Bedfords Tod schlossen Karl VII mittlerweile gekronter Konig von Frankreich und Philipp der Gute den Vertrag von Arras durch den der Burgerkrieg offiziell beendet wurde Karl erkannte in diesem Vertrag die Unabhangigkeit Burgunds an und bekam die Hande frei um den Englandern nach und nach ihre kontinentalen Besitzungen wegzunehmen bis sie 1453 nur noch Calais beherrschten Literatur BearbeitenJacques d Avout La Querelle des Armagnacs et des Bourguignons Gallimard Paris 1943 OCLC 609036952 Robin Neillands The Hundred Years War durchgesehene Auflage Routledge Chapman amp Hall London New York NY 2001 ISBN 978 0 415 26130 2 Joachim Ehlers Der Hundertjahrige Krieg Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 56275 4 Joachim Ehlers Geschichte Frankreichs im Mittelalter Vollstandig uberarbeitete Auflage Primus Darmstadt 2009 ISBN 978 3 89678 668 5 Bertrand Schnerb Les Armagnacs et les Bourguignons La maudite guerre Paris 2001 ISBN 978 2 262 02732 2 Simona Slanicka Krieg der Zeichen Die visuelle Politik Johanns ohne Furcht und der armagnakisch burgundische Burgerkrieg Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte Bd 182 Zugleich Basel Universitat Dissertation 1998 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2002 ISBN 3 525 35178 X Anmerkungen Bearbeiten Christa Dericum Burgund und seine Herzoge in Augenzeugenberichten DTV Munchen 1977 ISBN 3 423 01233 1 S 78 80 Robin Neillands The Hundred Years War durchgesehene Auflage Routledge Chapman amp Hall London New York NY 2001 ISBN 978 0 415 26130 2 S 231 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons amp oldid 234352930