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Das Parlement paʁleˈmɑ war eine Institution der Rechtsprechung im mittelalterlichen und vorrevolutionaren Frankreich Das franzosische Wort parlement hiess ursprunglich Rede Gesprach Diskussion abgeleitet von parler sprechen bezeichnete seit der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts speziell auch die koniglichen Gerichtssitzungen lateinisch curia regis franzosisch la cour du roi bzw la cour de parlement Um 1300 wurde in Paris fur Berufungen gegen die Urteile der Baillis und Seneschalle konigliche Gerichtsbeamte ein standiger hochster Gerichtshof errichtet Dieser behielt den Namen la cour de parlement der mehr und mehr zu le Parlement verkurzt wurde Die Bezeichnung wurde dann auch fur die zwolf weiteren gleichartigen obersten Gerichtshofe verwendet die spater nach seinem Muster in den einzelnen Provinzen z B in Rouen fur die Normandie in Vannes fur die Bretagne in Toulouse fur das Languedoc usw eingerichtet wurden Lit de justice de Vendome 1458 Darstellung von Jean Fouquet Inhaltsverzeichnis 1 Unterschied Parlement Parlament 2 Geschichte 3 Versammlung der Pairs 4 Gliederung des Parlements in Kammern 4 1 Die Berufungskammer chambre des enquetes 4 2 Petitionskammer chambre des requetes 4 3 Kriminalkammer chambre des assises 4 3 1 Verbrechen Strafen und Gerichtsbarkeit 5 Provinzparlements 6 Politische Rechte 7 Verwaltungsrechte 8 Siehe auch 9 Literatur 10 EinzelnachweiseUnterschied Parlement Parlament BearbeitenIn der deutschen Geschichtsschreibung hat sich die Konvention durchgesetzt das franzosische Wort Parlement auch dann mit Parlament zu ubersetzen wenn es nicht eine gesetzgebende Versammlung im heutigen Sinne bezeichnet sondern einen der Obersten Gerichtshofe der Zeit vor 1789 d h des Ancien Regime Geschichte BearbeitenDie fruhen Kapetinger hatten die Gewohnheit in regelmassigen Abstanden ihre Hauptvasallen und die Pralaten des Konigreichs an ihrem Hof einzuberufen Diese Versammlungen fanden anlasslich eines der grossen Festtage des Jahres jeweils in der Stadt statt in der der Konig gerade residierte Hier dachten sie uber politische Angelegenheiten nach und die Vasallen und Pralaten gaben dem Konig ihren Rat Aber der Monarch hielt auch Gericht in solchen Fallen die vor ihn gebracht wurden In den fruhen Tagen der Kapetinger Dynastie waren das nicht viele denn der Konig wahrte immer das Prinzip dass er nur Richter mit allgemeiner und unbeschrankter Kompetenz sei gleichzeitig war es nicht obligatorisch Falle vor den Konig zu bringen Zu dieser Zeit gab es auch keine Berufungen im eigentlichen Sinn Wenn ein Verfahren vor den Konig gebracht wurde beurteilte er es dennoch mit Hilfe der versammelten Pralaten und Vasallen die seinen Rat bildeten Das war der konigliche Rat lat curia regis franzosisch cour royale Aber per Gesetz war der Konig der einzige Richter wahrend die Vasallen und Pralaten nur beratende Funktion hatten Wahrend des 12 Jahrhunderts und fruhen 13 Jahrhunderts erfullte die curia regis weiter diese Funktionen aber ihre Bedeutung und tatsachliche Kompetenz nahm weiter zu In den Rat wurden zusatzlich Rate lat consiliarius Plural consiliarii franzosisch conseiller s aufgenommen die dem Gefolge des Konigs angehorten und als seine standigen und professionellen Berater fungierten Unter der Regierung von Ludwig IX dem Heiligen die auch den Zeitraum markiert in dem die Bezeichnung Parlement fur diese Sitzungen auftaucht anderten sich die Dinge Die richterliche Kompetenz des Parlements entwickelte sich und wurde klarer definiert das System der Berufungen wurde ins Leben gerufen und Berufungen gegen die Urteile der Baillis und Seneschalle wurden vor das Parlement gebracht Auch Falle die die koniglichen Stadte die bonnes villes betrafen wurden von ihm entschieden In den alten Registern des Parlements dieser Zeit erscheinen wiederholt die Namen derselben Ratsmitglieder Das legt nahe dass es eine hinreichend grosse Liste von potenziellen Ratsmitgliedern gab aus denen fur jede Sitzung einige ausgewahlt wurden die Vasallen und Pralaten dienten noch als komplementares Gremium Als Nachstes kam eine Reihe von Ordonnanzen die die Amtszeit des Parlements festlegten 1278 1291 1296 1308 und es wurde mehr institutionalisiert Nicht nur wurden die Personen die das Parlement jeweils konstituierten im Voraus festgelegt sondern diejenigen die nicht auf die Liste gesetzt worden waren konnten nicht in einem Fall urteilen Die koniglichen Landvogte mussten am Parlement teilnehmen um ihre Urteile zu begrunden und zu einem fruhen Zeitpunkt wurde die Reihenfolge festgelegt in der die Falle aus den Vogteien bailliages angehort wurden Vor der Mitte des 14 Jahrhunderts wurde das Personal des Parlements sowohl Prasidenten als auch Ratsmitglieder de facto festgelegt wenn auch nicht de jure von Rechts wegen Jedes Jahr wurde eine Liste derjenigen zusammengestellt die die Sitzungen abhalten wurden und obwohl die Liste jahrlich festgelegt wurde enthielt sie doch jedes Jahr dieselben Namen Die jahrlichen Kommissare commissaires wurden 1344 Beamte officiers sie hatten feste Stellungen waren aber noch nicht unabsetzbar Zur selben Zeit wurde das Parlement dauerhaft die Anzahl der Sitzungen hatte abgenommen aber ihre Lange zugenommen Im Laufe des 14 Jahrhunderts wurde es eine Regel dass das Parlement von St Martin 11 November bis Ende Mai tagte spater wurde die Sitzungsperiode bis Mitte August verlangert wahrend der Rest des Jahres den Urlaub bildete Auch in Paris war das Parlement eine feste Einrichtung geworden und durch eine Entwicklung die in ziemlich fruhe Zeiten zuruckreicht hatten die Prasidenten und Ratsmitglieder statt nur Ratgeber des Konigs zu sein gewisse Machtpositionen erworben die aber vom Monarchen verliehen wurden sie waren in der Tat echte Magistraten Der Konig hielt Gericht immer weniger in Person das Parlement sprach seine Urteile in Abwesenheit des Konigs Es kam sogar vor dass dieser seine Sache vor dem Parlement als Klager oder Angeklagter vertrat Im 14 Jahrhundert kam es allerdings noch vor dass das Parlement delikate Angelegenheiten an den Konig weiterleitete im 15 Jahrhundert erlangte es eine im Prinzip unabhangige Gerichtsbarkeit Bezuglich seiner Zusammensetzung bewahrte es ein bemerkenswertes Merkmal das an seinen Ursprung erinnert Ursprunglich war es eine Versammlung von Laien Vasallen und Pralaten gewesen als sein Aufbau fest wurde und aus Ratsmagistraten bestand wurde ein Teil der Amter notwendigerweise von Laien und ein anderer von Geistlichen besetzt den Laienberatern conseillers lais und den klerikalen Beratern conseillers clercs Versammlung der Pairs BearbeitenDas Parlement war zur selben Zeit Versammlung der Pairs cour des pairs Dies hatte den Ursprung in dem alten Prinzip nach dem jeder Vasall das Recht hatte von seinen Pairs vor Gericht gestellt zu werden d h von den Lehnsmannern die ihr Lehen vom selben Lehnsherrn erhalten hatten diese sassen mit dem Lehnsherrn als Prasidenten zu Gericht Dies fuhrte bekanntermassen zur Bildung der alten Institution der Pairs de France die aus sechs Laien und sechs Geistlichen bestand Obwohl die feudalen Angelegenheiten strenggenommen von ihnen selbst beurteilt werden sollten konnten sie dieses Recht im koniglichen Rat curia regis nicht aufrechterhalten Die anderen Personen darin konnten ebenso in Angelegenheiten mitwirken die die Pairs betrafen Schliesslich wurden die Pairs deren Anzahl sich im Laufe der Zeit durch wiederholte Schaffung von Pairswurden durch den Konig erhohte von Amts wegen ex officio Mitglieder des Parlements sie wurden erbliche Ratsmitglieder legten den Eid als offizielle Magistraten ab und sassen und berieten wenn sie wollten im Parlement In Verfahren die gegen sie erhoben wurden oder die ihre Rechte als Pair betrafen hatten sie das Recht eines Prozesses durch das Parlement wobei die anderen Pairs anwesend oder ordnungsgemass einberufen worden waren Gliederung des Parlements in Kammern BearbeitenWahrend das Parlement als Ganzes seine Einheit bewahrte war es doch in mehrere Kammern oder Sektionen unterteilt worden An erster Stelle gab es die Grosse Kammer la Grande Chambre oder Grand Chambre die das ursprungliche Parlement darstellte Ihr war die Rechtsprechung in bestimmten wichtigen Fallen vorbehalten und sie folgte einer besonderen Verfahrensweise die als mundlich bezeichnet wurde obwohl gewisse schriftliche Dokumente zugelassen waren Selbst nachdem die Amter des Parlements kauflich geworden waren konnten die Ratsmitglieder nur in der Reihenfolge der Senioritat aus einer anderen Kammer in die Grand chambre wechseln Die Berufungskammer chambre des enquetes und Petitionskammer chambre des requetes entstanden zu der Zeit als es ublich wurde Listen fur jede Sitzung des Parlements aufzustellen Die Berufungskammer chambre des enquetes Bearbeiten Die vom Parlement bestellten Ermittler enqueteurs oder auditeurs waren zunachst Hilfspersonen gewesen denen die vom Parlement angeordneten Untersuchungen und Nachforschungen anvertraut waren Spater als die Institution der Berufung vollstandig entwickelt war und das Verfahren vor verschiedenen Gerichtsbarkeiten eine hochst technische Sache wurde insbesondere wenn schriftliche Beweise zugelassen wurden kamen die Dokumente aus anderen Untersuchungen ebenfalls vor das Parlement Eine neue Form der Berufung entstand Seite an Seite mit der alteren Form die im Wesentlichen ein mundliches Verfahren war namlich die schriftliche Berufung appel par ecrit Um diese neuen Berufungen zu beurteilen musste das Parlement vor allem schriftliche Dokumente studieren die Untersuchungen die unter der Jurisdiktion des erstinstanzlichen Gerichts gemacht und niedergeschrieben worden waren Die Pflicht der Ermittler war es eine Zusammenfassung der schriftlichen Dokumente anzufertigen und uber sie zu berichten Spater durften die Prufer rapporteurs diese Fragen zusammen mit einer bestimmten Zahl von Parlementsmitgliedern beurteilen Von 1316 an bildeten diese beiden Arten von Mitgliedern eine Berufungskammer chambre des enquetes Bis jetzt hatte der Prufer zweifellos nur seine Meinung zu dem Fall abgegeben den er vorbereitet hatte Nach 1336 wurden alle Mitglieder der Kammer auf die gleiche Stufe gestellt und berichteten und gaben ihre Urteile als Ganzes ab Fur lange Zeit empfing allerdings zunachst die Grande Chambre alle Falle und reichte sie mit Anweisungen an die Berufungskammer weiter vor ihr wurden auch Fragen erortert die sich aus den Untersuchungen der Berufungskammer ergaben und sie setzte deren Entscheidungen in Kraft oder revidierte sie Nach und nach verlor sie all diese Rechte bis sie im 16 Jahrhundert ganz verschwanden Mehrere Berufungskammern wurden nach der ersten geschaffen und sie waren es die den grosseren Teil der Arbeit hatten Petitionskammer chambre des requetes Bearbeiten Die Petitionskammer chambre des requetes war von ganzlich anderer Natur Zu Beginn des 14 Jahrhunderts wurde ein Teil der Sitzungsteilnehmer des Parlements ausgewahlt um die Petitionen requetes uber gerichtliche Fragen in Empfang zu nehmen die dem Konig vorgelegt und noch nicht behandelt worden waren Dies fuhrte schliesslich zur Bildung der Kammer der Palastpetitionen Chambre des requetes du palais Diese wurde aber ausschliesslich ein Gericht fur privilegierte Personen ihr oder der Petitionskammer des Koniglichen Haushalts Chambre des requetes de l hotel du roi je nach Fall wurden die Zivilverfahren derjenigen vorgelegt die das Recht des Committimus lat committere anvertrauen regi et judici committimus causam nostram wir vertrauen dem Konig und Richter unseren Fall an ein Recht direkter Gerichtsbarkeit vor dem Konig Berufungen gegen Entscheidungen der Petitionskammer konnten vor das eigentliche Parlement gebracht werden Kriminalkammer chambre des assises Bearbeiten Das Parlement hatte auch eine Kriminalkammer die von la Tournelle die erst im 16 Jahrhundert gesetzlich verankert wurde aber lange vorher aktiv war Sie hatte keine bestimmte Mitgliedschaft stattdessen dienten die Laienberater conseillers laics wechselweise in ihr Verbrechen Strafen und Gerichtsbarkeit Bearbeiten Die haufigsten kriminellen Handlungen waren der Diebstahl Einbruch und Betrug Die Strafen reichten von Verweisen Geldstrafen Gefangnis Arbeits oder Zuchthaus Hingegen kamen Raub Totschlag und Mord seltener vor Schon unter Philipp IV wurde die franzosische Strafverfolgung starker professionalisiert im Jahre 1303 sprach man formell von den procureurs du roi und procureurs fiscaux de seigneurs Diese Institutionen ermoglichten eine zugige Verfolgung insbesondere jener Straftaten die mit Geldstrafen und Konfiskationen zugunsten des Herrscherhauses einhergingen 1 Das Parlement war eine Institution der Rechtsprechung unter dem Ancien Regime war es das souverane Gericht des Konigreichs Frankreich 2 Die Folter wurde als ein legitimes Mittel zur Gewinnung von Gestandnissen oder von Informationen aus Verdachtigen angesehen Man sah in ihr geradezu einen Konigsweg zur Erlangung von Beweisen probatio probatissima bei schwieriger Beweisfindung und als solches blieb sie bis zum Ende des Ancien Regime erhalten Diese Informationen konnten wahrend des Prozesses verwendet werden Allerdings wurden die durch die Folter gewonnenen Informationen nur dann als Beweismittel verwendet wenn Beweise bei der Beweisfindung erschopft waren oder schienen 3 Das Magiedelikt der Hexerei wurde als Straftatbestand erst nach der Franzosischen Revolution abgeschafft 4 Dennoch hatte bereits Ludwig XIV dessen Hof um 1680 in die Giftaffare verwickelt war noch im selben Jahr seinen Einspruch gegen die Verfolgungen mit einem Erlass beschlossen Hierdurch wurde der systematischen und organisierten Hexenverfolgung in Frankreich weitgehend ein Ende bereitet Obgleich vereinzelte Verfolgungen im Rahmen des Magiedelikts stattfanden in Bordeaux fand 1718 die letzte Hinrichtung eines Mannes wegen Hexerei statt Im Jahre 1742 starben Pater Bertrand Guillaudot und funf weitere Beschuldigte in Dijon auf dem Scheiterhaufen Sie hatten mittels Magie so der Vorwurf das Versteck eines verborgenen Schatzes vorausgesagt Pater Louis Debaraz wurde im Jahre 1745 in Lyon bei lebendigem Leibe verbrannt 5 Wahrend des Ancien Regime gab es unterschiedliche Arten der Hinrichtung so etwa die Enthauptung mit dem Schwert siehe hierzu Charles Henri Sanson Dabei war die Enthauptung decollement ein Privileg der Adligen die Todesstrafe fur die Burgerlichen war das Hangen pendaison und galt als nicht ehrenvoll Bekannt wurde aber zum Beispiel auch die Vierteilung als Verbrechen gegen den Staat oder ihre Reprasentanten des Robert Francois Damiens am Montag den 28 Marz 1757 in Paris Die Marechaussee war als militarisch organisierte Polizeitruppe direkter Vorlaufer der franzosischen Gendarmerie Nationale Sondereinheiten waren ferner die in Paris stationierte Marechausee der Ile de France Compagnie du Prevot General de la Marechaussee de l Ile de France die die Pariser Vorstadte samt Umland banlieue uberwachte sowie die mehrere Hundert Mann starke Kompanie des Generalmunzamtes Compagnie du Prevot General des Monnaies de France die insbesondere Falschmunzer verfolgte 6 An Effektivitat waren die Pariser Polizeibehorden im Bereich der Fremdenaufsicht europaweit fuhrend So war die Kontrolle in der Hauptstadt Paris im Zeitalter Ludwigs XV und Ludwigs XVI sehr effizient Denis Diderot beschrieb in einem Brief aus dem Jahre 1760 an die russische Zarin Katharina II dass man im Hotel du lieutenant general de police schon vierundzwanzig Stunden nach der Ankunft eines Auslanders wisse wer derjenige sei wie er hiesse woher er komme warum er sich in Frankreich aufhielte wo er wohne und mit wem er in Kontakt stunde Provinzparlements BearbeitenUrsprunglich gab es nur ein Parlement das von Paris Das war eine logische Folge der Entstehung aus der curia regis Aber die Erfordernisse der Justizverwaltung fuhrten nach und nach zur Schaffung einer Zahl von Provinzparlementen Ihre Einrichtung wurde zudem im Allgemeinen von den politischen Umstanden diktiert insbesondere nach der Aufnahme einer Provinz in das Konigreich Zuweilen handelte es sich um eine Provinz die vor ihrer Annexion eine hochste und souverane Gerichtsbarkeit fur sich selbst hatte und die dieses Privileg behalten sollte Es kam vor dass zwischen der Annexion einer Provinz und der Grundung ihres Parlements ein zwischenzeitliches System eingerichtet wurde in dem Delegierte des Pariser Parlements dorthin gingen und Gerichtssitzungen Assisen assises hielten Auf diese Weise entstanden nacheinander die Parlements von Toulouse Grenoble Bordeaux Dijon Rouen Aix en Provence Rennes Pau Metz Douai Besancon und Nancy Von 1762 bis 1771 gab es sogar ein Parlement fur das Furstentum Dombes Die Provinzparlements bildeten auf kleinerem Massstab die Organisation des Pariser Parlements nach sie hatten aber nicht die Funktionen des Pairsgerichts Jedes von ihnen beanspruchte in seiner jeweiligen Provinz gleiche Macht Es gab auch grosse Justizkorperschaften die die gleichen Funktionen wie die Parlements ausubten ohne aber deren Namen zu tragen zum Beispiel der Hochste Rat Conseil souverain des Elsass in Colmar der Obere Rat Conseil superieur des Roussillon in Perpignan der Rat des Artois Conseil de l Artois hatte nicht in jeder Hinsicht die Obergerichtsbarkeit Politische Rechte BearbeitenAbgesehen von ihren gerichtlichen Funktionen besassen die Parlements auch politische Rechte sie beanspruchten Teilnahme an der hoheren Politik des Konigreichs und die Stellung von Hutern seiner fundamentalen Gesetze Im Allgemeinen wurden die Gesetze in den Provinzen erst gultig wenn sie von den Parlementen registriert worden waren Dies war die Methode der offentlichen Bekanntmachung die vom alten Gesetz in Frankreich zugelassen war Allerdings pruften die Parlemente die Gesetze bevor sie diese registrierten d h sie untersuchten sie danach ob sie mit den Prinzipien von Recht und Gerechtigkeit und mit den Interessen des Konigs und seiner Untertanen ubereinstimmten wenn sie meinten dass dies nicht der Fall war lehnten sie die Registrierung ab und richteten Bedenken remontrances an den Konig Indem sie dies taten entsprachen sie bloss ihrer Beratungspflicht devoir de conseil die alle oberen Autoritaten gegenuber dem Konig hatten und der Text der Ordonnanzen forderte sie auch oft explizit dazu auf Es war jedoch naturlich dass der Wille des Konigs sich am Ende durchsetzen sollte Um die Registrierung z B von Edikten zu erzwingen schickte der Konig versiegelte Anordnungsbriefe lettres de jussion die aber nicht immer befolgt wurden oder er konnte personlich kommen und eine Parlement Sitzung halten und das Gesetz in seiner Anwesenheit in einem sogenannten Bett der Justiz Lit de justice registrieren lassen Theoretisch wurde dies mit dem Prinzip erklart dass wenn der Konig als oberster Richter personlich Recht sprach das Gericht durch die Tatsache seiner Anwesenheit alle von ihm delegierte Autoritat verlor so wie es in der alten curia das Prinzip gegeben hatte dass apparente rege cessat magistratus lat fur Bei Erscheinen des Konigs schweigt der Magistrat als Richter Im 18 Jahrhundert bildete sich in den Parlements die Meinung heraus dass die Registrierung eines Gesetzes durch sie freiwillig zu erfolgen habe ein lit de justice also ein unfreundlicher Akt also illegitim sei Verwaltungsrechte BearbeitenDie Parlements hatten auch in der Verwaltung weitreichende Befugnisse Sie hatten das Recht Vorschriften zu machen pouvoir reglementaire die innerhalb ihrer Provinz in allen solchen Punkten die Wirkung von Gesetzen hatten die nicht schon gesetzlich geregelt waren soweit die betreffende Sache in ihre gerichtliche Kompetenz fiel dafur war es nur notig dass ihre Einmischung in der Angelegenheit nicht durch das Gesetz verboten war Diese Bestimmungsbeschlusse wurden arretes de reglement genannt Durch diese Mittel nahmen die Parlements an der Regierung teil ausser in Angelegenheiten die einem anderen hochsten Gericht zugeordnet waren so lag etwa die Besteuerung in der Verantwortung der Hochsten Finanzgerichtshofe Cours des aides Innerhalb der gleichen Beschrankungen konnten sie Anordnungen injonctions an Beamte und Einzelpersonen richten Siehe auch BearbeitenAula regia Curia RegisLiteratur BearbeitenSylvie Daubresse Le parlement de Paris ou la voix de la raison 1559 1589 Travaux d humanisme et renaissance Bd 398 Droz Geneve 2005 ISBN 2 600 00988 4 Sylvie Daubresse Monique Morgat Bonnet Isabelle Storez Brancourt Le parlement en exil ou histoire politique et judiciaire des translations du Parlement de Paris XVe XVIIIe siecle Histoire et archives Hors serie Nr 8 Champion Paris 2007 ISBN 978 2 7453 1681 3 Roland Delachenal Histoire des avocats au parlement de Paris 1300 1600 Plon Paris 1885 James K Farge Le parti conservateur au XVIe siecle Universite et parlement de Paris a l epoque de la Renaissance et de la Reforme College de France u a Paris 1992 ISBN 2 7226 0000 5 Edouard Maugis Histoire du parlement de Paris De l avenement des rois Valois a la mort d Henri IV 3 Bande Picard Paris 1913 1916 Band 1 Periode des rois Valois 1913 Band 2 Periode des guerres de religion de la ligue et de Henri IV 1914 Band 3 Role de la cour par regnes 1345 1610 presidents conseillers gens du Roi 1916 William Monter Judging the French Reformation Heresy trials by sixteenth century parlements Harvard University Press Cambridge MA u a 1999 ISBN 0 674 48860 1 Nancy Lyman Roelker One king one faith The Parlement of Paris and the religious reformations of the sixteenth century University of California Press Berkeley CA u a 1996 ISBN 0 520 08626 0 Lothar Schilling Normsetzung in der Krise Zum Gesetzgebungsverstandnis im Frankreich der Religionskriege Studien zur europaischen Rechtsgeschichte 197 Klostermann Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 465 03454 6 Zugleich Habilitations Schrift Universitat zu Koln 2003 Joseph H Shennan The Parlement of Paris Cornell University Press Ithaca NY 1968 Einzelnachweise Bearbeiten Lorenz Schulz Normiertes Misstrauen Der Verdacht im Strafverfahren Klostermann 2001 ISBN 3 465 02973 9 S 203 Gerhard Salter Polizei und soziale Ordnung in Paris Zur Entstehung und Durchsetzung von Normen im stadtischen Alltag des Ancien Regime 1697 1715 Klostermann 2004 ISBN 3 4650 3298 5 Eric Wenzel La torture judiciaire dans la France de l Ancien Regime Lumieres sur la Question Editions Universitaires de Dijon 2011 ISBN 978 2 915611 89 2 Johannes Dillinger Hexen und Magie eine historische Einfuhrung Campus Verlag 2007 ISBN 3 593 38302 0 Henry Charles Lea Materials Toward a History of Witchcraft 1890 Band 3 Kessinger Publishing 2004 S 1305 Cie de Marechaussee de l Ile de France in franzosischer Sprache online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parlement amp oldid 234710339