www.wikidata.de-de.nina.az
Die Giftaffare frz affaire des poisons war ein Skandal in den Jahren 1675 bis 1682 um eine Serie von Morden in Frankreich wahrend der Regierungszeit von Ludwig XIV Wahrend dieser Zeit wurden zahlreiche Personen darunter Prominente und Adlige des Giftmordes der Hexerei und anderer Vergehen zu denen damals z B auch Abtreibungen sogenannter Kindsmord gehorten verdachtigt und oder deretwegen verurteilt Wie viel von den Vorwurfen auf Tatsachen beruhte wie viel auf Erfindungen ist bis heute ungeklart Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Ermittlungen 3 Der franzosische Hof unter Verdacht 4 Strafen 5 Marquise de Montespan 6 Folgen 7 Belege 8 Literatur 9 WeblinksVorgeschichte Bearbeiten nbsp Marie Madeleine de Brinvilliers wird vor ihrem Tod gefoltertDie Prozessserie begann im Jahr 1675 nachdem Marie Madeleine de Brinvilliers mit ihrem Geliebten Hauptmann Godin de Sainte Croix ihren Vater vergiftete und ihre Bruder ermorden liess Ihre Schwester uberlebte einen Anschlag Die Brinvilliers wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt Im Rahmen der Ermittlungen gab es viele Geruchte um weitere mysteriose Todesfalle Ihr Prozess lenkte die Aufmerksamkeit auf andere mysteriose Todesfalle im Umfeld prominenter Personen Selbst zahlreiche Personen vom koniglichen Hof in Versailles aus dem Hochadel und dem direkten Umfeld des Konigs wurden in die Affaire hineingezogen Ein besonders fataler Verdacht fiel schliesslich sogar auf die konigliche Matresse Madame de Montespan die u a mit Hilfe von Liebestranken und Schwarzen Messen ihre Nebenbuhlerinnen im Herzen des Konigs verdrangt haben soll Schliesslich setzte Ludwig XIV eine Kommission ein die unter dem Namen Chambre ardente franz gluhende Kammer bekannt war da ihre Verfahren in einem schwarz verhangten durch Kerzen erhellten Raum stattfanden und beauftragte den Pariser Polizeiprafekten La Reynie den ganzen satanistischen Zirkel auffliegen zu lassen Die Ermittlungen BearbeitenDie Polizei ermittelte gegen eine Reihe von Wahrsagern und Alchemisten die im Verdacht standen nicht nur Wahrsagerei und spiritistische Sitzungen zu betreiben sondern auch Aphrodisiaka und Erbschaftspulver also Gift zu vertreiben Ihre Kundinnen wollten sich damit entweder ihrer Ehemanner oder ihrer Rivalinnen bei Hofe entledigen nbsp La Voisin1677 leitete La Reynie strenge Untersuchungen im sog Cour des poisons ein Dieser bestand bis 1680 Die Affare zog schnell immer weitere Kreise Ein angeblicher Pariser Hexenzirkel wurde Frankreichs Aristokraten mit Gift versorgen und einige Mitglieder des franzosischen Hofs seien schon durch Vergiftung getotet worden La Reynie entlarvte mehrere Mitglieder des Zirkels darunter zahlreiche Adlige einen Bankier und einen Rechtsanwalt die zum Kundenkreis der angeblichen Hexe und Hebamme Catherine Monvoisin Deshayes auch La Voisin genannt gehorten Die Nachforschungen richteten sich auch gegen den angesehenen Apotheker und Chemiker Christophe Glaser aus dessen Apotheke die Marquise de Brinvilliers und der Chevalier Sainte Croix die notigen Zutaten bezogen hatten Dieser wurde zwar entlastet aber in der Folge wurde Apothekern und Drogisten in Frankreich gesetzlich auferlegt ein so genanntes Giftbuch zu fuhren in dem die Namen der Kaufer von Giften aufgefuhrt werden mussten La Reynie liess auch Giftvorrate die an verschiedenen Orten in ganz Frankreich versteckt waren beschlagnahmen Es gelang ihm jedoch nicht Informationen uber weitere Mittater in Erfahrung zu bringen Durch Zufall wurde ein Jurist auf eine Wahrsagerin Marie Bosse aufmerksam die sich brustete dass es nur noch dreier Giftmorde bedurfe um sich zur Ruhe setzen zu konnen Der Jurist benachrichtigte daraufhin die Polizei Um etwas gegen Marie Bosse in der Hand zu haben stellte La Reynie ihr eine Falle Eine Agentin die eine Ehefrau spielte die ihren Mann loswerden wollte kaufte von der Verdachtigen eine Flasche Gift Daraufhin drang die Polizei in das Haus ein und verhaftete Marie Bosse eine andere Wahrsagerin La Dame Vigoreux die ehemalige Geliebte zweier fruherer Ehemanner Bosses deren Tochter und zwei Sohne Die beiden Wahrsagerinnen leugneten alle Anschuldigungen beschuldigten sich gegenseitig nannten aber die Namen von Komplizen einen Mann namens Vanens die Kontaktperson zu dem Giftring sowie die Wahrsagerin Catherine Monvoisin bekannt als La Voisin Die Wahrsagerin La Filastre gestand bei einer schwarzen Messe ihr eigenes Neugeborenes geopfert zu haben Ein weiterer Zauberer der Okkultist Adam Lesage wurde durch Folter zu einem Gestandnis gezwungen und denunzierte Pater Davot und Abbe Mariette Beide sollen in La Voisins Kapelle uber den Leibern nackter Madchen schwarze Messen gelesen haben Pater Touret sollte in der Offentlichkeit Geschlechtsverkehr mit einem Madchen gehabt haben Auch Abbe Guibourg war angeklagt schwarze Messen mit nackten Frauen gefeiert zu haben Unter der Folter gestand er den Mord an einem Kinde dem er die Kehle durchschnitten und dessen Blut in einem Kelch aufgefangen hatte Das Herz und die Eingeweide wurden bei spateren Messen verwendet La Voisins sechzehnjahrige Tochter und eine der drei Geliebten des Abbes bestatigten diese Darstellung Bei einer anderen Messe vermischte Guibourg das Menstruationsblut von Mademoiselle des Œillets der Kammerzofe von Madame de Montespan mit dem Samen ihres Gefahrten und dem getrockneten Blut von Fledermausen um einen Trank herzustellen der ihren Einfluss auf den Konig vergrossern sollte Auch an die Witwe des verstorbenen Prasidenten des franzosischen Parlaments sowie an den Cousin eines der Richter in dem Prozess wurde Gift verkauft Der franzosische Hof unter Verdacht BearbeitenDa es schon 1670 nach dem plotzlichen Tod von Henriette der Herzogin von Orleans Geruchte gab dass diese von ihrem Gatten dem Bruder des Konigs und oder von dessen Favoriten dem Chevalier de Lorraine vergiftet worden sei 1 konzentrierte La Reynie seine Ermittlungen auf die Hofgesellschaft in Versailles Erst wurde Madame de Poulaillon entlarvt die versucht hatte ihren alten Ehemann zu vergiften um in den Besitz seines Vermogens zu gelangen Aber dieser hatte die Gefahr geahnt und war in ein Kloster geflohen Nach und nach wurden immer hohergestelltere Verdachtige angeklagt unter ihnen der Tragodiendichter Jean Racine der eine Haftstrafe erhielt sie aber nicht antrat Madame de Lusignan wurde vorgeworfen mit ihrem Priester nackt im Wald herumgesprungen zu sein und eine Osterkerze zu obszonen Zwecken missbraucht zu haben nbsp Olympia Mancini floh mit ihren Kindern nach HollandAm 23 Januar 1680 wurden Olympia Mancini und die Herzogin von Bouillon beide Nichten von Kardinal Mazarin die Marquise d Allnye die Marquise von Polignac der Graf von Clermont die Herzogin von Angouleme die Prinzessin von Tingry die Marquise von Roure der Herzog von Luxemburg und der Marquis de Feuquieres verhaftet und ins Gefangnis gebracht Manche von ihnen schafften es aber zu entkommen und das Land zu verlassen Da die verhafteten Personen von hohem Stande und Mitglieder des Hofes waren mussten eindeutige Beweise erbracht werden Deshalb wurden La Voisin und die anderen durch den Spanischen Stiefel die Streckbank und die Wasserfolter gezwungen eine Aussage zu machen La Voisin bestand bis zum Schluss darauf keine Hexe zu sein La Reynie war von den Gestandnissen so uberzeugt dass er sagte Ich habe alles was man mir moglicherweise einreden konnte dass die Anschuldigungen falsch seien wieder und wieder uberpruft doch eine solche Schlussfolgerung ist einfach nicht moglich Jedoch wurden die belastenden Aussagen durch die Folter erreicht viele Hauptzeugen waren von zweifelhaftem Rufe widersprachen sich selbst oder nahmen ihre Gestandnisse auf dem Scheiterhaufen zuruck z B La Filastre Es wurden aber in den Hausern der angeklagten Wahrsagerinnen zahlreiche Beweisstucke gefunden wie Gifte Wachspuppen schwarze Kerzen und schwarzmagische Bucher Deshalb glaubte auch die Mehrheit der franzosischen Gesellschaft dass Hexerei eindeutig erwiesen sei und Ludwig XIV sah sich gezwungen zu handeln um eine gegen seinen Hof gerichtete Emporung zu verhindern Bis heute ist ungeklart ob die schwarzen Messen von denen die Polizei Kenntnis erhielt wirklich stattgefunden hatten oder ob sie nur Sensationsberichte sammelte die unter anderem zu dem Zwecke erfunden worden waren hochgestellte Personlichkeiten zu diskreditieren die vielleicht einer anderen Fraktion angehorten 2 Strafen BearbeitenDie Anklagen lauteten auf Hexerei Mord und vieles mehr Wirklich geklart wurden die meisten Vorwurfe zwar nie es gab im Verlaufe der Ermittlungen jedoch 360 Verhaftungen 218 Verhore zum Teil unter Folter und 110 Urteile Zwei Verdachtige starben unter der Folter 36 wurden durch das Schwert oder auf dem Scheiterhaufen hingerichtet vier auf die Galeeren geschickt 34 verbannt und 30 freigesprochen Marschall Montmorency Bouteville war 1680 kurzzeitig in Untersuchungshaft wurde dann aber als freier Mann Hauptmann der Wache Andere wie der Abbe Guibourg kamen in Kerkern in Einzelhaft Am 22 Februar 1680 wurden La Voisin Marie Bosse und La Vigoreux zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt Der Sohn von Marie Bosse Francois wurde zum Tod durch Hangen verurteilt Madame de Poulaillon wurde ins Exil geschickt Marquise de Montespan Bearbeiten nbsp Madame de MontespanOffiziell stellte die Chambre ardente im August 1680 ihre Arbeit ein worauf sich dazu Prafekt La Reynie mit den Worten ausserte das Ausmass ihrer Verbrechen erweist ihnen Schutz 3 La Reynie war jedoch angewiesen worden den Aussagen uber Madame de Montespan im Geheimen nachzugehen da der Name ihrer Kammerfrau Claude des Œillets oft in den Aussageprotokollen der Chambre Ardente auftauchte Erst jetzt wurde Ludwig XIV klar warum er nach jedem Abend mit seiner Geliebten am nachsten Morgen mit Kopfschmerzen erwachte Uber die Jahre hinweg musste er grosse Mengen von Gift zu sich genommen haben Man behauptete auch dass die Montespan nach der Einfuhrung in La Voisins und Abbe Guibourgs Hexenzirkel an verschiedenen Zeremonien teilgenommen habe um ihren besonderen Status als Favoritin des Konigs zu erhalten Angeblich wurde bei diesen Zeremonien Madame de Montespan nackt auf einen Altar gelegt wahrend man ihre Bitten um die Gunst des Konigs an den christlichen Gott und die Gotter der Unterwelt weitergab Sie soll sogar Guibourg erlaubt haben eine Hostie in ihre Vagina einzufuhren und dann mit ihr Geschlechtsverkehr zu haben wahrend er betete Die Marquise de Montespan geriet sogar in den Verdacht am plotzlichen Tode der nachfolgenden Matresse des Konigs Angelique de Fontanges schuldig zu sein Mehrere Komplizen der Voisin ihre eigene Tochter der Kammerdiener Romani dessen Gevatter Bertrand und die Filastre sagten aus dass eine Vergiftung der Fontanges durch Stoffe und Handschuhe geplant war 4 und Romani habe versucht als Stoffhandler getarnt in das Haus der Fontanges zu gelangen 5 Neuere Untersuchungen ergaben aber dass die Herzogin von Fontanges an einer Brustfellentzundung starb La Reynie verbrachte zwei Jahre damit Beweismaterial gegen Madame de Montespan zusammenzustellen Aber Madame de Maintenon Minister Colbert und der Marquis de Louvois halfen die Affare zu vertuschen da die Montespan die Mutter der legitimierten Kinder des Konigs war und es fur Ludwig eine Blamage bedeutet hatte wenn herausgekommen ware dass er durch Liebestranke verfuhrt worden war Die Gunst des Konigs hatte Madame de Montespan jedoch unwiederbringlich verloren Ebenso wurde La Reynie nahegelegt seine weiteren Untersuchungen einzustellen da befurchtet wurde dass noch mehr Mitglieder des Hochadels aus direkter Nahe des Konigs in einen Skandal verwickelt werden konnten Folgen BearbeitenDie Giftaffare endete mit einer letzten Hinrichtung im Juli 1683 Wenige Tage spater erliess der Konig ein Gesetz das den Handel mit Giftstoffen regelte Ludwig XIV liess Wahrsagerei in ganz Frankreich verbieten Die Hexerei wurde 1682 mit einem Erlass zu Tauschung und Einbildung erklart und dadurch das Ende des Hexenwahns in Frankreich verkundet Belege Bearbeiten Gilette Ziegler Der Hof Ludwigs XIV in Augenzeugenberichten Rauch Dusseldorf 1964 S 77 83 Philip Jenkins Satanism and Ritual Abuse In James R Lewis Hrsg The Oxford Handbook of New Religious Movements Oxford University Press Oxford New York 2004 S 224 Ulrich Karl Dreikandt Hg und Otto Schungel Schwarze Messen Dichtungen und Dokumente Zurich 1972 Dtv 1975 Gilette Ziegler Der Hof Ludwigs XIV in Augenzeugenberichten Rauch Dusseldorf 1964 S 180 183 187 Gilette Ziegler Der Hof Ludwigs XIV in Augenzeugenberichten Rauch Dusseldorf 1964 S 187 Literatur BearbeitenMaximilian Jacta alias Erich Schwinge Beruhmte Strafprozesse Sonderausgabe Orbis Verlag Munchen 2001 ISBN 3 572 01242 2 Louis Lewin Die Gifte in der Weltgeschichte Toxikologische allgemeinverstandliche Untersuchungen der historischen Quellen 3 Auflage Reprographischer Nachdruck der Ausgabe von Springer Berlin 1920 Gerstenberg Hildesheim 1984 ISBN 3 8067 2013 4 Frances Mossiker The Affair of the Poisons Louis XIV Madame de Montespan and one of History s great Unsolved Mysteries Alfred A Knopf New York NY 1969 Eric Le Nabour La Reynie Le policier de Louis XIV Perrin Paris 1990 ISBN 2 262 00806 X Francois Gayot de Pitaval Unerhorte Kriminalfalle Eine Sammlung beruhmter und merkwurdiger Kriminalfalle Nach der 1792 1794 von Friedrich Schiller herausgegebenen Auswahl und Ubersetzung neu bearbeitet und zusammengestellt Voltmedia Paderborn 2005 ISBN 3 937229 03 5 Anne Somerset Die Giftaffare Mord Menschenopfer und Schwarze Messen am Hof Ludwig XIV Magnus Essen 2006 ISBN 3 88400 441 7 Weblinks BearbeitenJan von Flocken 1679 Der Giftmordskandal von Versailles Auf welt de 9 Januar 2008 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Giftaffare amp oldid 238700673