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Philippe von Frankreich Herzog von Orleans 21 September 1640 in Saint Germain en Laye 9 Juni 1701 in Saint Cloud war Prinz von Frankreich und Navarra Herzog von Anjou 1640 1668 Herzog von Orleans Chartres und Valois sowie Pair von Frankreich 1660 Herzog von Nemours und Pair von Frankreich 1672 Herzog von Montpensier und Pair von Frankreich 1695 Dauphin der Auvergne und Furst von Dombes 1693 1701 Herzog von Beaupreau und Chatellerault Furst von Joinville und La Roche sur Yon Marquis von Mezieres Graf von Eu und Saint Fargeau sowie Baron von Beaujolais Philippe von Frankreich duc d Orleans Gemalde von Antoine MathieuBei Hofe wurde er allgemein Monsieur genannt was der offizielle Titel des Bruders von Konig Ludwig XIV war seine Gemahlinnen wurden als Madame bezeichnet Seine zweite Ehefrau war Liselotte von der Pfalz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachkommen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Kinderportrat Philippes rechts und seines Bruders Ludwig den Brudern Beaubrun zugeschriebenHerzog Philipp war ein Sohn von Konig Ludwig XIII von Frankreich und Anna von Osterreich sowie Bruder Ludwigs XIV Seine Kindheit war uberschattet von den Fronde Unruhen in der Zeit nach dem Tode seines Vaters Philipp und Ludwig wurden wie damals ublich als Kleinkinder wie Madchen gekleidet erst ab dem funften sechsten Lebensjahr begann man in dieser Epoche eine geschlechterspezifische Erziehung Weil der die Regierungsgeschafte fuhrende Kardinal Mazarin die Gefahren eines starken Bruders des kunftigen Ludwigs XIV furchtete ihm waren die Machtanspruche der Bruder Ludwigs XIII noch allgegenwartig soll er Einfluss darauf genommen haben dass Philipp zu keinem potentiellen Thronanwarter erzogen wurde obwohl dieser zwischen 1643 und 1661 seinem Bruder im Falle dessen Todes auf den Thron nachgefolgt ware Philipp der schon als Kind ein eher feminines Verhalten aufzeigte wurde in der Folgezeit weiter wie ein Madchen behandelt und gekleidet jedes maskuline Verhalten wurde bewusst unterdruckt und der Junge stattdessen mit Schmuck und Kleidern uberhauft Der Marquis d Argenson ausserte sich dazu folgendermassen Der Abbe de Choisy hat mir wiederholt etwas bestatigt das er in seinen Memoiren kurz erwahnt hat dass es namlich eine Folge der Politik Kardinal Mazarins war dass man Monsieur den Bruder des Konigs auf eine ausserst weibische Art und Weise aufzog wodurch er kleinmutig und verachtenswert werden musste 1 Spater hat Ludwig XIV dann seinen Bruder von der aktiven Politik und jeglichem Einfluss auf die Regierung ferngehalten woran dieser allerdings auch wenig Interesse zeigte er gab sich stattdessen einem ausschweifenden Lebensstil hin So hielt er sich einen Hof mit Gunstlingen und seine Homosexualitat obwohl offiziell strafbar und bei weniger Privilegierten gelegentlich mit der Hinrichtung geahndet 2 war ein offenes Geheimnis In ahnlicher Weise waren allerdings bereits die bisexuellen Affaren seines Vaters Ludwigs XIII und von dessen Brudern Gaston und Cesar Gegenstand vieler Klatschgeschichten gewesen 3 Madame de La Fayette schrieb Seine Neigungen entsprachen ebensosehr den weiblichen Vorlieben wie die des Konigs ihm fernlagen Er war schon gut gebaut aber seine Schonheit und seine Gestalt passten eher zu einer Prinzessin als zu einem Prinzen zudem lag ihm mehr daran dass alle Welt seine Schonheit bewunderte als sie dazu einzusetzen die Damen in sich verliebt zu machen 4 Ein Neffe des Kardinals Mazarin Philippe Mancini 1641 1707 soll es gewesen sein der den jungen Prinzen in das damals sogenannte italienische Laster eingefuhrt habe 5 Ludwig XIV ausserte sich in seinen Memoires so Fur den der herrscht kann es von Vorteil sein zu sehen wie diejenigen die ihm durch Geburt nahestehen durch ihr Verhalten sich weit von ihm entfernen Die Grosse und Erhabenheit seiner Seele wird durch den Gegensatz zu ihrer Weichlichkeit offenbar was er an Tatkraft und Streben nach Ruhm erkennen lasst wirkt unendlich glanzender wenn man um ihn herum nichts als lastenden Mussiggang oder kleinliche Neigungen sieht 6 7 Sodomie galt als Verbrechen und wurde generell mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen bestraft Laut dem Historiker Leonhard Horowski macht Philippe durch seine blosse Existenz die Anwendung dieses Gesetzes im Grossraum Paris unmoglich da sie dann auch seine gesamte Entourage hatte betreffen mussen was in der hierarchischen Gesellschaft der Fruhen Neuzeit einfach unmoglich gewesen sei 8 nbsp Liselotte von der Pfalz Duchesse d Orleans von Pierre Mignard 1675 Im Jahr 1660 wurde Philipp zum Herzog von Orleans ernannt 1661 wurde er gegen seinen Willen aus politischen Grunden mit Henrietta Anne Stuart der Schwester Karls II von England verheiratet Die Ehe verlief nicht glucklich und Henrietta geriet in Auseinandersetzungen mit Philipps Gunstlingen sodass gemutmasst wurde den fruhen Tod der Herzogin 1670 habe eine Vergiftung verursacht Im Jahr darauf heiratete Philippe dann Elisabeth Charlotte genannt Liselotte von der Pfalz Tochter des Kurfursten Karl I von der Pfalz Diese ebenfalls arrangierte Ehe brachte zwar drei Kinder hervor sein erstgeborener Sohn Philipp Herzog von Valois starb als 2 Jahriger doch nach den Geburten der Kinder beendete Philipp die ehelichen Beziehungen Liselotte beschreibt ihren Mann spater so Mons ieur sahe nicht ignoble unedel aus aber er war sehr klein hatte pechschwarze Haare Augenbraunen und Augenlieder grosse braune Augen ein gar lang und ziemlich schmal Gesicht eine grosse Nase einen gar zu kleinen Mund und hassliche Zahne hatte mehr weibliche als Manns Manieren an sich liebte weder Pferde noch Jagen nichts als Spielen cercle halten wohl essen tanzen und geputzt seyn mit einem Worte alles was die Damen lieben 9 nbsp Chevalier Philippe de Lorraine als Ganymed war uber viele Jahre der wichtigste Gunstling und Liebhaber von Monsieur Gemalde von Baldassare Franceschini Fine Arts Museums of San Francisco Saint Simon bezeichnet das Verhalten des Herzogs von Orleans als Laster das er durch die Geschenke Zuwendungen und die glanzende Stellung mit denen er seine Lieblinge uberhaufte auf die skandaloseste Weise der Offentlichkeit zur Kenntnis brachte 10 Die bekanntesten Favoriten oder Liebhaber Philippes waren Armand de Gramont Graf von Guiche der Chevalier Philippe de Lorraine 1643 1702 ein Sohn von Henri de Lorraine comte d Harcourt der Marquis d Effiat sowie der Marquis de la Valliere Lorraine und Effiat blieben bis zu seinem Lebensende bei ihm obgleich sie der Ermordung Henriettas verdachtigt wurden und erhielten oder unterschlugen Unsummen Geldes die ersterer verspielte letzterer hortete Lorraine wurde sogar zum Abbe von vier koniglichen Abteien ernannt aus denen er Einkunfte bezog Dafur verschafften die Favoriten Monsieur einen steten Nachschub an jungen Mannern Zu seinem Hofstaat gehorten ausserdem Madame de Grancey und Mademoiselle de Gordon Huntley ferner Antoine Morel de Volonne welchen Monsieur zwischen 1673 und 1683 zu Liselottes Haushofmeister erhob 11 Diese schrieb uber Morel Er stahl er log er schwur war Athee Atheist und Sodomit hielt Schule davon und verkaufte Buben wie Pferde gieng ins Parterre von der Opera seine Kaufe zu machen 12 Die Clique der Hoflinge bemuhte sich erfolgreich den Herzog von seiner zweiten Gemahlin zu entfremden deren einzige Freundin im Palais Royal wurde die lesbische Oberhofmeisterin Catherine Charlotte de Gramont Furstin von Monaco die sich allerdings vergeblich um ihre Liebe bemuhte 13 Primi Visconti berichtet von einer homosexuellen Bruderschaft die im Jahre 1680 gegrundet wurde Sie parodierte die Ordensregeln von Saint Michel und Saint Lazare Unter den Grundungsmitgliedern befanden sich der Graf von Guiche dessen Bruder Gramont Tilladet Manicamp Biran und Tallard Erkennungszeichen dieses Ordens war eine Plastik die einen Mann darstellt der eine Frau mit seinen Fussen in den Staub tritt Pikanterweise befand sich auch der junge Graf von Vermandois ein legitimierter Sohn des Sonnenkonigs unter den Mitgliedern Erst nach diversen Skandalen darunter der Ermordung eines Waffelverkaufers der nicht willig war als Lustknabe zu dienen schritt Ludwig XIV ein und verhangte harte Strafen gegenuber den Mitgliedern jener Bruderschaft der zwar nicht Philippe selbst aber die meisten seiner Favoriten angehorten 14 Ansonsten scheute der Monarch aber zumeist die Konfrontation mit seinem Bruder und sah uber die ihm wohlbekannten Zustande im Palais Royal hinweg Liselottes Klagen stiessen auf taube Ohren nbsp Philippe d Orleans Gemalde von Pierre Mignard Trotz der Steine die Philippe durch seinen alteren Bruder in Bezug auf Macht und Einfluss in den Weg gelegt bekam entwickelte er sich zu einem fahigen Feldherrn Nachdem er schon im Jahr 1667 mit Auszeichnung im Devolutionskrieg in Flandern gekampft hatte errang Monsieur im Jahr 1677 einen grossen Sieg in der Schlacht von Cassel im Artois und erreichte die Kapitulation von Saint Omer Danach befehligte Orleans allerdings nie wieder ein Heer Als im Pfalzischen Erbfolgekrieg Ludwig XIV das vermeintliche Erbe seiner Schwagerin zu erobern suchte erhielt Philippe hohe Summen des Orleans Geldes das die franzosischen Truppen in der verwusteten Pfalz erbeutet hatten seine Frau erhielt nichts davon er verspielte verprasste und verteilte es unter seinen Favoriten Philippe bewohnte in Paris das Palais Royal das er zum Ort freigeistiger weltoffener Entfaltung machte sowie einige Kilometer westlich von Paris das Schloss Saint Cloud Im Jahr 1701 erlag er 60 jahrig den Folgen eines Schlaganfalls nachdem er am Vortag eine heftige Auseinandersetzung mit seinem Bruder gehabt hatte 15 Es ging darum dass Philippes Sohn kein Militarkommando beim Feldzug nach Flandern erhalten sollte da der Konig seinem Neffen und Schwiegersohn dessen Ehebruche vorwarf der Herzog warf dem Konig daraufhin das gleiche vor dieser ihm wiederum Ahnliches die beiden Bruder brullten sich derartig an dass ein Diener ins Zimmer sturzte um sie darauf aufmerksam zu machen dass die Hoflinge in den angrenzenden Salons alles mitanhoren konnten Mit starkem Nasenbluten setzte sich Philippe anschliessend zu Tisch am selben Abend erlitt er einen Schlagfluss und am nachsten Mittag verschied er nachdem der Konig noch kurz an sein Sterbebett gekommen war In seinem Testament verlangte er 6000 Seelenmessen und bedachte alle Verwandten und viele Freunde mit uppigen Legaten Seine eigene Gattin wurde in seinem Letzten Willen aber nicht einmal erwahnt Diese hatte zwar Anspruch auf eine Rente aus der Hinterlassenschaft ihres Mannes und auf Ruckgabe ihrer Mitgift in der Hohe von 600 000 Livres allerdings war kein Bargeld vorhanden und Liselottes beweglichen Besitz hatte ihr Ehemann verspielt und an seine Favoriten verteilt Die Witwe erhielt eine ausreichende Jahresrente da der Konig und ihr Sohn der nunmehrige Herzog von Orleans Philipp II einsprangen Da Philipp I Schulden in Hohe von etwa 7 5 Millionen Livres hinterlassen hatte musste sein Sohn dessen Schmuck verkaufen und Juwelenhandler aus ganz Europa kamen nach Paris um die grosste Schmucksammlung die je auf den Markt gekommen war zu besichtigen und einzuhandeln Aufgrund des Uberangebotes war der Erlos unterhalb des Wertes nur 500 000 Livres weit weniger als der Schmuck wert war 16 17 Philipp wurde in der Grablege der franzosischen Konige der Kathedrale von Saint Denis beigesetzt Bei der Plunderung der Konigsgraber von Saint Denis wahrend der Franzosischen Revolution wurde sein Grab am 16 Oktober 1793 geoffnet und geplundert seine Uberreste wurden in einem Massengrab ausserhalb der Kirche beerdigt Nachkommen BearbeitenAus der Ehe mit Henrietta Anne Stuart entsprangen vier Kinder Marie Louise d Orleans 1662 1689 1679 Konig Karl II von Spanien Philippe Charles 1664 1666 Herzog von Valois Tochter 1665 Anne Marie d Orleans 1669 1728 1684 Herzog Viktor Amadeus II von SavoyenMit Liselotte von der Pfalz hatte er drei Kinder Alexandre Louis 1673 1676 Herzog von Valois Philippe d Orleans Herzog von Orleans 1674 1723 Regent von Frankreich 1692 Francoise Marie de Bourbon legitimierte aussereheliche Tochter Ludwigs XIV Elisabeth Charlotte d Orleans 1676 1744 1698 Herzog Leopold von LothringenLiteratur BearbeitenNancy Nichols Barker Brother to the Sun King Philippe Duke of Orleans Johns Hopkins University Press Baltimore u a 1998 ISBN 0 8018 3791 X Elisabetta Lurgo Une histoire oubliee Philippe d Orleans et la Maison de Savoie Societe Savoisienne d Histoire et d Archeologie Chambery 2018 ISBN 978 2 85092 037 0 Dirk Van der Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkonigs Piper Munchen 2001 ISBN 3 492 22141 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Philippe I von Frankreich Herzog von Orleans Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Dirk Van der Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck Liselotte von der Pfalz Eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkonigs Aus dem Franzosischen von Inge Leipold 14 Auflage Piper Munchen 2015 ISBN 3 492 22141 6 S 165 Van der Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck 2015 S 181 186 Pierre Chevallier Louis XIII roi cornelien S 453 455 unter Hinweis auf Agrippa d Aubigne und Tallemant des Reaux Madame de La Fayette Histoire d Henriette d Angleterre 1720 hg v G Sigaux 1965 1982 S 25 26 Van der Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck S 170ff Van der Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck 2001 153 ff 167 Die Memoiren des Herzogs von Saint Simon Band 1 Ullstein Frankfurt am Main 1977 ISBN 3 550 07360 7 S 285 Leonhard Horowski Das Europa der Konige Macht und Spiel an den Hofen des 17 und 18 Jahrhunderts Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2017 ISBN 978 3498028350 S 70 Van der Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck Liselotte von der Pfalz 3 Auflage 1997 S 143 und S 208 209 Saint Simon Memoires hg v A und J de Boislisle und L Lecestre Paris Hachette 1879 1930 Bd I S 285 Van der Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck S 180 Van der Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck S 180 Van der Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck S 233 Primi Visconti Memoires de la cour de Louis XIV Callman Levy Paris 1908 Van der Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck 2015 S 438 Thea Leitner Skandal bei Hof Ueberreuter Wien 1993 ISBN 3 8000 3492 1 S 110 Van der Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck 2001 Normdaten Person GND 118820206 lobid OGND AKS LCCN n88672582 VIAF 2478821 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Philippe I de Bourbon duc d OrleansALTERNATIVNAMEN Orleans Philipp I von Bourbon Herzog vonKURZBESCHREIBUNG franzosischer Prinz und FeldherrGEBURTSDATUM 21 September 1640GEBURTSORT Saint Germain en LayeSTERBEDATUM 9 Juni 1701STERBEORT Saint Cloud Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philippe I de Bourbon duc d Orleans amp oldid 234833974