www.wikidata.de-de.nina.az
Louis de Rouvroy duc de Saint Simon 16 Januar 1675 in Versailles 2 Marz 1755 in Paris war ein franzosischer Politiker und Schriftsteller der besonders fur seine Memoiren bekannt ist in denen er das Leben am Hof Ludwigs XIV und wahrend der Regence beschreibt Louis de Rouvroy duc de Saint Simon Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Jugend 1 2 Karriere am Hof Ludwigs XIV 1 3 Nach dem Tod Ludwigs XIV 2 Bedeutung 3 Ehrungen 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenHerkunft und Jugend Bearbeiten Saint Simon wie er in der franzosischen Geschichtsschreibung schlicht heisst war einziger Sohn von Claude de Rouvroy Herzog von Saint Simon Gouverneur von Blaye und Meuland 1606 1693 der seit 1628 das Amt des Grand Louvetier de France bei Ludwig XIII innehatte der ihn 1635 in den erblichen Herzogsstand und zum Pair von Frankreich erhob Seine Mutter war Charlotte de l Aubespine de Chateauneuf d Hautrive 1640 1725 zweite Gemahlin des Herzogs uber die er mit dem Hause Angouleme verwandt war Seine Taufpaten waren Ludwig XIV und Konigin Marie Therese Er wuchs auf in Paris und Versailles und hatte als Spielkameraden die enfants de France also die Kinder der koniglichen Familie insbesondere den spateren Regenten Philipp von Orleans mit dem ihn eine tiefe langjahrige Freundschaft verband Er erhielt eine vorzugliche Bildung unter anderem lernte er was damals selten war in Frankreich Deutsch sprechen und schreiben aber auch Latein auf einem nicht zeitublichen Niveau Karriere am Hof Ludwigs XIV Bearbeiten Mit 16 wurde Saint Simon offiziell am Hof eingefuhrt und begann seine Ausbildung als Offizier 17 jahrig erhielt er die Feuertaufe im Pfalzischen Erbfolgekrieg Mit 18 erbte er beim Tod seines Vaters den Herzogstitel und kam am Hof in Kontakt mit latent oppositionellen Adelskreisen wo man von einer Beschrankung der absoluten Macht des Konigs und einer Wiedereinsetzung des Adels in seine alten Rechte traumte 19 jahrig las Saint Simon in einem Feldlager in der Pfalz einen Memoirenband und hatte die Idee selber auch so etwas zu schreiben Er begann in der Tat mit dem Aufzeichnen von Uberlegungen und Beobachtungen kam aber jahrzehntelang uber Fragmente nicht hinaus Mit 20 begann er sich fur eine Ehefrau zu entscheiden und machte bei der Gelegenheit die Bekanntschaft von Marie Anne de La Tremoille Madame des Ursins genannt die ihn fur eine ihrer Nichten begeistern wollte Er lehnte ab da er die Unterstutzung einer gutvernetzten und einflussreichen Familie anstrebte und entschied sich am Ende fur Marie Gabrielle de Lorge Herzogin und Tochter des Herzogs und Marschalls von Lorge den Neffen von Henri de la Tour d Auvergne Marschall von Turenne und damit einer hochadeligen Familie angehorig Er entwickelte zu seiner Frau eine liebevolle Beziehung und hatte mit ihr eine Tochter und zwei Sohne Madame des Ursins gegenuber blieb er uber die nachsten Jahre in Freundschaft verbunden und berichtete in seinen Memoiren sehr ausfuhrlich uber ihr ungewohnliches Schicksal Er gehorte zu den ganz wenigen Vertrauten die auch nach ihrem tiefen Fall den Kontakt zu ihr hielten Mit 22 hatte er eine religiose Krise und stand dem Jansenismus nahe was seine latente Opposition gegenuber dem Konig verstarkte der seinerseits die Jesuiten das heisst die Gegner der Jansenisten stutzte Seine Neigung zu dieser Glaubensrichtung zeigte sich immer wieder in seinen Memoiren besonders in der Schilderung der Aufhebung des Klosters Port Royal einer jansenistischen Hochburg das dem Erdboden gleichgemacht wurde Saint Simon quittierte mit 27 nach Ausbruch des Spanischen Erbfolgekriegs den Offiziersdienst da seine Karriere langsamer als erhofft vorangeschritten war Wahrend der Jahre entwickelte er eine ausgepragte Abneigung gegen Madame de Maintenon die er fur jedes nur denkbare Ubel im Staate entweder direkt oder doch wenigstens indirekt verantwortlich machte Nicht wenige vermuten in Saint Simons ubertriebenem Standesdunkel die tiefere Ursache fur seinen Hass gegen Madame de Maintenon die selbst nur aus dem niederen Adel stammte und fur die Rolle einer maitresse en titre oder gar zur zweiten Ehefrau von Ludwig XIV in seinen Augen ganzlich ungeeignet war Aus diesem Grunde war er stets vertraut mit Madame de Montespan die dem Rang nach ihm wenigstens ebenburtig war Der Herzog war am Hofe nicht sonderlich beliebt da er standig wegen angeblicher Zurucksetzungen im Zeremoniell beim Konig vorstellig wurde In seinen Memoiren berichtet er sehr ausfuhrlich uber jede nur denkbare Schmach und seine Reaktionen darauf Aus Opposition zum Konig der seiner Meinung nach zu viele Burgerliche in hohe Amter holte sympathisierte er mit der politischen Adelsopposition Saint Simon geriet mehrfach mit dem Konig aneinander und verlor dadurch auch die Chance als Botschafter beim Papst nach Rom berufen zu werden Nicht unbedingt forderlich war auch seine Freundschaft zum Herzog von Orleans zu dem er sogar 1709 hielt als dieser sich die Feindschaft von Madame des Ursins und Madame de Maintenon zuzog die nichts unversucht liessen um dem Herzog von Orleans zu schaden Interessanterweise taucht der Herzog von Saint Simon in all den Jahren nur wenig in der ansonsten umfangreichen Korrespondenz der Mutter des Herzogs von Orleans Elisabeth Charlotte besser bekannt als Liselotte von der Pfalz auf Insoweit war die Freundschaft vielleicht doch eher einseitig auf Seiten von Saint Simon Nach dem uberraschenden Tod des Dauphin Louis von Frankreich den Saint Simon aus tiefstem Herzen verachtete glaubte er dass mit dessen Sohn Louis de Bourgogne endlich eine neue gerechte sprich dem Adel allein offenstehende Ordnung heraufdammern wurde All diese Plane vergingen jedoch bereits im Folgejahr als innerhalb kurzester Zeit die Dauphine der Dauphin und deren altester Sohn vermutlich an den Roteln starben Eine Zeitlang schwankte Saint Simon enttauscht zwischen Ruckzug ins Private und Flucht nach vorn Er entschied sich fur das Letztere und schrieb beispielsweise anonym einen fulminanten seinem Adressaten aber sicher unbekannt gebliebenen offenen Brief an den alten Konig in dem er diesem vorwarf Frankreich und die Monarchie durch Kriege und Despotismus ruiniert zu haben 1714 stellte er in der Schrift Projets de gouvernement dt Regierungsprojekte Uberlegungen an fur eine von Ministerraten statt Ministern gefuhrte Regierung Zugleich versuchte er Stimmung zu machen fur seinen Jugendfreund Philipp von Orleans der einer der Anwarter auf den Posten des Regenten war der nach dem Tod des Konigs fur dessen noch unmundigen Urenkel Ludwig XV die Herrschaft ausuben wurde Nach dem Tod Ludwigs XIV Bearbeiten Nachdem 1715 Ludwig XIV 77 jahrig gestorben war und sein Neffe Philipp in der Tat die Regentschaft ubernommen hatte konnte Saint Simon endlich eine aktive politische Rolle spielen als einflussreiches Mitglied des nach seinen Ideen neu geschaffenen Kronrats Er war massgeblich am Sturz von Louis Auguste de Bourbon Herzog von Maine und legitimierter Sohn Ludwigs XIV beteiligt und trug Sorge dass dieser fur immer von der Thronfolge ausgeschlossen wurde Im Auftrag des Regenten reiste Saint Simon nach Spanien um eine diplomatisch vorteilhafte Ehe zwischen den beiden Hausern zu vereinbaren Allerdings wurde Saint Simon bald von politisch geschickteren Leuten vor allem dem Ex Erzieher Philipps dem Kardinal Dubois langsam an den Rand gedrangt und beim plotzlichen Tod des Regenten 1723 praktisch ausgebootet Er zog sich auf seine Landereien zuruck und uberlegte einmal mehr ob er weiter politisch aktiv sein oder sich eher schriftstellerisch vor allem als Historiker betatigen sollte 1729 bekam er das Tagebuch geliehen das ein Versailler Hofling der Marquis de Dangeau von 1684 bis 1720 gefuhrt hatte und er begann es aus seiner Sicht zu kommentieren Daneben schrieb er eine Reihe historischer Abhandlungen uber sehr spezielle Themen beispielsweise die Einheiraten legitimierter ausserehelicher Tochter von franzosischen Konigen in franzosische Adelsfamilien Erst 1739 mit 64 und im geistigen Ambiente der sich durchsetzenden Aufklarung kehrte Saint Simon zu seiner Idee von 1694 zuruck und begann sein bedeutendstes heute allein noch bekanntes Werk die Memoires Diese decken die Zeit von 1691 bis 1723 ab das heisst vom Beginn bis zum Ende der Hoflingskarriere Saint Simons in Versailles Das sehr umfangreiche Werk enthalt nicht nur die personlichen Erinnerungen des Autors sondern auch zahlreiche dokumentarische Informationen uber den Konig und dessen Hofstaat Es war erst gegen 1750 nach zehn Jahren Arbeit abgeschlossen und wurde sogar von einigen Auszugen abgesehen erst 1829 30 gedruckt Hiernach erlangte es rasch Anerkennung als ein Meisterwerk der Gattung Memoiren verschaffte seinem Autor einen Status als Klassiker und fand beachtliche Verbreitung nicht zuletzt als Lekture zahlreicher Schriftsteller von Stendhal bis zu Marcel Proust Bedeutung BearbeitenFur Historiker sind Saint Simons Memoires daruber hinaus eine wichtige wenn naturgemass auch personlich gefarbte Quelle uber das Alltagsleben und uber die Machtkampfe in Versailles unter dem spaten Ludwig XIV und dem fruhen Ludwig XV Viele Aspekte der Memoiren gerade was Madame de Maintenon angeht finden ihre Entsprechung in den Briefen der Mutter des Regenten Elisabeth Charlotte der der Herzog eine der bekanntesten Schilderungen widmete Sein Portrat weist Liselotte von der Pfalz als etwas verschrobene eigenwillige weltfremde und doch ungemein standesbewusste Deutsche aus die ihre Kinder uber alle Massen liebt und ihr ganzes Leben mit dem Schreiben von Briefen zubringt Ehrungen Bearbeiten1975 wurde anlasslich des 300 Geburtstags von Saint Simon ihm zu Ehren der Prix Saint Simon geschaffen Literatur BearbeitenAusgaben und UbersetzungenLouis de Rouvroy Herzog von Saint Simon Die Memoiren des Herzogs von Saint Simon Hrsg von Sigrid von Massenbach Ullstein Frankfurt am Main 1977 deutsche Ubersetzung Louis de Rouvroy Herzog von Saint Simon Erinnerungen Der Hof Ludwigs XIV nach den Denkwurdigkeiten des Herzogs von Saint Simon Hrsg von Norbert Schweigert Reclam Stuttgart 1983 ISBN 3 15 007954 3 Auswahl aus dem Gesamtwerk mit deutscher Ubersetzung SekundarliteraturEmmanuel Le Roy Ladurie Jean Francois Fitou Saint Simon ou le systeme de la Cour Artheme Fayard Paris 1997 ISBN 2 213 59994 7 Hermann Schreiber Im Schatten des Sonnenkonigs Das Memoirenwerk des Herzogs von Saint Simon In Aus dem Archiv Jg 2003 2003 Nr 5 S 353 357 Christophe Blanquie Saint Simon ou la politique desMemoires Correspondances et memoires Serie Le Grand Siecle Band 6 Classiques Garnier Paris 2014 ISBN 978 2 8124 3258 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Louis de Rouvroy Quellen und Volltexte nbsp Commons Louis de Rouvroy duc de Saint Simon Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Louis de Rouvroy duc de Saint Simon im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Louis de Rouvroy duc de Saint Simon in der Deutschen Digitalen Bibliothek Werke von Louis de Rouvroy duc de Saint Simon im Projekt Gutenberg DE Grosse Teile der Memoiren des Herzogs auf Englisch Artikel zu Saint Simon in Namen Titel und Daten der franzosischen LiteraturNormdaten Person GND 118642138 lobid OGND AKS LCCN n50032771 VIAF 95157936 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Saint Simon Louis de Rouvroy duc deALTERNATIVNAMEN Rouvroy de Saint Simon Louis deKURZBESCHREIBUNG franzosischer Politiker und SchriftstellerGEBURTSDATUM 16 Januar 1675GEBURTSORT VersaillesSTERBEDATUM 2 Marz 1755STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Louis de Rouvroy duc de Saint Simon amp oldid 230137156