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Marie Anne de La Tremoille de Noirmoutier Principessa Orsini auch als Furstin Orsini Princesse des Ursins oder Madame des Ursins bekannt 1642 1 5 Dezember 1722 in Rom war eine franzosisch italienische Aristokratin die wahrend des Spanischen Erbfolgekriegs als Oberhofmeisterin spanisch camarera mayor der spanischen Konigin Maria Luisa von Savoyen die Politik des Landes massgeblich bestimmte Sie ging Ende 1701 an den Hof des jungen Konigs Philipp V der die umkampfte spanische Krone im Jahr zuvor geerbt und auf Betreiben seines Grossvaters des franzosischen Konigs Ludwig XIV angenommen hatte Mit nur einer kurzen Unterbrechung ubte die Furstin Orsini 13 Jahre lang bis Ende 1714 als Ratgeberin des jugendlichen und unerfahrenen Konigspaars eine nahezu unumschrankte Macht aus Gemeinsam mit wechselnden Botschaftern und Beratern garantierte sie den franzosischen Einfluss auf die spanische Politik Portrat vermutlich von Marie Anne de La Tremoille im Musee Conde das Rene Antoine Houasse zugeschrieben wirdDer Herzog von Saint Simon der Chronist des Versailler Hofes beschreibt Marie Anne de La Tremoille in seinen Memoiren als eine Frau mit grossen Ambitionen die weit uber den bei ihrem Geschlecht ublichen lagen und auch uber den gewohnlichen Ehrgeiz von Mannern hinausreichten ambitions vastes fort au dessus de son sexe et de l ambition ordinaire des hommes 2 Wie bei vielen anderen Zeitgenossen war die Furstin Orsini bei Liselotte von der Pfalz der Herzogin von Orleans und Mutter des spateren Regenten Philippe II de Bourbon duc d Orleans wegen ihrer engen Kontakte zu Madame de Maintenon ausserst unbeliebt Lieselotte betitelte sie als alte Zott 3 und Hexe 4 Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 2 1 Erste Jahre in Versailles 2 2 Herzogin von Bracciano Furstin Orsini 2 3 Camarera mayor der spanischen Konigin 2 4 Entmachtung und spateres Leben 3 Werke 4 Literatur 4 1 Hauptliteratur 4 2 Weiterfuhrende Literatur 5 Weblinks 6 Einzelnachweise und AnmerkungenFamilie BearbeitenMarie Anne kam als altestes von sieben Kindern des Herzogs von Noirmoutier Louis II de La Tremoille und seiner Frau Renee Julie Aubery im westfranzosischen Poitou zur Welt Ihr Vater stammte aus altem aber verarmtem franzosischen Adel Ihre Mutter war eine Burgerliche und Tochter eines Mitglieds des koniglichen Grossen Rates franzosisch Conseiller au Grand Conseil Maitre des requetes und Mitglied im Staatsrat franzosisch Conseiller d Etat 5 Zu ihren Geschwistern zahlte unter anderem Joseph Emmanuel de La Tremoille den Marie Anne bei seiner kirchlichen Karriere nach besten Kraften unterstutzte In erster Ehe war sie ab 1659 mit Adrien Blaise de Talleyrand Perigord Comte de Chalais verheiratet der Frankreich nach einem Duell mit dem Marquis de La Frette 1663 verlassen musste Ihr Mann starb 1670 in Italien ohne dass aus der Verbindung Kinder hervorgegangen waren Durch Vermittlung der Kardinale Estrees und Bouillon heiratete sie im Marz 1675 6 zum zweiten Mal Ihr Ehemann wurde der Herzog von Bracciano Flavio I Orsini franzosisch Ursins ein Mann aus altem aber verarmtem Adel In ihrer hochrangigen Stellung als Herzogin vermittelte sie die Heirat ihrer jungeren Schwester Louise Angelique mit dem Herzog von Bomarzo Antonio Lante Montefeltro della Rovere im November 1682 Leben BearbeitenErste Jahre in Versailles Bearbeiten Mit 17 Jahren heiratete sie den jungen Draufganger Adrien Blaise de Talleyrand Perigord Gemeinsam waren sie gern gesehene Gaste in den Pariser Salons denn Marie Anne wusste durch ihr spruhendes Temperament und ihren Esprit zu faszinieren Bei einer dieser Veranstaltungen im Hotel d Albret lernte sie im Jahr 1661 Madame de Maintenon kennen eine Bekanntschaft die sich in spateren Jahren fur sie auszahlen sollte Adrien Blaise fiel 1663 beim Konig in Ungnade nachdem er sich in ein zu jener Zeit verbotenes Duell hatte verwickeln lassen siehe Duell La Frette Chalais Er musste Frankreich verlassen und ging nach Spanien Seine Frau folgte ihm nur kurze Zeit spater Dort machte sie die Bekanntschaft des Paters Johann Eberhard Neidhardt des machtigen Beraters der spanischen Konigin Maria Anna von Osterreich Als er 1669 das Land verlassen musste begleiteten Marie Anne und ihr Mann ihn nach Italien Herzogin von Bracciano Furstin Orsini Bearbeiten Durch den Tod ihres Mannes im Jahr 1670 stand sie quasi mittellos da Marie Anne kehrte jedoch nicht nach Frankreich zuruck sondern ging in ein romisches Kloster Dort verbrachte sie die ersten Jahre ihrer Witwenschaft und konnte wahrend dieser Zeit machtige Manner als ihre Gonner gewinnen So wurde sie zum Beispiel durch den Kardinal Cesar d Estrees protegiert mit dem sie eine Liaison gehabt haben soll 7 Dieser machte seinen Einfluss am franzosischen Hof geltend und empfahl Ludwig XIV die junge Witwe als Vertreterin der franzosischen Interessen beim Heiligen Stuhl einzusetzen Als sich der Konig damit einverstanden erklarte war es notwendig Marie Anne zu dem dafur notigen gesellschaftlichen Ansehen zu verhelfen Dazu heiratete sie 1675 in zweiter Ehe den 21 Jahre alteren Flavio Orsini Herzog von Bracciano Der Palazzo Orsini in Rom wurde unter der Haushaltsfuhrung der neuen Herzogin zum Treffpunkt von Gesandten samtlicher europaischer Furstenhofe doch die aufwandige Hofhaltung verschlang Unsummen die Flavio Orsini schon bald nicht mehr zu zahlen bereit war Erschwerend kam hinzu dass er politische Plane und Interessen unterstutzte die denen Frankreichs und damit denen seiner Frau zuwiderliefen Es kam zum Zerwurfnis des Paares und Marie Anne ging nach Frankreich zuruck im Jahr 1677 zuerst nur fur einige Monate ab 1693 94 fur mehrere Jahre bis 1698 In dieser Zeit intensivierte sie die Bekanntschaft mit Madame de Maintenon und gewann ihr Vertrauen Ihr Ehemann hinterliess Marie Anne bei seinem Tod im April 1698 zwar sein Vermogen doch gab es lange und erbitterte Rechtsstreitigkeiten mit der Familie Orsini Gravina um das Erbe bei denen die Witwe schliesslich unterlag Sie musste auch auf den Titel einer Herzogin von Bracciano verzichten da ihr Mann das Herzogtum schon 1696 an die Familie Odescalchi verkauft hatte Sie nahm stattdessen den nicht existierenden Titel einer Furstin Orsini italienisch Principessa Orsini franzosisch Princesse des Ursins an der sich mit der Zeit einburgerte Kurze Zeit spater begann Madame des Ursins wie sie jetzt meist genannt wurde ihren Aufstieg zur zeitweise machtigsten Person im Konigreich Spanien Camarera mayor der spanischen Konigin Bearbeiten Die spanische Erbfolge war bereits seit Jahren Gegenstand umfangreicher diplomatischer Aktivitaten in Europa da der Tod des kranken und kinderlosen Konigs Karl II von Spanien absehbar war Sowohl das franzosische Konigshaus der Bourbonen als auch der osterreichische Zweig der Habsburger erhob Anspruche auf das riesige Erbe das neben Spanien und seinem Kolonialreich die Spanischen Niederlande das Konigreich Neapel und das Herzogtum Mailand umfasste Nach dem soeben erst beendeten Pfalzischen Erbfolgekrieg waren sowohl Frankreich als auch seine Gegner das Habsburgerreich England und die Vereinigten Niederlanden weitgehend erschopft Zur Vermeidung eines erneuten Krieges einigten sie sich auf einen Kompromiss Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern Sohn des Kurfursten Maximilian II Emanuel von Bayern sollte die Nachfolge auf dem spanischen Thron antreten Mailand dagegen an die Habsburger und Neapel an die Bourbonen fallen Der uberraschende Tod des jungen Prinzen Anfang 1699 machte diese Ubereinkunft jedoch hinfallig und sorgte angesichts des nahen Todes Karls II fur diplomatische Betriebsamkeit an allen europaischen Hofen Schon im Juni 1699 kam ein neuer Teilungsvertrag zustande der den zweiten Sohn Kaiser Leopolds I den osterreichischen Erzherzog Karl als neuen Konig von Spanien vorsah Doch wie schon der erste Teilungsplan stiess auch dieser neue Kompromiss bei der Mehrzahl der spanischen Granden darunter der einflussreiche Kardinal Luis Manuel Fernandez de Portocarrero auf Widerstand Im Interesse der Machtstellung Spaniens wollten sie das Erbe Karls II ungeteilt erhalten was aber ohne Krieg kaum zu bewerkstelligen war Daher bedrangten sie und der franzosische Gesandte am Hof von Madrid Henri d Harcourt den todkranken Karl II Philipp von Anjou einen Enkel Ludwigs XIV testamentarisch zu seinem Universalerben zu bestimmen Denn hinter Philipp stand mit Frankreich die damals starkste Militarmacht Europas Als der lange erwartete Tod Karls II Ende des Jahres 1700 schliesslich eintrat setzte sich Ludwig uber den zweiten Teilungsvertrag hinweg und beeilte sich seinen Enkel Anfang 1701 auf dem spanischen Thron zu installieren Dies fuhrte zum erneuten Ausbruch des Krieges zwischen Frankreich und der Haager Grossen Allianz Um den Thron fur den 17 jahrigen Philipp zu sichern kam es darauf an ihn rasch zu verheiraten damit er mannliche Erben in die Welt setzen konnte Als Heiratskandidatin brachte die Furstin Orsini in einem Brief an Ludwigs XIV Matresse Madame de Maintenon die erst 12 jahrige Tochter des Herzogs von Savoyen ins Gesprach Maria Luisa deren altere Schwester Maria Adelaide seit 1697 mit Philipps alterem Bruder Louis de Bourbon dem Herzog von Burgund und moglichen Erben des franzosischen Throns verheiratet war Die Hofe von Versailles und Turin stimmten der Hochzeit zu Die Furstin Orsini geleitete die neue Konigin 1701 nach Madrid und wurde im August desselben Jahres zu deren Oberhofmeisterin ernannt Die Position der Camarera mayor bildete das hochste Amt am spanischen Hof das eine Frau innehaben konnte und entsprach in Status und Aufgaben etwa der Position einer Oberhofmeisterin am franzosischen Hof Die Camarera mayor stand dem personlichen Hofstaat der Konigin vor und hatte somit das Privileg standigen Zugang zu ihr zu haben Fur Madame des Ursins sprach zum einen ihre vielfaltige Erfahrung die sie durch zuvor an verschiedenen europaischen Hofen hatte sammeln konnen zum anderen auch der Umstand dass sie aufgrund ihres italienischen Titels offiziell nicht dem franzosischen Lager am Hofe zugerechnet werden konnte Insoweit war sie die geeignete Kandidatin fur diesen Posten auf dem sie sowohl den strengen Anspruchen des vom spanischen Hofzeremoniell gepragten Konigshofes in Madrid als auch den politischen Interessen des franzosischen Konigs genugen konnte nbsp Portrat vermutlich von Marie Anne de La Tremoille das Rene Antoine Houasse zugeschrieben wird letztes Viertel des 17 erstes Viertel des 18 Jh Marie Anne begleitete die erst 13 jahrige savoyardische Braut nach Figueres wo im November des gleichen Jahres die Hochzeit mit Philipp V gefeiert wurde um anschliessend nach Madrid weiterzureisen Das junge Konigspaar fuhlte sich am Anfang fremd in Spanien und war mit dem hofischen Zeremoniell bislang nicht vertraut Madame des Ursins mit ihrer reichen Erfahrung wurde fur die beiden bald unersetzlich Sie fuhrte sie in die Gepflogenheiten des spanischen Hofes ein ubernahm lastige Pflichten und sorgte fur ihr Wohlbefinden Sie erlangte auf diese Weise einen enormen Einfluss auf Konig und Konigin Dabei schaffte es die Camarera mayor Minister Botschafter und Berater zu entmachten und alle wichtigen offentlichen Amter mit ihren eigenen Favoriten zu besetzen zu denen zum Beispiel Marschall Henri d Harcourt Jean Orry und ihr Sekretar Jean Bouteroue d Aubigny gehorten Ludwig XIV bediente sich des Einflusses von Madame des Ursins um von Anfang an eine direkte Kontrolle uber das politisch unerfahrene spanische Konigspaar auszuuben Das Paar benotigte zudem sowohl finanziell als auch politisch die Unterstutzung aus Frankreich um sich gegen die immer noch starke habsburgerfreundlichen Fraktionen am Hof durchsetzen zu konnen Wahrend sich Philipp V im Jahr 1702 in Italien aufhielt fuhrte die Konigin im Hintergrund gelenkt und angeleitet von Madame des Ursins die Aufsicht uber die Regierungsgeschafte Bei seiner Ruckkehr begleitete ihn der neue Botschafter Frankreichs Cesar d Estrees Estrees erwartete aufgrund seiner Herkunft und seines Alters sowie wegen der alten Bekanntschaft zu Marie Anne in betrachtlichem Umfang in die Regierungsgeschafte einbezogen zu werden doch irrte er sich Aus dem daraus resultierenden Kampf um die Macht ging Madame des Ursins als Siegerin hervor Der Kardinal bat Ludwig XIV im September 1703 um seine Entlassung und wurde durch seinen Neffen Jean d Estrees ersetzt Marie Anne hoffte in dem neuen Botschafter ein williges Instrument ihrer politischen Interessen zu finden doch der Abbe Estrees erwies sich als wesentlich selbstandiger als von ihr vorhergesehen Er wagte es von ihr nicht gegengelesene Briefe nach Frankreich zu schicken Als die Camarera mayor davon erfuhr liess sie den nachsten dieser nicht autorisierten Briefe an den franzosischen Konig abfangen und offnete ihn In ihm erwahnte Jean d Estrees Geruchte um Marie Anne und ihren Sekretar Aubigny sowie eine mogliche Heirat der beiden Uber diese Andeutungen war Madame des Ursins derart erbost dass sie das Schreiben mit einer handschriftlichen Bemerkung versah und erst dann nach Paris weitersandte Marie Annes eigenmachtiges Handeln bedeutete eine klare Kompetenzuberschreitung und einen Affront gegenuber Ludwig XIV der solch ein anmassendes Vorgehen nicht dulden konnte Vielmehr sah er durch diesen Eklat seine Einflussnahme auf die spanische Politik gefahrdet 8 Mit einem Schreiben des Konigs vom 6 Oktober 1704 9 wurde Madame des Ursins von ihrem Posten abberufen und erhielt den Befehl Spanien sofort zu verlassen und sich nach Italien zuruckzuziehen Schliesslich erhielt sie aber doch die Erlaubnis sich im franzosischen Toulouse niederzulassen Ludwig XIV hatte jedoch nicht mit der Eigensinnigkeit der spanischen Konigin gerechnet die alles in ihrer Macht Stehende tat um ihre erste Hofdame zuruckzubekommen Sie nahm gegenuber Frankreich eine Blockadehaltung ein und uberzeugte ihren Mann davon keinen Rat mehr von seinem Grossvater anzunehmen und dessen Wunsche zu ignorieren Der hartnackige Widerstand Maria Luisas fuhrte dazu dass Madame des Ursins die Erlaubnis erhielt nach Versailles zu kommen um sich vor dem Konig und Madame de Maintenon zu rechtfertigen Bei mehreren Zusammenkunften mit ihnen ab Januar 1705 erreichte Marie Anne dass sie ihren Posten zuruckerhielt und um die Mitte des Jahres sozusagen im Triumph nach Spanien zuruckkehren durfte Als neuer franzosischer Botschafter in Madrid begleitete sie ein von ihr selbst ausgesuchter Mann Michel Jean Amelot seigneur de Gournay Prasident des Parlement de Paris nbsp Stich aus dem Almanach royal des Jahres 1708 anlasslich der Geburt des spanischen Thronfolgers Im Vordergrund links ist Marie Anne de La Tremoille zu sehen In der Folgezeit waren Macht und Einfluss Marie Anne de La Tremoilles am spanischen Konigshof grosser denn je Das Konigspaar betraute sie sogar mit der Erziehung seines 1707 geborenen Sohnes Ludwig I Charles Jean Francois Henault schrieb in seinen 1855 veroffentlichten Memoiren uber die Macht Madame des Ursins Elle gouvernoit mais elle ne regnoit pas Sie herrschte aber sie regierte nicht 10 Ab 1705 pflegte sie bis in das Jahr 1715 eine sehr intensive und regelmassige Korrespondenz mit Madame de Maintenon um diese uber die politische Situation in Spanien und die Ereignisse wahrend des spanischen Erbfolgekriegs auf dem Laufenden zu halten Daneben wechselte sie zahlreiche Briefe mit hohen Militars Kirchenmannern und Botschaftern Madame des Ursins war wahrend der folgenden zehn Jahre eine Schaltstelle der franzosisch spanischen Beziehungen 11 Allerdings geriet sie mit wachsender Emanzipation Philipps V von seinem Grossvater zunehmend in Loyalitatskonflikte Die ab 1708 immer starker divergierenden Interessen der beiden Hofe machten es Marie Anne nahezu unmoglich beiden Seiten gleichermassen gerecht zu werden und sie identifizierte sich immer starker mit der spanischen Partei 1706 hatte Philippe II de Bourbon duc d Orleans den Marschall Berwick als Oberbefehlshaber der franzosischen Truppen in Spanien abgelost und konnte nach anfanglichen Niederlagen ab Mitte 1707 auch Siege verzeichnen Besonders nach den Niederlagen des Jahres 1707 war es dem energischen Auftreten der Camarera mayor zu verdanken dass die Zentralmacht der Bourbonen in Spanien nicht vollig zusammenbrach Jedoch geriet sie mit Philippe II de Bourbon in Konflikt der mit ihrer Politik und ihrer Art der Verwaltung nicht einverstanden war Der Streit der beiden wurde von zahlreichen hofischen Intrigen begleitet aus denen Marie Anne einmal mehr als Siegerin hervorging Philippe de Bourbon musste nach Frankreich zuruckkehren doch ihr Ansehen am franzosischen Hof war weiter gesunken Zum endgultigen Bruch zwischen Frankreich und Spanien kam es 1709 als Ludwig XIV seinen Enkel im Krieg gegen die Habsburger nicht mehr unterstutzen konnte und wollte Dies nutzte Madame des Ursins dazu samtliche auslandischen Berater und koniglichen Bediensteten zu entlassen um auf diese Weise beim Volk die spanische Seite des Konigs zu betonen Ein nicht unvorteilhafter Nebeneffekt bei diesem Coup war dass viele ihrer Feinde und Kritiker dabei vom Hof entfernt wurden Marie Anne war nach dieser Entlassungswelle die einzige verbleibende Franzosin im Hofstaat Der Sieg der spanischen Truppen in der Schlacht bei Villaviciosa unter Fuhrung von Louis II Joseph de Bourbon dem Herzog von Vendome tat ein Weiteres um Philipp V bei seinem Volk beliebt zu machen Ausserdem gelang es Marie Anne gemeinsam mit dem Finanzfachmann Orry die Finanzen des Landes nachhaltig zu ordnen Ihr Einfluss auf den spanischen Konig ging so weit dass dieser lange Zeit den Abschluss des Friedens von Utrecht blockierte Die Regelungen sahen unter anderem vor die spanischen Niederlande an das Erzhaus Osterreich abzutreten In diesem Gebiet lagen die Stadt und die Herrschaft La Roche en Ardenne die Philipp im September 1711 Madame des Ursins als souverane Landereien zugestanden hatte 12 Madame des Ursins versuchte nunmehr im Frieden offiziell die Souveranitat ihrer Landereien anerkennen zu lassen und beharrte darauf in die Reichsstandschaft erhoben zu werden doch letztlich vergebens Die dadurch bedingte Verzogerung des Friedensschlusses brachte sowohl das spanische Volk als auch den franzosischen Hof gegen sie auf Sie verlor endgultig die Gunst Ludwigs XIV und Madame de Maintenons Entmachtung und spateres Leben Bearbeiten Nach dem Tod der Konigin Maria Luisa im Februar 1714 suchte Marie Anne eine zweite Frau fur Philipp V Der Gesandte des Herzogs von Parma Kardinal Giulio Alberoni uberzeugte sie davon dass Elisabetta Farnese Nichte und Erbin des Herzogs von Parma eine geeignete weil willfahrige Braut sei Dies entsprach jedoch nicht der Wahrheit denn Elisabetta war ausserst gebildet intelligent belesen und willensstark Dass Alberoni sie uber den wahren Charakter der neuen Konigin getauscht hatte musste Madame des Ursins beim ersten Aufeinandertreffen mit ihr am 23 Dezember 1714 13 in der Stadt Jadraque erfahren Elisabetta inszenierte einen Eklat und liess die bislang allmachtige Camarera mayor kurzerhand des Landes verweisen So wie sie war ohne Gefolge und ohne Gepack wurde Marie Anne in eine bereitstehende Kutsche gesetzt und unter Bewachung uber die franzosische Grenze nach Saint Jean de Luz gebracht Da sie von Philipp V keine Hilfe zu erwarten hatte reiste sie weiter nach Versailles wo ihr am 27 Marz 1715 ein sehr kuhler Empfang bereitet wurde doch immerhin erhielt sie vom Konig eine Leibrente und eine Pension in Hohe von 40 000 Livres 13 zugesprochen Kurz nach Ludwigs Tod und der nachfolgenden Ubernahme der Regentschaft durch Philippe II de Bourbon verliess Madame des Ursins Frankreich da sie die Rache des verfeindeten Regenten furchtete den sie wahrend seines Aufenthaltes in Spanien der Verschworung gegen Philipp V bezichtigt hatte Sie ging im August des Jahres zuerst in die Niederlande war dort aber nicht sonderlich willkommen sodass sie uber Savoyen weiter nach Genua reiste um sich dort bis 1720 niederzulassen Anschliessend verlegte sie ihren Wohnsitz nach Rom Dort stellte sie sich in den Dienst James Francis Edward Stuarts dem Sohn des abgesetzten englischen Konigs James II der mit seiner Frau Maria Clementina Sobieska ebenfalls in Rom lebte und ubte grossen Einfluss auf den Hof des englischen Pratendenten aus Sie hatte am Ende noch die Genugtuung sowohl den Sturz Giulio Alberonis und dessen Ruckzug ins romische Exil zu erleben als auch Madame de Maintenon zu uberleben ehe sie am 5 Dezember 1722 nach einer Nierenkolik 14 im Alter von uber 80 Jahren in Rom starb Werke BearbeitenMarie Anne de La Tremoilles umfangreich erhaltene Korrespondenz wurde nach ihrem Tod mehrfach veroffentlicht Nachdem Claude Francois Xavier Millot einige ihrer Briefe in die 1777 herausgegebenen Memoiren der Herzoge von Noailles die Marschalle Anne Jules und Adrien Maurice aufgenommen hatte wurden einige ihrer Briefe an Francois de Neufville 1806 in Paris unter dem Titel Lettres indedites au marechal de Villeroi veroffentlicht Marie Annes Schreiben aus der zehnjahrigen Korrespondenz mit Madame de Maintenon erfuhren 1826 in Paris eine erste Ausgabe die mit dem Titel Correspondance avec Mme de Maintenon in vier Banden erschien 1858 folgte ebenfalls in Paris eine Veroffentlichung mit dem Titel Lettres inedites de Mme des Ursins mit Briefen von ihr aus den Nationalarchiven Schwedens Italiens und Frankreichs Bis in die heutige Zeit werden Teile ihrer Briefwechsel immer wieder neu herausgegeben Literatur BearbeitenHauptliteratur Bearbeiten Eugene Asse Ursins Anne Marie de La Tremoille princesse des In Jean Chretien Ferdinand Hoefer Nouvelle biographie generale depuis les temps les plus recules jusqu a nos jours Band 45 Firmin Didot Paris 1866 Sp 810 816 online Corina Bastian Kammerdame und diplomatische Akteurin Die Princesse des Ursins am Hof Philipps V von Spanien 1701 1714 In Christian Windler Hillard von Thiessen Hrsg Akteure der Aussenbeziehungen Netzwerke und Interkulturalitat im historischen Wandel Bohlau Koln Weimar 2010 ISBN 978 3 412 20563 8 S 261 276 online Marianne Cermakian La princesse des Ursins Sa vie et ses lettres Didier Paris u a 1969 Francois Combes La princesse des Ursins Essai sur sa vie et son caractere politique d apres de nombreux documents inedits Didier Paris 1858 online Duplessis Ursins Anne Marie de La Tremoille princesse des In Joseph Francois Michaud Louis Gabriel Michaud Hrsg Biographie universelle ancienne et moderne Band 47 L G Michaud Paris 1827 S 218 227 online Auguste Geffroy Fragments d une notice sur la vie et le role politique de Mme des Ursins d apres des documents inedits A Durand Paris 1858 online Louis de La Tremoille Hrsg Madame des Ursins et la succession d Espagne Fragments de correspondence 6 Bande Honore Champion Paris 1902 1907 Diane Ribardiere La Princesse des Ursins Dame de fer et de velours Perrin Paris 1988 ISBN 2 262 01439 6 Anja Rohrig Ehrgeiz weit uber dem gewohnlichen der Manner In Damals Jg 28 Nr 4 1996 ISSN 0011 5908 S 65 68 Eugene Francois Achille Rosseeuw Saint Hilaire La princesse des Ursins Furne Jouvet amp Cie Paris 1875 online Weiterfuhrende Literatur Bearbeiten Corina Bastian Diplomatie kennt kein Geschlecht Die Korrespondenz der Madame de Maintenon und der Princesse des Ursins im Spanischen Erbfolgekrieg 1705 1715 In Zeitenblicke Jg 8 Nr 2 2009 ISSN 1619 0459 urn nbn de 0009 9 19517 online Caroline Castiglione The Orsini A Family of Roman Baroni in Context Teil 4 When a Woman takes charge Marie Anne de La Tremoille and the end of the patrimony of the Dukes of Bracciano In Viator Jg 39 Nr 2 2008 ISSN 0083 5897 S 363 379 doi 10 1484 J VIATOR 1 100218 Auguste Geffroy Lettres indedites de la princesse des Ursins Didier amp Cie Paris 1859 online Constance Hill The Story of the Princess des Ursins in Spain Camarera Mayor John Lane London 1906 online Marie Rene Roussel marquis de Courcy L Espagne apres la paix d Utrecht 1713 1715 E Plon Nourrit amp Cie Paris 1891 online Louis de Rouvroy duc de Saint Simon The Memoirs of Louis XIV His Court and The Regency Chapman amp Hall London 1857 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marie Anne de La Tremoille Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag fur Marie Anne de La Tremoille im Dictionnaire des Femmes de l ancienne France franzosisch Biografie englisch Laura Savani La Principessa Orsini italienisch Kurzvorstellung des Forschungsprojekts von Corina BastianEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Altere Publikationen geben haufig 1641 als Geburtsjahr an Louis de Rouvroy duc de Saint Simon Memoires de Saint Simon Nouvelle edition collationnee sur le manuscrit autographe augmentee des additions de Saint Simon au Journal de Dangeau Band 9 Hachette Paris 1892 S 97 online Wilhelm Ludwig Holland Hrsg Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans aus den Jahren 1716 bis 1718 Literarischer Verein Stuttgart Tubingen 1874 S 409 online Wilhelm Ludwig Holland Hrsg Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans aus dem Jahre 1719 Literarischer Verein Stuttgart Tubingen 1877 S 4 online Camille Trani Les magistrats du grand conseil au XVIe siecle 1547 1610 In Paris et Ile de France Memoires publies par la federation des societes archeologiques de Paris et de l Ile de France Band 42 1991 S 102 E Asse Ursins Anne Marie de La Tremoille princesse des Spalte 811 Duplessis Ursins Anne Marie de La Tremoille princesse des S 219 C Bastian Diplomatie kennt kein Geschlecht Absatz 9 E Asse Ursins Anne Marie de La Tremoille princesse des Spalte 813 Charles Jean Francois Henault Memoires du president Henault Dentu Paris 1855 S 161 online C Bastian Diplomatie kennt kein Geschlecht Absatz 14 Duplessis Ursins Anne Marie de La Tremoille princesse des S 223 a b E Asse Ursins Anne Marie de La Tremoille princesse des Spalte 815 A Rohrig Ehrgeiz weit uber dem gewohnlichen der Manner S 68 Normdaten Person GND 118920685 lobid OGND AKS LCCN n85233861 VIAF 120700720 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME La Tremoille Marie Anne 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