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Im Jahr 1663 1 fand in Paris das Duell des Marquis de La Frette und des Prince de Chalais mit sechs weiteren Kombattanten statt bei dem ein Teilnehmer zu Tode kam und drei weitere verletzt wurden Die Uberlebenden flohen ins Exil ihre Karrieren waren beendet und der Quellenlage nach hat keiner von ihnen danach noch geheiratet oder Kinder bekommen Inhaltsverzeichnis 1 Beteiligte 2 Hintergrund 3 Das Duell 4 Das Schicksal der Duellanten 5 Literatur 6 AnmerkungenBeteiligte BearbeitenAn dem Duell waren beteiligt Auf der einen Seite Gaston Jean Baptiste de Gruel Marquis de La Frette Sohn von Pierre de Gruel Seigneur de La Frette und Barbe Servien 2 Nicolas de Gruel Marquis de Warty et d Amilly dessen Halbbruder unehelicher Sohn von Pierre de Gruel 2 Pierre de Beauvilliers dit le Chevalier de Saint Aignan Sohn von Francois Honorat de Beauvilliers Comte und 1663 1 Duc de Saint Aignan und Antoinette Servien ein Vetter Gaston de Gruels Francois de Grossolles Marquis de Flamarens Sohn von Antoine Agesilas de Grossolles Marquis de Flamarens und Francoise Le Hardy de la Trousse 3 Auf der anderen Seite Adrien Blaise de Talleyrand seit 1644 Prince de Chalais Marquis d Exciseuil 26 April 1638 Sohn von Charles II de Talleyrand Prince de Chalais und Charlotte de Pompadour 1659 Marie Anne de La Tremoille 1642 Tochter von Louis II de La Tremoille Noirmoutier Pair de France und Julie Renee Aubery 4 Louis Alexandre de la Tremoille dit le Marquis de Noirmoutier 1642 Sohn von Louis V de La Tremoille Duc de Noirmoutier Pair de France und Julie Renee Aubery Schwager Talleyrands Henri de Pardaillan de Gondrin Marquis d Antin Sohn von Roger Hector de Pardaillan de Gondrin Marquis d Antin und Marie Christine Zamet 5 Tanneguy de Hangest Vicomte d Argenlieu 1641 als Page in der Grande Ecurie du Roi bezeugt Sohn von Louis de Hangest Vicomte d Argenlieu und Marie Lallemant 5 Hintergrund BearbeitenLudwig XIV hatte bei seiner Vereidigung als erster Konig auf das Duellverbot geschworen 6 das sein Vater 1626 erlassen hatte und dessen Ubertretung mit Hinrichtung bedroht war Aber erst nach Jules Mazarins Tod 1661 hatte Ludwig XIV wirklich die Macht ubernommen Im September desselben Jahres hatte er Nicolas Fouquet verhaften lassen der sich beim Bau von Vaux le Vicomte aus der Staatskasse bedient hatte und es wurde deutlich dass er auf grobe Verstosse auch anderer gesetzlicher Regelungen ahnlich hart reagieren wurde Und insbesondere das beim Adel beliebte Duellieren war zur Provokation und damit zum Risiko geworden Das Duell BearbeitenDer alteste schriftliche Bericht uber das Duell zwischen dem Marquis de La Frette und dem Prince de Chalais stammt von Gatien de Courtilz de Sandras der 1688 in seinen Memoires de M L C D R die Erinnerungen eines erfundenen Monsieur le Comte de Rochefort publizierte bei denen es sich eine Mischung aus Fakten und Fiktion handelt die oft nicht zu trennen sind aber in Teilen ernst genommen wurden und werden Seine Kernaussagen zum Duell werden seit jeher verwandt und die Vorgange selbst sind im kollektiven Gedachtnis Frankreichs tief verankert 7 Am Anfang seines Bericht steht eine fiktiven Begegnung 8 des Ich Erzahlers mit dem Marquis de La Frette zwei oder drei Wochen vor dem Duell Vier gegen Vier die mit Provokationen La Frettes beginnt und in das angestrebte Duell mundet das Drei gegen Drei ausgetragen wird glimpflich ausgeht und auch unter der Decke gehalten werden kann 9 in dieser Passage wird der Charakter La Frettes als der eines unreifen Raufbolds beschrieben dem es nur auf den nachsten Zweikampf ankommt und der sich von seinen Freunden aus dem gelangweilten Hofadel nur darin unterscheidet dass er die treibende Kraft ist Der weitere Bericht ist fast durchgehend der eines Aussenstehenden Zwei oder drei Wochen spater fand im Palais Royal ein Ball statt 10 Beim Verlassen des Palais nach dem Ende des Balls traf La Frette auf Herrn de Chalais auf den er wegen einer Matresse bose war Es gab eine Rempelei eine abfallige Bemerkung folgte und lediglich die Tatsache dass man auf einem Ball unbewaffnet war verhinderte dass es schon hier zum Kampf kam Draussen wurde dann ein Duell Drei gegen Drei fur den nachsten Morgen vereinbart 11 Ludwig XIV erfuhr von dieser Verabredung und schickte den Chevalier de Saint Aignan um La Frette das Duell zu untersagen und anzudrohen ihm bei Zuwiderhandlung den Hals abzuschneiden La Frette erwiderte dass er aus Loyalitat zu seinen Freunden ein einmal angesetztes Duell nicht absagen konne fur das man nur noch den Tagesanbruch abwarte und fugte hinzu dass es fur Saint Aignan besser sei er selbst zu sein sich ihnen also anzuschliessen Er werde schnell einen Duellpartner fur sich finden Obwohl der Chevalier im Auftrag des Konigs unterwegs war ging er auf La Frettes Vorschlag ein Das Duell war fur den Marquis d Antin todlich die drei anderen seiner Gruppe trugen nur Verletzungen davon den Sieg errangen die Manner um La Frette unverletzt 6 Wegen des Toten liess sich dieses Duell auch nicht mehr verheimlichen Es griff nun das strenge Gesetz auf das Ludwig XIV geschworen hatte und das vorsah alle Beteiligten als Morder zur Rechenschaft zu ziehen 6 Der Konig war wutend besonders auf den Chevalier de Saint Aignan der in seinem Auftrag war und die Seiten gewechselt hatte Indem der Konig ihnen ihre Amter entzog ermutigte er demonstrativ seine Justiz zur Verfolgung 6 Den Teilnehmern war klar dass sie fur einige Zeit das Land verlassen mussten und zwar unerkannt da der Konig Befehl gegeben hatte die Stadttore und Landesgrenzen zu bewachen und die Fluchtigen zu verhaften Es fiel sehr schnell ein Todesurteil das nur deshalb nicht vollstreckt wurde weil alle sieben Uberlebenden sich langst in Ausland abgesetzt hatten 6 Der Chevalier de Saint Aignan wurde von niemandem bemitleidet jeder fand dass er besser dran sei als er verdient habe Die Herren La Frette erregten auch nicht viel Mitleid da sie sich immer so streitsuchtig gezeigt hatten dass man sie nur mit bissigen Pferden vergleichen konnte die andere im Stall nicht dulden wollen 12 Den ubrigen funf war man in Paris bereit zu verzeihen und wunschte der Konig wurde weniger Harte zeigen Das Schicksal der Duellanten BearbeitenAls Manner des Hochadels hatten sie hochmutig damit gerechnet eine Zeit des Exils zu uberstehen wahrend die Familien am Hof den Prozess der Rehabilitierung in Gang setzen wurden Aber Ludwig wollte das Spiel nicht mitmachen Die Verbannung war also endgultig 13 Der Herzog von Saint Aignan sagte sich von seinem Sohn los weil die Schuld seines Sohnes von der Natur war um niemals Vergebung zu erlangen wenn er wusste wo er war wurde er der erste sein ihn zu verraten um ihm den Prozess zu machen 12 Der Chevalier de Saint Aignan starb im folgenden Jahr im 4 Osterreichischen Turkenkrieg 13 Chalais Talleyrand versteckte sich erst auf den Gutern der Familie in der Saintonge floh dann aber nach Spanien und trat fur den Kampf gegen Portugal in den Dienst der Habsburger Am 17 Juni 1665 nahm er an der Schlacht von Montes Claros bei Vila Vicosa teil die zu einer vernichtenden Niederlage fur die Spanier wurde und deren Versuche beendete Portugal zu erobern Chalais wurde durch zwei Sabelhiebe an den Kopf schwer verletzt und geriet in Gefangenschaft 6 Er starb nachdem nach seiner Befreiung nach dem Friedensschluss und teilweisen Genesung seine Frau aus Frankreich noch zu ihm gestossen war 6 am 16 August 1670 mittellos in Mestre bei Venedig 14 Noirmoutier kampfte in der gleichen Schlacht auf portugiesischer Seite unter Friedrich von Schomberg 6 er fiel im Marz 1667 15 also vor dem Ende des Restaurationskriegs Flamarens floh nach England wo er zuvor den Schutz Karls II genossen hatte dann nach Spanien wo er von einer mageren Pension von 2000 Ecu lebte und 1706 in Burgos starb 13 Das Schicksal Argenlieus ist unbekannt er trat nach seiner Flucht nicht mehr in Erscheinung Die Halbbruder Gruel La Frette und Warty waren nach Rom geflohen 16 Ihre Familie wagte es zwar auch nicht den Konig zu ihren Gunsten anzusprechen nutzte aber sonst alle Moglichkeiten die ihr zur Verfugung standen wobei ein Weg besonders vielversprechend war Charles d Albert d Ailly der Herzog von Chaulnes war mit Elisabeth Le Feron verheiratet die nicht nur die Halbschwester La Frettes war beide hatten mit Barbe Servien die gleiche Mutter sondern auch dessen Stiefmutter Elisabeth Le Feron hatte nach dem Tod ihrer Mutter eine kurze Ehe mit dem Witwer und Vater La Frettes gefuhrt Als nun der Herzog von Chaulnes ausserordentlicher Gesandter Frankreichs beim Heiligen Stuhl sowohl beim Konklave 1667 als auch beim Konklave 1669 1670 war bei denen die Papste Clemens IX bzw Clemens X gewahlt wurden und an deren Wahl er grossen Anteil hatte sah Elisabeth ihre Chance gekommen wenn auch erst 1670 16 bei Clemens X 17 Courtilz schreibt Die Herzogin von Chaulnes zwang ihren Mann der Botschafter in Rom war mit dem Papst daruber zu sprechen und obwohl der Heilige Vater in dieser Hinsicht der Unerbittlichkeit des Konigs zustimmen musste konnte er nicht anders als ihm Hilfe in dieser Angelegenheit zu versprechen zumal der Papst die Macht hatte den Konig von seinem Eid zu befreien den er in Bezug auf Duelle geleistet hatte Die diplomatischen Kanale wurden genutzt der Konig lehnte ab ohne den Papst vor den Kopf zu stossen und der gab sich damit zufrieden zumal die Entscheidung in seinem Sinne war 12 Anders erinnert sich der Herzog von Saint Simon ihm zufolge versprach der Konig dem Papst sie nach Frankreich zuruckkehren zu lassen Sie sollten frei in Paris leben und uber ihr Eigentums verfugen durfen aber unter anderem Namen Sie kehrten also zuruck und wurden uberall mit ihrem Namen angekundigt und gerufen trugen allerdings keine Livree und keine Waffen und wurden an keinem offentlichen Ort gesehen Man schrieb ihnen uberall an ihre Adresse und unter ihrem Namen auch in Paris Sie lebten unter dem stillschweigenden Schutz des Konigs der der Form halber vorgab sie nicht zu kennen 18 Des Weiteren erinnert sich Saint Simon Dann gab es aber eine Affare bei der Flamarin der Premier Maitre d Hotel von Monsieur benotigt wurde so dass man das ganze Palais Royal absuchte um ihn zu finden Monsieur beklagte sich beim Konig uber diese Respektlosigkeit ihm gegenuber und fugte frohlich hinzu dass ihn diese Suche beleidige wo doch die La Frette d h La Frette und sein Halbbruder die seit mehreren Jahren in Paris seien nie darauf angesprochen wurden und die uberall mit offenem Gesicht verkehrten Der Konig antwortete ernst dass dies nicht sein konne und als Monsieur darauf bestand versicherte er ihm dass man ihn informieren wurde und sie innerhalb von 24 Stunden verhaftet wurden wenn sie in Paris waren Zur gleichen Zeit warnte er sie zwei oder drei Tage lang auszugehen danach konnten sie zu ihrem Alltag zuruckkehren und befahl uberall in Paris nach ihnen zu suchen Es lag bei Monsieur zu sehen dass der Konig sich ein wenig uber ihn lustig gemacht hatte und ihm dies offensichtliche Befriedigung schenkte 18 Carrol schreibt dass Ludwig XIV als er 1683 horte dass die beiden La Frettes aus dem Exil zuruckgekehrt seien den Gouverneur und Intendanten von Guyenne anwies die Verbrecher zu verfolgen und drohte mit Massnahmen gegen ihn falls er dies unterliesse 13 Diese drei Aussagen skizzieren die Ruckkehr der beiden lassen aber Fragen im Detail offen auch was die Lange des Zeitraums zwischen 1670 und 1683 betrifft Der altere La Frette starb lange vor dem Jungeren Beide waren unverheiratet der jungere erreichte ein hohes Alter 18 Auch hier sind Jahreszahlen nicht bekannt Literatur BearbeitenGatien de Courtilz de Sandras Memoires de M le comte de Rochefort 3 Ausgabe 1689 S 206ff online Charles Jean Francois Henault Abrege chronologique de l histoire de France Paris 1840 S 272 Originalausgabe 1744 Voltaire Le siecle de Louis XIV 1751 Kapitel VII Saint Simon Memoires complets et authentiques du duc de Saint Simon sur le siecle de Louis XIV et la Regence hrsg von Alfred Cheruel Band 6 Kapitel 12 1856 S 252f Wikisource Theodore Fougeroux de Campigneulles Histoire des duels anciens et modernes contenant le tableau de l origine des progres et de l esprit du duel en France et dans toutes les parties du monde Band 1 1835 S 233ff John Gideon Millingen The History of Duelling Band 1 1841 S 165 Stuart Carroll Blood and violence in Early Modern France Oxford 2006 S 326f Leonhard Horowski Das Europa der Konige Macht und Spiel an den Hofen des 17 und 18 Jahrhunderts Rowohlt 2017Anmerkungen Bearbeiten Henault 1744 Voltaire 1751 Fougeroux 1835 Millingen 1841 Carroll 2006 Horowski gibt das Jahr 1662 an a b Pere Anselme Histoire genealogique et chronologique de la Maison royale de France 3 Ausgabe Band 9 1733 S 216 Louis Moreri Le grand dictionnaire historique Band 5 1759 S 402 Detlev Schwennicke Europaische Stammtafeln Band XXVIII 2011 Tafel 39 a b Francois Alexandre Aubert de La Chenaye Desbois Dictionnaire de la noblesse contenant les genealogies l histoire et la chronologie des familles nobles de France 3 Ausgabe Band 15 Paris 1869 Spalte 429ff a b c d e f g h Horowski Ce fameux combat qui eut lieu en 1663 Voltaire und Fameux duel des deux La Frette Henault zum Jahr 1663 in einem Jeu de Paume in der Rue de Vaugirard Diese fiktive Duell wird beim Kloster der unbeschuhten Karmeliten in der Rue de Vaugirard ausgetragen Horowski ein Ball im Palais des Tuileries von Monsieur dem Bruders des Konigs Horowski nennt als Ort des Duells ein Kartauserkloster im Faubourg Saint Germain zwischen Hotel des Invalides und der Abtei Saint Germain des Pres das Kartauserkloster Paris lag im sudlichen Teil des Jardin du Luxembourg a b c Courtilz a b c d Carroll Carroll Schwennicke Schwennicke a b Fougeroux Millingen a b c Saint Simon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Duell La Frette Chalais amp oldid 238093971