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Clemens IX 28 Januar 1600 in Pistoia 9 Dezember 1669 in Rom burgerlicher Name Giulio Rospigliosi war von 1667 bis 1669 Papst der katholischen Kirche Clemens IX Wappen Clemens IX Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Werdegang 2 1 Klerikale Karriere 2 2 Kulturelles Wirken 3 Papstwahl 4 Politik 4 1 Kirchenpolitik 4 2 Aussenpolitik 4 3 Bautatigkeit 4 4 Nepotismus 5 Nachwirken 6 Literatur 7 WeblinksFamilie BearbeitenGiulio Rospigliosi entstammte einer Familie die angeblich zur Zeit von Kaiser Friedrich I Barbarossa aus Mailand nach Lamporecchio in die Nahe von Pistoia ubergesiedelt war Hier engagierte sie sich im Wollhandel und bezog daraus ihren Reichtum der sie in die Lage versetzte Grundbesitz zu erwerben Dieser wiederum befahigte sie in den kommunalen Amtern von Pistoia tatig zu werden ohne freilich weitergehende Intentionen zu entwickeln Dies anderte sich erst mit dem Aufstieg von Giulio Rospigliosi in der Mitte des 17 Jahrhunderts Werdegang BearbeitenKlerikale Karriere Bearbeiten Giulio Rospigliosi studierte Theologie und Philosophie in Pisa und erlangte hier ein Doktorat der Theologie Philosophie und beider Rechte 1623 Nach seinem Umzug nach Rom wurde er 1632 in der Kurie Referendar in der Abteilung fur Justiz und bekleidete danach weitere Amter wobei er sich der Protektion der Familie Barberini erfreute der Papst Urban VIII angehorte 1635 wurde er daher zum Sekretar der papstlichen Schreiben an die weltlichen Fursten ernannt seine Korrespondenz vermittelt daruber intime Kenntnisse Am 29 Marz 1644 wurde er zum Titularerzbischof von Tarsus erhoben und versah anschliessend bis 1653 das Amt des papstlichen Nuntius in Spanien als der er daran mitwirkte das Ende des Dreissigjahrigen Krieges herbeizufuhren Nach einer rund zweijahrigen Zeit der Zuruckgezogenheit an deren Ende das Kardinalskollegium ihn nach dem Tode von Innozenz X zum Gouverneur der Stadt Rom wahrend der Sedisvakanz ernannte berief ihn Alexander VII 1655 zum papstlichen Staatssekretar Am 9 April 1657 wurde er schliesslich zum Kardinal von S Sisto kreiert womit er zum wirklichen Kardinalstaatssekretar befordert wurde Kulturelles Wirken Bearbeiten Als Kurienbeamter und als Kardinal machte sich Giulio Rospigliosi als Librettist der fruhen romischen Opera buffa einen Namen So stammen von ihm die Libretti zu Chi soffre speri 1639 Musik von Virgilio Mazzocchi und Marco Marazzoli sowie Dal male il bene 1654 Musik von Antonio Maria Abbatini und Marco Marazzoli Ausserdem schrieb er die Texte zu acht weiteren Opern darunter Il Sant Alessio 1631 Musik von Stefano Landi Erminia sul Giordano nach Tassos Gerusalemme liberata 1633 im Palazzo Barberini San Bonifacio 1638 Musik von Virgilio Mazzocchi Il palazzo incantato 1642 Musik von Luigi Rossi und Sant Eustachio 1643 Die literarische Tatigkeit wurde mit den Libretti La vita umana 1655 und Le armi e gli amori 1656 fortgefuhrt doch das letzte Werk schrieb der nunmehrige Papst im Jahre 1668 mit dem Titel La comica dal cielo Einige der Werke wurden im Theater des Palazzo Barberini uraufgefuhrt Im Ganzen gesehen trugen die Textdichtungen des Kardinals zu einer grosseren Dramatisierung und musikalischeren Gestaltung der Opern bei Giulio Rospigliosi war ausserdem Mazen und Freund der beruhmten Sangerin Leonora Baroni und des Sopranisten und Diplomaten Atto Melani der wie er aus Pistoia stammte Papstwahl BearbeitenAls Alexander VII am 2 Mai 1667 gestorben war traten am 2 Juni 61 und am Ende 64 Kardinale in das Konklave im Vatikan ein Nach 18 Tagen wurde Giulio Rospigliosi am 20 Juni 1667 zum neuen Papst gewahlt wobei sich die franzosische und spanische Fraktion innerhalb des Kardinalskollegiums mit hintergrundiger Beeinflussung durch den Grossherzog der Toscana auf ihn einigten Wie sein Vorganger erlangte er das Pontifikat aus der Position des Staatssekretars dies geschah viel spater zum dritten und bislang letzten Mal 1939 bei Pius XII Am 26 Juni wurde er zum Papst gekront und damit inthronisiert Er wahlte fur sich das Motto aliis non sibi clemens allen nur nicht sich selbst milde und deshalb den Namen Clemens IX Seine Wahl wurde sowohl in Spanien als auch in Frankreich begrusst Die Namenswahl sollte ein Programm der Milde und des Friedens anzeigen Politik BearbeitenKirchenpolitik Bearbeiten Clemens war in seinem Bemuhen die u a durch die rege Bautatigkeit seines Vorgangers ruinierten Finanzen des Vatikans neu zu ordnen durchaus erfolgreich indem er Steuern ermassigte und die Leinenindustrie forderte Er pflegte zudem fast jeden Tag dreizehn arme oder kranke Romer in seinen Palast einzuladen die er dann dort selbst bediente und besuchte oft die Kranken im Ospedale di Santo Spirito Zweimal wochentlich nahm er auch denen die zu ihm kamen die Beichte ab und zelebrierte personlich viele Messen In dem schon lange schwelenden Streit um den Jansenismus verordnete er mit einem Breve vom 2 Februar 1669 einen temporaren Frieden die Pax Clementina die allerdings eine manifeste Beeinflussung durch die franzosische Politik von Ludwig XIV erkennen liess Mit einem Motu proprio vom 6 Juli 1669 richtete Clemens eine neue Kongregation fur Ablasse und die heiligen Reliquien Congregatio Indulgentiarum et Sacrarum Reliquiarum ein und am 17 Juni desselben Jahres reorganisierte er die Aufgaben der Missionare Heiliggesprochen wurden 1669 der Spanier Pietro de Alcantara und die italienische Nonne Maria Maddalena dei Pazzi In drei Konsistorien kreierte er insgesamt 12 Kardinale Aussenpolitik Bearbeiten Wahrend seines Pontifikats war Clemens stets bemuht die europaischen Fursten auf die Gefahr einer Invasion der Turken aufmerksam zu machen welche die letzte Bastion der Republik Venedig im Agaischen Meer bedrohte die Insel Kreta mit ihrer Hauptstadt Candia Er fand jedoch weitgehend kein Gehor und daher fiel die Stadt am 4 September 1669 in die Hande der Osmanen Im Jahr 1668 vermittelte Clemens zwischen Frankreich und Spanien den Frieden von Aachen welcher den sogenannten Devolutionskrieg beendete Bautatigkeit Bearbeiten In seiner Heimat liess Clemens nach einem Entwurf von Gianlorenzo Bernini durch dessen Schuler Mattia de Rossi eine Landvilla errichten Als der Bau begonnen wurde verstarb der Papst jedoch er wurde aber zu Ende gefuhrt Das Gebaude dient heute nach dem Ubergang in Privatbesitz als Veranstaltungszentrum Der heute so genannte Palazzo Pallavicini Rospigliosi in Rom nahe dem Quirinalspalast ist dagegen ein Bauwerk fruherer Zeit das erst 1704 von den Nachfahren des Papstes erworben wurde Hier befindet sich heute die umfangreiche Kunstsammlung der Familie die zu den grossten privaten in Rom zahlt Der Palast selbst gehort ihr nur noch zu einer Halfte die andere ist im Besitz eines italienischen Industrieverbandes Nepotismus Bearbeiten In ublicher Weise versorgte Clemens IX seine Verwandten gleich nach der Papstwahl mit den traditionellen Amtern in Rom und im Kirchenstaat Sein Bruder Camillo wurde zum Gonfaloniere della Santa Chiesa zum Befehlshaber des papstlichen Heeres ernannt Dessen erster Sohn Tommaso 1642 1669 erhielt das Amt des Kastellans der Engelsburg Der nachste Bruder Giambattista 1646 1722 folgte seinem Vater als Heeresbefehlshaber nach wahrend der dritte Giacomo Camillo 1628 1684 im geistlichen Dienst zum Kardinalnepoten aufstieg Der vierte Bruder Vincenzo wurde Admiral der papstlichen Galeeren und der jungste Felice 1639 1687 wurde 1673 von Papst Clemens X zum Kardinal ernannt Allerdings verhinderte der kurze Pontifikat eine Ausweitung der Familienforderung die sich ohnehin auf einem niedrigen Niveau bewegte Giambattista wurde zum Begrunder des Familienbesitzes Er heiratete im Jahre 1670 Maria Camilla Pallavicini die Erbin der Besitztumer ihrer aus Genua stammenden Familie die in Latium ostlich von Rom die Orte Gallicano und Colonna erworben hatte Fur das Ehepaar richtete Kardinal Lazzaro Pallavicini den Clemens IX in seinem letzten Konsistorium am 29 November 1669 zur Ehre des Purpurs erhoben hatte ein Majorat ein das der Familie lange Zeit gehorte Es beinhaltete das Herzogtum Zagarolo das Furstentum Gallicano und das Marchesat Colonna sowie eine grosse Kunstsammlung Den erstgenannten Ort hatte Giambattista Rospigliosi 1670 von der Familie Ludovisi erworben Er verschonerte den von den vorletzten Besitzern den Colonna ubernommenen Ortspalast durch ein mit etlichen antiken Fragmenten verziertes Prunktor das sein Sohn Clemente Domenico 1732 vollendete wie es eine dort eingefugte Inschrift angibt Nach dem Tode von Maria Camilla 1710 und dem von Giambattista 1722 erbte der erstgeborene Sohn die Rospigliosi Besitzungen der zweite diejenigen der Pallavicini Nach spaterem langen Gemeinschaftsbesitz wurde nach dem Tode von Giulio Cesare Rospigliosi Pallavicini der Gesamtbesitz in der Mitte des 19 Jahrhunderts endgultig geteilt Wegen grosser finanzieller Schwierigkeiten wurden die unter dem Namen Rospigliosi Gioeni gefuhrten Besitztumer nach und nach zwischen 1927 und 1932 verkauft wahrend dem Zweig der Pallavicini die ihrigen verblieben Das Archiv der Familie Rospigliosi befindet sich heute im Archivio Segreto Vaticano Nachwirken BearbeitenDer Tod von Clemens IX nach nur zweijahriger Pontifikatsdauer wurde von den Romern tief betrauert weil sie seine Bemuhungen um das Wohl des Kirchenstaates und besonders der Bevolkerung Roms zu schatzen vermochten Er fand sein Grab in einem von Carlo Rainaldi 1671 vollendeten Monument in der Kirche S Maria Maggiore in Rom In der Musikgeschichte ist er wegen seiner Libretti immer noch gut bekannt Die Familie des Papstes wahrte lange Zeit ihren Status im Kirchenstaat und existiert noch heute mit dem Ehrentitel der Herzoge von Zagarolo Die linke Halfte des Palastes auf dem Quirinalshugel mitsamt der Kunstsammlung gehort heute dem mit dem Namen Pallavicini versehenen Familienzweig Literatur BearbeitenDarricau Robert Une heure memorable dans les rapports entre la France et le Saint Siege le pontificat de Clement IX in Bulletino di Storia Pistoiese 71 1969 S 73 98 Georg Lutz Zur Papstfinanz von Klemens IX in Romische Quartalsschrift 74 1979 S 32 90 Cristofori Roberto Le opere teatrali di G C Rospigliosi in Studi Romani 27 1979 S 302 316 Osbat Luciano Clemente IX papa in Dizionario biografico degli Italiani 26 1982 Carpaneto Giorgio I palazzi di Roma Rom 1993 ISBN 88 7983 191 7 Nenci Giacomina Aristocrazia romana verso il Novecento i Rospigliosi in Roma moderna e contemporanea 8 2000 2001 399 426 Dies Aristocrazia romana tra 800 e 900 i Rospigliosi Ancona Senigallia 2004 Negro Angela La collezione Rospigliosi la quadreria e la committenza artistica di una famiglia patrizia a Roma nel Sei e Settecento 2 Auflage Rom 2007 ISBN 88 85897 78 9Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Clemens IX Album mit Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Clemens IX in der Deutschen Digitalen Bibliothek Druckschriften von und uber Clemens IX im VD 17 Eintrag in der Catholic Encyclopedia Robert Appleton Company New York 1913 VorgangerAmtNachfolgerAlexander VII nbsp Papst 1667 1669Clemens X Normdaten Person GND 119070758 lobid OGND AKS LCCN n82029325 VIAF 89039949 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Clemens IX ALTERNATIVNAMEN Rospigliosi GiulioKURZBESCHREIBUNG Papst 1667 1669 GEBURTSDATUM 28 Januar 1600GEBURTSORT PistoiaSTERBEDATUM 9 Dezember 1669STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Clemens IX amp oldid 227356579