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Alexander VII eigentlich Fabio Chigi 13 Februar 1599 in Siena 22 Mai 1667 in Rom war von 1655 bis 1667 Papst der katholischen Kirche In seinem Auftrag entstanden zahlreiche das Bild des barocken Roms pragende Gebaude Alexander VII Portrat Fabio Chigis gemalt von Anselm van Hulle um 1646Papstwappen Alexanders VII Grabmal Alexanders VII im Petersdom Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Papstwahl 3 Nepotismus 4 Politik 4 1 Innenpolitik 5 Kunstlerisches Wirken 6 Nachwirken 7 Textausgaben und Ubersetzungen 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 AnmerkungenLeben BearbeitenFabio Chigi war der Sohn des Bankiers Flavio Chigi 1548 1611 aus Siena der einer Familie des dortigen Stadtadels angehorte deren eine Linie mit dem bedeutenden Bankier Agostino Chigi 1466 1520 unter Papst Julius II zur Dominanz im Finanzwesen des Kirchenstaates gelangt war Aus dem in Siena verbliebenen Familienzweig stammte Flavio Chigi der in den dortigen Zweig der Familie von Papst Paul V Borghese einheiratete Sein Sohn Fabio Grossneffe dieses Papstes studierte Philosophie und Theologie in Siena und trat nach seinem Studium im Jahr 1628 in die Dienste von Papst Urban VIII ein 1627 wurde er Vizelegat in Ferrara und danach 1635 Inquisitor in Malta Nach der Berufung zum Bischof von Nardo im sudlichsten Teil von Apulien ernannte ihn Urban VIII 1639 zum papstlichen Nuntius in Koln Als ausserordentlicher Gesandter von Papst Innozenz X hielt sich Fabio Chigi von 1644 bis 1649 in Munster auf wo er an den Verhandlungen zum Westfalischen Frieden teilnahm 1 Sein Versuch als Mediator vermittelnd zwischen den beiden Hauptparteien Habsburg Spanien und Frankreich Schweden zu wirken scheiterte jedoch an der unnachgiebigen Haltung des Papstes der jegliche Kompromisse zum Nachteil der katholischen Kirche ablehnte Daher protestierte Chigi am Ende gegen die unterzeichnete Ausfuhrung des Friedensvertrags worauf der Papst diesen Vertrag in dem Breve Zelo domus Dei vom 26 November 1648 verurteilte Am 8 Oktober 1651 weihte Chigi den Kolner Kurfursten Maximilian Heinrich von Bayern in der damaligen Hauptpfarrkirche von Bonn der Remigiuskirche zum Bischof Es war eine seine letzten Amtshandlungen im Rheinland bevor er zuruck nach Rom ging In dieser Kirche wurde viele Jahre spater am 17 Dezember 1770 Ludwig van Beethoven getauft Am 19 Februar 1652 wurde Chigi von Innozenz X zum Kardinal mit der Titelkirche Santa Maria del Popolo kreiert in der sich seit der Zeit des Bankiers Agostino die prachtig ausgestattete Familienkapelle der Chigi befindet Kurz darauf wurde er in Rom mit dem Amt des Kardinalstaatssekretars betraut Auf sein Bestreben hin verdammte Innozenz X am 1 Juni 1653 funf Satze aus dem Augustinus von Cornelius Jansen als haretisch Papstwahl BearbeitenNach dem Tode des Papstes brauchte das Wahlergremium der Kardinale im Konklave 80 Tage um nach langwierigem Streit der in ihm vertretenen Parteien ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche zu bestimmen Am 7 April 1655 wahlten 63 der anwesenden 64 Kardinale Fabio Chigi zum neuen Papst er selbst gab seine Stimme einem anderen und damit zum ersten Mal von insgesamt drei Fallen einen bisherigen Staatssekretar Seinen Papstnamen Alexander VII wahlte er in Erinnerung an den bedeutenden ebenfalls aus Siena stammenden mittelalterlichen Vorganger Alexander III den langjahrigen Gegner von Kaiser Friedrich I Barbarossa im Kampf um die politische Vormachtstellung in Ober und Mittelitalien zwischen 1160 und 1183 Nepotismus BearbeitenUrsprunglich galt Alexander VII als Gegner des Nepotismus und enthielt sich eine Zeitlang einer Bevorzugung der eigenen Verwandten im Kirchenstaat Im Jahre 1656 aber berief er mit Zustimmung des Kardinalskollegiums seinen Bruder Mario und seine Neffen Agostino Flavio und Sigismondo nach Rom Flavio Chigi 1631 1693 wurde 1657 zum Kardinal ernannt und trat in die Funktion des papstlichen Kardinalnepoten ein der die Familiengeschafte im Kirchenstaat zu fuhren hatte Mit Geldern aus der papstlichen Schatulle kaufte er zwischen 1659 und 1662 die nordlich von Rom gelegenen Orte Campagnano di Roma Cesano Formello und Sacrofano von den stark verschuldeten Herzogen von Bracciano aus der Familie Orsini woraufhin der Papst dieses Gebiet zum Furstentum Campagnano erhob Kardinal Flavio liess ausserdem den heute als Palazzo Odescalchi bekannten Palast an der Piazza SS Apostoli von Gian Lorenzo Bernini erbauen und brachte in ihm seine umfangliche Antikensammlung unter die im Jahre 1728 an August den Starken Konig von Polen und Kurfurst von Sachsen verkauft wurde und heute den Hauptteil der Sammlung des Albertinum in Dresden bildet Sigismondo Chigi 1649 1678 Vetter des Kardinals Flavio wurde 1667 in jungem Alter noch kurz vor dem Tode des Papstes ebenfalls mit dem Kardinalspurpur ausgestattet Er war zwischen 1673 und 1676 als Legat in Ferrara tatig konnte aber wegen seines fruhen Todes keine politische Wirkung entfalten Agostino Chigi 1634 1705 erhielt als weltlicher Nepot der die bis heute existierende Furstenfamilie Chigi begrundete das Furstentum Campagnano und auf Grund seiner Heirat mit Maria Virginia Borghese 1658 auch das Furstentum Farnese westlich des Bolsenasees sowie das Furstentum Albano heute Albano Laziale und das Herzogtum Ariccia am Albaner See sudostlich von Rom ubertragen Ausserdem kaufte er von der Familie Aldobrandini deren Palast an der Piazza Colonna den heutigen Palazzo Chigi der seit 1961 Amtssitz des italienischen Ministerprasidenten ist Politik BearbeitenDie Staatsgeschafte uberliess Alexander VII weitgehend seinem Kardinalstaatssekretar Giulio Kardinal Rospigliosi dem spateren Papst Clemens IX und papstlichen Kongregationen Allerdings griff er personlich in die langwierigen Kontroversen um den Jansenismus in Frankreich ein und wiederholte 1656 mit der Konstitution Ad sacram beati Petri sedem die Verurteilung die sein Vorganger uber die Jansenisten ausgesprochen hatte wenig spater setzte er ein diese verteidigendes und die Jesuiten angreifendes Buch Blaise Pascals auf den Index verbotener Bucher Index Librorum Prohibitorum Nach einem Zwischenfall 1662 bei dem Angehorige der papstlichen Schweizergarde mit dem Gefolge des neu ernannten franzosischen Botschafters Charles III Herzog von Crequi aneinandergerieten und dabei einige Leute des Botschafters getotet worden waren entspann sich ein tiefer Konflikt mit Konig Ludwig XIV Dieser verwies daraufhin den papstlichen Nuntius des Landes und liess die sudfranzosische Exklave des Kirchenstaates die Stadt Avignon und die Grafschaft Venaissin von Truppen besetzen Innenpolitik Bearbeiten In die Regierungszeit Alexanders VII fallt die Pestepidemie von 1656 57 der ein Teil der Bevolkerung zum Opfer fiel und der Alexander mit rigorosen Massnahmen begegnete Der Papst ernannte den spateren Kardinal Girolamo Gastaldi 1616 1685 damals Commissario generale dei Lazzaretti zum Commissario generale di Sanita der fur die Durchfuhrung der Massnahmen verantwortlich war 2 Nur acht der romischen Stadttore blieben geoffnet wurden aber streng bewacht der Zugang in die Stadt scharf kontrolliert oder verweigert Personen die zugelassen wurden mussten sich desinfizieren lassen und er liess Lazarette und Quarantaneraume einrichten Besonders betroffen war das dicht besiedelte romische Ghetto in dem 800 Personen von insgesamt 4100 Bewohnern an der Pest starben Das Ghetto wurde abgeriegelt die Bewohner durften die Hauser nicht verlassen die Synagogen nicht besuchen Zuwiderhandlungen wurden drakonisch bestraft Der Commissario liess im Ghetto ein Lazarett einrichten und organisierte mit Personen der judischen Selbstverwaltung die Versorgung der Bewohner mit Lebensmitteln 3 Die Massnahmen waren erfolgreich und im Vergleich zu anderen Kommunen Italiens hatte Rom deutlich weniger Verluste zu beklagen 4 Kunstlerisches Wirken BearbeitenAlexander VII war ein grosser Freund der Kunst und Wissenschaften Er betatigte sich als Dichter und unterstutzte die Wissenschaftler Athanasius Kircher und Lukas Holste lat Holstenius Die personliche Bibliothek des Papstes die als Sammlungsschwerpunkt Werke der sienesischen Papste Pius II und Pius III enthielt und standig durch Zukaufe uberall in Europa erweitert wurde ist als Biblioteca Chigiana seit 1923 ein Teil der Biblioteca Apostolica Vaticana 5 Ein enger Bekannter des Papstes war der spatere Paderborner und Munsteraner Furstbischof Ferdinand von Furstenberg den Alexander von 1652 bis 1661 in Rom protegierte Wahrend seines Aufenthalts in Munster 1644 bis 1649 als papstlicher Gesandter schilderte er seine Eindrucke uber Munster und Ludinghausen die Munsteraner und ihre Eigenarten in zahlreichen satirischen bis bissigen jedoch stets wohlwollenden Gedichten an seinen Freundes und Bekanntenkreis in Italien Diese in lateinischer Sprache verfassten Schilderungen aus nahezu allen Lebensbereichen geben wertvolle Einblicke in die Zeit abseits der ublichen zeitgenossischen Schriftquellen 6 So schildert er beispielsweise Munster als Hauptstadt des Regens De Pluviis Monasterii Urbis Nimborum patriam quod te Mimigarda vocavi Westphalicae telluris honos iniuria verbo Absit parce precor Iam sextus volvitur annus Expertus loquor assiduo quod te imbre madentem Der munsterische Regen Heimat des Regens So mochte ich dich Mimigarda benennen Dich die Krone westfalischen Landes ich bitte verzeih mir Denn ich will dich nicht schmahen Sechs Jahre sind s nun dass ich hier bin Aber ich sah dich nicht anders als triefend von standigem Regen Der von vielen Papsten betriebenen Baupolitik in Rom folgte auch Alexander VII Der auf dem Vorplatz der Kirche Santa Maria sopra Minerva aufgestellte Elefant Berninis ist ein kleines Zeugnis dieser Tatigkeit die nahebei auch dem Vorplatz des Pantheons galt Berninis Kolonnaden um den Petersplatz sind bis heute ein machtvolles Dokument der Baupolitik dieses Papstes der damit auch eine in die Zukunft weisende Machtdemonstration des Papsttums zu initiieren suchte Auch der Bau der heutigen Cathedra Petri im Petersdom fallt in seine Regierungszeit Nachwirken BearbeitenDer diplomatische Konflikt mit Frankreich des Jahres 1662 den der Friede von Pisa 1664 beendete zeigte die Schranken der Papste auf seitdem verloren sie zunehmend an politischer Bedeutung Ein grosser Erfolg war ihm dagegen schon zu Beginn des Pontifikates beschieden der Ubertritt der zuvor abgedankten Konigin Christina von Schweden zum katholischen Glauben der am 2 November 1655 in Innsbruck offiziell vollzogen wurde Die ehemalige Herrscherin des protestantischen Hauptgegners im Dreissigjahrigen Krieg 1618 1648 wurde am 23 Dezember desselben Jahres prunkvoll in Rom empfangen Nach deren Tode 1689 gelangten Teile des Nachlasses in papstlichen Besitz Alexander VII wurde in einem von Gian Lorenzo Bernini entworfenen Grabmal im Petersdom beigesetzt Es zeigt in einer von zwei korinthischen Saulen getragenen Bogennische mit dem Papstwappen den uber einer Tur in Bethaltung knienden Verstorbenen begleitet von den vier Figuren der Tugend Caritas Justitia Fortitudo Prudentia ursprunglich nackter Veritas und einer des Todes Textausgaben und Ubersetzungen BearbeitenMaria Teresa Borner Hrsg Nuntius Fabio Chigi Nuntiaturberichte aus Deutschland Die Kolner Nuntiatur IX 1 Schoningh Paderborn u a 2009 ISBN 978 3 506 76489 8 Claudia Barthold Hrsg Fabio Chigis Tragodie Pompeius Einleitung Ausgabe und Kommentar Schoningh Paderborn u a 2003 ISBN 3 506 79072 2 kritische Edition des lateinischen Textes und deutsche Ubersetzung Siehe auch BearbeitenListe der Gesandten beim Westfalischen FriedenLiteratur Bearbeiten Nach Autoren Herausgebern alphabetisch geordnet Friedrich Wilhelm Bautz Alexander VII In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 105 106 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Hermann Bucker Der Nuntius Fabio Chigi Papst Alexander VII in Munster 1644 1649 Nach seinen Briefen Tagebuchern und Gedichten In Westfalische Zeitschrift Nr 108 1958 ISSN 0083 9043 S 1 90 lwl org PDF abgerufen am 2 Oktober 2020 Gisbert Knopp Die Altargemalde der Spatnazarener in der Kirche St Remigius in Bonn 2002 Arnulf Marquardt Kuron Die Taufkirche Ludwig van Beethovens Recherchen zu St Remigius alt 2 erg Auflage 2016 Digitalisat Irene Polverini Fosi Chigi In Volker Reinhardt Hrsg Die grossen Familien Italiens Stuttgart 1992 ISBN 3 520 48501 X S 164 170 Mario Rosa Alessandro VII papa In Alberto M Ghisalberti Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 2 Albicante Ammannati Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1960 Kaspar Zollikofer Berninis Grabmal fur Alexander VII Fiktion und Reprasentation Romische Studien der Bibliotheca Hertziana 7 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1994 ISBN 978 3 88462 102 8 Weblinks Bearbeiten Commons Alexander VII Album mit Bildern Videos und Audiodateien Druckschriften von und uber Alexander VII im VD 17 Eintrag in der Catholic Encyclopedia Robert Appleton Company New York 1913 Literatur von und uber Alexander VII im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Tripota Trierer Portratdatenbank Alexander VII im Personenregister der Germania Sacra online Portal Westfalische GeschichteAnmerkungen Bearbeiten Gerd Dethlefs Friedensappelle und Friedensecho Kunst und Literatur wahrend der Verhandlungen zum Westfalischen Frieden Diss Universitat Munster 1998 S 151 Gastaldi Girolamo treccani it abgerufen am 5 Februar 2021 Giuseppe Veltri Der Lockdown im Ghetto In Frankfurt Allgemeine Zeitung 5 November 2020 G Cosmacini Storia della medicina e della sanita in Italia dalla peste europea alla guerra mondiale 1348 1918 Roma Bari 1987 S 178 Luigi De Gregori Chigiana biblioteca In Enciclopedia Italiana 1931 online bei treccani it Hermann Bucker Der Nuntius Fabio Chigi Papst Alexander VII in Munster 1644 1649 Nach seinen Briefen Tagebuchern und Gedichten In Westfalische Zeitschrift Nr 108 1958 ISSN 0083 9043 S 1 90 lwl org PDF abgerufen am 2 Oktober 2020 VorgangerAmtNachfolgerInnozenz X Papst 1655 1667Clemens IX Normdaten Person GND 118647989 lobid OGND AKS LCCN n84121289 VIAF 89775498 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Alexander VII ALTERNATIVNAMEN Chigi FabioKURZBESCHREIBUNG Papst 1655 1667 GEBURTSDATUM 13 Februar 1599GEBURTSORT SienaSTERBEDATUM 22 Mai 1667STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alexander VII amp oldid 235988929