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Dieser Artikel beschreibt die Personifikation der Gerechtigkeit und der Rechtspflege Fur andere Bedeutungen siehe Justitia Begriffsklarung Justitia lateinisch iustitia ist die Gottin der Gerechtigkeit Wahrend sie in der alten romischen Mythologie fur die ausgleichende Gerechtigkeit steht und damit in Darstellung und Wesen eng mit der Aequitas verwandt ist wird sie seit der augusteischen Zeit im Rahmen der Interpretatio Romana mit den griechischen mythischen Prosopopoiieen Dike und Themis vermengt Themis verkorpert bei den antiken Griechen eher die durch althergebrachte gottliche Ordnung bestehende Gerechtigkeit Dike dagegen eher die strafende rachende Gerechtigkeit Diese letztere Zuschreibung wirkt in das christliche Mittelalter und die Neuzeit nach wo die Justitia in Kunst und Literatur fur die strafende Gerechtigkeit oder das Rechtswesen steht Andrea Pisanos Justitia fur ein Bronzeportal des Baptisteriums San Giovanni in Florenz 1330 36 Inhaltsverzeichnis 1 Justitia in der romischen Mythologie 1 1 Ikonographie 2 Ikonographie der Justitia im Mittelalter und in der Neuzeit 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseJustitia in der romischen Mythologie Bearbeiten nbsp Agrippina minor mit Diadem als Justitia auf einer Munze des Nero nbsp Justitia ohne Augenbinde auf einer TakenplatteIn der romischen Mythologie spielt sie nur an einer Stelle eine Rolle und zwar im Mythos von den Weltaltern Hier verlasst die mit Astraea identifizierte Justitia als Letzte der Himmlischen die von Verbrechen erfullte Erde des Eisernen Zeitalters 1 und kehrt in ihre uberirdische Heimat zuruck bzw wird als Sternbild der Jungfrau an den Himmel versetzt 2 Eine direkte Entsprechung hat sie im griechischen Begriff der Dikaiosyne iustitia wird von einigen Alten zu den Kardinaltugenden gezahlt Ikonographie Bearbeiten In der Antike entspricht ihre Darstellung derjenigen der Aequitas d h ihre Attribute sind die Waage mit deren Hilfe jedem das Seine zugemessen wird und das Fullhorn das den zu verteilenden Reichtum spendet Die Formel Jedem das Seine suum cuique tribuere geht auf Platons Politeia zuruck der sie von dem Dichter Simonides von Keos ubernahm Cicero pragte den Begriff derart entscheidend dass er in der Rechtsphilosophie des Abendlandes bestimmend werden sollte 3 Solche Darstellungen der Justitia Aequitas erscheinen vielfach auf Munzen der Kaiserzeit wo sie als Teil der politischen Propaganda den Kaiser in seiner Rolle als Spender materieller Sicherheit versinnbildlichen der niemanden bevorzugt weshalb der Waagbalken stets in waagrechter Stellung gezeigt wird Schon Augustus schrieb sich in seinem Tatenbericht Res Gestae iustitia als eine von vier Herrschertugenden zu neben virtus Mannhaftigkeit clementia Milde und pietas Frommigkeit Wie andere Gottheiten wird sie haufig mit einem Diadem gezeigt wie man auf einer Munze des Nero sieht auf der Agrippina die Jungere als Iustitia abgebildet ist Ikonographie der Justitia im Mittelalter und in der Neuzeit Bearbeiten nbsp Justitia Maarten van Heemskerck 1556 nbsp Justitia Carl Spitzweg 1857 Im Mittelalter und in der Neuzeit ist das Bild der Justitia ein vollkommen anderes als im romischen Altertum 4 Nun wird Justitia meist als Jungfrau dargestellt die in der linken Hand eine Waage in der Rechten das Richtschwert halt Seit Ende des 15 Jahrhunderts wird die Justitia blind bzw einaugig spater noch deutlicher mit einer Augenbinde dargestellt In den Rechtsbuchern der spatmittelalterlichen Stadtschreiber von Eisenach Johannes Rothe sowie Johannes Purgold wird die Einaugigkeit der Justitia erstmals in deutscher Sprache erlautert sie ist Symbol fur die Unparteilichkeit also das Richten ohne Ansehen der Person Bilder der augen und teils handelosen Justitia finden sich seit 1420 beim in Schlesien oder Bohmen entstandenen bislang uneditierten Codex Casanatensis Die Augenbinde wird erst seit dem beginnenden 16 Jahrhundert zum stehenden Attribut Ein prominentes Beispiel aus dieser Zeit gibt der Gerechtigkeitsbrunnen in Bern Die drei Attribute Augenbinde Waage und Richtschwert sollen somit verdeutlichen dass das Recht ohne Ansehen der Person Augenbinde nach sorgfaltiger Abwagung der Sachlage Waage gesprochen und schliesslich mit der notigen Harte Richtschwert durchgesetzt wird Die Waage der neuzeitlichen Justitia ist die Waage des Richters mit deren Hilfe Fur und Wider gegeneinander abgewogen wird und deren Rolle letztlich der Rolle der Waage im agyptischen Totengericht entspricht Entsprechend dem strafrechtlichen Grundsatz In dubio pro reo im Zweifel fur den Angeklagten und weil in Zivilverfahren die entgegengesetzten Interessen ausgeglichen werden steht der Waagbalken anders als in romischen Darstellungen oft schrag In alteren Darstellungen tragt die Gottin des Rechtsfriedens anstatt des Schwertes einen Olzweig Dieser symbolisiert den Frieden der durch den Ausgleich zwischen umstrittenen zivilrechtlichen Interessen versinnbildlicht durch den schragen Waagbalken erreicht werden soll Justitia findet sich auch auf Wappen beispielsweise in Grafenhausen und Oberweissbach Thuringer Wald 5 Literatur BearbeitenMaria Caccamo Caltabiano Iustitia In Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae LIMC Band 000008 VIII Zurich Munchen 1997 S 661 663 Barbara Degen Justitia ist eine Frau Geschichte und Symbolik der Gerechtigkeit Katalog zu der Ausstellung Fullhorn Waage Schwert Justitia Ist eine Frau Haus der Frauengeschichte 2008 Stefan Hess Herrscherideale und ideale Frauen Tugendallegorien im fruhneuzeitlichen Basel in Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde 111 2011 S 115 154 doi 10 5169 seals 391676 Elisabeth Holzleithner Gerechtigkeit Wien 2009 Otto Rudolf Kissel Die Justitia Reflexionen uber ein Symbol und seine Darstellung in der bildenden Kunst Munchen 1984 Kurt Latte Iustitia In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band X 2 Stuttgart 1919 Sp 1339 Lars Ostwaldt Aequitas und Justitia Ihre Ikonographie in Antike und Fruher Neuzeit Junkermann Halle Saale 2009 ISBN 978 3 941226 05 0 Heinrich Wilhelm Stoll Iustitia In Wilhelm Heinrich Roscher Hrsg Ausfuhrliches Lexikon der griechischen und romischen Mythologie Band 2 1 Leipzig 1894 Sp 762 Digitalisat Wolfgang Pleister Wolfgang Schild Hgg Recht und Gerechtigkeit im Spiegel der europaischen Kunst Koln 1988 Christian Nils Robert La Justice Vertu courtisane et bourreau Genf 1993 Wolfgang Schild Bilder von Recht und Gerechtigkeit Koln 1995 Lambert E van Holk Justitia Bild und Sinnbild im 17 Jahrhundert in den Niederlanden in Forschungen zur Rechtsarchaologie und Rechtlichen Volkskunde Bd 3 Zurich 1981 S 155 199 Sven Behrisch Die Justitia Eine Annaherung an die Allegorie der Gerechtigkeit Weimar 2006Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Iustitia Sammlung von Bildern nbsp Wiktionary Justitia Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur uber Justitia im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Ovid Fasti 1 249 Metamorphosen 1 150 Vergil Georgica 2 474 Hyginus Mythographus Fabulae 130 De astronomia 2 25 Cicero De inventione 2 53 160 De re publica 3 11 18 De legibus 1 6 19 De officiis 1 5 15 Ulpian Digesten 1 1 10 Ostwaldt Aequitas und Justitia 2009 S 27 u passim Category Iustitia in heraldry Wikimedia Commons Abgerufen am 7 Februar 2023 englisch Normdaten Person GND 118714368 lobid OGND AKS LCCN sh2018001538 VIAF 25397147 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Justitia amp oldid 238227387