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Simonides von Keos altgriechisch Simwnidhs ὁ Keῖos Simōnides ho Keios 557 556 v Chr in Iulis auf Keos 468 467 v Chr in Akragas war ein griechischer Dichter und zahlt zum Kanon der neun Lyriker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Dichtung 3 Erfindung der Mnemonik 4 Ausgaben und Ubersetzungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSimonides von Keos entstammte einer aristokratischen Familie Mutterlicherseits war er ein Onkel des Chorlyrikers Bakchylides Nach seiner auf Keos genossenen musischen Ausbildung wirkte er einige Zeit im Umkreis seiner Heimatinsel ehe er nach Athen ging das unter Hipparchos eine kulturelle Blute erlebte und Lyriker wie Anakreon und Lasos beheimatete Nach der Ermordung des Hipparchos 514 v Chr diente Simonides in Krannon und Pharsalos verschiedenen thessalischen Furstengeschlechtern Wahrend der Perserkriege 490 480 v Chr weilte er wieder in Athen Er war ein enger Freund des Atheners Themistokles und des Spartaners Pausanias beide bedeutende Heerfuhrer wahrend der Perserkriege Hieron I von Syrakus lud ihn und Bakchylides nach Sizilien ein wo beide Dichter mit dem Chorlyriker Pindar zusammentrafen Mit diplomatischem Geschick gelang es Simonides einen Krieg zwischen den Tyrannen Hieron und Theron von Akragas zu verhindern Hochbetagt starb Simonides um 468 v Chr in Akragas Dichtung BearbeitenDas umfangreiche Werk des Simonides ist nur ausserst fragmentarisch uberliefert Es umfasste Siegeslieder Epinikien die die Alexandriner nach Kampfesarten geordnet haben Wahrscheinlich hat Simonides dieses Genre begrundet Er komponierte eine grosse Zahl Dithyramben mit denen er im Agon 56 mal gewonnen hat ausserdem Paiane Threnoi und monodische also von einem Einzelnen gesungene Lyrik z B ein fragmentarisch von Platon uberliefertes Trinklied fur den Fursten Skopas II und kurzlich durch neue Fragmente kenntlicher gewordene Lieder und Elegien zu Anlassen der Perserkriege Besondere Beruhmtheit erlangte ein Buch Epigramme Simonides wurde oft falschlich das Thermopylen Epigramm zugeschrieben 1 die Inschrift auf dem Gedenkstein fur die Spartaner die sich 480 v Chr bei der Verteidigung der Thermopylen gegen die Perser bis auf den letzten Mann aufopferten In der Ubersetzung Schillers lautet es Wanderer kommst du nach Sparta verkundige dorten du habest Uns hier liegen gesehn wie das Gesetz es befahl 2 Erfindung der Mnemonik BearbeitenBei Griechen und Romern galt Simonides von Keos als Erfinder der Gedachtniskunst der Mnemotechnik Diesbezugliche Aussagen finden sich bei Cicero Quintilian Plinius Aelianus Ammianus Marcellinus Suidas und in der Parischen Chronik Die Parische Chronik ist eine Marmortafel von etwa 264 vor Christus die im 17 Jahrhundert in Paros gefunden wurde und die legendaren Daten von Entdeckungen verzeichnet wie die der Flote der Einfuhrung des Getreides durch Demeter und Triptolemos und der Veroffentlichung von Orpheus Dichtungen sowie in der geschichtlichen Zeit vor allem Feste und die dabei verliehenen Preise Darunter gibt es auch eine Passage uber Simonides Seit der Zeit da der Keaner Simonides Sohn des Leoprepes der Erfinder des Systems der Gedachtnishilfen den Chorpreis in Athen gewann und Statuen zu Ehren des Harmodios und des Aristogeiton errichtet wurden 213 Jahre Das ware 477 vor Christus Bei einem Festmahl das von einem thessalischen Edlen namens Skopas veranstaltet wurde trug Simonides zu Ehren seines Gastgebers ein lyrisches Gedicht vor das auch einen Abschnitt zum Ruhm von Kastor und Pollux enthielt Der sparsame Skopas teilte dem Dichter mit er werde ihm nur die Halfte der fur das Loblied vereinbarten Summe zahlen den Rest solle er sich von den Zwillingsgottern geben lassen denen er das halbe Gedicht gewidmet habe Wenig spater wurde dem Simonides die Nachricht gebracht draussen warteten zwei junge Manner die ihn sprechen wollten Er verliess das Festmahl konnte aber draussen niemanden sehen Wahrend seiner Abwesenheit sturzte das Dach des Festsaals ein und begrub Skopas und seine Gaste unter seinen Trummern Die Leichen waren so zermalmt dass die Verwandten die sie zur Bestattung abholen wollten sie nicht identifizieren konnten Da sich aber Simonides daran erinnerte wie sie bei Tisch gesessen hatten konnte er den Angehorigen zeigen welches jeweils ihr Toter war Die unsichtbaren Besucher Kastor und Pollux hatten fur ihren Anteil an dem Loblied freigebig gezahlt indem sie Simonides unmittelbar vor dem Einsturz vom Festmahl entfernt hatten Cicero De oratore II 352 f Dieses Ereignis soll ihm verdeutlicht haben dass es vor allem die Ordnung ist die ein gutes Gedachtnis ausmache Die Motivation Simonides als Erfinder der Mnemotechnik zu tradieren mag darin zu suchen sein dass er im Sehvermogen den starksten aller Sinne sah und Malerei als schweigende Dichtung verstand Diese Verbindung von Wort und Bild findet sich in der klassischen Gedachtniskunst indem zu erinnernde Worte durch Bilder symbolisiert werden Mit dem Wissen um die rhetorische Mnemotechnik lasst sich der Simonides Mythos als Paradebeispiel der mnemotechnischen Vorgehensweise verstehen Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenOrlando Poltera Hrsg Simonides lyricus Testimonia und Fragmente Schwabe Basel 2008 ISBN 978 3 7965 2430 1 Schweizerische Beitrage zur Altertumswissenschaft Band 35 Oskar Werner Hrsg Simonides Bakchylides Heimeran Munchen 1969 griechisch und deutsch David Sider Hrsg Simonides Epigrams and Elegies Oxford University Press Oxford 2020 Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Andreas Bagordo Simonides In Bernhard Zimmermann Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 1 Die Literatur der archaischen und klassischen Zeit C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 57673 7 S 217 223Einfuhrungen Hermann Frankel Dichtung und Philosophie des fruhen Griechentums 5 Auflage C H Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 37716 5 S 346 370 Albin Lesky Geschichte der griechischen Literatur 3 neu bearbeitete Auflage Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11423 0 S 218 225Untersuchungen und Kommentare Deborah Boedeker David Sider Hrsg The New Simonides Contexts of Praise and Desire Oxford University Press New York Oxford 2001 Luigi Bravi Gli epigrammi di Simonide e le vie della tradizione Edizioni dell Ateneo Roma 2006 Filologia e critica 94 John H Molyneux Simonides A Historical Study Wauconda IL 1992 Andrej Petrovic Kommentar zu den simonideischen Versinschriften Brill Leiden 2007 Mnemosyne Bibliotheca Classica Batava Supplementum 282 Orlando Poltera Le langage de Simonide Etude sur la tradition poetique et son renouvellement Peter Lang Bern 1997 Rezension von Anthony Podlecki in Bryn Mawr Classical Review 1998 11 38 Stefan Goldmann Statt Totenklage Gedachtnis zur Erfindung der Mnemotechnik durch Simonides von Keos In Poetica 21 1989 S 43 66 Aleida Assmann Erinnerungsraume Formen und Wandlungen des kulturellen Gedachtnisses 3 Auflage Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 50961 4 S 35 ff Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Simonides von Keos im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten D L Page Further Greek Epigrams Epigrams before A D 50 from the Greek Anthology and other sources not included in Hellenistic Epigrams or The Garland of Philip Revised and prepared for publication by R D Dawe and J Diggle Cambridge University Press Cambridge usw 1981 S 231 234 englisch altgriechisch Friedrich Schiller Der Spaziergang Wikisource Normdaten Person GND 118614517 lobid OGND AKS LCCN n85298996 VIAF 3926768 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Simonides von KeosKURZBESCHREIBUNG griechischer DichterGEBURTSDATUM 557 v Chr oder 556 v Chr GEBURTSORT Iulis auf KeosSTERBEDATUM 468 v Chr oder 467 v Chr STERBEORT Akragas Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Simonides von Keos amp oldid 238472474