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De oratore lateinisch Uber den Redner ist ein grundlegendes Werk Ciceros zur Rhetorik in dem die Voraussetzungen fur den Rednerberuf das Wesen der Rhetorik der Aufbau der Rede Fragen des Stils und der moralischen und philosophischen Pflichten des Redners erortert werden Die Schrift ist als ein Dialog zwischen Lucius Licinius Crassus und Marcus Antonius Orator Ciceros Lehrern und Vorbildern gestaltet der im Jahr 91 v Chr kurz vor Crassus Tod gefuhrt worden sei Cicero hat ihn 55 v Chr veroffentlicht und seinem Bruder Quintus gewidmet Er zahlt zu Ciceros Hauptwerken Handschrift de oratore III Anfang Codex Harleianus British Museum Nr 2736 fol 84 neuntes oder zehntes JahrhundertDas Werk ist in drei Bucher eingeteilt Im ersten Buch bespricht Crassus die Voraussetzungen fur den Rednerberuf und gelangt von dort zu einer Darstellung des idealen Redners Stilqualitaten Das zweite und dritte Buch beinhalten eine Darstellung der Teile der Redekunst Stilarten und peripatetische Theorie bevor am Ende in einem Exkurs neben den zuvor besprochenen technischen vor allem moralische und philosophische Qualitaten vom Redner verlangt werden Er soll Rhetorik und Philosophie beherrschen nicht nur wie damals oft behauptet wurde eine dieser beiden Disziplinen Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Auftretende Personen 3 Aufbau 3 1 Griechische Gestaltungsvorbilder 3 2 Buch 1 3 3 Buch 2 3 4 Buch 3 4 Ausgaben 4 1 Ubersetzungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenCiceros rhetorisches Hauptwerk entstand bereits im fortgeschrittenen Alter des Redners und Politikers und ist trotzdem eines der ersten Werke das er uber Rhetorik verfasste Zu seinen fruhen Schriften gehorte zur Zeit der Herausgabe lediglich de inventione das sich mit dem einzigen Thema wie eine Rede zu verfassen sei befasste Sie stellte damit ein Kapitel aus vielen Rhetorikwerken und Anleitungen der Zeit dar besonders aus dem griechischen Kulturkreis Fur eine Handbuchdarstellung war dies jedoch allenfalls ein Ausschnitt Cicero mochte das Versaumnis eines umfassenden Regelwerks mit der Schrift nachholen da seine Jugendschrift ihm fur die Erfahrung und die Wurde seines Alters nicht mehr ausreichte wie er selbst sagt quae pueris aut adulescentulis nobis ex commentariolis nostris incohata ac rudia exciderunt 1 Dass das Werk ein Dialog und keine einfache Handbuchdarstellung wurde erklart sich aus den Zeitumstanden seiner Abfassung Die Handelnden des Dialogs in de oratore befinden sich im September 91 v Chr bereits in ungunstigen Umstanden kurz vor dem Ausbruch der Ereignisse die zum Bundesgenossenkrieg und den spateren Burgerkriegen von Sulla und Marius fuhrten Der romische Charakter den der Dialog durch diese politischen Ereignisse erhalt durchzieht das Werk mit Bezug auf Ciceros eigene Zeitumstande der durch das erste Triumvirat nicht nur eine weniger aktive politische Laufbahn einschlug sondern sich vor dem Hintergrund der Krise der Republik auf die Schriftstellerei zuruckzog 2 Zur Zeit dieser vita contemplativa herrschte der Triumvir Gaius Iulius Caesar in Rom von dem sich Cicero anfangs noch Hoffnungen uber eine politische Belehrung und Einflussnahme machte Mit der Zeit distanzierte er sich jedoch von Caesars Politik und geriet eigens in die Kritik Der Dialog erlaubte Cicero durch mehrere Personen auch mehrfach seine Ansichten darzulegen und damit politische Kritiker die das Romische weniger geeignet fur eine intellektuelle Rhetorik hielten uberzeugender einen Idealredner vorstellen zu konnen der auch Staatsmann war 3 Der ideale Redner stand somit auch Modell fur Ciceros erhofftes Bild des griechisch gebildeten und politisch erhabenen romischen Staatsmanns Auftretende Personen BearbeitenDie Meinungen der dargestellten Personen in de oratore sind grossteils Ciceros Meinungen und sein Wissen wird durch die jeweiligen Charaktere vermittelt 4 Hauptsachlich tauchen die Personen auf um sie als grosse Redner der Republik zu wurdigen Die Fiktionalitat entsprach dem literarischen Genre und Cicero baute immer wieder reale Passagen ein um diesen realen Bezug zu sich selbst zu verdeutlichen 5 Lucius Licinius Crassus der Redner des ersten und dritten Buchs war selbst an der Bildung und dem Studium Ciceros interessiert und beteiligt 6 Cicero hatte fur ihn eine tiefe Bewunderung so dass er die Bucher seinem und Antonius Andenken widmen wollte An Crassus letzte Reden im Senat erinnert sich Cicero am Anfang des dritten Buchs deshalb ausfuhrlich Crassus Reden waren in seiner eigenen Zeit von viel Witz und dem Vermogen gepragt das Publikum fur seine Argumente mit einem wirkungsvollen Vortrag zu gewinnen Dazu gehorten seine Beteiligung in der causa Curiana 92 v Chr oder eine Rede die er sehr erfolgreich gegen die Anschuldigungen wegen seiner luxuriosen Lebensfuhrung gehalten haben soll 7 Er war von griechischen Stilidealen der Rhetorik beeinflusst Marcus Antonius der Grossvater des gleichnamigen spateren Oktaviangegners und Triumvirn hatte sich zu Crassus Zeit ebenfalls als Gerichtsredner in der Verteidigung bedeutender Politiker hervorgetan die gegen das Konsulat des Marius und spater gegen Sulla klagten Innerhalb des Dialoges treten an mehreren Stellen wichtige Redner der spaten Republik auf die zum Teil auch zu Ciceros Lehrern gehorten Gaius Aurelius Cotta Publius Sulpicius Rufus Quintus Mucius Scaevola Quintus Lutatius Catulus und Gaius Iulius Caesar Strabo Vopiscus der uber den Witz spricht Aufbau BearbeitenGriechische Gestaltungsvorbilder Bearbeiten Der Aufbau des Gesamtwerkes folgt Vorbildern aus der Literatur und der gangigen thematischen Einteilung rhetorischer Stilqualitaten aus dem Griechischen die der Peripatetiker Theophrastos von Eresos ein Junger des Aristoteles in seiner Schrift Peri lexeos fur die wissenschaftliche Redekunst festlegte Die Stilqualitaten sind Korrektheit Klarheit Angemessenheit und Schmuck Schonheit Drei von ihnen nennt Cicero am Beginn seiner philosophischen Schrift de officiis quod est oratoris proprium apte distincte ornate dicere 8 Eine funfte Eigenschaft die Kurze brevitas kam spater durch die stoische Lehre zu den peripatetischen genera hinzu 9 Entgegen der schematischen Darstellung bei den Griechen verband Cicero die Qualitaten mit seiner Forderung nach einer Universalbildung des Redners um keinen Schwerpunkt auf die Theorielastigkeit der Rhetorik zu legen Cicero setzt daher Antonius mit der Darlegung einer praktischen Umsetzung der Stilarten Stofffindung Anordnung Einuben im zweiten Buch vor die peripatetische Theorie die Crassus im dritten Buch bespricht Weiteres Gestaltungsvorbild sind die platonischen Dialoge aus denen Cicero gezielt Themen ubernimmt wie den nahen Tod des gebildeten Crassus der an den nahen Tod des Sokrates im Phaidon erinnert 10 Auch Scaevola der am Ende des ersten Buchs Abschied von den Redenden nimmt hat seine Entsprechung in Kephalos der sich am Ende des ersten Buchs der Politeia zuruckzieht Am Ende des dritten Buchs wird verdeckt Hortensius als neue Rednerhoffnung angekundigt was Bezug auf die Ankundigung des Isokrates im Phaidros 11 nimmt einem Platonschuler der wenigstens in der Lehre von den Sophisten Abstand genommen hatte und damit fur Platon seine Vorstellung einer neuen der Philosophie dienlichen Rhetorik verkorperte Buch 1 Bearbeiten 1 23 Im Proomium des ersten Buches entfaltet Cicero die Konzeption des Werkes vor seinem Bruder und geht insbesondere auf die Fragen ein warum gemessen an einer Vielzahl beruhmter Gelehrter so wenig hervorragende Redner existierten Er nimmt damit das Thema voraus dass die Rhetorik kaum eine entlegene Spezialwissenschaft gewesen sei weil bedeutende Staatsmanner und Philosophen rhetorisch ebenso glanzvolle Leistungen vollbracht hatten Vielmehr seien es wenige gewesen die ausschliesslich in der Rede glanzten wahrend jedoch die Redekunst auch anderen Wissenschaften und Tatigkeiten im offentlichen Leben innewohnte Grundsatzliche Themen des Proomius sind der Gegensatz von Redekunst und anderen Disziplinen wo sich Quintus und Ciceros Meinungen gegenuberstehen Cicero beweist an Beispielen dass seine Betrachtung der Rede andere Arten impliziert 16 ff Zweites Thema ist der Gegensatz von idealer und praktischer Rede reprasentiert im Argument dass der romische Redner fur eine Theorie der Rede zu beschaftigt sei 21 und dass auch die Griechen die Redekunst eingrenzten Drittens klingt der Unterschied zwischen Griechen und Romern an 1 13 der darin zum Ausdruck kommt dass die Romer zwar meist griechische Lehrer hatten ihre Begabung ingenium aber wesentlich hoher sein sollte 15 Gleich zu Beginn spricht Cicero ein viertes Thema die Frage nach dem otium an Das fleissige Studium der Rede lasst sich nur verwirklichen wenn der Romer der gewohnlich im Gleichgewicht von otium und negotium lebt die Musse findet es zu verwirklichen Da das in den Staatsgeschaften nicht der Fall ist weil die Romer fast immer beschaftigt sind 21f konnten sich die Griechen anders mit dem Thema befassen Funftens erwahnt Cicero Abstufungen der Einarbeitung in die Redekunst Fur Quintus 1 5 reichen schon ingenium und exercitatio Fur Cicero zahlen dagegen auch studia eifrige Bemuhungen neben usus Nutzen und exercitatio auch ars Kunstfertigkeit 14f 19 und wie die Griechen studium mit otium hinzu Ein sechstes Thema ist die Verbindungen von Worten und Inhalten Ein Redner der sich im Gesagten nicht auskennt verfallt auf hohles Geschwatz 17 20 verba inania bzw inanis elocutio Fur die Arten der Rhetorik lassen sich aus den Themen drei Definitionen festmachen 12 engerer Begriff der Redekunst ausschliesslich fur praktische Reden auf dem forum nach Quintus Sicht weiterer Begriff der Redekunst fur das forum aber in so vielen Wissenschaften wie moglich gebildet Ciceros Ansicht jegliche Form von verbaler Kommunikation dictio theoretisches Postulat des idealen Redners in allen Lebenslagen dd 24 95 Nach der Anrede an den Bruder treten die Gesprachsteilnehmer auf der Leser erfahrt Ort und Zeit des Gesprachs uber das Cicero berichtet Ciceros Darlegungen aus der Einleitung nimmt Crassus sogleich auf indem er mit einem Loblied auf die Redekunst beginnt die sich uber alle Bereiche und auf alle Arten des offentlichen Lebens erstreckt Diese Lobpreisung schrankt Scaevola in der Folge auf Gerichtsreden und politische Reden ein 35ff Crassus nimmt die Voraussetzungen die nach Scaevola ein Gerichtsredner mitbringen muss und zeigt nun wiederum dass sie in allen Formen der gelehrten Rede zum Einsatz kommen 45 73 Crassus Argument ist dass der Redner in seiner Kunst nur wirklich brillieren kann wenn er sich in der Fachsprache und den Theorien von Philosophie Mathematik Musik und allen anderen allgemeinen und speziellen Kunsten entsprechend auskenne Er spricht damit nicht nur gegen Scaevola sondern besonders gegen die griechischen Vorstellungen der Rhetorik nach denen Philosophie von der Rhetorik streng getrennt sein soll Dazu berichten Antonius und Crassus von Streitgesprachen in Athen besonders mit dem dortigen Akademiker Charmadas 13 Im Anschluss zeichnet er ein Bild vom idealen Redner der universal gebildet ist und durch Ausdruck und Wortwahl sowohl in theoretischer wie in praktischer Hinsicht das rhetorische Fachwissen vorbildlich anwendet Die Schilderung des idealen Redners der selbstverstandlich so nicht existieren konnte erkennt Scaevola eher in Hinsicht auf den hervorragenden Mann in Crassus 76 der sich freilich bescheiden gibt dass er vom Priester so hoch gelobt wird aber indirekt zustimmt dass er bei den ein oder anderen theoretischen Mangeln hervorragend sei Diese Selbsteinschatzung des Crassus kommt freilich Cicero selbst sehr nahe 78 In der Folge des Dialogs legt auch Antonius seine Meinung vom idealen Redner dar 80 94 Dieser betrachtet das Ideal statt von der Position des Crassus besonders von pragmatischer Seite Seine Perspektive betrifft die Anforderungen und Muhen des praktischen Vortrags und die Kenntnisse der Philosophie die er mit dem sophistischen Anspruch einer umfassenden Bildung in der Redetheorie unvereinbar sieht 96 106 Nach dem ersten Teil des Buches folgt eine Uberleitung Die Schuler von Crassus und Antonius wollen eine Gesamtdarstellung der Griechischen und Romischen Redekunst die die Lehrmeister bereitwillig liefern und damit zum zweiten Teil uberleiten der den ganzen restlichen Tag im Dialog und gleichzeitig den restlichen Raum des ersten Buches fullt 107 262 Fur Crassus und Antonius zahlt nicht eine wissenschaftliche Theorie der Rede sondern es zahlen die Voraussetzungen fur einen gelungenen Vortrag in der Praxis Zu ihnen gehoren ingenium und natura des Redners d h die naturlichen und insbesondere die geistigen Anlagen die er fur die grosse Aufgabe der Redekunst benotigt 113 133 Es zahlt weiterhin hinzu das studium der fortwahrende Eifer zu lernen und auch die Vorbilder in der Rede ausgezeichnet zu kennen 134 146 Zuletzt benotigt der Redner eine grosse Menge schulischer und schriftlicher Ubung die mit der Bildung in Fachwissenschaften einhergeht 147 159 Es folgen Beispiele fur diese drei Voraussetzungen des Redners und durch besondere Bitten an Crassus ausfuhrlich in Recht und Gerichtswesen Crassus kommt auch von diesen Darlegungen wieder auf den Schluss wie hoch die Redekunst fur alle Wissenschaften und umgekehrt einzuschatzen ist 201 203 Antonius hingegen grenzt die Kenntnisse und Voraussetzungen auf die Rhetorik ein und verneint konsequent die Vermischung der rhetorischen Ausbildung mit Politik 214 ff Philosophie 219 233 Zivilrecht 234 255 und allen Disziplinen die Crassus auffuhrte Die Diskussion endet im Gegensatz und mit dem Abschied des Hohepriesters Scaevola der ankundigt sich nicht langer am Gesprach beteiligen zu konnen Buch 2 Bearbeiten 1 11 Das zweite Buch beginnt erneut mit einem Proomium das diesmal in der Art eigentlicher Proomien ein Lobpreis auf die handelnden Personen und den behandelten Stoff enthalt Fur Cicero soll der Dialog der Nachwelt zeigen wie weit Crassus und Antonius in ihren Kenntnissen und ihrem Ruhm in der Redekunst dem Idealbild des Redners kamen 12 50 Nach dem Proomium beginnt Antonius zu reden dessen Vortrag das gesamte zweite Buch fullt Er hat dabei einen wesentlich grosseren und namhafteren Zuhorerkreis denn gleich zu Beginn stossen Catulus und Caesar zum Zuhorerkreis Er beginnt wie Crassus am Vortag mit einem Lob auf die Redekunst und einigen Bemerkungen zur theoretischen Rhetorik Antonius erklart anschliessend knapp 38 50 dass ein Uberblick uber die Redegattungen die Aufstellungen von Ausdrucksvorschriften fur jede Art erubrigt 51 92 Um zu zeigen dass die Moglichkeiten des Ausdrucks einzelnen Gattungen inharent sind gibt Antonius einen Exkurs zur Romischen Geschichtsschreibung 51 65 in dem er seine Bildung und seine intellektuellen Qualitaten vorfuhrt Er beweist das gleiche in der Kunst der abstrakten Erorterung 64 84 fur die die theoretische Rhetorik ebenso unbrauchbar sei Seine personlichen Vorstellungen 85 92 betreffen die Praxiserfahrung Fur diese stellte er die Vorbildwirkung des Lehrers als erstes heraus der im Sinne der imitatio seine Kenntnisse an die Schuler weitergibt Weiterfuhrend zieht sich das Beispiel zwischen Sulpicius und seinem Lehrer Crassus 84 98 92 113 Nach den Bemerkungen zur Wichtigkeit des praktischen Vortrags gibt Antonius exempla Beispiele in den einzelnen Epochen griechischer Beredsamkeit 92 95 Aus ihnen entstehen konkrete Vorschriften die er zur Beachtung anfuhrt insbesondere die Auffindung und kritische Prufung des Materials fur die Argumentation das meist komplizierter zu betrachten ist als Schulbeispiele Ein Exkurs folgt in die Stasislehre die ein methodisches Gerust zur Findung der Streitfrage darstellt 104 113 Von dieser Lehre kommt er auf das wichtige Thema der Auffindung des Stoffs der inventio Das Ziel der Tatfrage betrifft die Wirkung die der Redner erzielen will und die aus den drei Hauptpunkten die These als richtig zu erweisen probare die Sympathie der Horer zu gewinnen conciliare und Affekte zu erregen movere besteht 114 177 Antonius legt nun die Vorschriften fur die einzelnen Ziele umfassen dar Er beginnt mit dem Beweis der These und der Fragestellung Der Redner muss zur Erfullung dieses Punktes Einzelfalle auf einen gattungsspezifischen Allgemeinfall zuruckfuhren Dadurch muss er nicht mit jedem Mal von neuem mit der wissenschaftlichen Behandlung jedes Themas beginnen sondern kann sie seinem theoretischen Gattungswissen beiordnen Gleichzeitig kann er je nach Erfahrung Fleiss und Einsicht in die Materie bereits auf gewisse Grundgedanken zuruckgreifen wie an ihn herangetragene Falle zu beurteilen sind Dieser Gedanke fuhrt Antonius zu den Vorschriften griechischer Philosophenschulen deren Wert fur die Rede er im Anschluss erortert 151 161 Anschliessend gibt er Beispiele wie solche Grundgedanken anzuwenden seien und welche Gattungen fur bestimmte Beweisgrunde herangezogen werden mussen 178 216 Der zweite und dritte Punkt wie der Redner die Herzen der Zuschauer gewinnt und die Gemuter beeinflusst folgt im Anschluss mit einer Erklarung der Affektenlehre 185 216 216 306 Als Antonius den Humor und den Witz fur die Gewinnung der Horer anspricht unterbricht ihn Caesar mit einem umfassenden Vortrag der sich ihm mit der Goldenen Regel jeder Stofffindung anschliesst namlich alles zu vermeiden was dem Klienten und seiner Sache schaden kann 290 306 Die Darstellung Caesars ist gespickt mit Beispielen fur Witze wie demjenigen des Terentius Vespa Er sucht dabei auch den Witz des Redners von denen blosser Witzemacher wie Vargula oder Quintus Granius abzugrenzen 306 367 Zum Ende seines Vortrags gibt Antonius noch Vorschriften der aufgefundene Stoff anzuordnen ist 307 332 und schliesst mit konkreten Regeln fur Reden zu bestimmten Anlassen so zur Politik 333 340 der Lobrede und der Invektive 340 349 Zuletzt stehen Hinweise zu Mnemotechnik und ein Dank an die Zuhorer denen er einen Ausblick auf das dritte Buch gibt in dem Crassus die Aufgaben eines Redners erortern will Buch 3 Bearbeiten 1 16 Im Proomium des dritten Buches erinnert Cicero seinen Bruder Quintus noch einmal an den Beginn des Gesamtwerks an die Bedeutsamkeit der Rede in der Politik gerade vor dem Hintergrund der drohenden Staatskrise Die Funktion dieser Schrift werde auch darin bestehen die Erinnerung an die sprechenden Personen wachzuhalten Die Sachgebiete die Crassus in diesem Buch technisch abhandeln wird wurden schon im ersten Buch angesprochen und umfassend vorbereitet 14 19 143 Crassus befasst sich in diesem Buch hauptsachlich mit der Vortragsart und dem Redestil Der erste Teil folgt daher der ublichen Darstellung der vier aristotelischen Stilqualitaten 15 Daneben will Crassus in diesem Teil beweisen dass die Philosophie der theoretischen Rhetorik nutzt und herausstellen warum Weil er mit dem Stil auf den Ausfuhrungen zum Inhalt die sein Vorredner Antonius umfassend im zweiten Buch dargelegt hat aufbauen muss und um den Bogen zwischen philosophischen Inhalten und rhetorischer Form zu schlagen zieht er zunachst eine Einheit zwischen Kunst und Inhalt 19 25 Crassus arbeitet sich anschliessend uber die Stilqualitaten langsam zur Klimax des Buches vor namlich der Aussage im Kapitel 143 dass ein Redner mit vollstandigem philosophischem Wissen alle anderen uberrage Dazu schildert er zunachst dass die Funktion der Stilqualitaten sei die Anlagen eines jeden Schulers durch die einzelnen Kunste zusammenzufuhren 25 37 Dann kommt er auf die Wirkung sprachlicher Korrektheit 37 48 Klarheit 48 51 Schonheit und Angemessenheit 52ff zu sprechen Aus diesen beiden letzten Punkten klagt Crassus die zeitgenossische Schulrhetorik an und fordert eine Einheit von Geistes und Ausdruckskraft und politischer Gesinnung gemessen an den Vorfahren Darin bedauert Crassus die fur ihn unromische Trennung von Philosophie und Rhetorik bei Sokrates Anschliessend pruft er welche Philosophenschulen uberhaupt einen positiven Nutzen fur die Rede haben Bei Epikureismus und Stoizismus gelangt er zu einem Negativurteil bei der akademischen und aristotelischen Lehre zu einem Positivurteil Besonders der letzteren wohnt der Weg zuruck zu Einheit von Geist und Sprache inne den Crassus fur schwierig einzuschlagen aber nicht unmoglich zu gehen halt 56 90 Crassus selbst hatte als Censor daher die Rhetorenschulen verbieten lassen 91 95 Von der Ausschweifung kehrt Crassus zu den zwei letzten Stilqualitaten geschmuckt und schon zu reden zuruck und verbietet sowohl die vereinzelte Effekthascherei als auch den Uberdruss an Zierrat Eine wichtige Methode sei vielmehr amplificatio die Ausgestaltung eines wichtigen Argumentes zum locus communis Letztere benotigt der Redner in der Dialektik ebenso wie zur Beurteilung von Rechtsfallen und folglich teilt sie Crassus in konkrete und abstrakte Fragestellungen 96 104ff Es folgt eine Wiederholung des Antonius zur Themenfindung und Fulle an Inhalten deren Gliederung ein Mann von Begabung bereits so wahle dass es fur einen perfekten Ausdruck keine weiteren Regeln braucht Diese Wirkung der Redegliederung stellt Catulus in der Folge bei den Sophisten fest und bedauert dass deren Lehre bis Crassus vergessen worden sei 104 131 Crassus nimmt den Tadel auf und zeigt wo auch auf anderen Gebieten thematische Verengungen stattfinden wobei er schliesslich seinen Punkt noch einmal ausserordentlich deutlich macht dass die Universalbildung das erstrebenswerte Ideal des Redners sei Sin quaerimus quid unum excellat ex omnibus docto oratori palma danda est quem si patiuntur eundem esse philosophum sublata controversia est sin eos diiungent hoc erunt inferiores quod in oratore perfecto inest illorum omnis scientia in philosophorum autem cognitione non continuo inest eloquentia quae quamvis contemnatur ab eis necesse est tamen aliquem cumulum illorum artibus adferre videatur Wenn wir aber fragen was einzig aus allen hervorragt muss man die Siegespalme dem gelehrten Redner zuerkennen Wenn man akzeptiert dass dieser zugleich ein Philosoph ist ist der Streit behoben Wenn man aber zwischen ihnen Philosophen und Rednern unterscheiden will werden sie insofern schwacher sein als dem vollendeten Redner alle Kenntnis jener Philosophen zur Verfugung steht dem Wissen der Philosophen jedoch nicht automatisch die Beredsamkeit zu Gebote steht Diese wird zwar von ihnen verachtet dennoch durfte man deutlich sehen dass sie dem Sachverstand jener Philosophen gewissermassen das i Tupfelchen aufsetzt Cicero De oratore 3 142 143 143 147 Nach dem Vortrag des Crassus treten ein kurzes Schweigen und ein Zwischengesprach ein 147 227 Im letzten Teil des Buches setzt Crassus seine Thematik der rechten Formulierung d h des Ausdrucks fort Es folgt eine lange Gliederung der Einsatzmittel fur Wortschmuck nach zwei Gruppen Zunachst legt er dar dass wie Einzelworte mit gewisser Zierde zu versehen sind 148 170 danach wie die Worte zusammen gut wirken was Fragen der Wortstellung 171f des Rhythmus und der Periodisierung betrifft 173 198 Es folgt eine Betonung des Gesamteindrucks einer Rede und die drei Ausdrucksarten fur die jeweilige Redesituation der schlichte Stil genus tenue der gemassigte Stil moderatum genus und der eindrucksvolle Stil genus grande 199 Beispiele der Anwendung folgen zu verschiedenen Gedanken bevor Crassus seine Rede mit rhetorischen Stilmitteln der Forderung nach der Angemessenheit des Redestils aptum auch decorum und der Vortragsweise actio 213 227 schliesst 227 230 Im kurzen Epilog danken die Zuhorer den beiden Rednern fur ihre Ausfuhrungen und geben einen hoffnungsvollen Ausblick auf die Zukunft Ohne ihn direkt zu nennen wird auf den Schwiegersohn des Catulus Quintus Hortensius Hortalus angespielt von dem man erwartete er werde dem ciceronischen Rednerideal nahekommen und sich damit auch politisch zu einem rechten Staatsmann entwickeln Ausgaben BearbeitenM Tulli Ciceronis de oratore ad Quintum fratrem libri tres 3 Bande hrsg von Augustus S Wilkins Clarendon Press Oxford 1879 1892 kommentierte Ausgabe M Tvlli Ciceronis Libros de oratore tres continens Hrsg von Augustus S Wilkins Clarendon Press Oxford 1902 Marci Tvllii Ciceronis Rhetorica Tomvs I M Tvlli Ciceronis De oratore Hrsg von Kazimierz Feliks Kumaniecki Teubner Leipzig 1969 M Tvlli Ciceronis Scripta qvae manservnt omnia Fasc 3 Standardausgabe Ubersetzungen Bearbeiten Cicero De oratore Uber den Redner Lateinisch Deutsch hrsg und ubersetzt von Harald Merklin 3 erweiterte Auflage Reclam Stuttgart 1997 Reclams Universal Bibliothek Bd 6884 Cicero On the Ideal Orator Lateinisch Englisch ubers von James M May und Jakob Wisse Oxford University Press Oxford und New York 2001 Anton Daniel Leeman u a Marcus Tullius Cicero De oratore libri tres Band I V Universitatsverlag C Winter Heidelberg 1981 2003 Kommentar und Standardwerk in Zusammenarbeit von jeweils anderen Altphilologen Marcus Tullius Cicero De oratore Uber den Redner Lateinisch Deutsch hrsg und ubersetzt von Theodor Nusslein Artemis amp Winkler Dusseldorf 2007 Sammlung Tusculum Literatur BearbeitenCarl Joachim Classen Ciceros orator perfectus Ein vir bonus dicendi peritus In Carl Joachim Classen Hans Bernsdorff Hrsg Die Welt der Romer De Gruyter Berlin New York 1993 S 155 167 Elaine Fantham The Roman World of Cicero s De Oratore Oxford University Press Oxford 2004 Wilhelm Kroll Studien uber Ciceros Schrift de oratore In Rheinisches Museum fur Philologie Band 58 1903 S 552 597 Anton Daniel Leeman The structure of Ciceros De oratore I In Ciceroniana Hommages a Kazimierz Kumaniecki Leiden 1975 S 140 149 Harald Merklin System und Theorie in Ciceros de oratore In Wurzburger Jahrbucher fur die Altertumswissenschaft Neue Folge Band 13 1987 S 149 161 Jakob Wisse De oratore Rhetoric Philosophy and the making of the ideal Orator In J M May Hrsg Brill s Companion to Cicero Brill Leiden Boston Koln 2002 S 375 400 Weblinks Bearbeitenlateinischer Text in der Latin Library deutscher Text bei mediaculture online ubersetzt eingeleitet und erlautert von Raphael KuhnerEinzelnachweise Bearbeiten Cicero De oratore 1 5 Vgl Jakob Wisse De oratore Rhetoric Philosophy and the making of the ideal Orator in Brill s Companion to Cicero hg v J M May Leiden Boston Koln 2002 S 377 Vgl Jakob Wisse The intellectual background of the rhetorical Works in Brill s Companion to Cicero hg v J M May Leiden Boston Koln 2002 S 336 Vgl Cicero Ad familiares 7 32 2 Vgl Anton D Leeman Harm Pinkster Hein L W Nelson M Tullius Cicero De oratore libri III Kommentar Heidelberg 1895 S 203ff Vgl Jakob Wisse De oratore Rhetoric Philosophy and the making of the ideal Orator in Brill s Companion to Cicero hg v J M May Leiden Boston Koln 2002 S 376 Vgl Cicero De oratore 2 227 Cicero De officiis 1 2 Wolfram Ax Der Einfluss des Peripatos auf die Sprachtheorie der Stoa in F Grewing Hrsg Lexis und Logos Studien zur antiken Grammatik und Rhetorik Stuttgart 2000 S 74f Jakob Wisse De oratore Rhetoric Philosophy and the making of the ideal Orator in Brill s Companion to Cicero hg v J M May Leiden Boston Koln 2002 S 378f Vgl Platon Phaidros 279a 3ff Vgl Anton Daniel Leeman The structure of Ciceros De oratore I in Ciceroniana Hommages a Kazimierz Kumaniecki Leiden 1975 S 142f Vgl Jakob Wisse De oratore Rhetoric Philosophy and the making of the ideal Orator in Brill s Companion to Cicero hg v J M May Leiden Boston Koln 2002 S 380 Jakob Wisse De oratore Rhetoric Philosophy and the making of the ideal Orator in Brill s Companion to Cicero hg v J M May Leiden Boston Koln 2002 S 382 Jakob Wisse De oratore Rhetoric Philosophy and the making of the ideal Orator in Brill s Companion to Cicero hg v J M May Leiden Boston Koln 2002 S 383 389 Normdaten Werk GND 4113227 0 lobid OGND AKS Werke Ciceros Abhandlungen Rhetorik und Politik De inventione De oratore De partitionibus oratoriae De optimo genere oratorum Brutus Orator De legibus Philosophie Hortensius Consolatio De finibus bonorum et malorum Tusculanae quaestiones De natura deorum De divinatione De fato Cato maior de senectute Laelius de amicitia De officiis De re publica Somnium Scipionis Paradoxa StoicorumReden Politik De imperio Cn Pompei In Catilinam I IV In toga candida Pro Milone Pro Marcello Pro Ligario Philippicae Gerichtsprozesse Pro Quinctio Pro Roscio Amerino Divinatio in Caecilium In Verrem Pro Tullio Pro Caecina Pro Cluentio Pro Archia poeta Pro CaelioBriefeEpistulae ad Atticum Epistulae ad Brutum Epistulae ad familiares Epistulae ad Quintum fratremsiehe auchSummum bonum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title De oratore amp oldid 235582654