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Tusculanae disputationes ist ein philosophisches Werk des romischen Redners und Philosophen Cicero Es besteht aus funf Buchern entstand in der zweiten Jahreshalfte 45 v Chr und ist Marcus Iunius Brutus gewidmet Der Titel wird deutsch meist mit Gesprache in Tusculum ubersetzt und bezieht sich auf den Umstand dass Cicero eine Villa in der Gegend von Tusculum besass Inhaltsverzeichnis 1 Literarische Form 2 Inhalt 3 Trivia 4 Textausgaben und Ubersetzungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLiterarische Form BearbeitenDie Tusculanae Disputationes sind wie die Mehrheit von Ciceros philosophischen Werken in Dialogform verfasst In der Fiktion des Autors enthalt jedes Buch die Dialoghandlung eines Tages Den einzelnen Dialogen ist stets ein Proomium vorangestellt in dem sich Cicero personlich an den Widmungstrager Brutus wendet 1 Diesem teilt er im Proomium des ersten Buches mit dass sich die Gesprache neulich kurz nach Brutus Abreise nuper tuum post discessum in Tusculano auf seinem Tusculanum ereignet hatten 2 Im Gegensatz zu fruheren Dialogen z B De re publica werden die darin auftretenden Dialogfiguren namentlich nicht genannt Aus der Exposition ergibt sich aber dass eine der Personen Cicero selbst ist und die andere zum Kreis der anwesenden Freunde familiares gehort 3 Seit dem Fruhmittelalter werden die Sprecher mit den Buchstaben A und M bezeichnet Obwohl diese Bezeichnungen nachantiken Ursprungs sind haben sie sich bis heute etabliert A wird fur die anonyme Figur aus Ciceros Freundeskreis verwendet Diese tritt als eine Art Schuler auf der in jedem Buch eine Leitthese aufstellt Die Figur M in der man Cicero vermuten kann widerlegt die These im Laufe des Buches Im ersten Buch beispielsweise ist die These A s Der Tod scheint mir ein Ubel zu sein malum mihi videtur esse mors 4 Das im Dialog beschriebene Verfahren wird von Cicero im Proomium mit der sokratischen Methode Socratica ratio assoziiert 5 Inhalt BearbeitenDie Gesprache in Tusculum vervollstandigen die Uberlegungen Ciceros in De finibus bonorum et malorum Vom hochsten Gut und vom grossten Ubel In De finibus will Cicero zeigen anhand welcher Kriterien die Richtigkeit einer Handlung abgewogen werden muss Er bemuht sich darzustellen dass das tugendhafte also ethisch korrekte Handeln zum Lebensgluck oder zur Gluckseligkeit gereicht In den ersten zwei Gesprachen in Tusculum verdeutlicht Cicero hingegen dass auch Tod und Schmerz nicht imstande sind dieses durch gute Handlungen erreichte Lebensgluck zu ruinieren Buch III und IV beschreiben dass und wie Leidenschaften oder Emotionen zu bewaltigen sind Buch V knupft thematisch wieder an De finibus an Beweisziel ist die gluckskonstituierende Kraft des guten Handelns zugespitzt auf die These dass der vollkommen tugendhafte Weise selbst unter der Folter noch glucklich sei Cicero ist hier vielleicht mehr als in De finibus darauf aus zu belegen dass dieses Gluck auch gefuhlt werden kann Die Hauptfigur M pladiert in den Tuskulanen dafur das Leben der Tugendhaften als gluckliches Leben anzusehen Tugend ubersetzt das lateinische virtus und das griechische ἀreth arete was so viel wie Gutheit oder Vortrefflichkeit heisst Der tugendhafte Mensch ist der der seiner Bestimmung als Mensch am besten gerecht wird Die Frage worin diese Bestimmung des Menschen liegt ist wiederum philosophisch zu klaren Im Zusammenhang mit der stoischen Lehre wird aber auch das griechische kalon kalon das Cicero mit dem Wort honestum ins Lateinische ubertragt als das sittlich Gute ubersetzt In einer ersten Bedeutung heisst kalon schon fur die Stoiker ist also die tugendgemasse Handlung die schone Handlung Ciceros Werk spiegelt die Auseinandersetzungen der verschiedenen damaligen Philosophenschulen wider In den Gesprachen in Tusculum halt er es mit den Stoikern Cicero ubernimmt den strengen ethischen Anspruch und die Geringschatzung ausserer Dinge Er glaubt wie die stoische Schule dass Philosophie die Seele heilen kann Seele heisst fur Cicero im Gegensatz zu den Stoikern nicht nur die Vernunft des Menschen Demnach ist die Seele nicht nur uber die Rationalitat zu beeinflussen Als Redner weiss Cicero um die seelische Macht der Gefuhle und Affekte Gekonnte Redetechnik also Rhetorik ist ein bevorzugtes Mittel fur die Beeinflussung seelischer Zustande Trivia BearbeitenIm funften Buch berichtet Cicero im Rahmen eines Exkurses davon wie er als Quastor auf Sizilien das Grab des Archimedes wiederentdeckte 6 Nach seinen Ausfuhrungen befand sich das Grabmal auf einem Graberfeld am agrigentinischen Tor ad portas Agragantinas von Syrakus und war von den Bewohnern der Stadt bereits in Vergessenheit geraten Die Entdeckung und Freilegung des Grabmals stellt ein beliebtes Motiv fur Landschaftsmaler des 18 Jahrhunderts z B Francesco Zucarelli oder Pierre Henri de Valenciennes dar Textausgaben und Ubersetzungen BearbeitenMichelangelo Giusta Hrsg Tusculanae disputationes Paravia Turin 1984 Textkritische Ausgabe Cicero Tusculanae disputationes Gesprache in Tusculum Lateinisch Deutsch Hrsg und ubers von Ernst A Kirfel Reclam Stuttgart 2008 ISBN 3 15 005028 6 Cicero Gesprache in Tusculum Tusculanae disputationes Lateinisch deutsch Hrsg von Olof Gigon Artemis amp Winkler Dusseldorf Zurich 1998 ISBN 3 7608 1523 5 Literatur BearbeitenWoldemar Gorler Untersuchungen zu Ciceros Philosophie Heidelberg 1974 Helmut Seng Aufbau und Argumentation in Ciceros Tusculanae disputationes in Rheinisches Museum 141 1998 S 329 347 Bernhard Koch Philosophie als Medizin fur die Seele Untersuchungen zu Ciceros Tusculanae Disputationes Stuttgart 2006 Ingo Gildenhard Paideia Romana Cicero s Tusculan Disputations Cambridge Classical Journal Supp Vol 30 Cambridge 2007 Eckard Lefevre Philosophie unter der Tyrannis Ciceros Tusculanae disputationes Heidelberg 2008 Gernot Michael Muller Jorn Muller Hrsg Cicero ethicus Die Tusculanae disputationes im Vergleich mit De finibus bonorum et malorum Universitatsverlag Winter Heidelberg 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Tusculanae disputationes lat Quellen und Volltexte Latein nbsp Wikiquote Tusculanae disputationes Zitate Ausfuhrliche Inhaltsubersicht der Gesprache in Tusculum Lateinischer Text in The Latin LibraryEinzelnachweise Bearbeiten Cic Tusc 1 1 8 2 1 8 3 1 6 4 1 7 5 1 11 Cic Tusc 1 7 Cic Tusc 1 7 Cic Tusc 1 9 Cic Tusc 1 8 Cic Tusc 5 64 66 Werke Ciceros Abhandlungen Rhetorik und Politik De inventione De oratore De partitionibus oratoriae De optimo genere oratorum Brutus Orator De legibus Philosophie Hortensius Consolatio De finibus bonorum et malorum Tusculanae quaestiones De natura deorum De divinatione De fato Cato maior de senectute Laelius de amicitia De officiis De re publica Somnium Scipionis Paradoxa StoicorumReden Politik De imperio Cn Pompei In Catilinam I IV In toga candida Pro Milone Pro Marcello Pro Ligario Philippicae Gerichtsprozesse Pro Quinctio Pro Roscio Amerino Divinatio in Caecilium In Verrem Pro Tullio Pro Caecina Pro Cluentio Pro Archia poeta Pro CaelioBriefeEpistulae ad 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