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Die Politeia altgriechisch Politeia Der Staat lateinisch Res publica ist ein um 375 v Chr verfasstes Werk des griechischen Philosophen Platon in dem uber die Gerechtigkeit und ihre mogliche Verwirklichung in einem idealen Staat diskutiert wird An dem fiktiven literarisch gestalteten Dialog beteiligen sich sieben Personen darunter Platons Bruder Glaukon und Adeimantos und der Redner Thrasymachos Platons Lehrer Sokrates ist die Hauptfigur Weitere Anwesende horen lediglich zu Fragment der Politeia auf einem Papyrus aus dem 3 Jahrhundert POxy 3679 Ashmolean Museum OxfordDie Politeia ist die erste abendlandische Schrift die ein ausgearbeitetes Konzept der politischen Philosophie vorstellt Sie ist ein Grundlagentext der Naturrechtslehre und zahlt zu den wirkmachtigsten Werken der gesamten Philosophiegeschichte Im 20 Jahrhundert wurde intensiv und kontrovers daruber diskutiert inwieweit sich die modernen Begriffe Totalitarismus Kommunismus und Feminismus auf Positionen in dem antiken Dialog anwenden lassen Liberale sozialistische und marxistische Kritiker haben das Konzept des Idealstaats angegriffen Die neuere Forschung distanziert sich von diesen weltanschaulich gefarbten teils polemischen Debatten und Bewertungen Ferner ist umstritten ob es sich bei der Politeia um ein rein utopisches Modell oder zumindest ansatzweise um ein politisches Programm handelt Der in zehn Bucher gegliederte Dialog besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Teilen Am Anfang Buch 1 fuhrt Sokrates mit Thrasymachos ein Streitgesprach uber die Frage wie die Gerechtigkeit zu definieren sei Im Hauptteil Bucher 2 10 bemuhen sich Sokrates Glaukon und Adeimantos die Natur der Gerechtigkeit zu bestimmen und ihren Wert zu erfassen Sokrates meint Gerechtigkeit sei zwar in der Seele des Menschen zu finden doch im sozialen Kontext im Staat sei sie leichter erkennbar Daher lenkt er das Gesprach auf die Frage unter welchen Voraussetzungen im Staat Gerechtigkeit zustande kommt Nach seinem Verstandnis ist ein zusammengesetztes Ganzes dann gerecht wenn jeder Teil seine naturgemasse Aufgabe erfullt Davon ausgehend entwirft Sokrates das Modell eines standisch geordneten idealen Staates Dessen Bevolkerung ist in drei Teile gegliedert den Stand der Bauern und Handwerker den Stand der Krieger oder Wachter und den Stand der Philosophenherrscher die als kleine Elite aus dem Wachterstand hervorgehen und den Staat regieren Zu den Kernelementen des Konzepts zahlen zwei Bestimmungen die nur fur die Wachter und die Herrscher gelten die Aufhebung des Privateigentums und die Abschaffung der Familie die als elementare soziale Einheit beseitigt wird Die herkommlichen Aufgaben der Familie insbesondere die gesamte Erziehung der Kinder ubernimmt die Gemeinschaft des Wachterstandes Ein weiteres markantes Merkmal ist die Zensur Dichtung die sich auf die Charakterbildung ungunstig auswirken kann wird nicht zugelassen In Analogie zum dreiteiligen Aufbau des idealen Staates beschreibt Platons Dialogfigur Sokrates die Struktur der Seele die ebenfalls aus drei Teilen zusammengesetzt sei In diesem Modell wird die Verschiedenartigkeit der Menschentypen und der zu ihnen passenden Staatsformen auf unterschiedliche Machtverhaltnisse zwischen den Seelenteilen zuruckgefuhrt Die Seele ist diesem Verstandnis zufolge unsterblich und kann zur Ideenwelt Zugang finden einem metaphysischen Bereich in dem sich die ewigen unveranderlichen platonischen Ideen befinden Die Ideenlehre die Platon hier seinem Lehrer in den Mund legt bildet einen Kernbestandteil seiner eigenen Philosophie nicht der des historischen Sokrates Eine zentrale Rolle spielt darin die Idee des Guten Aus didaktischem Grund wird diese anspruchsvolle Thematik mit drei Gleichnissen veranschaulicht dem Sonnengleichnis dem Liniengleichnis und dem Hohlengleichnis Inhaltsverzeichnis 1 Ort und Zeit 2 Die Gesprachsteilnehmer 3 Inhalt 3 1 Die Kontroverse um die Gerechtigkeit Buch I 3 1 1 Das Einleitungsgesprach 3 1 2 Die Debatte mit Polemarchos 3 1 3 Der Streit mit Thrasymachos 3 2 Von der Tugendfrage zur Staatstheorie Buch II 3 2 1 Einwande gegen die Gerechtigkeitsvorstellung des Sokrates 3 2 2 Die Theorie der Entstehung und Ausformung von Staaten 3 3 Gerechtigkeit im Idealstaat Bucher II IV 3 3 1 Die Problematik des Berufsheeres 3 3 2 Die Erziehung der Wachter 3 3 3 Die standische Ordnung 3 3 4 Lebensweise und Aufgaben der Wachter 3 4 Die Analogie zwischen sozialer und innerseelischer Gerechtigkeit Buch IV 3 4 1 Gerechtigkeit im Verhaltnis zwischen den Standen im Staat 3 4 2 Gerechtigkeit im Verhaltnis zwischen den Seelenteilen 3 5 Radikale Konsequenzen der Gerechtigkeit im idealen Staat Bucher V und VI 3 5 1 Die Aufhebung der Familie 3 5 2 Grundsatze der Kriegsfuhrung 3 5 3 Die Herrschaft der Philosophen und ihre Legitimation 3 6 Die Ausbildung der Philosophenherrscher Bucher VI und VII 3 6 1 Die Idee des Guten als Richtschnur 3 6 2 Die drei Gleichnisse 3 6 3 Das Studienprogramm 3 7 Staatsformen und Charaktertypen Bucher VIII und IX 3 7 1 Aristokratie 3 7 2 Timokratie 3 7 3 Oligarchie 3 7 4 Demokratie 3 7 5 Der Untergang der Demokratie 3 7 6 Die Entwicklung der Tyrannis 3 7 7 Analyse der Personlichkeitsstruktur des Tyrannen 3 8 Staat und Dichtung im Licht der Ideenlehre Buch X 3 9 Der Gesichtspunkt der Unsterblichkeit Buch X 3 9 1 Die Unsterblichkeit der Seele 3 9 2 Der Mythos vom Schicksal im Jenseits und im Diesseits 4 Politischer und philosophischer Gehalt 5 Entstehung und historischer Hintergrund 6 Textuberlieferung 7 Rezeption 7 1 Antike 7 2 Mittelalter 7 3 Fruhe Neuzeit 7 4 Moderne 7 4 1 Allgemeine Wurdigungen 7 4 2 Philosophiegeschichtliche Verortung im 19 Jahrhundert 7 4 3 Kontroverse Einschatzungen des Staatsideals im 20 Jahrhundert 7 4 4 Die Politeia als Grundlagentext der Naturrechtslehre 7 4 5 Aktualisierung 8 Ausgaben und Ubersetzungen 9 Literatur 10 Weblinks 11 AnmerkungenOrt und Zeit BearbeitenDer Schauplatz des Dialogs ist das Haus des Polemarchos eines reichen Metoken in der zu Athen gehorenden Hafenstadt Piraus Die Zeit der fiktiven Dialoghandlung ist unklar und in der Forschung umstritten da die chronologisch relevanten Angaben im Text widerspruchlich sind Jedenfalls fallt die Handlung in die Zeit des Peloponnesischen Krieges der mit Unterbrechungen von 431 bis 404 v Chr dauerte Es ist von einer Schlacht bei Megara die Rede an der Glaukon und Adeimantos teilgenommen haben Im Rahmen einer historisch korrekten Chronologie kann damit nur die Schlacht von 409 v Chr gemeint sein denn zur Zeit fruherer Kampfhandlungen am selben Ort die 424 v Chr stattfanden waren Platons Bruder noch Kinder Andererseits war aber der alte Kephalos einer der Gesprachspartner 409 v Chr bereits seit Jahren tot Dieser Widerspruch bildet einen nicht auflosbaren Anachronismus Das ist aber nicht problematisch denn Platon nahm sich auch sonst gern die Freiheit in seinen literarischen Werken chronologisch unstimmige Angaben zu machen Moglicherweise war das erste Buch der Politeia in dem Kephalos auftritt ursprunglich ein separates Werk mit dramatischem Datum in den 420er Jahren dann kann das im restlichen Teil des Dialogs dargestellte Gesprach mit der Erwahnung der Schlacht bei Megara um 408 407 datiert werden 1 Die Gesprachsteilnehmer Bearbeiten nbsp Sokrates romische Buste 1 Jahrhundert Louvre Paris Sokrates ist wie in den meisten Dialogen Platons die stark dominierende Hauptfigur Er lenkt das Gesprach auf die Thematik um die es ihm geht und steuert die wesentlichen Einfalle bei Zu seinem Gedankengut zahlen das Modell des Standestaats und das Konzept der dreiteiligen Seele ebenso wie die Ideenlehre und die Kritik an der Dichtung Historisch gesehen handelt es sich bei der Ideenlehre allerdings um einen Hauptbestandteil der platonischen Philosophie den Platon sicher nicht von seinem Lehrer Sokrates ubernommen sondern selbst entwickelt hat Dieser Umstand zeigt dass die Auffassungen die der Autor seiner Dialogfigur Sokrates in den Mund legt nicht ohne weiteres mit denen des historischen Sokrates gleichgesetzt werden durfen Zwar sind nicht alle Ausserungen der Dialogfigur Sokrates als Meinungsausserungen Platons zu verstehen 2 doch ihre Kerngedanken entsprechen zweifellos seinen Uberzeugungen 3 Unter den ubrigen Beteiligten hat Glaukon quantitativ den grossten Anteil an der Diskussion Seine Beitrage sind auch philosophisch gewichtiger als die der anderen Gesprachspartner des Sokrates 4 In der Politeia wird Glaukon als liebeserfahren gebildet streitlustig und im Auftreten sehr entschieden beschrieben 5 Er erweist sich im Gesprach als ehrgeizig optimistisch geradlinig und erfolgsbewusst 6 Inwieweit diese Eigenschaften der Dialogfigur dem historischen Glaukon zukamen ist unbekannt Dieser war ein Bruder Platons gehorte also einer vornehmen Familie Athens an Eine weniger bedeutende Rolle spielt Adeimantos Der historische Adeimantos wurde wohl um 432 geboren er war der altere der beiden Bruder Platons Im Dialog wird er als ehrliebend und statusbewusst dargestellt Er will zwar Ansehen geniessen empfindet aber grosse Anstrengungen als abschreckend Die gewichtigen Verpflichtungen eines Burgers des platonischen Idealstaats wurde er auf sich nehmen sofern sein sozialer Rang unangetastet bliebe Bei den philosophischen Erorterungen zeigt er sich skeptisch er ist schwer von seinen Uberzeugungen abzubringen nachdenklich und von ernster Gesinnung Er denkt pragmatisch und wagt die Vor und Nachteile von Verhaltensoptionen nuchtern umsichtig und realistisch ab 7 Der Redner Thrasymachos beteiligt sich nur im ersten Buch an der Debatte spater hort er abgesehen von zwei knappen Einwurfen im funften Buch schweigend zu Er tritt grob auf und diskutiert polemisch Zwischen ihm und Sokrates entzundet sich eine Kontroverse in gespannter Atmosphare Sein konfrontativer Stil pragt einen grossen Teil des ersten Buches wahrend ab dem zweiten Buch Sokrates Glaukon und Adeimantos konstruktiv und freundschaftlich bei der Wahrheitssuche zusammenwirken Als reiner Machtmensch ist Thrasymachos zumindest prima facie ethischen Erwagungen nicht zuganglich fur ihn ist der Vorrang selbstsuchtiger Motive eine offenkundige Naturgegebenheit dabei ist in der Forschung unterschiedlich bewertet worden ob der platonische Thrasymachos uberhaupt eine und wenn ja welche normative Position vertritt 8 Der historische Thrasymachos ist in mehreren Quellen bezeugt Er stammte aus Chalkedon einer bedeutenden Hafenstadt in Kleinasien In Athen wo er moglicherweise auch als Diplomat fur seine Heimatstadt auftrat 9 machte er sich als Redner und Rhetoriklehrer einen Namen Er verfasste ein Lehrbuch der Rhetorik Politisch setzte er sich fur die Autonomie der griechischen Stadte ein und wandte sich gegen Angriffskriege und imperialistische Bestrebungen 10 Der mit Sokrates befreundete Greis Kephalos und sein Sohn Polemarchos in dessen Haus der Dialog stattfindet sind in der Politeia Randfiguren die nur im ersten Buch an der Diskussion teilnehmen Bei beiden handelt es sich um historische Gestalten Der historische Kephalos stammte aus Syrakus und war ein ausserordentlich erfolgreicher Geschaftsmann unter den Familien der in Attika wohnhaften Auslander war seine die reichste Seinem Sohn wurde der Reichtum zum Verhangnis Wahrend der Herrschaft der Dreissig einer Zeit des Terrors wurde Polemarchos 404 v Chr ohne Anklage und Gerichtsverfahren hingerichtet sein Vermogen wurde konfisziert 11 Ausserdem greift im ersten Buch der Politeia Kleitophon kurz in die Debatte ein Wie Thrasymachos tritt er als Widersacher des Sokrates auf Der historische Kleitophon war ein gemassigt oligarchischer Politiker Er wurde von dem Komodiendichter Aristophanes als schlauer Pragmatiker dargestellt 12 Inhalt BearbeitenUnter dem Gesichtspunkt der Gesprachsfuhrung zerfallt das Werk in zwei verschiedenartige Teile das anfangliche Streitgesprach uber die Gerechtigkeit und den Hauptteil in dem das Modell des Idealstaats dargelegt wird und bestehende Verfassungsformen analysiert werden Inhaltlich ist die Klammer die das Ganze zusammenhalt die Untersuchung der Frage worin die Gerechtigkeit besteht und was sie erstrebenswert macht Ein Leitmotiv ist die Parallelitat zwischen der Gerechtigkeit im Staat und der Gerechtigkeit innerhalb der Seele Fur den als Stadtstaat Polis 13 konzipierten Idealstaat wird an einer einzigen Stelle die Bezeichnung Kallipolis Schonstadt verwendet die als Name historischer antiker Stadte bezeugt ist 14 In der modernen Literatur wird Platons Idealstaat oft so genannt Die Kontroverse um die Gerechtigkeit Buch I Bearbeiten Das Einleitungsgesprach Bearbeiten Der Dialog wird mit einer Rahmenhandlung eingeleitet Sokrates tritt als Erzahler auf er berichtet einem nicht genannten Zuhorer von den Umstanden und dem Verlauf des Gesprachs das am Vortag stattgefunden hat Mit Glaukon ist er von Athen zum Piraus hinabgestiegen um an den neu eingefuhrten Bendideia dem Fest der thrakischen Jagdgottin Bendis teilzunehmen 15 Danach machten sich die beiden Manner auf den Heimweg kamen aber nicht weit Noch im Gebiet des Piraus stiessen sie auf eine Gruppe von Festteilnehmern die sie mit sanfter Gewalt zum Bleiben notigte Gemeinsam begab man sich dann ins Haus des Polemarchos wo sich weitere Bekannte des Sokrates versammelt hatten In dieser Runde spielte sich das Gesprach ab dessen Verlauf Sokrates im Folgenden aus dem Gedachtnis wiedergibt 16 Sokrates wird von Kephalos dem alten schwerreichen Vater des Polemarchos willkommen geheissen Die beiden beginnen eine Unterhaltung uber Vorzuge und Nachteile des Alters und den Nutzen des Reichtums Dieser Nutzen besteht fur Kephalos darin dass der Reiche niemandem etwas schuldig bleibt und nicht in Versuchung gerat zu lugen und zu betrugen Nichts kann ihn dazu verleiten ein Unrecht zu begehen Demnach besteht Gerechtigkeit darin dass man die Wahrheit sagt und fremdes Eigentum respektiert Dagegen fuhrt Sokrates ein Gegenbeispiel an Einem Wahnsinnigen die volle Wahrheit zu sagen oder ihm Waffen auszuhandigen die ihm gehoren kann keine gerechte Handlung sein Kephalos sieht dies ein 17 Die Debatte mit Polemarchos Bearbeiten Nun greift Polemarchos in die Diskussion ein Er denkt ahnlich wie sein Vater Fur ihn bedeutet gerechtes Handeln dass man jedem gibt was ihm zusteht Den Freunden will man nutzen also tut man ihnen nur Gutes Somit wird man einem Freund nichts geben was ihm schaden konnte Der wahnsinnige Freund bekommt die Waffe nicht Den Feinden aber hat man Schaden zuzufugen denn ihnen schuldet man Schlechtes 18 Dagegen macht Sokrates unter anderem die Moglichkeit einer Fehleinschatzung geltend Man kann einen guten und gerechten Menschen irrtumlich fur einen Feind und Bosewicht halten Dann fugt man ihm Schaden zu und halt das fur gerecht Objektiv kann es aber nicht gerecht sein dass ein guter unschuldiger Mensch bekampft und geschadigt wird Eine Alternative ware nur den Gerechten zu nutzen und nur den Ungerechten zu schaden Dann fiele aber denen die mit Schlechten befreundet und mit Guten verfeindet sind die Aufgabe zu ihren Freunden zu schaden und ihren Feinden zu nutzen Jedenfalls ergibt sich dass das Bestehen einer Freundschaft oder Feindschaft nicht das alleinige Kriterium sein kann Die moralische Qualitat muss auf jeden Fall berucksichtigt werden 19 Anschliessend bringt Sokrates die Uberlegung vor dass man den dem man Schaden zufuge schlechter mache Ein Ungerechter der schlecht behandelt werde werde dadurch noch ungerechter man bestarke ihn in der Ungerechtigkeit Das konne man aber als Gerechter nicht tun denn wenn es eine gerechte Handlungsweise ware wurde die Gerechtigkeit ihren kontraren Gegensatz fordern Das sei so unlogisch wie die Vorstellung dass Warme abkuhle oder Trockenheit befeuchte 20 Der Streit mit Thrasymachos Bearbeiten Hier greift Thrasymachos ein der bisher unwillig und ungeduldig zugehort hat Fur ihn sind die Uberlegungen des Sokrates albernes leeres Geschwatz Nach seiner Definition ist das Gerechte das fur den Starkeren Vorteilhafte Beispielsweise gibt es in jedem Staat Machthaber die jeweils das was ihrem Vorteil dient gesetzlich vorschreiben und als gerecht definieren Ihnen muss man gehorchen dann handelt man gerecht Sokrates weist aber auf eine Unstimmigkeit hin Machthaber machen wie alle Menschen Fehler Es kann also vorkommen dass sie etwas anordnen was in Wirklichkeit zu ihrem Nachteil ist In diesem Fall schadet der Gehorchende dem Machthaber indem er dessen Befehl ausfuhrt Somit kann es gerecht sein dem Machthaber aus Gehorsam zu schaden Dies widerspricht aber der Definition des Thrasymachos wonach Gerechtigkeit stets dem Vorteil des Starkeren dient 21 Nun mischt sich Kleitophon ein Er interpretiert die These des Thrasymachos radikal Gerecht ist immer das was der Machtige momentan will unabhangig davon ob es ihm objektiv schadet oder nutzt Dem stimmt Thrasymachos jedoch nicht zu Er argumentiert anders Die Gerechtigkeit hat dem Vorteil des Starkeren zu dienen Wenn der Befehlende seinen Vorteil nicht sieht irrt er und ist somit insofern kein wahrer Machthaber sondern schwach Der echte Machthaber ist der wirklich Starkere der der keinem Irrtum erliegt sondern seinen tatsachlichen Vorteil kennt Sokrates versucht die These des Thrasymachos mit Gegenbeispielen zu erschuttern 22 In einem langeren Monolog legt Thrasymachos sein Konzept ausfuhrlich dar wobei er nun die Begriffe gerecht und ungerecht nicht im Sinne seiner Definition sondern in dem der Moral und des gangigen Sprachgebrauchs verwendet Demnach ist der Gewaltherrscher der seine Untertanen beraubt und versklavt der ungerechteste Mensch und zugleich der glucklichste Diejenigen hingegen die das Unrecht erleiden und hinnehmen befinden sich im Elend ebenso wie die die im Geschaftsleben ubervorteilt werden oder zu ihrem eigenen Nachteil dem Gemeinwohl dienen oder sich durch ihre Unbestechlichkeit unbeliebt machen Die Richtigkeit dieser Sichtweise erkennt man daran dass alle auch die unterdruckten Untertanen selbst den rucksichtslosen Tyrannen fur glucklich und beneidenswert halten Er ist in seinem Handeln kraftvoll frei und herrisch und das sind wertvollere Qualitaten als die Gerechtigkeit Wer in grossem Stil ungerecht handelt lebt vornehm Der Erfolg honoriert sein Verhalten 23 Im weiteren Verlauf der Debatte wertet Thrasymachos die gangigen Werte im Sinne seiner Denkweise um Ungerechtigkeit ist fur ihn Ausdruck von Vernunftigkeit und Tuchtigkeit Das gilt schon fur den Taschendieb in erster Linie aber fur den Gewaltherrscher der ganze Volker unterwirft 24 Dagegen fuhrt Sokrates mehrere Uberlegungen ins Feld Eine davon lautet Machtvolles erfolgreiches Handeln erfordert Zusammenarbeit mit anderen Der Ungerechte braucht Mitwirkende um sein Ziel zu erreichen Wenn er konsequent also auf vollendete Weise ungerecht ist wird er alle also auch seine eigenen Leute ungerecht behandeln Damit untergrabt er aber die Funktionsfahigkeit seiner Gruppe und lahmt sich selbst Einen gemeinsamen Erfolg erzielen Ungerechte nur dadurch dass sie untereinander einen Rest von Gerechtigkeit wahren Somit verdanken sie den Erfolg der Gerechtigkeit nicht der Ungerechtigkeit Schliesslich weiss Thrasymachos nichts mehr zu entgegnen und gibt sich geschlagen doch andert er seine Meinung keineswegs 25 Von der Tugendfrage zur Staatstheorie Buch II Bearbeiten Einwande gegen die Gerechtigkeitsvorstellung des Sokrates Bearbeiten Glaukon findet das bisher gegen die Auffassung des Thrasymachos Vorgebrachte nicht uberzeugend genug Sokrates hat fur die Gerechtigkeit pladiert aber er hat noch nicht bewiesen dass sie nicht nur wegen ihrer erwunschten Konsequenzen sondern auch an und fur sich erstrebenswert ist Um dies zu verdeutlichen umreisst Glaukon eine Gegenposition Demnach ist Gerechtigkeit nichts als ein Kompromiss der aus pragmatischen Uberlegungen resultiert Jeder wurde gern ungestraft nach Belieben Unrecht begehen um sich Vorteile zu verschaffen aber niemand will Unrecht wehrlos erleiden mussen Da die Nachteile des Erleidens grosser erscheinen als die Vorteile des Begehens hat man sich darauf verstandigt das Begehen gesetzlich zu verbieten Das wird Gerechtigkeit genannt ist gesellschaftlich erwunscht und wird belohnt Daher wird diese Tugend nicht um ihrer selbst willen praktiziert sondern weil sie soziale Anerkennung verschafft Ideal ware demnach eine Gelegenheit unbemerkt Unrecht zu tun und zugleich im Ruf eines Gerechten zu stehen etwa wie Gyges der sich der Sage zufolge mit einem Zauberring unsichtbar machen konnte was er zum Ehebruch mit der Konigin nutzte All dies fuhrt zum Ergebnis dass Gerechtigkeit nur ein Mittel zur Erreichung von letztlich selbstsuchtigen Zielen und ansonsten bedeutungslos ist 26 Adeimantos fuhrt diesen Gedankengang weiter aus und erganzt ihn Zwar bedrohen die traditionellen Autoritaten Ubeltater mit gottlichen Strafen doch zeigen sie nicht dass solche Strafen tatsachlich zu befurchten sind Ausserdem ist die Uberzeugung verbreitet man konne die erzurnten Gotter bestechen indem man sie mit Geschenken gnadig stimme Wenn das zutrifft wird Gerechtigkeit nicht benotigt nur ihren Anschein muss man erwecken konnen 27 Die Theorie der Entstehung und Ausformung von Staaten Bearbeiten Sokrates macht darauf aufmerksam dass Gerechtigkeit zwar eine Eigenschaft von Individuen sei aber sich am leichtesten erkennen lasse wenn man den sozialen Kontext den Staat ins Auge fasse Damit ist nach damaligem Verstandnis nicht ein Flachenstaat gemeint sondern ein Stadtstaat der aus einer Stadt und dem von ihr beherrschten Umland besteht 28 Nach der Theorie des Sokrates ist der Anlass zur Staatenbildung das Bedurfnis nach einer arbeitsteiligen Wirtschaft Aus Kleingruppen deren Mitglieder untereinander Tauschhandel treiben entwickeln sich grossere Gemeinschaften die Geldwirtschaft einfuhren Es entsteht ein Markt mit berufsmassigem Gross und Kleinhandel und auch Fernhandel sowie Lohnarbeit Im Fruhstadium ist die Lebensweise einfach die Ernahrung frugal Glaukon vergleicht den Urstaat mit einem Schweinestaat was humoristisch aber im Sinne von Bescheidenheit lobend gemeint ist Dieses einfache Leben ist gesund Spater wird daraus der uppig aufgeblasene Staat Kunst und Kultur entfalten sich aber auch Luxus reisst ein Da das landwirtschaftlich nutzbare Land zur Ernahrung der stark angewachsenen Bevolkerung nicht mehr ausreicht muss das Territorium erweitert werden daher kommt es zu Kriegen Im Krieg ist Professionalitat gefragt daher bildet sich der Stand der Berufskrieger Diese Gegebenheiten bestimmen die Ausgangslage fur das Aufkommen von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit Zu untersuchen ist nun welche Faktoren bewirken dass sich ein Staat in die eine oder andere Richtung entwickelt 29 Gerechtigkeit im Idealstaat Bucher II IV Bearbeiten Die Problematik des Berufsheeres Bearbeiten Sokrates nennt die Berufskampfer die fur die aussere Sicherheit benotigt werden Wachter da sie den Staat bewachen Dank ihrer militarischen Schlagkraft sind sie sehr machtvoll Der Gedanke diese Macht zur Unterdruckung der eigenen Zivilbevolkerung zu missbrauchen ist fur sie naheliegend Daher sind besondere Massnahmen zu treffen die dieser Gefahr vorbeugen und damit Gerechtigkeit ermoglichen Krieger mussen von Berufs wegen mutig sein doch fur den Umgang mit der eigenen Bevolkerung benotigen sie zusatzlich eine andere entgegengesetzte Eigenschaft die Sanftmut Die gleichzeitige Entwicklung beider Qualitaten erfordert eine sorgfaltige auf Charakterbildung abzielende Erziehung In einem optimal eingerichteten Staat ist die Erziehung der Wachter somit eine wichtige Aufgabe 30 Die Erziehung der Wachter Bearbeiten Die Erziehung bezweckt die bestmogliche Ausbildung korperlicher und geistiger Fahigkeiten Der korperlichen Ertuchtigung dient die Gymnastik der geistigen Entwicklung die musische Bildung Musenkunst die Dichtung Lied und Tanz umfasst Die Dichtung als zentrales Element herkommlicher Erziehung ist ein besonders wichtiges Thema Bei der padagogischen Funktion der Dichtung in der griechischen Gesellschaft geht es nicht um unterhaltsame Beschaftigung mit ansprechend gestalteten literarischen Fiktionen Vielmehr gelten die beruhmten epischen Dichter Homer und Hesiod traditionell als erstrangige Autoritaten die gottliche Wahrheiten verkunden und auch Aussagen von Lyrikern wie Pindar und Tragodiendichtern wie Aischylos haben grosses Gewicht Die Dichter belehren unter anderem uber die Gotter die Entstehung der Welt die Ordnung des Kosmos die Pflichten der Menschen und vorbildliches Verhalten Ihre Auffassungen uber Tuchtigkeit und Tugenden Ruhm und Schande Ehrenhaftes und Unehrenhaftes Recht und Unrecht pragen das allgemein herrschende Welt und Menschenbild die Wertordnung der Gesellschaft und die gangigen Moralvorstellungen Das beginnt mit den Mythen die Mutter und Ammen den kleinen Kindern erzahlen Der Gehalt der Mythen wird der als klassisch geltenden Dichtung entnommen 31 Hier setzt Sokrates mit seiner Kritik an Er halt die meisten Mythen fur unwahr und schreibt ihnen verheerende Auswirkungen auf die Charakterbildung zu Vor allem missfallt ihm dass die Dichter den Gottern oft Eigenschaften und Handlungen zuschreiben die unter Menschen allgemein als schimpflich gelten etwa Unaufrichtigkeit Anstiftung zum Wortbruch und Gewaltanwendung gegen die eigenen Eltern Auch die Erzahlungen in denen Gotter untereinander streiten und kampfen oder Menschen ins Ungluck sturzen halt er fur Lugen Das ist fur ihn nicht nur Gotteslasterung sondern stellt der Jugend falsche Vorbilder vor Augen mit dem Ergebnis dass die Erziehung zur Ethik scheitert und die Menschen schlecht werden Sokrates ist der Uberzeugung dass die Gotter ausschliesslich gut seien und niemals etwas Schlechtes von ihnen ausgehen konne Dies musse man den Kindern von Anfang an beibringen um ihnen eine konstruktive Wertordnung zu vermitteln Gegenteilige Lehren seien nicht zu dulden Schadlich sei auch die dichterische Schilderung des Hades des Totenreichs als schrecklicher Ort Dies erzeuge Furcht vor dem Tod und sei einer freien Gesinnung abtraglich Auch die Darstellung des keineswegs vorbildlichen Verhaltens von Helden wie Achilleus in der Epik sei fur die Jugend verderblich und literarisch gestalteter Jammer sei eine Aufforderung zur Wehleidigkeit Unwurdige Szenen im Theater seien ebenfalls zu verponen 32 Anschliessend wendet sich Sokrates der Musik zu Er bespricht mit Glaukon den Zusammenhang der verschiedenen Tonarten Instrumente und Rhythmen mit der seelischen Entwicklung Rhythmus und Tonart dringen am tiefsten in das Innere der Seele ein und ergreifen sie am starksten daher gebuhrt ihrer Auswahl besondere Aufmerksamkeit der Erzieher Die musische Erziehung muss die Liebe zum Schonen fordern wobei Schonheit im asthetischen und zugleich im ethischen Sinn gemeint ist Ein weiteres Thema ist die Ertuchtigung und Gesunderhaltung des Korpers Ihr dient unter anderem die Gymnastik bei der man sich aber vor Einseitigkeit zu huten hat sie soll nicht auf Kosten der Bildung betrieben werden Ubertriebene Sorge um den Korper ist verfehlt denn alles was man fur ihn unternimmt geschieht letztlich um der Seele willen Wenn fur Seele und Korper schlecht gesorgt wird werden viele Richter und Arzte benotigt juristische Schliche sollen die Ubeltater vor den Folgen ihrer Taten bewahren und die Heilkunst soll die gesundheitlichen Folgen eines schlechten Lebenswandels beheben In einem gut organisierten Staat muss solchen Verfallserscheinungen vorgebeugt werden 33 Die standische Ordnung Bearbeiten Eine Kernfrage jeder Verfassungstheorie lautet wem die Regierung anvertraut werden soll Dafur kommen nach Sokrates Uberzeugung nur erprobte Personen in Betracht die ihre Eignung vor allem ihre Charakterfestigkeit uber einen langen Zeitraum erwiesen haben Dazu gehort insbesondere dass sie sich aus Uberzeugung mit den Staatsinteressen identifizieren und begeistert fur das Staatswohl eintreten 34 Im Rahmen seines Erziehungsprogramms mochte Sokrates am liebsten die meisten uberlieferten Mythen wegen ihrer moralischen Fragwurdigkeit abschaffen und stattdessen einen neuen Mythos einfuhren den er selbst ein altes Sagenmotiv aufgreifend erfunden hat Ihm ist klar dass eine Umsetzung dieses Vorhabens in der Praxis auf grosste Schwierigkeiten stossen musste da der neue Mythos keinen Glauben fande Dennoch erzahlt er seine Fiktion um zu verdeutlichen worauf es ihm ankommt Der neue Mythos eine edle Luge besagt die Burger des Idealstaats seien Kinder der Erde und als solche seien sie alle Geschwister Ihren Seelen seien aber von der Gottheit die sie geschaffen habe Metalle unterschiedlicher Qualitat beigemischt worden und daraus resultiere eine Wesensverschiedenheit Manchen sei Gold anderen Silber beigefugt worden anderen nur Eisen und Erze Davon sei ihre jeweilige seelische Beschaffenheit gepragt und diese werde gewohnlich den Nachkommen vererbt Allerdings komme es auch vor dass ein Kind eine andere Metallqualitat aufweise als seine Eltern Die vorgegebene Metallbeimischung qualifiziere ihren Trager fur bestimmte Funktionen im Staat Gold befahige zur Ubernahme von Fuhrungspositionen Silber bedeute Eignung fur Wachteraufgaben mit Eisen oder Erz sei man zu einem Leben als Bauer oder Handwerker bestimmt Daher sei die Gesellschaft in die drei Stande der Herrscher der Wachter und der Erwerbstatigen Chrematisten gegliedert Sokrates halt es fur hilfreich diese Gliederung die er fur den Idealstaat vorsieht in mythischer Sprache zu veranschaulichen damit sie von den Burgern akzeptiert und verinnerlicht wird Soziale Mobilitat muss moglich sein Wenn beispielsweise ein Herrscher sieht dass sein Sohn eine eiserne Seele hat muss er ihn in den untersten Stand versetzen Umgekehrt ist einem Nachkommen von Bauern der Aufstieg in die Oberschicht zu ermoglichen falls seine Seele die entsprechende Qualitat aufweist 35 Lebensweise und Aufgaben der Wachter Bearbeiten Anschliessend skizziert Sokrates die asketische Lebensweise der Wachter denen Privatbesitz uber das Lebensnotwendige hinaus versagt sein soll Adeimantos befurchtet dass die Wachter ein ungluckliches Leben fuhren mussen wenn ihre Tatigkeit nicht honoriert wird und sie weit armer sind als die Erwerbstatigen die rangmassig unter ihnen stehen Dagegen macht Sokrates geltend es gehe nicht um das Wohl eines einzelnen Standes sondern um das aller Burger Ausserdem sei sowohl Reichtum als auch Armut der beruflichen Leistung abtraglich daher sei beides aus dem Leben der Wachter fernzuhalten 36 Neben den militarischen uben die Wachter auch polizeiliche Funktionen aus Eine ihrer Hauptaufgaben ist die Wahrung der optimierten Stabilitat sowohl hinsichtlich der demographischen Verhaltnisse die Burgerschaft soll konstant eine optimale Grosse einhalten als auch auf kulturpolitischem Gebiet wo es darauf ankommt schadlichen Neuerungen vorzubeugen Eine ubermassige Reglementierung des Lebens der Burger durch gesetzliche Vorschriften halt Sokrates aber fur unzweckmassig 37 Die Analogie zwischen sozialer und innerseelischer Gerechtigkeit Buch IV Bearbeiten Gerechtigkeit im Verhaltnis zwischen den Standen im Staat Bearbeiten In einem idealen Staat mussen die vier Grundtugenden Weisheit Tapferkeit Besonnenheit und Gerechtigkeit praktiziert werden Die Weisheit zeichnet die Herrscher aus die den kleinsten Bevolkerungsteil bilden Die Tapferkeit ist das besondere Merkmal der Wachter sie zeigt sich in der unbeirrbaren Beharrlichkeit mit der dieser Stand seine Aufgabe erfullt Die dritte Tugend die Besonnenheit aussert sich in der Einmutigkeit Die hierarchische Struktur in der das Bessere dem Geringerwertigen ubergeordnet ist wird von allen gebilligt Besonnenheit ist somit nicht einem bestimmten Stand zugewiesen sondern durchdringt und pragt die gesamte Burgerschaft Dann herrscht Eintracht weil die Regierten nicht Unterworfene sind sondern sich den Regierenden aus Einsicht willig unterordnen 38 Als vierte Qualitat wird schliesslich die Gerechtigkeit in den Blick genommen Sie besteht fur Sokrates darin dass jeder das Seine tut also nur der Art von Beschaftigung nachgeht die seiner Befahigung entspricht Idiopragie Forderung Ungerechtigkeit zeigt sich darin dass die Abgrenzung der Stande nach Qualifikation verwischt wird und verantwortungsvolle Aufgaben inkompetenten Personen ubertragen werden Gerechtigkeit ist dann gegeben wenn jeder Teil des Ganzen nur genau die Funktion erfullt die ihm gemass seiner besonderen Beschaffenheit zukommt 39 Gerechtigkeit im Verhaltnis zwischen den Seelenteilen Bearbeiten Nach der Bestimmung der sozialen Gerechtigkeit kehrt Sokrates zur Ausgangsfrage nach der Gerechtigkeit innerhalb der einzelnen Individuen zuruck Er zeigt die Analogien auf Wie der Staat besteht auch die Seele aus drei Bestandteilen deren Merkmale denen der drei Stande entsprechen 40 Die Dreiteilung der Seele leitet Sokrates mithilfe des Satzes vom Widerspruch ab der hier erstmals formuliert wird Es ist unmoglich dass etwas zugleich entgegengesetzte Wirkungen im selben Sinn und in Bezug auf dasselbe verursacht In der Seele lasst sich aber beobachten dass beispielsweise Durst auftritt und dennoch aus einem bestimmten Grund beschlossen wird nicht zu trinken 41 Die Instanzen von denen die betreffenden Impulse ausgehen mussen also verschieden sein Der Urheber des Durstes ist das Begehrungsvermogen wahrend das was in der Seele uberlegt ob getrunken werden soll das Uberlegungsvermogen ist Das Begehrungsvermogen ist von leidenschaftlicher Natur das Uberlegungsvermogen emotionslos Damit das was die Uberlegung erfordert in die Tat umgesetzt werden kann ist noch ein dritter Faktor erforderlich der dem Begehrungsvermogen notigenfalls im Gefuhlsbereich entgegenwirkt und die Begierde im Auftrag des Uberlegungsvermogens ubermannt Das ist das Muthafte der dritte Seelenteil der bei Kindern schon vor der Ausbildung der Vernunft hervortritt und daher kein Teil von ihr sein kann Das Muthafte ergreift im Burgerkrieg zwischen Vernunft und Begierde fur die Vernunft Partei Manchmal verhilft es ihr zum Sieg manchmal unterliegt es der Begierde und gerat dann in Zorn uber seine Niederlage 42 Im Individuum ist die Vernunft der Teil der die Weisheit beisteuert und dem daher die Herrschaft gebuhrt Der muthafte Seelenteil verfugt uber die Tapferkeit und hat die Wachterfunktion auszuuben Ihm fallt die Aufgabe zu in Schmerzen und Freuden unbeirrt an dem festzuhalten was die Vernunft als richtig erkannt hat Das Begehrungsvermogen als niedrigster Teil entspricht dem Stand der Bauern und Gewerbetreibenden im Staat Es hat sich freiwillig unterzuordnen Wenn dies geschieht wird die Person als besonnen wahrgenommen Damit lasst sich nun auch die Gerechtigkeit des einzelnen Menschen bestimmen Sie besteht darin dass in der Seele ebenso wie im gerechten Staat jeder Teil nur die ihm von Natur aus zukommenden Aufgaben erfullt und keinerlei Ubergriffe in fremde Kompetenzbereiche stattfinden Dadurch steht alles dauerhaft in Einklang 43 Analoges gilt fur den Korper Dort wird die Gerechtigkeit Gesundheit genannt die Ungerechtigkeit Krankheit Daher kann man die Gerechtigkeit und allgemein die Tuchtigkeit oder Tugendhaftigkeit auch als Gesundheit der Seele bezeichnen Die Tuchtigkeit oder das Gutsein Arete stellt eine Einheit dar wahrend es bei der Schlechtigkeit eine grosse Vielfalt von Arten gibt 44 Radikale Konsequenzen der Gerechtigkeit im idealen Staat Bucher V und VI Bearbeiten Die Aufhebung der Familie Bearbeiten Im funften Buch kehrt Sokrates auf nachdrucklichen Wunsch von Adeimantos Glaukon und Thrasymachos zu einem sehr sensiblen Thema zuruck dem schon fruher angesprochenen Grundsatz dass Freunden alles gemeinsam sei Im idealen Staat mussen die Wachter sowie die aus ihrer Mitte hervorgegangenen Herrscher alle untereinander befreundet sein Dass sie deswegen kein Privateigentum besitzen wurde bereits dargelegt Eine andere besonders heikle Konsequenz ist dass der klassische Privatbereich das Familienleben beseitigt werden muss Auch das Verhaltnis der Geschlechter die Zeugung und die Kindererziehung werden in den Zustandigkeitsbereich der Gemeinschaft verlagert 45 Fur die Bauern und Gewerbetreibenden die damit uberfordert waren gilt das nicht sie fuhren ein konventionelles Familienleben Bei der Darlegung der Einzelheiten zogert Sokrates zunachst denn ihm selbst kommt die Kuhnheit seines utopisch wirkenden Konzepts bedenklich vor doch dann gibt er dem hartnackigen Drangen der anderen nach Den Ausgangspunkt bildet der Grundsatz dass die Tuchtigkeit und Tugendhaftigkeit nicht geschlechtsbezogen ist sondern fur alle Menschen gleich Die darauf abzielende Ausbildung muss somit fur Manner und Frauen gleich sein und beide Geschlechter sind soweit irgend moglich zu denselben Ubungen und Aufgaben einschliesslich des Kriegsdienstes heranzuziehen Begabungen und Charaktereigenschaften sind individuell nicht geschlechtsgebunden Spezifisch weibliche oder mannliche Beschaftigungen gibt es nicht Daher soll es beim gemeinsamen Uben auch keine Trennung der Geschlechter geben Der Wachterstand hat eine homogene Gemeinschaft von Mannern und Frauen zu bilden Dies nennt Sokrates die erste Woge von Konsequenzen des neuartigen Gedankenguts die in diesem Diskurs heranbrandet 46 Noch gewaltiger ist die zweite Woge die nun folgt die Einzelheiten der konsequenten Aufhebung des Familienlebens Die Kinder der Wachter und Herrscher durfen nicht wissen wer ihre Eltern sind So wie die Erziehung soll schon die Fortpflanzung planmassig organisiert werden wobei eugenische Gesichtspunkte massgeblich sind Menschen sind in Analogie zur Zucht der Nutztiere zu zuchten Damit das Erbgut optimiert wird sollen sich die besten Manner mit den besten Frauen zur Fortpflanzung verbinden und moglichst viele Kinder zeugen Die Regeln die dabei anzuwenden sind sollen nur die Herrscher kennen da sonst leicht Unmut und Zwist unter den Wachtern entstehen konnten Die Kinder werden ihren Muttern gleich nach der Geburt entzogen und von Ammen und Pflegerinnen betreut Das Stillen wird von den Muttern gemeinsam besorgt wobei keine ihr eigenes Kind erkennen soll Die Funktion der Familie ubernimmt vollumfanglich die Gemeinschaft Behinderte und erblich belastete Kinder werden nicht aufgezogen sondern wie im antiken Griechenland ublich verborgen das heisst nach der Geburt ausgesetzt 47 Angestrebt wird ein Gemeinschaftsbewusstsein von bisher unbekannter Intensitat Zwiespalt zeigt sich auch darin dass manche Burger uber etwas erfreut sind was andere betrubt Das soll im idealen Staat nicht vorkommen Erwunscht ist eine derart vollendete Einmutigkeit dass alle Burger auf Ereignisse in gleicher Weise mit Freude oder Schmerz reagieren Dann verhalten sie sich zur Gemeinschaft wie ein Korperteil zum Korper Wenn beispielsweise ein Finger verletzt wird erlebt der ganze leibliche und seelische Organismus des Menschen den Vorgang einheitlich als Schmerz Analog wird auch das erfreuliche oder unerfreuliche Schicksal eines einzelnen Burgers von der ganzen Gemeinschaft miterlebt Alle angenehmen und unangenehmen Gefuhle werden geteilt Wie beim Besitz und den sozialen Beziehungen soll auch bei den Emotionen die Unterscheidung von mein und dein wegfallen Durch diese Eintracht wird das Justizwesen uberflussig Kein Zweifel besteht fur Sokrates daran dass die Wachter unter solchen Bedingungen ein vollendet gluckseliges Leben fuhren 48 Grundsatze der Kriegsfuhrung Bearbeiten Anschliessend wendet sich das Gesprach Einzelheiten der Bewahrung des idealen Staates im Krieg zu Kampfern die sich durch Tapferkeit ausgezeichnet haben sollen bedeutende Ehrungen zuteilwerden Feiglinge werden in den Bauern und Handwerkerstand versetzt Nach einem Sieg konnen besiegte Barbaren Nichtgriechen versklavt werden Griechen jedoch nicht da sonst die gesamtgriechische Widerstandskraft gegen Bedrohung durch fremde Volker geschwacht wurde Uberhaupt ist es grundsatzlich falsch Griechen als Sklaven zu halten Bei innergriechischen Konflikten sollen zivilisierte kriegsrechtliche Normen gelten Das Land des Gegners darf nicht verwustet werden Wohnstatten sind nicht niederzubrennen Zivilisten sind zu schonen Stets ist die Aussicht auf spatere Versohnung zu wahren und im Auge zu behalten alle unnotigen Feindseligkeiten sind zu vermeiden 49 Die Herrschaft der Philosophen und ihre Legitimation Bearbeiten Hauptartikel Ideenlehre Glaukon zweifelt nicht an den bedeutenden Vorteilen des geschilderten Modells Er mochte nun aber zur Erorterung der Frage ubergehen ob eine solche Staatsordnung utopisch bleiben muss oder doch verwirklicht werden kann Fur Sokrates ist das die dritte Woge der Problematik und Kritik die grosste und gefahrlichste Woge die gegen seinen Vorschlag heranrollt 50 Es geht um die Klarung des Verhaltnisses zwischen einem Ideal und dessen Verwirklichung die nur eine mehr oder weniger gelungene Annaherung sein kann Hierzu holt Sokrates weit aus denn er benotigt dafur Uberlegungen die zur Ideenlehre gehoren Das Muster in diesem Fall das Konzept des idealen Staates hat aus seiner Sicht einen ideellen Wert der nicht davon abhangt ob es in dieser Form auch in die Praxis umgesetzt werden kann Es ist eine Richtschnur fur die Praxis Jede Umsetzung ist gegenuber dem perfekten Ideal mangelhaft ob die Realisierung uberhaupt gelingen kann ist unklar Das mindert aber nicht den Wert des Ideals an dem sich die Umsetzungsversuche orientieren 51 Eine Voraussetzung ist nach Sokrates Ansicht unumganglich fur die Umwandlung eines bereits existierenden Staates in einen idealen Philosophisches Wissen und Befehlsgewalt mussen vereint werden Dies kann auf zwei Wegen geschehen Entweder ubernehmen Philosophen die Herrschaft oder die bereits regierenden Machthaber werden echte und grundliche Philosophen Wenn keines von beiden geschieht wird das Elend der gewohnten Verhaltnisse niemals enden Sokrates weiss dass diese Forderung seinen Zeitgenossen lacherlich erscheinen muss da sie dem gangigen Bild von Herrschern und von Philosophen widerspricht Der kritischen Sichtweise der Spotter stellt er eine eingehende differenzierte Darstellung seines Konzepts entgegen Er beschreibt was fur ihn einen Philosophen ausmacht und zur Herrschaft qualifiziert 52 Der Philosoph wortlich Weisheitsliebende ist dadurch charakterisiert dass er die Weisheit nicht nur bruchstuckhaft sondern ganz begehrt Sein Wissensdurst richtet sich nicht auf beliebige Fakten sondern auf die philosophisch relevante Wahrheit Diese will er moglichst in ihrer Gesamtheit anschauen Beispielsweise gilt sein Interesse nicht einzelnen schonen Dingen sondern er konzentriert es auf die Natur des Schonen das Schone selbst Das Schone schlechthin ist fur ihn keine blosse Abstraktion sondern eine objektiv existierende erkennbare Realitat Deren Schau ist Erkenntnis im eigentlichen Sinn sie verhalt sich zum Erfassen einzelner schoner Dinge wie ein Urteilen im Wachzustand zu Reaktionen eines Traumenden auf die Eindrucke die er im Traum empfangt Es handelt sich hier um den Gegensatz von Wissen und Meinen Das Meinen bestimmt Sokrates als ein Mittelding zwischen Wissen und Nichtwissen Das Wissen des Philosophen bezieht sich auf das Seiende auf die Wirklichkeit wahrend der Nichtphilosoph ein Meinender ist der seine Aufmerksamkeit einem halbdunklen Zwischenbereich zwischen dem was ist und dem was nicht ist zuwendet 53 Philosoph ist derjenige der das Einfache uberzeitlich Seiende das sich niemals andert erfassen kann Nichtphilosophen hingegen befassen sich nur mit der Mannigfaltigkeit der veranderlichen Einzeldinge Da ihnen das Allgemeingultige unzuganglich ist sind sie orientierungslos Auf dem Gebiet der Staatskunst der Wissenschaft von der Staatslenkung ist somit der Philosoph der der stets das gedankliche Muster des Idealstaates im Blick hat um sein Handeln in der politischen Praxis konsequent danach auszurichten Da das Ziel der Praxis eine moglichst gute Annaherung an das Ideal ist kann somit niemand anders als ein Philosoph befahigt sein einen optimal eingerichteten Staat zu regieren und dauerhaft im besten Zustand zu erhalten 54 Die Frage ist hier nur ob der Philosoph neben seiner Uberlegenheit im Theoretischen auch die erforderliche politische Befahigung mitbringt Sokrates bejaht dies Dabei macht er geltend beim Philosophen sei das Weisheitsstreben das seiner naturlichen Veranlagung entspreche unaufloslich mit den notwendigerweise dazugehorenden Charaktermerkmalen verbunden Wahrheitsliebe Besonnenheit Grosszugigkeit Furchtlosigkeit Bescheidenheit Umganglichkeit Gerechtigkeit und Fahigkeit zum Masshalten Ausserdem verfugten Philosophen uber ein gutes Gedachtnis denn wenn sie vergesslich waren konnten sie sich einer so anspruchsvollen Tatigkeit nicht mit Freude und Erfolg widmen Daher sind sie fahig und vertrauenswurdig man kann ihnen den Staat unbesorgt anvertrauen 55 Den Hintergrund dieser Behauptungen bildet das platonische Philosophieverstandnis Philosophie erschopft sich nicht im Nachdenken sie ist keine bloss intellektuelle Betatigung sondern immer auch eine Lebensweise 56 Adeimantos kann zwar gegen den Gedankengang des Sokrates nichts einwenden verweist aber auf gegenteilige empirische Beobachtungen Philosophen werden entweder als Scharlatane oder als anstandige aber verschrobene und untuchtige Menschen wahrgenommen Fur diesen Sachverhalt nennt Sokrates zwei Grunde erstens die Inkompetenz der Menge und der unwissenden Machthaber die den Wert der Philosophie nicht zu wurdigen wussten und zweitens das Auftreten von Scheinphilosophen die Schwatzer seien und die Philosophie in Verruf brachten Damit meint er die Sophisten gegen Entgelt unterrichtende Wanderlehrer die er fur unseriose Verfuhrer halt Sophistische Mentalitat sieht er als Ergebnis einer schlechten Erziehung und eines durch ungunstige Einflusse fehlgeleiteten Weisheitsstrebens Die grossen Verfuhrer und Ubeltater seien hochbegabt sie hatten unter forderlichen Bedingungen Philosophen werden konnen seien aber auf Abwege geraten Im Rahmen der bestehenden Verfassungen sei keine Besserung der Verhaltnisse in Sicht Dennoch ist Sokrates hinsichtlich der Moglichkeit eines Umschwungs optimistisch Er halt es fur moglich dass Sohne von regierenden Herrschern philosophisch veranlagt seien und nach ihrer Machtubernahme willens und fahig seien eine Verfassungsreform im erwunschten Sinne durchzufuhren 57 Die einzigartige Sonderstellung der Philosophen beruht fur Sokrates darauf dass sie ihre Gedanken auf das Gottliche und Wohlgeordnete richten und es bewundern und nachahmen wodurch sie selbst diese Beschaffenheit annehmen soweit das einem Menschen moglich ist 58 Die Ausbildung der Philosophenherrscher Bucher VI und VII Bearbeiten Die Idee des Guten als Richtschnur Bearbeiten Hauptartikel Das Gute Der nachste Aspekt der erortert wird ist die Auswahl und Ausbildung der Herrscher Geeignet sind nur philosophisch veranlagte Angehorige des Wachterstandes die Scharfsinn geistige Beweglichkeit und Lernbereitschaft mit charakterlicher Zuverlassigkeit verbinden Dass sie die vier Grundtugenden benotigen wurde bereits festgestellt Daruber hinaus gibt es aber ein noch hoheres ubergeordnetes Wissen das sie erlangen mussen um sich fur ihre Regierungstatigkeit zu qualifizieren Sokrates nennt es das hochste Lehrstuck Es geht um die Erkenntnis der Idee des Guten Das Gute selbst das metaphysische Prinzip des schlechthin Guten soll erfasst werden Daraus kann dann das Verstandnis von allem was die Tugenden und die Tuchtigkeit betrifft abgeleitet werden Die Bedeutung des Wissens vom Guten ist schon daraus ersichtlich dass jede Seele nach dem Guten strebt und um seinetwillen alle ihre Taten vollbringt wenngleich dies gewohnlich aus Unwissenheit auf verfehlte Weise geschieht Bei einzelnen Gutern wie dem Gerechten und Schonen geben sich viele mit dem blossen Anschein zufrieden das Gute hingegen wird immer als solches begehrt ein scheinbares Gutes kann niemanden befriedigen Dieses Erkenntnisobjekt ist allen anderen ubergeordnet denn erst seine Erfassung verschafft dem Denker den Massstab fur alles Ubrige Nur die Einsicht in das allgemeine Gute erschliesst ein korrektes Verstandnis der einzelnen guten Dinge und befahigt zu deren richtigem Gebrauch Die Annaherung an die Idee des Guten ist die grosste aller Herausforderungen 59 Da die Idee des Guten transzendent ist also jenseits des gewohnlichen Erfahrungs und Verstandnisbereichs liegt verzichtet Sokrates auf eine direkte Beschreibung Stattdessen wahlt er den Weg der Annaherung uber Gleichnisse die das Gemeinte veranschaulichen und das Verhaltnis des Wahrheitssuchers zur Idee des Guten beleuchten sollen Zuerst erzahlt er das Sonnengleichnis dann das Liniengleichnis und schliesslich zu Beginn des siebten Buches das Hohlengleichnis 60 Die drei Gleichnisse Bearbeiten Hauptartikel Sonnengleichnis Im Sonnengleichnis vergleicht Sokrates das Gute mit der Sonne Wie im Bereich des Sichtbaren die Sonne das Licht spendet so ist in der geistigen Welt das Gute die Quelle von Wahrheit und Wissen Wie die Sonne die einzelnen Dinge bescheint und damit sichtbar macht so strahlt die Idee des Guten gleichsam ein Licht aus das die Objekte geistiger Erkenntnis fur die Seele wahrnehmbar macht Diese geistige Sonne verleiht den Denkobjekten nicht nur ihre Erkennbarkeit sondern auch ihr Dasein und ihr Wesen Ousia Alle Inhalte des Denkens darunter auch die Tugenden verdanken der Idee des Guten ihre Existenz 61 Hauptartikel Liniengleichnis Das Liniengleichnis veranschaulicht die hierarchische Ordnung der verschiedenen Erkenntnisweisen und der ihnen zugeordneten Erkenntnisgegenstande anhand einer in vier Abschnitte eingeteilten vertikalen Linie Die Erkenntnisweisen sind nach ihrer Zuverlassigkeit die Erkenntnisgegenstande nach ihrem ontologischen Rang geordnet Das Spektrum reicht von blossen Mutmassungen bis zur Vernunfteinsicht noesis die zur hochsten Ebene des Erkennbaren aufsteigt wo das Voraussetzungslose die Idee des Guten zu finden ist Beim Aufstieg zum Voraussetzungslosen muss man von Voraussetzungen ausgehen die aber nur Hilfsmittel sind sie werden uberflussig wenn die hochste Ebene erreicht ist Dann wird das Voraussetzungslose seinerseits zum Ausgangspunkt fur die nunmehr korrekt fundierte Erkenntnis aller ihm untergeordneten Wissensbereiche 62 Hauptartikel Hohlengleichnis Das Hohlengleichnis soll den Sinn und die Notwendigkeit des philosophischen Bildungswegs der als Befreiungsprozess dargestellt wird illustrieren Der Weg gleicht dem Aufstieg aus einer unterirdischen Hohle die fur die sinnlich wahrnehmbare Welt der verganglichen Dinge steht zum Tageslicht das heisst zum rein geistigen Bereich des unwandelbaren Seins zum Reich der Ideen Die Menschheit befindet sich in der Hohle der Unwissenheit in der die Wirklichkeit nur schattenhaft wahrgenommen werden kann Es ist aber grundsatzlich moglich die Hohle zu verlassen und zur Erdoberflache emporzusteigen Dort konnen die Dinge so erfasst werden wie sie wirklich sind man kann sogar die Sonne die Idee des Guten erblicken Wenn man dies erreicht hat kann man mit dem neu erlangten Wissen freiwillig wieder hinabsteigen um den anderen den Ausweg zu zeigen 63 Der Aufstieg aus der Hohle versinnbildlicht die Aneignung philosophischer Bildung Sokrates betont dass dieser Vorgang nicht darin besteht dass gleichsam Blinden die Sehkraft verliehen wird Uber die Sehkraft verfugt jeder bereits Erforderlich ist nur dass sich die ganze Seele samt ihrem Auge umwendet Im Gleichnis bedeutet das dass sie erst unter kundiger Anleitung den Ausgang der Hohle findet dann den steilen Gang betritt der nach oben fuhrt und sich schliesslich an den Glanz des Tageslichts gewohnt 64 Wer aus der Hohle an die Erdoberflache gelangt ist kann dort bleiben ein gluckliches Leben fuhren und die Hohlenbewohner ihrem Schicksal uberlassen Wenn er dennoch in die Hohle zuruckkehrt um den anderen zu helfen und als Fuhrer zu dienen nimmt er grosse Unannehmlichkeiten in Kauf Er muss sich dann mit dem Unverstandnis der Masse auseinandersetzen wobei er sogar lebensgefahrlichen Anfeindungen ausgesetzt ist Eine Gegenleistung hat er von den Hohlenbewohnern nicht zu erwarten denn sie haben nichts zu bieten was fur ihn einen Wert darstellen konnte Daher ist die Ruckkehr fur ihn uberhaupt nicht attraktiv So verhalt es sich auch mit einem guten das heisst philosophisch gebildeten Staatsmann Er drangt sich nicht nach einer Fuhrungsaufgabe denn er weiss dass sie ihm nichts einbringt Vielmehr muss er uberredet werden Regierungsverantwortung zu ubernehmen und den Burgern damit einen Gefallen zu tun 65 Das Studienprogramm Bearbeiten Die Ausbildung der Herrscher umfasst zunachst das normale Erziehungsprogramm des Wachterstandes also musische Bildung und Gymnastik Uber diese Wachterausbildung hinaus benotigen sie fur ihre kunftige Regierungstatigkeit Schulung auf weiteren Wissensgebieten Auf die Einzelheiten geht Sokrates nun ein Erforderlich sind Kenntnisse in Arithmetik Geometrie Planimetrie und Stereometrie Astronomie und musikalischer Harmonielehre Diese Facher gehoren zur philosophischen Propadeutik da die Beschaftigung mit ihnen das Denken herausfordert Im Rahmen der Philosophenausbildung sind sie allerdings nicht auf die oberflachliche pragmatische Weise zu studieren die im gangigen Unterricht ublich ist und nur auf einzelne empirische Gegebenheiten abzielt Vielmehr muss ein vertieftes Verstandnis der jeweiligen theoretischen Grundlage erlangt werden damit das Fachwissen unter philosophischem Gesichtspunkt nutzbar wird Man erkennt dann die Gemeinsamkeit und Verwandtschaft der Facher und ubt sich im dialektischen Denken dem methodischen Vorgehen nach den Gesetzen der Logik Die Dialektik ist das letzte Lehrfach des philosophischen Bildungswegs Sie ist die hohe Kunst mit der philosophische Probleme bewaltigt werden Ein gut geschulter Dialektiker kann allein durch logische Folgerungen ohne Abstutzung auf die immer tauschende Empirie zur Wahrheit vordringen Er erfasst die wahre Natur der Dinge die dem Empiriker unzuganglich bleibt 66 Unter denen welche die propadeutische Ausbildung erhalten haben soll eine Vorauswahl derjenigen die sich fur die dialektische Schulung eignen getroffen werden Ihnen wird dann ab dem zwanzigsten Lebensjahr philosophischer Unterricht erteilt Nach Vollendung des dreissigsten Lebensjahrs findet unter dieser Elite eine weitere Auslese der Tuchtigsten statt Diese absolvieren ein funfjahriges vertieftes Philosophiestudium Anschliessend sollen sie in die Hohle zuruckkehren In den folgenden funfzehn Jahren haben sie sich in wichtigen staatlichen Amtern zu bewahren und ihre Fuhrungsqualitaten zu erproben Erst als Funfzigjahrige die sich sowohl im tatigen Leben als auch in der Wissenschaft bewahrt haben sind sie qualifiziert die Idee des Guten zu erfassen und fortan der Regierung anzugehoren 67 Staatsformen und Charaktertypen Bucher VIII und IX Bearbeiten Im achten Buch wendet sich Sokrates den einzelnen Staatsformen zu um sie im Licht der nunmehr gewonnenen Einsichten zu untersuchen Jeder Staatsform entspricht ein bestimmter im Staat jeweils dominierender Charaktertyp Es handelt sich um funf Grundtypen die als solche zu untersuchen sind daneben bestehen Mischformen Das Entwicklungsmodell das Sokrates nun vorstellt basiert auf der Vorstellung eines historischen Prozesses der schrittweise von der besten zur schlechtesten Verfassung fuhrt 68 Es soll aber kein empirisches Bild einer zwingend in diesen Phasen verlaufenden Geschichte geben sondern nur modellhaft Gesetzmassigkeiten aufzeigen 69 Aristokratie Bearbeiten Der erste Grundtyp die beste Verfassung ist die Aristokratie wortlich Herrschaft der Besten Damit meint Sokrates nicht im neuzeitlichen Sinne des Wortes eine Herrschaft des Erbadels sondern wie der Name besagt die Staatslenkung durch eine qualifizierte Elite eine Auslese der fahigsten Burger In einem solchen Staat sind ethisch hochstehende gerechte Menschen an der Regierung Das Muster dafur ist der bereits beschriebene standisch gegliederte Idealstaat mit einer Oberschicht ohne Privateigentum Auf der seelischen Ebene entspricht dem die Lenkung durch die Vernunft 70 Timokratie Bearbeiten Wenn im aristokratischen Staat die Regeln die seine Stabilitat gewahrleisten vernachlassigt werden konnen Unqualifizierte in Fuhrungspositionen gelangen Dadurch kommt es zu Zwietracht in der Burgerschaft Der schlechtere Teil der Oberschicht drangt zum Besitz von Land Gold und Silber der bessere Teil widersetzt sich dem muss aber einen Kompromiss schliessen um einen Burgerkrieg zu vermeiden Gold und Silber bleiben der Oberschicht zwar verboten aber Land und Hauser die bisher den Bauern und Gewerbetreibenden gehorten werden unter den Kriegern aufgeteilt Der unterste Stand der weiterhin die Last der Produktion zu tragen hat wird unterjocht aus freien Bauern werden Knechte So wird aus der Aristokratie eine Timokratie eine Herrschaft der Angesehenen wobei das Ansehen nicht wie bisher von der Leistung sondern vom Grundbesitz abhangt Es entstehen Verhaltnisse wie sie in Sparta und den kretischen Stadten zu beobachten sind Militarische Belange treten in den Vordergrund Leidenschaftliche Geldgier macht sich geltend heimlich wird das Edelmetallverbot missachtet Die Merkmale des in dieser Staatsordnung dominierenden Charaktertyps sind Streitsucht und Ehrgeiz In der Seele entspricht diesem Zustand die Vorherrschaft des muthaften Teils 71 Oligarchie Bearbeiten Die nachste Stufe des Prozesses ist die Entstehung einer oligarchischen Verfassung Die Oligarchie wortlich Herrschaft von Wenigen beruht auf dem Grundsatz dass die Macht an die Finanzkraft gekoppelt ist Die Anhaufung von Geldvermogen wird nicht nur generell zugelassen sondern ermutigt denn der Reichtum wird zum Kriterium fur den Einfluss im Staat erhoben Die Gesellschaft ist nun nicht mehr in Stande mit unterschiedlichen Aufgaben und Qualifikationsanforderungen gegliedert sondern in Vermogensklassen Die oberste Vermogensklasse regiert sozialer Aufstieg hangt vom Besitz ab Infolgedessen dominiert in der gesamten Gesellschaft ein ungehemmtes Bereicherungsstreben Arme und Reiche treten einander wie feindliche Parteien gegenuber Amter werden nicht mehr nach Qualifikation besetzt Bettlerwesen und Verbrechertum breiten sich aus Wucher wird praktiziert Der habgierige unsoziale zur Unehrlichkeit neigende und um sein Vermogen zitternde Geschaftsmann und der zugellose im Luxus aufgewachsene junge Verschwender sind die markanten Typen die diese Gesellschaft pragen Die Oberschicht ist parasitar In den Seelen herrscht der triebhafte begehrende Seelenteil wenngleich die herrschenden Oligarchen den Anschein der Redlichkeit wahren und einen Teil ihrer Begierden unterdrucken 72 Demokratie Bearbeiten Die nachste Stufe der historischen Entwicklung ist fur Sokrates die Demokratie die Staatsform seiner Heimatstadt Athen Den Keim zu ihrer Entstehung bilden die sozialen Spannungen im oligarchischen Staat in dem immer mehr Burger in die Verschuldung und Armut absinken Die Armen sind erbittert Sie erkennen die Schwache der oligarchischen Herrenschicht der die Kampfkraft abhandengekommen ist Davon ermutigt fuhren sie einen Umsturz herbei was nicht ohne Blutvergiessen abgeht 73 Nach der neuen demokratischen Verfassung werden die Amter gewohnlich durch Losentscheid vergeben ein Qualifikationsnachweis ist nicht erforderlich Neben der Redefreiheit geniessen die Burger zahlreiche weitere Freiheiten 74 niemand muss in den Krieg ziehen oder ein Amt ubernehmen alles geschieht auf freiwilliger Basis Gesetzliche Vorschriften werden missachtet verhangte Strafen teils nicht vollstreckt wodurch die Gesellschaft einen anarchischen Zug erhalt Ubermut Verschwendungssucht Schamlosigkeit und Haltlosigkeit kennzeichnen die Lebensweise der tonangebenden Kreise in der demokratischen Gesellschaft 75 Der Untergang der Demokratie Bearbeiten Als letztes Stadium geht aus der Demokratie die Tyrannenherrschaft hervor Das Hauptmerkmal der demokratischen Gesinnung der unbeschrankte Freiheitswille wird den Demokraten letztlich zum Verhangnis da sich die Freiheit zur Anarchie steigert Der demokratische Burger ist nicht gewillt eine Autoritat uber sich anzuerkennen Die Regierenden schmeicheln dem Volk Niemand ist bereit sich unterzuordnen Auslander sind den Stadtburgern gleichberechtigt Kinder gehorchen nicht sie respektieren weder Eltern noch Lehrer und sogar Pferde und Esel schreiten frei und stolz einher und erwarten dass man ihnen aus dem Weg geht 76 Dieser Zustand der hochsten Freiheit schlagt schliesslich in die harteste Knechtschaft um Den Ausgangspunkt der Wende bildet der Gegensatz zwischen Armen und Reichen der weiterhin besteht aber nun nicht mehr wie in der Oligarchie von der herrschenden Doktrin legitimiert wird Die Vermogensunterschiede stehen im Gegensatz zum demokratischen Gleichheitsdenken Die Masse der relativ Armen ist sich ihrer Macht im demokratischen Staat bewusst Gern folgt sie einem Agitator der eine Umverteilung des Reichtums fordert die Reichen einer oligarchischen Gesinnung beschuldigt und entschlossene Anhanger um sich schart Dadurch sehen sich die Besitzenden bedroht sie beginnen tatsachlich oligarchische Neigungen zu entwickeln und trachten dem Agitator nach dem Leben Dieser lasst sich nun zu seinem Schutz vom Volk eine Leibwache bewilligen womit er sich eine Machtbasis verschafft Die Reichen fliehen oder werden umgebracht Der Weg zur Alleinherrschaft des Agitators der nun zum Tyrannen wird ist frei 77 Die Entwicklung der Tyrannis Bearbeiten In der Anfangsphase seiner Herrschaft tritt der neue Tyrann volksfreundlich auf Er verhalt sich milde erlasst Schulden verteilt konfisziertes Land und belohnt seine Anhanger Nachdem er seine Herrschaft stabilisiert und einige Gegner beseitigt hat ist sein nachster Schritt einen Krieg zu beginnen Damit lenkt er die Aufmerksamkeit auf einen ausseren Feind demonstriert seine Unentbehrlichkeit als Befehlshaber und verhindert dass sich eine Opposition gegen ihn formiert Mogliche Gegner raumt er aus dem Weg indem er sie an die Front schickt Jeder Tuchtige ob Freund oder Feind erscheint ihm als Gefahr die beseitigt werden muss Da sich in der Burgerschaft zunehmend Hass auf den Tyrannen ansammelt verstarkt er seine Leibgarde mit Soldnern und ehemaligen Sklaven die ihm personlich ergeben sind Der Unterhalt dieser Truppe verursacht hohe Kosten Zu deren Deckung werden zunachst die Tempel geplundert dann Steuern erhoben Das Volk ist aus der masslosen Freiheit in die ubelste und bitterste Sklaverei geraten Bei den Tragodiendichtern findet der Tyrann allerdings Beifall denn sie bekommen von ihm Honorare und Ehren 78 Analyse der Personlichkeitsstruktur des Tyrannen Bearbeiten Im neunten Buch der Politeia geht Sokrates zu einer ausfuhrlichen Beschreibung der Personlichkeit des Tyrannen uber Davon ausgehend wendet er sich der Frage zu wie Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit mit Gluck und Ungluck zusammenhangen Einleitend weist Sokrates auf die wilden tierischen Triebe hin die jedem Menschen angeboren seien Sie konnten in Traumen wenn die Hemmung durch die Vernunft wegfalle unverhullt hervortreten etwa indem der Traumende einen Inzest oder Mord begehe Nach Sokrates Darstellung erhalten diese Triebe in manchen jungen Mannern die in einem demokratischen Staat orientierungslos aufwachsen eine besondere perverse Auspragung Das geschieht wenn Trunksucht erotische Suchtigkeit und eine Gemutskrankheit die Melancholie zusammentreffen Diese Konstellation schafft die Disposition zum Tyrannen Kostspielige Ausschweifungen brauchen die Geldmittel des Junglings auf er gerat in Schulden und greift daher nach dem elterlichen Besitz den er sich durch Diebstahl und Betrug oder sogar gewaltsam aneignet Vielfache Raubtaten folgen Ahnlich Gesinnte machen ihn zu ihrem Anfuhrer wenn er die starkste Tyrannenpersonlichkeit unter ihnen ist Freundschaft mit seinen Gefahrten und Treue zu ihnen kennt er aber nicht da er niemandes Freund sein kann sondern nur entweder Herr oder Knecht Schliesslich ergreift er die Macht und versklavt seine Heimatstadt 79 Glucklich kann der Tyrann dabei nicht sein denn das Ungluck das er uber seine Mitburger bringt spiegelt sich in seiner eigenen Seele Diese ist ebenso beschaffen wie der von ihm regierte Staat Der beste Teil in ihr ist geknechtet und der ubelste und verruckteste herrscht Daher kann sie nicht tun was sie eigentlich will sondern wird zum Spielball heftiger qualender Impulse der Furcht und der Reue und der Raserei der Begierden Das bedeutet dass sie von Leid erfullt ist Der Tyrann ist der unglucklichste Mensch Er sitzt faktisch in einem Gefangnis da er von lauter Gefahren umgeben ist und sich auf niemand wirklich verlassen kann Sicherheitsbedenken schranken seine Bewegungsfreiheit ein an eine Auslandsreise kann er nicht denken Bei ihm ist die naturliche Rangordnung der Luste in ihr Gegenteil verkehrt Die wahre Lust die nur Weisheit dem Menschen verschaffen kann ist ihm vollig unbekannt und unerreichbar und die niedrigsten Luste die ganzlich illusorisch sind beherrschen sein Leben Den Gegenpol dazu bildet der Philosoph der alle Luste aus Erfahrung kennt und beurteilen kann und die beste gewahlt hat Er ist der glucklichste Mensch Wenn er sich politisch betatigt orientiert er sich am Ideal des besten Staates Nur fur dieses interessiert er sich auch wenn es nirgends verwirklicht ist es ist gleichsam als Musterbild im Himmel aufgestellt fur den der es sehen will 80 Staat und Dichtung im Licht der Ideenlehre Buch X Bearbeiten Nach der Besprechung der Staatsformen und Charaktertypen kommt Sokrates auf die Rolle der Dichtung zuruck Die Analyse der Seelenteile bestarkt ihn in seiner Uberzeugung dass die Dichtung soweit sie nachahmende Kunst ist eine verderbliche Wirkung hat und in einem gut organisierten Staat nicht zugelassen werden darf Zur schadlichen Dichtung zahlt Sokrates auch die Epen Homers was er allerdings wegen der ungeheuren Autoritat dieses Dichters nur zogernd vorbringt 81 Bei der Begrundung dieser schockierenden These kommt wiederum die Ideenlehre ins Spiel die nun naher erlautert aber nicht systematisch ausgefuhrt wird 82 Ihr zufolge haben alle einzelnen verganglichen Sinnesobjekte als Beispiele nennt Sokrates Stuhle und Tische Urbilder das heisst vollkommene unveranderliche geistige Muster nach denen sie gestaltet sind Jede Art von Objekten hat ein eigenes Urbild die ihr zugeordnete platonische Idee So ist das Urbild aller Tische die Idee des Tisches an ihr orientiert sich der Schreiner wenn er einen Tisch anfertigt 83 Wenn nun ein Maler einen Stuhl malt so orientiert er sich dabei im Gegensatz zum Schreiner nicht an der Idee des Stuhls sondern an einem physischen Stuhl dessen Bild er auf eine Flache projiziert Das heisst er erzeugt ein Abbild eines Abbilds also etwas was wesentlich unvollkommener und dem Original der Idee ferner ist als das was ihm als Vorbild dient Das zweidimensionale Gemalde ahmt nicht den dreidimensionalen Stuhl nach sondern dessen Erscheinungsbild Dies gilt nicht nur fur die Malerei sondern fur alle nachahmenden Kunste auch fur die Dichtung Wenn beispielsweise Homer in einem Epos die Taten eines Feldherrn schildert bildet er dichterisch dessen Eigenschaften ab die ihrerseits Abbilder der ihnen zugeordneten Ideen sind Der Dichter erzeugt also Abbilder von Abbildern An die Stelle von Taten treten Worte Homer selbst war kein Feldherr und verstand nichts von Kriegskunst Er konnte die Grosstaten die in seinem Epos beschrieben sind nicht ausfuhren anderenfalls hatte er selbst solche Taten vollbracht statt Leistungen anderer zu preisen Die Dichter praktizieren und verstehen das was sie darstellen nicht selbst sie sind keine Fachleute Sie konnen zwar schildern aber weder vollbringen noch erklaren Daher kommt ihnen keine Autoritat zu Ausserdem wirken ihre Werke auf den unvernunftigen Seelenbereich ein und verleiten das Publikum zum Kultivieren fragwurdiger Affekte Die einzige Dichtung die Sokrates gutheisst sind Gotterhymnen und Loblieder auf vorbildliche Personlichkeiten 84 Der Gesichtspunkt der Unsterblichkeit Buch X Bearbeiten Die Unsterblichkeit der Seele Bearbeiten Zum Schluss kommt Sokrates auf die Unsterblichkeit der Seele zu sprechen Sie bildet aus seiner Sicht den Hintergrund der Bemuhungen um Tugend und Tuchtigkeit stellt sie in einen grosseren Zusammenhang und verleiht ihnen einen tieferen Sinn den es sonst wegen der Kurze des Lebens nicht gabe 85 Einen Hinweis auf die Unsterblichkeit bietet das Verhaltnis der Seele zu den Ubeln von denen sie betroffen ist Das Merkmal der verganglichen Dinge ist dass die Ubel die sie befallen sie nicht nur schadigen sondern auch zerstoren konnen So zerstort eine Krankheit den Leib der Mehltau das Getreide die Faulnis das Holz der Rost das Eisen Diesen Ubeln entsprechen bei der Seele Ungerechtigkeit Zuchtlosigkeit Feigheit und Unwissenheit Der Unterschied zu den materiellen Objekten ist jedoch dass die schadlichen Faktoren die Seele zwar moralisch schwer beeintrachtigen aber nicht auflosen konnen Sie geht daran nicht zugrunde sie stirbt nicht an der Ungerechtigkeit Ihre Ubel setzen ihr ausserlich zu und umgeben sie wie eine dicke Kruste von der sie entstellt wird konnen sie aber nicht vom Sein ins Nichtsein uberfuhren Die Kruste kann entfernt werden 86 Der Mythos vom Schicksal im Jenseits und im Diesseits Bearbeiten Die Ausfuhrungen uber die Unsterblichkeit rundet Sokrates mit einem Jenseitsmythos ab Dieser druckt auf anschauliche Weise aus dass die Gerechten im Jenseits belohnt und die Ungerechten zur Verantwortung gezogen werden Zwar bedarf die Gerechtigkeit keiner Belohnung da sie selbst der Lohn der Gerechten ist doch erhalten die Seelen der Guten von den Gottern die Wertschatzung die ihnen gebuhrt 87 Der Mythos handelt von der Jenseitserfahrung eines Kriegers des Pamphyliers Er der im Kampf gefallen war Seine Leiche wurde zur Feuerbestattung vorbereitet doch als sie schon auf dem Scheiterhaufen lag kehrte die Seele in den Leib zuruck und Er wurde wieder lebendig Nun erzahlte er was seine Seele im Jenseits erlebt hatte Zusammen mit anderen Verstorbenen war sie vor ein Totengericht gekommen das die Gerechten von den Ungerechten trennte Im Unterschied zu den anderen empfing sie dort aber kein Urteil sondern erhielt die Anweisung zu beobachten und dann zuruckzukehren und den Lebenden Bericht zu erstatten 88 Nach der Darstellung des Er werden die Seelen der Gerechten in den Himmel geschickt die der Ungerechten in ein unterirdisches Totenreich wo es ihnen ubel ergeht In diesen Bereichen des Jenseits bleiben sie bis sie ihre Belohnungen oder Strafen empfangen haben dann kehren sie zuruck Die aus beiden Bereichen Zuruckkehrenden erzahlen einander was sie erlebt haben 89 Die Seelen die zum Himmel aufsteigen gelangen unterwegs zur Spindel der Notwendigkeit einem gigantischen Instrument das sich gleichformig dreht Durch die Spindel werden die Drehungen aller Himmelsspharen um die Erde den Mittelpunkt des Universums in Gang gehalten Dort sitzen die drei Moiren Schicksalsgottinnen Klotho Lachesis und Atropos 90 Lachesis nimmt die Seelen die ihren Jenseitsaufenthalt beendet haben gruppenweise in Empfang Die zuruckkehrenden Seelen mussen im Rahmen der Seelenwanderung wieder in irdische Leiber eintreten Es gibt jeweils eine Anzahl von vorgegebenen Rollen kunftigen Lebensumstanden und Schicksalen die fur eine Gruppe von Seelen zur Verfugung stehen und die Zahl der Rollen ist viel grosser als die der Seelen Die Zuteilung erfolgt durch ein Verfahren das Verlosung und Auswahl mischt Jede Seele erhalt ein Los Die Lose enthalten die Reihenfolge in der die Seelen aus der Menge der Lebensrollen jeweils eine fur sich auswahlen konnen Wer das beste Los erhalt kommt als Erster an die Reihe und hat somit freie Wahl der Letzte muss mit einer Rolle Vorlieb nehmen die niemand sonst gewollt hat 91 Die Rolle der letzten Seele ist zwar von den anderen verschmaht worden aber das bedeutet nicht dass sie schlecht ist Manche Seelen treffen eine torichte Wahl und fugen sich selbst damit schweren Schaden zu So beobachtete Er dass der der das beste Los zog sich leichtsinnig das verhangnisvolle Dasein des grossten Tyrannen aussuchte da er von der Macht fasziniert war Seelen die aus dem Himmel zuruckkehren wahlen oft unuberlegt da sie sorglos sind wahrend die aus der Unterwelt Zuruckkehrenden meist umsichtig entscheiden da das erlittene und bei anderen miterlebte Leid sie nachdenklich gemacht hat 92 Sokrates beendet die Erzahlung des Mythos mit der Ermahnung stets Gerechtigkeit zu uben und der Vernunft zu folgen 93 Politischer und philosophischer Gehalt BearbeitenEin Hauptthema der Forschungsdiskussion ist die Frage ob das Modell des Idealstaats als reine Utopie gedacht war deren Verwirklichung Platon nicht ernstlich in Betracht gezogen hat oder ob er beabsichtigt hat die Umsetzung als praktikabel erscheinen zu lassen Daruber gehen die Meinungen weit auseinander Fur beide Interpretationsweisen bietet der Text Anhaltspunkte Die Frage der Praktikabilitat wird im Dialog verschiedentlich erortert wobei unterschiedliche Sichtweisen zur Geltung kommen Das Spektrum der modernen Deutungen reicht von der Annahme dass Platon die Undurchfuhrbarkeit aufzeigen wollte bis zur Hypothese dass er eine konkrete Handlungsvorlage fur eine zeitgenossische Verfassungsreform geben wollte Einige Interpreten darunter Leo Strauss sind sogar der Ansicht es handle sich um eine Antiutopie die Platon weder fur moglich noch fur wunschenswert gehalten habe seine Darstellung des utopischen Staates als Ideal sei ironisch zu verstehen Einer Forschungsrichtung zufolge war Platons Hauptanliegen nicht politisch sondern ethisch das Staatsmodell ist nicht als politisches Programm sondern als Symbol fur erstrebenswerte innerseelische Verhaltnisse zu verstehen 94 Lebhaft diskutiert wird auch die Interpretation der fundamentalen Dichterkritik von Platons Sokrates Diese macht einen zwiespaltigen Eindruck Sokrates weist auf einen alten Streit hin der zwischen Philosophie und Dichtung bestehe 95 Einerseits tragt er seine Dichterkritik wiederholt mit grossem Nachdruck vor und begrundet sie eingehend andererseits relativiert er sie Er bekennt dass er seit seiner Jugend Liebe und Ehrerbietung fur Homer empfinde 96 druckt sein Bedauern daruber aus dass fur die Dichter im Idealstaat kein Platz sei und betont dass er sich gern uberzeugen lasse falls es Dichtern oder Dichterfreunden gelinge zu zeigen dass die Dichtung doch eine nutzliche Funktion in der Gesellschaft erfulle 97 Ein Thema moderner philosophischer Debatten ist die Bedeutung der von Sokrates empfohlenen edlen Luge der Erfindung von Mythen und unzutreffenden Behauptungen durch die Philosophenherrscher zum Zweck einer heilsamen Einflussnahme auf die Gemuter der Regierten Diese Problematik ist in die Frage nach dem philosophischen Verstandnis von Wahrheit und Fiktionalitat eingebettet Dabei geht es um die Funktion der Mythen in Platons Diskurs das Verhaltnis zwischen buchstablicher und symbolischer Wahrheit und das Spannungsverhaltnis zwischen der edlen Luge und der von Platon ebenfalls empfohlenen Wahrheitsliebe Platon akzeptiert und empfiehlt Mythen und im buchstablichen Sinn unzutreffende Behauptungen wenn sie im Dienst einer aus seiner Sicht hoherrangigen Wahrheit stehen Die hoherrangige philosophische Wahrheit ist an und fur sich gut und immer erstrebenswert Nichtphilosophische Wahrheiten hingegen sind nach ihrem jeweiligen Nutzen zu beurteilen sie sind nur dann wertvoll wenn sie ein tugendhaftes Verhalten fordern 98 Kai Trampedach weist auf die Antipolitik des Idealstaats hin der sich im scharfsten Widerspruch zum gemeingriechischen Begriff des Politischen befinde da er Burgerstatus Waffendienst und Herrschaftsbefugnis restlos und grundsatzlich voneinander scheide Nicht nur im untersten Stand sondern auch bei den Wachtern habe das eigentlich Politische keinen Raum und sogar bei den Herrschern fehle ein Raum kommunikativer Entscheidungsfindung Der aufgrund des Wissens bestehende Konsens der Philosophenherrscher lasse der Politik keinen Ansatzpunkt und mache politische Institutionen uberflussig 99 Kontrovers diskutiert wird Platons Verstandnis der Rolle der Frau in Staat und Gesellschaft Eine Forschungsrichtung deren Wortfuhrer Gregory Vlastos 100 ist betrachtet ihn als Feministen Andere Forscher insbesondere Julia Annas widersprechen dieser Bezeichnung nachdrucklich Wesentlich ist hierbei wie man den Begriff Feminismus definiert Im heute ublichen Sinn des Begriffs ist Platons Position nicht feministisch doch nach dem Massstab der damaligen Verhaltnisse und Denkweisen erscheint er als Befurworter einer Frauenemanzipation denn er wollte den Frauen den Zugang zu allen Amtern im Idealstaat offnen In Anbetracht des damaligen Status der Frauen waren Platons Vorschlage umwalzend denn im demokratischen Athen konnten Frauen nicht an der Volksversammlung teilnehmen oder politische Amter ausuben Ausserdem war in der Oberschicht die Rolle der Frauen weitgehend auf die Erfullung hauslicher Aufgaben beschrankt und sie hatten kaum Bildungsmoglichkeiten Fur die Wachterinnen im Idealstaat hingegen war Einbeziehung ins offentliche Leben vorgesehen 101 Die Abschaffung des Privateigentums bei den Wachtern und den Herrschern wird oft mit der Okonomie des modernen Kommunismus verglichen In diesem Zusammenhang ist Platon als erster Kommunist bezeichnet worden In der neueren Forschung wird aber betont dass im Idealstaat der unterste Stand der fur die gesamte Guterproduktion zustandig ist privatwirtschaftlich organisiert ist und insbesondere keinerlei Kollektivierung der Landwirtschaft vorgesehen ist Daher ist die Bezeichnung Kommunismus unpassend 102 Von zentraler Bedeutung ist Platons Definition der Gerechtigkeit als Ordnungsprinzip in der Seele und infolgedessen auch im Staat Dadurch unterscheidet sich sein Gerechtigkeitsbegriff grundlegend von allen Ansatzen die Gerechtigkeit mit Bezug auf soziales Verhalten definieren Zwar ergibt sich fur Platon aus dem Vorhandensein gerechter Ordnung zwangslaufig ein tugendhaftes soziales Handeln doch konstituiert dieses nicht die Gerechtigkeit sondern ist nur eine Auswirkung von ihr 103 Umstritten ist ob Platons Sokrates bei seiner Verteidigung der Gerechtigkeit einen Fehlschluss aufgrund von Homonymie fallacy of equivocation begeht indem er den Begriff Gerechtigkeit in seiner Argumentation nicht immer im selben Sinn gebraucht sondern teils im Sinn des damals gangigen Verstandnisses vulgar justice teils im Sinne seines eigenen Platonic justice 104 Eine wesentliche Neuerung in der Politeia ist die Einfuhrung des Modells der dreigeteilten Seele In fruheren Werken hatte Platon die Seele als Einheit behandelt Die eingehende Begrundung des neuen Modells das die irrationalen Krafte in der Seele erklaren soll ist wohl auf die Neuartigkeit des Gedankens zuruckzufuhren Schwierig zu bestimmen ist das Verhaltnis des Dreiteilungsmodells zur Unsterblichkeitslehre intensiv diskutiert wird die Frage wie Platon die Dreiteiligkeit der Seele mit ihrer Einheit Unzerstorbarkeit und korperfreien Existenz vereinbart hat 105 nbsp Platon romische Kopie des griechischen Platonportrats des Silanion Glyptothek Munchen Entstehung und historischer Hintergrund BearbeitenDie Umstande und Phasen der Entstehung des Werks und damit auch der in Betracht kommende Zeitraum sind schwer zu ermitteln und stark umstritten Verbreitet ist in der Forschung die Ansicht dass Platon uber einen langeren Zeitraum daran gearbeitet hat Verschiedentlich ist versucht worden einzelne Entstehungsphasen zu rekonstruieren Viel Anklang hat die Hypothese gefunden dass das erste Buch das stilistische Besonderheiten aufweist deutlich fruher als der Rest geschrieben wurde Auf Widerspruch ist hingegen die weiter reichende Vermutung gestossen das erste Buch sei ursprunglich als eigenstandiger Dialog mit dem Titel Thrasymachos konzipiert worden Eine andere Hypothese weist dem letzten Buch eine Sonderstellung zu es sei nachtraglich hinzugefugt worden Diese Meinung wird aber in der neueren Forschung nur von einer Minderheit vertreten 106 Ubereinstimmung besteht daruber dass die Politeia in Platons mittlere Schaffensperiode gehort Sofern das erste Buch ursprunglich als separates Werk entstanden ist kann es in die Nahe der fruhen Dialoge geruckt werden Den Hauptteil setzen die meisten Datierungsansatze in den Zeitraum zwischen ca 390 v Chr und ca 370 v Chr vereinzelt ist fur das letzte Buch spate Entstehung nach 370 angenommen worden 107 Die heute ubliche Einteilung des Dialogs in zehn Bucher stammt nicht von Platon Sie wirkt kunstlich und ist vor dem Beginn der romischen Kaiserzeit nicht bezeugt 108 Eine altere Einteilung in sechs Bucher geht auf den Gelehrten Aristophanes von Byzanz zuruck der im spaten 3 und fruhen 2 Jahrhundert v Chr tatig war Textuberlieferung Bearbeiten nbsp Der Anfang der Politeia in der altesten erhaltenen mittelalterlichen Handschrift Paris Bibliotheque Nationale Gr 1807 9 Jahrhundert Aus der Antike sind nur einige Papyrus Fragmente aus der romischen Kaiserzeit 109 sowie ein kleines Fragment einer schlechten koptischen Ubersetzung aus der Sammlung der Nag Hammadi Schriften erhalten 110 Die 53 mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Handschriften die den Text ganz oder teilweise uberliefern stammen grosstenteils aus dem Zeitraum vom 13 bis zum 16 Jahrhundert Die alteste von ihnen der Codex A entstand im 9 Jahrhundert im Byzantinischen Reich 111 Rezeption BearbeitenSowohl in der Antike als auch in der Neuzeit bis in die Gegenwart hat die Politeia eine intensive Nachwirkung entfaltet Besondere Beachtung finden dabei seit jeher die Gutergemeinschaft die Aufhebung der Familie die Philosophenherrschaft und die vernichtende Kritik an den Dichtern Sie haben zu einer Vielzahl von Urteilen und Kontroversen Anlass gegeben Antike Bearbeiten Schon in der Antike galt die Politeia als eines der wichtigsten Werke Platons Sein Schuler Aristoteles betrachtete das Staatsmodell nicht als Gedankenexperiment sondern kritisierte es als ernst gemeintes politisches Projekt Die tiefe Meinungsverschiedenheit der beiden Philosophen betraf nicht nur die Umsetzung des Vorhabens sondern schon die Zielsetzung Aristoteles hielt das Ziel im Staat Einheit herzustellen fur prinzipiell verfehlt denn ein Staat konne nicht in dem von Platon gemeinten Sinne eine Einheit sein Das Vorhaben zwecks Schaffung eines Einheitsbewusstseins Besitzunterschiede und familiare Bindungen zu beseitigen sei zum Scheitern verurteilt denn Menschen ohne Privatbesitz und Familie wurden ihre Loyalitat nicht der staatlichen Gemeinschaft zuwenden sondern im Gegenteil kein Interesse am Gemeinwohl und an der nachsten Generation zeigen Die Aufhebung des Privatbesitzes widerspreche einem Grundzug der menschlichen Natur und verunmogliche die Freigebigkeit Ausserdem lehnte Aristoteles die Ideenlehre ab Er kritisierte Platon habe es versaumt die Erziehung und die politischen und okonomischen Verhaltnisse der Bauern und Handwerker zu klaren es musse zu Konflikten zwischen den Erwerbstatigen und den Wachtern kommen Die in der Politeia geschilderte Abfolge der Verfassungen hielt Aristoteles fur willkurlich und schlecht begrundet empirisch seien auch andere Umschwunge zu beobachten 112 Auch in der Schule des Aristoteles dem Peripatos setzte man sich mit der Politeia auseinander Aristoteles Schuler Theophrast fertigte einen Auszug aus dem Dialog in zwei Buchern an ein weiterer Aristoteles Schuler Klearchos von Soloi verfasste eine Schrift Uber das in Platons Politeia mathematisch Dargestellte 113 Zu den Platonikern die in der Zeit des Mittelplatonismus die Politeia oder zumindest einen Teil des Dialogs kommentierten zahlten Derkylides Theon von Smyrna Lukios Kalbenos Tauros Albinos Numenios von Apameia und Harpokration von Argos 114 Alle Kommentare der Mittelplatoniker sind verloren aus einigen sind vereinzelte Fragmente uberliefert Zenon von Kition der Begrunder der Stoa schrieb eine Politeia ein heute bis auf Fragmente verlorenes Jugendwerk das offenbar seine Antwort auf Platons Staatsmodell war 115 Im Zeitalter des Hellenismus und in der romischen Kaiserzeit nahmen eine Reihe von Autoren kritisch zur Politeia Stellung Teils wiesen sie auf die fehlende praktische Relevanz der Utopie hin Polybios Athenaios teils entrusteten sie sich uber die Verbannung der Dichter aus dem Idealstaat Kritiker von Platons dichtungsfeindlicher Haltung waren neben Athenaios der Stoiker Herakleitos der sich in seinen Quaestiones Homericae ausserte der Rhetor und Literaturkritiker Dionysios von Halikarnassos und der Redner Maximos von Tyros 116 Der Epikureer Kolotes von Lampsakos wohl um 320 v Chr der als scharfer Gegner Platons hervortrat verfasste eine Schrift gegen den Er Mythos Er meinte dieser Mythos habe ursprunglich nicht von Er sondern von Zarathustra gehandelt Zarathustra sei der Erfinder der Erzahlung die Platon spater adaptiert habe Ausserdem bemangelte Kolotes Platons Stil 117 Chrysippos von Soloi der im spaten 3 Jahrhundert v Chr Schulhaupt der Stoa war schrieb eine gegen Platon gerichtete Abhandlung uber die Gerechtigkeit in der er einzelne in der Politeia dargelegte Positionen angriff Cicero orientierte sich in seinem Dialog De re publica am Vorbild von Platons Darstellung des Idealstaats 118 In seinen Tusculanae disputationes billigte Cicero die in der Politeia dargelegte Entscheidung eine padagogisch schadliche Dichtung nicht zuzulassen 119 In der Tetralogienordnung der Werke Platons die anscheinend im 1 Jahrhundert v Chr eingefuhrt wurde gehort die Politeia zur achten Tetralogie Der Philosophiegeschichtsschreiber Diogenes Laertios zahlte sie zu den politischen Schriften und gab als Alternativtitel Uber das Gerechte an Dabei berief er sich auf eine heute verlorene Schrift des Mittelplatonikers Thrasyllos 120 Der Stoiker Epiktet berichtet dass die Politeia bei den Romerinnen wegen der Ausfuhrungen uber die Frauen eine beliebte Lekture war 121 Der im 2 Jahrhundert lebende Rhetor und Musiktheoretiker Dionysios von Halikarnassos der nicht mit dem gleichnamigen Schriftsteller der augusteischen Zeit zu verwechseln ist verfasste eine Schrift mit dem Titel Welche Stellen in Platons Politeia musikalisch zu verstehen sind die funf Bucher umfasste 122 In der Fruhzeit des Neuplatonismus wurde die Politeia eifrig studiert Der Neuplatoniker Porphyrios schrieb ein grosses Kommentarwerk zu dem Dialog Amelios Gentilianos legte jedenfalls einzelne Stellen aus doch ist unklar ob seine uberlieferten Ausserungen aus einem von ihm verfassten Kommentar stammen In den Schulen der spatantiken Neuplatoniker Iamblichos und Proklos gehorte die Politeia wegen ihrer Lange nicht zum Lekturekanon doch gab es auch Neuplatoniker die sie im Unterricht behandelten Iamblichos betrachtete sie als einen von pythagoreischem Einfluss gepragten Text 123 Syrianos schrieb einen Politeia Kommentar in vier Buchern Anscheinend hat auch Theodoros von Asine den Dialog ganz oder teilweise kommentiert Proklos widmete der Politeia eine Reihe von 17 Einzelschriften unter denen sein Kommentar zum Er Mythos die weitaus umfangreichste ist Die 17 Abhandlungen wurden wohl erst im 9 Jahrhundert zu einem Kommentar zusammengestellt Die gangige Bezeichnung dieser Sammlung als Politeia Kommentar des Proklos ist daher ungenau 124 Da die spatantiken Neuplatoniker Homer sehr schatzten und als Autoritat betrachteten versuchten sie Platons Kritik an ihm zu relativieren 125 Mit Ausnahme der Politeia Kommentierung des Proklos sind alle ihre Kommentare verloren Bei christlichen Autoren fand Platons Kritik an unwurdigen Darstellungen der Gotter in den Mythen der Dichter Beifall denn die Christen polemisierten heftig gegen die alte polytheistische Religion die auf diesen Mythen fusste Minucius Felix und Augustinus lobten unter diesem Gesichtspunkt Platons Angriff auf die Dichter Schon im 1 Jahrhundert hatte der judische Schriftsteller Flavius Josephus in seinem Werk Contra Apionem geschrieben Platons Verbot der herkommlichen Dichtung im Idealstaat basiere auf seiner richtigen Meinung uber Gott 126 Auch die Feststellung im Er Mythos die Gottheit konne nicht fur die Schicksale der Menschen verantwortlich gemacht werden da diese eine Folge der menschlichen Entscheidungsfreiheit seien wurde in christlichen Kreisen mit Zustimmung zitiert Entrustung rief hingegen die fur den Idealstaat geforderte Abschaffung der Monogamie hervor 127 Mittelalter Bearbeiten Byzantinische Gelehrte hatten Zugang zu dem Werk Der Patriarch Photios I der sich sehr fur antike Literatur interessierte ausserte sich mit Entrustung uber das Staatsmodell das realitatsfern und voller Unmoral und Widerspruche sei 128 Bei den lateinischsprachigen Gelehrten des Westens war der Text des Dialogs im Mittelalter unbekannt Allerdings lag den spatmittelalterlichen Scholastikern die Politik des Aristoteles in der lateinischen Ubersetzung vor die Wilhelm von Moerbeke um 1260 1265 angefertigt hatte auf diesem Weg erhielten sie einige Informationen uber die Politeia Daher nahmen sie Platons Konzept aus der Perspektive des Aristoteles wahr 129 nbsp Der Anfang der Politeia Ubersetzung von Manuel Chrysoloras und Uberto Decembrio in der Handschrift Sevilla Biblioteca Colombina y Capitular 5 6 21 15 JahrhundertIm arabischsprachigen Raum war der Inhalt der Politeia zumindest teilweise gut bekannt 130 Im 10 Jahrhundert berichtete der Gelehrte ibn an Nadim in seinem Kitab al Fihrist es liege eine von Ḥunain ibn Isḥaq stammende arabische Ubersetzung vor Unklar ist allerdings ob Ḥunain der im 9 Jahrhundert lebte tatsachlich das ganze Werk ubersetzt hat Moglicherweise meinte ibn an Nadim die arabische Ubersetzung von Galens ausfuhrlicher Zusammenfassung des Dialogs die Ḥunain nach seinen eigenen Angaben angefertigt hat Der namhafte Mathematiker und Astronom Ṯabit ibn Qurra 901 schrieb eine Abhandlung uber die Gleichnisse in der Politeia die heute verloren ist 131 Im 12 Jahrhundert verfasste der Philosoph Averroes einen selektiven Politeia Kommentar der nur in einer spatmittelalterlichen hebraischen Ubersetzung uberliefert ist Er bekannte sich darin ausdrucklich zu Platons Auffassung von der Rolle der Frau in der Gesellschaft womit er sich in einen scharfen Gegensatz zur islamischen Tradition stellte 132 Im Westen wurde die Politeia im Zeitalter des Renaissance Humanismus wiederentdeckt Die erste lateinische Ubersetzung erstellte der byzantinische Gelehrte Manuel Chrysoloras zusammen mit seinem Schuler Uberto Decembrio 1400 1402 Ubertos Sohn Pier Candido Decembrio uberarbeitete sie anhand des griechischen Originaltextes 1440 beendete er seine Neufassung der lateinischen Politeia 133 Eine weitere lateinische Ubersetzung stammt von dem Humanisten Antonio Cassarino 1447 Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Eine Seite der lateinischen Politeia Ubersetzung des Humanisten Antonio Cassarino Handschrift Rom Biblioteca Apostolica Vaticana Vat Lat 3346 fol 153v 2 Halfte des 15 Jahrhunderts Der beruhmte Humanist Marsilio Ficino fertigte eine neue lateinische Ubersetzung des Dialogs an die erste die gedruckt wurde Er veroffentlichte sie 1484 in Florenz in der Gesamtausgabe seiner Platon Ubersetzungen Ficino brachte das platonische Staatsideal mit christlichen Vorstellungen in Zusammenhang die Abschaffung des Privateigentums betrachtete er als Befolgung eines von Gott stammenden Naturgebots in Platons bestem Staat sah er ein irdisches Abbild des himmlischen Jerusalems 134 Die Erstausgabe des griechischen Textes erschien im September 1513 in Venedig bei Aldo Manuzio als Teil der ersten Gesamtausgabe der Werke Platons Der Herausgeber war Markos Musuros Der Staatstheoretiker Jean Bodin wandte sich gegen Platons Konzept einer Einheit der Burger durch Aufhebung des Privatbereichs Der private und der offentliche Bereich seien in Wirklichkeit komplementar und bedingten einander 135 Thomas More nahm in seinem 1516 veroffentlichten Dialog Utopia auf keine Schrift haufiger Bezug als auf die Politeia an deren Vorbild er sich bei der Beschreibung der Lebensverhaltnisse im fiktiven Staat Utopia anlehnte In Mores Utopia besteht eine Gutergemeinschaft aller Burger nicht nur eines Standes Die Frage ob ein solcher konsequenter Verzicht auf Privateigentum praktikabel und wunschenswert ist wird im Dialog kontrovers diskutiert wobei sich der Befurworter der Gutergemeinschaft auf Platon beruft 136 Auch Utopisten des 17 Jahrhunderts Tommaso Campanella Johann Valentin Andreae Gerrard Winstanley entwarfen Modelle die sich teilweise auf Gedankengut der Politeia zuruckfuhren lassen Den Hintergrund bildete wie bei Platon Kritik an den sozialen Verhaltnissen der jeweiligen Gegenwart deren Entwicklung als Desintegration des Gemeinwesens wahrgenommen wurde Es wurde ein Zusammenhang zwischen Privatbesitz sozialer Polarisierung und Verfall der Sitten hergestellt Als Alternative konzipierten die Utopisten einen gerechten wohlgeordneten Idealstaat der Luxus verbietet und den Privatbesitz abschafft oder drastisch beschrankt Campanella ubernahm sogar Platons Beseitigung der Familie 137 Jean Jacques Rousseau schatzte die Politeia er nannte sie die schonste Abhandlung uber die Erziehung die je geschrieben wurde Ausserdem berief er sich auf die Abschaffung der Familie im Idealstaat um seine Weigerung fur seine Kinder Verantwortung zu ubernehmen zu rechtfertigen 138 Der Philosoph Christian Wolff 1679 1754 stimmte Platons Forderung nach Philosophenherrschaft ausdrucklich zu Da ihm aber die Unmoglichkeit einer Verwirklichung dieser Idee klar war pladierte er fur Beratung der Regenten durch Philosophen 139 Immanuel Kant verwarf in seiner Schrift Zum ewigen Frieden den Gedanken der Philosophenherrschaft Dass Konige philosophiren oder Philosophen Konige wurden ist nicht zu erwarten aber auch nicht zu wunschen weil der Besitz der Gewalt das freie Urtheil der Vernunft unvermeidlich verdirbt 140 In seiner Kritik der reinen Vernunft verteidigte Kant jedoch die Absicht Platons Es sei falsch die Platonische Republik als Beispiel von ertraumter Vollkommenheit die nur im Gehirn des mussigen Denkers ihren Sitz haben kann zu betrachten und unter dem sehr elenden und schadlichen Vorwande der Unthunlichkeit zu missachten Vielmehr sei das Ziel zu wurdigen eine Verfassung von der grossten menschlichen Freiheit zu schaffen die bewirke dass die Freiheit eines jeden mit der Freiheit der anderen zusammen bestehen konne Dies sei doch wenigstens eine nothwendige Idee Diese Idee solle man nicht nur einer Staatsverfassung sondern allen Gesetzen zugrunde legen Die grosste Gluckseligkeit werde aus der Befolgung dieses Grundsatzes von selbst folgen Mit Recht behaupte Platon dass bei solcher Gesetzgebung und Regierung Strafen im Idealfall uberflussig wurden zumindest wurden sie bei Annaherung an das Ideal seltener werden Nicht Mangel der menschlichen Natur stunden der Verwirklichung entgegen sondern die bisherige Vernachlassigung der achten Ideen bei der Gesetzgebung Die pobelhafte Berufung auf vorgeblich widerstreitende Erfahrung sei kein Einwand gegen ein Staatsideal sondern eines Philosophen unwurdig 141 Moderne Bearbeiten In der Moderne wird die Politeia oft als Platons bedeutendstes Werk eingeschatzt sie ist aber auch neben den Nomoi das inhaltlich umstrittenste sowohl wegen der stark ausgepragten autoritaren Zuge als auch wegen der Dichterkritik Allgemeine Wurdigungen Bearbeiten In der Fachliteratur wird die Politeia haufig als Platons Hauptwerk bezeichnet 142 Der philosophische Gehalt des Dialogs wird auch von Kritikern des platonischen Staatsideals als bedeutend eingestuft Olof Gigon fasst diesen Befund mit der Feststellung zusammen die Politeia bringe wie kein anderer Dialog die Beweglichkeit Vielseitigkeit und Kuhnheit des platonischen Philosophierens zum Bewusstsein 143 Fur Leo Strauss ist die Politeia das beruhmteste politische Werk aller Zeiten 144 Sie biete eine einzigartig breite und tiefe Analyse des politischen Idealismus 145 Ernst Cassirer stellt fest Platons Theorie des Gerechtigkeitsstaates sei ein bleibendes Besitztum der menschlichen Kultur geworden 146 Die literarische Qualitat findet hohe Wertschatzung die Politeia gilt als Meisterwerk der Weltliteratur 147 Geruhmt wird vor allem der kunstvolle Aufbau 148 Als Pionierleistungen werden in der Forschung zwei Hauptforderungen Platons gewurdigt mit denen er seiner Zeit voraus war und die viel spater unter ganz anderen Verhaltnissen und Voraussetzungen verwirklicht wurden eine spezielle Ausbildung als Voraussetzung fur die Aufnahme in ein Beamtentum das Regierungsaufgaben ubernimmt und eine vom Staat geregelte Erziehung 149 Philosophiegeschichtliche Verortung im 19 Jahrhundert Bearbeiten Georg Wilhelm Friedrich Hegel wies auf die Verwurzelung der Politeia in der geistigen Welt ihrer Entstehungszeit hin Sie gelte als das Sprichwort eines leeren Ideals sei aber Ausdruck der Natur der griechischen Sittlichkeit 150 Eduard Zeller knupfte in seiner Darstellung der antiken griechischen Philosophiegeschichte einem damals massgeblichen Standardwerk an Hegels Ausfuhrungen an Er meinte das Prinzip des platonischen Staates sei echt griechisch und es sei dem Philosophen mit der Verwirklichung vollkommen ernst gewesen Der Idealstaat der Politeia zeige diejenigen Merkmale des griechischen Geistes durch die sich dieser vom modernen unterscheide in der hochsten Vollendung Dadurch wirke das Konzept in der Moderne fremdartig Platon habe aber Bestrebungen und Einrichtungen der Zukunft mit kuhnem Griff vorweggenommen er habe die von der Geschichte gestellten Aufgaben vorzeitig und mit untauglichen Mitteln zu losen versucht 151 In England trug der einflussreiche Philologe Benjamin Jowett massgeblich dazu bei die gebildete Offentlichkeit mit dem Gedankengut der Politeia die er ins Englische ubersetzte vertraut zu machen Er sah in dem Dialog den Hohepunkt nicht nur von Platons Denken sondern der gesamten antiken Philosophie 152 Karl Marx urteilte 1867 Platos Republik soweit in ihr die Teilung der Arbeit als das gestaltende Prinzip des Staats entwickelt wird ist nur atheniensische Idealisierung des agyptischen Kastenwesens 153 Kontroverse Einschatzungen des Staatsideals im 20 Jahrhundert Bearbeiten Im fruhen 20 Jahrhundert ausserten sich Mitglieder des George Kreises enthusiastisch uber Platons politisches Gedankengut Kurt Hildebrandt fasste diese Sichtweise zusammen indem er die Bildung eines neuen Adels als Ziel Platons darstellte Er sah in dem Staatsentwurf ein konkretes Angebot des Philosophen an seine Heimatstadt 154 In der Zeit von den fruhen 1930er bis zu den fruhen 1960er Jahren kam es zu heftigen ideologischen Kontroversen um das Staatsideal Platons vor dem Hintergrund der damaligen Auseinandersetzungen zwischen Vertretern liberaler sozialistischer marxistischer und nationalsozialistischer Positionen sowie Befurwortern eines Aktualitatswerts klassischer antiker Philosophie Dabei ging es insbesondere um die Frage ob oder inwieweit der platonische Idealstaat als Vorlaufer moderner totalitarer Systeme zu betrachten sei In den 1930er Jahren setzte eine vehemente Kritik liberaler und sozialistischer Autoren an Platons Entwurf ein Wortfuhrer der Kritiker waren Richard Crossman Bertrand Russell und Karl Popper Die polemisch gefuhrte Debatte fand sowohl in akademischen Kreisen als auch in einer breiteren Offentlichkeit statt Sie war stark von den weltanschaulichen und politischen Praferenzen der Protagonisten gepragt Nach dem Abflauen des Streits setzte sich ab dem letzten Drittel des 20 Jahrhunderts in der Forschung das Bemuhen um eine unbefangene Sichtweise durch 155 nbsp Karl Popper der profilierteste moderne Kritiker von Platons politischer PhilosophieKarl Popper veroffentlichte 1945 seine Abhandlung Die offene Gesellschaft und ihre Feinde deren erster Band die politische Philosophie Platons behandelt Darin setzte er sich vor allem mit der Politeia auseinander die ein glanzendes Stuck politischer Propaganda sei Das Werk enthalte eine bis zur Leidenschaft feindselige Parodie des politischen Lebens in Athen und der Demokratie es gehore zu den giftgefullten Schriften Platons und habe bis in die Moderne ungeheures Unheil angerichtet Der Angriff auf die Demokratie sei durch eine Flut von Schmahungen und das vollige Fehlen rationaler Argumente charakterisiert 156 Platon habe seinen Idealstaat als Kastenstaat konzipiert dabei habe er dem Klassenkampf vorbeugen wollen indem er der herrschenden Klasse eine unanfechtbare Ubermacht verliehen habe 157 Grosses Gewicht legte Popper auf den Vergleich mit modernen totalitaren Systemen mit denen Platons politisches Programm im Grunde identisch sei 158 Das in der Politeia propagierte Geschichtsbild sei reaktionar Es handle sich um eine Form des Historizismus einer von Popper so benannten Richtung der politischen Philosophie die von der Gesetzmassigkeit und Voraussagbarkeit der historischen Entwicklung ausgehe Die historizistische Theorie Platons sei bemerkenswert wirklichkeitsnah denn er habe im Klassenkampf die Triebkraft der Geschichte und zugleich die zum Verfall fuhrende Kraft erkannt Hinter seiner vergangenheitsorientierten Haltung stehe seine Sehnsucht nach der verlorenen Einheit des Stammeslebens Dabei handle es sich um eine romantische Liebe zum stabilen Kollektiv einer primitiven Urgesellschaft von der er in der Politeia eine hervorragende soziologische Beschreibung gebe Das historizistische Gedankengut habe er mit einem biologischen Naturalismus verbunden das heisst einer Theorie der zufolge es ewige Naturgesetze gebe aus denen die sittlichen Gesetze und die Staatsgesetze hergeleitet werden konnten Seine Gerechtigkeitsvorstellung sei von einer hochst feindlichen Haltung zum Individualismus gepragt 159 Er habe sich selbst als denjenigen betrachtet dem eigentlich die Macht zustehe das Portrat des Philosophenherrschers in der Politeia sei sein Selbstportrat 160 Poppers Stellungnahme hat in der Forschung und auch in einer breiteren Offentlichkeit einen starken Widerhall hervorgerufen Das Spektrum der Reaktionen reicht von klarer Zustimmung bis zu heftiger Ablehnung und umfasst auch zahlreiche Bemuhungen um eine differenzierende Sicht Gegen Poppers Interpretation der platonischen Staatstheorie wandten sich eine Reihe von Altertumswissenschaftlern und Philosophiehistorikern Aus philologischer Sicht wurde die Korrektheit seiner Wiedergabe von Platons Ausfuhrungen bestritten Altertumswissenschaftler bemangelten den einseitig systematischen weitgehend unhistorischen Ansatz Manche Kritiker Poppers versuchten Platons Position mit der demokratischen zu versohnen und arbeiteten die Unterschiede zwischen dem platonischen Idealstaat und dem modernen Totalitarismus heraus Ein Hauptargument der Kritik lautet Popper sei nicht unbefangen sondern beurteile antike Philosophie unter dem unmittelbaren Eindruck politischer Ereignisse seiner Zeit wodurch eine verzerrte Perspektive entstehe Aufgrund seines politischen Engagements sei er gegenuber den Denkern die er fur Vorlaufer des Totalitarismus halte voreingenommen Bestritten wird auch Poppers Behauptung Platon habe sich als Feind jeder Veranderung erwiesen Ausserdem wird auf Platons Freiheitsverstandnis verwiesen das auf dem Primat des vernunftgelenkten Individuums basiere die Grundlage des Idealstaats sei Harmonie und freiwillige Einordnung der Burger im Rahmen eines umfassenden Konsenses 161 Hans Georg Gadamer legte schon in zwei 1934 und 1942 publizierten Aufsatzen und spater in der Auseinandersetzung mit Poppers Platonbild seine Auffassung vom Zweck der Politeia dar Er meinte Platon habe in erzieherischer Absicht einen Staat in Worten errichtet um den Leser zum neuen Finden des Rechten in der eigenen Seele anzuregen Es sei ein Staat in Gedanken an dem etwas sichtbar werden solle kein Staat auf der Erde Das Bildungsziel des Philosophen sei eine innere Harmonie als Einigung des Wilden und des Friedlichen im Menschen Diese Harmonisierung sei die Stimmung einer in der Natur des Menschen gelegenen Dissonanz Erforderlich sei fur die Deutung der Politeia in erster Linie ein hermeneutischer Ansatz Platon denke hier in Utopien in Formen von Vernunftspielen Dies habe Popper verkannt 162 Auch Jacques Derrida war der Ansicht Platon habe mit der Forderung Philosophie und Staatsgewalt zu vereinigen ein auf immer unerreichbares Ideal formuliert Dennoch habe er die strenge Beschreibung der reinen Strukturen dieses idealen Staates fur unerlasslich gehalten da erst das Muster den Begriffen der politischen Philosophie ihren Sinn verleihe 163 Der Marxist Ernst Bloch urteilte die Politeia sei so durchdacht wie reaktionar sie sei zwar ein grossartiges sozialutopisches Schiff aber zu Unrecht fur eine kommunistische Schrift gehalten worden ihr Kommunismus sei keiner der Arbeit sondern einer der Nicht Arbeit 164 Ein weiterer Aspekt des platonischen Idealstaats der zum Anlass fur Kritik genommen wurde war die Ausrichtung auf blosse Erhaltung eines optimierten Zustands statt auf dauernden Fortschritt Der Geschichtsphilosoph Arnold J Toynbee befand der Staat der Politeia sei ein Beispiel einer steckengebliebenen Zivilisation arrested society und verglich ihn mit dem Osmanischen Reich Typisch fur solche Gesellschaften sei der Verzicht auf weitere Entwicklung und die Konzentration auf den Versuch einen Abstieg aufzuhalten Allen derartigen Gesellschaften seien zwei Merkmale gemeinsam Kastentum und Spezialisierung 165 Auch der Soziologe Ralf Dahrendorf kritisierte den statischen Charakter des Idealstaats Platons Sokrates sei der erste Funktionalist gewesen Die von ihm angestrebte Gerechtigkeit sei offenkundig ein unseliger Zustand eine Welt ohne Rebellen und Eremiten ohne Wandel und ohne Freiheit wirkliche Gerechtigkeit liege eher im standig sich wandelnden Resultat der Dialektik von Herrschaft und Widerstand 166 Die Politeia als Grundlagentext der Naturrechtslehre Bearbeiten Ein Thema weiterhin andauernder Debatten ist die Bedeutung der Politeia und des an sie anknupfenden politischen Platonismus in der Geschichte der Naturrechtslehre Die Philosophiehistorikerin Ada Neschke Hentschke sieht Platon als Urheber einer systematischen Naturrechtskonzeption die eine naturliche Gerechtigkeit zur Norm des positiven Rechts mache Vor seiner Zeit seien Natur und Recht als Gegensatze aufgefasst worden erst er habe sie zu einer Einheit verbunden und daraus ein Gebot der Natur gemacht Die Forderung dem Naturrecht zu folgen habe Platon in der Politeia erhoben im Dialog Nomoi habe er daraus die legislativen Konsequenzen gezogen Von politischem Platonismus konne man uberall dort sprechen wo der Staat mit Bezug auf diese platonische Tradition naturrechtlich legitimiert werde Neschke Hentschke nimmt eine Kontinuitat des naturrechtlichen Denkens an die Platons Konzept mit der Theorie des modernen Rechtsstaates verbinde 167 Die wegweisende Rolle Platons in der Geschichte der Naturrechtslehre wird zwar in der Forschung anerkannt die Wertungen fallen aber je nach der rechtsphilosophischen Position der Autoren sehr unterschiedlich aus Der Rechtswissenschaftler Hans Kelsen ein profilierter Naturrechtskritiker ubt aus rechtspositivistischer Sicht Kritik an Platons naturrechtlichem Gerechtigkeitsverstandnis In einer 1985 postum veroffentlichten Untersuchung bezeichnet er die Gerechtigkeitsdefinition die sich aus der Diskussion in der Politeia ergibt als inhaltslose Formel 168 Aktualisierung Bearbeiten Der franzosische Philosoph Alain Badiou der sich intensiv mit Platons Philosophie und der modernen Kritik an ihr auseinandergesetzt hat hat 2012 eine verfremdete modernisierte Version der Politeia publiziert 169 Badiou der seine Arbeit als Hyperubersetzung bezeichnet verwandelt Adeimantos in eine weibliche Gestalt namens Amantha die eine materialistische Position vertritt Amantha kritisiert die Thesen des Sokrates lebhaft wobei sie Prazision und Schlussigkeit einfordert und kein Ubergehen von Schwierigkeiten duldet Sie tritt fur konsequente Universalisierung ein Die philosophische Argumentation muss so vorgetragen werden dass sie fur jeden nachvollziehbar ist Badiou modifiziert Platons elitares Philosophieverstandnis Die Elite soll so erweitert werden dass sie die gesamte Menschheit umfasst analog der Forderung des Regisseurs Antoine Vitez ein elitares Theater fur alle zu schaffen 170 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenAusgaben teilweise mit Ubersetzung Simon R Slings Hrsg Platonis Respublica Oxford University Press Oxford 2003 ISBN 0 19 924849 4 massgebliche kritische Ausgabe Gunther Eigler Hrsg Platon Werke in acht Banden Band 4 4 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 ISBN 3 534 19095 5 Abdruck der kritischen Ausgabe von Emile Chambry daneben die deutsche Ubersetzung von Friedrich Schleiermacher 2 verbesserte Auflage Berlin 1828 Thomas Alexander Szlezak Hrsg Platon Der Staat Politeia Artemis amp Winkler Dusseldorf Zurich 2000 ISBN 3 7608 1717 3 enthalt die Edition von Emile Chambry ohne den kritischen Apparat die Ubersetzung von Rudolf Rufener 1950 in einer von Szlezak geringfugig bearbeiteten Fassung sowie eine Einfuhrung und Erlauterungen von Szlezak Ubersetzungen Otto Apelt Karl Bormann Platon Der Staat Uber das Gerechte Philosophische Bibliothek Bd 80 11 durchgesehene Auflage Meiner Hamburg 1989 ISBN 3 7873 0930 6 August Horneffer Platon Der Staat Kroner Stuttgart 1955 Gernot Krapinger Platon Der Staat Reclam Stuttgart 2017 ISBN 978 3 15 011142 0 Wilhelm Sigismund Teuffel Wilhelm Wiegand Der Staat In Erich Loewenthal Hrsg Platon Samtliche Werke in drei Banden Bd 2 unveranderter Nachdruck der 8 durchgesehenen Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2004 ISBN 3 534 17918 8 S 5 407 Karl Vretska Platon Der Staat Reclam Stuttgart 2004 ISBN 3 15 008205 6 Neudruck der durchgesehenen Ausgabe von 1982 Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Georges Leroux La Republique In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 5 Teil 1 CNRS Editions Paris 2012 ISBN 978 2 271 07335 8 S 789 814 Michael Erler Platon Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike hrsg von Hellmut Flashar Band 2 2 Schwabe Basel 2007 ISBN 978 3 7965 2237 6 S 202 215 619 627 Einfuhrungen Julia Annas An Introduction to Plato s Republic Clarendon Press Oxford 1981 ISBN 0 19 827429 7 Karlheinz Hulser Platon fur Anfanger Der Staat Eine Lese Einfuhrung Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2005 ISBN 3 423 34239 0 Kommentare Alexander Becker Platons Politeia Ein systematischer Kommentar Reclam Stuttgart 2017 ISBN 978 3 15 019477 5 Olof Gigon Gegenwartigkeit und Utopie Eine Interpretation von Platons Staat Band 1 Buch I IV Artemis Zurich Munchen 1976 ISBN 3 7608 3653 4 mehr nicht erschienen Joachim Lege Politeia Mohr Siebeck Tubingen 2013 ISBN 978 3 16 152680 0 Kimon Lycos Plato on Justice and Power Reading Book 1 of Plato s Republic Macmillan Basingstoke 1997 Darren J Sheppard Plato s Republic An Edinburgh Philosophical Guide Edinburgh University Press Edinburgh 2009 ISBN 978 0 7486 2779 0 Mario Vegetti Hrsg Platone La Repubblica Traduzione e commento 7 Bande Bibliopolis Napoli 1998 2007 der Kommentar besteht aus Aufsatzen verschiedener Autoren zur Thematik der einzelnen Abschnitte des Werks Monographien Jacob Frederik M Arends Die Einheit der Polis Eine Studie uber Platons Staat Brill Leiden 1988 ISBN 90 04 08785 0 Norbert Blossner Dialogform und Argument Studien zu Platons Politeia Franz Steiner Stuttgart 1997 ISBN 3 515 07060 5 Leon Harold Craig The War Lover A Study of Plato s Republic University of Toronto Press Toronto 1994 ISBN 0 8020 0586 1 Kenneth Dorter The Transformation of Plato s Republic Lexington Books Lanham 2006 ISBN 0 7391 1188 4 Reinhart Maurer Platons Staat und die Demokratie Historisch systematische Uberlegungen zur politischen Ethik De Gruyter Berlin 1970 ISBN 3 11 006391 3 Aufsatzsammlungen Monique Dixsaut Hrsg Etudes sur la Republique de Platon 2 Bande Vrin Paris 2005 ISBN 2 7116 1815 3 und ISBN 2 7116 1816 1 Giovanni R F Ferrari Hrsg The Cambridge Companion to Plato s Republic Cambridge University Press Cambridge New York 2007 ISBN 978 0 521 54842 7 Otfried Hoffe Hrsg Platon Politeia 3 bearbeitete Auflage Akademie Verlag Berlin 2011 ISBN 978 3 05 004978 6 Mark L McPherran Hrsg Plato s Republic A Critical Guide Cambridge University Press Cambridge 2010 ISBN 978 0 521 49190 7 Noburu Notomi Luc Brisson Hrsg Dialogues on Plato s Politeia Republic Selected Papers from the Ninth Symposium Platonicum Academia Verlag Sankt Augustin 2013 ISBN 978 3 89665 538 7 Gerasimos Santas Hrsg The Blackwell Guide to Plato s Republic Blackwell Malden 2006 ISBN 1 4051 1564 5 Rezeption Gyburg Radke Uhlmann Platon C Politeia In Christine Walde Hrsg Die Rezeption der antiken Literatur Kulturhistorisches Werklexikon Der Neue Pauly Supplemente Band 7 Metzler Stuttgart Weimar 2010 ISBN 978 3 476 02034 5 Sp 679 696 Bibliographie Ulrike Zimbrich Bibliographie zu Platons Staat Die Rezeption der Politeia im deutschsprachigen Raum von 1800 bis 1970 Klostermann Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 465 02652 7 Weblinks BearbeitenTextausgaben und Ubersetzungen Politeia griechischer Text nach der Ausgabe von John Burnet 1902 Politeia deutsche Ubersetzung nach Wilhelm Siegmund Teuffel und Wilhelm Wiegand 1855 1856 bearbeitet Politeia deutsche Ubersetzung nach Wilhelm Siegmund Teuffel und Wilhelm Wiegand 1855 1856 Politeia deutsche Ubersetzung von Friedrich Schleiermacher 1828 Literatur Antonis Coumoundouros The Republic Eintrag in J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Eric Brown Plato s Ethics and Politics in The Republic Eintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und weder Parameter 2 noch Parameter 3Anmerkungen Bearbeiten Michael Erler Platon Basel 2007 S 202 f Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 84 f 121 f 324 326 Debra Nails The Dramatic Date of Plato s Republic In The Classical Journal 93 1997 1998 S 383 396 Stephen A White Thrasymachus the Diplomat In Classical Philology 90 1995 S 307 327 hier 324 326 Georges Leroux La Republique In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 5 1 Paris 2012 S 789 814 hier 792 f Norbert Blossner Dialogautor und Dialogfigur Uberlegungen zum Status sokratischer Aussagen in der Politeia In Ales Havlicek Filip Karfik Hrsg The Republic and the Laws of Plato Prag 1998 S 8 26 Norbert Blossner Dialogform und Argument Stuttgart 1997 S 6 12 15 Thomas Alexander Szlezak Die Idee des Guten in Platons Politeia Sankt Augustin 2003 S 18 20 Siehe die Ubersicht von Thomas Alexander Szlezak Hrsg Platon Der Staat Politeia Dusseldorf Zurich 2000 S 943 Platon Politeia 357a 474d 548d e Zur Personlichkeit und Rolle Glaukons in diesem Dialog siehe Leon Harold Craig The War Lover A Study of Plato s Republic Toronto 1994 S 112 129 Mario Vegetti Glaucone In Mario Vegetti Hrsg Platone La Repubblica Bd 2 Napoli 1998 S 151 172 Leon Harold Craig The War Lover A Study of Plato s Republic Toronto 1994 S 112 129 Zur Gestalt des Thrasymachos im Dialog siehe John H Quincey Another Purpose for Plato Republic I In Hermes 109 1981 S 300 315 Thomas Alexander Szlezak Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie Berlin 1985 S 298 f Zu den verschiedenen Interpretationen der Position des platonischen Thrasymachos vgl insbesondere George Briscoe Kerferd The Doctrine of Thrasymachus in Plato s Republic in Carl Joachim Classen Hrsg Sophistik Darmstadt 1976 S 545 563 Zum platonischen und historischen Thrasymachos zum aktuellen Forschungsstand sowie im Einzelnen zu den Auslegbarkeiten des Logos des platonischen Thrasymachos siehe Philipp Batthyany Thrasymachos Der Glucklichste ist der Tyrann Sokrates und der Sophist uber Gerechtigkeit in Platons Politeia Berlin 2021 So die viel diskutierte durchaus umstrittene These von Stephen A White Thrasymachus the Diplomat in Classical Philology Vol 90 No 4 Oct 1995 S 307 327 dagegen Harvey Yunis Thrasymachus B1 Discord Not Diplomacy in Classical Philology Vol 92 No 1 Jan 1997 S 58 66 vgl Debra Nails The People of Plato A Prosography of Plato and Other Socratics Indianapolis 2002 S 289 290 Die politische Bedeutung des historischen Thrasymachos als Berater im Kreis der gemassigten Oligarchen um Kleitophon erwahnt Aristoteles in der Athenaion politeia deutsch Staat der Athener ubers v Mortimer Chambers Berlin 1990 29 2 2 4 1 34 3 4 10 ausfuhrlich diskutiert in Philipp Batthyany Thrasymachos Der Glucklichste ist der Tyrann Sokrates und der Sophist uber Gerechtigkeit in Platons Politeia Berlin 2021 insb S 449 459 Vgl weiter George B Kerferd Hellmut Flashar Die Sophistik In Hellmut Flashar Hrsg Sophistik Sokrates Sokratik Mathematik Medizin Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Basel 1998 S 1 137 hier 54 57 Stephen A White Thrasymachus the Diplomat In Classical Philology 90 1995 S 307 327 Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 288 290 Helga Scholten Die Sophistik Eine Bedrohung fur die Religion und Politik der Polis Berlin 2003 S 154 170 Zu den historischen Personen Polemarchos und Kephalos und zu ihrer Rolle als Dialogfiguren siehe Silvia Gastaldi Polemarco In Mario Vegetti Hrsg Platone La Repubblica Bd 1 Napoli 1998 S 171 191 Silvia Campese Cefalo In Mario Vegetti Hrsg Platone La Repubblica Bd 1 Napoli 1998 S 133 157 Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 84 f 251 Richard Goulet Cephalos de Syracuse In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 2 Paris 1994 S 263 266 Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 102 f Siehe dazu Norbert Blossner Dialogform und Argument Stuttgart 1997 S 190 193 Platon Politeia 527c Siehe zu den Bendideia Silvia Campese Silvia Gastaldi Bendidie e Panatenee In Mario Vegetti Hrsg Platone La Repubblica Bd 1 Napoli 1998 S 105 131 Platon Politeia 327a 328c Siehe zur Bedeutung der Eroffnungsszene Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 216 f Thomas Alexander Szlezak Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie Berlin 1985 S 271 277 Platon Politeia 328c 331d Siehe dazu Devin Stauffer Plato s Introduction to the Question of Justice Albany 2001 S 21 26 Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 218 f Darren J Sheppard Plato s Republic Edinburgh 2009 S 25 28 Platon Politeia 331d 332c Platon Politeia 332c 335b Vgl Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 219 Platon Politeia 335b 336a Vgl Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 219 f Zur Beurteilung der Qualitat von Sokrates Argumentation gegen Polemarchos siehe Luke Purshouse Plato s Republic London 2006 S 18 21 Devin Stauffer Plato s Introduction to the Question of Justice Albany 2001 S 26 55 Platon Politeia 336b 339e Platon Politeia 340a 343a Platon Politeia 343b 344c Vgl Devin Stauffer Plato s Introduction to the Question of Justice Albany 2001 S 78 86 Platon Politeia 344d 349a Siehe zu Thrasymachos Position Devin Stauffer Thrasymachus Attachment to Justice In Polis 26 2009 S 1 10 und die dort S 3 Anm 3 genannte Literatur Mark Piper Doing Justice to Thrasymachus In Polis 22 2005 S 24 44 und die dort S 29 Anm 3 genannte Literatur Platon Politeia 349b 354a Zur Stichhaltigkeit von Sokrates Argumentation gegen Thrasymachos siehe Luke Purshouse Plato s Republic London 2006 S 22 27 Devin Stauffer Plato s Introduction to the Question of Justice Albany 2001 S 59 78 87 120 Rachel Barney Socrates Refutation of Thrasymachus In Gerasimos Santas Hrsg The Blackwell Guide to Plato s Republic Malden 2006 S 44 62 Norbert Blossner Zu Platon Politeia 352d 357d In Hermes 119 1991 S 61 73 Platon Politeia 357a 362c Vgl Marcel van Ackeren Das Wissen vom Guten Amsterdam 2003 S 124 131 Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 269 273 Platon Politeia 362d 367e Vgl Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 273 276 Platon Politeia 368a 369a Vgl Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 276 278 Platon Politeia 369a 376d Vgl Olof Gigon Gegenwartigkeit und Utopie Bd 1 Zurich 1976 S 143 173 Gustav Adolf Seeck Platons Schweinestaat Politeia 369b5 372d6 In Gymnasium 101 1994 S 97 111 Catherine McKeen Swillsburg City Limits The City of Pigs Republic 370C 372D In Polis 21 2004 S 70 92 Platon Politeia 374a 376d Vgl Olof Gigon Gegenwartigkeit und Utopie Bd 1 Zurich 1976 S 173 195 Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 281 285 Platon Politeia 376d 377d Vgl Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 286 288 Platon Politeia 377b 398b vgl 408b c Vgl Stefan Buttner Die Literaturtheorie bei Platon und ihre anthropologische Begrundung Tubingen 2000 S 145 155 Olof Gigon Gegenwartigkeit und Utopie Bd 1 Zurich 1976 S 197 268 Michael Bordt Platons Theologie Freiburg 2006 S 135 144 Platon Politeia 398c 412b Vgl Olof Gigon Gegenwartigkeit und Utopie Bd 1 Zurich 1976 S 268 351 Stefan Buttner Die Literaturtheorie bei Platon und ihre anthropologische Begrundung Tubingen 2000 S 155 159 Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 290 294 296 298 Platon Politeia 412b 414b Platon Politeia 414b 415d vgl 423c d Siehe dazu Olof Gigon Gegenwartigkeit und Utopie Bd 1 Zurich 1976 S 363 377 Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 294 296 Platon Politeia 415d 423b Vgl Olof Gigon Gegenwartigkeit und Utopie Bd 1 Zurich 1976 S 378 425 Platon Politeia 423b 427c Vgl Olof Gigon Gegenwartigkeit und Utopie Bd 1 Zurich 1976 S 426 465 Platon Politeia 427d 432b Vgl Olof Gigon Gegenwartigkeit und Utopie Bd 1 Zurich 1976 S 466 486 Platon Politeia 432b 434d Vgl Olof Gigon Gegenwartigkeit und Utopie Bd 1 Zurich 1976 S 486 496 Platon Politeia 434d 436a Siehe zum Vergleich zwischen Staat und Seele Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 314 321 Jonathan Lear Inside and Outside the Republic In Richard Kraut Hrsg Plato s Republic Critical Essays Lanham 1997 S 61 94 hier 61 80 Otfried Hoffe Zur Analogie von Individuum und Polis Buch II 367a 374d In Otfried Hoffe Hrsg Platon Politeia 3 bearbeitete Auflage Berlin 2011 S 51 69 Vgl Giovanni R F Ferrari The Three Part Soul In Giovanni R F Ferrari Hrsg The Cambridge Companion to Plato s Republic Cambridge New York 2007 S 165 201 hier 171 174 200 Platon Politeia 436a 441e Vgl Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 321 324 Siehe zur Ordnung in der Seele Era Gavrielides What Is Wrong with Degenerate Souls in the Republic In Phronesis 55 2010 S 203 227 Marcel van Ackeren Das Wissen vom Guten Amsterdam 2003 S 134 148 Platon Politeia 441e 445e Platon Politeia 449a 450a vgl 423e 424a Platon Politeia 450a 457c Platon Politeia 457c 461e Nach einer abweichenden Interpretation ist mit dem Verbergen nicht Aussetzung also der Tod der Kinder gemeint sondern nur Ausschluss aus dem Wachterstand und Aufwachsen im untersten Stand siehe William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 4 Cambridge 1975 S 481 f Platon Politeia 461e 466d Platon Politeia 466d 471c Vgl Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 336 Zur Metapher der Woge siehe Thomas Alexander Szlezak Die Idee des Guten in Platons Politeia Sankt Augustin 2003 S 25 28 Platon Politeia 471c 473b Platon Politeia 473b 474c Platon Politeia 474c 480a Vgl Stefan Buttner Die Literaturtheorie bei Platon und ihre anthropologische Begrundung Tubingen 2000 S 159 162 Marcel van Ackeren Die Unterscheidung von Wissen und Meinung in Politeia V und ihre praktische Bedeutung In Marcel van Ackeren Hrsg Platon verstehen Darmstadt 2004 S 92 110 Platon Politeia 484a 484d Platon Politeia 484d 487a Siehe zu diesem nicht auf den Platonismus beschrankten antiken Philosophieverstandnis die grundlegende Untersuchung von Pierre Hadot Philosophie als Lebensform Geistige Ubungen in der Antike Berlin 1991 zu Platon besonders S 9 23 33 Platon Politeia 487b 502c Platon Politeia 500b d Platon Politeia 502c 506b Die Rolle der Idee des Guten untersucht eingehend Thomas Alexander Szlezak Die Idee des Guten in Platons Politeia Sankt Augustin 2003 Vgl Marcel van Ackeren Das Wissen vom Guten Amsterdam 2003 S 171 199 Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 350 369 Platon Politeia 506b 520d Zur Transzendenz der Idee des Guten siehe Jens Halfwassen Der Aufstieg zum Einen 2 erweiterte Auflage Leipzig 2006 S 220 263 Platon Politeia 506d 509c Vgl Jens Halfwassen Der Aufstieg zum Einen 2 erweiterte Auflage Leipzig 2006 S 245 261 Platon Politeia 509d 511e Platon Politeia 514a 518b Siehe dazu die Erlauterungen von Thomas Alexander Szlezak Die Idee des Guten in Platons Politeia Sankt Augustin 2003 S 89 107 Vgl Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 379 389 Platon Politeia 518b 519b vgl 515e 516a Platon Politeia 519b 521b vgl 516c 517e Platon Politeia 521c 535a Vgl Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 389 396 Platon Politeia 535a 541b Vgl Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 396 398 Platon Politeia 543a 545c Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 408 Platon Politeia 544e 545a Platon Politeia 545a 550c Platon Politeia 550c 556c Zu Platons Einschatzung der Oligarchie siehe Susan Sara Monoson Plato s Democratic Entanglements Princeton 2000 S 115 118 Platon Politeia 555b 557a Vgl Alexander Fuks Plato and the Social Question In Ancient Society 8 1977 S 49 83 hier 57 59 65 f Siehe zu Platons Verstandnis der demokratischen Redefreiheit Susan Sara Monoson Plato s Democratic Entanglements Princeton 2000 S 165 178 Platon Politeia 557a 562a Vgl zur Interpretation Darren J Sheppard Plato s Republic Edinburgh 2009 S 136 140 Platon Politeia 562a 563e Platon Politeia 563e 566d Platon Politeia 566d 569c Vgl Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 414 f Platon Politeia 571a 576b Platon Politeia 576b 592b Platon Politeia 595a c Zur Ideenlehre in der Politeia siehe Terry Penner The Forms in the Republic In Gerasimos Santas Hrsg The Blackwell Guide to Plato s Republic Malden 2006 S 234 262 Julia Annas An Introduction to Plato s Republic Oxford 1981 S 217 241 Marcel van Ackeren Das Wissen vom Guten Amsterdam 2003 S 159 165 Platon Politeia 595c 596e Platon Politeia 596e 608b Platon Politeia 608c d Platon Politeia 608d 612a Zur Diskussion uber die Stichhaltigkeit siehe Eric A Brown A Defense of Plato s Argument for the Immortality of the Soul at Republic X 608c 611a In Ellen Wagner Hrsg Essays on Plato s Psychology Lanham 2001 S 297 322 Platon Politeia 612a 614a Siehe zur Interpretation des Mythos Stephen Halliwell The Life and Death Journey of the Soul In Giovanni R F Ferrari Hrsg The Cambridge Companion to Plato s Republic Cambridge New York 2007 S 445 473 Vgl zur Funktion des Mythos Giovanni R F Ferrari Glaucon s reward philosophy s debt the myth of Er In Catalin Partenie Hrsg Plato s Myths Cambridge 2009 S 116 133 Platon Politeia 614b d Platon Politeia 614b 616b Platon Politeia 614c 617d Platon Politeia 617d 618b Vgl Dirk Cursgen Die Rationalitat des Mythischen Berlin 2002 S 114 121 Platon Politeia 618b 620e Vgl Francisco J Gonzalez Combating Oblivion The Myth of Er as Both Philosophy s Challenge and Inspiration In Catherine Collobert u a Hrsg Plato and Myth Leiden 2012 S 259 278 hier 263 270 Harald Seubert Polis und Nomos Berlin 2005 S 434 436 Wolfgang M Zeitler Entscheidungsfreiheit bei Platon Munchen 1983 S 114 136 Platon Politeia 621b d Vgl Francisco J Gonzalez Combating Oblivion The Myth of Er as Both Philosophy s Challenge and Inspiration In Catherine Collobert u a Hrsg Plato and Myth Leiden 2012 S 259 278 hier 275 278 Michael Erler Platon Basel 2007 S 205 f Fur rein utopisch halten den Idealstaat u a William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 4 Cambridge 1975 S 470 483 486 Hellmut Flashar Der platonische Staat als Utopie In Olof Gigon Michael W Fischer Hrsg Antike Rechts und Sozialphilosophie Frankfurt 1988 S 23 36 Hans Georg Gadamer Platos Denken in Utopien In Gadamer Gesammelte Werke Bd 7 Tubingen 1991 S 270 289 hier 283 288 und Platos Staat der Erziehung In Gadamer Gesammelte Werke Bd 5 Tubingen 1985 S 249 262 hier 249 Gegen eine symbolische Deutung des Staatsmodells wendet sich Georges Leroux La tripartition de l ame In Monique Dixsaut Hrsg Etudes sur la Republique de Platon Bd 1 Paris 2005 S 123 147 Die Ansicht Platon habe das Modell fur zumindest teilweise realisierbar gehalten vertritt Donald R Morrison The Utopian Character of Plato s Ideal City In Giovanni R F Ferrari Hrsg The Cambridge Companion to Plato s Republic Cambridge New York 2007 S 232 255 Ein entschiedener Befurworter einer Deutung im Sinne der Praktikabilitat ist Myles F Burnyeat Utopia and Fantasy The Practicability of Plato s Ideally Just City In Gail Fine Hrsg Plato Oxford 2000 S 779 790 Neuere Interpretationen in ironischem Sinn Jonathan Fine Laughing to Learn Irony in the Republic as Pedagogy In Polis 28 2011 S 235 249 und die S 235 Anm 4 genannte Literatur Platon Politeia 607b Platon Politeia 595b Platon Politeia 607b 608a Siehe zur Interpretation der Dichterkritik Stefan Buttner Die Literaturtheorie bei Platon und ihre anthropologische Begrundung Tubingen 2000 S 170 214 Jessica Moss What Is Imitative Poetry and Why Is It Bad In Giovanni R F Ferrari Hrsg The Cambridge Companion to Plato s Republic Cambridge New York 2007 S 415 444 Jonathan Lear Inside and Outside the Republic In Richard Kraut Hrsg Plato s Republic Critical Essays Lanham 1997 S 61 94 hier 80 86 sowie die Beitrage in Pierre Destree Fritz Gregor Herrmann Hrsg Plato and the Poets Leiden 2011 Vgl zur Zensur der Dichtung Ramona A Naddaff Exiling the Poets The Production of Censorship in Plato s Republic Chicago 2002 William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 4 Cambridge 1975 S 457 459 Raphael Woolf Truth as a Value in Plato s Republic In Phronesis 54 2009 S 9 39 Malcolm Schofield The Noble Lie In Giovanni R F Ferrari Hrsg The Cambridge Companion to Plato s Republic Cambridge New York 2007 S 138 164 C David C Reeve Philosopher Kings Princeton 1988 S 208 213 Kai Trampedach Platon die Akademie und die zeitgenossische Politik Stuttgart 1994 S 186 196 Gregory Vlastos Was Plato a Feminist In Richard Kraut Hrsg Plato s Republic Critical Essays Lanham 1997 S 115 128 Luke Purshouse Plato s Republic London 2006 S 68 72 Julia Annas Plato s Republic and Feminism In Gail Fine Hrsg Plato Oxford 2000 S 747 761 Michael Erler Geschlechterdifferenz als Konvention In Elmar Klinger u a Hrsg Der Korper und die Religion Wurzburg 2000 S 47 66 Zur Diskussion uber Platons Kommunismus siehe die Ubersicht bei Anna Schriefl Platons Kritik an Geld und Reichtum Berlin 2013 S 27 29 Hans Joachim Kramer Arete bei Platon und Aristoteles Heidelberg 1959 S 91 96 Herwig Gorgemanns Platon Heidelberg 1994 S 141 C David C Reeve Philosopher Kings Princeton 1988 S 245 249 Eine Ubersicht bietet Julia Annas Plato and Common Morality In The Classical Quarterly 28 1978 S 437 451 Vgl Rachana Kamtekar Ethics and politics in Socrates defense of justice In Mark L McPherran Hrsg Plato s Republic Cambridge 2010 S 65 82 hier 67 72 Darren J Sheppard Plato s Republic Edinburgh 2009 S 70 72 Zu Platons Verstandnis der Dreiteilung der Seele siehe Thomas A Szlezak Unsterblichkeit und Trichotomie der Seele im zehnten Buch der Politeia In Phronesis 21 1976 S 31 58 Christopher Shields Plato s divided soul In Mark L McPherran Hrsg Plato s Republic Cambridge 2010 S 147 170 Hendrik Lorenz The Analysis of the Soul in Plato s Republic In Gerasimos Santas Hrsg The Blackwell Guide to Plato s Republic Malden 2006 S 146 165 Stefan Buttner The tripartition of the soul in Plato s Republic In Fritz Gregor Herrmann Hrsg New Essays on Plato Swansea 2006 S 75 93 Stefan Buttner Die Literaturtheorie bei Platon und ihre anthropologische Begrundung Tubingen 2000 S 18 37 62 111 Andreas Graeser Probleme der platonischen Seelenteilungslehre Munchen 1969 S 1 40 107 f C David C Reeve Blindness and Reorientation Oxford 2013 S 79 109 Michael Erler Platon Basel 2007 S 203 205 In der neueren Forschung hat vor allem Holger Thesleff fur die Hypothese einer fruhen Urfassung Proto Politeia pladiert siehe Holger Thesleff Platonic Patterns Las Vegas 2009 S 250 255 285 f 425 519 539 Vgl dazu Debra Nails Agora Academy and the Conduct of Philosophy Dordrecht 1995 S 116 126 Gegen Zusammensetzung aus separaten Teilen sind u a Georges Leroux La Republique In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 5 1 Paris 2012 S 789 814 hier 789 792 Charles H Kahn Proleptic composition in the Republic or Why Book 1 was never a separate dialogue In The Classical Quarterly 43 S 131 142 William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 4 Cambridge 1975 S 437 Vgl zur Erklarung der Heterogenitat Thomas Alexander Szlezak Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie Berlin 1985 S 277 285 Argumente fur einen separaten Ursprung des ersten Buchs sind zusammengestellt bei Gregory Vlastos Socrates Ironist and moral philosopher Cambridge 1991 S 248 251 Zur Sonderstellung des zehnten Buches siehe Mario Vegetti Hrsg Platone La Repubblica Traduzione e commento Bd 7 Napoli 2007 S 17 Michael Erler Platon Basel 2007 S 203 f Vgl aber Holger Thesleff Platonic Patterns Las Vegas 2009 S 250 285 331 333 Thesleff rechnet mit einem sehr langen Entstehungszeitraum Der fruheste Beleg findet sich bei Diogenes Laertios 3 57 Diogenes beruft sich dort auf den Gelehrten Thrasyllos 36 Corpus dei Papiri Filosofici Greci e Latini CPF Teil 1 Bd 1 Firenze 1999 S 335 373 Gerrit J Boter The Textual Tradition of Plato s Republic Amsterdam 1986 S 335 f Paris Bibliotheque Nationale Gr 1807 Zur handschriftlichen Uberlieferung siehe Gerrit J Boter The Textual Tradition of Plato s Republic Amsterdam 1986 S 15 294 Aristoteles Politik 1261a 1265a 1316a b Siehe zur Kritik des Aristoteles Reinhart Maurer Platons Staat und die Demokratie Berlin 1970 S 148 166 Norbert Blossner Dialogform und Argument Stuttgart 1997 S 139 149 Robert Mayhew Aristotle s Criticism of Plato s Republic Lanham 1997 Darrell David Dobbs Aristotle s Political Criticism of Plato s Republic Rochester 1982 Dissertation S 1 78 Richard F Stalley Plato and Aristotle on Political Unity In Mario Vegetti Michele Abbate Hrsg La Repubblica di Platone nella tradizione antica Napoli 1999 S 29 48 Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Bd 3 Altere Akademie Aristoteles Peripatos 2 Auflage Basel 2004 S 534 551 583 f Die einschlagigen Stellen sind zusammengestellt ubersetzt und kommentiert bei Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 3 Stuttgart Bad Cannstatt 1993 S 18 f 44 47 152 f 202 206 Peter Steinmetz Die Stoa In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Bd 4 Die hellenistische Philosophie Basel 1994 S 491 716 hier 522 f Die einschlagigen Stellen sind zusammengestellt ubersetzt und kommentiert bei Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 2 Stuttgart Bad Cannstatt 1990 S 46 f 50 f 60 65 68 f 285 287 291 307 310 312 f Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 2 Stuttgart Bad Cannstatt 1990 S 14 17 239 242 Dirk Cursgen Die Rationalitat des Mythischen Berlin 2002 S 188 193 Siehe dazu Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 1 Stuttgart Bad Cannstatt 1987 S 212 215 490 f Cicero Tusculanae disputationes 2 27 Diogenes Laertios 3 57 60 Epiktet Fragment 15 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 3 Stuttgart Bad Cannstatt 1993 S 44 47 204 Siehe zu Iamblichos Politeia Rezeption Dominic O Meara Plato s Republic in the School of Iamblichus In Mario Vegetti Michele Abbate Hrsg La Repubblica di Platone nella tradizione antica Napoli 1999 S 193 205 Dirk Cursgen Die Rationalitat des Mythischen Berlin 2002 S 164 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 3 Stuttgart Bad Cannstatt 1993 S 206 208 225 f Frantisek Novotny The Posthumous Life of Plato Den Haag 1977 S 260 f Die einschlagigen Stellen sind zusammengestellt ubersetzt und kommentiert bei Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 2 Stuttgart Bad Cannstatt 1990 S 64 69 196 f 310 312 486 Frantisek Novotny The Posthumous Life of Plato Den Haag 1977 S 131 136 145 f Nigel G Wilson Scholars of Byzantium London 1983 S 115 Siehe zu dieser Rezeption Stefano Perfetti Immagini della Repubblica nei commenti medievali alla Politica di Aristotele i casi di Alberto Magno e Tommaso d Aquino In Mario Vegetti Paolo Pissavino Hrsg I Decembrio e la tradizione della Repubblica di Platone tra medioevo e umanesimo Napoli 2005 S 83 98 Siehe zur Politeia Rezeption in der islamischen Welt Massimo Campanini La tradizione della Repubblica nei falasifah musulmani In Mario Vegetti Paolo Pissavino Hrsg I Decembrio e la tradizione della Repubblica di Platone tra medioevo e umanesimo Napoli 2005 S 31 81 Dimitri Gutas Platon Tradition arabe In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 5 1 Paris 2012 S 845 863 hier 856 858 Friedrich Niewohner Polis und Madina Averroes Platon Lekture In Peter Bruns Hrsg Von Athen nach Bagdad Bonn 2003 S 76 91 James Hankins Plato in the Italian Renaissance 3 Auflage Leiden 1994 S 108 110 Siehe zu Ficinos Politeia Rezeption Ada Neschke Hentschke Platonisme politique et theorie du droit naturel Bd 2 Louvain la Neuve Paris 2003 S 210 217 Jean Ceard Le modele de la Republique de Platon et la pensee politique au XVIe siecle In Platon et Aristote a la Renaissance Paris 1976 S 175 190 hier 184 f Thomas More Utopia hrsg George M Logan u a Cambridge 1995 S 100 105 Siehe zu Mores Politeia Rezeption George M Logan The Meaning of More s Utopia Princeton 1983 S 195 218 Vgl Dietmar Herz Thomas Morus zur Einfuhrung Hamburg 1999 S 78 87 Richard Saage Politische Utopien der Neuzeit 2 Auflage Bochum 2000 S 28 32 59 124 Jean Jacques Rousseau Emile In Rousseau Œuvres completes Bd 4 Paris 1969 S 250 1299 Christoph Bohr Erkenntnisgewissheit und politische Philosophie Zu Christian Wolffs Postulat des philosophus regnans In Zeitschrift fur philosophische Forschung 36 1982 S 579 598 Kant s Werke Akademie Ausgabe Bd 8 Berlin 1912 S 369 Zu Kants Position siehe Otfried Hoffe Vier Kapitel einer Wirkungsgeschichte der Politeia In Otfried Hoffe Hrsg Platon Politeia 3 Auflage Berlin 2011 S 259 280 hier 271 275 Immanuel Kant Kritik der reinen Vernunft A 316 f B 372 374 Beispielsweise bei William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 4 Cambridge 1975 S 434 Thomas Alexander Szlezak Hrsg Platon Der Staat Politeia Dusseldorf 2000 S 903 Michael Erler Kleines Werklexikon Platon Kroner Taschenbuch Band 502 Stuttgart 2007 S 79 Holger Thesleff Platonic Patterns Las Vegas 2009 S 250 Olof Gigon Gegenwartigkeit und Utopie Bd 1 Zurich 1976 S 30 Leo Strauss The City and Man Chicago 1964 S 62 Leo Strauss The City and Man Chicago 1964 S 127 138 Ernst Cassirer Der Mythus des Staates 2 Auflage Zurich 1978 S 104 William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 4 Cambridge 1975 S 434 Karlheinz Hulser Platon fur Anfanger Der Staat Munchen 2005 S 25 Otfried Hoffe Hrsg Platon Politeia 3 bearbeitete Auflage Berlin 2011 S IX Siehe beispielsweise Ulrich von Wilamowitz Moellendorff Platon Sein Leben und seine Werke 5 Auflage Berlin 1959 1 Auflage Berlin 1919 S 350 354 Reinhart Maurer Platons Staat und die Demokratie Berlin 1970 S 301 f Herwig Gorgemanns Platon Heidelberg 1994 S 151 153 Georg Wilhelm Friedrich Hegel Grundlinien der Philosophie des Rechts Gesammelte Werke Bd 14 1 Hamburg 2009 S 14 Eduard Zeller Die Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung dargestellt Teil 2 Abteilung 1 4 Auflage Leipzig 1889 S 914 923 Zu Jowetts Rolle siehe Frank M Turner The Greek Heritage in Victorian Britain New Haven 1981 S 414 432 Darren J Sheppard Plato s Republic Edinburgh 2009 S 4 Karl Marx Das Kapital Kapitel 12 Marx Engels Werke Bd 23 Berlin 1970 S 388 Kurt Hildebrandt Platon Berlin 1959 1 Auflage Berlin 1933 S 208 253 Zur Geschichte dieser Kontroversen siehe Kyriakos N Demetriou A Legend in Crisis The Debate over Plato s Politics 1930 1960 In Polis 19 2002 S 61 91 und Melissa Lane Plato s Progeny London 2001 S 97 134 Vgl die Ubersichten bei Dirk Otto Das utopische Staatsmodell von Platons Politeia aus der Sicht von Orwells Nineteen Eighty Four Berlin 1994 S 18 21 120 138 und Konstantin Schimert Die Platonkritik Karl Poppers Neuried 2003 S 17 40 Karl Popper Die offene Gesellschaft und ihre Feinde Bd 1 7 Auflage Tubingen 1992 S 52 f Karl Popper Die offene Gesellschaft und ihre Feinde Bd 1 7 Auflage Tubingen 1992 S 57 Karl Popper Die offene Gesellschaft und ihre Feinde Bd 1 7 Auflage Tubingen 1992 S 106 Karl Popper Die offene Gesellschaft und ihre Feinde Bd 1 7 Auflage Tubingen 1992 S 67 95 99 f 106 f 126 Vgl zum Historizismus Dorothea Frede Platon Popper und der Historizismus In Enno Rudolph Hrsg Polis und Kosmos Darmstadt 1996 S 74 107 Karl Popper Die offene Gesellschaft und ihre Feinde Bd 1 7 Auflage Tubingen 1992 S 181 186 Einen Forschungsbericht bietet Francesco Fronterotta Plato s Republic in the Recent Debate In Journal of the History of Philosophy 48 2010 S 125 151 hier 128 132 Zu den Gegnern von Poppers Interpretation zahlen u a Hartmut Erbse Platons Politeia und die modernen Antiplatoniker In Gymnasium 83 1976 S 169 191 kritisch dazu Andreas Graeser Bemerkungen zu Platons Politeia und die modernen Antiplatoniker In Gymnasium 84 1977 S 493 501 John J Cleary Popper on Freedom and Equality in Plato In Polis 22 2005 S 109 127 Christopher C W Taylor Plato s Totalitarianism In Gail Fine Hrsg Plato Oxford 2000 S 762 778 Konrad Gaiser Gesammelte Schriften Sankt Augustin 2004 S 105 113 Ronald B Levinson In Defense of Plato Cambridge 1953 S 16 ff Dirk Otto Das utopische Staatsmodell von Platons Politeia aus der Sicht von Orwells Nineteen Eighty Four Berlin 1994 S 120 257 John Wild Plato s Modern Enemies and the Theory of Natural Law Chicago 1953 Marc Schlette Der Zauber Poppers Duisburg 2001 Hans Georg Gadamer Plato und die Dichter 1934 In Gadamer Gesammelte Werke Bd 5 Tubingen 1985 S 187 211 hier 194 196 198 Platos Staat der Erziehung 1942 In Gadamer Gesammelte Werke Bd 5 Tubingen 1985 S 249 262 Platos Denken in Utopien 1983 In Gadamer Gesammelte Werke Bd 7 Tubingen 1991 S 270 289 hier 275 278 f Jacques Derrida Politik der Freundschaft Frankfurt am Main 2002 S 135 Ernst Bloch Das Prinzip Hoffnung In funf Teilen Kapitel 1 37 Frankfurt am Main 1959 S 562 f 565 f Arnold Toynbee A Study of History Abridgement of Volumes I VI New York 1947 S 181 185 Ralf Dahrendorf Pfade aus Utopia 3 Auflage Munchen 1974 S 313 Ada Neschke Hentschke Plato und der moderne Rechtsstaat In Andreas Eckl Clemens Kauffmann Hrsg Politischer Platonismus Wurzburg 2008 S 63 74 Ada Neschke Hentschke Politischer Platonismus und die Theorie des Naturrechts In Enno Rudolph Hrsg Polis und Kosmos Darmstadt 1996 S 55 73 Gesamtdarstellung Ada Neschke Hentschke Platonisme politique et theorie du droit naturel 2 Bande Louvain la Neuve Paris 1995 2003 Hans Kelsen Die Illusion der Gerechtigkeit Wien 1985 S 378 Alain Badiou La Republique de Platon Paris 2012 englische Ubersetzung Plato s Republic Cambridge 2012 Siehe zu Badious Konzept die zusammenfassende Darstellung von Kenneth Reinhard Introduction In Alain Badiou Plato s Republic Cambridge 2012 S VII XXIII nbsp Dieser Artikel wurde am 14 Januar 2014 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Werk GND 4076164 2 lobid OGND AKS LCCN n80008527 VIAF 184280460 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Politeia amp oldid 234337779