www.wikidata.de-de.nina.az
Mittelplatonismus ist eine moderne von Karl Praechter eingefuhrte Bezeichnung 1 fur eine Entwicklungsphase des Platonismus die im 1 Jahrhundert v Chr begann und bis zum spaten 3 Jahrhundert dauerte Der Mittelplatonismus wurde vom Neuplatonismus abgelost Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Uberblick 2 Lehrmeinungen 2 1 Quellenlage 2 2 Metaphysik und Kosmologie 2 3 Harmonisierung der philosophischen und religiosen Traditionen 2 4 Seelenlehre und Ethik 3 Rezeption 4 Siehe auch 5 Quellenausgaben und Ubersetzungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenHistorischer Uberblick BearbeitenDie von Platon gegrundete Philosophenschule in Athen die Platonische Akademie fiel den Wirren des Ersten Mithridatischen Krieges zum Opfer spatestens im Jahr 86 v Chr als die Truppen des romischen Feldherrn Sulla Athen eroberten wurde der Unterricht eingestellt Der letzte Leiter Scholarch der Akademie Philon von Larisa war schon 88 v Chr nach Rom geflohen Mit seinem Tod 84 83 v Chr endete in der Geschichte des Platonismus die Epoche der vom Skeptizismus gepragten Jungeren Akademie Die Skeptiker hatten die Moglichkeit gesicherter Wirklichkeitserkenntnis bestritten und stattdessen abgestufte Wahrscheinlichkeitsannahmen eingefuhrt Probabilismus Philons ehemaliger Schuler Antiochos von Askalon wohl 68 v Chr verwarf den Skeptizismus den er fur unplatonisch hielt Er grundete eine eigene Schule die er in programmatischer Anknupfung an die Zeit vor der Einfuhrung des Skeptizismus Alte Akademie nannte Mit dieser Ruckkehr zum erkenntnistheoretischen Konzept der Alteren oder Alten Akademie einer von den Skeptikern der Jungeren Akademie bekampften Auffassung begann eine neue philosophiegeschichtliche Phase Nun herrschte wieder die Uberzeugung es gebe ein gesichertes Wissen eine Wahrheit die als solche philosophisch erkennbar und lehrbar sei Dogmatismus Die von Antiochos gegrundete Schule stellte anscheinend beim Tod seines Bruders und Nachfolgers Aristos von Askalon 46 45 v Chr den Betrieb ein Fortan gab es keine Institution mehr die den Anspruch erhob die Tradition der Platonischen Akademie fortzusetzen Hinsichtlich der Frage welcher Einschnitt den Beginn des Mittelplatonismus markiert gehen in der Forschung die Ansichten auseinander Manche Altertumswissenschaftler 2 meinen mit dem Ende der akademischen Skepsis und der Ruckkehr des Antiochos zum Dogmatismus habe die Epoche des Mittelplatonismus begonnen Antiochos und seine Schuler seien somit Mittelplatoniker gewesen Andere Forscher zahlen die Schule des Antiochos nicht zum Mittelplatonismus sondern lassen diesen erst um die Mitte oder in der zweiten Halfte des 1 Jahrhunderts v Chr mit Eudoros von Alexandria beginnen 3 Fur diese Auffassung spricht dass Antiochos zwar im Konflikt mit den Skeptikern als Erneuerer der Tradition der ursprunglichen Akademie Platons auftrat aber unter dem Einfluss der Stoa auf die platonische Transzendenzlehre einen zentralen Bestandteil des Platonismus verzichtete Daher ist es problematisch ihn zu den Mittelplatonikern zu zahlen denn fur den Mittelplatonismus ist die Ruckbesinnung auf die Transzendenzlehre charakteristisch Nach der Einschatzung von Willy Theiler ist Antiochos ebenso wie die kaiserzeitlichen Mittelplatoniker als Vorneuplatoniker anzusehen sie alle hatten den Neuplatonismus vorbereitet 4 Die heute als Mittelplatoniker bezeichneten Philosophen hatten kein allgemein anerkanntes Zentrum wie es vor der romischen Eroberung Athens die Akademie gewesen war Zwar entstanden Schulerkreise einzelner Lehrer doch bildeten die Mittelplatoniker nicht wie fruher die Akademiker eine organisierte Gemeinschaft Sie hatten nur ihr Bekenntnis zur Lehre Platons die sie unterschiedlich deuteten gemeinsam Wegen dieses diffusen heterogenen Charakters der Platon Rezeption halten manche Forscher den Begriff Mittelplatonismus fur fragwurdig da er mehr Einheitlichkeit der Lehre suggeriert als tatsachlich bestand 5 Die Beibehaltung des etablierten Begriffs als Bezeichnung fur eine Zeit nicht fur eine bestimmte Richtung mit spezifischen Lehrmeinungen befurwortet Pierluigi Donini 6 Das Zeitalter des Mittelplatonismus umfasst die Endphase des Hellenismus und die Epoche des romischen Prinzipats In dieser Zeit wurde Philosophie in allen grosseren Stadten des Romischen Reichs gelehrt mancherorts wurde der Unterricht mit offentlichen Mitteln gefordert 7 Ein Hauptanliegen der Mittelplatoniker war die sorgfaltige Auslegung der Werke Platons im Rahmen des Schulunterrichts Das Wissen wurde in erster Linie mundlich vermittelt Das reichhaltige Schrifttum der Platoniker erwuchs aus dem Unterrichtsbetrieb und diente gewohnlich didaktischen Zwecken Es bestand grossenteils aus Kommentaren zu den Dialogen Platons sowie einfuhrenden Schriften und handbuchartigen Darstellungen Hinzu kamen Lebensbeschreibungen Platons Platon Lexika und Abhandlungen zu Einzelthemen Der philosophisch einflussreichste Mittelplatoniker war der beruhmte Schriftsteller Plutarch der im 1 und 2 Jahrhundert n Chr lebte Weitere namhafte Mittelplatoniker waren im 1 Jahrhundert v Chr Eudoros von Alexandria den manche Forscher fur den Initiator des Mittelplatonismus halten 8 und der Platon Ausleger Derkylides im 1 Jahrhundert n Chr Thrasyllos der den Kaiser Tiberius beriet und Plutarchs aus Agypten stammender Lehrer Ammonios im 2 Jahrhundert die Philosophielehrer Albinos Attikos Gaios Lukios Kalbenos Tauros und Numenios der Polemiker Kelsos der Schriftsteller Apuleius 9 der Redner Maximos von Tyros und der Mathematiker und Astronom Theon von Smyrna im 3 Jahrhundert der beruhmte Gelehrte Longinos 272 der den damals schon aufbluhenden Neuplatonismus kannte aber sich ihm nicht anschloss Als Lehrbuchautor trat Alkinoos hervor dessen Lebenszeit schwer zu datieren ist ebenso wie die des Severos und des Mathematikers und Musiktheoretikers Nikomachos von Gerasa Ammonios Sakkas 242 243 der Lehrer Plotins und sein Schuler Origenes waren in der Phase des Ubergangs vom Mittel zum Neuplatonismus tatig Alle Mittelplatoniker mit Ausnahme des lateinisch schreibenden Apuleius bedienten sich der griechischen Sprache Im 3 Jahrhundert begrundete Plotin 270 den Neuplatonismus der in der Spatantike zur vorherrschenden philosophischen Stromung wurde Die neuplatonische Lehre wurde ab 244 in Rom ausgeformt In konservativen Mittelplatonikerkreisen Griechenlands stiess Plotins Philosophie zunachst auf Ablehnung doch ab dem spaten 3 und fruhen 4 Jahrhundert konnte sich der Neuplatonismus allgemein durchsetzen Zwar existierten die Begriffe Mittelplatonismus und Neuplatonismus in der Antike noch nicht doch waren sich die Neuplatoniker der Zasur zwischen Mittel und Neuplatonismus bewusst denn sie unterschieden zwischen den alten mittelplatonischen und den neuen neuplatonischen Auslegern der Lehre Platons 10 Lehrmeinungen BearbeitenIn der Alteren Akademie galt Platons Lehre nicht als in jeder Hinsicht vollkommen und verbindlich Platons Schuler Speusippos sein Nachfolger als Leiter der Akademie scheute nicht davor zuruck ihm in zentralen Fragen zu widersprechen Bei den Mittelplatonikern hingegen herrschte die Uberzeugung Platons Philosophie sei gottlich inspiriert und makellos Allerdings sei sie nicht ohne weiteres verstandlich denn Platon habe sich ratselhaft ausgedruckt Er habe die Wahrheit absichtlich in seinen Texten versteckt und ihre Enthullung bedurfe einer besonderen Bemuhung des Lesers 11 Unter Platons Dialogen war der Timaios derjenige mit dem sich die Mittelplatoniker am intensivsten befassten Quellenlage Bearbeiten Von den philosophischen Werken der Mittelplatoniker ist nur ein kleiner Teil vollstandig erhalten die ubrigen sind verloren oder nur fragmentarisch uberliefert Einiges Lehrgut ist aus fremden Berichten bekannt Unter den erhaltenen Werken nimmt Plutarchs umfangreiches philosophisches Œuvre breiten Raum ein Hinzu kommen vier philosophische Schriften des Apuleius Albinos Einfuhrung in Platons Dialoge das Lehrbuch der Grundsatze Platons Didaskalikos tōn Platōnos dogmatōn des Alkinoos Vortrage des Maximos von Tyros und Handbucher von Nikomachos von Gerasa und Theon von Smyrna Metaphysik und Kosmologie Bearbeiten Zu ihren Hauptaufgaben zahlten die Mittelplatoniker die Auslegung der in Platons Dialog Timaios dargelegten Kosmologie wobei sie Vorstellungen aufgriffen die auf Platons Schuler Xenokrates zuruckgehen Sie bemuhten sich um die Ergrundung des Verhaltnisses zwischen dem gottlichen Weltschopfer Demiurgen den platonischen Ideen den Urbildern der sinnlich wahrnehmbaren Erscheinungen und der Materie in der sich das Werden und Vergehen abspielt Die Drei Prinzipien Lehre die von den meisten Mittelplatonikern vertreten wurde besagte dass die Welt ihr Dasein drei zusammenwirkenden Prinzipien verdanke dem Schopfergott den Ideen und der Materie Der Demiurg den die meisten Mittelplatoniker fur den hochsten Gott hielten und mit der Idee des Guten sowie mit dem reinen Intellekt Nous gleichsetzten 12 galt als Wirkursache der sinnlich wahrnehmbaren Dinge In den Ideen sah man die paradigmatische urbildliche Ursache da die Einzeldinge im Platonismus Abbilder der Ideen sind wahrend der Materie die Rolle der Stoffursache zufiel 13 Den sinnlich wahrnehmbaren Kosmos in seiner Gesamtheit fasste man als Abbild eines rein geistigen intelligiblen Kosmos auf in welchem sich die Ideen befinden Dieses Abbild hielten die Mittelplatoniker fur so vollkommen wie ein Abbild uberhaupt sein kann Das Werden bildete fur sie das unwandelbare Sein ab und die endlose Zeit die Ewigkeit Eine Minderheitsposition vertraten Numenios und Harpokration von Argos Sie nahmen drei Gotter oder drei Aspekte der Gottheit an namlich den obersten nicht tatigen Gott und den fur die Schopfung zustandigen Demiurgen den sie als doppelt oder in zwei Aspekte aufgeteilt betrachteten In diesem Modell wird der oberste Gott mit der Idee des Guten und dem reinen Nous gleichgesetzt 14 Meist betrachteten die Mittelplatoniker die Ideen als Gedanken des hochsten Gottes Als metaphysischer Ort der Ideen wurde gewohnlich dieser als reiner Intellekt aufgefasste Gott selbst angesehen Es gab aber auch die Ansicht die Ideen seien dem reinen gottlichen Intellekt als dessen Produkte nachgeordnet sie befanden sich unterhalb von ihm in der gottlichen Seele 15 Im mittelplatonischen Weltbild sind sowohl der intelligible Kosmos als auch der Bereich des sinnlich Wahrnehmbaren lebendig Die belebende Instanz der Sinneswelt ist die gottliche Weltseele die zwischen der geistigen und der stofflichen Sphare vermittelt Die Sinneswelt ist eine Kugel mit dem Erdmittelpunkt als Zentrum und der Fixsternsphare als Oberflache Die Kugel ist zweigeteilt im supralunaren Bereich von der Mondsphare aufwarts sind alle Bewegungsablaufe konstant im sublunaren Bereich zwischen Mond und Erde finden auch ungeordnete unregelmassige Bewegungen statt Alles Schlechte darunter bosartige Damonen befindet sich unterhalb der Mondsphare Oft erortert wurde im Mittelplatonismus die Streitfrage ob die Sinneswelt in einem einmaligen zeitlichen Schopfungsakt entstanden ist was Formulierungen in Platons Timaios nahezulegen scheinen oder ob sie ewig ist und ihre Erschaffung als unablassiger Prozess aufzufassen ist den Platon nur aus didaktischem Grund wie einen einzelnen abgeschlossenen Vorgang beschreibt Eine andere intensiv diskutierte Frage war ob das Universum aus vier oder funf Grundelementen besteht Als funftes Element neben Erde Feuer Luft und Wasser kam der himmlische Ather in Betracht den Aristoteles angenommen hatte Eine Richtung der Mittelplatoniker hielt den Ather fur ein Element eigener Art eine andere betrachtete ihn als Feuer 16 Harmonisierung der philosophischen und religiosen Traditionen Bearbeiten In der Auseinandersetzung mit anderen Philosophenschulen der griechischen Volksreligion und den Weltbildern fremder Religionen war bei den Mittelplatonikern eine harmonisierende Tendenz verbreitet Man ging von der Vorstellung aus es habe in einer fernen Vergangenheit eine schlechthin wahre religios philosophische Urlehre gegeben die der Menschheit damals zur Verfugung stand Deren erste Verkunder seien Theologen und Gesetzgeber gewesen die als gotterfullte Manner zur Erkenntnis des gottlichen Logos gelangt seien Die Kernaussagen dieser Urlehre seien sowohl bei Platon als auch in der religiosen Weisheit aller alten Kulturvolker zu finden Zwischen den religiosen Traditionen der Griechen Agypter Juden Chaldaer Mager Zoroastrier und Brahmanen bestehe eine fundamentale Ubereinstimmung da sie alle letztlich auf der ursprunglichen Wahrheit fussten 17 Eng war das Verhaltnis der meisten Mittelplatoniker zum Neupythagoreismus dessen Ubereinstimmung mit dem Platonismus fur sie feststand 18 Die Lehren der Stoiker und der Peripatetiker betrachtete man als Varianten des Platonismus die von der authentischen Lehre mehr oder weniger stark abweichen Manche Mittelplatoniker glaubten zwischen Platonismus und Aristotelismus bestehe in wesentlichen Punkten ein Einklang und daher seien Aristoteles Werke auch fur Platoniker nutzlich und bei der Platon Interpretation heranzuziehen Diese Ansicht teilten aber nicht alle Attikos bekampfte sie vehement 19 Im 2 Jahrhundert griffen die Mittelplatoniker Lukios und Klaudios Nikostratos die Kategorienlehre des Aristoteles an 20 Andere Platoniker fuhrten die aristotelische Kategorienlehre auf Platon zuruck und versuchten sie in seinen Werken zu finden Verbreitet war die Ansicht Platon sei der eigentliche Urheber der gesamten aristotelischen Logik 21 Seelenlehre und Ethik Bearbeiten Da die menschliche Seele uber Vernunft verfugt ist sie mit der Weltseele und den Gottern verwandt Dies gilt aber nur fur ihren rationalen Teil Daneben weist sie auch einen irrationalen Teil auf den die Mittelplatoniker auch irrationale Seele nennen und der zwischen der Vernunftseele und dem Korper vermittelt Das Vernunftlose to alogon in der Seele ist der Sitz von Affekten wie Zorn und Begierde Wahrend oberhalb der Mondsphare alles was geschieht einer absoluten Naturnotwendigkeit folgt gibt es im sublunaren Bereich in dem sich die Menschheit befindet auch Unordnung nicht determinierte Vorgange und Willensfreiheit Die Vernunftseele entscheidet frei doch die Folgen ihrer Entscheidungen treten mit einer unausweichlichen schicksalhaften Notwendigkeit ein Die gottliche Vorsehung uberwacht die Weltordnung lenkt aber nicht die Einzelschicksale 22 Uber die Unsterblichkeit der Vernunftseele waren sich die Mittelplatoniker einig ebenso daruber dass sie unabhangig vom Korper und schon vor ihm existiert und ihn bei seinem Tod verlasst Ob auch dem vernunftlosen Teil der menschlichen Seele Ewigkeit zukommt und was ihm nach dem Tod des Korpers widerfahrt daruber gingen die Ansichten auseinander Die Problematik der Einheit der Seele bzw ihrer Spaltung in wesensverschiedene Bereiche war ein wichtiges und schwieriges Thema 23 Wahrend die Stoiker in der Ethik das Ziel den Zustand der Gemutsruhe apatheia zu erreichen in den Mittelpunkt stellten lehrten die Mittelplatoniker dass es auf die von Platon geforderte Angleichung an Gott soweit moglich homoiōsis theō kata to dynaton 24 ankomme Die Gottahnlichkeit sei das Lebensziel des Philosophen das er im Rahmen des Moglichen anzustreben habe 25 Hinsichtlich der Streitfrage ob neben den Tugenden auch ausserliche und materielle Guter fur ein optimales Gelingen des Lebens die Eudaimonie erforderlich sind wie die Peripatetiker meinten oder ob die Tugendhaftigkeit allein ausreicht wie die Stoiker lehrten waren die Mittelplatoniker gespalten 26 Rezeption BearbeitenPhilosophisch interessierte judische und christliche Theologen erhielten vom Platonismus wichtige Anregungen teils durch unmittelbares Studium von Platons Werken teils durch Schriften mittelplatonischer Autoren Ein herausragendes Zentrum dieser Rezeption war Alexandria Dort verband im 1 Jahrhundert n Chr der judische Gelehrte Philon von Alexandria mittelplatonische Philosophie mit judischer Theologie Er war der Meinung Platon habe die Philosophie des Pythagoras ubernommen der seinerseits seine Weisheit Mose verdanke Mose sei der wahre Urheber der griechischen Philosophie Philons Lehre erfreute sich spater bei den Kirchenvatern grosser Beliebtheit Im 2 Jahrhundert wurden christliche Theologen wie Justin der Martyrer Tatian und Athenagoras stark vom Platonismus beeinflusst der ihnen in der Gestalt vertraut war die er im mittelplatonischen Schrifttum angenommen hatte Der im spaten 2 und fruhen 3 Jahrhundert tatige Kirchenvater Clemens von Alexandria schuf eine stark platonisch beeinflusste Theologie Auch die Theologie von Clemens Schuler Origenes enthielt viel platonisches insbesondere mittelplatonisches Gedankengut 27 Erheblicher mittelplatonischer Einfluss ist auch im Schrifttum der Gnostiker erkennbar 28 Auch in paganem religiosem Schrifttum das im Zeitalter des Mittelplatonismus entstand und eine starke Nachwirkung entfaltete Chaldaische Orakel hermetische Schriften sind gewichtige Ubereinstimmungen mit mittelplatonischem Lehrgut erkennbar Die hermetische Literatur propagierte platonische Gedanken als agyptische Offenbarungsweisheit wahrend Mittel und Neuplatoniker sich ihrerseits durch die Autoritat der hermetischen Schriften bestatigt sahen 29 Der Neuplatonismus war eine Weiterentwicklung des Mittelplatonismus Sein Begrunder Plotin knupfte an die Tradition der Mittelplatoniker an Mittelplatonische Lehrmeinungen bildeten in seiner Schule einen wichtigen Teil des Unterrichtsstoffs und wurden kritisch erortert Besonders Numenios fand bei den Neuplatonikern viel Beachtung Plotin wandelte die Metaphysik der Mittelplatoniker in wesentlichen Punkten ab Dabei trat er als getreuer Interpret der ursprunglichen Lehre Platons auf Die Neuplatoniker meinten ihre Platon Auslegung sei eine Wiederherstellung der von den Mittelplatonikern verkurzten vollstandigen Metaphysik Platons in ihrer authentischen Gestalt Siehe auch BearbeitenListe der Vertreter und Rezipienten des PlatonismusQuellenausgaben und Ubersetzungen BearbeitenGeorge Boys Stones Platonist Philosophy 80 BC to 250 AD An Introduction and Collection of Sources in Translation Cambridge University Press Cambridge 2018 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Grundlagen System Entwicklung Frommann Holzboog Stuttgart Bad Cannstatt 1987 ff griechische und lateinische Texte mit deutscher Ubersetzung bisher erschienen Bande 1 7 1 und Indexband zu 1 4 Marie Luise Lakmann Hrsg Platonici minores 1 Jh v Chr 2 Jh n Chr Prosopographie Fragmente und Testimonien mit deutscher Ubersetzung Philosophia antiqua Band 145 Brill Leiden Boston 2017 ISBN 978 90 04 31533 4 kritische Edition Literatur BearbeitenJohn M Dillon Die Entwicklung des Mittelplatonismus In Theo Kobusch Burkhard Mojsisch Hrsg Platon in der abendlandischen Geistesgeschichte Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1997 ISBN 3 534 12956 3 S 15 32 John M Dillon The Middle Platonists 80 B C to A D 220 2 Auflage Cornell University Press Ithaca N Y 1996 ISBN 0 8014 8316 6 Franco Ferrari Irmgard Mannlein Robert Mittelplatonismus und Neupythagoreismus In Christoph Riedweg u a Hrsg Philosophie der Kaiserzeit und der Spatantike Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 5 1 Schwabe Basel 2018 ISBN 978 3 7965 3698 4 S 545 705 Wolfgang L Gombocz Die Philosophie der ausgehenden Antike und des fruhen Mittelalters Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 31268 3 S 17 151 Clemens Zintzen Hrsg Der Mittelplatonismus Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1981 ISBN 3 534 05205 6Weblinks BearbeitenEdward Moore Middle Platonism In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Anmerkungen Bearbeiten Karl Praechter Friedrich Ueberwegs Grundriss der Geschichte der Philosophie des Altertums 11 Auflage Berlin 1920 S 536 Der mittlere Platonismus In der 10 Auflage 1909 hatte Praechter die Mittelplatoniker noch als die pythagoraisierenden und eklektischen Platoniker bezeichnet Beispielsweise Matthias Baltes Mittelplatonismus In Der Neue Pauly Band 8 Stuttgart 2000 Sp 294 300 hier 294 und Clemens Zintzen Einleitung In Clemens Zintzen Hrsg Der Mittelplatonismus Darmstadt 1981 S IX Dieser Meinung ist beispielsweise John M Dillon Eudoros und die Anfange des Mittelplatonismus In Clemens Zintzen Hrsg Der Mittelplatonismus Darmstadt 1981 S 3 32 hier 3 5 27 Vgl Marco Zambon Porphyre et le moyen platonisme Paris 2002 S 24 und Anm 5 Willy Theiler Die Vorbereitung des Neuplatonismus 2 Auflage Berlin 1964 S 1 37 40 George E Karamanolis Plato and Aristotle in Agreement Oxford 2006 S 27 Marco Zambon Middle Platonism In Mary Louise Gill Pierre Pellegrin Hrsg A Companion to Ancient Philosophy Malden 2006 S 561 576 hier 561f Pierluigi Donini Commentary and Tradition Aristotelianism Platonism and Post Hellenic Philosophy Berlin 2011 S 283 296 hier 283 In diesem Sinne ausserte sich auch Marco Zambon Middle Platonism In Mary Louise Gill Pierre Pellegrin Hrsg A Companion to Ancient Philosophy Malden 2006 S 561 576 hier 562 Vgl Marco Zambon Porphyre et le moyen platonisme Paris 2002 S 25 27 339 Quellen dazu bei Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 3 Stuttgart Bad Cannstatt 1993 S 2 9 Kommentar S 121 140 John M Dillon Eudoros und die Anfange des Mittelplatonismus In Clemens Zintzen Hrsg Der Mittelplatonismus Darmstadt 1981 S 3 32 hier 3 5 27 Vgl Carlos Levy Ciceron et le moyen platonisme le probleme du souverain bien selon Platon In Revue des Etudes Latines 68 1990 S 50 65 hier 51 Zu Apuleius als Mittelplatoniker siehe Stephen Gersh Middle Platonism and Neoplatonism The Latin Tradition Bd 1 Notre Dame Indiana 1986 S 215 328 Belege bei Matthias Baltes Mittelplatonismus In Der Neue Pauly Band 8 Stuttgart 2000 Sp 294 300 hier 294 Henny Fiska Hagg Clement of Alexandria and the Beginnings of Christian Apophaticism Oxford 2006 S 78 80 Marco Zambon Middle Platonism In Mary Louise Gill Pierre Pellegrin Hrsg A Companion to Ancient Philosophy Malden 2006 S 561 576 hier 564f Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 7 Stuttgart Bad Cannstatt 2008 S 546 580f Quellen dazu bei Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 4 Stuttgart Bad Cannstatt 1996 S 118 123 Kommentar S 387 399 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 7 Stuttgart Bad Cannstatt 2008 S 472 483 580 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 4 Stuttgart Bad Cannstatt 1996 S 391 398 und Bd 5 Stuttgart Bad Cannstatt 1998 S 240 246 251 259 264 270 Wolfgang L Gombocz Die Philosophie der ausgehenden Antike und des fruhen Mittelalters Munchen 1997 S 21f Audrey N M Rich Die platonischen Ideen als die Gedanken Gottes In Clemens Zintzen Hrsg Der Mittelplatonismus Darmstadt 1981 S 200 211 Wolfgang L Gombocz Die Philosophie der ausgehenden Antike und des fruhen Mittelalters Munchen 1997 S 22f Siehe dazu Matthias Baltes Der Platonismus und die Weisheit der Barbaren In John J Cleary Hrsg Traditions of Platonism Aldershot 1999 S 115 138 Henny Fiska Hagg Clement of Alexandria and the Beginnings of Christian Apophaticism Oxford 2006 S 76f 80 Paul Moraux Der Aristotelismus bei den Griechen Band 2 Berlin 1984 S 564 582 George F Karamanolis Plato and Aristotle in Agreement Oxford 2006 S 28f Marco Zambon Middle Platonism In Mary Louise Gill Pierre Pellegrin Hrsg A Companion to Ancient Philosophy Malden 2006 S 561 576 hier 568 Paul Moraux Der Aristotelismus bei den Griechen Band 2 Berlin 1984 S 528 563 Wolfgang L Gombocz Die Philosophie der ausgehenden Antike und des fruhen Mittelalters Munchen 1997 S 24f Vgl zur mittelplatonischen Aristoteles Rezeption John Whittaker Platonic Philosophy in the Early Centuries of the Empire In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt ANRW Bd II 36 1 Berlin 1987 S 81 123 hier 110 114 Fur Einzelheiten siehe George Boys Stones Middle Platonists on Fate and Human Autonomy In Robert W Sharples Richard Sorabji Hrsg Greek and Roman Philosophy 100 BC 200 AD Band 2 London 2007 S 431 447 Uber die unterschiedlichen Ansichten der Mittelplatoniker zur Seelenlehre insbesondere zum Verhaltnis zwischen Nous und rationaler Seele und zur Rolle des irrationalen Seelenteils informiert Werner Deuse Untersuchungen zur mittelplatonischen und neuplatonischen Seelenlehre Wiesbaden 1983 S 7 112 Platon Theaitetos 176ab John M Dillon Die Entwicklung des Mittelplatonismus In Theo Kobusch Burkhard Mojsisch Hrsg Platon in der abendlandischen Geistesgeschichte Darmstadt 1997 S 27 Marco Zambon Middle Platonism In Mary Louise Gill Pierre Pellegrin Hrsg A Companion to Ancient Philosophy Malden 2006 S 561 576 hier 569 Carlos Levy Ciceron et le moyen platonisme le probleme du souverain bien selon Platon In Revue des Etudes Latines 68 1990 S 50 65 John M Dillon The Middle Platonists 2 Auflage Ithaca N Y 1996 S 44 Die judische und christliche Rezeption des Mittelplatonismus untersucht Robert M Berchman From Philo to Origen Middle Platonism in Transition Chico 1984 Vgl Carl Andresen Justin und der mittlere Platonismus In Clemens Zintzen Hrsg Der Mittelplatonismus Darmstadt 1981 S 319 368 Jan Hendrik Waszink Bemerkungen zum Einfluss des Platonismus im fruhen Christentum In Clemens Zintzen Hrsg Der Mittelplatonismus Darmstadt 1981 S 413 448 John Whittaker Platonic Philosophy in the Early Centuries of the Empire In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt ANRW Bd II 36 1 Berlin 1987 S 81 123 hier 121 123 Matthias Baltes Der Platonismus und die Weisheit der Barbaren In John J Cleary Hrsg Traditions of Platonism Aldershot 1999 S 115 138 hier 133f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mittelplatonismus amp oldid 234799458