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Polemik von griechisch polemikos polemikos feindselig bzw polemos polemos Krieg Streit 1 bezeichnet einen meist scharfen Meinungsstreit im Rahmen politischer literarischer oder wissenschaftlicher Diskussionen Ziel ist die eigene Meinung auch dann durchzusetzen wenn sie sachlich nicht oder nur teilweise mit der Realitat ubereinstimmt Der Begriff hat historisch einen Wandel erfahren die ursprungliche Bedeutung von Polemik war Streitkunst ein literarischer oder wissenschaftlicher Streit eine gelehrte Fehde Inhaltsverzeichnis 1 Kennzeichen 2 Polemik als theologische Disziplin 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseKennzeichen BearbeitenPolemisieren heisst gegen eine bestimmte andere Ansicht zu argumentieren Der Polemiker sucht nicht zwingend den Konsens sondern versucht im rhetorischen Wettstreit seinen Argumenten zum Durchbruch zu verhelfen vgl auch Eristik Als Gegensatz dazu wird auch die Apologetik genannt obgleich naturlich auch eine solche die Literatur betreffende Rechtfertigungs bzw Verteidigungsrede durchaus polemisch sein kann Das heute nur noch selten benutzte Wort Irenik ist als weiterer Kontrastbegriff zu Polemik anzusehen Kennzeichen von Polemik sind oft scharfe und direkte Ausserungen teilweise auch personliche Angriffe Haufig wird mit den Mitteln der Ubertreibung der Ironie und des Sarkasmus gearbeitet oder vom Strohmann Argument Gebrauch gemacht Gelegentliches Ziel ist das Demaskieren eines Opponenten im Glaubens und Meinungsstreit Gegebenenfalls bedeutet dies auch die mehr oder weniger subtile Beschuldigung des Opponenten keineswegs jedoch den Verzicht auf sachliche Argumente In der klassischen Rhetorik spricht man in einem solchen Fall von der argumentatio ad hominem das auf die Person gerichtete Argumentieren Dies bedeutet das Blossstellen das Uberfuhren eines Gegners wobei man zum Beispiel seine Glaubwurdigkeit seine Reputation und ggf auch seine Integritat insgesamt anzweifelt indem man evtl Widerspruchlichkeiten seiner Ausfuhrungen bzw seiner Handlungen oder Unterlassungen unmittelbar zu seinen offentlich bekundeten Einstellungen und Absichten aufzeigt 2 Obwohl Polemiken typischerweise durch starke Emotionen etwa Hass motiviert sind mussen diese um dem Angriff zum Erfolg zu verhelfen in einer Weise stilisiert werden die den literarischen Techniken des Dramas vergleichbar ist und in eine kuhl uberlegte Strategie eingebettet werden 3 Polemik als theologische Disziplin BearbeitenIn der deutschsprachigen systematischen Theologie wurde insbesondere im 18 und 19 Jahrhundert innerhalb unterschiedlicher Systematisierungen der theologischen Aufgabenbereiche des Ofteren neben der christlichen Apologetik auch von einem Tatigkeitsfeld bzw einer Disziplin Polemik gesprochen sowohl in Lehrbuchern und sonstigen Publikationen 4 wie auch in Lehrstuhlbezeichnungen so etwa seit 1783 an der Universitat Bonn Ublicherweise ist damit die Darstellung theologischer Lehrdifferenzen teils auch einschliesslich Einwendungen gegen Alternativen gemeint und die Wortverwendung etwa der heutigen Rede von Kontroverstheologie synonym uberschneidet sich aber auch mit Themenfeldern und Aufgabenbereichen die sonst auch der Apologetik zufielen bzw heute dann aber ublicherweise eher integrativ als konfrontativ der Fundamentaltheologie zufallen Bewusst abweichend ist die Wissenschaftsbestimmung die Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher in seinem Vorschlag zur Struktur der theologischen Wissenschaft gibt Die Apologetik richte sich nach aussen die Polemik nach innen um die eigene Lehrgestalt zu reinigen 5 Siehe auch BearbeitenRabulistikLiteratur BearbeitenKevin Liggieri Christoph Manfred Muller Herausgeber Denker und Polemik Wurzburg 2012 ISBN 978 3 8260 5047 3 Wilhelm Emrich Polemik Streitschriften Pressefehden und kritische Essays Methoden und Massstabe der Literaturkritik Athenaum Frankfurt am Main 1968 Donald Kagan Charles D Hamilton Peter Krentz Herausgeber Polis and Polemos Essays on Politics War amp History in Ancient Greece In Honor of Donald Kagan Regina Books 1997 ISBN 0 941690 75 X Hermann Stauffer Polemik In Historisches Worterbuch der Rhetorik Band 6 Must Pop Tubingen 2003 Stefan Straub Der Polemiker Karl Kraus Drei Fallstudien Tectum 2004 ISBN 3 8288 8678 7 Jean Francois Lyotard Der Widerstreit 2 korr Auflage Verlag Wilhelm Fink 1989 ISBN 3 7705 2599 X Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Polemik Zitate nbsp Wiktionary Polemik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary polemisch Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Polemik im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Gemoll Griechisch Deutsches Schul und Handworterbuch G Freytag Verlag Holder Pichler Tempsky Munchen Wien 1965 Julius Caesar Die beruhmte Leichenrede ein Meisterstuck demagogischer Rhetorik ist von Shakespeare selbstandig ausgearbeitet Plutarch nimmt nur Notiz von der Tatsache und ihrer Wirkung Der Idealist Brutus glaubt wenn er den Burgern ganz offen und wahr verstandesmassig ohne jeden rhetorischen Aufputz ihre Sache darlege werden sie sein Tun billigen Und dann muss er sehen wie auf seine nuchterne Rede die des Antonius folgt voll starkster rhetorischer Effekte wie die des Advokaten auf die des Gelehrten und wie Antonius die Masse mit sich fortreisst Andreas Dorschel Passions of the Intellect A Study of Polemics In Philosophy Band 90 Nr 4 2015 S 679 684 PDF online Einen Uberblick gibt Karl Werner Geschichte der apologetischen und polemischen Literatur der christlichen Theologie 5 Bande Zeller Osnabruck 1861 1867 Digitalisate Schleiermacher spricht von der weit gewohnlicher so genannte n nach aussen gekehrte n besondere n Polemik der Protestanten zum Beispiel gegen die Katholiken und der allgemeine n der Christen gegen die Juden oder auch die Deisten und Atheisten die mit unserer Disciplin nichts gemein hat andererseits auch schwerlich von einer wohl bearbeiteten praktischen Theologie als heilsam durfte anerkannt werden Kurze Darstellung des theologischen Studiums 2 A 1830 41 Normdaten Sachbegriff GND 4174997 2 lobid OGND AKS LCCN sh85104172 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polemik amp oldid 237399242