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Dieser Artikel behandelt Glauben im allgemeinen Sinne des Furwahrhaltens Zum religiosen Sinn siehe Glaube Religion Zum deutschen Koch siehe Jorg Glauben Unter Glauben versteht man ein Furwahrhalten ohne methodische Begrundung 1 Glauben in diesem Sinne bedeutet dass ein Sachverhalt fur anscheinend hypothetisch wahr oder wahrscheinlich gehalten wird Darin unterscheidet sich Glauben im weiteren Sinne einerseits vom religiosen Glauben im engeren Sinne indem der religiose Glaube auf dem Vertrauen auf Autoritat oder Uberlieferung beruht und die absolute Wahrheit des Glaubensinhalts z B der Existenz Gottes unterstellt andererseits unterscheidet sich Glauben von Wissen das als wahre und gerechtfertigte Tatsache verstanden werden kann Demgegenuber steht die blosse Meinung der sowohl subjektiv als auch objektiv eine hinreichende Begrundung fehlt In der Erkenntnistheorie werden Meinung und Glauben jedoch auch bedeutungsgleich verwendet 2 Glauben im alltaglichen Sprachgebrauch ist also eine Vermutung oder Hypothese welche die Wahrheit des vermuteten Sachverhalts zwar annimmt aber zugleich die Moglichkeit einer Widerlegung offenlasst falls sich die Vermutung durch Tatsachen oder neue Erkenntnisse als ungerechtfertigt herausstellen sollte Wird diese Moglichkeit aufgrund eines gesteigerten Grades an subjektiver Gewissheit kaum noch zugelassen spricht man von einer Uberzeugung Das Verb glauben kann jedoch in unterschiedlichen Zusammenhangen unterschiedlich verwendet werden etwa in Bezug auf Personen in der Bedeutung von jemandem vertrauen oder auch in juristischen Kontexten Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Philosophie 3 Glauben mit Sachbezug 4 Glauben mit Personenbezug 5 Rechtlich 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDas Wort glauben kommt von mittelhochdeutsch gelouben althochdeutsch gilouben fur lieb halten gutheissen und geht mit den verwandten Wortern Lob und lieb u a auf die indogermanische Wurzel leubh zuruck Der gleichen etymologischen Wortfamilie gehoren aus anderen Sprachen auch englisch be lieve glauben lateinisch libet es beliebt ist gefallig libido Begierde Ferner gingen aus der Wurzel auch die prafigierten deutschen Worter geloben verloben erlauben Urlaub und Gelobnis hervor 3 4 Philosophie BearbeitenIm philosophischen und speziell erkenntnistheoretischen Sinn bedeutet Glauben ein Furwahrhalten eigener Wahrnehmungen Uberzeugungen Glaube Dogma Paradigma und Schlussfolgerungen die hier jedoch nicht zwingend logisch sein mussen Dieses Furwahrhalten bedarf nicht zwingend objektiver Begrundung und kann subjektiv sein 1962 untersuchte Jaakko Hintikka die logischen Strukturen von Glaubens und Wissensausserungen in seinem Werk Knowledge and Belief und begrundete damit einen neuen Zweig der philosophischen Logik die epistemische Logik in der Wissen und Glauben in ihren reinen Formen als sich ausschliessende Gegensatze gegenubergestellt sind Lange Zeit nahm man an dass gerechtfertigter wahrer Glaube Wissen sei Glaubenswissen 5 GWG Behauptung Edmund Gettier gab dazu Gegenbeispiele an die zeigten dass zum Wissen gerechtfertigter wahrer Glaube nicht ausreicht Gettier Problem Glauben mit Sachbezug BearbeitenIm alltaglichen Sprachgebrauch beschreibt das Verb glauben die im Rahmen von Unsicherheit festgestellte Erwartung bezuglich irgendwelcher Tatsachen oder Zusammenhange Etwa Ich glaube dass morgen die Sonne scheinen wird oder Ich glaube es geht hier entlang und nicht dort Im Unterschied zur Wortverwendung im religiosen Kontext ist glauben mit Sachbezug immer auch dem Irrtum unterworfen kann also durch Tatsachen oder neue Erkenntnisse widerlegt und korrigiert werden Im Satz Ich glaube dass es regnen wird wird also die Moglichkeit zugelassen dass sich diese Vermutung auch nicht bestatigt In solchem Glauben im alltaglichen Sinne druckt sich also die Meinung aus Vielleicht ist es wahr bzw wird es wahr vielleicht auch nicht Glauben bedeutet hier auch meinen oder vermuten Der Glaube kann dabei plausibel und pragmatisch sein zum Beispiel Ich glaube dass ich kein Gehirn in einem Glas bin und dass die Umwelt die ich sehe real ist In aller Regel bedeutet glauben etwas Furwahrhalten auf Grund eines glaubwurdigen Zeugen oder einer glaubwurdigen Informationsquelle Auch kann das Furwahrhalten von wissenschaftlichen Theorien die nicht verifiziert wurden bzw werden konnen als Glauben verstanden werden Dies ist etwa bei wissenschaftlichen Hypothesen der Fall Glauben in diesem Sinne impliziert stets das Fehlen einer akzeptierten Rechtfertigung oder das Fehlen eines Beweises Wird diese Rechtfertigung oder dieser Beweis spater moglich etwa indem neue Tatsachen oder Erkenntnisse die Rechtfertigung oder den Beweis ermoglichen kann das hypothetische Glauben an die Wahrheit eines Sachverhalts zum Wissen werden Glauben mit Personenbezug BearbeitenGlauben findet sich im alltaglichen Sprachgebrauch auch in anderer Bedeutung als im Sinne von meinen und vermuten wieder beispielsweise Satzen wie Ich glaube dir Ich glaube an die Liebe zwischen uns Ein solches Glauben ist hier nicht so sehr ein Vermuten uber Sachverhalte sondern druckt primar eine zwischenmenschliche Beziehung aus in der sich eine Person vom Geglaubten her leiten lasst Glauben wird hier in der Bedeutung von vertrauen verwendet In Satzen wie Ich glaube dir kann jedoch auch zum Ausdruck gebracht werden dass man eine Meinung der angesprochenen Person ubernimmt ihr also vertraut ohne diese Meinung jedoch selbst uberpruft zu haben Glaube in diesem rein menschlichen Sinn bezeichnet den Bewusstseins Akt des Vertrauens Vertrauensglaube mit dem dazugehorenden vertrauenden Handlungs Akt Tatglaube dass das Geglaubte eine Moglichkeit ist die Realitat werden kann oder eine noch nicht erfahrbare Realitat ist so dass so gehandelt wird dass das Geglaubte Realitat werden kann oder als ob das Geglaubte schon erfahrbare Realitat sei Andernfalls ware der Glaube nur ein Pseudo Glaube bzw das Vertrauen nur ein Pseudo Vertrauen Anders formuliert ist der Glaube in einem engen Zusammenhang mit dem Vertrauen oder dem vertrauen konnen zu sehen Diese Form von Glauben kann daher mit einer Aufhebung der alleinigen Verantwortung einhergehen die sich aus dem angenommenen Glauben nahrt und dadurch das eigene Handeln rechtfertigt Rechtlich BearbeitenIn manchen Gesetzen kommt der Begriff Glauben bzw guter Glaube vor z B im 8 des deutschen Patentgesetzes Dies unterstellt der Partei eine begrundete Annahme die nicht durch besseres Wissen oder stark begrundete Zweifel verworfen wird So kann von der Korrektheit einer Produktbeschreibung in gutem Glauben ausgegangen werden da diese ja durch gesetzliche Anforderungen korrekt sein muss Ein anderes Beispiel stellt der gutglaubige Eigentumserwerb in 932 des BGB dar Nach dieser Rechtsnorm ist es prinzipiell moglich dass eine Partei Eigentum an einer Sache erwerben kann obwohl der Verausserer gar nicht Eigentumer war Eine der Voraussetzungen hierfur ist dass der Erwerber aus gutem Grund geglaubt hat dass dem Verausserer die Sache gehort hat Siehe auch Bearbeitendoxastische Logik Logik des Glaubens Literatur BearbeitenHans Ferdinand Angel Credition Fluides Glauben Kultur und Wissenschaftsgeschichte von einem blinden Fleck und seinem Ende Deutscher Wissenschafts Verlag Kappelrodeck 2022 ISBN 978 3 86888 188 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Glauben Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Glauben In Rudolf Eisler Worterbuch der philosophischen Begriffe Band 1 Berlin 1904 S 391 395 Einzelnachweise Bearbeiten Glauben In Brockhaus Band 8 1989 Hans Rott Meinen und Wissen Version 6 Regensburg 2002 online abgerufen am 10 April 2023 S 4 Pfeifer Etymologisches Worterbuch des Deutschen DWB Ernstpeter Ruhe Pour faire la lumiere as lais Mittelalterliche Handbucher des Glaubenswissens und ihr Publikum In Norbert Richard Wolf Hrsg Wissensorganisierende und wissensvermittelnde Literatur im Mittelalter Perspektiven ihrer Erforschung Kolloquium 5 7 Dezember 1985 Wiesbaden 1987 Wissensliteratur im Mittelalter 1 S 46 56 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glauben amp oldid 237183289