www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Dogma Begriffsklarung aufgefuhrt Unter einem Dogma altgriechisch dogma dogma deutsch Meinung Lehrsatz Beschluss Verordnung 1 versteht man eine feststehende Definition oder eine grundlegende normative Lehraussage deren Wahrheitsanspruch als unumstosslich festgestellt wird Gedachtnistafel der Verkundigung des Dogmas der Aufnahme Mariens in den Himmel Eingang der Kirche Unserer Lieben Frau von der Herrlichkeit in Rio de Janeiro Insbesondere in der christlichen Theologie wird der Begriff Dogma fur einen Lehrsatz gebraucht der unter Berufung auf gottliche Offenbarung die Autoritat der kirchlichen Gemeinschaft bzw des kirchlichen Lehramts oder auf besondere Erkenntnisse als wahr und relevant gilt Die systematische Entfaltung und Interpretation der Dogmen wird Dogmatik genannt Hingegen wird der Begriff vor allem als Adjektiv dogmatisch pejorativ gebraucht von Personen die die entsprechenden Lehrsatze als nicht hinreichend fundiert ansehen zum Beispiel weil sie die Lehrautoritat der Kirche nicht anerkennen oder weil sie Weltanschauungen und Wertvorstellungen prinzipiell skeptisch gegenuberstehen die den Anspruch erheben als allein wahr allgemeingultig oder verbindlich zu gelten oder gar fur alle Zeit gultig zu sein Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Gegenwartige Begriffs be deutungen 2 1 Theologie 2 2 Andere Wissenschaften 3 Dogmen im Christentum 3 1 Unterschiedliches Dogmenverstandnis 3 2 Ubersicht uber die christlichen Dogmen 3 2 1 Alte Kirche 3 2 2 Dogmen in der romisch katholischen Kirche 3 2 3 In den evangelischen Kirchen geltende Bekenntnisse 3 3 Dogma und Dogmatik 3 4 Dogmenkritik 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelbelegeBegriffsgeschichte BearbeitenDer Begriff Dogma bedeutet im antiken Griechisch zunachst das Geglaubte Gemeinte Beurteilte Beschlossene die unreflektierte Meinung ebenso wie den philosophischen Grund oder Lehrsatz den Beschluss uber das Zusammenleben der Gesellschaft ebenso wie die von Herrschenden erlassene und somit nicht zu hinterfragende Verordnung Diesem Verstandnis entspricht auch der biblische Sprachgebrauch 2 In der lateinisch schreibenden Philosophie verwendet man folgende Aquivalente decretum Grundentscheidung assertio rechtsverbindliche Erklarung bzw versichernde Behauptung scitum etwas das als Bewusstsein vorausgesetzt ist placitum etwas das als sinnenfallig vorausgesetzt ist oder primum principium zugrundegelegter Ausgangssatz ebenfalls die Ubersetzung des griechischen Synonyms Axiom Das Dogma stand als durchweg positiv besetzter Begriff fur Klarheit und Eindeutigkeit fur die unhinterfragbare Diskussions Lebens oder Handlungsgrundlage 3 In der antiken Philosophie hat besonders der Stoiker Seneca uber das Dogma reflektiert 4 Der Begriff wanderte im Zuge der gnostischen Krise in der Alten Kirche in die christliche Theologie ein und erhielt hier neben der strukturellen Begriffsbedeutung der Philosophie einen konkreten Gegenstand Er beschrieb nun den Lehrsatz der christlichen Gesamtgemeinde der die von Gott in Jesus Christus und der Lehre der Apostel offenbarte Wahrheit festhalt zum Beispiel in der regula fidei dem Apostolischen und dem Nicano konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis und anderen Ihm gegenuber standen die Irrtumer Einzelner nova dogmata die abzuwehren waren Anders als deren Individualismen halten die dogmata auch als Symbole griechisch symbola bezeichnet 5 nach altkirchlichem Verstandnis den uberpersonlichen objektiven Glaubensgehalt fest in dem die Kirche ihren Bestand hat 6 Entsprechend ist es die Kirche die sie als die ihr zugrundeliegende verbindliche Lehr und Glaubensnorm formuliert Dies geschah bis zum vierten Jahrhundert in der Form des Konsenses Ubereinstimmung lat magnus consensus seit dem vierten Jahrhundert dann in der Form der Konzilien 7 In der Sprachform des Dogmas fielen Doxologie Lehre Gebet und Zeugnis zunachst zusammen dies verschob sich dann aber immer mehr in Richtung auf Lehre und Verkundigung 8 Im Verlauf der Kirchengeschichte gewann die Kirche als kollektive Instanz und dann im Besonderen das kirchliche Lehramt als die das Dogma formende Autoritat immer grossere Bedeutung Vinzenz von Lerins 5 Jahrhundert formulierte als verbindliche Norm und Bezugsrahmen was allenthalben stets und von allen geglaubt worden ist Bernhard von Clairvaux 12 Jahrhundert weist das Wachteramt daruber den Papsten zu 9 In der Reformationszeit wandte sich Martin Luther gegen Vinzenz Auffassung und stellte die kirchlichen Dogmen als norma normata normierte Norm unter die norma normans normierende Norm der Heiligen Schrift Nicht die Kirche bestimmt also das Dogma als Bezugsrahmen der Bibelinterpretation sondern umgekehrt bestimmt die Bibel den Glaubensgehalt der im Dogma durch die Kirche lediglich adaptiert und zu ihrem eigenen Bekenntnis wird darum wird im evangelischen Raum gern vom Bekenntnis statt vom Dogma gesprochen 10 Unter anderem auf diesen Ansatz hin der um der Restauration des Dogmas willen Harnack auf die Autoritat der Kirche als Begrundung des Dogmas verzichtete stellen das Konzil von Trient 1545 1562 und das Erste Vatikanische Konzil 1869 1870 die konstitutive Bedeutung des kirchlichen Lehramtes heraus Was der Papst ex cathedra verkunde sei aus sich selbst heraus unabanderlich sogenanntes Unfehlbarkeitsdogma 11 Erst im Zuge dieser Entwicklung zu einem Dogma vom Dogma seit dem 18 Jahrhundert wird der Begriff theologisch definiert 12 Parallel zur nachreformatorischen Entwicklung und zum Teil in ausdrucklicher Abgrenzung dazu werden Dogmen seit dem Zeitalter der Aufklarung kritisch als eine auf Autoritaten beruhende Denkweise oder Glaubensuberzeugung abgelehnt Einer der zentralen Leitgedanken der Aufklarung der von Immanuel Kant zitierte und so wieder bekannt gewordene Spruch des lateinischen Dichters Horaz Sapere aude lateinisch Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen bildet nach moderner Auffassung einen unvereinbaren inhaltlichen Gegensatz zum Dogma bzw zur entsprechenden Lehre der Dogmatik In der evangelischen Theologie der Neuzeit hat man teilweise im Gefolge Kants die alt kirchlichen Dogmen destruiert Adolf von Harnack teilweise aber auch restauriert Karl Barth In der romisch katholischen Theologie ist man dazu ubergegangen die Geschichtlichkeit des Dogmas in seinem Begriff mitzudenken 13 Gegenwartige Begriffs be deutungen BearbeitenDie komplexe Entstehungsgeschichte bringt es mit sich dass der Begriff Dogma je nach Kontext verschiedene Bedeutungen und Konnotationen haben kann Theologie Bearbeiten In der Theologie unterscheidet man zwischen Dogma im engeren und im weiteren Sinne 14 Im engeren Sinne bezeichnet man als Dogmen oder in der Einzahl Dogma dann wird meist konkret angegeben um welches es sich genau handelt die Symbole der sieben okumenischen Konzilien sowie diejenigen Konzilsentscheidungen der romisch katholischen Kirche die dogmatischen Rang haben Die Dogmen in diesem Sinne beanspruchen Verbindlichkeit Die Bekenntnisschriften der evangelisch lutherischen Kirche namentlich die Confessio Augustana werden seltener so bezeichnet obgleich sie eine mit den letztgenannten vergleichbare Stellung haben Im weiteren Sinne wird vom Dogma im Kollektivsingular gesprochen um damit das Ganze der christlichen Lehre zu bezeichnen und zwar die kirchliche Verkundigung sofern sie mit der Bibel als dem Worte Gottes wirklich ubereinstimmt Karl Barth 15 Gemeint ist also die Gesamtheit des christlichen Glaubens in ihrer Konzentration auf den Konsens mit den biblischen Schriften und der bisherigen kirchlichen Verkundigung jedoch unter Zuruckstellung innovativer Versuche den Glauben in neuer Form fur die Gegenwart zur Sprache zu bringen Diese das Anliegen des altkirchlichen magnus consensus aufnehmende Verwendung erscheint fast deckungsgleich mit dem Begriff Dogmatik als Literaturgattung und ist ein Teilgebiet des theologischen Fachgebietes Systematische Theologie Das Dogma in diesem Sinne beansprucht nicht sondern lehrt und erschliesst Verbindliches und Verbindendes Hinzu gesellt sich eine dritte Bedeutung die die in der Theologie lange unbeachtete strukturelle Begriffsbedeutung der antiken Philosophie wieder in die Debatte einbezieht Sie fuhrt zu einer phanomenologischen Begriffsbetrachtung Diese erweitert die theologische Bedeutung des Wortes Dogma um die empirische Wirklichkeit die exemplarisch im pejorativen Gebrauch des Adjektivs dogmatisch zum Ausdruck kommt Als dogmatisch wird bezeichnet wer in der Ausserung seiner Meinung als Starrkopf gilt der sich den Forderungen der Zeit und den Erkenntnissen der Zeitgenossen verschliesst und stattdessen zwangslaufig dem Denken der Vergangenheit verhaftet ist und ruckstandig bleibt Slenczka 16 Dogma beschreibt hier die vorbewusste Grunduberzeugung die das Bewusstsein bestimmt und Grundlage fur Meinungs und Urteilsbildung darstellt Dabei bemerken Kritiker des Dogmatischen oft nicht dass sie in ebendieser Kritik selbst von unhinterfragbaren Grunduberzeugungen Dogmen ausgehen Die Frage ist gemass dieser Betrachtungsweise nicht ob man ein Dogma hat sondern welches Dogmenkritik erscheint als Dogmenkonflikt zwischen verschiedenen Denkvoraussetzungen Axiomen der an der emotionalen Brisanz erkennbar wird und uber den eine Verstandigung nur schwer zu fuhren ist 16 Phanomenologisch werden im Begriff Dogma daraufhin mindestens drei Ebenen unterschieden Die subjektive die kollektive und die autoritative Ebene 17 Auf der subjektiven Ebene bezeichnet Dogma die personliche Uberzeugung die die Grundlage des eigenen personlichen Bewusstseins und die Voraussetzung aller Erkenntnis bildet Auf der kollektiven Ebene nahe bei Vinzenz von Lerinum beschreibt der Begriff die Verbindung Einzelner zu Schulrichtungen durch die Gemeinsamkeit dieser Grundlagen und Uberzeugungen Auf der autoritativen Ebene die dem 1 Vaticanum am nachsten kommt bezeichnet Dogma die von einer anerkannten Autoritat verbindlich durchgesetzte Lehrnorm 18 Das Dogma als Denkstruktur als integraler und notwendiger Bestandteil menschlichen Denkens bezeichnet das was fur Menschen jeweils verbindlich und verbindend ist Es ist nicht auf den weltanschaulich religiosen Bereich eingeschrankt sondern in samtlichen Wissenschaftszweigen sowie ausserwissenschaftlich zum Beispiel in Religionen und politischen und wirtschaftlichen Systemen zu finden 19 Andere Wissenschaften Bearbeiten In der Philosophie heisst Dogmatismus bei Immanuel Kant das Philosophieren ohne eine vorhergehende Kritik der Bedingungen der Erkenntnis 20 Im Unterschied dazu besteht fur Kant das von ihm fur legitim gehaltene dogmatische Verfahren darin aus sicheren Prinzipien a priori streng zu beweisen Fur den Kritischen Rationalismus steht der Dogmatismus dem Prinzip der kritischen Prufung gegenuber Fur Hans Albert weist eine Methodologie die vom Prinzip der zureichenden Begrundung ausgeht grundsatzlich eine autoritar dogmatische Grundstruktur auf Kritikimmunitat und damit Dogmatisierung irgendwelcher Aussagen sind jedoch stets herstellbar und nicht eine Besonderheit bestimmter Aussagen sondern damit eine Frage der sozialen Erkenntnispraxis 21 Im Rahmen seiner philosophiehistorischen Analyse der Entstehung von Wissenschaft bei den Vorsokratikern ersetzt Helmut F Spinner die Alternative Kritizismus vs Dogmatismus durch Fallibilismus vs Certismus da Dogmatismus keine erkenntnistheoretische Kategorie sei 22 Thomas Metzinger bezeichnet Dogmatismus als die These dass es vollig legitim ist an einer Uberzeugung festzuhalten einfach deshalb weil man sie ja schon hat die pure Tradition ohne empirische Evidenzen und ohne vernunftige Grunde 23 In der Sozialpsychologie ist die Dogmatismus Skala ein von Milton Rokeach entwickeltes Konstrukt fur ein relativ geschlossen organisiertes System von Aussagen uber die Wirklichkeit die geglaubt oder angezweifelt werden In ihrem Mittelpunkt stehen Annahmen von absoluter Autoritat die ihrerseits die Grundlage abgeben fur Muster von Intoleranz gegen andere Kennzeichnend sind damit geistige Geschlossenheit ein rigider und autoritatsgeneigter Denkstil sowie Intoleranz Dogmatismus wird mittels einer Multi Item kumulativen Likert Skala gemessen ursprunglich 66 Items mit je sechs Punkten spater wurden kurzere Versionen erarbeitet 24 Dogmen im Christentum BearbeitenUnter Dogmen versteht man im Laufe der Kirchengeschichte durch die lehramtliche Autoritat formulierte Satze sowie seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch Aussagen darstellender Texte die fur die inhaltliche Profilierung ihres Glaubens wichtig sind Sie sind Lichter auf dem Glaubensweg Sie erleuchten und sichern ihn 25 Der Entstehungskontext von Dogmen ist in der Regel eine strittige Situation in Glaubensfragen Konzilien und Synoden werden einberufen um die Sachfragen zu klaren und ggf entsprechende Dogmatisierungen vorzunehmen Unterschiedliches Dogmenverstandnis Bearbeiten Der Begriff Dogma wird je nach konfessioneller Tradition und theologischer Lehrmeinung unterschiedlich verstanden und verwendet In den orthodoxen Kirchen sind damit vor allem die Lehraussagen der ersten sieben okumenischen Konzilien sowie einiger spaterer panorthodoxer Synoden gemeint Die katholische Kirche hat im Ersten Vatikanischen Konzil definiert dass ein Dogma ein Satz gottlichen und katholischen Glaubens ist der durch das allgemeine und ordentliche Lehramt affirmativ oder durch konziliare oder papstliche Definition definitiv als von Gott offenbarte und zu glaubende Wahrheit verkundet wird Fur Martin Luther und andere Reformatoren hatten nur Dogmen Gultigkeit die durch die Heilige Schrift belegt sind nur diese gilt deren Auffassung nach als norma normans lat normierende Norm der Theologie Wahrend die kirchlichen Dogmen nach romisch katholischem Verstandnis auf die Offenbarungsseite des Glaubens gehoren das heisst offenbarungsidentisch sind sind sie nach reformatorischem Verstandnis lediglich offenbarungsbezogen Glaubensausdruck statt Glaubensvorschrift norma normata lat normierte Norm Daher spricht man hier bevorzugt vom Bekenntnis statt vom Dogma dessen Urform das Christusbekenntnis des Petrus ist Du bist Christus Mk 8 30 EU In existentieller Anschauung erschliesst es die in den biblischen Schriften verburgte Offenbarungswahrheit 26 Karl Barth sieht Dogmen als systematische Ausdrucksformen des Inhalts der Heiligen Schrift kirchliche Dogmatik Die evangelische Tradition sieht spatestens seit der Aufarbeitung von Anfragen und Kritik seitens der Aufklarung von Formulierungen von Dogmen ab da in der evangelischen Kirche kein Lehramt existiert welches fur die Gemeinde verbindliche Glaubenssatze formulieren konnte Zwar sei die klare Bezeugung durch die Kirche die notwendige Bedingung fur den Glauben dementsprechend habe die Kirche die Aufgabe die Moglichkeit der Begegnung mit dem biblischen Zeugnis zu eroffnen Eine innere Gewissheit im Einzelnen sei jedoch durch die Kirche und ihr Wirken nicht herstellbar da Gewissheit etwas Unverfugbares sei Die Einsicht dass das kirchliche Zeugnis die Wahrheit uber Gott Welt und Mensch mitteile kommt nach evangelischer Uberzeugung durch die Inanspruchnahme dieser offentlichen Bezeugung durch den Heiligen Geist zustande Ubersicht uber die christlichen Dogmen Bearbeiten Es folgt eine Aufstellung der Dogmen die in den christlichen Kirchen in Geltung sind Ihre Erlauterung einschliesslich des historischen Rahmens ihrer Entstehung ist Gegenstand der Dogmengeschichte Alte Kirche Bearbeiten Vorkonziliare Epoche Erste Jahrhunderte Regula fidei Apostolisches GlaubensbekenntnisKonziliare Epoche 325 Okumenisches Konzil von Nicaa Trinitat am Anfang des Arianischen Streites 381 Okumenisches Konzil von Konstantinopel Nicano Konstantinopolitanum beendete den Arianischen Streit 431 Okumenisches Konzil von Ephesus Maria ist Gottesgebarerin theotokos 451 Okumenisches Konzil von Chalcedon Christologie Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch unvermischt und ungeschieden 553 Okumenisches Konzil von Konstantinopel II Christologie beendete den Dreikapitelstreit Diese funf und noch zwei weitere dogmatische Definitionen der insgesamt sieben okumenischen Konzilien der Alten Kirche sind in allen christlichen Kirchen anerkannt Die verkundeten dogmatischen Definitionen wurden dabei stets von den Papsten bestatigt Ob diese Bestatigung fur die Geltung der Dogmen allerdings notig ist ist in der Theologie umstritten zumal im Fall des 5 Okumenischen Konzils von Konstantinopel 553 Papst Vigilius der den Beschluss eigentlich ablehnte dem Spruch des Konzils unterworfen wurde und ihn gegen seinen Willen ratifizieren musste Dogmen in der romisch katholischen Kirche Bearbeiten Dogmen im weiteren Sinn sind zunachst einmal nur Lehraussagen die Gegenstand der Dogmatik sind Der Ausdruck Dogma wurde in der Theologiegeschichte lange Zeit nicht als Fachbegriff verwendet Erst die nachtridentinische Theologie scharfte den Begriff Im Ersten Vatikanischen Konzil 1870 wurde der Begriff Dogma im engeren Sinn festgehalten Mit gottlichem und katholischem Glauben fide divina et catholica ist all das zu glauben ea omnia credenda was im geschriebenen oder uberlieferten Wort Gottes enthalten ist in verbo Dei scripto vel tradito und von der Kirche im feierlichen Lehrurteil oder durch gewohnliche und allgemeine Lehrverkundigungen als von Gott geoffenbart zu glauben vorgelegt wird tamquam divinitus revelata credenda proponuntur Erstes Vatikanisches Konzil DH 3011 27 Dogmen im Sinn des Ersten Vatikanischen Konzils sind bislang lediglich die unbefleckte Empfangnis Mariens Papst Pius IX 8 Dezember 1854 die papstliche Unfehlbarkeit und der Jurisdiktionsprimat des Papstes Papst Pius IX 18 Juli 1870 die Leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel das erste und zugleich bislang letzte Mal seit 1870 dass ein Papst vom Unfehlbarkeitsdogma Gebrauch machte Papst Pius XII 1 November 1950 Bei allen fruheren Aussagen von Konzilien Synoden und Papsten zu den wichtigen Fragen der Trinitatstheologie der Christologie der Gnadenlehre und der Eschatologie usw muss jeweils die Sachfrage gestellt werden Die Frage nach dem Gewicht kirchlicher Lehrverkundigung hangt nicht vom Terminus Dogma sondern von der Verbindlichkeit der Aussage ab Eine bloss schematische Anwendung dieses spaten Fachbegriffs Dogma ist dem Sachverhalt nicht angemessen 28 Das Zweite Vatikanische Konzil von 1962 bis 1965 lehrt die notwendige Unveranderlichkeit der Glaubenswahrheit als ganzer offnete diese jedoch dem Dialog mit den Andersdenkenden Die Kompetenz zur Unterscheidung des Wesentlichen vom Veranderlichen liegt beim kirchlichen Lehramt des Papstes allein oder mit dem Bischofskollegium der Weltkirche In seinem Okumenismusdekret Unitatis redintegratio UR spricht das Konzil von einer Hierarchie der Wahrheiten die kirchlichen Dogmen und Lehren seien nicht alle von gleichem Gewicht und nicht alle gleich zentral und relevant fur die Frage kirchlicher Gemeinschaft Beim Vergleich der Lehren miteinander soll man nicht vergessen dass es eine Rangordnung oder Hierarchie der Wahrheiten innerhalb der katholischen Lehre gibt je nach der verschiedenen Art ihres Zusammenhangs mit dem Fundament des christlichen Glaubens Zweites Vatikanisches Konzil UR 11 27 In den evangelischen Kirchen geltende Bekenntnisse Bearbeiten Im Rahmen der evangelischen Interpretation des Dogmas erkennen die der EKD zugehorigen Evangelischen Kirchen die Bekenntnisse der sieben okumenischen Konzilien offiziell als verbindlich wenn auch interpretationsoffen an An die Stelle der nicht anerkannten romisch katholischen Dogmen treten je nach protestantischer Binnenkonfession die Bekenntnisschriften der evangelisch lutherischen Kirche der Heidelberger Katechismus die Barmer Theologische Erklarung Dogma und Dogmatik Bearbeiten In Verbindung mit dem Dogma zu betrachten ist die Dogmatik eine im 17 Jahrhundert entstandene Bezeichnung fur die Lehre von den Dogmen Die Aufgabe der Dogmatik ist jedoch nicht lediglich die systematische Entfaltung und Interpretation von Dogmen Ihre zentrale Aufgabe besteht in der intellektuellen Annaherung und dem rationalen Umgang mit dem Glauben sowie dem Bestreben danach den Glauben zu verstehen Sie ist die Auslegungswissenschaft des Glaubens die Hermeneutik unserer heutigen Zeit und arbeitet mit wissenschaftlichen Methoden und nach wissenschaftlichen Kriterien Die Dogmatik ist das theologische Fach das den Gesamtinhalt des christlichen Glaubens nicht nur die Dogmen auszulegen versucht Durch ihre Bindung an die Offenbarung bildet die Dogmatik die Mitte der Theologie Die Dogmatik unterscheidet unterschiedliche Gewissheits und Verpflichtungsgrade der Glaubensaussagen Dogmenkritik Bearbeiten Die philosophische Dogmenkritik hat ihre Ursprunge im 16 Jahrhundert insbesondere bei den Sozinianern 29 und wurde bei Hermann Samuel Reimarus 1694 1768 weiter ausgebaut 30 Dabei wurde der Religion von den Sozinianern zunachst eine ethische statt einer metaphysischen Begrundung gegeben ebendieser Gedanke fand dann in der Aufklarung weitere Verbreitung 29 Reimarus kritisiert die Theologie weil sie mit Mysterien umgehe Die Mysterien kleiden sich in das dunkle Gewand der Allegorie und verfuhren die Theologen die sich mit ihnen beschaftigen zum Streit 31 An dieser Stelle wird ein Grundanliegen der Aufklarung deutlich namlich die Uberwindung obskurantischer Wege der Erkenntnis und die Konzentration auf das philologisch Sozinianer oder historisch Reimarus Fassbare Aus der Dogmenkritik im 19 Jahrhundert entstand unter dem Motto Frei sei der Geist und ohne Zwang der Glaube die Freireligiose Bewegung die auf formelle Lehren und Bekenntnisse verzichtet 32 und eine dogmatische Bindung nicht kennt 33 Siehe auch BearbeitenDogmengeschichte SkeptizismusLiteratur BearbeitenKarlmann Beyschlag Grundriss der Dogmengeschichte Band 1 Gott und Welt 2 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988 S 1 56 Dogma In Der Brockhaus Religionen Glauben Riten Heilige F A Brockhaus Mannheim S 150 Hubert Filser Dogma Dogmen Dogmatik Eine Untersuchung zur Begrundung und zur Entstehungsgeschichte einer theologischen Disziplin von der Reformation bis zur Spataufklarung Lit Berlin Hamburg Munster 2001 ISBN 3 8258 5221 0 Walter Kasper Dogma Dogmenentwicklung In Neues Handbuch theologischer Grundbegriffe Neuausgabe Band 1 1991 S 292 309 Peter Neuner Was ist ein Dogma Vortrage Seniorenstudium November 2006 Ludwig Maximilians Universitat Munchen 2006 Volltext Johanna Rahner Einfuhrung in die katholische Dogmatik Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2008 S 20 33 Reinhard Slenczka Kirchliche Entscheidung in theologischer Verantwortung Grundlagen Kriterien Grenzen Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1991 S 63 94 272 280 Anselm Stolz Neue Dogmen In Benediktinische Monatschrift 16 1934 S 187 201 Ulrich Wickert Carl Heinz Ratschow Dogma I Historisch II Systematisch theologisch In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 9 de Gruyter Berlin New York 1982 ISBN 3 11 008573 9 S 26 41 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Dogma Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikiquote Dogma Zitate Herbert Frohnhofen Aktuelle Literatur zum Dogmenbegriff in christlichen TheologienEinzelbelege Bearbeiten Wilhelm Pape Handworterbuch der griechischen Sprache Band 1 Braunschweig 1914 S 651 Eintrag dogma zeno org Vgl Lk 2 1 EU Apg 17 7 EU Hebr 11 23 EU Ulrich Wickert Dogma I Historisch In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 9 de Gruyter Berlin New York 1982 ISBN 3 11 008573 9 S 26 Reinhard Slenczka Kirchliche Entscheidung in theologischer Verantwortung Gottingen 1991 S 66 68f Seneca Epistulae morales ad Lucilium Nr 95 Vgl Edmund Schlink Okumenische Dogmatik 2 Auflage Gottingen 1985 S 652 Karlmann Beyschlag Grundriss der Dogmengeschichte Band 1 Gott und Welt 2 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988 S 6ff Carl Heinz Ratschow Dogma II Systematisch theologisch In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 9 de Gruyter Berlin New York 1982 ISBN 3 11 008573 9 S 35 Vgl Edmund Schlink Okumenische Dogmatik 2 Auflage Gottingen 1985 S 650f Edmund Schlink Okumenische Dogmatik 2 Auflage Gottingen 1985 S 33 47 646 652 Schlink verwendete als evangelischer Theologie den Begriff Bekenntnis synonym zu Dogma Ulrich Wickert Dogma I Historisch In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 9 de Gruyter Berlin New York 1982 ISBN 3 11 008573 9 S 30 31 Walter Kasper Art Dogma Dogmenentwicklung In Neues Handbuch theologischer Grundbegriffe Neuausgabe Band 1 1991 S 177 179 Ulrich Wickert Dogma I Historisch In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 9 de Gruyter Berlin New York 1982 ISBN 3 11 008573 9 S 26 41 Karlmann Beyschlag Grundriss der Dogmengeschichte Band 1 Gott und Welt 2 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988 S 18 21 Ulrich Wickert Dogma I Historisch In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 9 de Gruyter Berlin New York 1982 ISBN 3 11 008573 9 S 26 41 Edmund Schlink Okumenische Dogmatik 2 Auflage Gottingen 1985 S 652 Ulrich Wickert Dogma I Historisch In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 9 de Gruyter Berlin New York 1982 ISBN 3 11 008573 9 S 33 34 Walter Kasper Art Dogma Dogmenentwicklung In Neues Handbuch theologischer Grundbegriffe Neuausgabe Band 1 1991 S 180 183 Vgl zu dieser Unterscheidung Regin Prenter Schopfung und Erlosung Dogmatik Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1960 S 2ff Karl Barth Kirchliche Dogmatik I 1 S 283 a b Reinhard Slenczka Kirchliche Entscheidung in theologischer Verantwortung Grundlagen Kriterien Grenzen Gottingen 1991 S 64 73 Vgl zum Folgenden Reinhard Slenczka Kirchliche Entscheidung in theologischer Verantwortung Grundlagen Kriterien Grenzen Gottingen 1991 S 66 69 Ahnlich Ratschow Dogma II Systematisch theologisch In TRE 9 1982 S 35f Hubert Filser Dogma Dogmen Dogmatik Eine Untersuchung zur Begrundung und zur Entstehungsgeschichte einer theologischen Disziplin von der Reformation bis zur Spataufklarung Lit Verlag Berlin Hamburg Munster 2001 S 13 20 Thomas S Kuhn Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen 2 Auflage Frankfurt 1976 Das Dogma taucht bei ihm unter dem Begriff Paradigma auf Der Dogmatism der Metaphysik d i das Vorurteil in ihr ohne Kritik der reinen Vernunft fortzukommen ist die wahre Quelle alles der Moralitat widerstreitenden Unglaubens der jederzeit gar sehr dogmatisch ist Immanuel Kant Kritik der reinen Vernunft Vorrede zur 2 Ausgabe S 26 Hans Albert Theorie und Praxis Max Weber und das Problem der Wertfreiheit und der Rationalitat In Hans Albert Ernst Topitsch Hrsg Werturteilsstreit Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1971 ISBN 3 534 04161 5 S 227 233 Dort zitiert aus Die Philosophie und die Wissenschaften Simon Moser zum 65 Geburtstag Anton Hain Meisenheim 1966 S 246 272 Helmut F Spinner Begrundung Kritik und Rationalitat Band 1 Vieweg Braunschweig 1977 ISBN 3 528 08376 X S 5 Thomas Metzinger Spiritualitat und intellektuelle Redlichkeit Selbstverlag Mainz 2013 ISBN 978 3 00 040875 5 S 28 online Memento vom 12 September 2014 im Internet Archive PDF 1 2 MB Wolfgang J Koschnik Standardworterbuch fur die Sozialwissenschaften Teil 1 London New York Paris 1992 ISBN 3 598 10527 4 Katechismus der Katholischen Kirche 89 Karlmann Beyschlag Grundriss der Dogmengeschichte Band 1 Gott und Welt 2 Auflage Darmstadt 1988 S 17 21 a b Zitiert nach Gerhard Ludwig Muller Katholische Dogmatik fur Studium und Praxis der Theologie 6 Auflage Herder Freiburg i Br 2005 ISBN 3 451 28652 1 S 80 Gerhard Ludwig Muller Katholische Dogmatik fur Studium und Praxis der Theologie 6 Auflage Herder Freiburg i Br 2005 ISBN 3 451 28652 1 S 80 a b Jan Rohls Philosophie und Theologie in Geschichte und Gegenwart Mohr Siebeck Tubingen 2002 ISBN 978 3 16 147812 3 S 285 ff Dietrich Klein Hermann Samuel Reimarus 1694 1768 Das theologische Werk Mohr Siebeck Tubingen 2009 ISBN 978 3 16 149912 8 S 149 ff Dietrich Klein Hermann Samuel Reimarus 1694 1768 Das theologische Werk Mohr Siebeck Tubingen 2009 ISBN 978 3 16 149912 8 S 52 Freireligiose Gemeinde Mainz Was ist freireligios Haufig gestellte Fragen an Freireligiose Abgerufen am 27 Januar 2015 Verfassung der Freien Religionsgemeinschaft Rheinland Korperschaft des offentlichen Rechts gegrundet 1947 Praambel Fassung vom 28 Mai 1988 abgerufen am 27 Januar 2015 Normdaten Sachbegriff GND 4012622 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dogma amp oldid 234458189