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Das Erste Vatikanische Konzil kurz auch I Vatikanum bzw I Vaticanum oder Vatikanum I bzw Vaticanum I lateinisch Concilium Oecumenicum Vaticanum I das von der romisch katholischen Kirche als das 20 allgemeine bzw Okumenische Konzil angesehen wird begann am 8 Dezember 1869 Es verkundete im Sommer 1870 ein Lehrdokument uber den katholischen Glauben den papstlichen Jurisdiktionsprimat und erhob die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes bei endgultigen Entscheidungen in Glaubens und Sittenlehren 1 definitiv zum Dogma aus dem Widerstand gegen diese Beschlusse ging die alt katholische Kirche hervor In der Sitzungspause kam es nach der Kriegserklarung von Frankreich an Preussen zum Deutsch Franzosischen Krieg worauf das Konigreich Italien den Kirchenstaat besetzte Das Konzil wurde nicht wieder aufgenommen und am 20 Oktober 1870 auf unbestimmte Zeit vertagt Erstes Vatikanisches Konzil8 Dezember 1869 20 Oktober 1870Akzeptiert von romisch katholische KircheEinberufen von Papst Pius IX Prasidium Papst Pius IX Teilnehmer 792 KlerikerThemen Rationalismus Fideismus Liberalismus Materialismus Inspiration des Geschriebenen Unfehlbarkeit des PapstesDokumenteDei Filius Pastor Aeternus 0 Konzil von TrientZweites Vatikanisches Konzil0 Liste der okumenischen KonzilienDas Erste Vatikanische Konzil Vaticanum I Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Terminologie 1 2 Vorgeschichte 1 3 Eroffnung 1 4 Teilnehmer 1 5 Verlauf 2 Konzilsdokumente 3 Reaktionen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas erste Vatikanische Konzil wurde am 29 Juni 1867 aus Anlass des 1800 jahrigen Jubilaums des Martyriums von Petrus und Paulus von Papst Pius IX einberufen 2 Ziel des Konzils sollte die Abwehr moderner Irrtumer und die zeitgemasse Anpassung der kirchlichen Gesetzgebung sein Terminologie Bearbeiten Die Bezeichnung Erstes Vatikanisches Konzil ist erst aufgekommen nachdem auch das Zweite stattgefunden hat vorher war nur die Rede vom Vatikanum oder Vatikanischen Konzil 3 Vorgeschichte Bearbeiten Pius IX hatte sein Pontifikat seit den Erhebungen in Italien 1848 vor allem dem Kampf gegen das Risorgimento und den Liberalismus gewidmet Dazu hatte er schon vor dem Konzil die Enzyklika Quanta Cura veroffentlicht die als Anhang den Syllabus errorum uber die zu verwerfenden Zeitirrtumer enthielt Diesem Kampf sollte sich auch das Erste Vatikanum widmen Dazu wurden ab dem 6 Dezember 1864 zunachst Kurienkardinale dann auch Bischofe des lateinischen und spater auch des orientalischen Ritus geheim zur Abfassung entsprechender Gutachten aufgefordert Aufgrund dieser Gutachten arbeiteten ab dem Sommer 1867 funf Sachkommissionen die zu zwei Dritteln mit Kurienangehorigen und zu einem Drittel mit Auswartigen besetzt waren an den Schemata die dem Konzil zur Beratung vorgelegt werden sollten Die letzte Formulierung der Schemata oblag dabei einer Zentralkommission welche auch uber die verwendete Geschaftsordnung zu befinden hatte Die Ankundigung des Konzils verscharfte in der katholischen Welt den vor allem in Frankreich seit ca 1830 andauernden Streit zwischen staatsnahen Katholiken und den Ultramontanen bzw den Anhangern des Syllabus Errorum Da schnell klar war dass das Konzil in die Richtung der Ultramontanen weisen wurde verstarkten sich diese Gegensatze in der Folge noch weiter Besondere Scharfe in die Diskussion brachte ein Buch des katholischen Theologen Ignaz von Dollinger das dieser unter dem Pseudonym Janus veroffentlichte und sich im Interesse deutschnationaler Identitat gegen Primat und Unfehlbarkeit des Papstes wandte Erst durch die dadurch ausgeloste Kontroverse richtete sich die Aufmerksamkeit auf diesen Punkt der bis dahin im ursprunglichen Programm kaum vorgesehen war Viele Regierungen befurchteten ausserdem dass das Konzil auf der Grundlage des Syllabus der eine politisch motivierte Trennung von Religion und Staat abgelehnt hatte von neuem Anspruche auf weltliche Gewalt erheben wurde Eroffnung Bearbeiten Nach der Eroffnung des Konzils am 8 Dezember 1869 fanden die Beratungen der Konzilsvater in 89 Generalkongregationen unter Vorsitz von funf italienischen Kardinalen statt Nach einem zeitgenossischen Stich trug Pius IX als Konzilsvater zur Eroffnung uber seiner Soutane ein weisses Chorhemd eine Mozetta eine Stola sowie die Tiara auf seinem Haupt Der Papst selbst prasidierte lediglich an den vier feierlichen Sitzungen so auch beim Zweiten Vatikanischen Konzil Als Konzilsaula fungierte der nordliche rechte Kreuzarm des Petersdoms Teilnehmer Bearbeiten Am Konzil nahmen zu Anfang 792 Pralaten teil 4 Insgesamt 1089 hatten eine Teilnahmeberechtigung gehabt Spater nahmen im Schnitt 700 Pralaten an den Sitzungen teil gegen Ende waren es nur mehr 600 Ein Drittel von ihnen kam aus aussereuropaischen Landern unter ihnen befanden sich 61 aus den unierten Ostkirchen 121 aus Amerika 41 aus Asien 18 aus Ozeanien und neun aus Afrika Die meisten von ihnen hatten aber eine europaische Bildung weswegen das Konzil im Prinzip von europaischen Interessen dominiert wurde Deutschland und Osterreich entsandten beispielsweise 77 Vertreter die Vertreter der Italiener 35 und Franzosen 17 machten zusammen mehr als die Halfte aller Teilnehmer aus Trotzdem war dieses das bislang teilnehmerstarkste Konzil Verlauf Bearbeiten Von Anfang an bestimmte die Debatte uber die papstliche Unfehlbarkeit das Konzilgeschehen und teilte die Konzilsvater in zwei Lager Vor allem Bischofe forderten die Verabschiedung eines solchen Dogmas Die 88 Gegner der Unfehlbarkeitserklarung machten 20 aus Zu ihnen gehorte aber fast der ganze deutsch osterreichische Episkopat Schweizer Bischofe und ein Teil des franzosischen Bischofskollegiums Der Konzilsmehrheit gelang es Gegner des Unfehlbarkeitsdogmas wie Ignaz von Dollinger von der fur diese Frage bedeutendsten Kommission der Kommission Deputatio Fidei auszuschliessen Die Gegner des Dogmas bezweifelten meist nicht dessen Wahrheit sondern aus politischer Rucksicht die Opportunitat der Definition Am 28 Dezember 1869 begann die Prufung der ersten Vorlage einer dogmatischen Konstitution gegen den Irrtum des modernen Rationalismus Sie fiel in den Beratungen durch und wurde von den Kommissionsprasidenten zur Neuvorlage an die betreffende Kommission zuruckverwiesen Die Beratungen in der Konzilsaula erwiesen sich als schwierig da man die Redezeit nicht begrenzt hatte und sich folglich in Einzelheiten verlor Dies wurde beim Zweiten Vatikanum anders gehandhabt Im Marz 1870 stand die Konstitution zur Wiedervorlage an und wurde am 24 April 1870 angenommen und durch den Papst als Konstitution Dei Filius proklamiert Zu diesem Zeitpunkt hatte die Konzilsmehrheit langst ihre Krafte gebundelt um die Frage der papstlichen Unfehlbarkeit auf die Tagesordnung zu setzen Schon Ende Dezember 1869 war eine entsprechende von 450 Konzilsvatern unterschriebene Petition an den Papst gesandt worden Die Konzilsminderheit versuchte daraufhin die Mehrheit durch theologische Broschuren und Abhandlungen von ihren Planen abzubringen Sie brach dazu sogar das Konzilsgeheimnis und begann eine Pressekampagne gegen das Vorhaben Der Papst beschloss aber am 1 Marz 1870 dass dem Schema De Ecclesia uber die Kirche ein Zusatz Caput addendum de Romani Pontificis Infallibilitate hinzugefugt werden solle der die Unfehlbarkeit des Petrusnachfolgers behandeln sollte Nach mehreren Schritten der Konzilsmehrheit entschied er am 27 April 1870 dass dieser Zusatz eine Konstitution werden solle die vor dem Konzilsplenum beraten werden solle Am 13 Mai begann die Beratung uber die Konstitution die sich mit der Opportunitat der Definition theologischen Fragen und praktischen Fragen nach Vor und Nachteilen befasste Der Text wurde dabei oftmals verbessert jedoch nicht zur Zufriedenheit aller Bei einer Abstimmung am 13 Juli 1870 erhielt die Konstitution 88 Gegenstimmen Die endgultige Abstimmung sollte am 18 Juli 1870 in Anwesenheit des Papstes bei der vierten offentlichen Sitzung erfolgen Um dort nicht gegen das Dokument stimmen zu mussen verliessen um die 60 Bischofe vorher die Stadt In der Sitzung stimmten 533 fur die Definition des Jurisdiktionsprimats und der papstlichen Unfehlbarkeit nur 2 stimmten dagegen Die Gegner unterwarfen sich alsbald Diese Konstitution De ecclesia Christi mit ihrem umstrittenen vierten Kapitel De Romani Pontificis infallibili magisterio besagt u a Der Papst ubt als Nachfolger Petri Stellvertreter Christi und oberstes Haupt der Kirche die volle ordentliche unmittelbare bischofliche Gewalt uber die Gesamtkirche und uber die einzelnen Bistumer aus Diese erstreckt sich sowohl auf Sachen des Glaubens und der Sitten als auch auf die Disziplin und Kirchenleitung Die Diskussion uber diese Frage war mit der Abstimmung nicht beendet nunmehr aber Dogma an dessen absolute Verbindlichkeit sich zu halten war Es kam daher zur Abspaltung der Altkatholiken die das Dogma nicht anerkennen wollten Nach dieser Sitzung sollte das Konzil zwar weitergehen doch hatte der Papst einen Urlaub bis 11 November 1870 erteilt von dem bis auf knapp 100 Bischofe alle Gebrauch machten In zwei Generalkongregationen wurde noch uber das Schema De Sede Episcopali vacante uber die Sedisvakanz verhandelt Doch nachdem Frankreich Preussen den Krieg erklart und dazu die bisherige Schutzmacht des Kirchenstaats ihre Truppen von dort abgezogen hatte nutzten die Italiener die Gelegenheit den Kirchenstaat am 20 September 1870 zu annektieren Einen Monat spater vertagte der Papst das Konzil sine die ohne Termin also auf unbestimmte Zeit es wurde nicht wieder aufgenommen Konzilsdokumente BearbeitenDei Filius 1870 Dogmatische Konstitution uber den katholischen Glauben Pastor Aeternus 1870 Dogmatische Konstitution uber die Kirche Christi Reaktionen BearbeitenDie Verkundung des Jurisdiktionsprimats und der Unfehlbarkeit des Papstes fuhrte vielerorts zu ablehnenden Reaktionen Osterreich etwa kundigte ein 1855 mit der Kurie geschlossenes Konkordat unter Berufung auf die clausula rebus sic stantibus auf Auch kam es zur Kirchenabspaltung und Grundung der Altkatholischen Kirche und der Christkatholischen Kirche der Schweiz Literatur BearbeitenBernward Schmidt Kleine Geschichte des Ersten Vatikanischen Konzils Herder Freiburg u a 2019 ISBN 978 3 451 38430 1 Peter Neuner Der lange Schatten des I Vatikanums Wie das Konzil die Kirche noch heute blockiert Herder Freiburg 2019 ISBN 978 3 451 38440 0 Julia Knop Michael Seewald Hgg Das Erste Vatikanische Konzil Eine Zwischenbilanz 150 Jahre danach WBG Darmstadt 2019 ISBN 978 3 534 27136 8 Das Vatikanische Konzil seine Geschichte von innen geschildert in Bischof Ullathorns Briefen von Dom Cuthbert Butler ubersetzt und erweitert von Hugo Lang Josef Kosel amp Friedrich Pustet Munchen 1933 Klaus Schatz Vaticanum I 1869 1870 Konziliengeschichte Reihe A Schoningh Paderborn u a 1992ff Teil 1 Vor der Eroffnung 1992 ISBN 3 506 74693 6 Teil 2 Von der Eroffnung bis zur Konstitution Dei Filius 1993 ISBN 3 506 74694 4 Teil 3 Unfehlbarkeitsdiskussion und Rezeption 1994 ISBN 3 506 74695 2 Viktor Conzemius Pourquoi l autorite pontificale a t elle ete definie precisement en 1870 Concilium n 64 1971 J Gadille Vatican I concile incomplet Le Deuxieme concile du Vatican Actes du colloque de l Ecole francaise de Rome Rome 1989 S 33 45 H Rondet Vatican I le concile de Pie IX La preparation les methodes de travail les schemas restes en suspens Lethielleux Paris 1961 Detlef Peitz Die stenografische Protokollierung des Ersten Vatikanischen Konzils 1869 70 In Neue Stenografische Praxis 67 3 4 2019 S 51 74 Gustave Thils Primaute et infaillibilite du Pontife romain a Vatican I et autres etudes d ecclesiologie Presses de l Universite de Louvain Louvain 1989 ISBN 90 6186 328 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erstes Vatikanisches Konzil Sammlung von Bildern Veroffentlichungen von und uber das Erste Vatikanische Konzil im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Siehe Glaubenssatz 388 auf den Seiten 234 und 235 in Josef Neuner S J und Heinrich Roos S J Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkundigung Vierte verbesserte Auflage herausgegeben von Karl Rahner S J Regensburg Verlag Friedrich Pustet 1954 Imprimatur 27 Juni 1949 Klaus Schatz Vatikanum I und II In Theologische Realenzyklopadie Online Berlin New York De Gruyter 2010 Abgerufen am 16 Juni 2021 zeitgenossische Lexika z B Der Neue Herder Zweiter Halbband Freiburg 1949 Klaus Schatz Vatikanum I und II In Theologische Realenzyklopadie Online Berlin New York De Gruyter 2010 Abgerufen am 16 Juni 2021 Okumenische Konzilien Okumenische Konzilien der katholischen und orthodoxen Kirchen Nicaa I Konstantinopel I Ephesos Chalcedon Konstantinopel II Konstantinopel III Nicaa IIWeitere okumenische Konzilien der orthodoxen Kirchen QuinisextumWeitere okumenische Konzilien der romisch katholischen Kirche Konstantinopel IV 869 870 Lateran I Lateran II Lateran III Lateran IV Lyon I Lyon II Vienne Konstanz Basel Ferrara Florenz Lateran V Trient Vatikan I Vatikan II Normdaten Veranstaltung GND 2024452 6 lobid OGND AKS LCCN n50000581 VIAF 311402082 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erstes Vatikanisches Konzil amp oldid 237565068