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Das Konzil von Chalcedon fand vom 8 Oktober bis zum 1 November 451 in Chalcedon auch Chalkedon griechisch Xalkhdwn Chalkedṓn in Bithynien Kleinasien heutiger Istanbuler Stadtteil Kadikoy statt Es war das vierte der ersten sieben okumenischen Konzilien der Alten Kirche Seine dogmatischen Definitionen werden in der katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen als unfehlbar anerkannt sie sind auch Lehrgrundlage in den protestantischen und anglikanischen Kirchen Konzil von Chalcedon8 Oktober 1 November 451ChalkedonAkzeptiert von Romisch katholische Kirche Orthodoxe Kirchen Anglikanische Kirchen Altkatholische Kirche Lutherische KirchenEinberufen von Kaiser MarkianPrasidium Der Patrizier Anatolios und andere StaatsbeamteTeilnehmer 350 450 KlerikerThemen Christologie Naturen Christi Monophysitismus Nestorianismus KirchendisziplinDokumenteGlaubensbekenntnis von Chalcedon Briefe mit Verurteilung der Lehre des Eutyches und Absetzung des Dioskoros 28 Kanones 0 Konzil von Ephesos 449 Zweites Konzil von Konstantinopel0 Liste der okumenischen KonzilienEin Ergebnis dieses Konziles war der Beschluss eines weiteren Glaubensbekenntnisses welches Glaubensbekenntnis von Chalcedon genannt wird In der Praambel zum Bekenntnis wird zudem die Gultigkeit der Bekenntnisse von Nicaa und von Konstantinopel bekraftigt Das Konzil von Chalcedon entschied den lange und erbittert gefuhrten christologischen Streit um das Verhaltnis zwischen der gottlichen und der menschlichen Natur in Jesus Christus zugunsten der Zwei Naturen Lehre Gegen den Monophysitismus genauer ist Miaphysitismus der vor allem von den machtigen Kirchen Agyptens und Syriens verfochten wurde auf der einen und den Nestorianismus auf der anderen Seite definierte es Christus als wahren Gott Gott der Sohn als zweite Person der Dreifaltigkeit und wahren Menschen zugleich und zwar unvermischt und ungetrennt vgl Menschwerdung Gottes Dadurch trug das Konzil zur Abspaltung sowohl der nestorianischen als auch der miaphysitischen orientalisch orthodoxen Kirchen bei Die chalcedonische Christologie wurde zum Dogma Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Verlauf und Ergebnis 3 Folgen 4 Editionen und Ubersetzungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIm Jahre 449 hatte das Konzil von Ephesos unter dem dominierenden Einfluss des Alexandrinischen Patriarchen Dioskoros I den Miaphysitismus handstreichartig zum Dogma erklart das heisst die Lehrmeinung dass Jesus Christus nur eine einzige namlich gottliche Natur habe Kaiser Theodosius II neigte unter dem Einfluss seines Hofeunuchen Chrysaphius ebenfalls dieser Position zu Im Westen war die Entrustung gross Papst Leo der Grosse protestierte scharf gegen das latrocinium Ephesinum deutsch meist ubersetzt als Raubersynode von Ephesus unter dem Schimpfnamen ging das Konzil in die Kirchengeschichte ein Als Theodosius ein Jahr spater bei einem Reitunfall ums Leben kam nutzten die Dyophysiten die glaubten Jesus Christus habe zwei Naturen namlich sowohl eine gottliche als auch eine menschliche die Gelegenheit Theodosius Schwester Aelia Pulcheria verbundete sich mit Papst Leo sie entmachtete Chrysaphius und liess ihn spater hinrichten den Konstantinopolitaner Presbyter Eutyches einen Vertreter des Monophysitismus schickte sie in die Verbannung Sie heiratete Markian den tribunus der kaiserlichen Garde und sorgte so dafur dass er Kaiser wurde Gleich nach seiner Thronbesteigung berief Markian ein weiteres Konzil ein das einen autoritativen Schlusspunkt unter die langanhaltenden christologischen Querelen setzen sollte Auch Anatolios von Konstantinopel der ursprunglich monophysitische Patriarch von Konstantinopel wechselte auf die dyophysitische Seite weil er die Chance sah sich vom Papst die Wurde Konstantinopels als zweiten Bischofssitzes der Christenheit anerkennen zu lassen 1 Verlauf und Ergebnis BearbeitenAnhand der Unterschriftenliste fur die dogmatischen Entscheidungen des Konzils sind anscheinend rund 450 Bischofe als Teilnehmer nachweisbar wahrend Papst Leo von fast 600 Teilnehmern spricht 520 Teilnehmer werden in einem Brief des Konzils an Leo genannt neuere wissenschaftliche Arbeit gehen von nur etwa 350 teilnehmenden Bischofen aus 2 3 Die Bischofe kamen zum allergrossten Teil aus dem Ostlichen Christentum Einzige Ausnahmen waren vier Legaten von Papst Leo sowie zwei Bischofe aus Nordafrika die vor dem Vandalensturm geflohen waren 4 Am 8 Oktober 451 eroffnete Kaiser Markian das Konzil in der Kirche der Heiligen Euphemia in Chalkedon unmittelbar gegenuber Konstantinopel auf der asiatischen Seite des Bosporus gelegen Die 17 Arbeitssitzungen des Konzils liefen unter der straffen Regie der Kaiserin Pulcheria und des ortlichen Patriarchen Anatolius ab Christologisch setzten sie eine Position durch die sowohl den Miaphysitismus als auch den Nestorianismus verurteilte der annahm in Jesus Christus gebe es zwar sowohl eine gottliche als auch eine menschliche Natur die aber geteilt existiert hatten weshalb die Jungfrau Maria nicht als 8eotokos Theotokos Gottesgebarerin bezeichnet werden durfe Demgegenuber legte das Konzil eine Formulierung fest die als Chalcedonense bis heute die christologische Lehrgrundlage der orthodoxen der katholischen der anglikanischen und der protestantischen Kirchen bildet Ein und derselbe ist Christus der einziggeborene Sohn und Herr der in zwei Naturen unvermischt unveranderlich ungetrennt und unteilbar erkannt wird wobei nirgends wegen der Einung der Unterschied der Naturen aufgehoben ist vielmehr die Eigentumlichkeit jeder der beiden Naturen gewahrt bleibt und sich in einer Person und einer Hypostase vereinigt 5 Diese Formel war aus mehreren Texten kollagiert Aus dem Beschluss des Konzils von Ephesos von 431 aus Papst Leos Tomus ad Flavianum in hoherem Masse aber aus den Briefen Kyrills von Alexandria an Nestorius Der Status Mariens als Gottesgebarerin wurde explizit festgeschrieben die Lehren sowohl des Nestorius als auch des Eutyches wurden verurteilt Dioskoros I von Alexandria wurde abgesetzt und ging ins Exil Dieses Ergebnis kam zustande weil mehrere wichtige Bischofe auf die Seite der Dyophysiten gewechselt waren Der vormals miaphysitische Juvenal von Jerusalem bekam sein Patriarchat bestatigt Theodoret von Kyrrhos und Ibas von Edessa die auf dem Konzil von 449 wegen ihrer theologischen Nahe zum Nestorianismus ihre Bischofsamter verloren hatten wurden wiedereingesetzt 6 Insgesamt verabschiedete das Konzil bis zu seiner Abschlussitzung am 1 November 451 28 Kanones zu Vermogens Disziplinar und Fragen der Kirchenverfassung Darin wurde Konstantinopel als Berufungsinstanz gegen Entscheidungen von Provinzialsynoden erklart die Integration des Monchtums in die Kirchenorganisation wurde geregelt und die kirchlichen Privilegien des Patriarchats von Konstantinopels wurden explizit bestatigt damit revidierte das Konzil einen Beschluss des ersten Konzils von Konstantinopel 381 und formulierte einen neuen Beschluss der die Stellung von Konstantinopel als dem Neuen Rom bestatigte und dem Patriarchen von Konstantinopel nicht nur Jurisdiktion uber die wichtigen Erzdiozesen von Pontus Asia und Thracien gab sondern auch den 381 festgelegten Ehrenvorrang Roms vor Konstantinopel beseitigte Dabei wurden fur die Sonderstellung sowohl des alten als auch des neuen Roms politische Grunde angegeben Dieser 28 Kanon wurde gefasst als die papstlichen Legaten gerade abwesend waren 7 Folgen BearbeitenDie beim Konzil von Chalcedon gefundene Einigung fand teilweise Widerspruch Papst Leo war zwar mit den theologischen Ergebnissen vollstandig einverstanden nahm jedoch starken Anstoss am 28 Kanon Bereits die Legaten Leos hatten dieser Formulierung energisch widersprochen Obwohl Kaiser Markian die Beschlusse des Konzils 452 zum Gesetz erklarte annullierte Leo eigenmachtig den 28 Kanon und protestierte in scharfsten Ausdrucken dagegen und gegen Patriarch Akakios von Konstantinopel er weigerte sich zwei Jahre lang Chalcedon zu ratifizieren Letztlich wurden von ihm alle Kanones mit Ausnahme des 28 bestatigt Die Papste bestehen daher bis heute auf dem Primat des romischen Bischofs uber die Gesamtkirche der bis heute von den orthodoxen Kirchen abgelehnt wird Kurz und mittelfristig bedeutsamer war die scharfe Opposition der Kirchen von Agypten Palastina und Syrien die in den Beschlussen von Chalcedon eine Ruckkehr zum Irrtum des Nestorianismus sahen Das Konzil von Chalcedon fuhrte daher zum Schisma zwischen der Romischen Reichskirche das heisst der orthodoxen und katholischen Kirche und den altorientalischen Kirchen Der Streit mit den Miaphysiten konnte bis zum Ende der Spatantike nicht beigelegt werden entsprechende Versuche der Kaiser fuhrten spater lediglich zum akakianischen Schisma Der Streit wurde mit unverminderter Gewalt ausgefochten Orthodoxe Bischofe und Herrscher liessen miaphysitische Christen als Haretiker verfolgen miaphysitische Gruppen massakrierten Gruppen ihrer orthodoxen Gegner Der britische Historiker Philip Jenkins bezeichnet die auf das Konzil von Chalcedon folgenden Auseinandersetzungen als Jesus Kriege 8 laut dem deutschen Theologen Jorg Lauster verlor das Christentum darin sowohl seine Unschuld als auch seine Einheit 9 Eine Folge war dass die miaphysitischen Kirchen des Ostens die islamischen Eroberer im 7 Jahrhundert als Befreier begrussten da diese toleranter waren als die orthodoxen Christen der Reichskirche 10 Editionen und Ubersetzungen BearbeitenDie Verhandlungen auf der Versammlung wurden schriftlich festgehalten Die dabei entstandenen Akten des Konzils von Chalcedon bilden eine ausfuhrliche Quellengrundlage zur Erforschung des Konzils Von ihnen liegt eine aktuelle englischsprachige Ubersetzung vor Richard Price Michael Gaddis The Acts of the Council of Chalcedon Translated Text for Historians Band 45 Liverpool University Press Liverpool 2005 ISBN 0 85323 039 0 Bd 1 General introduction documents before the Council Session I Bd 2 Sessions II X Session on Carosus and Dorotheus Session on Photius and Eustathius Session on Domnus Bd 3 Sessions XI XVI documents after the Council appendices glossary bibliography maps indices Der Horos und die Kanones liegen in der COD Ausgabe und in deutscher Ubersetzung vor Concilium Chalcedonense In Giuseppe Alberigo Giuseppe A Dossetti Pericles Pierre Joannou Claudio Leonardi Paulo Prodi Hrsg Conciliorum Oecumenicorum Decreta 3 Auflage Istituto per le scienze religiose Bologna 1973 S 75 104 archive org abgerufen am 10 Mai 2022 Konzil von Chalcedon 451 In Josef Wohlmuth Hrsg Konzilien des ersten Jahrtausends Vom Konzil von Nizaa 325 bis zum Vierten Konzil von Konstantinopel 869 70 Dekrete der okumenischen Konzilien Band 1 3 Auflage Schoningh Paderborn Munchen Wien Zurich 2002 S 83 103 Griechischischer und lateinischer Text nach der Ausgabe von Alberigo et al von 1973 deutsche Ubersetzung auf Basis des griechischen Textes unter Berucksichtigung auch jungerer Editionen Literatur BearbeitenAndre de Halleux La definition christologique a Chalcedoine In Revue theologique de Louvain Band 7 1976 S 3 23 und 155 170 Adolf Martin Ritter Chalcedon In Evangelisches Kirchenlexikon Band 1 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1986 Sp 639 ff Weblinks BearbeitenKonzil von Chalkedon im Okumenischen Heiligenlexikon Aktuelle Literatur zu den dogmatischen Begriffen und Entscheidungen des Konzils von Chalcedon im Portal theologie systematisch de Einzelnachweise Bearbeiten Henry Chadwick Die Kirche der antiken Welt De Gruyter Berlin New York 1972 S 237 Lionel R Wickham Chalkedon okumenische Synode 451 In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 07 de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 008192 X S 668 675 kostenpflichtig abgerufen uber Theologische Realenzyklopadie De Gruyter Online S 669 Manuela Kessler Die Religionspolitik des Kaiser Marcianus 450 457 Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main 2011 Dissertation online abrufbar Elektronische Dokumente Universitatsbibliothek 1 2 Vorlage Toter Link publikationen ub uni frankfurt de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im November 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis zuletzt abgerufen am 22 Marz 2018 Adolf Martin Ritter Chalcedon In Erwin Fahlbusch Hrsg Evangelisches Kirchenlexikon Bd 1 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1986 Sp 639 Jorg Lauster Die Verzauberung der Welt Eine Kulturgeschichte des Christentums C H Beck Munchen 2014 S 124 vgl Josef Wohlmuth Hrsg Conciliorum oecumenicorum decreta Band 1 3 Aufl Ferdinand Schoningh Paderborn 1998 S 86 Henry Chadwick Die Kirche der antiken Welt De Gruyter Berlin New York 1972 S 238 f Adolf Martin Ritter Chalcedon In Erwin Fahlbusch Hrsg Evangelisches Kirchenlexikon Bd 1 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1986 Sp 640 Henry Chadwick Die Kirche der antiken Welt De Gruyter Berlin New York 1972 S 239 Adolf Martin Ritter Chalcedon In Erwin Fahlbusch Hrsg Evangelisches Kirchenlexikon Bd 1 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1986 Sp 640 f Philip Jenkins Jesus Wars How Four Patriarchs Three Queens and Two Emperors Decided What Christians Would Believe for the Next 1 500 Years Harper One New York 2010 Jorg Lauster Die Verzauberung der Welt Eine Kulturgeschichte des Christentums C H Beck Munchen 2014 S 124 Jorg Lauster Die Verzauberung der Welt Eine Kulturgeschichte des Christentums C H Beck Munchen 2014 S 140 Okumenische Konzilien Okumenische Konzilien der katholischen und orthodoxen Kirchen Nicaa I Konstantinopel I Ephesos Chalcedon Konstantinopel II Konstantinopel III Nicaa IIWeitere okumenische Konzilien der orthodoxen Kirchen QuinisextumWeitere okumenische Konzilien der romisch katholischen Kirche Konstantinopel IV 869 870 Lateran I Lateran II Lateran III Lateran IV Lyon I Lyon II Vienne Konstanz Basel Ferrara Florenz Lateran V Trient Vatikan I Vatikan II Normdaten Veranstaltung GND 2047219 5 lobid OGND AKS LCCN n79100865 VIAF 153263073 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konzil von Chalcedon amp oldid 237542158