www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt das Schisma in einer Glaubensgemeinschaft Zum Schisma in der Musik siehe Komma Musik Schisma zur Gemeinde Sisma in Tschechien siehe dort Der Ausdruck Schisma oder Glaubensspaltung bezeichnet die Spaltung innerhalb einer etablierten religiosen Glaubensgemeinschaft ohne Ausbildung einer neuen theologischen Auffassung Haresie Im Unterschied zu gegensatzlichen Fraktionen und Parteiungen innerhalb einer solchen Gemeinschaft ist die Spaltung durch die vollzogene Trennung gekennzeichnet Der Begriff Kirchenspaltung bezieht sich eher auf den institutionellen Rahmen und die verschiedenen Kirchenverfassungen der getrennten Kirchen Im okumenischen Dialog der Kirchen wird der historisch weniger belastete Ausdruck Kirchentrennung bevorzugt Inhaltsverzeichnis 1 Begrifflichkeit Abgrenzungen 2 Kirchengeschichte 2 1 Alte Kirche 2 2 Mittelalter 2 3 Fruhe Neuzeit 2 4 Glaubensspaltung und okumenischer Dialog 3 Schisma als Delikt nach romisch katholischem Kirchenrecht 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegrifflichkeit Abgrenzungen BearbeitenDas Fremdwort Schisma spatmittelhochdeutsch sc h isma geht auf kirchenlateinisch schisma und griechisch sxisma s chisma zuruck das Spaltung Trennung bedeutet Im Griechischen sind s und ch getrennt zu sprechen wie in Dornros chen im Deutschen ist daneben auch die Aussprache wie bei Schiff ublich Der Plural lautet Schismen oder seltener Schismata 1 Der Begriff Schisma wird vor allem mit Bezug auf die christlichen Kirchen und die Geschichte des Christentums verwendet Glaubensspaltungen finden sich aber nicht allein im Christentum sondern auch etwa im Islam zwischen Charidschiten Schiiten und Sunniten sowie im Buddhismus Gelegentlich wird der politische Bruch zwischen der Sowjetunion und der Volksrepublik China das chinesisch sowjetische Zerwurfnis als kommunistisches Schisma bezeichnet Ferner bezeichnet Schisma im Codex Iuris Canonici der romisch katholischen Kirche ein kirchenrechtliches Delikt namlich die Verweigerung der Unterordnung unter den Papst oder der Gemeinschaft mit den diesem untergebenen Gliedern der Kirche 2 Kirchengeschichte Bearbeiten nbsp Judentum Mandaer Gnosis Manichaismus Assyrische Kirche des Ostens Katholische Ostkirchen Orientalisch orthodoxe Kirchen Byzantinischer Bilderstreit Altglaubige in Russland Orthodoxe Kirchen Romisch katholische Kirche Anglikanische Gemeinschaft Episkopalkirche Evangelisch methodistische Kirche Pfingstbewegung Gemeinden Christi Seekers Mormonen Quaker Baptisten Adventisten Puritanismus Taufer Evangelisch lutherische Kirchen Presbyterianische Kirchen Kongregationalismus nbsp Grosse konfessionelle Gruppen und Heterodoxien innerhalb des Christentums in englischer Sprache in Klammern die zugehorigen Jahreszahlen n Chr nbsp Mandaer Gnosis Manichaismus Arianismus Assyrische Kirche des Ostens Orientalisch orthodoxe Kirchen Byzantinischer Bilderstreit Altglaubige in Russland Orthodoxe Kirchen Romisch katholische Kirche Anglikanische Gemeinschaft Evangelisch lutherische Kirchen nbsp Grafische Darstellung der wichtigsten Schismen und Abspaltungen auf dem Weg der christlichen Glaubensrichtungen und den zugehorigen okumenischen Konzilien in englischer Sprache in Klammern die zugehorigen Jahreszahlen n Chr Alte Kirche Bearbeiten Glaubensspaltungen begleiten die Kirchengeschichte von Anbeginn und markieren haufig die Geburtsstunde von Kirchen bzw christlichen Sondergemeinschaften die in Konkurrenz zu den bestehenden Kirchen treten siehe auch Alte Kirche Dabei ist das Konzept einer konsistenten und einheitlichen alten Kirche in der Fruhphase des sich verbreitenden Christentums kritisch zu sehen 3 Denn mit dem Adjektiv alt konnen viele Entwicklungslinien ob trinitarische arianische pelagianische nestorianische donatistische oder marcionitische doketistische und weitere Linien charakterisiert werden 4 Im Neuen Testament vor allem in den Paulus Briefen finden sich viele Spuren von Zerwurfnissen und Abspaltungen Die tiefste Krise entstand aus der Frage nach der Geltung des alttestamentlichen Gesetzes Tora auch fur die Heidenchristen Die Ebioniten eine starke judenchristliche Gruppe gingen dabei fur die entstehende Kirche verloren Im Jahre 144 n Chr etwa kam es zwischen Marcion und der Altkirche zum Konflikt und Bruch mit der vorherrschenden Exegese und zur Grundung einer eigenen gnostisch gepragten Glaubensgemeinschaft Marcion wurde wahrscheinlich aus der romischen Gemeinde verbannt grundete eigene Gemeinden und sammelte Anhanger um sich an die sich altkirchliche Bischofe und Priester anschlossen Im Unterschied zu den gnostischen Sekten war die Gemeinschaft der Marcioniten straff organisiert sie konnte gerade dadurch fur die Altkirche zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz werden 5 Durch Reisen Marcions breitete sich seine Lehre rasch bis nach Agypten und Persien aus Unter Konstantin wurden die marcionitischen Gemeinden bekampft die in manchen Regionen des Imperium Romanum mehr Anhanger hatten als die ubrigen Gemeinden In der Folgezeit kristallisierte sich im Prozess von Klarungen und Spaltungen diejenige Gemeinschaft heraus die sich selbst und ihr Glaubensbekenntnis als orthodox und katholisch verstand Dies geschah bis ins 4 Jahrhundert konstantinische Wende ohne staatliche Machtmittel Wenn eine dogmatische Glaubensauffassung wie die der Gnostiker Donatisten Arianer und anderer nach langen Auseinandersetzungen fur irrig erklart war wurde uber ihre Anhanger der Ausschluss Exkommunikation verhangt was jedoch keinerlei zivilrechtliche Folgen hatte Bis 313 waren die Sondergemeinschaften ebenso wie die orthodox katholische Kirche Ziel staatlicher Christenverfolgungen Erst nach dem Entstehen der romischen Reichskirche waren die haretischen Gemeinschaften Benachteiligungen seitens des romischen Staates ausgesetzt Das Konzil von Chalcedon von 451 brachte eine Reihe von Abspaltungen der dem Monophysitismus zuzurechnenden Kirchen mit sich Eine davon ist die Abspaltung der Koptischen Kirche in Agypten von der Reichskirche Im Unterschied zu den spateren Spaltungen im Mittelalter hatten bei den Kirchenspaltungen in fruhchristlicher Zeit die nicht selten Folge der Streite auf den Konzilien waren theologische Auseinandersetzungen gegenuber den kirchenpolitischen Fragen das grossere Gewicht Mittelalter Bearbeiten Ein markantes Ereignis einer Glaubensspaltung stellt das grosse morgenlandische Schisma 1054 dar Im Sinne des griechischen Wortes Spaltung ist dieser Begriff in die Geschichtsschreibung eingeflossen Hier bedeutet dies die Trennung der lateinischen Kirche des Westens von der griechischen Kirche des Ostens die Griechenland bzw das byzantinische Reich umfasste griechisch orthodoxe Kirche Ausschlaggebend fur diese Spaltung war die Frage nach dem Zentrum der Christenheit welche der lateinische Westen in Rom als dem Felsen Petri und der griechische Osten in Konstantinopel sah Der Papst in Rom als Patriarch des lateinischen Westens und Abendlandes und der Patriarch in Konstantinopel als das geistliche Oberhaupt des griechischen Ostens und Morgenlandes exkommunizierten einander Entscheidend fur diese Trennung waren primar weniger theologische Differenzen die sich uber Jahrhunderte hinweg entwickelten sondern eher kirchenpolitische Interessen die mit dem Wachstum der Macht und des Ansehens des Papsttums zusammenhingen Die alte Reichskirche wie sie seit dem romischen Kaiser Konstantin I bestand horte hiermit auf zu existieren In der Zeit von 1378 bis 1417 kam es zum sogenannten abendlandischen Schisma Dabei erhoben gleich mehrere Personen Anspruch auf das Papsttum Nicht nur in Rom sondern auch in Avignon residierten Papste und Gegenpapste Mitte des 15 Jahrhunderts zur Zeit Eugens IV erhob auch der vom Konzil von Basel gewahlte Felix V 1439 1449 als letzter katholischer Gegenpapst Anspruch auf den Thron Er resignierte jedoch da er und damit das Konzil sich nicht durchsetzen konnten Weitere Abspaltungen des Mittelalters die die katholische Kirche als Haresien ansah waren u a die Waldenser und die Katharer Es gab ausserdem auch Gegenbischofe Fruhe Neuzeit Bearbeiten Das Zeitalter der Reformation wird auch als Zeitalter der Glaubensspaltung bezeichnet Es nahm seinen Anfang im Jahr 1517 mit dem Thesenanschlag von Wittenberg durch Martin Luther zu dessen Folgen auch der Bauernkrieg von 1525 zahlte Es ging mit dem Westfalischen Frieden von 1648 zu Ende In diesem Zeitraum fanden Glaubenskampfe statt insbesondere die Kampfe des deutschen Protestantismus gegen das katholische Kaisertum unter Kaiser Karl V und die Verfolgungen der Hugenotten in Frankreich Fur die Zeit der Glaubenskampfe von 1550 bis 1648 hat sich der von Wolfgang Reinhard und Heinz Schilling eingefuhrte Begriff der Konfessionalisierung bzw des konfessionellen Zeitalters durchgesetzt Die innerkatholischen Reformbestrebungen begannen mit Papst Hadrian VI 1522 1523 und verstarkten sich seit dem Konzil von Trient 1545 1563 bis zur eigentlichen Gegenreformation Sie zielten darauf ab die Spaltung im Sinne der katholischen Kirche ruckgangig zu machen Dabei bediente man sich sowohl diplomatischer Mittel der Uberzeugung als auch der Gewalt Der Versuch den Protestantismus gewaltsam zu uberwinden und seine Anhanger wieder in die romische Kirche zu integrieren blieb letztlich erfolglos Diese Bestrebungen stellen nach Arno Herzig Massnahmen einer Sozialdisziplinierung im Sinne einer Rekatholisierungspolitik dar Der Westfalische Frieden gilt als ein Schlusspunkt der Glaubenskampfe er beendete jedoch nicht die durch die Reformation verursachte Kirchenspaltung Glaubensspaltung und okumenischer Dialog Bearbeiten Die Glaubensspaltung bleibt bis heute bestehen Der okumenische Dialog bemuht sich um eine schrittweise Annaherung zwischen den getrennten Kirchen Papst Johannes Paul II hatte sich wahrend seines Pontifikates vor allem der Okumene mit den Ostkirchen zugewandt Doch wirken unterschiedliche Auffassungen in zahlreichen Bereichen immer noch trennend nicht zuletzt wird das Papstamt selbst in seiner historisch entwickelten Gestalt nach dem Ersten Vatikanischen Konzil als Hindernis fur die Einheit empfunden Darum wird das Streben nach Anerkennung des Bestehens der jeweils anderen Kirche und das Bemuhen um ein beiderseitiges Mit und Nebeneinander bereits als wichtiger Schritt angesehen Tatsachlich aber gelang 1965 dem okumenischen Patriarchen Athinagoras und Papst Paul VI eine vorsichtige Annaherung indem sie zumindest den gegenseitigen Bann ihrer Vorganger 1054 auflosten Unter dem Zeichen der Okumene erreichte es der Grieche sogar den Italiener zu uberzeugen die einst durch die Kreuzzuge 1 4 und 5 als lokale Konkurrenz eingerichteten Lateinischen Gegenpatriarchate von Antiochien 1098 Jerusalem 1099 Konstantinopel 1204 und Alexandrien 1219 auch formal abzuschaffen Trotzdem wurde die Hoffnung des Patriarchen dass wir die Kommunion der Heiligen Sakramente wieder so teilen konnen wie es bis zum Jahr 1054 der Fall war nicht erfullt Schisma als Delikt nach romisch katholischem Kirchenrecht BearbeitenCan 751 des Codex Iuris Canonici CIC definiert Schisma als die Verweigerung der Unterordnung unter den Papst oder der Gemeinschaft mit den diesem untergebenen Gliedern der Kirche 2 Beispielsweise bewertete Papst Johannes Paul II im Motu proprio Ecclesia Dei vom 2 Juli 1988 unerlaubte Bischofsweihen die Erzbischof Marcel Lefebvre durchgefuhrt hatte mit Bezug auf Can 751 CIC als schismatischen Akt 6 Mit Erklarung vom 24 April 2006 stellten die deutschen katholischen Bischofe fest der Austritt aus der katholischen Kirche erfulle den Tatbestand des Schismas im Sinn des c 751 CIC und ziehe die Strafe der Exkommunikation nach sich 7 Siehe auch BearbeitenAkakianisches Schisma Apostasie Goanesisches SchismaLiteratur BearbeitenHubert Jedin Hrsg Handbuch der Kirchengeschichte 10 Bande unveranderter Nachdruck Herder Freiburg im Breisgau 1999 ISBN 3 451 27100 1 Heinz Schilling Aufbruch und Krise Deutschland 1517 1648 in Das Reich und die Deutschen 2 Auflage Siedler Berlin 1992 ISBN 3 88680 500 X Heinrich Richard Schmidt Konfessionalisierung im 16 Jahrhundert Enzyklopadie Deutscher Geschichte Band 12 Munchen 1992 Alfred Kohler Das Reich im Kampf um die Hegemonie in Europa 1521 1648 Enzyklopadie Deutscher Geschichte Band 6 Munchen 1990 Harm Klueting Das Konfessionelle Zeitalter 1525 1648 Stuttgart 1989 Heinrich Lutz Reformation und Gegenreformation Oldenbourg Grundriss der Geschichte Bd 10 3 Auflage Munchen 1991 Richard van Dulmen Entstehung des fruhmodernen Europa 1550 1648 Fischer Weltgeschichte Band 24 Frankfurt am Main 1982 Arno Herzig Der Zwang zum wahren Glauben Rekatholisierungspolitik vom 15 bis zum 18 Jahrhundert Gottingen 2000 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Schisma Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Umfangreiche Darstellung der Spaltung der Christen in Katholiken und Protestanten auf religionen at Das Verhaltnis der Kirche Christi zu den von ihr abgefallenen GemeinschaftenEinzelnachweise Bearbeiten Duden online Schisma a b Codex Iuris Canonici Buch III Can 751 Rolf Bergmeier Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums Die Legende vom ersten christlichen Kaiser Alibri Verlag Aschaffenburg 2010 ISBN 978 3 86569 064 7 S 22 45 Martin Wallraff Christus Verus Sol Sonnenverehrung und Christentum in der Spatantike Munster 2001 Habilitationsschrift Bonn 2000 Jahrbuch fur Antike und Christentum Erganzungsband 32 S 202 f Walther von Loewenich Die Geschichte der Kirche I Altertum und Mittelalter 4 Auflage Siebenstern Verlag Hamburg 1971 S 44 Johannes Paul II Apostolisches Schreiben Ecclesia Dei in Form eines Motu proprio Internetseite des Vatikans Erklarung des Standigen Rats der Deutschen Bischofskonferenz 24 April 2006 Normdaten Sachbegriff GND 4350822 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schisma amp oldid 226101978