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Als Gegenpapst lateinisch pseudopapa antipapa wird eine Person bezeichnet die wahrend der Amtszeit eines kanonisch gewahlten Papstes der also nicht verstorben ist und auch nicht abgedankt hat und in Gegensatz zu diesem von bestimmten Autoritaten zum Papst ernannt wurde Im weiteren Sinne werden auch ernannte Nachfolger verstorbener Papste deren Anspruch nicht akzeptiert wurde und die einem spater eingesetzten aber anerkannten Papst unterlagen als Gegenpapste eingestuft Durch Begriffsunscharfe Parteilichkeit unklaren Wahl und Ernennungsmodus sowie luckenhafte Uberlieferung schwankt die Anzahl der historisch wahrgenommenen Gegenpapste die Angaben liegen zwischen 25 und 40 Bei einigen Papsten ist schwierig festzustellen ob sie rechtmassig oder unrechtmassig im Amt waren Gegenpapste die wie etwa Sergius III spater zum legitimen Papst wurden werden nicht immer als Gegenpapst gezahlt Manche Gegenpapste wie etwa Benedikt X oder Johannes XVI wurden zeitweise als legitim anerkannt und gingen so in die Zahlung der jeweiligen Papstnamen ein Die Zeitspanne historisch bekannter und bedeutsamer Gegenpapste reicht von Hippolyt von Rom amtierte 217 235 bis Felix V 1439 1449 Hochzeit des Gegenpapsttums war das Abendlandische Schisma von 1378 bis 1417 in dem die konkurrierenden Papstanspruche in Rom Avignon und ab 1409 auch Pisa die katholische Christenheit spalteten In moderner Zeit werden Anfuhrer katholischer Splittergruppen die sich selbst zum Papst ausrufen gelegentlich als Gegenpapst bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gegenwart 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenGeschichte BearbeitenZur Aufstellung von Gegenpapsten kam es weil sich zum Beispiel das Kardinalskollegium spaltete oder der Kaiser bzw romische aristokratische Familien in die Papstwahl eingriffen Als erster Gegenpapst wird in der katholischen Kirche Hippolyt gezahlt der 217 bis 235 als einer von zwei schismatischen Bischofen von Rom amtierte als Gegner des Bischofs Calixt I danach von Urban I und schliesslich von Pontianus Nachdem ab 1309 insgesamt sieben von der gesamten Kirche anerkannte Papste in Avignon residiert hatten liess Gregor XI sich 1377 zur Ruckkehr nach Rom uberzeugen die franzosischen Kardinale erkannten dies jedoch nicht an und erklarten den Heiligen Stuhl daraufhin fur vakant Dies fuhrte 1378 zum grossen Schisma das bis zum Konzil von Konstanz 1417 andauerte In dessen Zeitraum gab es einen Papst in Rom und einen Gegenpapst in Avignon sowie zeitweilig noch die Gegenpapste der Obedienz von Pisa Alexander V 1409 1410 und Johannes XXIII 1410 1415 die jeweils von verschiedenen Machten Europas als alleiniger Papst angesehen wurden was zu einer tiefen Zerrissenheit der gesamten abendlandisch christlichen Welt fuhrte In der Zeit des Nationalsozialismus befasste sich Adolf Hitler nach Angaben in den Tagebuchern Alfred Rosenbergs mit der Ernennung von Gegenpapsten Durch Gegenpapste sollte die Einheit der katholischen Kirche in besetzten Landern gebrochen werden Der erste Gegenpapst sollte Spanier sein und in Toledo residieren Weitere Gegenpapste waren fur Frankreich und den NS Staat vorgesehen Zu einer Verwirklichung der Uberlegungen kam es nicht 1 Der Begriff des Gegenpapstes ist in der Forschung umstritten 2 Er wurde zeitgenossisch in verschiedenen Formen in den Quellen begegnen antipapa pseudopapa dictus papa usw nur von Parteigangern eines jeweils anderen Pratendenten verwendet die dem Anwarter der Gegenpartei feindlich gesinnt waren diente somit verstandlicherweise niemals als Eigenbezeichnung Zudem bleibt aus Sicht der historischen Forschung haufig unklar welcher Papst in Zeiten rivalisierender Herrschaftsanspruche als rechtmassig zu betrachten ist 3 Haufig erlauben die sparlichen Quellen in dieser Frage keine eindeutigen Antworten Ein weiterer Umstand fur diese mangelnde Klarheit in der Beantwortung der Rechtmassigkeit verschiedener Pontifikate liegt darin begrundet dass sich eine verbindliche Rechtsordnung zur Papstwahl erst im langen Verlauf mehrerer Jahrhunderte etablierte beginnend mit dem Papstwahldekret von 1059 wahrend sich die Erhebung des Bischofs von Rom im ersten nachchristlichen Jahrtausend nicht wesentlich von jeder anderen Bischofserhebung innerhalb der westlichen Kirche unterschied Zur Beendigung von doppelten oder gar dreifachen Herrschaftsanspruchen auf das papstliche Amt konnten politische Einflussnahmen so auf der Synode von Sutri durch Konig Heinrich III innerkirchliche Faktoren wie die Frage der Obodienz oder das Ableben eines der Kontrahenten beitragen vgl z B Wibert von Ravenna Bei dem Aufkommen von Gegenpapsten handelt es sich um ein vornehmlich mittelalterliches Phanomen dem durch die sukzessive Einfuhrung einer verbindlichen Papstwahlordnung ein kirchenrechtlicher Riegel vorgeschoben werden konnte Gegenwart BearbeitenAuch die Papste seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil werden von manchen Gruppierungen abgelehnt siehe Sedisvakantismus Oberhaupter einzelner Splittergruppen erheben selbst den Anspruch der rechtmassige Papst zu sein Dazu gehoren die palmarianisch katholischen Kirche die Apostel der unendlichen Liebe und die True Catholic Church ferner David Allen Bawden als Michael I oder Viktor von Pentz als Linus II Sie unterscheiden sich allerdings von den historischen Gegenpapsten da sie weder von Teilen des Konsistoriums noch des Episkopats noch von Staaten als Oberhaupt der katholischen Kirche anerkannt wurden Vielmehr gelten sie als Oberhaupter eigenstandiger Religionsgemeinschaften die maximal einige tausend Anhanger mit starker regionaler Begrenzung haben Siehe auch BearbeitenListe der historischen Gegenpapste Papst Titel Literatur BearbeitenA Amanieu Antipape In Raoul Naz u a Hrsg Dictionnaire de droit canonique Contenant tous les termes du droit canonique Avec une sommaire de l histoire et des institutions et de l etat actuel de la discipline Band 1 Abamita Azzon Letouzey amp Ane Paris 1935 S 598 622 Hans Jurgen Becker Gegenpapst In Albrecht Cordes u a Hrsg Handworterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Band 1 Aachen Geistliche Bank 2 vollig uberarbeitete und erweiterte Auflage Schmidt Berlin 2008 ISBN 978 3 503 07912 4 Sp 1995 1996 Odilo Engels Gegenpapst In Lexikon fur Theologie und Kirche Band 4 Franca bis Hermenegild 3 vollig neu bearbeitete Auflage Herder Freiburg Breisgau u a 1995 ISBN 3 451 22004 0 Sp 346 Amato Pietro Frutaz Antipapa In Enciclopedia Cattolica Band 1 A Arn Ente per l Enciclopedia cattolica e per il libro cattolico Citta del Vaticano 1948 S 598 622 Christiane Laudage Kampf um den Stuhl Petri Die Geschichte der Gegenpapste Herder Freiburg Breisgau u a 2012 ISBN 978 3 451 30402 6 Harald Muller Brigitte Hotz Hrsg Gegenpapste Ein unerwunschtes mittelalterliches Phanomen Bohlau Koln 2012 ISBN 978 3 412 20953 7 Harald Muller Hrsg Der Verlust der Eindeutigkeit und seine Folgen am Beispiel der mittelalterlichen Gegenpapste Zur Krise papstlicher Autoritat im Kampf um die Cathedra Petri Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien Bd 95 De Gruyter Oldenbourg Munchen 2016 ISBN 978 3 11 046154 1 Digitalisat Matthias Schror Rivalisierende Papstherrschaft am Beginn der papstgeschichtlichen Wende In Mirko Breitenstein Julia Burkhardt Stefan Burkhardt Jorg Sonntag Hrsg Identitat und Gemeinschaft Vier Zugange zu Eigengeschichten und Selbstbildern institutioneller Ordnungen Vita regularis Abhandlungen Band 67 Lit Munster 2015 S 211 221 ISBN 978 3 643 13242 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Gegenpapst Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Catholic Encyclopedia Antipope Encyclopaedia Britannica AntipopeAnmerkungen Bearbeiten Ralph Giordano Wenn Hitler den Krieg gewonnen hatte Die Plane der Nazis nach dem Endsieg KiWi Paperback 587 5 Auflage Kiepenheuer amp Witsch Koln 2006 ISBN 3 462 02944 4 S 283ff Harald Muller Gegenpapste Prufsteine universaler Autoritat im Mittelalter In Harald Muller Brigitte Hotz Hrsg Gegenpapste Ein unerwunschtes mittelalterliches Phanomen Wien u a 2012 S 13 54 Matthias Schror Rivalisierende Papstherrschaft am Beginn der papstgeschichtlichen Wende In Mirko Breitenstein u a Hrsg Identitat und Gemeinschaft Vier Zugange zu Eigengeschichten und Selbstbildern institutioneller Ordnungen Berlin 2015 S 211 221 Normdaten Sachbegriff GND 4373234 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gegenpapst amp oldid 229222045