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Als Synode von Sutri genauer Synode von Sutri von 1046 bezeichnet man eine Zusammenkunft geistlicher und weltlicher Wurdentrager die am 20 Dezember 1046 in Sutri in der Region Latium im heutigen Italien zwischen Vertretern des Reichs und der Kirche stattfand und Entscheidungen uber die Legitimitat der Papste traf die den deutschen Konig zum Kaiser kronen sollten Ein zweites in der Geschichtswissenschaft ebenfalls Synode von Sutri genanntes Treffen fand im Januar 1059 statt und befasste sich ebenfalls mit der Absetzung und Bestatigung konkurrierender Papste Beide Treffen stehen im Zusammenhang mit der Umsetzung der Kirchenreformen des 11 Jahrhunderts Die Synode von 1046 gilt als historisches Stichdatum fur deren Beginn Inhaltsverzeichnis 1 Synode von Sutri von 1046 1 1 Ausgangslage 1 2 Ablauf 1 3 Fortsetzung 1 4 Ergebnis und Einordnung 2 Synode von Sutri von 1059 3 Literatur 4 EinzelnachweiseSynode von Sutri von 1046 BearbeitenAusgangslage Bearbeiten Konig Heinrich III befand sich auf dem Weg nach Italien um sich in Rom von Gregor VI zum Kaiser kronen zu lassen Nach Uberschreitung der Alpen hielt er als erste Kirchenversammlung die Synode von Pavia ab traf sich mit Gregor und erfuhr kurz danach von Geruchten wonach Papst Gregor durch Simonie Amterkauf auf den Papststuhl gelangt sei Simonie bedeutete im Verstandnis der im 11 Jahrhundert aufgekommenen mittelalterlichen Kirchenreformbewegung jegliche Gegenleistung darunter auch Geld die ein Begunstigter fur die Einsetzung in ein kirchliches Amt erbracht oder angeboten hatte Dies schloss auch bis dahin verbreitete und wenig anstossige Praktiken und Dienste ein deren Austausch zu den Grundlagen der ottonischen und salischen Kirchenorganisation gehort hatten Alles dies galt nun in den Augen der Kirchenreformer die einen weiten Simoniebegriff zugrunde legten als eine der schlimmsten Sunden die ein kirchlicher Amtstrager begehen konnte und machte die Amtsvergabe und Amtsausubung in ihren Augen illegitim und ungultig und die Schuldigen sogar zu Haretikern 1 Ablauf Bearbeiten Heinrich III berief eine Bischofsversammlung nach Sutri ein um die rivalisierenden Anspruche der Papste Benedikt IX und Silvester III zu klaren und die Vorwurfe gegen Gregor VI zu untersuchen Ihm war sehr daran gelegen von einem legitim amtierenden Papst zum Kaiser gekront zu werden um keinerlei Zweifel an seiner Kaiserwurde aufkommen zu lassen Der Ort Sutri wurde gewahlt da er direkt auf dem Weg Heinrichs III nach Rom lag Im Verlauf der Verhandlungen die am 20 Dezember 1046 begannen wurde Gregor die Moglichkeit eingeraumt sich gegen den Vorwurf der Simonie zu verteidigen Gregor dem Zeitgenossen Naivitat bescheinigen raumte wahrend der Synode ein an seinen noch lebenden Amtsvorganger Benedikt IX Abstandszahlungen geleistet zu haben um ihn fur den Amtsverzicht zu entschadigen jedoch ohne bose Absicht Er gab damit in den Augen der Anklager den Vorwurf des Amterkaufs zu und sah nun dem Verlust seiner Wurde als Papst entgegen Auf Druck der Cluniazenser die die reformerische Doktrin der Simoniebekampfung am vehementesten vertraten wurde er fur abgesetzt erklart entledigte sich selbst seiner papstlichen Insignien und wurde nach Deutschland verbannt was wohl als Vorsichtsmassnahme gedacht war um kunftige Anspruche auszuschliessen Gregor VI wurde von Hildebrand dem spateren Papst Gregor VII der ihn verehrte und sich spater nach ihm benannte in seine Verbannung nach Koln begleitet Der vom romischen Adelsgeschlecht der Crescentier als Gegenpapst erhobene Silvester wurde im Verlauf der Synode von Konig Heinrich III ebenfalls abgesetzt und ohne weitere Bestrafung zuruck in sein Bistum Sabina geschickt Der dritte Papst der bereits abgetretene Benedikt IX war in Sutri nicht erschienen Nachdem sein eigentlicher Wunschkandidat Adalbert von Bremen die Wurde ausgeschlagen hatte und moglicherweise auf dessen Vorschlag plante der Konig nun den ebenfalls in seinem Gefolge reisenden Bischof Suitger von Bamberg als Papst einzusetzen der ihn zum Kaiser kronen sollte Fortsetzung Bearbeiten Direkt im Anschluss an die Kirchenversammlung in Sutri trat am 23 Dezember 1046 in Rom in der Peterskirche eine weitere Synode zusammen die Benedikt IX als dritten noch lebenden Papst absetzte Ausserdem wurde Heinrich III der Titel eines Patricius Romanorum Schutzherrn von Rom verliehen 2 womit er ein legitimes Vorschlagsrecht bei der Papstwahl erhielt und Suitger als neuen Papst benennen konnte Der romische Klerus und das Volk stimmten der Entscheidung entsprechend den damaligen Papstwahlgepflogenheiten zu sodass die Wahl als gultig vollzogen galt Am darauf folgenden Tag wurde Suitger unter dem Papstnamen Clemens II als Papst konsekriert und inthronisiert und kronte seinerseits Heinrich III zum Kaiser Ergebnis und Einordnung Bearbeiten Die Cluniazenser und ihre Anhanger sahen sich mit der Einsetzung eines Papstes der nicht den lokalen Adelscliquen entstammte in ihrem kirchenpolitischen Ziel einer radikalen Sauberung des regierenden Episkopats und des Klerus bestarkt Mit seinem Verhalten hatte der Kaiser das Ubergreifen der innerkirchlichen Reformbewegung auf das bis dahin vom stadtromischen Adel dominierte Papsttum ermoglicht Der deutsche Papst Clemens II gilt manchen Historikern wie dem Bamberger Georg Gresser dessen Urteil nach Einschatzung seines Rezensenten Markus Knipp wohl auch lokalpatriotisch gefarbt ist als der erste Reformpapst des Hochmittelalters 3 Allerdings war das Verhaltnis des in den Strukturen der Reichskirche beheimateten und eng mit dem koniglichen Hof verbundenen norddeutschen Klerikers zur Reformbewegung vielleicht auch weniger spannungsfrei als es in der deutschen Geschichtsschreibung traditionell dargestellt wird Jedenfalls folgten ihm eine Reihe weiterer anfangs ausschliesslich deutscher Papste die ebenfalls als Vertreter der Kirchenreformbewegung auftraten oder sich deren Forderungen zu Eigen machten Dies geschah zunachst im Einvernehmen in spateren Phasen aber oft in scharfem Konflikt zum Konig oder Kaiser als hochstem weltlichen Herrscher Neben der Bekampfung der Simonie und des so genannten Nikolaitismus Konkubinate von Klerikern gehorte die Forderung nach der libertas ecclesiae der Freiheit der Kirche von weltlichem Einfluss zu den Kernanliegen der Reformer Um seinetwillen loste Papst Gregor VII einer der radikalsten Reformvertreter seiner Zeit 1075 mit seinem Eintreten gegen die Laieninvestitur den so genannten Investiturstreit aus Von Gregor und seinen Nachfolgern wurde die Freiheit der Kirche im Sinne einer Suprematie des Papsttums uber die weltliche Gewalt gedeutet was zu dem das Hochmittelalter pragenden Konflikt zwischen Papst und Kaiser fuhrte Die Synode von Sutri 1046 gilt aus diesen Grunden als historischer Einschnitt und wird mitunter als der Beginn des Hochmittelalters betrachtet Synode von Sutri von 1059 BearbeitenDiese Zusammenkunft im Januar 1059 an der Vertreter der Kaiserin Agnes Heinrichs Witwe und des romischen und deutschen Klerus teilnahmen exkommunizierte den von der Reformpartei nicht anerkannten Tuskulanerpapst Benedikt X einen Vertreter des romischen Stadtadels und erkannte den von reformorientierten Kardinalen kurz zuvor gewahlten Reformpapst Nikolaus II an 4 Literatur BearbeitenHermann Jakobs Kirchenreform und Hochmittelalter 1046 1215 Oldenbourg Grundriss der Geschichte 7 Munchen Oldenbourg 1999 S 16 21 Hans Hubert Anton Die Synode von Sutri ihr zeitgeschichtlicher Kontext und Nachklang Neue Forschungen zu einer lange diskutierten Schrift In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Kanonistische Abteilung 83 1997 S 576 584 Tilman Struve Sutri Synode von 1046 In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 8 LexMA Verlag Munchen 1997 ISBN 3 89659 908 9 Sp 335 Einzelnachweise Bearbeiten Gerd Althoff Selig sind die Verfolgung ausuben Papste und Gewalt im Hochmittelalter Darmstadt 2013 S 56 Egon Boshof Die Salier Stuttgart u a 2000 S 127 Hanna Vollrath Kaisertum und Patriziat in den Anfangen des Investiturstreits In Wolfgang Bienert u a Hrsg ZKG 85 Paderborn 1974 S 14 f Markus Knipp Rezension zu Georg Gresser Clemens II Der erste deutsche Reformpapst Paderborn 2007 in Sehepunkte 8 2008 Nr 5 abgerufen am 26 Juli 2017 Tilman Struve Clemens III Wibert In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 2 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1983 ISBN 3 7608 8902 6 Sp 2139 3140 erwahnt die Synode zu Sutri Januar 1059 in Spalte 2139 Normdaten Veranstaltung GND 4039650 2 lobid OGND AKS LCCN n83233295 VIAF 153649542 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synode von Sutri amp oldid 222528530