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Als Crescentier wird ein aus der Sabina stammendes romisches Patriziergeschlecht bezeichnet das im 10 und 11 Jahrhundert zeitweise grossen Einfluss in Rom und auf das Papsttum hatte und zu den bedeutendsten Familien des fruhen papstlichen Adels zahlt Wappen der CrescentierDer Name der Familie ist nicht zeitgenossisch sondern wurde von dem haufig vorkommenden Vornamen Crescentius abgeleitet und spater als Familienname angenommen Geschichte BearbeitenDie Familie ist in Rom seit Beginn des 10 Jahrhunderts bekannt Erster Vertreter war ein Crescencius der als judex Richter Ludwig den Blinden von Ober Italien Romischer Kaiser von 901 902 bis 905 in Justizfragen beim Heiligen Stuhl unterstutzte Als Fuhrer der romisch nationalen Politik wahrend des saeculum obscurum standen die Crescentier in Konkurrenz zu den kaiserfreundlichen Tuskulanern In Zeiten nachlassenden kaiserlichen Einflusses hatte die Adelsfamilie bis Anfang des 11 Jahrhunderts die Gewalt uber Rom inne und brachte mit Johannes XIII 965 972 einen ihrer Angehorigen oder zumindest Parteiganger auf den papstlichen Stuhl wahrend andere Papste dieser Zeit als Marionettenpapste der Crescentier gelten Der Clan stellte auch den regierenden praefectus in Rom und zwang die Kirche zu Kontributionen und Dotationen faktisch die Kirchenkasse plundernd Historiker haben versucht die oft nur einzeln und ohne Zusammenhang erwahnten Personen zu ordnen und dabei eine grobe Einteilung in Ottaviani und Stefaniani getroffen nbsp Die Engelsburg im 10 11 Jh bekannt als domus Crescenti nbsp Crescentier Turm in Rom Tor Crescenzia spater Wohnsitz des Cola di RienzoStutzpunkt der Crescentier in Rom war die eigentlich papstliche Engelsburg ferner besassen sie zahlreiche Immobilien im Viertel Sant Eustachio und einen Turm an der Stelle des heutigen Palazzo Madama Niccolo di Crescenzio errichtete im 12 Jahrhundert einen heute noch stehenden Turm zur Kontrolle des Pons Aemilius und zur Einziehung von Kontributionen der Tibermuhlen den Tor Crescenzia Auf dem Land verfugten sie uber zahlreiche bewaffnete Hintersassen insbesondere beherrschten sie bis Ende des 14 Jahrhunderts die Sabina Sie sturzten mehrfach Papste und setzten Gegenpapste ein so 974 Bonifatius VII und 997 Johannes XVI die beide tragisch endeten Nach dem Tod von Sergius IV 1012 installierten sie ihren Kandidaten Gregor ohne Wahl durch die Kardinale im Lateran Es kam zum Konflikt mit den Tuskulanern die mit Unterstutzung Kaiser Heinrichs II die Wahl ihres Familienoberhaupts des Grafen von Tusculum eines Laien zum Papst Benedikt VIII durchsetzten der die Crescentier zum Ausweichen auf ihre landlichen Burgen zwang Abt Hugo von Farfa gelang es die Familienzweige gegeneinander auszuspielen 1045 versuchten sie mit der Erhebung des Giovanni de Crescenzi Ottaviani zum Papst Silvester III noch einmal ihren Einfluss zuruckzugewinnen er wurde jedoch von den Tuskulanern nach zwei Jahren abgesetzt Da die Misswirtschaft der Tuskulanerpapste inzwischen eine starke Reformbewegung unter der geistigen Fuhrung des Petrus Damiani hervorgerufen hatte die den Einfluss der beiden Sippen zuruckdrangen wollte taten sich Tuskulaner und Crescentier 1058 bei der Wahl des Tuskulaners Benedikt X zusammen er wurde jedoch 1060 abgesetzt Unter Damianis energischem Zogling Gregor VII kam es dann ab 1073 zur Gregorianischen Reform Einen letzten Gegenpapst stellten die Crescentier als 1159 bei der Wahl Alexanders III ihr Angehoriger Octaviano de Crescenzi unterlag Er wurde mit Unterstutzung bewaffneter Truppen des Kaisers Friedrich Barbarossa zum Gegenpapst Viktor IV ausgerufen und erhielt durch Kardinalbischof Imar von Tusculum die papstlichen Weihen konnte sich aber in Rom nicht durchsetzen Als bei der Papstwahl 1216 erstmals ein Konklave stattfand befand sich unter den Teilnehmern der Kardinaldiakon von San Teodoro Gregorio Crescenzi Das Geschlecht zog sich auf seine landlichen Besitzungen zuruck stellte aber wiederholt Kardinale und besass in Rom noch bis ins 16 Jahrhundert eine Hauserzeile sowie einen Palazzo neben dem Pantheon liess sich ab 1580 zwei neue Palazzi durch Giacomo della Porta errichten u a den Palazzo Serlupi Crescenzi in der via del Seminario und starb erst im 18 Jahrhundert mit den Brudern Virgilio Crescenzi Marchese von Montorio 1761 und Kardinal Marcello Crescenzi 1768 aus Bedeutende Vertreter BearbeitenPapst Johannes XIII 965 972 965 gewahlt Unklar ob Angehoriger oder Kandidat der Crescentier Crescentius de Theodora 984 war Patricius von Rom Er sturzte 973 den kaiserlichen Papst Benedikt VI und setzte den Gegenpapst Bonifatius VII ein 980 unterwarf er sich Kaiser Otto II und wurde Monch auf dem Aventin Crescentius I Nomentanus 998 war Gegenspieler Kaiser Ottos III Er war 984 am Sturz von Papst Johannes XIV beteiligt wodurch Papst Bonifatius wieder eingesetzt wurde Als er 997 erneut den Gegenpapst Johannes XVI protegierte belagerten und eroberten kaiserliche Truppen die Engelsburg Crescentius I Nomentatus wurde gefangen genommen und am 26 April 998 hingerichtet Johannes II Crescentius 1012 Sohn von Johannes Crescentius I Nomentanus war Patricius von Rom Nach dem Tod Kaiser Ottos III und des Papstes Silvester II brachte er das Papstamt unter seine Herrschaft Papst Silvester III vor Oktober 1063 zuvor Giovanni de Crescenzi Ottaviani 1045 zum Papst gewahlt Gegenpapst Viktor IV 1095 1164 zuvor Octaviano de Crescenzi Ottaviani de Monticelli ab 1159 Gegenpapst zu Alexander III Gregorio Crescenzi Kardinal der katholischen Kirche Teilnehmer an den Konklave 1198 1216 Marcello Crescenzi Kardinal 1500 Kardinal der katholischen Kirche Pier Paolo Crescenzi 1572 1645 Kardinal der katholischen Kirche Giovanni Battista Crescenzi 1577 1635 italienischer Architekt und Maler des Fruhbarock Bruder des Pier Paolo Alessandro Agostino Crescenzi 1607 1688 Kardinal der katholischen Kirche Sohn von Giovanni Battista Marcello Crescenzi Kardinal 1694 Kardinal der katholischen KircheLiteratur BearbeitenMeyers Enzyklopadisches Lexikon Bibliographisches Institut Mannheim Wien Zurich 1973 Band 6 S 97 Herbert Zielinski Crescentier In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 3 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1986 ISBN 3 7608 8903 4 Sp 343 345 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Crescentier amp oldid 218966397