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Zum papstlichen Adel gehoren Adelsfamilien die entweder ihre Lehen im fruheren Kirchenstaat hatten oder die ihre Adelstitel in Form von Adelsbriefen vom Papst erhielten Dies betrifft uberwiegend jedoch nicht ausschliesslich Familien des italienischen Adels Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 1 1 Feudaladel im Kirchenstaat 1 2 Papstlicher Briefadel 2 Einschrankung von Hofamtern 3 Schwarzer Adel 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEntwicklung BearbeitenWie uberall in Europa muss auch beim papstlichen Adel zwischen mittelalterlichem Uradel und neuzeitlichem Briefadel unterschieden werden Feudaladel im Kirchenstaat Bearbeiten Die Kaiserkronung Karls des Grossen durch Papst Leo III am Weihnachtstag 800 begrundete die besondere Schutzbeziehung zwischen dem Reich der Karolinger und dem sich allmahlich bildenden Kirchenstaat Durch Schenkungen gehorten dazu das Exarchat Ravenna bis 787 kamen Sabina Sudtuszien und einige kleinere Territorien dazu 962 wurde die Pippinsche Schenkung durch Kaiser Otto I im Privilegium Ottonianum bestatigt 1201 kam das Herzogtum Spoleto hinzu 1213 erkannte Kaiser Friedrich II in der Goldbulle von Eger den Kirchenstaat offiziell an Im 15 Jahrhundert kamen weitere Gebiete um Parma Modena Bologna Ferrara Romagna und Perugia hinzu Ferner besassen die Papste Exklaven in Sudfrankreich Avignon und das Comtat Venaissin In diesen Gebieten existierten adlige Grundherrschaften wie uberall in Europa siehe Feudalismus Lehnswesen Durch den Erwerb dieser Territorien wurde der Papst zum Lehnsherren dieser adligen Grundherren Vasallen die oft in Konkurrenz zu den Kommunen und den sie beherrschenden Patriziern standen In der Stadt Rom selbst rivalisierten wahrend des saeculum obscurum um die erste Jahrtausendwende verschiedene stadtromische Adelsfamilien samt ihren Anhangern um Macht Reichtum und vor allem um den Stuhl Petri insbesondere die Crescentier gegen die Tuskulaner Letztere setzten sich im Adelsgeschlecht der Colonna fort das seit dem 12 Jahrhundert mit den Orsini konkurrierte Ausserlich gruppierten sich die rivalisierenden Parteien im Hochmittelalter wie auch in Norditalien in Ghibellinen und Guelfen doch ging es vor allem um einen Machtkampf untereinander sowie gegen die Papste der Gegenpartei Fur mehrere Jahrhunderte wurden fast nur noch Angehorige des stadtromischen Adels zu Papsten gewahlt siehe Liste der Papste In ihren Fehden verschanzten sich die Clans in zahlreichen auf antiken Monumenten aufgeturmten Burgen die Papste selbst in der Engelsburg dem Mausoleum Hadrians die Adligen im Kolosseum im Circus Maximus im Septizodium im Marcellustheater im Chartularium Staatsarchiv der romischen Kaiser im Augustusmausoleum im Grabmal der Caecilia Metella usw Das jahrhundertelange Ringen dieser Clans um die Macht im Kirchenstaat forderte den Nepotismus am Heiligen Stuhl Verschiedene Papste erhoben zuerst ihre Familien in den Herzogsrang bei gleichzeitiger Belehnung mit den entsprechenden Territorien Einigen papstlichen Nepoten gelang der Aufstieg in den regierenden Hochadel so den Della Rovere die nicht nur zahlreiche Kardinale stellten sondern durch Einheirat in die Familie Montefeltro zur Erbfolge im Herzogtum Urbino gelangten das nicht zum Kirchenstaat gehorte Ahnlich erhielten die Farnese das von ihrem papstlichen Grossvater neu geschaffene Herzogtum Parma wahrend die Borgia nach raschem Aufstieg bald scheiterten nbsp Palazzo Barberini Rom erbaut 1627 1638Julius II regelte die Rechte der Feudalherren in seiner Bulle Pax romana von 1511 Pius V verfugte in der Bulle Admonet nos 1567 Regeln zur Ubertragung von Lehen durch Erbgang sowie zum Heimfall erledigter Lehen Titel wie Furst Princeps Romanus Herzog Duca Markgraf Marchese Graf Conte Baron Barone und Herr von Nobile folgten insoweit den Lehen und gingen mit diesen auf andere Familien uber wenn Erbe oder Neuverleihung zu Besitzwechseln fuhrten Bei Verkaufen mussten sich die Erwerber den Titel vom Heiligen Stuhl bestatigen lassen Diese kostenpflichtigen Bestatigungen sowie etwaige Rangerhohungen waren fur die Papste ein eintragliches Geschaft Ahnlich wie im Konigreich Sizilien fuhrte dies schliesslich zu einer hohen Anzahl von Furstenlehen Die zwei hochsten Titel des Herzogs und des Fursten waren nur nach dem Recht der Erstgeburt zusammen mit dem Majorat vererbbar die jungeren Sohne der furstlichen Familien nahmen meist mindere Titel von anderen Gutern der Familie an Pius VII schaffte 1816 durch ein Apostolisches Schreiben Motu proprio das Feudalsystem im Kirchenstaat ab beliess jedoch die bis dahin an die Lehen gebundenen Titel ihren Inhabern als erbliche Adelstitel Zu den furstlichen und herzoglichen Hausern des romisch papstlichen Hochadels aus dem nicht selten die Papste selbst hervorgingen zahlen bis heute die Borghese Principe di Sulmona und ihre Seitenlinie Aldobrandini Principe di Meldola die Boncompagni Ludovisi Principe di Piombino Duca di Sora Caetani Duca di Laurenzana e Principe di Piedimonte die Linie der Principi di Teano Duchi di Sermoneta ist 1961 erloschen Caffarelli Duca di Assergi Chigi Principe di Farnese Colonna Principe e Duca di Paliano Principe di Stigliano Corsini Principe di Sismano Del Drago Principe di Mazzano e Antuni Grazioli Duca di Santa Croce di Magliano Lante della Rovere Duca di Bomarzo Duca Lante della Rovere Massimo Principe di Arsoli Odescalchi Principe di Bassano Romano Orsini Principe Romano Duca di Bracciano Pallavicini Rospigliosi Duca di Castro Riario Sforza Duca Riario Sforza Principe di Ardore Rospigliosi Principe di Castiglione Duca di Zagarolo Ruspoli Principe di Cerveteri Strozzi Principe di Forano und Torlonia Principe di Civitella Cesi Duca di Poli e Guadagnolo Zu den inzwischen erloschenen romischen Furstenhausern zahlen die Altemps Duca di Gallese Altieri Principe di Oriolo Barberini Principe di Palestrina Duca di Castelvecchio Bonelli Duca di Salci Braschi Duca di Nemi Cesarini Principe di Genzano Duca di Civitanova Conti Principe di San Gregorio Doria Pamphilj Principe di Melfi Gabrielli Principe di Prossedi u a Mattei Duca di Giove Ottoboni Principe Ottoboni Duca di Fiano Salviati Duca di Giuliano Santacroce Principe di San Gemini Spada Veralli Principe di Castel Viscardo Diejenigen Familien aus denen mindestens ein Papst hervorgegangen ist durfen sich uber ihr Wappen den Baldachin des papstlichen Throns setzen Ein Thronsaal mit Papstthron gehorte in solchen Familien ebenfalls zur reprasentativen Ausstattung ihrer romischen Palazzi Einen besonderen Status hatten seit dem 17 Jahrhundert die Marchesi di Baldacchino Markgrafen vom Baldachin Es handelte sich ursprunglich um solche Markgrafen des Kirchenstaates die uber eine besondere Jurisdiktion verfugten vergleichbar der Blutgerichtsbarkeit Sie wurden im papstlichen Zeremoniell ahnlich behandelt wie die romischen Fursten zu ihren Privilegien gehorte dass sie wenn sie der Kutsche des Papstes begegneten aussteigen und auf einem Kissen kniend den Pontifex Maximus vorbeifahren lassen durften wahrend ein Diener einen Schirm uber ihr Haupt hielt wahrend alle anderen Menschen ohne Kopfbedeckung oder Schirm auf dem Boden kniend zu warten hatten Spater wurde der Titel auch solchen markgraflichen Familien zugestanden die historisch und sozial herausgehobene Bedeutung besassen dem romischen Patriziat angehorten feudalen Landbesitz hatten Kardinale hervorbrachten mit furstlichen oder herzoglichen Familien Konnubium pflegten oder hohe Hofamter erblich ausubten Papstlicher Briefadel Bearbeiten In der Neuzeit verliehen die Papste wie alle anderen Monarchen auch durch Adelsbrief Adelstitel an diverse Funktionstrager und Personen die nicht Lehnsnehmer waren Die Papste teilten Gunstbeweise in Form von Adelsbriefen und sehr zahlreichen Standeserhohungen an ihre Anhanger aus Ein Kardinal etwa teilte seinen personlichen Adel seiner ganzen Familie mit alle hoheren Militargrade brachten Grafen oder Baronstitel mit sich hohere Wurden in den Ritterorden ergaben ebenfalls hohe Titel Auch akademische Wurden zogen Nobilitierungen nach sich so etwa fur die Doktoren und Advokaten der Universitat Bologna oder der Universitat Avignon Benedikt XIV erliess 1746 die Apostolische Konstitution Urbem Romam in der die ca 180 stadtromischen Adelsfamilien gelistet waren die durch Funktionsubertragung oder Adelsbriefe in den Adelsstand aufgestiegen waren wobei 60 von ihnen als Klasse der coscritti zu Patriziern von Rom ernannt wurden Die Papste beschrankten sich bei ihren Titelverleihungen und Rangerhohungen nicht auf ihre territorialen Untertanen sondern verliehen bis ins 20 Jahrhundert Adelstitel an katholische Familien in ganz Europa und weltweit So wurden allein an franzosische Familien im 19 und 20 Jahrhundert 529 Titel verliehen davon 197 erbliche von denen 90 bis heute gefuhrt werden diese Familien schliessen sich in der Reunion de la noblesse pontificale zusammen in Spanien sind dies noch 31 in Belgien etwa 30 in Polen mindestens 3 in Malta 2 in den Niederlanden und Schweden je einer Die Motivation der Verleihungen lag ursprunglich haufig in militarischen Verdiensten um den Kirchenstaat spater meist in karitativen Werken ideeller oder politischer Unterstutzung von Rechten und Lehren der katholischen Kirche ihrer Ordensgemeinschaften oder in sonstigen besonderen Verdiensten nicht zuletzt finanziellen Zuwendungen Pius XII dessen Vater 1929 fur seine Verdienste um die Kodifizierung des kanonischen Rechts von Pius XI zum erblichen Marchese erhoben worden war ernannte seinerseits 1950 Rose Kennedy zur Grafin als sechste Amerikanerin Die Italienische Republik schaffte in Artikel 41 ihrer Verfassung von 1948 den Adel ab toleriert aber den Gebrauch von Titeln auch in amtlichen Dokumenten In Artikel 41 des Konkordats zu den Lateranvertragen von 1929 hat sich die italienische Regierung verpflichtet alle seit 1870 verliehenen papstlichen Adelstitel anzuerkennen In einem Dekret hat dies der italienische Staatsprasident 1961 in Bezug auf 115 papstliche Verleihungen seit 1870 sowie auf 30 weitere seit dem Motu proprio von 1827 bestatigt 1 Auch gegenwartig kann der Heilige Stuhl als partikulares Volkerrechtssubjekt nicht mit dem Staat Vatikan zu verwechseln noch immer Adelswurden verleihen wie etwa auch die Republik San Marino praktiziert dies jedoch seit dem Pontifikat Johannes XXIII nicht mehr Einschrankung von Hofamtern BearbeitenAm 28 Marz 1968 veranderte Papst Paul VI 1897 1978 im Rahmen der Reformen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1962 1965 die Strukturen im Apostolischen Palast Mit dem sechsseitigen Motu proprio Pontificalis Domus benannte er den Papstlichen Hof zum Papstlichen Haus um und bestimmte im 3 die Streichung folgender traditioneller Hofamter die Kardinale und Pralaten des Papstlichen Palastes der Hofmeister Maggiordomo Seiner Heiligkeit der Papstliche Oberkammerer Maestro di Camera der Auditor Seiner Heiligkeit der Magister des Heiligen Hospizes der Grossfurier des Papstlichen Hauses der Oberstallmeister der Generalpostmeister die Trager der Goldenen Rose der Legationssekretar der Exemte Tribun der Papstlichen Nobelgarde die Ehrenkammerherren die Ehrenkammerherren extra Urbem ausserhalb Roms die Geheimkaplane die Geheimen Ehrenkaplane die Geheimen Ehrenkaplane extra Urbem die Geheimkleriker die gewohnlichen Kaplane der Beichtvater der Papstlichen Familie der Geheime Speisenvorkoster 2 Das Motu proprio vom Marz 1968 trat sofort in Kraft Eine der ersten Neuerungen war wenige Tage spater die Einladung zu den Feiern der Karwoche Sie wurde den Betroffenen nicht mehr auf Latein durch Papstliche Laufer zugestellt sondern erschien als einfache Bekanntmachung im Osservatore Romano auf Italienisch 3 Papst Franziskus gab im Jahre 2013 bekannt dass er beschlossen habe keine Gentiluomo di Sua Santita mehr zu ernennen 4 und setzt somit den 7 von Pontificalis domus zeitweilig ausser Kraft 5 Schwarzer Adel Bearbeiten nbsp Marcantonio Colonna als Furst Assistent des Papstlichen Throns 1920 Als Schwarzen Adel italienisch Aristocrazia nera oder Nobilta nera bezeichnete man denjenigen Teil des italienischen Adels der sich in den Italienischen Unabhangigkeitskriegen dem Risorgimento widersetzte und sich insbesondere nach der militarischen Einnahme des bis dahin noch verbliebenen Kirchenstaats der Region Latium und der Hauptstadt Rom durch italienische Truppen 1870 sowie dessen Einverleibung in das Konigreich Italien auf die Seite des Papstes Pius IX stellte Dieser verweigerte dem neuen Konigreich die Anerkennung und bezeichnete sich selbst als Gefangener im Vatikan Aus Solidaritat mit ihm verweigerten sich zahlreiche zumeist dem papstlichen Adel angehorige Familien dem neuen Konigreich und seinen Institutionen Nahezu der gesamte papstliche Hochadel galt als schwarze Prinzen aber auch kleine romische Beamtenfamilien blieben papsttreu wie die Pacelli denen Pius XII entstammte dessen Neffen 1939 als bisher letzte Papstfamilie in den Furstenstand erhoben wurden allerdings nicht in den papstlichen sondern auf Vorschlag Mussolinis in den erblichen italienischen Zum Zeichen der Trauer schlossen die Aristokraten ihre Salons wie auch Pius IX im heiligen Jahr 1875 die Portale der vier Basilicae maiores geschlossen hielt Sie mieden den Konigshof des Hauses Savoyen im usurpierten papstlichen Sommerpalast auf dem Quirinal und verweigerten auf Anweisung der papstlichen Bulle Non expedit die Annahme von Positionen als Senatoren und dergleichen wahrend sie weiterhin ihre angestammten oft erblichen Amter als Papstliche Kammerherren Gentiluomini di Sua Santita oder Offiziere der Nobelgarde und der Palatingarde versahen Diese Gegnerschaft endete erst 1929 mit der Schaffung des Vatikanstaats durch die Lateranvertrage wodurch die Romische Frage gelost wurde Manche Familie des Schwarzen Adels erhielt als Dank und Anerkennung daraufhin neben der italienischen auch die vatikanische Staatsangehorigkeit und konnte daher auch nach der Abschaffung des Adels in Italien 1946 ihre Titel offiziell behalten Literatur BearbeitenEnciclopedia Italiana di Szienze Letteri et Arti Band XXIV Roma MDCCCCXXXVI XIII Volker Reinhardt Hrsg Die grossen Familien Italiens Kroners Taschenausgabe Band 485 Kroner Stuttgart 1992 ISBN 3 520 48501 X Francesco Pericoli Ridolfini Titoli Nobiliari Pontifici Ricosnosciuti in Italia Rome 1963 Giovanni Filipucci Giustiniani La noblesse du Saint Siege in L Ordre de la noblesse tome 3 pp CXXXIX CLIV Paris Jean de Bonnot 1979 Annuario della Nobilta Italiana a cura di Andrea Borella Teglio Lombardie Italie SAGI 2007 2010 diese Edition enthalt 5 Partien wovon die dritte Nobilta pontificia Eintragungen von uber 1030 Familien enthalt Jedoch sind auch in der zweiten Italienischer Adel zahlreiche papstliche Adelsfamilien enthalten deren Range vom Konigreich Italien bestatigt bzw ubernommen wurden Sebastian Beck Zur Verleihung von Adelstiteln durch die Papste im 19 und 20 Jahrhundert in Archiv fur Familiengeschichtsforschung 12 2008 Heft 2 S 14 15 Einzelnachweise Bearbeiten Francesco Pericoli Ridolfini Titoli Nobiliari Pontifici 1963 PAOLO VI LETTERA APOSTOLICA MOTU PROPRIO PONTIFICALIS DOMUS VIENE CAMBIATO L ORDINAMENTO DELLA CASA PONTIFICIA 1 30 03 2018 Johannes Schidelko So brach der Papst die Macht des Adels im Vatikan Eintrag auf Welt Geschichte Papst Paul VI 2 aufgerufen am 29 April 2019 Der Furst und die Edelmanner des Papstes Ihre Abschaffung ist richtig aber Paul VI beging einen Fehler Eintrag auf Katholisches Magazin fur Kirche und Kultur 3 aufgerufen am 29 April 2019 PAOLO VI LETTERA APOSTOLICA MOTU PROPRIO PONTIFICALIS DOMUS VIENE CAMBIATO L ORDINAMENTO DELLA CASA PONTIFICIA 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Papstlicher Adel amp oldid 238004431