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Julius II ursprunglich Giuliano della Rovere 5 Dezember 1443 in Albisola Superiore bei Savona Ligurien 21 Februar 1513 in Rom war vom 1 November 1503 bis zum 21 Februar 1513 romisch katholischer Papst Er begrundete im Jahr 1506 die papstliche Leibwache Schweizergarde und verstand sein Amt vor allem im Sinne eines italienischen Territorialfursten Wahrend seiner Amtszeit berief er das Funfte Laterankonzil ein Am 18 April 1506 begann er den Bau des Petersdoms in der Absicht die grosste und prachtigste Kirche des Erdkreises zu erbauen Portrat Raffaels von Papst Julius II in der National Gallery in LondonPapst Julius II Detail aus der Verjagung Heliodors aus dem Tempel Fresko in den Stanzen des RaffaelPapst Julius II Detail aus der Messe von Bolsena Fresko in den Stanzen des Raffael Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Kirchliche Laufbahn 3 Pontifikat 3 1 Wahl 3 2 Politik 3 2 1 Kritik des Kriegsgebaren 3 2 2 Schweizergarde 3 2 3 Funftes Laterankonzil 3 3 Kunst und Kultur 3 4 Tod 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenGiuliano della Rovere stammte aus adeligen aber nicht wohlhabenden Verhaltnissen und wurde in Albisola in der Provinz Savona geboren Seine Eltern waren Raffaele della Rovere und dessen Ehefrau Teodora di Giovanni Manirola Er war ein Neffe von Papst Sixtus IV Francesco della Rovere Die della Rovere sind eine italienische Adelsfamilie der Renaissance Der Familie entstammten neben den Papsten Sixtus IV und Julius II ab 1508 21 die Herzoge von Urbino Seine uneheliche Tochter Felice della Rovere 1483 27 September 1536 heiratete den romischen Adeligen Gian Giordano Orsini 1 Kirchliche Laufbahn Bearbeiten nbsp Sixtus IV ernennt Platina zum Prafekten der Vatikanischen Bibliothek Giuliano della Rovere ist als Kardinal von San Pietro in Vincoli die vierte Figur von links stehend im Kardinalspurpur Nach einer Erziehung bei den Franziskanern wurde ihm schon fruh von seinem papstlichen Onkel eine ganze Serie von Bischofsamtern ubertragen die er vom 16 Oktober 1471 bis zum Tag seiner Papstwahl am 1 November 1503 bekleidete Er war zuerst Bischof von Carpentras Frankreich und wurde am 15 Dezember 1471 zum Kardinal mit der Titelkirche San Pietro in Vincoli erhoben Vom 31 Januar 1472 bis zum 13 Januar 1473 war er Bischof von Lausanne Schweiz vom 13 Januar 1473 bis zum 23 Mai 1474 Bischof von Catania vom 23 Mai 1474 bis zum 11 Juli 1476 Erzbischof von Avignon vom 11 Juli 1476 bis zum 3 Dezember 1477 Bischof von Coutances vom 3 Dezember 1477 bis zum 3 Juli 1478 Bischof von Viviers vom 3 Juli 1478 bis zum 19 April 1479 Bischof von Mende vom 19 April 1479 bis zum 31 Januar 1483 Bischof von Sabina vom 31 Januar 1483 bis zum 3 November 1483 Bischof von Ostia vom 3 November 1483 bis zum 20 September 1499 Bischof von Bologna vom 20 September 1499 bis zum 24 Januar 1502 Bischof von Savona und vom 24 Januar 1502 bis zum 1 November 1503 dem Tag seiner Papstwahl Bischof von Vercelli Aus seinen Diozesen bezog Giuliano della Rovere ein beachtliches Einkommen das er als Freund der schonen Kunste fur die Errichtung vieler Palaste ausgab Er hatte nicht nur einen ausgepragten Kunstsinn Auffallig war auch seine politische und militarische Begabung Seinen Zeitgenossen erschien er als vitaler Tatmensch dessen geistige und korperliche Kraftnatur ungewohnlichen Ausmasses sie bewunderten Auch sein Lebenswandel hatte eine vitale Seite denn Giuliano della Rovere war Vater dreier Tochter darunter Felice Orsini um 1483 bis 1536 Im Juni 1474 bewies er sein Geschick als Heerfuhrer als er im Auftrag der Kurie ein Heer anfuhrte um die papstliche Autoritat in Umbrien wiederherzustellen Wenig spater war er papstlicher Legat beim franzosischen Konig Ludwig XI Innerhalb der Kurie galt er als das Haupt der Opposition gegen Papst Alexander VI Pontifikat BearbeitenWahl Bearbeiten nbsp Wappen der Della Rovere auf einem Giulio Julius II Nachdem sein Vorganger Pius III nur 26 Tage im Amt gewesen war wurde Giuliano della Rovere am 1 November 1503 nach einem nur eintagigen Konklave fast sechzigjahrig zum neuen Papst gewahlt wobei 37 der 38 Stimmen auf ihn entfielen Als vitaler Tat und Machtmensch selber durch vorherige Absprache auf den papstlichen Thron gelangt verbot er unter schweren Kirchenstrafen fur die Zukunft erfolgreich den Erwerb des Papstthrones durch Simonie Am 26 November 1503 wurde er zum Papst gekront den Tag hatte er sich von Astrologen festlegen lassen 2 Der Papstname ist eine Abwandlung des Vornamens Julianus soll moglicherweise aber auch an Julius Caesar erinnern bewusst kontrastierend zum Vorganger Der personliche Lebenswandel galt zwar nicht als fromm aber als im Amt moralisch anstandig Politik Bearbeiten Wie bei anderen Herrschern der Renaissancezeit fliessen auch bei Papst Julius II personliche und staatsmannische Interessen sowie ein grossangelegtes Mazenatentum ineinander Julius II muss weniger als geistliches Oberhaupt der katholischen Kirche sondern zuallererst als italienischer Territorialfurst betrachtet werden Seine Machtpolitik diente der Ruckgewinnung der unter dem Pontifikat Alexanders VI verlorenen Gebiete sowie einer allgemeinen Starkung des Kirchenstaates Es darf als sein Verdienst anerkannt werden dass er mitten in dem Umbruch in welchem sich das italienische Staatensystem befand entscheidend dazu beigetragen hat Italien vor der Fremdherrschaft durch die verschiedenen europaischen Machte einzugrenzen oder ganz zu bewahren Gleich zu Beginn seiner Herrschaft setzte er Cesare Borgia gefangen um verschiedene feste Platze die dieser sich unter seinem Vater Alexander VI angeeignet hatte zuruckzuerobern Dem vom franzosischen Konig Ludwig XII und Kaiser Maximilian I am 10 Dezember 1508 in Cambrai unterzeichneten Bundnisvertrag gegen Venedig trat Papst Julius II im Marz 1509 bei Das Ziel dieser Liga von Cambrai der auch Ferdinand II von Aragon angehorte war es einerseits die Machtanspruche Venedigs in Norditalien einzudammen andererseits den jeweiligen eigenen Einfluss zu starken Die verheerende Niederlage der venezianischen Truppen am 14 Mai 1509 beim lombardischen Agnadello brachte erstmals die Grossmachtstellung der Dogenrepublik ins Wanken Am 24 Februar 1510 zog Julius II das Interdikt gegen die venezianische Republik zuruck Julius II hatte die Romagna aus der Republik Venedig zuruckerobert Nach der Regelung der Territorialfrage mit Venedig wollte Julius II nun gegen die Eroberungspolitik Frankreichs in Italien vorgehen und zu diesem Zweck schloss er mit Kaiser Maximilian I der Eidgenossenschaft der Republik Venedig und Konig Ferdinand II von Aragon am 4 Oktober 1511 die Heilige Liga Das politische Ziel dieser neuen Koalition sollte die Vertreibung der Franzosen aus Italien sein Abermals wurde Norditalien der Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen Frankreich gewann zwar unter Gaston de Foix die Schlacht bei Ravenna 1512 konnte aber die von Julius II betriebene Vertreibung aus Norditalien nicht aufhalten siehe Italienische Kriege Dem Kirchenstaat gelang es abermals mehrere Stadte und Gebiete zuruckzugewinnen Kritik des Kriegsgebaren Bearbeiten Seine militarischen Interessen waren sehr ausgepragt Weil er keinerlei Hemmung hatte Menschen zu toten und keine Gnade kannte nannte ihn Zeitgenosse Martin Luther einen Blutsaufer 3 Erasmus von Rotterdam kritisierte in seiner Antikriegsschrift Antipolemus scharf das Kriegsgebaren von Papst Julius nachdem Erasmus eine Siegesfeier miterlebte 1517 widmete Erasmus ihm anonym die messerscharfe satirische Schrift Julius vor der verschlossenen Himmelstur 4 Schweizergarde Bearbeiten Zum Schutz seiner Person grundete er eine neue papstliche Leibwache die Schweizergarde Am 22 Januar 1506 zog eine Truppe von 150 Schweizern aus dem Kanton Uri zum ersten Mal im Vatikan ein Funftes Laterankonzil Bearbeiten Der franzosische Konig Ludwig XII ging nicht nur kriegerisch gegen den Kirchenstaat vor sondern versuchte auch die kirchliche Autoritat Julius II zu untergraben indem er u a der von franzosischen Kardinalen geforderten Abhaltung eines allgemeinen Konzils zustimmte Die schismatische Kirchenversammlung wurde fur den 1 September 1511 nach Pisa einberufen Die Antwort Julius II auf diese Herausforderung liess nicht lange auf sich warten Er berief ein okumenisches Konzil fur den 19 April 1512 in den Lateran ein Dieses Funfte Laterankonzil endete jedoch erst unter dem Pontifikat Leos X am 16 Marz 1517 Beschlossen hat dieses Konzil nur eine Reihe von unbedeutenden Reformdekreten die uberdies nie verwirklicht worden sind Kunst und Kultur Bearbeiten nbsp Das Breve vom 6 Juli 1511 mit dem Julius II Lorenzo Parmenio zum Bibliothekar custode der papstlichen Bibliothek ernannte Citta del Vaticano Archivio Segreto Vaticano Cam Ap Div Cam LVIII fol 152rNeben den fortgesetzten Kriegszugen individuellem und politischem Machtstreben bediente sich Julius II auch eines grosszugigen Mazenatentums um das Ansehen des Papsttums und des Kirchenstaates zu vergrossern und vor allem um sich seines ewigen Nachruhms sicher zu sein Fur seinen Ruhm noch zu Lebzeiten und seinen Nachruhm zog dieser prachtliebende Renaissancepapst die grossten Kunstler in seine Dienste Schon kurz nach seiner Inthronisation auf den Petrusstuhl bewegten den Papst ehrgeizige Plane Er wollte Rom stadtebaulich ganzlich umgestalten und einen Neubau an Stelle der altehrwurdigen fruhchristlichen Kirche Alt St Peter aus dem 4 Jahrhundert errichten die teilweise baufallig war Die grosste und prachtigste Kirche des Erdkreises sollte Zeugnis von der Macht des Roverepapstes ablegen Die Mitte dieses gigantisch geplanten Bauwerks sollte von seinem eigenen kolossalen Grabmal beherrscht werden Nach drei Jahren der Vorarbeiten nahm Julius II am 18 April 1506 feierlich die Grundsteinlegung vor Fur den Neubau des Petersdoms engagierte er den fast gleichaltrigen Donato Bramante fur das Grabmal Michelangelo den er auch beauftragte das Deckengewolbe der Sixtinischen Kapelle auszumalen Raffael gewann er fur die Arbeiten in den Privatgemachern im Vatikanpalast den Stanzen Immer mehr wurde sein unbeugsamer Machtwille und sein grenzenloser Ehrgeiz sichtbar denn allen Protesten zum Trotz auch denen der Kardinale unterstutzte er seinen Architekten Bramante und liess ihm freie Hand Der jahzornige Papst liess Gebaude niederreissen Platze vergrossern und Strassen neu anlegen Es ist bezeichnend dass beide nicht gerade schmeichelnde Beinamen trugen Julius II Il terribile der Schreckliche und Bramante Maestro rovinante Meister der Zerstorung nbsp Der Anfang der Vorrede des papstlichen Bibliothekars Lorenzo Parmenio zu seiner Biographie Julius II im Widmungsexemplar fur den Papst der Handschrift Biblioteca Apostolica Vaticana Vat lat 3702 fol 1v 2r nbsp Juliusgrabmal in der Kirche San Pietro in VincoliTod Bearbeiten Julius II verstarb 69 jahrig in der Nacht vom 20 zum 21 Februar 1513 in Rom Sein Kenotaph das Juliusgrabmal befindet sich in San Pietro in Vincoli St Peter in Ketten wo die weltberuhmte Mosesfigur des Michelangelo einen Teil des monumentalen Grabmals bildet Sein Leichnam ruht zusammen mit dem von Sixtus IV unter einer schlichten Marmorplatte im Petersdom unterhalb des Denkmals fur den Papst Clemens X Somit ist es fast ironisch dass ausgerechnet der Papst der Sankt Peter fur sein prachtiges Grabmal umbauen wollte eines der schlichtesten kaum beachteten Grabmaler hat Sein sehnlichster Wunsch namlich die Italienische Halbinsel unter der Fuhrung des Papstes zu vereinen blieb unerfullt Literatur BearbeitenHerbert Immenkotter Julius II In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 3 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 035 2 Sp 811 815 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Olaf Klodt Templi Petri instauracio die Neubauentwurfe fur St Peter in Rom unter Papst Julius II und Bramante 1505 1513 Verlag an der Lottbek Jensen 1992 ISBN 3 86130 000 1 Christine Shaw Julius II The Warrior Pope Oxford 1993 ISBN 978 0631202820 Franz Joachim Verspohl Michelangelo Buonarroti und Papst Julius II Wallstein Verlag Gottingen 2004 ISBN 3 89244 804 3 Volker Reinhardt Hrsg Die grossen Familien Italiens Kroners Taschenausgabe Band 485 Kroner Stuttgart 1992 ISBN 3 520 48501 X Erasmus Desiderius Ausgewahlte Schriften 5 Dialogvs Ivlivs exclvsvs e coelis Julius vor der verschlossenen Himmelstur ein Dialog Ausgewahlte Schriften Ausgabe in acht Banden lateinisch und deutsch 1968 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Julius II Sammlung von Bildern und Videos Literatur von und uber Julius II im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag in der Catholic Encyclopedia Robert Appleton Company New York 1913 Eintrag zu Julius II auf catholic hierarchy org Herwig Katzer 21 02 1513 Todestag von Papst Julius II WDR ZeitZeichen vom 21 Februar 2013 mit Klaus Unterburger Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Bruce Boucher The Pope s Daughter New York Times Ausgabe vom 5 September 2005 Wolfgang Hubner Naturwissenschaften V Astrologie In Der Neue Pauly Bd 15 1 J B Metzler Stuttgart Weimar 2000 Sp 840 Martin Luther An den christlichen Adel deutscher Nation Erasmus Desiderius Ausgewahlte Schriften 5 Dialogvs Ivlivs exclvsvs e coelis Julius vor der verschlossenen Himmelstur ein Dialog Institutio principis christiani Die Erziehung des christlichen Fursten ua Ausgewahlte Schriften Ausgabe in acht Banden lateinisch und deutsch 1968 VorgangerAmtNachfolgerBerardo EruliKardinalbischof von Sabina 1479 1483Oliviero CarafaGuillaume II d EstoutevilleKardinalbischof von Ostia 1483 1503Oliviero CarafaPius III Papst 1503 1513Leo X Normdaten Person GND 118714090 lobid OGND AKS LCCN n80030746 VIAF 51697938 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Julius II ALTERNATIVNAMEN della Rovere GiulianoKURZBESCHREIBUNG Papst 1503 1513 GEBURTSDATUM 5 Dezember 1443GEBURTSORT Albisola SuperioreSTERBEDATUM 21 Februar 1513STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julius II amp oldid 237273553