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Breve von lat brevis kurz bezeichnete ursprunglich jede kurzere Zuschrift Das Breve war in Italien und auf der iberischen Halbinsel eine Urkundenart die keine dispositive Charta war sondern eher zu den Beweisurkunden gehorte Notitia Es konnte sich auch um einen Auszug aus einem Polyptychon handeln also um urbariale Aufzeichnungen Kurzfassungen von Rechtstexten konnten ebenfalls so bezeichnet werden Von Breve leitet sich das deutsche Wort Brief ab Inhaltsverzeichnis 1 Breve als Papsturkunde 2 Die Brevenschrift als Modell fur die kursive Drucktype 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Anmerkungen und EinzelnachweiseBreve als Papsturkunde BearbeitenAls Gattung der papstlichen Urkunden ist das Breve zuerst 1390 nachweisbar es wird jedoch vermutet dass bereits Urban VI Breven hat ausstellen lassen In grosserer Zahl finden sie sich seit Martin V Zunachst dienten sie fur politische Korrespondenz und fur Angelegenheiten der papstlichen Verwaltung im Kirchenstaat brevia de curia spater konnten auch Dispense und Delegationsreskripte auf Bitten von Antragstellern als Breve ausgefertigt werden brevia communia Da die Breven nicht den Offentlichkeitsregeln der papstlichen litterae unterworfen waren konnte ihr Inhalt langer geheim bleiben Pfrundenprovisionen bedurften stets der Form der littera da deren Inhalt der Moglichkeit des Widerspruchs durch Betroffene unterzogen werden musste Im moderneren Sprachgebrauch bezeichnet Breve ein papstliches Schreiben das sich von der Bulle ausser durch seine Kurze auch durch die geringere Feierlichkeit unterscheidet Es wird vom Papst ohne Beirat oder Beschluss der Kardinale erstellt Ein Breve enthalt stets offizielle Entscheidungen und Verordnungen und ist daher von einem Motu proprio einem Privatschreiben des Papstes zu unterscheiden In der Intitulatio wird als Titel Papa Vater mit der Ordnungszahl verwendet 1 Derjenige an welchen das Breve gerichtet ist wird mit Dilecte fili geliebter Sohn oder entsprechenden Formen ohne Nennung von Eigennamen angeredet Daran schliesst sich die ubliche Grussformel Salutatio Die genaue Bezeichnung des Adressaten mit Namen findet sich auf der Ruckseite 2 da die auf schmalen Pergamentstreifen geschriebenen Breven verschlossen expediert wurden Als offene Breven brevia aperta werden seit dem spaten 15 Jahrhundert Indulgenzbreven mit allgemeiner Anredeformel Breven Ad perpetuam rei memoriam die mit dieser Formel an Stelle von Anrede und Gruss in Majuskelschrift beginnen sowie Breven die an Juden gerichtet sind mit abweichender Grussformel ohne Dilecte fili expediert Die Urkunde wird in der Secretaria brevium ausgefertigt Das Breve wird nicht vom Papst sondern nur vom Sekretar der Breven ital Segretario dei Brevi 3 unterzeichnet seit dem 16 Jahrhundert zusatzlich vom Skriptor und an Stelle des Bleisiegels mit dem Siegel des Papstes dem Fischerring in rotem Wachs versehen Seit Beginn des 16 Jahrhunderts findet eine regelmassige Registrierung in den Brevenregistern statt Ob schon seit Martin V Breven registriert wurden ist strittig Die Datierung beginnt Datum Romae dahinter wird immer eine der Hauptkirchen genannt meist apud Sanctumpetrum sub anulo piscatoris Gegeben zu Rom bei Sankt Peter unter dem Ring des Fischers Es folgen Tag Monat Jahr sowie die Angabe des Pontifikatsjahres die weit auseinandergezogen geschrieben wird um die letzte Zeile auszufullen 4 Durch Erlass des Papstes Leo XIII vom 29 Oktober 1879 wurden die Hauptunterschiede zwischen Breve und Bulle beseitigt nbsp Breve Pius II von 1463 nbsp Ruckseite des Breves mit Adresse nbsp Breve Alexanders VI von 1493 nbsp Breve Leos X 1513 von Arrighi in Cancellaresca geschriebenDie Brevenschrift als Modell fur die kursive Drucktype Bearbeiten nbsp Ludovico degli Arrighi Littera da brevi Rom 1523 Im 15 16 Jh kristallisierte sich in der papstlichen Kanzlei speziell fur die Gestaltung von Breven eine neue Schriftform die Cancellaresca italica heraus die nachhaltige Auswirkungen auf die europaische Schriftentwicklung hatte Unter dem Einfluss humanistisch gebildeter Sekretare die bestrebt waren die Schrift zu vereinfachen setzte diese Form der Kanzleischrift als Littera da brevi die Abkehr von der gotischen Schreibweise fort Im Vergleich zur Humanistica currens einer eher individuell gepragten Schreibschrift war die humanistische Kanzleischrift durch eine straffere Formgebung schmallaufenden Duktus und weniger einzugige Buchstabenverbindungen gekennzeichnet Mit ihrer eleganten Wirkung und ihrer einfachen Schreibweise fand sie bald Anhanger unter Gelehrten Kunstlern und anderen Angehorigen der gebildeten Schicht sodass sie sich schnell auch ausserhalb der papstlichen Kanzlei verbreitete Ihre Eigenschaften als platzsparende Schrift machten sie fur die Verwendung als Drucktype besonders geeignet 1501 wurde sie erstmals von Aldus Manutius fur den Druck gegossen Das war der Start fur die Entwicklung der Kursive zunachst als selbstandige Drucktype die aufgrund ihrer Entstehung in Italien den Namen Italic erhielt Erst ein halbes Jahrhundert spater sicherte sich die Kursive ihren Platz als Schwesternschrift 5 der Antiqua Einen herausragenden Beitrag zur asthetischen Vervollkommnung dieses Schriftstils leistete der Kalligraf Ludovico degli Arrighi genannt Vicentino der seit 1515 in der papstlichen Kanzlei als scrittore de brevi apostolici papstlicher Brevenschreiber tatig war 1522 widmete er der Cancellaresca italica das erste Schreibmeisterbuch La Operina 6 dem zahlreiche Anleitungen von anderen italienischen und spanischen Kalligrafen folgten z B von Tagliente Palatino Amphiareo Cresci Yciar und Lucas 1523 gab Arrighi selbst als zweiten Teil der Operina noch ein weiteres Buchlein 7 heraus in dem er neben anderen Alphabeten auch fur die Littera da brevi eine Schriftvorlage vorstellte Siehe auch Bearbeitenalla breve Capibreve Sekretbrief WritLiteratur BearbeitenMittellateinisches Worterbuch I 1967 Sp 1576 1579 s v brevis C belegt die Bedeutungen als Bezeichnung fur ein Schriftstuck Thomas Frenz Breve In Lexikon des Mittelalters II Sp 636f nur Papstbreven Res medii aevi Kleines Lexikon der Mittelalterkunde Hrsg von Renate Neumullers Klauser Harrassowitz Wiesbaden 1999 S 39 behandelt nur Papstbreven ISBN 3 447 03778 4 Silio Pietro Paolo Scalfati Charta breve instrumentum documenti privati e notariato nell Italia medioevale In El Notariado andaluz en el transito de la Edad Media a la Edad Moderna I Jornadas sobre el Notariado en Andalucia del 23 al 25 de Febrero de 1994 Ed Pilar OSTOS SALCEDO und Maria Luisa PARDO RODRIGUEZ Sevilla Colegio Notarial 1995 S 33 46 ISBN 84 605 4887 2 Giulio Prunai Noterelle sul breve dei sarti di Figline del 1234 In Studi in onore di Leopoldo Sandri Roma 1983 Bd III 773 781 Francesco Artizzu Gli ordinamenti pisani per il porto di Cagliari Breve portus Kallaretani In Archivi e Cultura 13 1979 S 7 85 Hans Foerster Thomas Frenz Abriss der lateinischen Palaographie Hiersemann Stuttgart 2004 ISBN 3 7772 0410 2 Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Im Beispiel Pius papa II Im Beispiel Dilectis filiis Prioribus Gubernatori communis et Capitaneo Populi Civitatis Senarum Im Beispiel G de Piccolominis Im Beispiel Datum Rome apud Sanctumpetrum sub anulo piscatoris Die ultimo aprilis MCCCCLXIII pontificatus nostri anno quinto Jan Tschichold Meisterbuch der Schrift Maier Ravensburg 1979 ISBN 9783473611003 S 12 Ludovico degli Arrighi La operina Ludovico degli Arrighi Il modo de temperare le penne Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Breve Schriftstuck amp oldid 228652544