www.wikidata.de-de.nina.az
Die Intitulatio ist eine Formel die im Protokoll eines mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Urkundenformulars einen wichtigen Platz einnimmt Sie gibt den Aussteller des Dokuments an und informiert uber seine Stellung und Funktion Sie ist als Selbstaussage des Ausstellers von besonderer Bedeutung fur das Erkennen des Amtsverstandnisses Zur Hervorhebung ist sie meist in der Littera elongata geschrieben Sie steht nach der Invocatio sofern die jeweilige Urkundenart diese vorsieht ansonsten leitet sie die Urkunde ein wenn es sich um eine Papsturkunde oder eine weltliche Herrscherurkunde handelt die bei einfacheren Modellen seit dem 13 Jahrhundert in der Regel auf eine Invocatio verzichtet Auf die Intitulatio folgen die Adresse Inscriptio und die Grussformel Salutatio Die Formel beginnt mit dem Namen bisweilen mit der Namenssigle des Ausstellers gefolgt von einer Legitimationsformel fruher als Devotionsformel bezeichnet und den eigentlichen Titelelementen die Funktion oder Rang seit dem 12 Jahrhundert auch das Territorium der Kompetenz angeben Moglich ist die zusatzliche Verwendung der Personalpronomina Ego oder Nos was entsprechend ebenfalls in volkssprachlichen Urkunden vorkommt Je nach Epoche und Urkundenart kann die Intitulatio ganz oder teilweise in Auszeichnungsschrift geschrieben sein Coelestin II fur Benediktbeuern 1144 Wilhelm II von Sizilien 1180 W divina favente clementia rex Sicilie ducatus Apulie et principatus Capue Coelestin III fur Wurzburg 1195 Celestinus episcopus servus servorum Dei Intitulatio Adolfs von Nassau 1292 Adolphus dei gratia Romanorum rex semper augustus Intitulatio des Dogen Michael Steno 1402 Michael Steno Dei gratia dux Venec iarum etc Nur die Papste verzichten in ihrem seit Gregor dem Grossen festliegenden Titel episcopus servus servorum Dei Bischof Diener der Diener Gottes auf eine Legitimationsformel Fur Adalbertus Samaritanus ist dies der Gegenentwurf zum Titel eines Okumenischen Patriarchen den Johannes IV Nesteutes gegen den Widerstand des Papstes behauptete fur Thomas von Capua ein Zeichen der Nachahmung Christi quia imitator est humilis Christi In der Intitulatio der Papsturkunde fehlt bei mehreren gleichnamigen Amtstragern die Ordnungszahl die in anderen Urkundengattungen gebrauchlich ist Erst in den Breven wird die Intitulatio verkurzt und der Begriff papa Papst als Titel benutzt Eugenius papa IV In der Rota ebenfalls ein Bestandteil der feierlichen Privilegien und in der Datierungszeile der Privilegien bei der Angabe der Pontifikatsjahre wird als Titel papa in der ublichen gekurzten Schreibweise pp verwendet ebenso auf den Bleibullen Die Unterschrift des Papstes auf den feierlichen Privilegien folgt dem Schema Ego N catholice ecclesie episcopus ss Ich N Bischof der katholischen Kirche habe unterschrieben Auf diesen Urkunden finden drei unterschiedliche Fassungen des papstlichen Titels nebeneinander Verwendung Die Legitimationsformel mit der langsten Nachgeschichte ist die Wendung Dei gratia von Gottes Gnaden die nach ubereinstimmender Lehre der Ars dictandi den Geistlichen und den besonders hochgestellten Weltlichen wie Kaisern Konigen oder Herzogen und Markgrafen vorbehalten war Im Falle einer Kollektivurkunde mit mehreren Ausstellern werden alle mit ihrer jeweiligen Qualifikation aufgefuhrt Anonymisierte Wendungen wie Nos scabini et cives civitatis N sind ebenfalls moglich Weist die Datierung der Urkunde Regierungsjahre auf wird ebenfalls der Titel angegeben jedoch in diesem Fall als Aussage der Kanzlei als Fremdaussage Dabei konnen Variationen zur Fassung der Intitulatio auftreten vor allem durch den Zusatz domini nostri oder ruhmender Pradikate Entsprechendes gilt fur die Nennung des Herrschers in sonstigen Privaturkunden Nicht immer wird dabei der kanzleigemasse Titel rezipiert 1 Literatur BearbeitenWalter Koch Intitulatio In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 5 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1991 ISBN 3 7608 8905 0 Sp 471 f Herwig Wolfram Lateinische Konigs und Furstentitel bis zum Ende des 8 Jahrhunderts Bohlau Wien u a 1967 Intitulatio 1 Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung Erganzungsband 21 ZDB ID 206069 3 Jack Autrey Dabbs Dei gratia in royal titles Mouton The Hague u a 1971 Studies in European history 22 umstritten Heinrich Fichtenau Zur Geschichte der Invokationen und Devotionsformeln In Heinrich Fichtenau Beitrage zur Mediavistik Ausgewahlte Aufsatze Zweiter Band Urkundenforschung Hiersemann Stuttgart 1977 ISBN 3 7772 7701 0 S 37 61 Bernd Schneidmuller Herrscher uber Land oder Leute Der kapetingische Herrschertitel in der Zeit Philipps II August und seiner Nachfolger 1180 1270 In Herwig Wolfram Anton Scharrer Hrsg Lateinische Herrschertitel und Herrschertitulaturen vom 7 bis zum 13 Jahrhundert Bohlau Wien u a 1988 ISBN 3 205 05108 4 Intitulatio 3 Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung Erganzungsband 29 S 131 164 Weblinks BearbeitenBeispiele von der Uni Bamberg Horst Enzensberger Mittelalterliche Urkunden Symbol und Zeichen Titulaturen Ringvorlesung an der Universitat Bamberg 27 Mai 2002 Anmerkungen Bearbeiten Fur Suditalien vgl Horst Enzensberger Zu den Titulaturen in den suditalienischen Privaturkunden unter Normannen und Staufern in Nea Rhome Rivista di ricerche bizantinistiche 4 2007 S 239 265 Ampelokepion Studi di amici e colleghi in onore di Vera von Falkenhausen vol IV Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Intitulatio amp oldid 226389132