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In der Sphragistik Siegelkunde ist Bulle von lateinisch Bulla eine Blase z B eine Lehmkugel mit Siegelabdrucken die Bezeichnung fur alle Siegel aus Metall neben den Siegeln aus Blei insbesondere fur goldene oder vergoldete Siegel Silberbullen sind selten Bei der Bullierung werden zwei Metallplattchen uber der Siegelschnur die bereits durch Locher in der Plica des Pergaments gezogen wurde mit Hilfe eines Siegelstempels Typar durch mechanischen Druck miteinander verbunden und dabei gepragt Die Siegelschnur lasst sich dann nicht herausziehen Umschrift und Ikonographie von Vorder und Ruckseite sind unterschiedlich Inhaltsverzeichnis 1 Byzanz und ostlicher Mittelmeerraum 2 Papste 3 Weltliche Herrscher 3 1 Bleisiegel 3 2 Goldbullen der romischen Konige und Kaiser 3 3 Goldbullen anderer Konige und Fursten 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksByzanz und ostlicher Mittelmeerraum BearbeitenIm ostlichen Mittelmeerraum waren Metallsiegel seit der Spatantike ublich Wachssiegel hingegen auch spater sehr selten Bleibullen sind in so grosser Zahl erhalten dass sie als prosopographische und onomastische Quellen genutzt werden konnen 1 Vom 10 Jahrhundert ist belegt dass Siegel aus Gold ein Instrument des staatlichen Protokolls in Byzanz waren und ihre unterschiedliche Masse die Wurdigung ihrer Empfanger ausdruckte nicht die Wichtigkeit der Urkunde 2 Ab dem 12 Jahrhundert siegelten auch die weltlichen und geistlichen Herrscher in den lateinischen Kreuzfahrerstaaten mit Blei 3 Auch in anderen lateinischen Herrschaften im ostlichen Mittelmeerraum war Blei als Siegelmaterial gebrauchlich 4 Papste BearbeitenIm mittelalterlichen Westeuropa war Wachs das ubliche Siegelmaterial und Blei die Ausnahme nur papstliche Siegel sind regelmassig aus Blei Solche Siegel sind schon aus dem 7 Jahrhundert allerdings ohne die dazugehorigen Urkunden belegt 5 Papstliche Goldbullen sind sehr selten fur das Mittelalter sind sie nur aus Erwahnungen in Schriftquellen belegt das fruheste erhaltene Exemplar stammt erst von 1524 6 Noch seltener sind Bullen aus Silber 2 Die Bezeichnung der Siegel als bulla wird schon im Mittelalter auf die Urkunden selbst ubertragen nbsp Papstbullen aus dem 12 Jahrhundert im Archiv von Monreale links die Apostelseite dann Alexander III Lucius III Clemens III nbsp Bleibulle Vorder und Ruckseite von Urban V Papst 1362 1370 nbsp Bleisiegel des Dogen Orso I Particiaco 864 881 Es wurde vor 2010 in der Lagune von Venedig entdeckt und gelangte auf den illegalien Antiquitatenmarkt Die Umschrift lautet VRS VS DVX VE NE ICI ARVM Die schlechter erhaltene und schwerer lesbare Schrift liess sich als R XPE SAL VA VE NE CIAS wahrscheinlich machen Von den drei als Ursus bekannten Dogen kam nachgewiesen anhand von zeitgenossischen Bullen vor allem aber von Munzen nur die Zeit Ursus I in Frage Eine selten gebrauchte Formel wie Christe salva Venecias war weder ein Jahrhundert vor Ursus I in Gebrauch also zur Zeit des Orso Ipato noch in der Zeit Ursus II 912 932 7 Ab dem 12 Jahrhundert stabilisiert sich die papstliche Besiegelungspraxis deutlich Der dominierende Typus tragt auf einer Seite den Namen des regierenden Papstes Auf der Ruckseite sind die Kopfe der Apostel Petrus und Paulus abgebildet 1878 wurde es durch einen Stempel ersetzt Bei besonders bedeutenden Urkunden wird weiterhin eine Bleibulle verwendet so zuletzt bei der Ausschreibung des Heiligen Jahres 2000 durch Johannes Paul II 8 Fur die weniger wichtigen Schreiben Breven verwendeten die Papste ab dem Spatmittelalter Siegel aus Wachs Dieses sogenannte Fischerringsiegel zeigt den heiligen Petrus im Boot und oben rechts den Namen des Papstes Sein Gebrauch ist seit Beginn des 15 Jahrhunderts belegt 1842 wurde es durch einen Stempel ersetzt Bleibullen kommen nicht nur in Archiven sondern auch in archaologischen Fundzusammenhangen vor selbst wenn der Erhaltungszustand dabei nicht immer sehr gut ist In Deutschland beschrankt sich das auf papstliche Bullen 9 in Sudosteuropa sind die verschiedenen Formen byzantinischer Bleibullen ebenfalls archaologisch nachweisbar 10 Weltliche Herrscher BearbeitenBleisiegel Bearbeiten nbsp Ruckseite der sizilischen Goldbulle Friedrichs II von 1212Bleisiegel sind besonders von Herrschern des Mittelmeerraums verwendet worden Konige von Sizilien Dogen von Venedig Kaiser von Byzanz aber auch von Otto III und Heinrich II Daneben finden sich in geringerer Zahl auch Goldbullen Auf das Siegelmaterial kann in der Corroboratio hingewiesen werden Goldbullen der romischen Konige und Kaiser Bearbeiten Die romisch deutschen Kaiser verwendeten im spateren Mittelalter Goldbullen auf Bitten der Empfanger fur Urkunden von besonderer politischer und verfassungsrechtlicher Bedeutung Die alteste erhaltene Goldbulle eines deutschen Kaisers befindet sich am Diplom Heinrichs II fur Stift Goss von 1020 heute im Steiermarkischen Landesarchiv in Graz Die mit Abstand bekannteste Goldbulle ist die Goldene Bulle von Karl IV von 1356 die meist einfach als die Goldene Bulle bezeichnet wird Weitere Beispiele sind die Sizilische Goldene Bulle von 1212 die Goldbulle von Eger von 1213 die Goldene Handfeste der Stadt Bern von 1218 die Goldbulle von Rimini von 1226 den Lubecker Reichsfreiheitsbrief von 1226Goldbullen anderer Konige und Fursten Bearbeiten Auch andere Fursten haben seit Beginn des 13 Jahrhunderts Goldbullen verwendet 11 Konig Leo II von Armenien 1205 1207 Konig Ottokar I von Bohmen 1217 Konig Bela IV von Ungarn 1238 1266 Konig Karl I von Anjou 1266 1276 Konig Karl II von Anjou 1284 1307 Konig Robert der Weise 1309 1335 Im 16 Jahrhundert waren Urkunden mit Siegeln aus Gold auch in der Republik Venedig ublich 2 Siehe auch BearbeitenBulle Urkunde Chrysobullos logos Plombe Siegel Einzelnachweise Bearbeiten Zum Beispiel Christos Stavrakos Die byzantinischen Bleisiegel mit Familiennamen aus der Sammlung des Numismatischen Museums Athen Harrassowitz Wiesbaden 2000 ISBN 3 447 04222 2 google de abgerufen am 13 Juli 2022 a b c Horst Enzensberger Zur Goldsiegelausstellung des Vatikanischen Archivs in Bamberg 1991 Otto Friedrich Universitat Bamberg archiviert vom Original am 12 Juli 2022 abgerufen am 11 Juli 2022 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www hist hh uni bamberg de Hans Eberhard Mayer Das Siegelwesen in den Kreuzfahrerstaaten Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch historische Klasse Neue Folge Heft 83 Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 1978 ISBN 978 3 7696 0078 0 Wilhelm Ewald Siegelkunde Oldenbourg Munchen Berlin 1914 Kap VIII Die Siegelstoffe S 143 161 152 degruyter com abgerufen am 13 Juli 2022 Thomas Frenz Papsturkunden des Mittelalters und der Neuzeit Historische Grundwissenschaften in Einzeldarstellungen Band 2 2 aktualisierte Auflage Steiner Stuttgart 2000 ISBN 978 3 515 07788 0 S 54 55 steiner verlag de abgerufen am 12 Juni 2022 Wilhelm Ewald Siegelkunde Oldenbourg Munchen Berlin 1914 Kap VIII Die Siegelstoffe S 143 161 149 degruyter com abgerufen am 13 Juli 2022 Michele Asolati Una bulla plumbea del Doge Orso I Particiaco 864 881 in Rivista Italiana di Numismatica 117 2016 35 54 Apostolorum limina Pauls VI von 1974 Memento vom 22 Mai 2011 im Internet Archive Am Beispiel von Trier behandelt dies Lukas Clemens Zeugen des Verlustes Papstliche Bullen im archaologischen Kontext In Kurie und Region Festschrift fur Brigide Schwarz zum 65 Geburtstag Herausgegeben von Brigitte Flug Michael Matheus und Andreas Rehberg Stuttgart 2005 S 341 357 Geschichtliche Landeskunde Band 59 online bei regionalgeschichte net Memento des Originals vom 1 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www regionalgeschichte net Dazu beispielhaft Victoria Bulgakova Neues zu den Anfangen russisch byzantinischer Beziehungen aufgrund sigillographischer Zeugnisse In Claudia Ludwig Hrsg Siegel und Siegler Akten des 8 Internationalen Symposiums fur Byzantinische Sigillographie Frankfurt am Main 2005 S 49 52 Berliner Byzantinistische Studien 7 ISBN 3 631 53564 3 Die Angaben beziehen sich auf die im Vatikanischen Archiv uberlieferten Exemplare Literatur BearbeitenHarry Bresslau Handbuch der Urkundenlehre fur Deutschland und Italien Zweiter Band Zweite Abteilung 2 Auflage de Gruyter Berlin 1931 S 562 566 degruyter com abgerufen am 12 Mai 2022 Auch hier Wilhelm Ewald Siegelkunde Oldenbourg Munchen Berlin 1914 Kap VIII Die Siegelstoffe S 143 161 149 degruyter com abgerufen am 13 Juli 2022 Aldo Martini Hrsg I sigilli d oro dell Archivio Segreto Vaticano The gold seals of the Vatican Secret Archives Ricci Mailand 1984 ISBN 88 216 1006 3 Quadreria Julius von Pflugk Harttung Die Bullen der Papste bis zum Ende des 12 Jahrhunderts Gotha 1901 Nachdr Hildesheim New York Olms 1976 ISBN 978 3 487 06110 8 Weblinks BearbeitenPapstbullen bei Medieval Writing Goldbullen im Vatikanischen Archiv von der Universitat Bamberg nbsp Wiktionary Bulle Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bulle Siegel amp oldid 237078429