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Der Reichsfreiheitsbrief des Kaisers Friedrich II brachte der Stadt Lubeck im Juni 1226 die Reichsfreiheit Damit unterstand sie dem Kaiser unmittelbar und genoss nicht zuletzt aufgrund seiner Ferne fortan weitgehende Autonomie Reichsfreiheitsbrief der Stadt Lubeck aus dem Jahr 1226 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Reichsfreiheit 1226 3 Rechtsquelle nach der Schlacht bei Bornhoved 4 Die Urkunde 5 Urkundszeugen 6 Nachwirkung und heutiger Stand 7 Literatur 8 EinzelbelegeVorgeschichte BearbeitenNach dem Sturz Heinrichs des Lowen hatte Kaiser Friedrich I genannt Barbarossa die 1143 neu gegrundete Stadt an der sudlichen Ostseekuste in ihrem Umland mit dem Barbarossa Privileg vom 19 September 1188 1 mit Landereien und Nutzungsrechten ausgestattet die ihre sturmische Entwicklung absichern sollten Reichsfreiheit 1226 Bearbeiten nbsp Friedrich II mit seinem Falken Aus seinem Buch De arte venandi cum avibus Uber die Kunst mit Vogeln zu jagen Spates 13 Jh 1226 waren die Lubecker vorbereitend dabei sich von dem Einfluss Danemarks unter Konig Waldemar II zu befreien unter dessen Herrschaft die Stadt sich seit dem Jahr 1202 wirtschaftlich sehr positiv entwickelt hatte Hierzu schien den Lubeckern eine Bestatigung der 1188 von Barbarossa erlangten Privilegien zweckmassig Diese sind im Ergebnis der Forschung durch Marold geringfugig an die veranderten Rahmenbedingungen angepasst worden Vermutlich wurde das Original im Zuge dieser im Mittelalter nicht unublichen Urkundenfalschung unterdruckt Die Ratssendboten Wilhelm Witte und Johann von Bremen 2 als Gesandte des Rates der Stadt Lubeck erreichten im Mai 1226 zunachst die Anerkennung der so vorgestellten Privilegien Barbarossas durch dessen Enkel Friedrich II 3 Der Zeitpunkt war auch ansonsten gunstig gewahlt entwickelte doch einer der engsten Berater des Kaisers der Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza gestutzt auf die Goldene Bulle von Rimini aus dem Marz des Jahres Siedlungsplane fur das Baltikum die spater ebenfalls uber den Lubecker Hafen abgewickelt wurden Zwischen dem 14 und dem 21 Juni 1226 konnten die Ratssendboten in der Reichsburg in Borgo San Donnino dem heutigen Fidenza daher mit dem Reichsfreiheitsbrief 4 die wichtigste Lubecker Verfassungsurkunde uberhaupt entgegennehmen Unter den aufgefuhrten Zeugen der Urkunde findet sich auch der Hochmeister Hermann von Salza Mit der Reichsunmittelbarkeit und der weiteren Sicherung der Gebietsanspruche im Umland insbesondere entlang der Trave bis Travemunde und zum Priwall wurden Entwicklungsvoraussetzungen gelegt die den raschen Aufstieg zum Haupt der Hanse begrunden halfen Rechtsquelle nach der Schlacht bei Bornhoved BearbeitenZunachst stand die Reichsfreiheit jedoch nur auf dem Papier Erst mit der fur Waldemar II vernichtenden Schlacht bei Bornhoved liessen sich die von Friedrich gewonnenen Rechte fur die Lubecker in Rechtswirklichkeit umsetzen Dann aber wurde der Inhalt der Urkunde bald bedeutsam Waldemar sperrte bereits 1233 die Hafenzufahrt bei Travemunde und traf so die auf Versorgung uber Lubeck angewiesenen Schwertbruder die gemeinsam mit den Lubeckern ein Einschreiten von Papst Gregor IX gegen Waldemar erreichten Auch in den Auseinandersetzungen mit dem Lubecker Bischof Burkhard von Serkem der sein Gut Kaltenhof am Unterlauf der Trave ab 1280 zu stark befestigte wurde der Streit erst mit Billigung durch Papst Johannes XXII und nach dem Tod Serkems 1317 beigelegt Der Reichsfreiheitsbrief spielte eine Rolle bei der Behauptung des Eigentums am Priwall im jahrhundertelangen Streit mit den Mecklenburger Herzogen und der Behauptung Travemundes gegen die Grafen von Holstein bis hin zum Wiener Kongress Mit den Lubecker Bucht Fall fand die Urkunde eine letzte gerichtliche Wurdigung durch den Staatsgerichtshof fur das Deutsche Reich Erst durch das Gross Hamburg Gesetz 1937 verlor sich mit dem Verlust der Eigenstaatlichkeit die Wirkung die heute nur noch in den historischen Grenzziehungen fortlebt Die Urkunde BearbeitenDer Reichsfreiheitsbrief ist im Archiv der Hansestadt Lubeck in zwei Ausfertigungen erhalten Die Urkunden sind auf Pergament in lateinischer Sprache abgefasst und haben Abmessungen von etwa 50 50 cm Beide wurden bis 1940 in der Trese des Rates in der Lubecker Marienkirche eingelagert An der einen befindet sich ein Wachssiegel an der anderen befand sich zumindest bis 1945 eine Goldbulle Friedrichs die in den Wirren der Nachkriegszeit abhandengekommen ist Insofern weichen die beiden Urkunden textlich hinsichtlich der Ausfertigungsvermerke der Kaiserlichen Kanzlei voneinander ab Die weiteren Abweichungen der Abschriften sind von untergeordneter Natur 1940 wurden die Lubecker Urkunden zunachst in einem Tresor im Keller des Finanzamtes in der Huxstrasse untergebracht und dann 1942 43 in einem Stollen in Thuringen eingelagert Von dort gelangten die Bestande uber die Sowjetunion an verschiedene Aufbewahrungsorte der grosste Teil ab Anfang der 1950er Jahre nach Potsdam Noch vor der deutschen Wiedervereinigung begannen erste Ruckgaben des Archivgutes Die Ubergabe des Reichsfreiheitsbriefes in der Standigen Vertretung der Bundesrepublik in Ostberlin machte im Dezember 1986 den Anfang Urkundszeugen BearbeitenIn der Urkunde aufgefuhrte Urkundszeugen 1226 sind die Erzbischofe von Magdeburg Albrecht I von Kafernburg von Mailand Enrico I da Settala und von Reggio Calabria Landone die Bischofe Rudolf von Guttingen Bistum Chur und Abt von St Gallen Engelhard Bistum Naumburg Zeitz Heinrich von Thun Bistum Basel Heinrich II von Saarbrucken Bistum Worms Konrad II von Riesenberg Bistum Hildesheim Jacob 1231 Bistum Turin Mainardino von Imola Bistum Imola Alberto da Reggio Bistum Brescia die Abte Hugo von Rothenburg Furstabtei Murbach Heinrich von Karpfen Kloster Reichenau der Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza die weltlichen Fursten Ludwig IV Landgraf von Thuringen Albrecht I Herzog von Sachsen Rainald von Urslingen Herzog von Spoleto Siegfried Graf von Vienne und viele andere Nachwirkung und heutiger Stand BearbeitenDie damals vom Kaiser festgelegten Land und Seegrenzen sowie beispielsweise die Fischereirechte an Trave Dassower See und in der Lubecker Bucht haben heute noch Bestand Sie wurden hinsichtlich der Binnengewasser zwar uber Jahrhunderte streitig gestellt aber in einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Mecklenburg und Lubeck durch das Reichsgericht im Jahr 1890 bestatigt 5 Literatur BearbeitenOlof Ahlers Hrsg Lubeck 1226 Reichsfreiheit und fruhe Stadt Lubeck 1976 Antjekathrin Grassmann Hrsg Lubeckische Geschichte 2 Auflage Lubeck 1989 ISBN 3 7950 3203 2 Antjekathrin Grassmann Hrsg Lubeck Lexikon Lubeck 2006 ISBN 3 7950 7777 X Meike Kruse Zur Erschliessung der 1942 43 ausgelagerten und zwischen 1987 und 1998 zuruckgekehrten Bestande des Archivs der Hansestadt Lubeck In Das Gedachtnis der Hansestadt Lubeck Festschrift fur Antjekathrin Grassmann zum 65 Geburtstag In Verbindung mit dem Verein fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde und dem Hansischen Geschichtsverein hrsg von Rolf Hammel Kiesow und Michael Hundt Lubeck Schmidt Romhild 2005 S 571 583 ISBN 3 7950 5555 5 Gerhard Schneider Gefahrdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der Freien und Hansestadt Lubeck und seine Folgen Lubeck Schmidt Romhild 1986 ISBN 3 7950 0452 7Einzelbelege Bearbeiten Urkundenbuch der Stadt Lubeck UBStL I Nr 7 Emil Ferdinand Fehling Lubeckische Ratslinie Lubeck 1925 Nr 108 UBStL I Nr 34 UBStL I Nr 35 RG ZVLGA 6 1891 S 243 326 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lubecker Reichsfreiheitsbrief amp oldid 226261642