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Johannes XXII burgerlich Jacques Arnaud Dueze oder Jacques Duese in deutschen Quellen Jakob von Cahors genannt 1245 oder 1249 in Cahors Konigreich Frankreich 4 Dezember 1334 in Avignon Konigreich Frankreich war der erste Papst der von 1316 bis zu seinem Tod ausschliesslich in Avignon residierte Johannes XXII Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Pontifikat 1 1 1 Grundung des Christusordens 1 1 2 Konflikte mit dem Kaiser und Armutsstreit 1 1 3 Forderung der Mission in Asien 1 2 Charakter und Amtsfuhrung 2 Lehre 3 Literarisches Nachleben 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Wappen Johannes XXII moderne NachzeichnungJacques Arnaud Dueze wurde als Sohn eines Schuhmachers geboren Er studierte Medizin in Montpellier und Rechtswissenschaften in Paris Ab 1308 war er Kanzler des neapolitanischen Konigs Karl II von Anjou 1309 und seines Nachfolgers Robert I 1300 wurde er Bischof von Frejus und 1310 Bischof von Avignon 1312 Kardinalbischof von Porto e Santa Rufina In der zweijahrigen Sedisvakanz des Papsttums nach dem Tod Clemens V 1314 hatte sich viel verandert Philipp IV der Schone Konig von Frankreich war noch im selben Jahr gestorben und von seinen beiden unbedeutenden Sohnen abgelost worden zunachst von Ludwig X und nach dessen Tod 1316 von Philipp V Im Heiligen Romischen Reich traten zwei Konige Ludwig IV der Bayer und Friedrich der Schone von Osterreich gegeneinander auf Dante beschwor in einem Brief die sieben italienischen Kardinale einen Italiener der die Kurie wieder nach Rom bringen sollte zum Papst zu wahlen Doch hatte dieses Ansinnen keine Erfolgsaussichten gegen die 17 Franzosen von denen allein elf aus der Gascogne stammten und so wurde mit Jakob von Cahors wieder ein Franzose zum Papst gewahlt Pontifikat Bearbeiten Die Wahl Johannes XXII am 7 August 1316 in Lyon wurde von Philipp von Poitou dem spateren Konig Philipp V von Frankreich durchgesetzt Es war das letzte Konklave das langer als ein halbes Jahr andauerte und es fuhrte erst zu einer Wahl nachdem Philipp die anwesenden Kardinale im Dominikanerkloster von Lyon hatte einmauern lassen Die hygienischen Zustande wurden katastrophal und Dueze simulierte schliesslich einen Sterbenden sodass seine Wahl den zerstrittenen Kardinalen als geringstes Ubel und Ausweg aus ihrer Misere erschien Johannes den man auch den Fuchs von Cahors nannte war sodann der zweite in Avignon residierende Papst siehe Avignonesisches Papsttum und wurde auch in der dortigen Kathedrale beigesetzt nachdem er fast zwei Jahrzehnte amtiert hatte Grundung des Christusordens Bearbeiten Am 14 Marz 1319 erteilte Johannes in der Bulle Ad ea ex quibus cultus die Zustimmung zur Grundung des portugiesischen Ordens der Christusritter Als Gegenleistung ubergab der portugiesische Konig unbefristet die in der Algarve gelegene konigliche Burg von Castro Marim als zukunftigen Sitz des neuen Ordens Damit war es dem portugiesischen Konigshaus nach langeren Verhandlungen gelungen die Zerschlagung des Templerordens zu vermeiden denn der Papst erlaubte die Guter der Templer in Portugal insgesamt an den Nachfolgeorden zu ubertragen Konflikte mit dem Kaiser und Armutsstreit Bearbeiten Mit grosser Verbissenheit fuhrte er den Kampf gegen Kaiser Ludwig den Bayern und die Spiritualen des Franziskanerordens Der Konflikt mit dem Konig drehte sich vor allem um den papstlichen Anspruch erst ein vom Papst anerkannter romischer Konig konne Herrschaftsrechte ausuben siehe Papstliche Approbation Der so genannte Armutsstreit mit den Spiritualen die die kirchliche Anerkennung und strikte Beobachtung des ursprunglichen Ordensideals der Armut verlangten hatte bereits unter den Vorgangern des Papstes fur erhebliche Diskussionen und Verurteilungen gesorgt und war eigentlich von Clemens V zugunsten der Spiritualen entschieden worden Johannes revidierte dieses Urteil jedoch 1317 unter Berufung auf altere Entscheidungen und liess die radikalen Spiritualen mit allen Mitteln verfolgen es kam zu Hinrichtungen Ein Teil des Franziskanerordens unter Angelus Clarenus spaltete sich in der Folge ab Aus dem gleichen Jahr 1317 gibt es einen ersten Hinweis auf eine sogenannte alchemistische Munze Der Hinweis befindet sich in einer Bulle von Papst Johannes XXII 1 Ab 1321 verlagerte sich der Streit auf die theoretische Frage der Besitzlosigkeit Jesu und seiner Junger und die daraus abgeleitete Forderung nach vollkommener Armut der Kirche Nachdem der Papst hierzu Stellung bezogen und die Lehrmeinung der Franziskaner verworfen hatte beharrte der Orden unter Bezugnahme auf lehramtliche Ausserungen des den Franziskanern wohlgesinnten Papstes Nikolaus III 1280 auf seiner Position Spiritualen wie Ubertin von Casale schlossen sich dem Lager Ludwigs IV an der auch vom Generaloberen der Minderbruder Michael von Cesena unterstutzt wurde Am 28 September 1322 schlug Ludwig in der Schlacht bei Muhldorf seinen Widersacher Friedrich den Schonen Im Anschluss versohnte sich Ludwig mit Friedrich und machte ihn zum Mitkonig Dies hinderte Papst Johannes nicht Prozesse gegen den Konig zu fuhren obwohl dieser mehrfach seine Bereitschaft zur Versohnung bekundet hatte Als Ludwig in Italien aktiv wurde drohte ihm Johannes 1323 den Bann an Im gleichen Jahr verurteilte er die franziskanischen Lehren zur Armut Jesu Christi als Haresie Daraufhin bezeichnete Ludwig den Papst wegen dessen Haltung im Armutsstreit selbst als Haretiker Johannes wiederum sprach Ludwig die Konigswurde ab und exkommunizierte ihn und seine Anhanger Es kam in diesem Zusammenhang zur Abfassung zahlreicher politischer und theologischer Streitschriften in denen u a Michael von Cesena Marsilius von Padua und Wilhelm von Ockham den Konig und die franziskanische Armutslehre verteidigten 1327 liess Johannes den von ihm selbst zum Gesprach eingeladenen General der Franziskaner Michael von Cesena in Avignon einkerkern Dessen Wiederwahl konnte er aber trotz Druckausubung auf den Orden zunachst nicht verhindern Michael floh ein Jahr spater zusammen mit Wilhelm von Ockham zu Ludwig dem Bayern Konig Ludwig liess sich am 17 Januar 1328 von romischen Adligen darunter wohl auch Sciarra Colonna Hauptbeteiligter des Attentats von Anagni gegen Bonifatius VIII und nicht vom Papst in der Peterskirche in Rom im Namen des Volkes zum Kaiser kronen Durch diesen revolutionaren Akt einer Kaiserkronung durch Laien wurde der Kronungsakt zu einer sakularen Massnahme ohne sakramentalen Weihecharakter Nach der Kronung erhob der Kaiser Nikolaus V zum Gegenpapst Doch bereits zwei Jahre spater unterwarf Nikolaus sich Papst Johannes 1329 liess der Papst Geraldus Odonis zum neuen Generaloberen des Ordens wahlen und die Schriften seiner Gegner verbieten Michael von Cesena und die Franziskaner die weiterhin den vom Papst bekampften franziskanischen Armutslehren anhingen galten in den folgenden Jahrzehnten als Sekte Fratizellen und wurden durch die Inquisition als Haretiker verfolgt Forderung der Mission in Asien Bearbeiten Tatkraftig unterstutzte der Pontifex die Missionsarbeit im nahen und fernen Osten Schon 1318 grundete er mit dem Erzbistum Sultaniya in Persien eine neue Kirchenprovinz in einem bislang kirchlich vollig unerschlossenen Gebiet 2 3 Es ist dies das heutige Soltaniyeh in der iranischen Provinz Zandschan zu jener Zeit Hauptstadt der dem Christentum gegenuber aufgeschlossenen Dynastie der Ilchane Besonders die Khane Arghun 1291 und sein Sohn Oldscheitu 1316 suchten auch aus politischen Grunden nachhaltig den Kontakt zum christlichen Europa letzterer war sogar christlich getauft 1329 errichtete Papst Johannes auf den personlichen Bericht des Indienmissionars Jordanus Catalanus de Severac hin im sudindischen Quilon das erste lateinische Bistum des Subkontinents Er bestellte den Dominikaner zum Oberhirten und sandte spezielle Grussbotschaften an die dortigen Herrscher Charakter und Amtsfuhrung Bearbeiten Johannes XXII werden menschliche Unzulanglichkeiten insbesondere Starrsinn Jahzorn und Spottsucht nachgesagt Wie schon sein Vorganger war der Papst dem Provinzialismus und Nepotismus verhaftet Funf nahe Verwandte machte er zu Kardinalen Durch seine Ernennungen franzosischer Kardinale blieb das Papsttum eine sudfranzosische Einrichtung Dem Papst wird auch Simonie Kauflichkeit bei Amterbestellungen vorgeworfen Jedenfalls bezog er durch ein ausgeklugeltes Steuersystem aus Dispensen Pfrunden und Weihen bis zu 230 000 Gulden im Jahr Die Gelder trieb die papstliche Kammerei mit grosser Harte auf teilweise erpresserische Weise ein Die Forderung der Spiritualen nach volliger Armut der Kirche und ihre Auffassung von der historischen Armut Christi und seiner Junger lehnte der Papst strikt ab Das von ihm angehaufte Vermogen machte ihn zum reichsten Herrscher Europas Personlich lebte er jedoch einfach und genugsam Bekannt war seine Angewohnheit dass er als Papst glaubte ausschliesslich weisse Speisen verzehren zu sollen wie Milch Reis Weissbrot Er fuhrte uberdies einen betrachtlichen Teil der papstlichen Einnahmen als Spenden an die Armen ab speziell zu diesem Zweck schuf er in Avignon das Almosenamt Dessen Geschaftsbucher belegen dass taglich Mahlzeiten fur die Armen gekocht und im Laufe einer gewohnlichen Woche bis zu 67 500 Laibe Brot verteilt wurden Zudem versorgte man die Bedurftigen mit Kleidung und Medikamenten 4 Sein Finanzgebaren aber auch der Nepotismus der starke franzosische Einfluss an der Kurie sowie seine Politik gegenuber Ludwig IV sorgten in Deutschland und Italien fur eine starke antipapstliche Stimmung Dante der am 14 September 1321 starb sah in Papst Johannes XXII einen Verderber der Kirche Lehre Bearbeiten1324 25 verbot der Papst in der Bulle Docta Sanctorum Die wohlbegrundete Lehrmeinung der heiligen Kirchenvater die Ars nova Die Messfeiern werden unablassig vom Klerus und vom Volke auf einem altbewahrten gradeweise abgestuften Tenor gesungen damit diese Unterschiedlichkeit Gefallen und die altbewahrte Art Freude hervorrufe Dieses Dekret war damit die erste Ausserung eines Papstes zur Kirchenmusik Mit seiner Bulle Quia nonnunquam vom 26 Marz 1322 verurteilte der Papst die vom Franziskanerorden propagierte Lehre wonach Jesus Christus und seine Junger kein personliches und gemeinschaftliches Eigentum besessen hatten Die Anhanger dieser Ansicht verwiesen daraufhin auf kirchliche Lehrtradition und beriefen sich speziell auf die von Papst Nikolaus III in seiner Bulle Exiit qui seminat fur alle Zeiten getroffenen Regelungen Nachdem das Generalkapitel der Franziskaner die papstliche Ausserung als rechtswidrig zuruckgewiesen hatte weil der Papst einen einmal vom Lehramt gebilligten Lehrsatz nicht widerrufen konne und franziskanische Theologen die Rechtglaubigkeit der vom Papst kritisierten Position bekraftigt und durch exegetische Gutachten untermauert hatten reagierte Johannes am 8 Dezember desselben Jahres in seiner Bulle Ad conditorem canonum erklarte sich zur Rucknahme hinderlicher Gesetze seiner Vorganger ausdrucklich fur bevollmachtigt und hob die das Armutsideal des Ordens stutzende Guterregelung des Franziskanerordens auf Mit der Bulle Cum inter nonnullos vom 12 November 1323 erklarte der Papst die oben zitierte Auffassung schliesslich offiziell fur haretisch Dabei stutzte er sich auf theologische Erorterungen des Dominikaners Thomas von Aquin den er im Juni 1323 heiliggesprochen hatte Johannes XXII fuhrte ab 1328 auch den Inquisitionsprozess gegen Meister Eckhart den Erzbischof Heinrich II von Virneburg 1325 begonnen hatte Eckhart gilt als einer der bedeutendsten Mystiker des Mittelalters Da er sich dem Urteil der Glaubensrichter unterwarf und zudem vor Abschluss des Verfahrens starb wurde er selbst nicht als Haretiker verurteilt jedoch erliess Johannes am 27 Marz 1329 die Bulle In agro dominico die 28 von Eckharts Satzen verurteilte Johannes XXII vertrat in seinen letzten Lebensjahren die Lehre die Seelen der Heiligen wurden nach ihrem Tod bis zum Jungsten Tag nicht zur Anschauung Gottes visio beatifica gelangen sondern lediglich zur Anschauung Christi als Mensch Diese von der traditionellen Lehrmeinung abweichende Doktrin vertrat er in den Jahren 1331 und 1332 auch in Predigten Johannes XXII soll diese Meinung kurz vor seinem Tod widerrufen haben sein Nachfolger wies sie mit der Bulle Benedictus Deus 1336 definitiv zuruck Die entsprechenden Aussagen Johannes XXII gelten als theologische Privatmeinung und sind nicht vom Dogma der papstlichen Unfehlbarkeit gedeckt Dieses 1870 verkundete Dogma bezieht sich allein auf feierlich ex cathedra verkundete Glaubenssatze denen erkennbar die Absicht zugrunde liegt eine unfehlbare Glaubensentscheidung zu treffen Andere papstliche Ausserungen werden daher nach katholischer Lehre nicht als unfehlbar betrachtet 1334 fugte Papst Johannes das Trinitatisfest in den romischen Kalender ein Literarisches Nachleben BearbeitenUmberto Ecos Roman Der Name der Rose spielt im Jahre 1327 also wahrend des Pontifikats Papst Johannes XXII und thematisiert in der Rahmenhandlung den damals aktuellen Armutsstreit zwischen den Franziskanern und der Kurie Literatur BearbeitenCarl August Luckerath Johannes XXII In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 17 de Gruyter Berlin New York 1988 ISBN 3 11 011506 9 S 109 112 Helmut Feld Franziskus von Assisi und seine Bewegung 2 uberarbeitete Auflage Darmstadt 2007 S 496 501 Kapitel 11 Der Armutsstreit unter dem Papst Johannes XXII Papst Johannes XXII Konzepte und Verfahren seines Pontifikats Hrsg von Hans Joachim Schmidt und Martin Rohde Berlin Boston 2014 Scrinium Friburgense 32 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ioannes XXII Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Meister Eckhart und seine Zeit Johannes XXII Literatur von und uber Johannes XXII im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur zu Johannes XXII im OPAC der Regesta Imperii Abbildung von Papst Johannes XXII Memento vom 13 Marz 2012 im Internet Archive im Pontifikale Gundekarianum zusammen mit dem Eichstatter Bischof Philipp von Rathsamhausen Die Website der Dominikaner in Lyon zu den Umstanden der Wahl Papst Johannes XII 1 Einzelnachweise Bearbeiten Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z 2005 S 20 Zum Erzbistum Sultaniya Grundung der Kirchenprovinz Sultaniya F Donald Logan Geschichte der Kirche im Mittelalter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 Zum Almosenwesen unter Johannes XXII VorgangerAmtNachfolgerBertrand V ComarqueBischof von Frejus 1300 1310Bertrand VI d AiminiGuillaume de MaudagotJacques de ViaBischof von Avignon 1310 13131317 1334Jacques de ViaJean de CojordanClemens V Papst 1316 1334Benedikt XII Normdaten Person GND 118557912 lobid OGND AKS LCCN n50057518 VIAF 32005351 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Johannes XXII ALTERNATIVNAMEN Jacques Arnaud Dueze Jacques Duese Jakob von CahorsKURZBESCHREIBUNG Papst 1316 1334 GEBURTSDATUM 1245 oder 1249GEBURTSORT CahorsSTERBEDATUM 4 Dezember 1334STERBEORT Avignon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes XXII amp oldid 236847744