www.wikidata.de-de.nina.az
In der Bulle In agro dominico Im Acker des Herrn vom 27 Marz 1329 verurteilte Papst Johannes XXII 28 Lehrsatze von Meister Eckhart Damit endete das Inquisitionsverfahren gegen Eckhart der schon vor der Veroffentlichung der Bulle gestorben war Der Papst bezeichnete die Lehrsatze als teils haretisch irrig mit der Rechtglaubigkeit unvereinbar teils haresieverdachtig Die Bulle bewirkte dass die Lehren Eckharts im Spatmittelalter und in der Fruhen Neuzeit in weiten Kreisen generell als haretisch oder zumindest problematisch galten Die Bulle In agro dominico Abschrift in Mainz Stadtbibliothek Handschrift I 151 Blatt 201r 14 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Rezeption 3 Textausgabe 4 Literatur 5 WeblinksInhalt BearbeitenDie Bulle beginnt mit einer Narratio in der schwere Vorwurfe gegen Eckhart erhoben werden Der Papst stellt fest ein gewisser aus Deutschland stammender Eckhart der angeblich Doktor und Professor der Heiligen Schrift sei habe mehr wissen wollen als notig war Er habe sich von der Wahrheit abgewandt und Erfindungen zugewandt da er vom Teufel verfuhrt worden sei Durch sein Verschulden seien auf dem Acker der Kirche Unkraut schadliche Disteln und Giftpflanzen gewachsen Mit seinen Predigten habe er das einfache Volk verfuhrt und den wahren Glauben vernebelt Als Ergebnis der kirchlichen Untersuchung wird in der Bulle verkundet dass 26 von Eckharts Lehrsatzen sowie zwei weitere die ihm zugeschrieben wurden verwerflich seien Siebzehn Satze seien ohne jede Einschrankung als haretisch zu bezeichnen Die ubrigen elf seien uberaus ubelklingend und sehr kuhn und der Haresie verdachtig sie konnten aber wenn man viele Erlauterungen und Erganzungen hinzufuge einen katholischen Sinn ergeben Die Bulle zahlt die 28 Lehrsatze auf aufgeteilt in drei Gruppen erst funfzehn haretische Satze dann elf haresieverdachtige und zum Schluss zwei haretische aber nicht mit Sicherheit von Eckhart stammende Der Papst geht auf den Inhalt der einzelnen Satze nicht ein und begrundet seine Bewertungen nicht Er gibt auch nicht an welchen Predigten und Schriften Eckharts die Satze entnommen sind Er teilt aber mit er habe die Satze durch viele Doktoren der heiligen Theologie sowie durch das Kardinalskollegium prufen lassen und habe sie auch selbst untersucht Dabei sei man einhellig zum Ergebnis gekommen dass die Satze Irrtum oder Haresie enthielten Durch diese Formulierung mit oder deutet der Papst die Moglichkeit an dass Eckhart guten Glaubens irrte und daher nicht als Haretiker handelte das heisst nicht bewusst von der kirchlichen Lehre abwich Johannes XXII erklart er wolle verhindern dass die Irrlehren weiterhin die Herzen der Einfaltigen ansteckten Daher verurteile er die Lehrsatze sowie alle Schriften in denen auch nur einer der Satze enthalten sei Jedem der die verurteilten Satze vertritt oder verteidigt droht der Papst ein Haresieverfahren an Abschliessend teilt er mit Eckhart habe vor seinem Tod alle seine beanstandeten Lehren pauschal verworfen und widerrufen insoweit ihnen ein haretischer Sinn beigelegt werden konne Eckharts Vorbehalt hinsichtlich jenes Sinnes lateinisch quantum ad illum sensum lasst erkennen dass er inhaltlich an den Satzen festhielt und sie weiterhin als wahr betrachtete Er distanzierte sich nur von moglichen haretischen Fehldeutungen seiner Aussagen Trotz dieses Vorbehalts gibt sich der Papst in der Bulle mit Eckharts Erklarung zufrieden und verurteilt nur die Satze als haretisch bzw haresieverdachtig ohne dabei Eckhart selbst als Haretiker zu verdammen Er betont Eckhart habe sich dem papstlichen Urteil unterworfen und sei als rechtglaubiger Katholik gestorben Die verurteilten Satze stammen teils aus deutschen Predigten Eckharts teils aus seinen lateinischen Werken Die deutschen Texte sind in der Bulle in lateinischer Ubersetzung wiedergegeben Rezeption BearbeitenDas Original der Bulle blieb bei den Akten des Inquisitionsverfahrens Es befindet sich noch heute im Vatikanischen Archiv Am 15 April 1329 befahl Papst Johannes XXII dem Kolner Erzbischof Heinrich II von Virneburg die Bulle In agro dominico in seiner Kirchenprovinz zu veroffentlichen Diese umfasste ausser dem Erzbistum Koln die Bistumer Luttich Utrecht Munster und Minden d h den ganzen niederdeutsch niederlandischen Raum Nach heutigem Forschungsstand wurde die Publikation der Bulle nicht wie man fruher meinte auf die Kirchenprovinz Koln beschrankt vielmehr wurde sie auch in anderen nordwesteuropaischen Kirchenprovinzen verkundet Textausgabe BearbeitenBernhard Geyer Loris Sturlese u a Hrsg Meister Eckhart Die lateinischen Werke Band 5 Magistri Echardi opera Parisiensia Tractatus super oratione dominica Responsio ad articulos sibi impositos de scriptis et dictis suis Acta Echardiana Kohlhammer Stuttgart 2006 ISBN 3 17 001086 7 S 596 600 kritische Ausgabe Literatur BearbeitenKurt Flasch Meister Eckhart Philosoph des Christentums Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 60022 7 S 317 321 Robert E Lerner New Evidence for the Condemnation of Meister Eckhart in Speculum 72 1997 S 347 366 Kurt Ruh Meister Eckhart Theologe Prediger Mystiker 2 Auflage Beck Munchen 1989 ISBN 3 406 33885 2 S 184 187 Ulrich Seng Heinrich II von Virneburg als Erzbischof von Koln Schmitt Siegburg 1977 Winfried Trusen Der Prozess gegen Meister Eckhart Vorgeschichte Verlauf und Folgen Schoningh Paderborn 1988 ISBN 3 506 73354 0 S 118 128 Weblinks BearbeitenText der Bulle lateinisch und deutsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title In agro dominico amp oldid 194882375