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Als Spatmittelalter wird der Zeitraum der europaischen Geschichte von der Mitte des 13 bis zum Ende des 15 oder Anfang des 16 Jahrhunderts bezeichnet also ca 1250 bis 1500 in der Germanistik auch 1250 bis 1450 Sie stellt die Endphase des Mittelalters dar auf welche die Fruhe Neuzeit folgt Das Heilige Romische Reich im Spatmittelalter um 1400 Eine generelle zeitliche Eingrenzung des Ubergangs vom Spatmittelalter in die Renaissance ist nicht moglich da letztere wesentlich aus der kulturphilosophischen und kunstgeschichtlichen Entwicklung heraus definiert ist Je nachdem wie offen die jeweiligen Gelehrten und Mazene in den europaischen Kulturzentren der neuen Entwicklung gegenuberstanden breitete sich die Renaissance in den europaischen Regionen unterschiedlich schnell aus Vor allem in Sudeuropa wird im 15 Jahrhundert von der Fruhrenaissance gesprochen teils schon im 14 Jahrhundert und schon bei Vasari sogar bereits am Ende des 13 Jahrhunderts vgl Cimabue Duccio Pisano und Arnolfo di Cambio mit Llull Dante und Giotto als Ubergang zur Zeit der einflussreichen Humanisten Petrarca und Boccaccio wahrend gleichzeitig nordlich der Alpen traditionell noch vom spaten Mittelalter die Rede ist siehe auch Epochen innerhalb der Fruhen Neuzeit Das Spatmittelalter wurde in der alteren Forschung aufgrund von bestimmten Erscheinungen in Kunst und Kultur Agrarproblemen sowie politischen Veranderungen im romisch deutschen Reich oft als Krisenzeit betrachtet Diese negative Bewertung betraf vor allem die deutsche Mediavistik weil dort die Abfolge des Mittelalters in drei Stufen pragend war und man fur das Spatmittelalter nicht zuletzt eine politische Krisenzeit festzustellen glaubte eine Verfallszeit In Italien oder Frankreich wurde keine derartig scharfe Trennung vorgenommen In der neueren deutschsprachigen Forschung wird ebenfalls sehr viel differenzierter geurteilt vor allem aufgrund neuer Forschungsansatze und neuer Quellenbefunde Bei allen auftretenden Problemen war das Spatmittelalter gepragt von einer gestiegenen Mobilitat und Internationalitat Veranderungen in diversen Lebensbereichen und schliesslich dem Ubergang in die Fruhmoderne Insofern hat ein deutlicher Paradigmenwechsel in der deutschen Spatmittelalterforschung stattgefunden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Politische Geschichte 2 1 Heiliges Romisches Reich 2 2 Frankreich 2 3 Britische Inseln 2 4 Skandinavien 2 5 Sudeuropa 2 6 Osteuropa 3 Gesellschaft und Wirtschaft 4 Bildung und Universitaten 5 Klima und Landwirtschaft 6 Religion 6 1 Das Grosse Abendlandische Schisma 6 2 Reformbewegungen 6 2 1 John Wyclif 6 2 2 Jan Hus 6 2 3 Martin Luther 7 Kultur 7 1 Kunst 7 2 Architektur 7 3 Literatur 8 Literatur 9 Weblinks 10 AnmerkungenUberblick BearbeitenUm 1300 breiteten sich Hungersnote und Seuchen wie die Hungersnot von 1315 1317 und der Schwarze Tod 1347 1353 aus und reduzierten die Bevolkerung auf etwa die Halfte Soziale Erhebungen und Burgerkriege fuhrten in Frankreich und England zu schweren Volksaufstanden Jacquerie und der Bauernaufstand von 1381 in England und zwischen diesen beiden Staaten brach der Hundertjahrige Krieg aus Die Einheit der Kirche wurde durch das Grosse Schisma erschuttert Am Ende der Kreuzzuge 1095 1291 war das Byzantinische Reich zu einer unbedeutenden Regionalmacht herabgesunken Der Islam breitete sich im Zuge der Islamischen Expansion bis nach Zentralasien und uber die Iberische Halbinsel aus Der 200 Jahre dauernde Konflikt hatte die Kriegsfuhrung und auch die Gesellschaft verandert Die Verlierer jener Ara waren vor allem die Lehnsherren und das Rittertum Doch auch Papsttum und Kaisertum mussten Autoritat einbussen Die Gesamtheit dieser Ereignisse wurde oft Krise des Spatmittelalters genannt wenngleich dieses Modell inzwischen sehr umstritten ist 2 Die moderne Forschung hat neue Quellen erschlossen neue Fragestellungen entwickelt und ist zu einer deutlich positiveren Bewertung dieser Zeit gelangt Dante von Domenico di MichelinoDas 14 Jahrhundert war auch eine Zeit des kunstlerischen und wissenschaftlichen Fortschritts Die Wiederentdeckung der Texte des alten Griechenlands und Roms fuhrten zur Renaissance der Wiedergeburt des antiken Geisteslebens Diese Entwicklung hatte schon mit dem Kontakt zu den Arabern wahrend der Kreuzzuge begonnen und wurde durch die Eroberung Konstantinopels durch das Osmanische Reich beschleunigt Viele byzantinische Gelehrte flohen in den Westen insbesondere nach Italien Die Erfindung des Buchdrucks erleichterte die Verbreitung des Geschriebenen und demokratisierte das Lernen als wichtige Voraussetzung fur die spatere protestantische Kirchenreformation Der Aufstieg des Osmanischen Reiches bis zum Fall Konstantinopels 1453 hatte die Verkehrswege nach Osten abgeschnitten Doch die Suche nach einem Seeweg nach Indien hatte sowohl die Entdeckung Amerikas 1492 als auch die erste Weltumsegelung zur Folge und leitete das Zeitalter der Entdeckungen und die Europaische Expansion ein Die Gewinner waren Handler und Handwerker Bankiers und Ratsherren die im Schutz der sich entwickelnden Stadte ein zunehmend freies von weltlichen und kirchlichen Obrigkeiten unabhangigeres Leben fuhren konnten Die Reformation 1517 und der Deutsche Bauernkrieg 1525 26 leiteten die Fruhe Neuzeit ein All diese Entwicklungen markieren das Ende des Mittelalters und den Beginn der Neuzeit Dabei ist anzumerken dass diese Einteilung willkurlich bleibt da das antike Wissen niemals ganz aus der europaischen Gesellschaft verschwunden war Es gab seit der klassischen Antike eine gewisse Kontinuitat ausserdem bestanden erhebliche regionale Unterschiede Einige Historiker speziell in Italien sprechen nicht vom Spatmittelalter als der Ubergangepoche zwischen Mittelalter und Neuzeit sondern betrachten die Renaissance als solche Politische Geschichte BearbeitenHeiliges Romisches Reich Bearbeiten Nach dem Tod des Stauferkaisers Friedrich II am 13 Dezember 1250 begann im Heiligen Romischen Reich das Interregnum eine Zeit der Instabilitat mit mehreren Konigen und Gegenkonigen in der vor allem die Macht des sich nun endgultig formierenden Kurfurstenkollegiums gestarkt wurde siehe fur die folgende Zeit Deutschland im Spatmittelalter Das Interregnum endete erst 1273 mit der Wahl Rudolfs von Habsburg zum Konig Nach Auseinandersetzungen mit dem Konig von Bohmen Premysl Ottokar II den Rudolf in der Schlacht auf dem Marchfeld am 26 August 1278 besiegte erwarb er Osterreich die Steiermark und die Krain und legte so die Grundlage fur den Aufstieg des Hauses Habsburg zur machtigsten Dynastie im Reich Rudolfs Nachfolger Adolf von Nassau und Albrecht I standen im Konflikt mit den Kurfursten die 1308 den Luxemburger Heinrich VII zum Konig wahlten Heinrich versuchte das Kaisertum in Anlehnung an die Stauferzeit zu erneuern Er unternahm 1310 einen Italienzug und wurde im Juni 1312 als erster romisch deutscher Konig nach Friedrich II zum Kaiser gekront starb jedoch schon im August 1313 Das wirtschaftlich bedeutende Reichsitalien entglitt in der Folgezeit immer mehr dem Zugriff des romisch deutschen Konigtums 1314 kam es zu einer Doppelwahl Ludwig der Bayer aus dem Hause Wittelsbach konkurrierte mit Friedrich dem Schonen aus dem Hause Habsburg wobei sich Ludwig schliesslich durchsetzen konnte bald aber in einen schwerwiegenden Konflikt mit dem Papsttum geriet siehe Johannes XXII und Clemens VI Im Reich nutzten die Luxemburger die Aufforderung des Papstes zur Wahl eines neuen Konigs aus und 1346 wurde Karl IV aus dem Hause Luxemburg von vier Kurfursten zum Konig gewahlt Zu einem Kampf zwischen Karl und Ludwig kam es nicht mehr da letzterer kurz darauf verstarb Die Goldene Bulle Karls IV Karl IV erliess 1356 die Goldene Bulle eine Art Grundgesetz des Heiligen Romischen Reiches Mit ihr wurde der Kreis der Kurfursten die zur Konigswahl zugelassen waren offiziell festgelegt Karl betrieb daruber hinaus eine uberaus erfolgreiche Hausmachtpolitik Sein Sohn und Nachfolger Wenzel konnte jedoch nicht an die Politik seines Vaters anknupfen er wurde schliesslich im Jahr 1400 wegen Unfahigkeit von den Kurfursten abgesetzt die Ruprecht von der Pfalz zum neuen Konig wahlten Dieser agierte bemuht aber letztendlich auch aufgrund unzureichender Geldmittel erfolglos Mit dem Tod Konig Sigismunds 1437 ging die Konigswurde von den Luxemburgern dauerhaft an die Habsburger uber Das Reich blieb zersplittert und grosse Teile der realen Macht lagen bei den weltlichen und geistlichen Territorialherren sowie im Norden bei der Hanse 1495 wurde auf dem Wormser Reichstag eine Reichsreform beschlossen die unter anderem jegliche Art von Fehde verbot Ewiger Landfrieden und eine jahrliche Einberufung des Reichstags eine Reichssteuer und ein vom Konig unabhangiges Reichskammergericht einfuhrte Dadurch setzten die Fursten ihre Forderung nach mehr Beteiligung der Reichsstande durch Frankreich Bearbeiten Frankreich entwickelte sich unter den Kapetingern im 13 Jahrhundert zur bedeutendsten politischen Kraft in Westeuropa Bereits in der spaten Stauferzeit hatte Frankreich im Grenzraum zum romisch deutschen Reich eine Expansionspolitik betrieben wobei die Intensitat nach dem Tod Friedrichs II zunahm Zwischen dem machtbewussten Philipp IV und Papst Bonifatius VIII kam es zu Beginn des 14 Jahrhunderts aufgrund der Besteuerung des franzosischen Klerus durch Philipp zum Konflikt Bonifatius erliess die beruhmte papstliche Bulle Unam Sanctam worin der absolute Fuhrungsanspruch des Papsttums auch in weltlichen Fragen postuliert wurde doch gelang es Philipp den Papst zeitweilig festnehmen zu lassen Kurz darauf starb Bonifatius sein Nachfolger Benedikt XI amtierte nur knapp ein Jahr und der darauffolgende Clemens V konnte sich gegen den franzosischen Konig in vielen Fragen nicht behaupten es war der Beginn des sogenannten Avignonesischen Papsttums 1328 folgte den in mannlicher Linie ausgestorbenen Kapetingern das Haus Valois nach Aufgrund konkurrierender Thronanspruche des englischen Konigs Eduard III Plantagenet begann 1337 der bis 1453 andauernde Hundertjahrige Krieg Die englischen Truppen die besser gefuhrt wurden und uber die gefurchteten Langbogenschutzen verfugten erzielten beachtliche Erfolge und kontrollierten um 1360 grosse Teile Frankreichs die Bevolkerung litt zudem unter plundernden Soldnerverbanden Armagnacs und Epidemien Schwarzer Tod Jeanne d ArcGemalde zwischen 1450 und 1500Ende des 14 Jahrhunderts waren die Englander durch einen Abnutzungskrieg auf einige wenige Stutzpunkte an der Atlantikkuste und am Armelkanal zuruckgedrangt 1415 erneuerte jedoch Heinrich V den Krieg er vernichtete in der Schlacht von Azincourt am 25 Oktober 1415 das franzosische Heer Schliesslich trat Philipp der Gute der machtige Herzog von Burgund nach der Ermordung seines Vaters durch Anhanger der Valois auf die Seite Englands auch wenn das Bundnis einige Jahre spater wieder zerbrach 1420 erkannte der franzosische Konig Karl VI im Vertrag von Troyes die Anspruche Heinrichs an doch starb dieser bald darauf die von ihm erhoffte Vereinigung Frankreichs mit England war damit gescheitert wenn auch valoistreue Truppen nur noch Gebiete im Suden Frankreichs kontrollierten Das Erscheinen der Jeanne d Arc Johanna von Orleans wendete den Kriegsverlauf jedoch zugunsten Frankreichs Sie fuhrte 1429 den Dauphin Karl VII zur Konigssalbung nach Reims Karl VII konnte sich 1435 jedoch mit dem Herzog von Burgund einigen wobei der Konig dem Herzog eine grosse Selbstandigkeit gewahrte die erst unter Ludwig XI 1477 beendet werden sollte Die Englander waren nun endgultig in die Defensive gedrangt und zogen sich 1453 zuruck nur Calais verblieb ihnen als letzter Stutzpunkt auf dem Kontinent Frankreich wurde nun wieder expansiv tatig Karl VIII fiel 1494 in Italien ein womit das bis dahin dort herrschende Machtegleichgewicht empfindlich gestort wurde Knapp 30 Jahre darauf griff auch Kaiser Karl V in Italien ein es begann ein jahrzehntelanger Kampf zwischen den Hausern Valois und Habsburg um die Vorherrschaft in Europa Siehe auch Geschichte Frankreichs Britische Inseln Bearbeiten Die Schlacht von AzincourtDie Schlacht von Bannockburn beendete 1314 die englischen Versuche Schottland zu unterwerfen und erlaubte den Schotten die Bildung eines starken Staatswesens unter den Stuarts Ab 1337 richtete England seine Aufmerksamkeit vorwiegend auf den Hundertjahrigen Krieg mit Frankreich Heinrich V ruckte mit seinem Sieg bei Azincourt 1415 die Vereinigung beider Konigreiche in greifbare Nahe doch sein Sohn Heinrich VI vergeudete den Vorteil Fast sofort nach dem Kriegsende 1453 begannen die dynastischen Auseinandersetzungen der Rosenkriege 1455 1485 Sie endeten mit der Thronfolge Heinrichs VII und der starken Zentralgewalt der Tudor Monarchie Wahrend Englands Aufmerksamkeit so abgelenkt war gelangte Irland unter seiner formalen Oberherrschaft zu einer praktisch weitgehenden Unabhangigkeit Siehe auch Geschichte der Britischen Inseln Skandinavien Bearbeiten Nach dem Scheitern der Union zwischen Schweden und Norwegen 1319 1365 wurde 1397 die skandinavische Kalmarer Union gegrundet Die Schweden zogerten sich an der danisch dominierten Union zu beteiligen und traten nach dem Stockholmer Blutbad 1520 aus Norwegen andererseits verlor seinen Einfluss und blieb mit Danemark bis 1814 vereinigt Die norwegische Kolonie auf Gronland ging im 15 Jahrhundert unter vermutlich aufgrund der sich verschlechternden klimatischen Bedingungen Siehe auch Geschichte Skandinaviens Geschichte Danemarks Geschichte Norwegens und Geschichte Schwedens Sudeuropa Bearbeiten 1469 heirateten Isabella von Kastilien und Ferdinand II von Aragon und bildeten damit das Territorium des modernen Spanien 1492 wurden die Mauren von Granada vertrieben die Reconquista Ruckeroberung war damit abgeschlossen Portugal hatte wahrend des 15 Jahrhunderts langsam die Kuste Afrikas erforscht und 1498 fand Vasco da Gama den Seeweg nach Indien Die spanischen Herrscher begegneten dieser Herausforderung indem sie Kolumbus Expedition unterstutzten der einen westlichen Seeweg nach Indien suchte er entdeckte Amerika im selben Jahr in dem Granada fiel In Italien profitierten im 13 Jahrhundert lokale Machthaber der Guelfen und Ghibellinen vom Ruckgang der Reichsherrschaft Wahrend die Ghibellinen sich im Regelfall mehr auf den Adel stutzten wies das Guelfentum eine gewisse Nahe zum Republikanismus auf und wurde von der Kirche Frankreich und den Anjous im Kampf gegen die Herrschaft der romisch deutschen Konige unterstutzt Im Wortgebrauch der guelfischen Florentiner war Ghibelline etwa synonym mit Alleinherrscher Hauptsachlich dienten die Begriffe aber der Bezeichnung konkurrierender Stadtparteien Florenz und Venedig wuchsen durch Finanzgeschafte und Handel zu machtigen Stadtrepubliken heran welche die politischen Hauptakteure in der Toskana und im Norden waren Die in Florenz seit 1434 vorherrschende Familie der Medici forderte die Kunste und wurde dadurch eine Triebkraft der Renaissance Mit der Ruckkehr des Papsttums nach Rom 1378 wurde diese Stadt ein weiteres Mal politische und kulturelle Metropole Im Norden hingegen erlosch nach dem Ende der Staufer der seit der Zeit Ottos I vorhandene Einfluss der romisch deutschen Herrscher fast vollkommen Der Italienzug Heinrichs VII 1310 13 stellte den letzten ernsthaften Versuch dar den Reichsrechten in Ober und Mittelitalien gegenuber den Kommunen dem Papst und dem Konig von Neapel siehe Robert von Anjou wieder Geltung zu verschaffen womit Heinrich aber auch bedingt durch seinen fruhen Tod scheiterte Ludwig der Bayer und Karl IV wurden in Italien von ihren Italienzugen abgesehen kaum aktiv wahrend Ruprecht von der Pfalz von Gian Galeazzo Visconti an den Alpen blutig abgeschlagen wurde Der Frieden von Lodi von 1454 mit der Vollform der italienischen lega universale gilt bereits als Ereignis der Renaissance der Ubergangszeit zur Neuzeit Politisch war Italien nach dem Neapelfeldzug Karls VIII erschuttert Dies markierte den Beginn der sich bis ins 16 Jahrhundert hinziehenden Kriege um die Hegemonie in Italien und das endgultige Ende des Mittelalters in dieser Region 3 Siehe auch Geschichte Spaniens Geschichte Italiens Geschichte Portugals Republik Venedig Venezianische Kolonien Genua Republik Genua Genueser Kolonien Geschichte Pisas und Kirchenstaat Osteuropa Bearbeiten Das Byzantinische Reich hatte Sudosteuropa politisch und kulturell uber Jahrhunderte dominiert Schon vor dem Fall Konstantinopels 1453 war es jedoch zu einem tributpflichtigen Vasallen des Osmanischen Reichs herabgesunken nur noch bestehend aus der Stadt Konstantinopel und einigen griechischen Enklaven Nach dem Fall Konstantinopels standen die von ihm einst beherrschten Teile Sudosteuropas fest unter turkischer Kontrolle und blieben es bis zur gescheiterten zweiten turkischen Belagerung Wiens 1683 und der Schlacht am Kahlenberg Fur die Griechen begann eine bis zu Beginn des 19 Jahrhunderts andauernde Fremdherrschaft in der nur die orthodoxe Kirche als Bezugspunkt bestehen blieb Auch die ubrigen Balkanlander wie Bosnien Kroatien Serbien Albanien siehe Skanderbeg und Bulgarien wurden Teil des Osmanischen Reiches Als die Osmanen im Jahr 1453 Konstantinopel eroberten rief Papst Calixt III die Christenheit zum Kreuzzug auf Im christlichen Heer das im Jahr 1456 das osmanische Heer in der Schlacht bei Belgrad besiegte befand sich auch eine grosse Zahl an Kroaten die der Franziskaner Johannes von Kapistran anfuhrte Im Jahr 1519 bezeichnete Papst Leo X die Kroaten anerkennend als Antemurale Christianitatis lat Bollwerk der Christenheit wortlich Vormauer weil sie gegen die Ausbreitung des Osmanischen Reiches gen Europa Widerstand leisteten Nachdem das christliche Heer von den Turken in der Schlacht bei Mohacs im Jahre 1526 aufgerieben worden war kam auch das Konigreich Ungarn unter osmanische Fremdherrschaft und die Osmanen bedrohten nunmehr auch das ubrige Europa Das Ergebnis der Verteidigungsbemuhungen der Kroaten im 15 Jahrhundert waren 30 Kriegszuge und 70 zerstorte Stadte Im Norden bestand die wesentliche Entwicklung jener Jahre im enormen Wachstum des litauischen und dann polnisch litauischen Konigreichs Weit im Osten verlor die Goldene Horde 1380 die Schlacht auf dem Kulikowo Pole Schnepfenfeld und musste die Vorherrschaft des Grossfurstentums Moskau als Regionalmacht anerkennen der auch die niedergehende Kiewer Rus weichen musste 1480 beendete Iwan der Grosse nach dem Stehen an der Ugra endgultig die mongolische Herrschaft in Russland und legte die Grundlagen des russischen Nationalstaates Siehe auch Geschichte Bulgariens Geschichte Kroatiens Geschichte Griechenlands Geschichte Polens Geschichte Litauens und Geschichte RusslandsGesellschaft und Wirtschaft Bearbeiten Cosimo de Medici begrundete den Einfluss seiner Familie Am 18 Mai 1291 nahmen moslemische Armeen Akkon die letzte christliche Festung im Heiligen Land ein Dieses Ereignis bedeutete nur noch formal das Ende der Kreuzzuge Schon lange zuvor hatte sich die Lage des Abendlandes verandert Die Kreuzzuge schufen die Voraussetzung fur kulturelle und wirtschaftliche Kontakte mit Byzanz und den weiter ostlich gelegenen islamischen Gebieten Byzanz war der Marktplatz auf dem es praktisch alles gab und Europa lernte neue Handelswaren kennen Seidenstoffe Gewurze Obst und Spiegel aus Glas Die meisten Guter waren nur fur die reichen Europaer erschwinglich doch mit dem Handel und Transport liess sich Geld verdienen Die neu erwachte Geldwirtschaft war noch jung in Oberitalien entstanden die ersten banche die Stuben der italienischen Geldwechsler und Kreditverleiher schliesslich die grossen Handelskompanien Gesellschaften die internationalen Handel und Produktion im grossen Stil finanzierten und dafur vom Staat oftmals besondere Privilegien und Monopole erhielten Die grossten Finanziers bezahlten sogar die Kriege der Herrschenden Familien wie die deutschen Fugger die italienischen Medici und die de la Poles in England erreichten enorme politische und wirtschaftliche Macht Doch die Wirtschaft konnte nicht allein auf den Importen beruhen es entstand auch reger Export nach Osten Europaische Handler schickten Schiffsladungen mit Wollstoffen Korn Flachs Wein Salz Holz und Fellen in den Orient Die Tatsache dass das Mittelmeer von islamischer Vorherrschaft und damit verbundenen Zollforderungen befreit war forderte den Drang der Europaer trotz geringer Erfahrung Handelsflotten aufzubauen Vor allem Genua und Venedig verdankten ihren Aufstieg dem bluhenden Ost West Handel Neue Fertigungsmethoden verbreiteten sich vor allem bei Stoffen Geweben und Metallen Die Nachfrage wurde durch die Entstehung von spezialisierten Markten und Messen angekurbelt Die Lehnsherren sorgten fur einen reibungslosen Ablauf dieser Veranstaltungen sie bewahrten den Marktfrieden und erhielten Einnahmen aus Zollen und Handelssteuern Besonders bekannt waren zu jener Zeit die jahrlichen Champagnemessen in der franzosischen Champagne Handler aus ganz Europa und dem Nahen Osten zogen von Ort zu Ort kauften und verkauften und schufen ein Handelsnetz bis nach Schottland und Skandinavien Indem sich die Handler vereinigten um ihre Waren in grosseren Handelszugen sicherer durch die Lande zu transportieren bekamen sie auch mehr Einfluss z B wenn es darum ging Preise und billigere Wegezolle zu vereinbaren Die machtigste Gemeinschaft von Handelspartnern die von ahnlichen Interessen geleitet waren stellte die Hanse dar Die 1254 gegrundete Vereinigung norddeutscher Kaufleute baute an Ost und Nordsee ein regelrechtes Imperium unter den Augen verschiedener lokaler Herrscher auf und erkampfte sich diesen gegenuber Eigenstandigkeit und Macht falls notig mit Waffengewalt Im 15 Jahrhundert nahm die Bedeutung der Champagnemessen fur den Nord Sud Handel ab Stattdessen wurde der Seeweg zwischen Flandern und Italien bevorzugt Ferner begannen mehr und mehr englische Wollhandler zum Schaden der hollandischen Tuchmanufakturen statt Wolle Kleidung zu exportieren Entscheidend war auch die Behinderung des Handels mit der Levante durch den Wechsel vom byzantinischen zum Osmanischen Reich Alternative Handelswege mussten eroffnet werden um die Sudspitze Afrikas herum nach Indien und uber den Atlantik nach Amerika Diese Veranderungen forderten auch die Grundung und das Wachstum der Stadte Vom Niedergang des romischen Imperiums bis etwa ins Jahr 1000 waren in Europa kaum neue Stadtgrundungen zu verzeichnen Mit dem Aufbluhen der Handelsbeziehungen folgte auch bald das Erfordernis neuer Handelsplatze und die Grundung neuer Stadte an den Handels und Transportwegen Von etwa 1100 bis 1250 verzehnfachte sich die Zahl der Stadtrechte in Europa eine Entwicklung die sich im Spatmittelalter zunachst fortsetzte dann aber durch die demographische Katastrophe infolge der Grossen Pest unterbrochen wurde Stadte wie Innsbruck Frankfurt Hamburg Brugge Gent und Oxford nahmen erst jetzt einen Aufschwung Eine kleine Stadt zahlte meist rund 2500 Einwohner eine bedeutende Stadt rund 20 000 Heutige Millionenstadte wie London und Genua brachten es auf 50 000 Einwohner Die grossten Metropolen mit etwa 100 000 Einwohnern waren Paris Venedig und Mailand Stadtluft macht frei war das Motto der Zeit Unzahlige Unfreie Leibeigene und verarmte Bauern zogen in die Stadte eine rege Bautatigkeit unterstutzte die Entwicklung Die Stadte entwickelten ein politisches Bewusstsein sie machten sich frei von Adel und Kirche erhoben eigene Zolle und Steuern und begrundeten eine eigene Rechtsprechung In Nord und Mittelitalien entstanden die ersten Kommunalverwaltungen und wurden rasch in ganz Europa imitiert In den Stadten entwickelten sich auch Handwerker und Handlerzunfte die entscheidenden Einfluss auf das Wirtschaftsleben gewannen Bildung und Universitaten Bearbeiten Spatmittelalterliche Boethius AusgabeIm fruhen und hohen Mittelalter war elementare Bildung wie Lesen Schreiben und Rechnen nur einem kleinen Kreis von Menschen zuganglich Die breite Masse des Volkes selbst der Adel besass kaum oder nur sehr geringe Bildung Lediglich in den Klosterschulen war es moglich sich Bildung anzueignen doch nur fur jene die bereit waren sich dem Dienst im Orden zu verpflichten Ab etwa dem Jahr 1000 entstanden parallel zum Aufbluhen der Stadte sogenannte Kathedralschulen Sie bildeten auch Adels und Burgersohne ja sogar Leibeigene aus ohne sie dem Ordensleben zu unterwerfen Die Kathedralschulen die sich besonders stark in Frankreich entwickelten beschrankten den Unterrichtsstoff auf die sieben freien Kunste deren Erlernen schon im alten Rom fur freie Burger charakteristisch war das Trivium Grammatik Logik Rhetorik und das Quadrivium Arithmetik Astronomie Geometrie Musik Gelesen wurden nur wenige anerkannte Schriftsteller der Spatantike und des fruhen Mittelalters wie Boethius Cassiodor oder Isidor von Sevilla Mit den Kreuzzugen bekam das christliche Abendland Kontakt zur Geisteswelt des Islams Viele bildungshungrige Europaer lernten arabische Mathematik Astronomie Medizin und Philosophie kennen in den Bibliotheken des Orients lasen sie erstmals die griechischen Klassiker wie Aristoteles im Mittelalter sehr haufig der Philosoph genannt im Originaltext Auch uber den islamisch besetzten Teil Spaniens kamen viele Impulse besonders nach Frankreich Das damals vorbildliche Ausbildungssystem der islamischen Welt wurde bereitwillig aufgenommen Die Regelungen und Lehrplane der europaischen Kloster und Kathedralschulen taten sich mit der Integration der neuen Inhalte schwer Obwohl Anfang des 12 Jahrhunderts Petrus Abaelardus als einer der Vorreiter dieser Entwicklung noch kirchlicher Verfolgung besonders durch Bernhard von Clairvaux ausgesetzt war liess sich die Entstehung von freien Universitaten nicht mehr verhindern Mit dem Wachstum der erfolgreichen Handelsmetropolen entstanden ab der Mitte des 13 Jahrhunderts auch die Universitaten Bologna Padua Paris Orleans Montpellier Cambridge und Oxford um nur einige Grundungen dieser Zeit zu nennen Schon bald gehorte es fur eine reiche Stadt zum guten Ton bekannte Gelehrte und viele Studenten in ihren Mauern zu beherbergen Die fruhen Universitaten des Spatmittelalters besassen keine festen Gebaude oder Vorlesungsraume Je nach Situation nutzte man offentliche Raume fur Vorlesungen In Italien waren es oft die Stadtplatze in Frankreich Kreuzgange in Kirchen und in England fanden die Vorlesungen nicht selten an Strassenecken statt Erst spater mieteten erfolgreiche Lehrer die von ihren Studenten direkt je Vorlesung bezahlt wurden Raumlichkeiten fur ihre Vorlesungen Und bald gab es schon die ersten Studentenunruhen Auch wenn eine Universitat der Stolz einer Stadt war gab es doch haufig Streitigkeiten mit den in Bunden organisierten Studenten wegen zu hoher Preise fur Kost und Logis und Kritik wegen zu viel Schmutz auf den Strassen oder betrugerischer Gastwirte In Paris gingen die Auseinandersetzungen im Jahr 1229 so weit dass die Universitat nach dem gewaltsamen Tod mehrerer Studenten mit Umsiedlung in eine andere Stadt drohte Papst Gregor IX erliess daraufhin eine Bulle die die Eigenstandigkeit der Universitat von Paris garantierte Fortan konnten zunehmend selbst die machtigen Burgerschaften den Universitaten keine Vorschriften mehr machen Wilhelm von OckhamDer Philosoph Wilhelm von Ockham bekannt durch das Prinzip von Ockhams Rasiermesser und der Nominalismus leiteten das Ende stark theoretischer scholastischer Debatten ein und machten den Weg fur empirische und experimentelle Wissenschaft frei Ockham zufolge sollte sich die Philosophie nur mit Dingen beschaftigen uber die echtes Wissen erreicht werden kann Prinzip der Sparsamkeit engl parsimony Mittelalterliche Vorlaufer der experimentellen Forschung kann man bereits in der Wiederentdeckung des Aristoteles und im Werk Roger Bacons sehen Besonders kritisch aussert sich uber die Scholastiker Nikolaus von Kues Aus prinzipiellen Grunden wendet er sich auch gegen eine Zentralstellung der Erde und nimmt in diesem Punkt das heliozentrische Weltbild des Nikolaus Kopernikus vorweg Kurz vor und nach dem Fall Konstantinopels stromten auch verstarkt byzantinische Gelehrte nach Europa z B Bessarion wie auch bereits vorher byzantinische Kodizes nach Europa gelangt waren etwa durch Giovanni Aurispa Die meisten technischen Errungenschaften des 14 und 15 Jahrhunderts waren nicht europaischen Ursprungs sondern stammten aus China oder Arabien Die umwalzende Wirkung folgte nicht aus den Erfindungen selbst sondern aus ihrer Verwendung Schiesspulver war den Chinesen schon lange bekannt gewesen doch erst die Europaer erkannten sein militarisches Potenzial und konnten es zur neuzeitlichen Kolonialisierung und Weltbeherrschung nutzen In diesem Zusammenhang sind auch die Fortschritte der Navigation wesentlich Kompass Astrolabium und Sextant erlaubten gemeinsam mit weiterentwickeltem Schiffbau das Bereisen der Weltmeere Gutenbergs Druckerpresse machte nicht nur die protestantische Reformation moglich sondern trug auch zur Verbreitung des Wissens bei und damit zu einer Gesellschaft mit mehr Lesekundigen Siehe auch Philosophie des MittelaltersKlima und Landwirtschaft BearbeitenUm 1300 1350 ging die Mittelalterliche Warmzeit in die folgende Kleine Eiszeit uber Das kaltere Klima reduzierte die Ernten Hungersnot Seuchen und Burgerkriege folgten Die wichtigsten Ereignisse waren die Grosse Hungersnot 1315 1317 der Schwarze Tod und der Hundertjahrige Krieg Als die Bevolkerung Europas auf die Halfte abnahm wurde reichlich Land fur die Uberlebenden verfugbar und in der Konsequenz wurde die Arbeit teurer Versuche der Landbesitzer die Lohne gesetzlich zu begrenzen wie mit dem englischen Statute of Labourers 1351 waren zum Scheitern verdammt Es war praktisch das Ende der Leibeigenschaft im grossten Teil Europas In Osteuropa andererseits gab es nur wenige grosse Stadte mit einem lebendigen Burgertum um den Grossgrundbesitzern Paroli zu bieten Daher gelang es diesen dort die Landbevolkerung in noch starkere Unterdruckung zu zwingen Religion BearbeitenDie in Teilen aber keineswegs insgesamt herrschende apokalyptische Stimmung fuhrte vielfach zum Wunsch der direkten Gotteserfahrung Das Bibelstudium vermittelte den Menschen das Bild der einfachen Lebensweise Jesu Christi und der Apostel ein Vorbild dem die existierende Kirche nicht gerecht wurde gerade weil das Papsttum seit 1309 in Avignon Avignonesisches Papsttum residierte und sich immer mehr von den Menschen entfernte Hinzu kam das abendlandische Schisma von 1378 welches erst durch den Konziliarismus beendet werden konnte Konzil von Konstanz Infolge der Glaubenskrise entstanden vermehrt Bettelorden und apostolische Gemeinden die sich dem einfachen Leben widmen wollten Viele davon wurden von der Kirche wegen Ketzerei verfolgt so beispielsweise die Waldenser Katharer oder die Bruder und Schwestern des freien Geistes Im Spatmittelalter traten in ganz Europa aus ahnlichen Grunden Judenverfolgungen auf viele Juden wanderten nach Ostmitteleuropa aus Das Grosse Abendlandische Schisma Bearbeiten Hauptartikel Abendlandisches Schisma Der Papstpalast in AvignonSeit dem fruhen 14 Jahrhundert gelangte das Papsttum zunehmend unter den Einfluss der franzosischen Krone bis hin zur Verlagerung seines Sitzes nach Avignon 1309 Als der Papst 1377 beschloss nach Rom zuruckzukehren wurden in Avignon und Rom unterschiedliche Papste gewahlt mit dem Resultat des sogenannten Abendlandischen Schismas 1378 1417 Die Kirchenspaltung war eine ebenso politische wie religiose Angelegenheit wahrend England den romischen Papst unterstutzte stellten sich seine Kriegsgegner Frankreich und Schottland hinter den Papst in Avignon Italien und insbesondere Rom urteilten in dem Selbstverstandnis der alte Imperiumssitz sei der rechtmassige Ort fur den Sitz der Kirche Jesu Christi Allerdings waren im Thronkampf von Neapel die alteren Anjou notgedrungen fur Avignon Visconti Mailand schwankend aufgrund der Beziehungen zu Frankreich Auf dem Konzil von Konstanz 1414 1418 wurde das Papsttum wieder in Rom vereinigt Obgleich die Einheit der Westkirche danach noch hundert Jahre andauerte und obgleich der Heilige Stuhl einen grosseren Reichtum aufhaufte als jemals zuvor hatte das Grosse Schisma doch irreparablen Schaden verursacht Die inneren Konflikte der Kirche forderten den Antiklerikalismus bei Herrschern und Beherrschten und die Teilung ermoglichte Reformbewegungen mit schliesslich einschneidenden Veranderungen Reformbewegungen Bearbeiten John Wyclif Bearbeiten Hauptartikel John Wyclif Obwohl die Westkirche lange gegen haretische Bewegungen gekampft hatte entstanden im Spatmittelalter innerkirchliche Reformbestrebungen Deren erste entwarf der Oxforder Professor John Wyclif in England Wyclif sprach sich dafur aus die Bibel als einzige Autoritat in religiosen Fragen zu betrachten und lehnte Transsubstantiation Zolibat und Ablasse ab Er ubersetzte auch die Bibel ins Englische Obwohl sie einflussreiche Freunde in der englischen Aristokratie hatte etwa John of Gaunt wurde Wyclifs Partei die Lollarden letztendlich unterdruckt Jan Hus Bearbeiten Hauptartikel Jan Hus Die Lehren des bohmischen Priesters Jan Hus basierten mit wenigen Anderungen auf jenen von John Wyclif Dennoch hatten seine Anhanger die Hussiten viel grossere politische Auswirkungen als die Lollarden Hus sammelte in Bohmen zahlreiche Anhanger und als er 1415 wegen Haresie verbrannt wurde verursachte dies einen Volksaufstand Die folgenden Hussitenkriege endeten zwar nicht mit der nationalen oder religiosen Unabhangigkeit Bohmens aber Kirche und deutscher Einfluss wurden geschwacht Martin Luther Bearbeiten Hauptartikel Martin Luther Portrat Luthers von Lucas Cranach d A Die Reformationszeit liegt genaugenommen nicht mehr im Spatmittelalter doch sie beendete die Einheit der Westkirche die eines der wichtigsten Merkmale des Mittelalters gewesen war Martin Luther ein deutscher Monch loste die Reformation durch seine zahlreiche theologische Fragen betreffende Position aus Die gesellschaftliche Basis dieser Bewegung setzte sich aus Arbeitern Studierenden und Jugendlichen zusammen besonders seine Kritik von Ablasshandel und Busswesen Eine wichtige Station dabei war die Verteilung von 95 Thesen an seine dozierenden Kollegen der Legende nach soll er sie auch an die Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben Papst Leo X hatte 1514 fur den Bau des neuen Petersdoms den Ablasshandel erneuert Luther wurde vom Reichstag zu Worms 1521 aufgefordert seine als Haresie verurteilten Ansichten zu widerrufen Als er sich weigerte belegte ihn Karl V mit der Reichsacht Unter dem Schutz Friedrichs des Weisen von Sachsen konnte er sich zuruckziehen und unter anderem eine vollstandige Neuubersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche anfertigen die 1534 um eine Neuubersetzung des Alten Testaments erganzt wurde Fur viele weltliche Fursten war die Reformation eine willkommene Gelegenheit ihren Besitz und Einfluss zu vergrossern auch das stadtische Burgertum und Bauern konnten von ihr profitieren Gegen die Reformation wendete sich die katholische Gegenreformation Europa war nun geteilt in den protestantischen Norden und den katholischen Suden Grundlage der Religionskriege des 16 und 17 Jahrhunderts Kultur BearbeitenKunst Bearbeiten Spatmittelalterliche Madonna mit Heiligenfiguren um 1410 1420 Die bildende Kunst erfuhr im Spatmittelalter eine enorme Weiterentwicklung Im fruhen 14 Jahrhundert entstanden die Werke Giottos als Vorlaufer der Renaissance In der Malerei spricht man von der nordlichen Renaissance mit Zentrum in den Niederen Landen und der italienischen Renaissance mit Florenz als Angelpunkt Wahrend die nordliche Kunst mehr auf Muster und Oberflachen gerichtet war etwa die Gemalde des Jan van Eyck erforschten italienische Maler auch Bereiche wie Anatomie und Geometrie Die Entdeckung der Fluchtpunkt Perspektive Zentralprojektion die Brunelleschi zugeschrieben wird war ein wichtiger Schritt zu optisch realistischen Darstellungen Die italienische Renaissance erreichte ihren Hohepunkt mit der Kunst Leonardo da Vincis Michelangelos und Raffaels Architektur Bearbeiten Wahrend die gotische Kathedrale in den nordeuropaischen Landern sehr in Mode blieb konnte sich dieser Baustil in Italien nie recht durchsetzen Hier liessen sich die Architekten der Renaissance von klassischen Gebauden inspirieren das Meisterwerk dieser Zeit war Filippo Brunelleschis Dom Santa Maria del Fiore in Florenz Literatur Bearbeiten Hauptartikel Dichtung des Spatmittelalters Die wichtigste Entwicklung in der spatmittelalterlichen Literatur war der zunehmende Gebrauch der Volkssprachen gegenuber dem Latein Beliebt waren Romane die oft die Legende vom Heiligen Gral zum Thema hatten Der Autor der vor allen anderen die neue Zeit ankundigte war Dante Alighieri Seine Gottliche Komodie in italienischer Sprache geschrieben beschreibt zwar eine mittelalterlich religiose Weltsicht in der er auch verankert war siehe Monarchia bedient sich aber dazu eines Stils der auf antiken Vorbildern basiert Andere Forderer des Italienischen waren Francesco Petrarca dessen Canzoniere als erste moderne Gedichte gelten und Giovanni Boccaccio mit seinem Decamerone In England trug Geoffrey Chaucer mit seinen Canterbury Tales dazu bei Englisch als Literatursprache zu etablieren Wie Boccaccio beschaftigte sich Chaucer mehr mit dem alltaglichen Leben als mit religiosen oder mythologischen Themen In Deutschland wurde schliesslich Martin Luthers Ubersetzung der Bibel zur Basis fur die deutsche Schriftsprache Literatur BearbeitenDavid Abulafia Christopher Allmand Michael Jones u a Hrsg The New Cambridge Medieval History Band 5 7 Cambridge 1998 2000 die umfassendste Darstellung des europaischen Spatmittelalters mit sehr ausfuhrlicher Bibliographie Ulf Dirlmeier Gerhard Fouquet Bernd Fuhrmann Europa im Spatmittelalter 1215 1378 Oldenbourg Grundriss der Geschichte 8 Oldenbourg Munchen 2003 ISBN 978 3 486 48831 9 Rezension Willi Erzgraber Hrsg Europaisches Spatmittelalter Wiesbaden 1978 Klaus von See Hrsg Neues Handbuch der Literaturwissenschaft Band 8 Joachim Heinzle Wann beginnt das Spatmittelalter In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur Band 112 1983 S 207 223 Johan Huizinga Herbst des Mittelalters Stuttgart 1975 Klassische Darstellung Peter Moraw Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung Das Reich im spaten Mittelalter 1250 bis 1490 Propylaen Verlag Berlin 1985 ISBN 3 549 05813 6 Malte Prietzel Das Heilige Romische Reich im Spatmittelalter Geschichte kompakt Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2004 ISBN 3 534 15131 3 Einfuhrung zur politischen Geschichte Deutschlands im Spatmittelalter Hans Friedrich Hellmut Rosenfeld Deutsche Kultur im Spatmittelalter 1250 1500 Handbuch der Kulturgeschichte Band I 5 Wiesbaden 1978 ISBN 3 7997 0713 1 Bernd Schneidmuller Grenzerfahrung und monarchische Ordnung Europa 1200 1500 Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 61357 9 Ernst Schubert Einfuhrung in die deutsche Geschichte im Spatmittelalter 2 bibliographisch aktualisierte Auflage Primus Verlag Darmstadt 1998 ISBN 3 89678 313 0 John Watts The Making of Polities Europe 1300 1500 Cambridge Medieval Textbooks Cambridge 2009 gutes Uberblickswerk mit kommentierter Bibliographie Weblinks Bearbeiten Wiktionary Spatmittelalter Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenAnmerkungen Bearbeiten Siehe einfuhrend Ulf Dirlmeier Gerhard Fouquet Bernd Fuhrmann Europa im Spatmittelalter 1215 1378 Munchen 2003 S 153 ff Vgl auch Bernd Schneidmuller Konsens Territorialisierung Eigennutz Vom Umgang mit spatmittelalterlicher Geschichte In Fruhmittelalterliche Studien 39 2005 S 225 246 Vgl dazu die Beitrage von Walter Buckl Hrsg Das 14 Jahrhundert Krisenzeit Regensburg 1995 Elke Goez Geschichte Italiens im Mittelalter Darmstadt 2010 S 252 ff Christopher Allmand Hrsg New Cambridge Medieval History Band 7 Cambridge 1998 S 547 ff Normdaten Sachbegriff GND 7503823 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spatmittelalter amp oldid 235529102