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Bettelorden oder Mendikanten Orden von lateinisch mendicare betteln sind christliche Ordensgemeinschaften die gemass Ordensregeln dem evangelischen Rat der Armut in besonderem Mass verpflichtet sind Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Arbeit und aus Schenkungen an den Orden bzw an die jeweilige Ordensniederlassung fruher auch durch das sogenannte Terminieren von lateinisch terminare begrenzen das Sammeln von Almosen in einem zugeteilten Bezirk Das Betteln ist fur die Bettelorden nicht mehr begriffsnotwendig Die Bettelorden hatten schon im Spatmittelalter Besitz Ihre Besitzfahigkeit wurde vom Tridentinum bestatigt Der Begriff ist zur blossen Klassifizierung verblasst 1 Er wird im CIC 1983 weiterhin verwendet Er soll von Theorie und Praxis her uberholt 1 sein und sich wegen ihrer zunehmenden Haupttatigkeit zur Bezeichnung als Predigerorden gewandelt haben Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliche Entwicklung 2 Die Bettelorden in der mittelalterlichen Gesellschaft 2 1 Bettelorden und Stadtgesellschaft 2 2 Inquisition 2 3 Antijudaismus 3 Struktur 4 Bettelordenskirchen 5 Orthodoxie 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 Literatur 9 EinzelnachweiseGeschichtliche Entwicklung BearbeitenSchon vor den Bettelorden gab es in der mittelalterlichen Kirche eine breite Bestrebung die Vita apostolica zu praktizieren Da diese Bewegungen z B Humiliaten Waldenser von der Kirche nicht anerkannt und genehmigt wurden entwickelten sie sich teilweise zu gegenkirchlichen Bewegungen und gerieten in den Verdacht der Nahe zur Haresie Erst eine neue Politik der Kirche vor allem des Papstes Innozenz III machte diese Bestrebungen in den Bettelorden fur die Kirche nutzbringend Die abendlandischen Bettelorden sind im 13 Jahrhundert als Reformorden entstanden Sie gehen uber die Forderung der zuvor existierenden Ordensgemeinschaften auf personlichen Besitz zu verzichten hinaus indem sie auch fur ihre Gemeinschaften jeglichen Besitz ablehnen Auch sind die mannlichen Mitglieder nicht wie die Angehorigen monastischer Orden an ein bestimmtes Kloster gebunden sondern konnen von der Ordensleitung versetzt werden Das Zweite Konzil von Lyon 1274 verbot alle Orden die nur vom Betteln leben wollten Ausgenommen wurden nur die Dominikaner die Franziskaner mit den Abspaltungen Minoriten und Kapuziner sowie die Klarissen Karmeliten und Augustiner Eremiten wurden vorlaufig geduldet und 1298 approbiert Diese vier sind die klassischen Bettelorden Kleinere das Verbot uberlebende oder trotz Verbots neu gegrundete sich an den klassischen Bettelorden orientierende Orden wurden spater ebenfalls zu den Bettelorden gezahlt so unter anderem die Serviten Mercedarier Trinitarier und der Orden vom Heiligen Kreuz seit 1318 Privileg eines Bettelordens 1993 zahlte man in der katholischen Kirche 17 Bettelorden Die Bettelorden breiteten sich noch im 13 Jahrhundert sehr rasch uber das ganze christliche West und Mitteleuropa aus Eine wesentliche Triebkraft ihrer Entwicklung waren die eschatologischen Erwartungen jener Zeit insbesondere bei den Franziskanern und die Hoffnung auf ein vergeistigtes Christentum die durch Vorhersagen des Joachim von Fiore geschurt worden waren Das Gebot der Besitzlosigkeit zog jedoch Konflikte innerhalb der Orden nach sich insbesondere als viele Studierte den Orden beitraten da es fur sie nur schwer moglich war in den Stadten ein apostolisches Leben in Armut zu fuhren und da die Orden Studienhauser nicht ohne eigenen Grundbesitz und ohne Bibliotheken betreiben konnten 1250 1260 kam es zum Bettelordenstreit Pariser Weltklerusprofessoren bestritten den Bettelorden das Recht Seelsorge und Lehrtatigkeiten an der Universitat auszuuben Erst Papst Alexander IV setzte sich massiv fur sie ein und erneuerte 1256 ihre Privilegien nachdem sie ihnen erst 1254 entzogen worden waren Johannes XXII verwarf allerdings im Jahr 1329 die radikal franziskanische Tradition und das Ideal des apostolischen Lebens in seiner Bulle Quia vir reprobus da die Bettelorden zu einer gefahrlichen Konkurrenz der Amtskirche wurden Die beiden grossen Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner blieben jedoch noch fur mehr als ein Jahrhundert Schwerpunkt religiosen und wissenschaftlichen Lebens der Zeit Aus ihnen sind zahlreiche grosse Theologen Scholastiker wie Mystiker beruchtigte Vertreter der Inquisition bedeutende Seelsorger wie z B Berthold von Regensburg und Dichter wie Jacopone da Todi und Thomas von Celano stabat mater dies irae hervorgegangen Die Bettelorden in der mittelalterlichen Gesellschaft BearbeitenBettelorden und Stadtgesellschaft Bearbeiten Anders als die bis dahin bekannten Orden suchten sie nicht die raumliche Abgeschiedenheit sondern liessen sich bevorzugt in den Stadten nieder Ihre mannlichen Ordenszweige entfalteten dort eine reiche Tatigkeit als Prediger Lehrer und Seelsorger Dadurch gewannen sie grossen Einfluss auf das religiose Leben der aufstrebenden mittelalterlichen Stadte Adressaten ihrer Predigttatigkeit waren neben den Armen auch die religiosen Frauenbewegungen 2 so v a die Dominikaner Die Bettelorden waren eine unentbehrliche Einsatztruppe der Kirchenleitung 3 und beherrschten lange Zeit die Wissenschaft Nachdem sie sich von ihrem eschatologischen Radikalismus gelost hatten und von haretischen Elementen gereinigt waren bei den Franziskanern waren dies v a ihre joachimitischen Abspaltungen erwiesen sie sich als Instrumente der Durchsetzung papstlicher Machtanspruche gegenuber den Ortsbischofen Sie trugen mit ihren neuen Frommigkeitsformen und ihrem Bestreben nach Einfachheit und Verstandlichkeit der Lehre dazu bei den kirchlichen Einfluss in breiten und auch armeren und ungebildeten Schichten der schnell wachsenden Stadte zu verankern Inquisition Bearbeiten Papst Gregor IX 1227 1241 beschritt einen neuen Weg in der Ketzerbekampfung Anstelle der eigentlich dafur zustandigen Bischofe die ihrer Aufgabe nur mangelhaft nachkamen berief er 1227 erstmals eigene papstliche Sonderbeauftragte als Inquisitoren die in Deutschland nach Ketzern fahnden sollten Diese Vorgehensweise bei der nicht die Bischofe sondern der Heilige Stuhl selbst aktiv wird wird auch als papstliche Inquisition bezeichnet In weiterer Folge entband Gregor IX die Bischofe von der Untersuchungspflicht und beauftragte kunftig uberwiegend Dominikaner mit der Ketzerverfolgung Einer der beruchtigsten Inquisitoren war der Dominikaner Heinrich Kramer der 1486 eine Darstellung des Inquisitionsprozesses im Hexenhammer malleus maleficarum veroffentlichte Antijudaismus Bearbeiten Die Bettelorden Franziskaner Dominikaner Karmeliten und Augustiner Eremiten strebten eine einheitlich christlich geformte Kultur an Dabei entwickelten sie im spaten Mittelalter eine judenfeindliche Haltung Weder die Franziskaner noch die Dominikaner waren durch ihre Namensgeber Franziskus von Assisi und Dominikus judenfeindlich vorgepragt im Unterschied zu den Augustiner Eremiten und deren Namensgeber Augustinus von Hippo alle Bettelorden waren jedoch von Anfang an auch im Kampf gegen Haretiker wie die Katharer missionarisch engagiert und befurworteten teilweise zwangsweise Methoden der Judenmission etwa Zwangstaufen Zeitweise wurden auch Zwangspredigten institutionalisiert 4 Unter Androhung von Strafen wurden Juden gezwungen christliche Predigten zu besuchen Der judische Handler und Geldleiher wurde als Gegenbild zu dem von den Bettelorden vertretenen Armutsgedanken aufgebaut Das Judentum diente somit als dunkle Folie vor der das Christentum zu leuchten begann Das Wort schlimmer als die Juden wurde in den Predigten zur stereotypen Grundformel mit der lasterhaftes Verhalten unter Christen gebrandmarkt und verurteilt wurde 5 Struktur BearbeitenDie innere Organisation der Bettelorden weist deutliche demokratische Elemente auf Die Bruder mit ewiger Profess in einer Ordensprovinz wahlen Vertreter die in uberregionalen Versammlungen den Provinzkapiteln bzw Generalkapiteln die Ordensoberen wahlen also die Provinzialprioren Dominikaner oder Provinzialminister Franziskaner bzw den Generalprior oder Generalminister Diese Leitungsamter sind anders als bei den alteren monastischen Orden Amter auf Zeit Bettelordenskirchen BearbeitenDie weitraumigen zunachst recht schlichten Bettelordenskirchen wurden als Predigtkirchen fur grosse Volksmengen errichtet bald mit einer Kanzel auf der Mitte einer Langseite ausgestattet und beeinflussten damit den Kirchenbau des Hoch und Spatmittelalters insbesondere die spateren Hallenkirchen Die Klosteranlagen wurden den stadtischen Verhaltnissen angepasst im Unterschied zu den traditionellen Monchsgemeinschaften die sich mit ihren Klostern auf dem Land meist weit weg von den Stadten angesiedelt haben Orthodoxie BearbeitenDie Orthodoxe Kirche kennt keine Bettelorden nach ihrem Ideal sollen Monche sich durch eigene Arbeit ernahren und Almosen sollen den unfreiwillig Armen zugutekommen Siehe auch BearbeitenArmutsstreit Samana Monch Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Bettelorden Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Vita Religiosa Orthodox Rabbinic Statement on Christianity To Do the Will of Our Father in Heaven Toward a Partnership between Jews and Christians In cjcuc org 3 Dezember 2015 abgerufen am 15 Januar 2023 englisch 6 Literatur BearbeitenDieter Berg Bettelorden und Stadt Bettelorden und stadtisches Leben im Mittelalter und in der Neuzeit Saxonia Franciscana 1 Dietrich Coelde Verlag Werl 1992 Dieter Berg Armut und Geschichte Studien zur Geschichte der Bettelorden im Hohen und Spaten Mittelalter Saxonia Franciscana 11 Dietrich Coelde Verlag Werl 1999 Isnard Wilhelm Frank Bettelorden In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 2 Herder Freiburg im Breisgau 1994 Sp 341 342 Karl Suso Frank Geschichte des christlichen Monchtums Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988 S 86 108 Einzelnachweise Bearbeiten a b Isnard Wilhelm Frank Bettelorden In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 2 Herder Freiburg im Breisgau 1994 Sp 341 Herbert Grundmann Religiose Bewegungen im Mittelalter Untersuchungen uber die geschichtlichen Zusammenhange zwischen der Ketzerei den Bettelorden und der religiosen Frauenbewegung im 12 und 13 Jahrhundert und uber die geschichtlichen Grundlagen der deutschen Mystik Berlin 1935 Darmstadt 4 Aufl 1977 Den Begriff der Frauenbewegung fuhrte ein Herman Haupt Artikel Beginen und Begharden In Realencyclopadie fur protestantische Theologie und Kirche 3 Aufl 1 1897 S 516 526 Kurt Flasch Das philosophische Denken im Mittelalter Stuttgart Reclam 2 Aufl 2000 S 395 zur Rolle der Mendikanten an den Universitaten vgl S 394 ff Klaus Lohrmann Die Papste und die Juden 2000 Jahre zwischen Verfolgung und Versohnung Patmos Dusseldorf 2008 ISBN 978 3 491 35014 4 S 200 Martin H Jung Christen und Juden Die Geschichte ihrer Beziehungen Darmstadt 2008 S 109 111 Der judisch katholische Dialog lebt Zwei neue theologische Dokumente von Qualitat In feinschwarz net 10 Dezember 2015 abgerufen am 21 August 2023 Jehoschua Ahrens Elias H Fullenbach Barbara Rudolph Erklarung orthodoxer Rabbiner Stimme aus der Mitte In www reformiert info de 15 Dezember 2015 abgerufen am 21 August 2023 Ein Gesprach aufgezeichnet von Anna Neumann Normdaten Sachbegriff GND 4145088 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bettelorden amp oldid 236626007